Indien Fur Sie - Hannover Messe 2015

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eine Einladung von

Modi an Deutschland


Special

INDES

VOL. 7 Number 1

BIZ@INDIA

INDES

www.india-magazine.com

Number 63

Vibrant Gujarat

HORS SERIE

WTM Special

The World’s Window to India

La fenêtre sur I’Inde pour le monde francophone Numéro 67 . Narendra Modi en France 2015

Nov-Dec 2014

Issue No. 21 Jan-Feb 2015

Number 02 März-April 2015

January-February 2015

NareNdra Modi eN FraNce

MAKE IN INDIA

Dossier Abenteuertourismus in Indien

Dossier

Mission für das aktive Wachstum

Medical Tourism in India From enigma to reality

La Rochelle Feel the breath of the Atlantic

5 things to do Chicago: America Par Excellence

Kultur

City Break

Karnevalsgesänge in Goa

Udaipur Where nature meets heritage

Culture

Reunion

island

Ramleela Personifying Divinities

Durga Puja

For leisure and adventure

Celebrating the ViCtory

L 13537 - 67 H - F: 8,00 € - RD

62

UK 4 GBP - EUROPE 8 € UAE: 18 AED - KSA: 18 SAR INDIA: 200 INR - CAN: 9,95 CAD DOM: 7,20 € - A: 7,50 € Oman RO: 1.8 USA: 8 USD OTHER COUNTRIES 9 € ISSN: 1950-3482

orchha

Nostalgische schöNheit

France métropolitaine: 8 €, DOM: 8.9 €, Belgique: 9 €, CAN: 11,95 $CAD, MAR: 90 MAD, Europe et Afrique: 10 €, Autres pays: 11 € Numéro ISSN: 1767-5952

DéfEnsE

EspacE

BusinEss

Une rare opportunité pour les entreprises françaises

Une vieille relation basée sur la confiance

Smart Cities Une mise en œuvre intelligente

From the Cockpit: Low-cost ‘wings’ for Indian travellers

UK 4 GBP - E UROPE 8 € UAE: 18 A ED - KSA: 18 S AR INDIA: 200 I NR - C AN: 9 ,95 CA D DOM: 7,20 € - A: 7 ,50 € Oman RO: 1.8 USA: 8 USD OTHER COUNTRIES 9 € ISSN: 1950-3482


Herausgeber Ranvir Nayar

Chefredakteur

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Ranvir Nayar

Redaktionsdirektor Santosh Goenka

Ratgeber der Redaktion Rajendra Shende

Korrektoren Anna Kröger, Jasleen Kaur, Shweta Keshri Jacqueline Zigante, David Herlitz-London

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Editorial Team Ameeta Agnihotri Anupam Chanda Alexandre Classens Karthik Davey Mireille-Joséphine Guézennec Jasleen Kaur Venkata Krishna Raju Kane Anil Nair Christine Nayagam S Ramachandran Gayatri Ramanathan Sandeep Silas Lucie Simonel Manjeet Singh Shweta Keshri Shivani Unnikrishnan John West Yerinne Park

Graphiker Anita Channer, Hitesh Mehta, Priyankar Bhargava

Netz Gourav Lakhanpal, Manoj Upadhyay, Pramod Kandpal, Ratan Singh

Fotografen Ira Gur-Aryeh, Ishan Sharma, Piyush Sekhsaria Sas, Shashi Sahai, Sudharak Olwe,Yerinne Park

Bildnachweis Bilder für Holi aus dem Stadtpalast in Udaipur stammen vom Medienbüro, Eternal Mewar und dem Stadtpalast in Udaipur

Geschäftliche Kommunikation (contact@mediaindia.eu) Marc Seviran, Sameer Mohammad

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Herausgegeben von MEDIA INDIA GROUP Capital: 20 000 euros SIREN N: 453 030 371 Presseausschuss: 0708 K 84914 ISSN: 1767-5952 Rechtsabteilung: April 2015 Datum der Veröffentlichung von Nr 3 April 2015 Gedruckt bei: Imprimerie Jouve 53100 Mayenne France

I

ndien und Deutschland sind für einander geschaffen,” sagt Ministerpräsident Narendra Modi während eines Besuchs des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier in Indien im September 2014. Es stimmt, denn Deutschland ist Indiens größter Handelspartner in Europa, der fünftgrößte Handelspartner der Welt, die acht-größte Quelle von FDI und zweit-größter Partner in Bezug auf technische Kollaborationen. Es gibt regelmäßige gegenseitige Auswechslungen, selbst auf dem höchsten Level. Der ehemalige Ministerpräsident Manmohan Singh hat Deutschland dreimal einen Besuch abgestattet, während die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Indien zweimal innerhalb der letzten vier Jahre besucht hat. Nun wird Modis Besuch in Deutschland, bei dem er die Hannover Messe im April eröffnet, die strategischen Beziehungen einen Schritt vorwärts bringen. Indien ist bei der Messe als Partnerland vertreten. Indiens wirtschaftliche Absichten und das Programm der Regierung unter Modi werden im Mittelpunkt des Besuchs Modis in Deutschland stehen. In diesem Zusammenhang rücken wir den Fokus auf einige der Hauptthemen und Initiativen der Modi-Regierung und der indischdeutschen Verbindung in diesen Bereichen. “Make in India” ist ein Programm, welches wie für Deutschland gemacht zu sein scheint, ein technischer Gigant und auch eine der größten Märkte für die indischen technischen Exporte. Kürzlich wurde eine zweiwöchige “Make in India”-Veranstaltung in Frankfurt abgehalten, einschließlich einer Reihe von Veranstaltungen, die die Initiativen darstellten, um Indien zu einem bevorzugten Investitionsland zu machen. Da Hannover bereit ist, die “Make of India” zu präsentieren, glauben die Ministerien für Klein- und Großunternehmen, dass die Messe eine führende Rolle übernehmen kann, um diese Initiative erfolgreich zu machen. Sein Ministerium als die Basis der “Make of India” betrachtend, spricht Kalraj Mishra über die Investitionsmöglichkeiten für den europäischen Markt im MSME Sektor. Anupam Shah,Vorsitzender des Rats für die Förderung technischer Exporte glaubt, dass die Ingenieurswissenschaften im Zentrum der “Make of India”-Kampagne stehen und dass die Hannover Messe daher eine einzigartige Gelegenheit ist. Neben den Ingenieurswissenschaften, kann auch die Produktion von Abwehrmaßnahmen eine Goldgrube für die europäischen Geschäfte in Indien sein. Die ansässigen Unternehmen haben sich der erfolgreichen Seite angeschlossen, indem sie durch Kooperationen die Abwehrmöglichkeiten breiter fächern. Ein Beispiel dafür is Punj Lloyd, ein technischer Dienstleister.Wachsende Geschäftsbeziehungen sind der Grund für und haben Auswirkung auf unorganisches Wachstum, dass durch Zusammenschließungen und Übernahmen entsteht. Indiens wachsende makroökonomische Indikatoren und eine neue unternehmensfreundliche Regierung werden wahrscheinlich zu einem Anstieg im indisch-europäischen M&A Handel sorgen. Ein anderer Bereich für indisch-deutsche Zusammenschlüsse ist Indiens Versuch “100 Smart Cities” in Indien zu errichten. Staaten wie die USA, Japan und Deutschland haben sich bereits dem Programm angeschlossen und weitere werden höchstwahrscheinlich folgen. Indien kann definitiv alle Unterstützung gebrauchen, die es bekommen kann. Eine rapide Urbanisierung Indiens und ein wachsender wirtschaftlicher Erfolg der Bevölkerung haben außerdem zu einem starken Anstieg in der Abfallerzeugung in den Städten und Dörfern gleichermaßen, geführt. Dies ist ein Bereich, in dem deutsche Unternehmen eine führende Rolle übernehmen können, um Indien zu helfen, das Abfallaufkommen zu bewältigen. Eine weitere Herausforderung für das Land ist die Entwicklung einer Talentschmiede und der Ausbildung der jungen Arbeitskräfte für Anstellungen. “Skill India” sieht sich vielen Herausforderungen gegenüber, so wie der Mobilisierung, der passenden Ausbildungspartner, effektivem Management der Interessenvertreter, dem Ungleichgewicht zwischen den Absichten der Jugend und der Arbeitsmöglichkeiten, Arbeitsrecht und Mangel an Ausbildungseinrichtungen. Um dem starken Defizit bezüglich des Energiebedarfs und der Energiebereitstellung entgegenzutreten, bricht Indien in einen Spurt in Richtung der Generation der erneuerbaren Energien auf, um diese Lücke zu überbrücken. Die Regierung hat es sich selbst zum Ziel gesetzt, 175GW an erneuerbaren Energien bis 2022 zu erzeugen. Und hier kommt wieder die deutsche Erfahrung als europäischer Führer in Bezug auf grüne Energie zugute. Modi hat noch viel Arbeit vor sich, ebenso wie zahlreiche Möglichkeiten für Indien und Deutschland, um sicherzustellen, dass die gesunden Geschäftsbeziehungen auch weiterhin wachsen und gedeihen.


I n h a lt INDIEN FüR SIE Hannover Messe 2015

16

32

06 Interview KALRAJ MISHRA, Indischer Minister für mikro-, klein- und mittelständische Unternehmen Anupam Shah, Vorsitzender, EEPC

10 Strategie

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Europe – India M&A Dynamischer Aufbau

22 Eingehend Make in India Powered by Germany Das Verlangen nach ‘smarter’ Umsetzung

38 Sektoren

Deutschland Indiens natürlicher Wirtschaftspartner in der EU

Indien setzt auf saubere Energie

Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Indien und der EU

Pharmazeutika Eine gesunde Beziehung aufbauen

Abfallmanagement Eine Fülle von Möglichkeiten Eine Goldgrube für die EU-Wirtschaft Destination Indien T für Tourismus Abfallmanagement Eine Fülle von Möglichkeiten Eine Goldgrube für die EU-Wirtschaft Maschinenbau Der Kern der indischen Industrie



Interview

Staatsgesicherte Anleihen Während die Regierung sich Herausforderungen wie Kreditbürgschaften stellen muss, die Indiens Wachstum gefährden, sind mikro-, klein- und mittelständische Unternehmen (MSMEs) laut Kalraj Mishra das Fundament auf dem eine ökonomische Entwicklung Indiens aufgebaut werden kann. KALRAJ MISHRA, Indischer Minister für mikro-, klein- und mittelständische Unternehmen

Ranvir Nayar

Was erwarten Sie sich von der Hannover Messe und welche Rolle spielen die europäischen Länder und Unternehmen für das Wachstum der MSMEs in Indien? Premierminister Narendra Modi wird die Ausstellung in Hannover dieses Jahr eröffnen. Wenn ich nun sage, dass unser Ministerium für MSME die Basis für Indiens wirtschaftliches Wachstum ist, übertreibe ich nicht. Was die europäischen Länder und Unternehmen angeht, spielen sie eine große Rolle für das Wachstum von MSMEs in Schwellenländern

Drittens gibt es den sogenannten Tools Room für die Ausbildung im technischen Bereich 06

Hannover Messe 2015 INDIEN FüR SIE

wie Indien. Bezogen auf die geografische Vielfalt Indiens und die starke Abhängigkeit von der Landwirtschaft wird deutlich dass MSMEs für das ökonomische Wachstums des Indiens der Zukunft essenziell sind. Europa stellte sich als besserer Standort für KMUs heraus. In den letzten Jahren zeichnete sich laut Bericht des interministeriellen Kommittees für sportliche Förderung ab, dass die Beteiligung von Europäischen Ländern und Unternehmen am Wachstum im MSME Sektor gestiegen ist und immer wichtiger wird.

