Minden Kurier
Story
Samstag • 17. Januar 2015
2
Sandra Eichhorn
Telefon (0571) 509255-22 s.eichhorn@minden-kurier.de
Sexualstraftaten in Minden
Erschütternd, schockierend Mutterglück und traumatisch
Hallöchen! Ultraschalluntersuchungen, Toxoplasmose Screening, Feststellung von Antikörpern gegen Ringelröteln und Windpocken, Zytomegalie-Test, Ersttrimester-Screening/Nackenfaltenmessung… Krankenkassen haben sich auf den Trend zur späten Schwangerschaft eingestellt und bieten den Frauen immer mehr Möglichkeiten an, um die Entwicklung des werdenden Lebens nicht zu gefährden. Das Risiko soll so gering wie möglich gehalten werden. Toll, was es so alles für die Menschen gibt. Wir Piepmätze haben ja nicht einmal Verhütung im Repertoire… Bei uns geht`s einfach los, wenn im Frühling die Gefühlssicherungen durchknallen. Die Zahl der Frauen, die jenseits der 35 beziehungsweise 40 schwanger werden, steigt bundesweit und natürlich auch im Kreis Minden-Lübbecke. 87 mindestens 40-jährige Frauen waren es 2013, die ihr erstes Baby zur Welt brachten. Das sind 3,5 Prozent im Kreis, bundesweit sogar 4,1 Prozent der Mütter. Rockröhre Gianna Nannini war 54 Jahre alt und wurde erstmals Mutter, Hollywood-Star Nicole Kidman zählte bei ihrem ersten Kind 41 Jahre… Also, wenn es die Prominenz tut?! Nimmt man allerdings den Durchschnitt, dann sind die Frauen heute bei der Geburt ihres ersten Kindes 29 Jahre alt. 1970 waren Erstgebärende im Schnitt fünf Jahre jünger. 31 Prozent der Mütter beschränken sich auf ein Kind, fast jede zweite bekommt zwei Kinder. Dann wird es weniger: 15 Prozent gebären drei Kinder, sechs Prozent vier oder mehr. Wir allerdings, wir haben aufgehört zu zählen… Bis dahin. Ihr
MiSpa
Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch gehören zu den schlimmsten Dingen, die einem Menschen widerfahren können – das zeigt auch die schockierende Tat an Silvester, bei der eine junge Frau zum Opfer sexueller Gewalt wurde. Die Polizei berichtet von 118 Sexualdelikten im Jahr 2013, der Verein Wildwasser hat im vergangenen Jahr 150 Opfer beraten. Doch wie hoch die Dunkelziffer der Sexualstraftaten in Minden wirklich ist, kann niemand so genau sagen.
D
ie schreckliche Tat in der Silvesternacht hat ganz Minden schockiert: Am Neujahrsmorgen gegen 1 Uhr wurde eine 25-jährige Mindenerin an der Ecke Kaisers t r a ß e / Hau s b e r ge r Straße von zwei Männern brutal angegriffen und anschließend sexuell missbraucht, als sie nur kurz Zigaretten kaufen wollte. Wie die Polizei berichtet, hat die Tat die Frau sehr mitgenommen, sie ist stark traumatisiert und erlitt nicht unerhebliche Verletzungen. Zwar konnte mithilfe ihrer Angaben ein Phantombild veröffentlicht werden, eine heiße Spur gebe es bislang aber nicht. Diese Tat ist jedoch kein Einzelfall: Bei der
Polizei werden jährlich rund 20 Vergewaltigungen oder Vergewa ltigungsversuche zur Anzeige gebracht, insgesamt wurden 118 Sexualdelikte im Jahr 2013 bearbeitet, darunter fallen auch sexueller Missbrauch bei Kindern und exhibitionistische Handlungen. Hierbei handelt es sich nach Auskunft von Gunda Evers, Leiterin des Kriminalkommissariats f ür Vorbeugung und Opferschutz bei der heimischen Kreispolizeibehörde, immer nur um die angezeigten Fälle - die Dunkelziffer liege weitaus höher. Evers schätzt, dass nur 10 Prozent der Straftaten auch zur Anzeige gebracht werden, was vor allem daran liege, dass es sich meist um Beziehungstaten handelt, bei denen Opfer und Täter sich kennen. Diese Ei nschätzung teilt
auch Carisma-Miriam Krech vom Wildwasser-Verein in Minden, einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen. Der Großteil der Täter sei kein reiner Fremdtäter: „Meistens gibt es vorher Situationen, in denen eine erste Kontaktaufnahme stattgefunden hat, sei es bei öffentlichen Vera nsta ltungen oder im Internet“, erklärt Krech. Vor allem bei sexuellem Missbrauch an Kindern komme der Täter in den allermeisten Fällen aus dem familiären oder sozialen Umfeld. Aus diesem Grund seien die gefährlichsten Orte die Wohnungen der Opfer oder der Täter, so Gunda Evers von der Kreispolizeibehörde, und nicht, wie häufig vermutet, Parkhäuser oder das Glacis. •
Gunda Evers, Leiterin des Kriminalkommissariats für Vorbeugung und Opferschutz bei der heimischen Kreispolizeibehörde.
Über Wildwasser Der Wi ldwasser verein Minden berät und unterstützt Mädchen und Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Mit nur anderthalb Personalstellen kann leider nicht so viel getan werden, wie der Verein gern möchte. „Wir werden viel stärker nachgefragt, als unsere Kapazitäten es hergeben“, erklärt Carisma-Miriam Krech. Bei weniger akuten Fällen gibt es sogar Wartezeiten bis zu vier Monaten. „Bei akuten Krisensituationen vergeben wir aber immer einen Termin innerhalb einer Woche“, erklärt sie. Wer den Verein unterstützen möchte, kann mit einer Spende aushelfen – auf der Homepage www. wildwasser-minden.de finden Sie alle Infos.
Info Laut Zahlen des Wildwasser-Vereins macht etwa jedes 4. bis 5. Mädchen und jeder 9. bis 12. Junge mindestens einmal vor seinem 18. Lebensjahr eine sexuelle Gewalterfahrung.