ERNÄHREN
ALGEN
Pulver und Pastillen aus den Mikroalgen Spirulina und Chlorella, die aufgrund ihres Gehalts an Protein, essenziellen Fettsäuren und Vitamin B12 als Superfood angepriesen werden. Qualität und Vorteile dieser Nahrungsergänzungsmittel werden jedoch kontrovers diskutiert. Die Ingredienzen variieren
Pia Martin, Ernährungsexpertin bei der Migros-Gesundheitsplattform iMpuls, plädiert für einem ausgewogenen und abwechslungsreichen Menüplan. In dessen Rahmen, sagt sie, könnten Grossalgen auch in Bezug auf einige ihrer Inhaltsstoffe eine gute Ergänzung sein. «Nicht jede Alge enthält jedoch genau die gleichen Ingredienzen, und die Werte schwanken abhängig von Sorte, Erntezeit, Anbaugebiet und Verarbeitung». Vitamin B12 ist zudem fast nur in der Nori-Alge in einer für den Körper verwertbaren Form vorhanden. Aufmerksamkeit gebührt dem Jodgehalt, der bei Braunalgen sebr hoch sein kann. Die Schweiz ist zwar ein Jodmangelland, zu viel Jod ist der Gesundheit aber ebenfalls abträglich. «Als sicher gelten 0,5 Milligramm pro Tag», so Pia Martin. Bei sehr jodhaltigen Sorten, etwa der Kombu, können bereits zehn Gramm getrocknete Algen diesen Wert mehrfach übersteigen. Daher: Produkte mit auf der Verpackung aufgedrucktem Jodgehalt und empfohlener Verzehrmenge kaufen. Und: Algen nur ab und zu – dann dafür doppelt – geniessen. l
Superfoods Algen, aber auch Früchte, Nüsse, Gemüse und Kräuter, die eine hohe Konzentration an Nährstoffen enthalten, gelten als Superfoods. Was ist besser: importierte oder einheimische Superfoods? migros-impuls.ch/superfood
30 Vivai 2018
”Algen lassen sich auf Dächern kultivieren„ Alexander Mathys, Professor für nachhaltige Lebensmittelverarbeitung an der ETH Zürich, erforscht neue Eiweissquellen, unterstützt von der Migros. Herr Mathys, sind Mikroalgen das Fleisch der Zukunft?
Das nicht. Der Gesundheit und der Umwelt zuliebe müssen wir aber den Fleischkonsum reduzieren. Daher wird erforscht, mit welchen Rohstoffen alternative Lebensmittel mit hochwertigem Eiweiss hergestellt werden können. Als pflanzliche Proteinlieferantinnen sind da Mikroalgen definitiv eine Zukunftsquelle. Was macht sie abgesehen davon interessant?
Sie haben Vorteile, die sich auf die Nachhaltigkeit der Produktion auswirken: Anders als tierische Quellen müssen sie nicht gefüttert werden, sie lassen sich auf ungenutzten Flächen wie Dächern kultivieren, als Einzeller wachsen sie sehr schnell, und sie können das Treibhausgas CO2 binden.
Sie sind somit in der Produktion nachhaltiger als die für uns auch neue Eiweissquelle Insekten?
Um das zu beurteilen, bräuchte es Vergleichszahlen aus grossen industriellen Produktionen. Beides gibt es noch nicht. Bei den Mikroalgen ist man erst daran, Systeme für einen effizienten und konkurrenzfähigen Anbau zu entwickeln. Ebenso Methoden, um das Protein der Algen effizient und schonend für die Weiterverarbeitung in Lebensmitteln aufzubereiten.