Mit der Etablierung von Fähigkeitsentwicklung im Land, würden die MSMEs nicht mehr unter Arbeitskräftemangel leiden


Interview

Welchen Herausforderungen stellen sich Europäische Unternehmen im Indischen Markt? Eine der Hauptschwierigkeiten für Unternehmer aus Europa im Indischen Markt ist der Mangel an Bekanntheit. Hinzu kommen außerdem zahlreiche andere Herausforderungen, welchen wir allerdings versuchen entgegenzuwirken. Wir als Ministerium wollen den Einstieg in das indische Geschäft für ausländische Firmen einfacher machen. Ich bin überzeugt, dass wir auch die oben genannten Probleme lösen werden. Wie kann die Regierung den Zugang der MSMEs auf finanzielle Unterstützung garantieren? Staatsgesicherte Anleihen sind die Hauptschwierigkeit im Moment. MSME hat bereits den Credit Guarantee Trust Fund ins Leben gerufen, um den finanziellen Hindernissen entgegenzuwirken, die sich vor Existenzgründern auftun. Der Credit Guarantee Trust Fund umfasst 840 Milliarden INR und ist der zweitgrößte Sicherungsfond nach den USA. Hierdurch können wir eine Menge finanziellen Druck von den Unternehmensgründern nehmen und sie in ihrem Vorhaben ermutigen. Nichtsdestotrotz ist es immer noch nicht möglich alle finanziellen Schwierigkeiten seitens der Banken aus dem Weg zu räumen. Ginge es nach uns, würden wir zinslose Darlehen für Unternehmensgründer garantieren. Wann wurde der Credit Guarantee Trust Fund gegründet und wie viel davon wurde bereits verwendet? Wir versuchen hier stark die Zentralregierung mit einzubinden da das Wirtschaftswachstum eine

Staatsangelegenheit ist und daher dementsprechende Unterstützung rechtfertigt. Der Credit Guarantee Trust Fund sollte als wichtiges Instrument also auch seitens des Staates her unterstützt werden. Was wird getan um MSMEs zu unterstützen? Wir ermuntern und unterstützen Menschen die das innovative Denken und das technische Wissen haben um Neuheiten in der Wirtschaft hervorzubringen. Wir tun alles, um solchen Menschen die Gründung eines Unternehmens zu ermöglichen, unter anderem haben wir einen 2 Milliarden INR Innovations Fond. Und was ist mit der Weiterentwicklung von Fähigkeiten? Unser Premierminister hat die Skill India Kampagne ins Leben gerufen und sich aktiv an ihr beteiligt. Durch dieses Medium sollen die Fähigkeiten des einfachen Mannes kanalisiert und in dafür bestimmten Institutionen gefördert werden. So wird ein Selbstbewusstsein über die eigenen Fähigkeiten geweckt. Das neue Ministerium für Selbstständigkeit und Weiterbildung ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Mit der Verbreitung von Weiterbildungseinrichtungen landesweit wirken wir der Resourcenknappheit an qualifizierten Arbeitern entgegen. Durch diesen Prozess wird “Made in India” eine neue Signifikanz erhalten, nicht nur in Indien sondern weltweit. Wie stellen Sie sicher dass entsprechend ausgebildete Fachkräfte verfügbar sind? In unserem Ministerium haben wir das Ziel 1,5 Millionen Menschen entsprechend

auszubilden und wir sind zuversichtlich dieses Ziel zu erreichen. In Zukunft wird diese Zahl steigen und wir werden drei Richtungen der Weiterbildung haben. Die erste zielt darauf ab, eigenständig einen Lebensunterhalt erwirtschaften zu können. In diesen Ausbildungszentren werden Teilnehmer der Zulassungsklasse zehn und darüber ausgebildet. Nach dieser Ausbildung sind sie in der Lage in Kleinunternehmen zu arbeiten oder vielleicht selbst ein Unternehmen zu gründen. Weiterhin werden erwerbslose Jugendliche und Gründungswillige zusammen ausgebildet um so Synergien für die Zukunft zu schaffen. Es gibt drei Institutionen, die diese Art der Weiterbildung unterstützen. Zum einen NIESBUD (Nationales Institut für Unternehmensgründung und die Entwicklung von Kleinunternehmen), Noida, IEE (Indisches Institut für Unternehmensgründung), Guwahati und das MSME Entwicklungs Institut Hyderabad. In diesem Institut bilden wir Unternehmensgründerinnen aus, SC/ST Selbstständige und erwerbslose Jugendliche. Drittens gibt es den sogenannten Tools Room für die Ausbildung im technischen Bereich. Es gibt 18 Tools Rooms in Indien, weitere 15 sind geplant. Wie sieht es mit veralteten Fähigkeiten aus? Was tun Sie für Handwerker? Ich persönlich denke, dass diese Industrien weiterentwickelt werden sollten. Durch Förderung und Subventionierung haben wir die Weiterentwicklung und Erneuerungen von Maschinen voran getrieben. Ich denke, wir bewegen uns da in eine positive Richtung. n

Der MSME Minister Kalraj Mishra bei der Eröffnung der Fachtagung “Wachstum und Perspektive des MSME Sektors in einem aufstrebendem Szenario” im India Habitat Centre im Januar 2015

INDIEN FüR SIE Hannover Messe 2015

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Interview

Hannover Messe

Eine einzigartige Möglichkeit für den indischen Maschinenbau

Anupam Shah, Vorsitzender, EEPC

Exporte im Wert von 70 Milliarden US Dollar sind unser Ziel für das Finanzjahr 08

Hannover Messe 2015 INDIEN FüR SIE

Maschinenbau bildet den Kern der indischen Industrie und macht nicht nur einen großen Teil der Exporte aus, sondern bildet auch das Zentrum der ‚Make in India‘ Kampagne von Premierminister Narendra Modi. Dementsprechend steht er im Vordergrund der Hannover Messe 2015, dessen offizielles Partnerland Indien ist. Anupam Shah,Vorsitzender des Maschinenbauexporte Forderungskonzils, die führende staatliche Förderungseinrichtung für Industrie, spricht über die Zukunft.

Wie liefen die Maschinenbauexporte aus Indien in 2014-15? Wie sind die Vorauszahlen für das laufende Jahr? Was tut EEPC um Maschinenbauexporte zu fördern? Im Bereich Exporte konnten wir ein Wachstum von 16,6% in den 11 Monaten des laufenden Geschäftsjahres verzeichnen. Wir sollten dieses Geschäftsjahr mit Exporten von insgesamt 70 Milliarden Dollar abschließen, was unseren Zielvorstellungen entspricht. Für 201516 ist es etwas früh um Vermutungen anzustellen, da die Regierung ihr neues Handelsgesetz noch nicht verabschiedet hat. Wenn wir genaueres darüber wissen, können wir auch erste Schätzungen anstellen. EEPC steht an der Spitze der Förderung von Handel und Investment in Maschinenbau, und das nicht nur in Sachen Export. Wir tun das, indem wir die Förderung im eigenen Markt mit Interaktionen mit der Regierung kombinieren um mit verbreitetem Wissen und Training neue Gesetze zu Formen. Wie geht der Handel mit Deutschland? Wie läuft dieser im Vergleich mit anderen Märkten? In den ersten 11 Monaten des Geschäftsjahres war Deutschland der siebtgrößte Exportmarkt mit einem Exportvolumen von 1,9 Milliarden Dollar. Die USA stehen an erster Stelle mit insgesamt 7,1 Milliarden Dollar, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 5,4 Milliarden Dollar.

Wie unterstützt die Regierung Sie in Ihren Förderungen? Wie kann ‚Make in India‘ dem Sektor zu Wachstum verhelfen? EEPC ist eine autonome Einrichtung unter dem Ministerium für Handel und Industrie. Das Gesetz für Handel im Ausland legt die verschiedenen Förderungen offen, die die Regierung den Exporteuren, auch im Maschinenbau, zugute kommen lässt, die durch EEPC India gesteuert sind. Diese beinhalten verschiedene Marktförderungen und Marktzugangsinitiativen, die helfen, Maschinenbauprodukte und das testen der Produkte im Ausland populärer zu machen. Gleichzeitig hilft es unseren Unternehmen Investitionen im Ausland zu kompensieren. Wie kann ‚Make in India‘ die indischdeutschen Beziehungen stärken? Die Regierung will Indien zum Fertigungsdrehkreuz machen und hat in diesem Zuge einen 10-Jahres Plan aufgestellt. Ein Ziel ist, die Vorteile der Fertigung in Indien in den Bereichen wie dem Maschinenbau bekannt zu machen. Deutschland ist achtgrößter Investor in Indien mit Ablegern verschiedener deutscher Firmen in Indien um die ökonomischen Bände zu stärken. Weiterhin haben auch indische Konzerne wie Tata Steel, Hindalco und Suzlon einen Fuß nach Deutschland gesetzt. Im Bereich technologischer Zusammenarbeit ist Deutschland Indiens zweitwichtigster Partner. Eindeutig ist die Make in India Kampagne der richtige Rahmen


Interview

für deutsche Unternehmen um ihre Fertigungskapazitäten in Indien nicht nur auf dem regionalen Markt, sondern auch im Export in ganz Asien zu erweitern. Im Unionsbudget hat die Regierung das Investment für Fertigung angehoben und sich auf die Qualitätssteigerung in der technischen Ausbildung konzentriert.Wie wird sich das auf den Wachstum im Maschinenbausektor auswirken? Das letzte Unionsbudget war auf Investitionen ausgerichtet, vor allem in den Bereichen der Infrastruktur und den wachsenden Kapazitäten im Fertigungsbereich. Das Herabsetzen der Unternehmenssteuer auf 25% setzt die Steuerbelastung der indischen Firmen mit der der ASEAN Wirtschaften gleich, während die Herabsenkung der Lizenzsteuern und technischen Gebühren die qualitative Steigerung im Bereich Technologie fördert. Ein Hauptaugenmerk lag auf verbesserter Ausbildung und der Geschäftsvereinfachung. Der gesetzliche Rahmen, der auf die Garantie von Genehmigungen ausgelegt ist, ist sehr weitreichend. Manche der Initiativen, wie die Mudra Bank für SMEs sind sehr präzise errechnet. Die Priorisierung von Digital India geben dabei die richtige Richtung von Make in India vor. Die Verschiebung von GAAR und die Zustimmung, nachträgliche Steuern zu vermeiden werden die Investitionslaune steigern.

Die Regierung legt Wert auf Qualitätsverbesserung der technischen Bildung im Ingenieursektor sind. Man muss jedoch bedenken, dass im weltweiten Handel mit zunehmender Strenge die Nachfrage gezügelt wird. Es gibt Bedarf das Wachstumsparadigma zu verfeinern, welches viele in den entwickelten Ländern verfolgen um den internationalen Handel zu beleben und protektionistische Tendenzen zu zügeln. Was erwarten Sie sich von der Industriemesse Hannover Messe in Deutschland? Wie wird diese Messe dem Wachstum im Maschinenbausektor helfen? Die Hannover Messe ist eine der größten Industriemessen der Welt und eine prominente Plattform für die Produzenten aller Kernsektoren um Ihre High-End Produkte zu präsentieren. Es ist daher für unsere Unternehmen eine fantastische Möglichkeit um ihre Technologie einem

globalen Publikum vorzustellen, in der Hoffnung, dass dies starke Kollaborationen begünstigen wird und Make in India zu einer sich abhebenden Möglichkeit für die Zukunft werden lässt. Indien ist die am schnellsten wachsende Wirtschaft der Welt und hat im letzten Geschäftsjahr China überholt. In diesem Jahr wird Indien wahrscheinlich eine Wachstumsrate von 8% verzeichnen, resultierend aus den Reformen der aktuellen Regierung. Diese Messungen haben dazu geführt, dass sich einige Kernsektoren für frische Investments geöffnet haben. Deutschland auf der anderen Seite ist bereits die reichste Wirtschaftsmacht Europas. Es ist daher an der Zeit unsere Kooperationen im Maschinenbau und Fertigungsbereich zu stärken und für beide Seiten ertragreicher zu machen und wir hoffen, dass die Hannover Messe uns den nötigen Schub dafür gibt. n

Was waren Probleme mit denen indische Exporteure zu kämpen hatten und wie wurden diese angegangen? Die Hauptprobleme der indischen Exporteure waren: • Relativ hohe Transaktionskosten • Höhere Zinskosten • Gesetzesunsicherheiten • Marktzugang, vor allem für SMEs Die Regierung hat bereits einige Schritte in Richtung von verminderten Transaktionskosten gemacht und haben im Bereich Exportbürokratie abgebaut. Wir hoffen, dass dieser Prozess weiter vorangetrieben wird. Wir warten auf das neue Gesetz für Handel im Ausland, außerdem muss der Export im Inland Priorität haben und dementsprechend behandelt werden. Eine CII Studie sagt voraus, dass Maschinenbauexporte 2015 die $120 Milliarden Grenze erreichen wird.Was denken Sie? Ich denke USD 120 Milliarden sind etwas ambitioniert, gesetzt der internationalen Handelssituation, aber wir hoffen, dieses Ziel in den nächsten 2-3 Jahren erreichen zu können. Wir denken, dass 15%-20% Exportwachstum in 2015-16 möglich

Die Hannover Messer bietet den indischen Firmen eine Gelegenheit um ihre Technologien den weltweiten Herstellern für eine Zusammenarbeit anzubieten. Der Fokus dieses Jahr liegt auf ausgeprägten Möglichkeiten für Make in India

INDIEN FüR SIE Hannover Messe 2015

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Strategie

Deutschland

Indiens natürlicher

Wirtschaftspartner in der EU Mit 82 Millionen Einwohnern ist Deutschland Europas größte Nation und die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3,2 Billionen Euro und einem Anteil von 20% am EU Budget. Deutschland ist außerdem Indiens größter Handelspartner aus der EU. Christine Nayagam

E

s ist ganz natürlich, dass Deutschland zu Indiens größtem Handelspartner aus der EU, zum fünftgrößten Handelspartner der Welt, zur achtgrößten Quelle von FDI (ausländisches Direktinvestment) und zum zweitwichtigsten Partner für technologische Zusammenarbeit wurde. „Deutschland und Indien sind strategische Partner mit hervorragenden wirtschaftlichen Beziehungen und zahlreichen gemeinsamen Interessen. Wir möchten gut vorankommen bis zu den nächsten interstaatlichen Konsultationen im nächsten Jahr, indem wir die Schwierigkeiten in unserer Kooperation genau betrachten und anpacken. Dies schließt unsere wirtschaftlichen Beziehungen sowie Probleme bei der Berufsausbildung und Infrastrukturprojekte, aber auch erneuerbare Energien und die Beseitigung von Umweltschäden, vor allem in den Flüssen ein.“, so Frank-Walter Steinmeier, deutscher Außenminister, kürzlich in der indischen Tageszeitung, The Hindu. Politische Beziehungen Beide Länder mussten sich einigen was den Anteil des eigenen Landes angeht und sie mussten sich eine neue politische Identität aufbauen. Im März 1947, vor der Unabhängigkeit Indiens, schrieb Jawaharlal Nehru, der später erster Premierminister Indiens wurde, dass Indien für die Zukunft Deutschlands nicht gleichgültig sein könne, und sagte eine Wiedervereinigung des Landes voraus. Nehru’s Sympathie für das neue Westdeutschland fand in der indischen Diplomatie Ausdruck, als diese als eines der ersten Länder die einstige

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Hannover Messe 2015 INDIEN FüR SIE

Von der Bundesrepublik anerkannt Mit den Jahren sind beide Seiten näher zusammengerückt, was die geopolitischen Ansichten in der Welt angeht. Deutschland und Indien sind in enger Kooperation was die Ausweitung des UNSC (Sicherheitsrat der Vereinten Nationen) im Rahmen der G-4 angeht. Indien und Deutschland haben seit 2000 eine strategische Partnerschaft, welche mit den ersten interstaatlichen Konsultationen (IGC) in New Delhi im Mai 2011 verstärkt wurde. Die beiden Länder haben einige institutionalisierte Arrangements um bilaterale und globale Probleme von gemeinsamem Interesse zu diskutieren, wie den Strategischen Dialog, Konsultationen des Auswärtigen Amts, gemeinsame Kommissionen für industrielle und ökonomische Kooperation, Rüstungskommitee Dialoge und gemeinsame Anti-Terror Arbeitsgruppen. Es gibt regelmäßige bilaterale Austäusche, auch auf höchster Ebene. Der frühere Premierminister Manmohan Singh besuchte Deutschland dreimal während Angela Merkel Indien zweimal in den vergangenen vier Jahren besucht hat. Modis Besuch im April verspricht die strategische Partnerschaft einen Schritt weiter zu bringen. Während Ihres Besuchs im Mai 2011 stellte Kanzlerin Merkel die ersten indisch-deutschen interstaatlichen Konsultationen (IGC) mit vor. Vier wichtige Absichtserklärungen (MoU) im Bereich beruflicher Weiterbildung und Wissenschaft & Technologie wurden unterzeichnet. Das hochrangige Rüstungskommitee, von zwei Verteidigungssekretären geführt, kommt jährlich zu einem Meeting zusammen.

Kommerzielle Beziehungen Ökonomische und kommerzielle Beziehungen zwischen Indien und Deutschland gehen auf das frühe 16. Jahrhundert zurück als deutsche Handelsunternehmen aus Augsburg und Nürnberg eine neue Seeroute um Afrika erschlossen und nach wertvollen Steinen und Gewürzen suchten. Werner von Siemens, Siemens Gründer, beaufsichtigte persönlich die Legung der Telegrafenleitung zwischen Kolkata und London, welche 1870 fertiggestellt wurde. Die erste eigene Tochtergesellschaft von Bayer in Asien, die „Farbenfabrik Bayer und Co. Ltd.“ Wurde 1896 in Mumbai in Betrieb genommen. Seither haben sich viele deutsche Unternehmen Stationen in Indien aufgebaut. Heute sind deutsche Marken wie Bayer, Mercedes Benz, VW, BMW und Bosch gebräuchliche Namen in Indien. Zurzeit sind mehr als 1600 Indisch-Deutsche Kooperationen und über 600 indisch-deutsche Joint Ventures aktiv. Deutschland ist außerdem Indiens wichtigster europäischer Handelspartner und unter den Top 10 der weltweiten Handelspartner Indiens. Indischdeutsche Kooperationen in Handel und Technologie sind einer der dynamischsten Komponenten der bilateralen Partnerschaft. Die Gemeinschaftliche Kommission für industrielle und ökonomische Zusammenarbeit, angeführt vom indischen Finanzminister und dem deutschen Wirtschaftsminister kommt regelmäßig zusammen. Zusätzlich bestehen sieben gemeinschaftliche Arbeitsgruppen in Landwirtschaft, dem Automobilsektor, Infrastruktur, Energie, Kohle, Tourismus und Berufsausbildung. Das indisch-deutsche


Energieforum fokussiert erneuerbare Energien, energieeffizienzsteigernde Technologien, den Elektrizitätssektor und alternative Brennstoffe. Wissenschaft und Technologie (S&T) sind starke Säulen dieser Beziehungen. Die bilaterale S&T Kooperation startete mit der Unterzeichnung des interstaatlichen S&T Kooperationsabkommens 1971. Heute ist Deutschland einer der wichtigsten Partner weltweit für S&T Kooperationen. Derzeit laufen mehr als 150 gemeinsame S&T Forschungsprojekte und 70 direkte Partnerschaften zwischen Universitäten beider Länder. Indiens wissenschaftliche Einrichtungen habe enge Partnerschaften

mit führenden deutschen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, wie das Max Planck Institut, das Fraunhofer Institut und die Alexander von Humboldt Stiftung. Das gemeinsam gegründete indischdeutsche Wissenschafts & Technologie Zentrum öffnete 2008 in Gurgaon mit einem jährlichen Beitrag von 1 Million Euro von beiden Seiten. Indien hat in deutsche wissenschaftliche Großprojekte investiert, wie das FAIR-Projekt zur Antiproton und Ionen Forschung (Facility for Anti-Proton and ION Research) in Darmstadt und das deutsche Elektronen Synchrotron (DESY) für Experimente mit modernen Materialien in der Teilchenphysik.

Deutschland war außerdem ein wichtiger Kooperationspartner für Entwicklung über mehrere Dekaden, mit einer kumulierten Beteiligung von 12 Milliarden Euro seit dem Beginn der Kooperation 1958. Energie, nachhaltige ökonomische Entwicklung, Umwelt und das Management von natürlichen Ressourcen sind priorisierte Bereiche der Entwicklungskooperation. Die finanzielle Unterstützung aus Deutschland hat meistens als zinsgünstiger Kredit, Verbundkredit oder als Förderung durch die KfW, die Entwicklungsbank der Deutschen Regierung, stattgefunden. Die technische Unterstützung wird durch die INDIEN FüR SIE Hannover Messe 2015

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Strategie

indische Wirtschaft mit fähigen Fachkräften auszustatten.

Barbara Hendricks im Gespräch mit M.Venkaiah Naidu während ihres Besuchs in Indien für das indisch-deutsche Umweltforum dieses Jahr

GIZ- die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit ermöglicht. Über die Jahre sind auch die Investments Indiens in Deutschland gestiegen. Zahlreiche indische Unternehmen wie Suzlon, Bharat Forge, Samtel, Mahindra & Mahindra und L&T haben substantielle Investments in Deutschland getätigt. Mehr als 215 Unternehmen aus Indien sind auf dem deutschen Markt aktiv. Außer den traditionellen Sektoren gibt es viel Potential für Kooperationen im Wissenssektor, zum Beispiel in der IT, ITES, Biotechnologie, Automobilkomponenten, erneuerbare Energien, grüner Technologie, urbane Mobilität & Entwicklung

und der Unterhaltungsindustrie. Hauptexportgüter aus Deutschland nach Indien beinhalten Stromerzeugungsanlagen, Automobilkomponenten, vollständige Fabrikwerke, Lager, Getriebeteile, Mess- und Steuerungsgerät, Primärchemikalienprodukte, synthetische Materialien, Maschinenteile, Flugzeuge und Eisen und Stahl Platten, etc. Hochausgebildete Arbeitskräfte sind eine fundamentale Stärke der deutschen Industrie. Da Indien sich zurzeit bemüht über 500 Millionen Arbeiter in den nächsten 7 Jahren auszubilden, ist die indisch-deutsche Kooperation bezüglich der Berufsausbildung sehr wichtig um die

Kultur und Ausbildung Die deutsche Schultradition hat eine herausragende Rolle in der Verbreitung der Indischen Kunst, Kultur, Literatur und Philosophie in der Welt gespielt. Das Tagore Centre, erbaut 1994 von der ICCR in Berlin, organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Programme um das indische Erbe und die Diversität seiner Kultur durch ein breites Spektrum aus Tanz, Musik, Literaturveranstaltungen, Filme, Gespräche, Seminare und Ausstellungen zu zeigen. Um das 60. Jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Indien und Deutschland zu feiern, ließen die beiden Regierungen ein Festival mit verschiedenen kulturellen, ökonomischen und kommerziellen Events veranstalten. Das Zentrale Konzil für Forschung in Ayurveda und Siddha unterstützt Ayurvedaforschungen zur Behandlung von degenerativer Arthritis im Knie an der medizinischen Universität Charité in Berlin, die den ersten systematischen klinischen Versuch für die Anwendung von Ayurveda in Europa darstellt. Über 4500 indische Studenten verfolgen verschiedene Kurse in Deutschland, während etwa 800 deutsche Studenten in Indien Studieren oder dort Praktika absolvieren.

Die wichtigsten Investments aus Deutschland in Indien • Große deutsche Unternehmen haben ihre Investments in Indien ausgeweitet und viele haben sich den Markt neu erschlossen. In den letzten paar Jahren haben alle deutschen Automobilriesen (BMW, Daimler, MAN AG, Audi,Volkswagen und Porsche) Fertigungsanlagen in Indien aufgebaut. Mercedes Benz India (MBI) hat 2009 EUR 64 Million in ein neues Fertigungswerk in der Nähe von Pune investiert. Daimler ist eine Partnerschaft mit Sutlej Motors (SML) für die Produktion von Luxusbussen eingegangen. 2012 eröffnete Daimler eine neue Fabrik im südindischen Automobildrehkreuz Chennai, das Kernstück des Gesamtinvestments von Daimler über 780 Millionen Euro in Indien. • Volkswagen eröffnete 2009 ebenfalls ein Werk in der Nähe von Pune mit einem Investment von 700 Millionen Euro und einer jährlichen Produktionskapazität von 110.000 Autos. Porsche plant seine Verträge in Indien auszuweiten. MAN AG ist in einem Joint Venture mit Force

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Hannover Messe 2015 INDIEN FüR SIE

Motors für die Produktion von Mittelklasse LKWs und Bussen. Der Konzern plant seinen Anteil auf 50% zu erhöhen. Im Oktober 2012 eröffnete Lemken, deutscher Landwirtschaftsausrüster, seine erste Produktionseinrichtung außerhalb von Europa in Nagpur mit einem Investment von EUR 10 Millionen. Der Hersteller von Pflügen und Ackerfräsen gab an, weitere 20 Millionen Euro in Indien investieren zu wollen. • Zwei andere Deutsche Unternehmen, Amazone und Grimme, welche sich auf die Anbautechnologie von Kartoffeln spezialisiert haben, planen Ableger in Indien. Der französischdeutsche Luftfahrzeughersteller EADS plant ein Joint Venture mit Larsen & Toubro um einen Anteil an den indischen Rüstungseinkäufen zu haben. EADS wird bis zu 26% des totalen initialen Investments des Joint Ventures tragen, welches insgesamt 17 Millionen Euro beträgt. Munich Re hat den Versicherungsmarkt in

Indien erschlossen und mehrere Joint Ventures in Indien im Bereich NichtLeben-Gesundheitsversicherung (die Tochtergesellschaft DKV startete ein Joint Venture mit der Apollo Group), Sachversicherungen (die Tochtergesellschaft ERGO unterschrieb ein Abkommen mit dem Housing Development Finance Corporation (HDFC) in Form einer gemeinsamen Beteiligung von 26% in HDFC). Allianz und CARE sind eine Partnerschaft für Mikroversicherungen in Indien für die Opfer des Tsunamis in Tamil Nadu eingegangen. • Andere der größten deutschen Unternehmen wie Siemens, Bosch, Bayer, SAP, Deutsche Bank, Metro Cash & Carry India, Fraport, Herrenknecht, Heidelberger Cement, Giesecke & Devrient, Behr, Cognis, Beko Technologies, KBA Metronic und Grüner + Jahr, Schott AG, Klüh Gruppe, GEA Group und Bombardier haben ebenfalls größere Investments in Indien angekündigt.


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Strategie

Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen

Indien und der EU

Mit Büros in ganz Indien ermöglicht das Europäische Zentrum für Business und Technologie EU Unternehmen für saubere Technologie und Forschern die Erschließung des indischen Marktes um an Premierminister Modis ambitionierten Projekten, wie das Make in India Projekt und das Smart Cities Projekt teilzuhaben.

K

ürzliche, das Land stärkende Reformen weisen in Indien auf vielversprechende Möglichkeiten für ausländische Investoren und Technologielieferanten hin. Vier Schlüsselkampagnen, initiiert von der neuen indischen Regierung, die vor allem das Interesse von ausländischen Investoren und Unternehmern auf sich ziehen, sind die

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EBTC ‚Make in India‘, ‚Clean India‘, ‚Digital India‘ und die ‚Skill India‘ Initiativen. Um diese Ziele verfolgen zu können, ist man sich jedoch einig, dass Nachhaltigkeit der Kern aller dieser Initiativen sein muss. Folglich ist die Entwicklung und Umsetzung von innovativen, sauberen Technologien von wachsender Wichtigkeit und bietet große Möglichkeiten für europäische Organisationen in Indien. Kleine und mittelständische

Unternehmen ermuntern sich in Indien zu internationalisieren Es ist hinreichend bekannt, dass kleine und mittelständische Unternehmen (SMEs) das Grundgerüst einer jeden nachhaltig wachsenden Wirtschaft der EU Mitgliedsstaaten, aber auch Indiens ist. Sie liefern Innovationen, neue Lösungsansätze, neue Fähigkeiten und stärken regionale Gemeinden. Da sie jedoch


Strategie

Hindernissen gegenüberstehen wenn es zur Internationalisierung kommt, gibt es Plattformen wie die des europäischen Business und Technology Centre (EBTC), welches ausgestattet sind um europäische SMEs dabei zu unterstützen den indischen Markt für sich zu entdecken, ihn zu erschließen und zu beeinflussen. Dies wird durch 39 Partnerschaften in Europa und Indien und durch zahlreiche unterstützende Organisationen erreicht. Auch wenn Indien zahlreiche Möglichkeiten bietet, können die schiere Größe und Diversität seines Marktes hemmend auf europäische SMEs wirken. Mit dieser Erkenntnis wird es zu einer unbedingten Wichtigkeit, den Unternehmen Wege in den indischen Markt zu ebnen, was das EBTC in verschiedener Art und Weise tut. Die digitale Welt der Webinare, live Webcasts und E-Learnings bietet einen Weg für SMEs sich einen Einblick in die Möglichkeiten des indischen Marktes zu verschaffen, ohne dabei den Schreibtisch verlassen zu müssen. Erst kürzlich gab die indisch-französische Industrie- und Handelskammer zusammen mit der EBTC und der EBG ein weltweites online Seminar über die ‚Make in India‘ Kampagne. Zu dieser Gelegenheit sprachen Vertreter französischer Unternehmen über ihre Erfahrungen mit der Kampagne und ihre Geschäfte in Indien. Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll für jeden ausländischen Unternehmer, der im indischen Markt erfolgreich sein will, vor allem in Bezug auf Technologietransfers. Dieses beinhaltet Lokalisierungstechnologien und Prozesse die Innovationen fördern und persönliche Entwicklungen und die Fertigung in Indien voran bringen. In Europa werden das ganze Jahr hindurch Workshops abgehalten um eine Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten in Indien zu schaffen. Die Fraunhofer MOEZ arbeitet zum Beispiel mit der EBTC im TAM (Technologieadaptionsmanagement) zusammen. TAM will bei der Anpassung von Business Modellen unterstützen und erfolgreich Technologien im indischen Markt integrieren. Über die ITA (indische Technologieadaption) Workshops in Europa, werden Möglichkeiten und Strategien für die ökonomische Entwicklung im Technologiebereich auf dem Subkontinent diskutiert. Der Fokus liegt auf innovativen Technologien und Lösungen die für die indische Industrie ökonomisch und ökologisch nachhaltig und zudem profitabel sind. Fraunhofer MOEZ, EBTC sowie das Thiagarajar College für Maschinenbau (TCE) werden vom 13. bis zum 16. April 2015 auf der Hannover Messe zusammenkommen um über TAM und über Projektmöglichkeiten

zu diskutieren und um sichtbar zu sein, zum Beispiel durch das europäische Technologieerlebniszentrum (ETEC), die einzige Plattform, die ausschließlich europäische Technologien in Indien durch physische Zentren ausstellt. 100+ Smart Cities Der ‚Smart City‘ Trend gewinnt weltweit an Dynamik. Durch den Fakt dass Menschen weiter dazu tendieren sich in Städten zu sammeln, wird es zwingend, das Leben in den Städten angenehmer und lebenswerter, nachhaltiger, smarter und effizienter zu machen. Premierminister Narendra Modis ambitionierte Vision von 100 Smart Cities ist vor allem eine aufregende Chance und gibt Grund für große Hoffnungen. Städtische Modelle mit smarten Ansätzen für Planung und Verwaltung, welche es schaffen, Indiens Städten zu großen Sprüngen zu verhelfen und zu transformieren, sind bitter nötig. Damit die intelligenten Systeme wirklich in der komplexen, urbanen Umgebung funktionieren, bedarf es der richtigen Zusammenstellung aus Technologien, wobei Innovationen im Servicebereich über Aufstieg oder Fall des Projekts entscheiden könnten. Während Indien den Bau der Smart Cities angeht, kann es von Europas langer Geschichte der Städteentwicklung und Planung lernen. Auch heute schon haben einige Staaten ihr Interesse bekundet, sich helfend in Form von Technologie oder Expertise am Bau zu beteiligen. Unter Ihnen sind auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Spanien. Missionen nach Indien, ob als Delegation zu einem Event, einer Cleantech Experten Mission oder einer individuellen Mission, sind generell Möglichkeiten um ein Gefühl für den indischen Markt zu bekommen und zu sehen, was das Land zu bieten hat. Im Mai 2015 wird das EBTC und Partner, unter ihnen Cambridge Cleantech, Basildon

Borough Council, IVL und VITO zur Zeit der Veröffentlichung, Delegierte und Experten aus Europa im Rahmen der Messe und Konferenz rund um die Flaggschiff-Mission ‚Smart Cities India 2015‘ vom 20. bis zum 22. Mai 2015 nach Indien bringen. Das Enterprise Europe Network (EEN) Makler Event ‚B2Match‘ bietet außerdem eine exzellente Plattform für europäische und indische SMEs um Kooperationen und Geschäftspartnerschaften im Smart City Technologiebereich abzuschließen. Zusammenarbeit ist wesentlich Es ist sehr selten der Fall, das europäische SMEs ganz allein auf dem indischen Markt erfolgreich sind. Um vor Ort Langlebigkeit zu sichern, ist die Zusammenarbeit mit indischen Firmen essenziell. EBTC hat 30 Kollaborationen zwischen europäischen SMEs und regionalen Unternehmen ermöglicht. Nichtsdestotrotz, um eine Eigendynamik zu entwickeln, mehr Kooperationen herbeizuführen und die bestehenden zu unterstützen, ist die Unterstützung von Technologietransfers und eine entsprechende Politik notwendig. Außerdem muss die strategische Partnerschaft zwischen EU-Indien wiederbelebt werden und wir ermutigen den ehrbaren Premierminister Indiens, Narendra Modi, das Drehkreuz Europas, Brüssel, zu besuchen um mehr über derzeitige Programme zur Ermöglichung von EU-Indien Zusammenarbeit zu lernen. n (Der Artikel wurde von EBTC beigesteuert, welches ein Programm ist, dass von der EU mit gegründet wurde und von EUROCHAMBRES koordiniert wird. Durch Büros in Indien unterstützt das EBTC die EU clean technology Kampagnen und Forscher auf ihrem Weg zum Markteintritt in Indien. Dabei bieten sie end-toend Lösungen mit individueller Unterstützung an. Biotechnologie, Energie, Umwelt und Transport sind Sektoren, die ein breites Umfeld für Synergien und Zusammenarbeiten zwischen der EU und indischen SMEs bieten.)

SMEs können Produkte entwickeln und Geschäfte zwischen Indien und der EU erleichtern, zum Beispiel im Metallsektor

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Strategie

Europe – India M&A

Dynamischer Aufbau Indiens aufstrebende Makro-ökonomischen Indikatoren und eine neue wirtschaftsfreundliche Regierung werden wahrscheinlich zu einem Anstieg an Indien-Europa M&A Vertragsabschlüssen führen. Raju Kane

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Strategie

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s ist noch kein Pulverfass, aber die Taktschläge werden schneller und das ganze nimmt bereits Fahrt auf. Optimistische Unternehmer auf beiden Seiten, Europa und Indien, analysieren ihre Fusions- und Akquisitions- (M&A) möglichkeiten, stellen vorläufige Untersuchungen an und sammeln Ressourcen. Es mag noch ein bis zwei Jahre dauern bis diese Verträge abgeschlossen sind, aber hierbei scheint sich eine Eigendynamik zu entfalten. Natürlich, an die massiven Entwicklungen in den glorreichen Jahren 2007-2008 reicht die derzeitige Bewegung nicht heran. Während dieser zwei Jahre wurden laut einer Untersuchung namens „Taking Stock of the Tiger“ des PricewaterhouseCoopers (PwC) mehr als 700 wechselseitige M&A Transaktionen zwischen Europa und Indien aufgezeichnet, die sich insgesamt auf ein Investment von über 46 Milliarden Euro belaufen. Der unvorhersehbare Markt Dann brach Lehman Brothers zusammen und die finanziellen Märkte befanden sich im freien Fall. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus als würde die Welt, wie sie die meisten Investment Banker kennen, nicht mehr existieren. Laut PwC brach der InvestmentFluss nach Indien auf 109, mit einem Abschlusswert von schlappen 2,1 Milliarden Euro. Im gleichen Jahr wurden lediglich 43 Europa-gebundene Transaktionen mit einem Gesamtwert von weniger als 600 Millionen Euro verzeichnet. 2011 erholte sich der Markt dann langsam, besonders was die Indien-gebundenen Transaktionen anging. Dies wurde vor allem angetrieben von dem Eindruck dass Indien es schaffte sich von der kränkelnden Weltwirtschaft aber besonders von der europäischen Wirtschaft zu lösen. Mehr als 120 Vertragsabschlüsse mit einem Wert von 15 Milliarden Euro wurden verzeichnet. Europa-gebundene Transaktionen konnten ebenfalls einen Anstieg auf 86 M&A Abschlüsse im Wert von mehr als 3 Milliarden Euro verzeichnen. Dennoch, ein Bericht der Avendus Capital, einer von Indiens größten Investment Banken, spezialisiert in mittelständische Unternehmen, zeigt auf, dass 2012-14 Verlustjahre waren. Dies war maßgeblich begründet in der Verschlechterung des makro-ökonomischen Umfelds in Indien. Das einbrechende BSP von unter 5%, die andauernde Inflation und hohe Zinsraten ließen den indischen Unternehmenssektor wichtige Investments aufschieben. Gesetzesänderungen wie die vielumstrittene Auferlegung von Steuern dämpften die Stimmung der internationalen Investoren, selbst als die Regierung mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert war litt

sie unter der verordneten administrativen Lähmung. Mit der Amtseinführung von Premierminister Narendra Modi und seiner Regierung im Mai 2014, die als wirtschaftsfreundlich gilt, hellte sich die Stimmung der Investoren wieder auf. Ranu Vohra, Managing Director und CEO der Avendus Capital sagt dazu: „Wir sprechen mit vielen europäischen Unternehmen. Indien schien auf Ihrer Prioritätenliste gesunken zu sein. Nun jedoch, unter der neuen Regierung, sehen wir, dass Indien wieder die Nummer 1 oder Nummer 2 Priorität auf ihrem Radar ist. Es wird noch dauern bis sich dieser Trend verbreitet hat und konkretisiert werden kann, aber ich sehe hier eine signifikante Zugkraft in den nächsten 1-2 Jahren. Indiens signifikante Position Es gibt natürlich einige Faktoren die Indien zu einem attraktiven Investitionsziel für Europäische Unternehmen machen. In obengenanntem PwC Bericht steht: „Unsere Schätzungen gehen davon aus, dass das BSP der 7 Schwellenländer (Indien, Brasilien, China, Indonesien, Mexiko, Russland und Türkei) und deren Kaufkraftparitäten die der G7 Länder (USA, Großbritannien, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien und Kanada) 2017 überholen könnte. Was jetzt schon feststeht ist, dass China und Indien viel zum zukünftigen Wachstum der G7 Länder beitragen werden. Das BSP Indiens wird voraussichtlich von 4,531 Milliarden USD im Jahr 2011 auf 13,716 Milliarden USD in 2030 und schließlich auf 34,704 Milliarden USD in 2050 wachsen. In 2050 werden dies die zwei einwohnerstärksten Nationen sein und Amerika wird die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Speziell auf Indien bezogen sagt der PwC

Ranu Vohra,

Managing Director und CEO, Avendus Capital Pvt. Ltd

Bericht außerdem: „Mit durchschnittlich 26,2 Jahren hat Indien eine relativ junge Bevölkerung und damit junge Arbeitskräfte, deren Produktivität sich weiter verbessern wird mit fortlaufender Bekämpfung von Analphabetismus und den verbesserten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Indiens Städte wachsen: es wird geschätzt dass ungefähr 13 Millionen Menschen jedes Jahr neu in den städtischen Arbeitsmarkt eintreten. Das Zusammenwirken dieser beiden demografischen Faktoren hat Indien in wenigen Jahrzehnten von einer traditionellen Agrarwirtschaft zu einer rapide wachsenden Service-Gesellschaft wachsen lassen. Da Indien städtischer geworden ist und somit gut ausgebildete und talentierte Menschen in die Städte zieht, sind dort nicht nur neue Märkte entstanden sondern auch Dreh- und Angelpunkte für neue Geschäftsideen und innovatives Denken, welches das zukünftige

Die indische Tata Group erwarb Jaguar/Land Rover in den glorreichen Tagen der M&A in den Jahren 2007-08

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Die M&A Abschlüsse ergänzen die bereits existierende Produktreichweite in Indien und geben ihr Zugriff auf die Herstellungsstätten in ganz Deutschland

Wachstum weiter voran treiben wird.“ Vohra unterstreicht, dass die vorherrschende Stagnation in den Heimatländern viele Unternehmen nach Indien als eine attraktive Destination zieht. „Viele Europäische Unternehmen sind stark präsent in China, wo sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn sie sich Indien heute anschauen scheinen sie zu realisieren, dass sie den indischen Markt nicht angehen können, wenn sie in ihren Heimatländern oder in China produzieren lassen um ihre Produkte dann in Indien zu verkaufen. Sie müssen ein integriertes, Indien-zentriertes Business Model anwenden. Die „Make in India“ Initiative der neuen Regierung stellt einen entscheidenden Schritt in diese Richtung dar.“ Er sagt, dass viele skandinavische Firmen aber auch Firmen aus Kontinentaleuropa – vor allem aus Deutschland aggressiv nach Akquisitionsmöglichkeiten in Indien suchen. Diese beziehen sich auf den Bereich Industrie, Technik, Endverbraucherprodukte und Städtespezifische Produkte wie Baumaterial oder Einrichtungsgegenstände. Interessante Sektoren Ein Sektor der starkes Interesse weckt ist der Verteidigungssektor. Indien ist weltweit einer der größten Importeure von Verteidigungsausrüstung und die neue Regierung fördert den indischen Privatsektor um eigenes Verteidigungsequipment und Technologie zu entwerfen und herzustellen. Zuletzt wurden ausländische Holdings im indischen Verteidigungssektor von 26% auf 49& erhöht. Auch wenn diese Reform ausländische Rüstungsfirmen davon abhält wichtige Anteile in Indien zu akquirieren und wenn auch Rüstungsinvestments aus dem Ausland meistens vom Indian Foreign Investment

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Promotion Board abgesegnet werden müssen, sagt Vohra, dass sie am Ende die Attraktivität von Investments in Indische Rüstungsfirmen steigern wird. Dies wird vor allem begünstigt, da der Investor größeren Anteil an Profiten hat welche durch „verschobene Auflagen“ entstehen, welche oft in Rüstungsverträgen auftauchen. „Die Rüstungsindustrie könnte eine Ausnahme sein“ sagt Vohra. Ein Sektor, der zukünftig viele Investoren anziehen wird ist der Bereich der Lebensversicherungen. Das Indische Parlament hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet dass die Deckelung von ausländischen Anteilen an indischen Lebensversicherungsfirmen von 26% auf 49% erhöht. Einige Lebensversicherungsfirmen aus Europa, wie die Allianz, Generali, BNP Paribas und Bupa sind bereits starke Joint Ventures in Indien eingegangen und die neue Deckelung wird dazu führen, dass die meisten von Ihnen Ihre Anteile vergrößern werden. Laut vielen Versicherungsexperten kann das zu einem neuen Indien-gebundenen Investment von 2 Milliarden USD in der nächsten Zeit und zu einem 10 Milliarden USD Investment auf lange Sicht führen. Laut Vohra wird aber nicht nur in Indien investiert. Er sagt eine ähnliche Entwicklung nach Europa hin voraus. Diese wird bedingt durch den Zugang zu Technologie und den Märkten. „Europa, insbesondere Deutschland, hat Unternehmen hervorgebracht, die die besten auf ihrem Gebiet sind. Sie haben ihre Technik perfektioniert und haben großartige Produkte. Jedoch sind viele von diesen Unternehmen familiengeführt und haben aus den ein oder anderen Gründen noch nicht den Schritt in den globalisierten Markt gewagt. Für ambitionierte Indische Unternehmer sind solche Unternehmen

eine exzellente Möglichkeit um Zugang zu Technologien zu bekommen und einen Fuß in heiß umkämpfte Märkte zu bekommen. Von unserem Standpunkt aus sehen wir die Möglichkeit für einige Vertragsabschlüsse in dieser Richtung.“ Vohra zitiert die Amtek Auto Group Akquisition der Deutschen Küpper Group in 2013 als ein Beispiel für die oben angesprochenen Geschäftsabschlüsse. Küppers belieferte die Automobilindustrie mit Gussmaschinen und hatte einen festen Kundenstamm. Die Akquisition komplementierte Amtek Autos Produktportfolio und brachte zudem Zugang zu Produktionsfertigungen in Deutschland und Ungarn. Laut den meisten Analysten sind die Produktlinien die interessanter für Indische Unternehmen sind, neben Produktion Ingenieur Design, Konzern und Cloudbasierte Technologie Anwendungen sowie erneuerbare Energien, speziell Solarenergie. Für Europabezogene Abschlüsse wird hier mit einem optimalen Betrag von 100-200 Millionen Euro gerechnet. Wird es Pannen geben die diese Dynamik beeinflussen? Am Ende haben die Indische Wirtschaft und demnach auch die M&A Abschlüsse in den letzten 10 Jahren einen „Stopp-Start“ Charakter gezeigt. Laut Vohra sind daher größere Hemmnisse, wenigstens in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. „Was wir von globalen Investoren hören und was sie am meisten an unserer neuen Regierung beeindruckt ist, dass sie versucht Ordnung in der Basis zu schaffen. Sie geht an die Wurzel der Probleme statt sie nur oberflächlich zu bearbeiten. Dies dauert zwar etwas länger und ist aufwendiger, ist das Problem jedoch einmal grundsätzlich gelöst, haben wir eine Grundlage auf der wir stetig aufbauen können.“ sagt Vohra. n





Eingehend

Make in India

Powered by Germany Premierminister Narendra Modis‘ ambitionierte Make in India Kampagne, gegründet im September 2014, welche Unternehmen aus aller Welt anzieht und Indien zu einem Dreh- und Angelpunkt der Fertigungsindustrie machen wird, ist sehr gut bei deutschen Herstellern angekommen. Anupam Chanda

D

ie deutschen Missionäre Bartholomäus Ziegenbalg und Hermann Gundert, die im 19. Jahrhundert die Indische Sprache erforscht und dokumentiert haben, haben den Grundstein für die Kommunikation zwischen Indien und Deutschland gelegt. Nachfolgend hat Siemens, eine der größten

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Maschinenbaufirmen Deutschlands und die erste deutsche Firma, die in Indien investiert hat, 1867 die erste telegrafisch Leitung des Landes verlegt und über eine Entfernung von 11.000 Kilometer Kalkutta mit London verbunden. Fast zur gleichen Zeit bauten Krupp, Thyssen und Mannesmann ein Stahlwerk in Rourkela, Odisha, welches zu seiner Zeit das größte Stahlwerk der Welt war.

Ungefähr 150 Jahre später spielen deutsche Firmen immer noch eine entscheidende Rolle in der indischen Wirtschaft. Heute sind Unternehmen wie Bosch und Siemens nicht nur unter den größten ausländischen Firmen des Landes sondern beschäftigen auch Millionen von indischen Arbeitern. Seit der Liberalisierung der indischen Wirtschaft in 1991 hat es einen erneuten Anstieg


Eingehend

deutscher Investments und des Transfers von Technologie gegeben. Deutschland rangiert auf Platz 8 der Investoren aus dem Ausland mit einem Investment von ca. EUR 3,6 Milliarden seit August 1991. Seit April 2000 wurden insgesamt EUR 2,8 Milliarden von deutschen Firmen in Indien investiert. Trotz der Rezession zeigten deutsche Investoren auch 2008-09 großes Interesse an Investments in Indien und investierten eine Rekordsumme von EUR 575 Milliarden, welches einen Anstieg von 32% im Vergleich zu 2007-08 beschreibt. Dieser Trend blieb beständig bis 2009-10. Seit der Wahl einer stabilen Regierung in Indien im vergangenen Jahr steigt das Interesse der deutschen Investoren wieder. Die deutsche Regierung garantierte Indien jüngst ein Darlehen von rund einer Milliarde Euro – Gelder, die in erster Linie in Energieeffizienzsteigerung, erneuerbare Energien und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen fließen wird. Mit einem Handelsvolumen von 16,1 Milliarden Euro ist Deutschland Indiens größter Handelspartner aus der EU. Der deutsche Handelsüberschuss von ungefähr 3,4 Milliarden Eurp in 2012-13 und mehr als 10 Milliarden Euro im Maschinenbau in 201314 zeigen die hohe Nachfrage aus Indien für Investitionsgüter welche fast 33% der gesamt Exporte Deutschlands nach Indien ausmachen. Aus einer Studie im Auftrag der deutsch-indischen Handelskammer, gehen deutsche Konzerne von einem mittelfristigen Exportanstieg nach Indien aus aufgrund der wirtschaftsfreundlichen Politik der neuen indischen Regierung. Deutsche Investoren blicken auf lange Sicht positiv auf den indischen Markt und investieren weiterhin in Ihre Projekte um Wachstumsmöglichkeiten anzuzapfen. 27% aller befragten Manager gaben an, ihre Investmentaktivitäten in Indien in den nächsten 3 Jahren stark zu erhöhen während 46% angaben, ihre Investments leicht anzuheben. Nur 28% wollen ihr Level an Investitionen beibehalten und keiner der Befragten gab an Investitionen zu kürzen oder den Markt aufzugeben. Die Weiterentwicklung Für die Make in India Kampagne hat die Regierung 25 priorisierte Sektoren ausgemacht, für die gesonderte Promotion angedacht ist. Diese sind die Sektoren in denen FDI (Auslandsirektinvestitionen) am wahrscheinlichsten sind und daher von der Regierung unterstützt werden. Die Entwicklung dieser Sektoren würde bedeuten, dass die Welt auf einfachem Weg nach Asien, genauer, nach Indien kommen kann wo demokratische Verhältnisse herrschen und die Fertigungsindustrie führend ist. Diese Faktoren würden die genannten Sektoren zu bestmöglichen

Deutschland rangiert auf Platz 8 der Investoren aus dem Ausland mit einem Investment von ca Standorten machen, vor allem in Verbindung mit dem vorgesehenen Verwaltungsmodell. Einige dieser Sektoren sind Ziele starker Übersee- und Regionalinvestitionen wie Automobilindustrie, Nahrungsmittelverarbeitung, erneuerbare Energien, Biotechnologie, Wellness, Tourismus, Schienenverkehr, Straßen und Autobahnen, Öl und Gas, Pharmazeutika, Bergbau und Rüstung. Indien entwickelt aufbauend auf den westlichen hochleistungs- Dedicated Railway Freight Corridor (DFC) den 1,483 Kilometer langen DelhiMumbai Industriekorridor (DMIC) als globalen Herstellungs- und InvestmentDestination. Das Ziel ist, den Anteil der Fertigungsindustrie am BSP des Landes zu erhöhen und smarte, nachhaltige Städte zu errichten, in denen die Fertigungsindustrie der wichtigste ökonomische Antrieb ist. Es ist geplant, neue Fertigungsstädte, logistische Drehkreuze und Wohngemeinden entlang des DFCs zu bauen, welche die Philosophie von Nachhaltigkeit, Verbindung und Entwicklung verkörpern. Jede dieser Städte soll über erstklassige Infrastruktur, komfortable öffentliche Verkehrsmittel, cleveres Energie-, Wasserund Abfallmanagement verfügen. Neue DMIC Städte werden den Belastungen der Urbanisierung entgegenwirken und

Indiens ökonomisches Wachstum für die nächsten 20–30 Jahre anführen. Das Projekt strebt an, in den nächsten 7 bis 9 Jahren die Beschäftigungsrate zu verdoppeln, die industrielle Leistung zu verdreifachen und Exporte aus der Region zu vervierfachen. Die fokussierten Sektoren beinhalten die Fertigungsindustrie, IT/ITES, Elektronik, einschließlich der Hightech Industrie, die Automobilindustrie und Zusatzleistungen, Agrarwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, die Schwermetallindustrie, Metall- und metallurgische Produkte, Pharmazeutika und Biotechnik sowie den Service Sektor. Das Projekt wurde in Partnerschaft und Kollaboration mit der japanischen Regierung konzeptioniert und wird von der Delhi-Mumbai Industrial Corridor Development Corporation (DMICDC), einem autonomen Gebilde unter Anteil der indischen Regierung über die Abteilung für Industrielle Politik und Förderung, die Japan Bank for International Co-operation and Public Financial Institutions, IIFCL und LIC umgesetzt. Die Regierung baut ein Pentagon von Korridoren über das Land verteilt auf um die Herstellungsindustrie zu stärken und aus Indien die globale Nummer Eins-Destination für Herstellung zu machen. Die anderen 4 Korridore, die konzeptioniert wurden, sind der Bengaluru-

Sieben Smart Cities im industriellen Delhi-Mumbai Korridor 1 Haryana Manesar-Bawal 2 Rajasthan Khushkhera-Bhiwadi-Neemrana

1 2

6

3

3 Gujarat Ahmedabad Dholera

5

4

4 Maharashtra Dighi Port Shendra-Bidkin 5 Madhya Pradesh Pitampur-Dhar-Mhow 6 Uttar Pradesh Dadri-Noida-Gaziabad

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Siemens, die erste deutsche Firma die vor ca. 150 Jahren in Deutschland investiert hat, ist eine der größten ausländischen Firmen in dem Land

Mumbai Korridor, der Amritsar–Kolkata Industrieentwicklungskorridor (AKIC), der Chennai-Bengaluru Industriekorridor (CBIC), der Ostküsten-Wirtschaftskorridor (ECEC) mit Chennai Vizag Industriekorridor (CVIC) als erstes Phasenprojekt. Insgesamt 25 der priorisierten Projekte in mehreren Sektoren wurden in einer vorausgehenden Studie der Japan International Cooperation Agency (JICA) ausgewählt um dort infrastrukturelle Engpässe in der CBIC Region zu beseitigen. Investitionen aus dem Ausland Top Sektoren, die ADI-Zuflüsse in Indien begünstigen ist die Transportindustrie, elektronische Ausrüstung, metallurgische Industrie, Kraftstoffe und der Service Sektor. Der Chemiesektor, Bautätigkeiten, Handel, und die Automobilindustrie sind weitere wichtige Sektoren. Der Südweststaat Maharashtra bleibt dabei mit 57% Anteilen an allen deutschen Investments das attraktivste Ziel für Investitionen aus Deutschland in Indien. In letzter Zeit wurde dabei Pune zur Brutstätte für deutsche Investments, wobei Karnataka und Gujarat weitere wichtige Destinationen sind. In Delhi und Andhra Pradesh sind die Zahlen hingegen zurückgegangen, während die südlichen Staaten wie Tamil Nadu und Karnataka einen Zuwachs verzeichnen konnten. Bosch war eine der ersten Firmen mit ihrem Investmentantrag, als die Regierung

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anfing die elektronische Fertigung mit der Modified Special Incentives Scheme (MSIPS) Regelung zu intensivieren. Das Unternehmen will sein Investment in Indien mit Bosch Automotive Electronics India verstärken und hat dazu einen Antrag für ein Investment von NR 5.5 Milliarden für den Bau einer Fertigungseinrichtung in Bangalore gestellt. Das deutsche Maschinenbauberatungsunternehmen Triplane wird ein Maschinenbau Center in Pune aufstellen, welches über die indische Tochtergesellschaft Triplan India Private Ltd für die Chemie- Raffinerie-, Biowissenschaften und die Speise- & Getränkeindustrie zugänglich sein wird. Das Unternehmen stellt außerdem sein patentiertes Closed Coke Slurry System (CCSS) vor, dass es vor allem indischen Raffinerien anbietet. Hiermit sind sie ganz auf Kurs Technologie anzubieten und ein dauerhaftes Zeichen in der Weltwirtschaft zu hinterlassen. Nach der erfolgreichen Ausführung einiger Projekte ist dies nun ein Schritt in die Richtung, mehr Geschäfte innerhalb des Landes zu machen. Im Verteidigungssektor, welcher als das Kerngebiet für die Make in India Kampagne ausgemacht wurde, hat die Regierung Vertragsabschlüsse in Höhe von 800 Milliarden INR abgeschlossen, den Bau von 6 Unterwasserbooten miteingeschlossen. Indien hofft mit der 1,13 Trilliarden INR Investition in Digital India das Land zu einer vernetzten Wirtschaft zu

machen und Investments in die Fertigung elektronischer Geräte anzuziehen. Dadurch würden Millionen Jobs und weiterer Handel entstehen. Deutschland war das erste Land, das vom indischen Minister für Kommunikation und IT, Ravi Shankar Prasad, im September 2014, der Repräsentanten der Elektronik Branche traf, wie Rhode & Schwarz, Coriant GmbH und ZVEI German Electrical und die Vereinigung für Elektronikfertigung. Diese Einheiten streben danach den Bedarf im Markt an Handys, Smart Phones, SIM Karten, Smart Karten und Smart Cities zu decken, der durch die Digital India Initiative entstand. Die Verbesserung liegt in der Steuerstruktur, in der Budgetierung und dem Modified Special Incentive Package Scheme (M-SIPS), wobei Unternehmen, die in die Elektronikfertigung investieren wollen, mit 25% subventioniert werden und somit Investitionen in diesem Gebiet ankurbeln werden. Indien ist ein großes Land mit vielen Staaten. Die Regierung hat beschlossen, dass Verdichtungen von elektrogeprägter Industrie in Tamil Nadu, Andhra Pradesh, Odisha und Maharashtra entstehen und führt weiterhin Gespräche mit anderen Staaten um auch dort diese sogenannten Cluster entstehen zu lassen, alles nach der Maxime der Make in India initiative, die diejenigen begünstigen soll, die Indien als ihr Drehkreuz für industrielle Fertigung betrachten. n



Naya Raipur: Kapitolkomplex

Das wunderbare

Chhattisgarh das der meisten anderen entwickelten Staaten und Chhattisgarh ist eine der am schnellsten des nationalen Durchschnitts des Landes. wachsenden Staaten Indiens. Der Anschub für dieses Chhattisgarhs Anteil an der indischen Wachstum kam durch die Anwesenheit starker Produktion Hauptindustriesektoren wie Eisen, Staal, Beton und Chhattisgarh ist führender Hersteller von Wärmeenergie. Mineralien wie Zinn, Kohle, Eisenerz und Chhattisgarh trat als Ergebnis seiner Macht, als Dolomitgestein. Es ist der einzige Staat Indiens, der eine der bevorzugten Destinationen für Investitionen Zinn produziert. Das Eisenerz aus dem Staat wird auf. Seine aufkommenden Fortschrittskanäle blühen als eines der besten der Welt angesehen in Bezug dank der unternehmerfreundlichen Regulierungen auf die Qualität. Im Jahr 2012-13 lag Chhattisgarh und der Pro-Mensch und proaktiven Verwaltung, Dr. Raman Singh, auf Platz Fünf in Indien in Bezug auf den Wert der die zur Entwicklung einer global bevorzugten leitender Minister, produzierten Mineralien, mit einem Anteil von Investitionsdestination geführt hat. Der Staat wird von Chhattisgarh 6,9%. der Reserve Bank of India (RBI) als “einer der besten Der Energieüberschuss des Staates liegt bei finanziell geführten Staaten” bezeichnet. einer installierten Leistung von 23,000 MW und soll 2017 bei 41,384 Chhattisgarh ist mit einer geografischen Fläche von 1,35 Lakh MW liegen. Die Elektrizitätsraten sind im Vergleich zu anderen Quadratkilometer der zehntgrößte Staat des Landes und ist in 27 entwickelten Staaten geringer. Bezirke eingeteilt. Die Bevölkerungsdichte des Staates liegt bei Chhattisgarh ist die Reisschüssel des Landes und ist reich an 189 zu 361 in Indien. Ausgezeichnet als eines der artenreichsten Agrarwirtschaft und nutzt 43% seiner 135 Lakh Ha Fläche für den Lebensräume hat der Grüne Staat Chhattisgarh die dichtesten Anbau. Der Staat ist der Hauptproduzent für Mais, Getreide und Wälder Indiens, zahlreiche Wildtiere und noch dazu über 200 Nichtholz-Waldprodukte mit immense Potenzial zur Wertsteigerung. Linsen in dem Land und produziert im Gartenbau Safran, Ingwer, Papaya, Tomaten, Bananen usw. Das Bruttosozialprodukt (BSP) des Staates liegt derzeit bei Bekannt als der pflanzliche Staat des Landes produziert 29,33 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013-14 und stellt damit ein Chhattisgarh 312 Arten medizinischer Pflanzen, die gewerblich Wachstum von 7,05% gegenüber dem Vorjahr dar. Es wird erwartet, gehandelt werden. Der Staat produziert mehr als 43% des gesamten dass das BSP im Jahr 2014-15 die 35 Milliarden US-Dollar erreicht. Gummilacks des Landes. Die geschätzte Wachtumsrate der Industrie liegt bei 10,62%. Das Ausgerüstet mit einem ausgezeichneten professionellen und Wachstum des BSP im industriellen Sektor (bei konstanten Preisen) ökologischen Bildunssystem legt Chhattisgarh seinen Fokus auf wird mit 6,07% im Jahr 2013-14 verzeichnet und ist damit höher als


Reichliches Wasser

Flughafenterminal in Raipur

Vorteile Chhattisgarhs ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦

Reich an Mineralien Energiereich Reich an Land und Wasser Zentral und gut angebunden Naya Raipur – Indiens Stadt des 21. Jahrhunderts Exzellentes Industrieklima Ausgebildete Arbeitskräfte Einzigartiges Wissendrehkreuz Reiche Biodiversität Kosmopolitisch

Personalentwicklung. Jährlich kommen 30.000 Fachkräfte aus dem ökologischen Bildungssystem hervor. Der Staat verfügt über mehr als 2500 Berufsausbildungsmöglichkeiten, um so die Industrie mit ausgebildeten Arbeitskräften zu versorgen. Platziert unter den Top-Staaten Indiens bezüglich der “Einfachheit Geschäfte zu machen”, stellt Chhattisgarh eine Vielzahl an Einrichtungen für derzeitige und potenzielle Investitoren des Staates bereit, die ein ausgezeichnetes System für Geschäfte haben und eine starke, pro-aktive Regierung sowie Regulierungen, die Geschäftsschließungen erleichtern. Die Regierung von Chhattisgarh hat eine Überarbeitung der industriellen Richtlinien (2014-19) und der Elektro- und IT/ITeS Richtlinien (2014-19) vorgeschlagen mit besonderen Anreizen für die Industrien. Die Regierung bietet finanzielle Fördermittel, Zinsbeihilfe, Zollbefreiung usw. an, um so die Industrien des Staates zu fördern. Außerdem hat die Regierung vier Sektoren identifiziert, die vom Staat gefördert werden sollen. Dazu gehören Agrikultur- und Lebensmittelverarbeitung, Abwehrproduktion, neue und erneuerbare Energien, Waldproduktion, IT/ITeS, elektronische Systemverarbeitung, Automobile, Gesundheit und Pharmaartikel. Um die Geschäfte des Staates zu fördern und zu erleichtern, hat die Regierung gesonderte Institutionen errichtet, wie das State Investment Promotion Board (SIPB) und die Chhattisgarh State Industrial Development Corporation (CSIDC). Der Staat ein sehr sicheres Arbeitsumfeld ohne Schwierigkeiten mit Arbeitsrecht oder Ordnungsproblemen. Die Kosten für die Errichtung eines Unternehmens sind vergleichsweise geringer als der nationale Durchschnitt. Naya Raipur, die erste Green Field Smart City des Landes, bietet Land zu wirtschaftlichen Preisen von nur 200 INR pro Quadratfuß (3,3 US-Dollar pro Quadratfuß) an. Die Kosten für den Bau liegen 15% unter dem nationalen Durchschnitt des Landes. Auch die Lebenshaltungskosten sind viel geringer als in anderen Städten des Landes.

Chhattisgarhs Beitrag zu Indiens jährlicher Produktion Aluminium

Stahl

Blech

30%

30%

100%

Kohle

Eisenerz

Dolomit

17.45%

18.67%

11.24%

Diamant

Zement

Kalkstein

11.24%

15%

5.15%

In Indien liegt Chhattisgarh zentral und ist daher gut an die Hauptmärkte des Landes angeschlossen. 50% der indischen Bevölkerung, mit einem Marktpotenzial von 25 Milliarden Dollar, kann von Chhattisgarh erreicht werden. Der Staat hat hervorragende Luft-, Schienen-, und Straßenverbindungen zu den restlichen Gebieten Indiens. Chhattisgarh ist ein antikes Land voller wunderschöner Überraschungen und ist bis heute unberührt. Es gleicht einem verstecktem Juwel der noch entdeckt und enthüllt werden muss. Dabei setzt sich die Region als Zentrum für Abenteuer und Spannung ab. Eine beeindruckende Ansammlung zusammenhängender Wasserfälle und Höhlen komplementiert der natürlichen Schönheit. Der Staat ist voller antiker Monumente, seltenem Tierleben, exquisite verzierten Tempeln, buddhistischen Stätten, Palästen, Wasserfällen, Höhlen, Steinmalereien und Hügelplateaus. Der grüne Staat Chhattisgarh hat 41,33% seiner Fläche unter Wäldern bedeckt und ist einer der reichsten Biovielfalten des Landes. Der Staat bietet mehr als 125 Touristenattraktionen in vier Mega Circuits an. Diese umfassen den landesgrößten Wasserfall Chitrakote, Tierleben, Wälder und historische Stätten. Der Staat hat drei Nationalparks, elf Tierschutzgebiete, mehr als 30 signifikante Wasserfälle, weitreichende Höhlen und unberührte topografische Begebenheiten. Chhattisgarh ist Heimat der größten Anzahl von Stammesmenschen in Indien. 42 Stämme, inclusive sechs besonders empfindlichen Stammesgruppen. Chhattisgarh ist ein Komplettpaket mit unberührter Natur, Mineralien, Wasser, Land und Energie. Der Staat bietet großartige Wertangebote für Investoren und einen breiten Marktzugang, inklusive Unterstützung der Regierung, damit eine geschäftsfreundliche Atmosphäre in dem Staat geschafft werden kann. Seien Sie eingeladen zu diesem versteckten Juwel mit schier endlosem Potential.

Chhattisgarh empfing die meisten Angebote im Land für das einrichten von Industrieprojekten. Der Staat hat Investmentangebote zu einem Betrag von 269,7 Milliarden US Dollar empfangen. (Quelle: Department of Industrial Policy and Promotion, indische Regierung)


Das Verlangen nach

‘smarter’ Umsetzung Auch wenn Länder wie Deutschland, Frankreich und die USA ein Interesse daran haben, Teil des ambitionierten Indischen Projekts “100 Smart Cities” zu werden, muss der Fokus eher auf den lokalen Themen liegen, die das Projekt herausfordern. Jasleen Kaur

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ie tausende zerstreute Siedlungen auf den hügeligen Rängen und Ebenen von Manipur ist Haollenphai ein unbedeutender Ort. Für das Dorf mit seinen 70 Haushalten und rund 400 Einwohnern die von der Landwirtschaft leben oder als Tagelöhner in der 2 Kilometer entfernten Stadt Moreh arbeiten, wird sich der Alltag stark verändern. Letztes Jahr wurde es von Narendra Modi und der Regierung als Standort für eine der 100 Smart Cities als eine von neun im Nordosten benannt. Die Idee ist, Haollenphai zu einem Handelszentrum für Wirtschaft mit Südostasien zu machen, mit Immigrationszentren und Kontrollposten. Auch wenn das GIFT in Gandhinagar als ein Beispiel für eine Smart City gesehen wird, ist die Reihe anderer Städte lang. Die 2014 vom Zyklon beschädigte Hafenstadt Vishakhpatnam Vizag wird wahrscheinlich eine der ersten Smart Cities, zur Freude seiner Einwohner. Eine andere von dem Projekt anvisierte Stadt ist Chandigarh, welche zu einer der High-Tech Städte des Landes werden soll. In diesem Zuge wurde eine App namens Smart Chandigarh kreiert. Während Premierminister Narendra Modis Traum von 100 Smart Cities in Indien bekannt ist, ist sein ambitioniertestes städtisches Projekt das “Gujarat International Finance Tec-City” an den Außenbezirken von Ahmedabad und Dholera, einem Industriestandort im Delhi-Mumbai Korridor. Modis direkte und vorwärtsgerichtete Regierungsweise verkörpernd, helfen diese Projekte ihn bei Indiens mehrheitlich jungen, aufstrebenden und schnell-wachsenden urbanen Bevölkerung bekannt zu machen. Um seine Vorstellungen wahr werden zu lassen unternimmt das Land und andere teilhabenden Institutionen kleine Schritte. Sie haben Kriterien für die Auswahl und Klassifizierung der Städte herausgearbeitet, in der Hoffnung jedes Jahr “ein neues Chicago” aufzubauen indem innovative Finanzmodelle und urbane Regierungsreformen umgesetzt werden. Umsatzeinbrüche, neue Geschäfte Das Budget für die 100 Smart Cities ist in 2015-16 stark eingebrochen, da Länder auf der ganzen Welt einen Wettstreit entfacht haben um ihre Expertise für Städteplanung weiterzugeben und Aufträge mit der indischen Regierung abzuschließen. In diesem Jahr beträgt das Budget 21,6 Milliarden INR (349 Milliarden USD) um Städte zu entwickeln, die in Transport, Versorgungsunternehmen, Unterbringung, Gesundheitsvorsorge, Sicherheit und anderen Gemeindeservices auf Technologie setzen.

Dies ist deutlich weniger als die 70,16 Milliarden INR (1,2 Milliarden USD) im Vorjahr, die festgelegt wurden kurz nachdem die Narendra Modi Regierung gewählt wurde und der Premierminister seine Pläne für das Projekt im Juni 2014 bekannt gab. Die Regierung gab 9,3 Milliarden INR dieses Etats 2014-15 aus. Indien schloss Verträge für den Bau von acht Städten ab – drei mit Deutschland, drei mit den USA, und einen jeweils mit Spanien und Singapur. “Das Grundkonzept für die Smart Cities ist raus. Die Staaten übernehmen die Ausführung und die Markteinführung. Ein Program Management Team wird bald aufgestellt, um die Rahmenbedingungen für die Smart Cities festzulegen.”, so Jaijit Bhattachary, Partner, Infrastruktur- und Regierungsservices bei KPMG Consulting. Laut ihm schaffen 100 Smart Cities bei einer Kostenberechnung von 10 Milliarden USD pro Stadt ungefähr ein Potential von 1 Trillion USD. Obamas schlauer Schachzug Am 25. Januar, während des Besuchs von US Präsident Barack Obama in Indien, unterschrieb die United States Trade and Development Agency (USTDA) drei Absichtserklärungen (MoUs) um die Entwicklung von Allahabad in Uttar Pradesh, Ajmer in Rajasthan und Visakhapatnam in Andhra Pradesh als Smart Cities zu unterstützen. Mit diesen MoUs trägt die USTDA zur Finanzierung von Machbarkeitsstudien und Pilotprogrammen bei und ermöglicht US Unternehmen den Privaten Sektor, seine Expertise und Ressourcen zu mobilisieren um wichtige luftfahrt- und energiebezogene Infrastrukturen zu sich entwickelnden Smart Cities zu installieren. “US Firmen sind bereit Kapital und Expertise zur Entwicklung von Lösungen für Indiens Städte bereitzustellen.”, sagt der US India-Business Konzil in einem Weißbuch über Indiens Smart Cities. “Jedenfalls ist das richtige finanzielle Umfeld entscheident um sichere Risikorenditeprofile und nachhaltige Wirtschaftsmodelle aufstellen zu können.” Um sicherzustellen, dass die Amerikaner nicht die einzigen sind, die etwas vom Smart City Kuchen abhaben wollen,hat Japan sich beworben um Varanasi in eine Smart City zu verwandeln und die Europäer sind ebenfalls bemüht. Spanien ist vorangeprescht um bei der Transformation von Delhi in eine Smart City zu assistieren. Der Abschluss einer Absichtserklärung steht hier kurz bevor. Wachsendes Interesse von Europäischen Firmen Europäische Firmen wie Schneider Electric SE, Alstom SA, ABB und ThyssenKrupp AG untermauern ihre Projekte in Indien und bilden separate

Zahlenspiel

40

Billionen INR werden benötigt um grundlegende Infrastruktur inklusive Verkehr, Wasser und Kanalisierung in allen städtischen Gegenden zu errichten. Dies umfasst 500 Städte und Smart Cities

45

Minuten Maximale Reisezeit zwischen den Metropolen der Smart Cities

135 Liter

Wasserversorgung täglich für jeden Einwohner, 200 Betten in einem multispezialisierten Krankenhaus pro 100.000 Einwohner einer Smart City

21.6

Milliarden INR wurden vom Finanzminister Arun Jaitley zugeteilt um im Jahresbudget 2015 einen Fokus auf Smart Cities zu legen

9.3

Milliaren INR wurden von der Regierung in 2014-15 für Smart Cities ausgegeben

8

Abmachungen Wurden bisher zur Entwicklung der Smart Cities unterschrieben (3 mit Deutschland, 3 mit den USA und jeweils eine mit Spanien und Singapur

50

Prozent Aller Inder werden bis 2050 in städtischer Umgebung leben

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Im Uhrzeigersinn: “Smartes” Raster; GIFT Projekt in Gujarat; Wave Infratechs Smart City Projekt in nioda, UP; und Alstom baut ersten Zug für Chennais U-Bahn

Business Units um Möglichkeiten im Rahmen des Regierungsplans um die 100 Smart Cities auszuloten. Während sich die Indische Abteilung der Swiss Engineering Group ABB auf die Segmente Energie (Netzwerk Management, erneuerbare Integration), Infrastruktur (Wasser- und Gasnetzwerk Management, Abfall Management), Gebäudeautomatisierung und Mobilität konzentriert, setzt die Französische Energie- und Transportfirma Alstom auf intelligente Stromnetze. Laut einem Statement von Laurent Schmitt, dem Vizepräsidenten für Automatisierung und intelligente Netzwerke bei Alstom in einer Tageszeitung, sind die Möglichkeiten für intelligente Stromnetze in den Indischen Smart Cities signifikant. “Zurzeit ist der Automatisierungs- und IT-Lösungsbereich aus der Sparte der intelligenten Stromnetze ungefähr 30 Milliarden USD wert, wobei

30

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sich der Wert voraussichtlich bis 2020 auf 60 Milliarden USD erhöhen wird. Indien würde mehr als 15% dieses Weltmarktes ausmachen.” Experten geben an, dass es in diesem Bereich viel pflückreifes Obst für Firmen einzusammeln gibt, wie städtischer Nahverkehr, energieeffiziente öffentliche Gebäude und intelligente Stromnetze, Wasser, Abwasser und Informationsund Kommunikationstechnologie (ICT). Intelligente Stromnetze bilden hier ein Schlüsselelement für die Funktion der Smart Cities, da effizientes Energiemanagement eine der Hauptsäulen der Smart Cities darstellt. In den letzten Jahren hat Alstom sich so weiterentwickelt, dass es von diesen Möglichkeiten profitieren kann. Ein weiteres französisches Unternehmen, welches ein Auge auf den indischen Markt geworfen hat, ist Schneider Electric. Das Unternehmen hat eine separate Einheit

gegründet um sich mit den Möglichkeiten, die sich aus den Smart Cities ergeben, auseinanderzusetzen. In einem Interview mit einer Tageszeitung sagt Charbel Aoun, Präsident Smart Cities der Schneider Electric, dass das Unternehmen Möglichkeiten und Lösungsansätze herausgearbeitet hat, die umgerechnet eine Ersparnis von 30% Energieverbrauch, 20% mehr Geschwindigkeit im öffentlichen Verkehr, 20% Einsparungen im Wasserverbrauch und 50% Ersparnis der Baukosten bringen würden. Das französische Unternehmen hat ein intelligentes Signalisierungsprojekt in Mumbai umgesetzt, das 300 Verkehrssignale zwischen Colaba im Süden Mumbais und Worli im Zentrum Mumbais synchronisiert. “Das Unternehmen hat mit 29 Fabriken bereits eine starke Basis in Indien.Von den drei Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die die Firma besitzt, befindet sich eine in Indien, mit 1,500 Mitarbeitern”. Deutsche Unternehmen sind ebenfalls sehr aktiv was Smart City Lösungen angeht. “Wir glauben, dass ein signifikanter Teil der allgemeinen Infrastrukturausgaben von einer Trilliarde USD in den nächsten 5 Jahren auf Smart Cities aufgewendet wird.”, so ein Sprecher von Siemens. Das deutsche Unternehmen steigert seinen Fokus auf Bereiche wie nachhaltige, grüne Gebäude, E-Governance, Wasseraufbereitung, öffentliche Verkehrsmittel und Energieverteilung. Siemens arbeitet bereits jetzt mit Energieverteilungsunternehmen und Metroprojekten vor Ort. ThyssenKrupp Indien, die lokale Einheit des Deutschen Industriekonglomerats Thyssen Krupp AG, will sich ebenfalls an der Entstehung der Smart Cities beteiligen. “Wir glauben, dass wir nicht nur Smart Cities bauen, wir machen die Städte auch smarter. Diese werden nicht nur Züge bekommen,


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die sie schnell von A nach B transportieren. Ich glaube daran, einige der Smart Cities mit einem nachhaltigen öffentlichen Verkehrsnetz und den dementsprechenden technischen Systemen auszustatten.” sagt Michael Thiermann,Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp Indien auf der CII Konferenz. ThyssenKrupp ist bestrebt, eng mit der indischen Regierung an dem Smart Cities Projekt zusammen zu arbeiten. Weiterhin kann ThyssenKrupp in Kooperation mit lokalen Firmen zur Ausführung von Projekten im Einverständnis mit der Regierung beitragen. “Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Landesregierungen und interessieren uns vor allem für den Delhi-Mumbai Korridor, welcher, wie wir glauben, eine gesonderte Rolle im Leuchtturmprojekt der Regierung spielen wird. Wir sind sehr aktiv damit beschäftigt Verbindungen aufzubauen und darzulegen, wie wir die Verwirklichung dieses Projekts nach vorne bringen können.”,sagte Schmitt. Smart Cities brauchen einen smarten Versorgungsapparat Laut einem Forschungsbericht über Urbanisierung vom McKinsey Global Institute, hat die schnelle Urbanisierung, die entstand, als in den Städten neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, zu einer Migrationswelle der Landbevölkerung geführt. Indiens Stadtbevölkerung wird voraussichtlich von 340 Millionen in 2008 auf 590 Millionen in 2030 anwachsen, da 70% der neu geschaffenen Arbeitsplätze im urbanen Bereich stattfinden werden. Indische Städte sind 30 Mal dichter bevölkert als europäische Städte. Diese Zahl vermittelt einen ganz guten Eindruck von den massiven infrastrukturellen Herausforderungen, denen sich die verantwortlichen stellen müssen. Obwohl Indien der fünftgrößte Energieerzeuger und Verbraucher der Welt

ist, sind Stromausfälle in Indien immer noch keine Seltenheit. Indiens Transmissions- und Verteilungsverluste (T&D) von Elektrizität sind weltweit mit am höchsten. Die Gründe sind Diebstahl, Zählermanipulation, fehlerhafte Zähler, unsinnige Investmentitionen in Transmissionsequipment, die den finanziellen Status der Versorgungsapparate hemmen. Die Wasserversorgung in Indien ist nicht gesichert und ineffizient. Was die Vernetzung angeht, so bestimmen Breitband und Radio den Service. Bhattacharya von KPMG sagt: “Ein Versorgungsapparat der die Stromversorgung rund um die Uhr, eine verlässliche Wasserversorgung und Telekommunikation für Einwohner und Unternehmen ermöglicht, ist essentiell für die Smart Cities. Da nicht nur die Resourcen knapp sind sondern auch die Bevölkerung in den Städten stetig zunimmt, müssen die Verantwortlichen ihre Finanzen und ihre Kosteneffizienz prüfe,Verluste zu minimieren und Effizienz zu steigern. Weiterin müssen Stromzähler modernisiert und standardisiert werden um hier entstehende Verluste zu vermindern.” “Intelligente Stromnetze sind das Thema der Stunde. Sonnenenergie in Form von Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern werden einen großen Teil zur nachhaltigen Energieversorgung in Smart Cities beitragen. Um all diese Ziele umzusetzen, brauchen wir adequate Investments von ausländischen Unternehmen aus USA, Deutschland, Frankreich oder Singapur.” Außerdem erfordert die Initiative sorgfältige Planung und Umsetzung. Sanjay Prakash, Städteplaner und Architekt aus Delhi sagt: “Die Smart City Pläne fordern vieles ohne konkret Auskunft darüber zu geben, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Sie scheinen von Akademikern geschrieben worden zu sein, die wenig Ahnung von der praktischen Umsetzung solcher Pläne haben.”

“Hier liegt die größte Herausforderungen der NDA Smart City Initiative. Wenn das Projekt sich selbst verteidigen muss, wird es ein Spielplatz für Unternehmen werden die Ihre Produkte verkaufen möchten. Oder schlimmer, ein neuer Weg um sich Land anzueignen.” fügt er hinzu. Der Hoffnungsschimmer Modis ambitionierter Plan hat ohne Zweifel einen Diskurs über Indiens Städte angeregt und bei Unternehmern in Indien und aus dem Ausland aber auch bei der Mittelschicht, die nicht mehr in einem Land der dritten Welt leben will, für viel Furore gesorgt. Ob er die gewünschten Ergebnisse bringen wird, bleibt aufgrund der großen infrastrukturellen Schwächen offen. Nichtsdestotrotz, neben den wichtigen Playern in Indien, wie KPMG, PwC, IL&FS, Accenture, Microsoft, IBM, Cisco, Wipro, TCS, Infosys und Tech Mahindra hat das Projekt viele Unternehmen aus Deutschland, Frankreich oder den USA auf den Plan gerufen. Die Zeit wird zeigen, ob die Smart Cities die urbane Entwicklung Indiens voranbringen kann, ökonomische Vorteile bringt und die Lebensverhältnisse der breiten Bevölkerung verbessern kann. n

Smarter Plan der Regierung Anzahl der Smart Cities

Erfassungsjahr

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2015

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2016

40

2017

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Entwicklung von Kompetenzen

Gut gewappnet

f端r die Zukunft Dem akuten Fachkr辰ftemangel von 300 Millionen in Indien hat die letzte Budgetierung der Regierung neue Zusch端sse und Investitionen entgegengesetzt. Shweta Keshri

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Eingehend

D

ie 31 jährige Akhilandeshwari, eine Frau aus Chennai im südindischen Tamil Nadu, drückt Ihre Dankbarkeit so aus: „Dank der NSDC (Nationale Kompetenzerweiterungsgesellschaft) und der Provider Skill Academy, kann ich heute INR 6.000 (EUR 90,-) im Monat verdienen und meine Familie unterhalten. Aufgrund einer Polioerkrankung kann sie ihre Beine nicht benutzen, während ihr Mann sprechund hörgeschädigt ist. Als Mutter eines Kindes sagt Akhilandeswari „Ich habe mich an der Provider Skill Academy angemeldet als ich eine Anzeige in der Zeitung gelesen habe über einen Kurs für Handy Services. Jetzt repariere ich Handys im Geschäft meines Schwiegervaters.“ Die Provider Skill Academy, die im Jahr 2005 gegründet wurde, ist auf die Ausbildung von körperlich eingeschränkten Menschen spezialisiert um deren Zukunft zu sichern. NSDC, Wissenspartner der Akademie seit 2011, unterstützt mit Anleitungen für effektives Training.Viele dieser Erfolgsgeschichten können NSDC zugeschrieben werden, welche eine Gesellschaft, gegründet auf einer öffentlich-privaten-Partnerschaft ist, gegründet 2009 mit dem ambitionierten Ziel in den nächsten 7 Jahren 150 Millionen Menschen auszubilden. Dilip Chenoy, Geschäftsführer und CEO von NSDC sagte in einem Zeitungsinterview „ Von den vielen Herausforderungen in der Entwicklung und Verbreitung von Kompetenzen ist eine der schwierigsten entsprechend qualifizierte technische Trainer zu finden, die ihr Wissen an die Auszubildenden weitergeben. Der Lehrplan war bis jetzt immer sehr textlastig und weniger praxisorientiert. Entsprechende Trainer für Technik und praktische Anwendung zu finden ist dementsprechend schwierig. In Berücksichtigung dieser Herausforderungen, die man in große Möglichkeiten umwandeln kann, hat die Regierung in Zusammenarbeit mit privaten Akteuren die Entwicklung von Kompetenzen als Nationale Priorität für die nächsten Jahre eingestuft.Verschiedene Institutionen wurden für der Erfüllung dieser Aufgabe ins Leben gerufen und NSDC ist eine von ihnen.“ Der brodelnde Kessel Mit nur 14% der indischen Arbeiter in der regulären Wirtschaft beschäftigt und anderen 86% in unorganisierten Sektoren, will die Regierung bis 2022 500 Millionen Menschen ausbilden. Mit der Entwicklung von der MSDE (Kompentenzentwicklung und Unternehmensministerium) von der Modi Regierung bald nach Amtsübernahme im Juni 2014 und der Skill India Kampagne, bleibt kein Zweifel and der Ernsthaftigkeit

Indien hat im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern nur 3-4% ausgebildeter Arbeitskräfte mit der dieses Thema behandelt wird. Eins der Hauptziele des neuen Ministeriums ist zu versichern, dass Indien seine Ziele erreicht, indem die Regierung alle 21 Ministerien miteinbezieht. „Es besteht eine Duale Herausforderung zwischen der Entwicklung von Ausbildungen und der richtigen Anwendung dieser. Entwicklung und Beschäftigung sind Hauptanliegen der Teilnehmer der stummen Revolution. Indien hat nur 3-4% ausgebildete Arbeitskräfte im direkten Vergleich zu anderen Entwicklungsländern auf der Welt. Laut einer Statistik zur Lage des indischen Arbeitsmarkts im Jahre 2014 (Labour Bureau Report) liegt die Rate von 15-jährigen mit einer Ausbildung oder einer Aussicht auf eine solche bei gerade einmal 6,8%.“, sagt Dilip Chenoy (siehe Interview) Der Start von Programmen wie Make in India, Smart Cities und Clean Ganga Campaign haben Bedarf an ausgebildeten Arbeitskräften eröffnet. Der Haushalt 201516, vorgestellt von Finanzminister Arun Jaitley, teilt dieses Programmen auch Ressourcen zu. Das Budget für 2015-16 zeigt deutlich, dass es die Regierung ernst meint mit der Entwicklung von Indien hin zur Hauptstadt der Fähigkeiten. Ein Betrag von 1,35 Millionen Dollar wurde den Initiativen zur Fähigkeitsentwicklung im Land zugeschrieben. Dies entspricht einem Zuwachs von 19% im Vergleich zum Vorjahr. Jaitley gab auch zwei Schemata bekannt

die Studenten und Jugendlichen zeigt, wie man Unternehmen gründet. Unter dem Deen Dayal Upadhyay Grameen Kaushal Yojana, gestartet um die Arbeitsfähigkeit der ländlichen Jugend in Indien zu steigern, da die demographische Dividende Indiens ausgeglichen werden muss. Eine Summe von 15 Milliarden INR wurden diesem Unternehmen zugeteilt. Die qualifizierten Studenten unter diesem Schema werden ihre Auszahlungen über elektronische Gutscheine direkt auf ihr Konto erhalten. Während die IT orientierte Student Financial Aid Authority die Stipendien- und Kreditschemata durch das Pradhan Mantri Vidya Lakshmi Karyakram verwalten und überwachen wird, damit die Studenten einen höheren Grad der Bildung anstreben können. Außerdem wird die Regierung die National Skills Mission durch das Ministerium für Fähigkeitsentwicklung und Unternehmertum starten um Fähigkeitsinitiativen über verschiedene Ministerien hinweg durchzuführen. Dadurch sollen Prozeduren und Ergebnisse über 31 Sector Skill Councils standardisiert werden. „Dies ist ein guter Schritt von der Regierung um bei der Koordinierung und Harmonisierung aller Fäigkeitsentwicklungsinitiativen eine mehr strukturierte und stromlinienförmigere Herangehensweise zu entwickeln.“, fügt Chenoy zufrieden hinzu. Lang erwartete Regelwerksänderung Obwohl das Ballspiel der

Eines der Hauptziele des neuen Ministeriums ist zu versichern, dass Indien sein Ziel von 500 Millionen ausgebildeten Menschen erreicht

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Studenten aus beruflicher Ausbildung und Training des India-EU Skill Development Projekt haben relevante, aktuelle und hoch ausgebildete Fähigkeiten nach denen Arbeitgeber suchen

Ausbildung für Indien einen Gefallen tut, sind Herausforderungen wie die Mobilisierung, richtige Trainingspartner, effektives Anteilhabermanagement, Nichtübereinstimmungen zwischen jugendlichen Vorstellungen und Berufen, Arbeitsgesetzen und ein Mangel an Trainingsinfrastruktur stellen eine Bedrohung für die Zukunft dar. Rajiv Pratap Rudy, unabhängiger Staatsminister für Fähigkeitsentwicklung und Unternehmertum nannte die Nachteile des derzeitigen nationalen Regelwerks bei der Fähigkeitsentwicklung. Beim Halten einer Vorlesung im Indischen Institut für Technologie (IIT) in Neu-Delhi, sagte er: „Es gab das nationale Regelwerk für Ausbildungen, herausgegeben in 2009. Dieses Regelwerk sprach über die Ausbildung von 500 Millionen Menschen. Als ich übernahm, sagte ich Danke. Es ist nahezu unmöglich diese Zahlen zu erreichen.“ Das neue Regelwerk, welches ab sofort gültig ist, steht für eine Optimierung der Herausforderungen. Laut den Associated Chambers of Commerce and Industry of India (ASSOCHAM) ist das neue Regelwerk in Einklang mit den Bemühungen für Skill India und kann so am besten das alte Regelwerk von 2009 ersetzen. Die ausgebildeten Arbeitskräfte Indiens besitzen nur einen kleinen Anteil an der Bevölkerung. Südkorea (96%), Japan (80%), Deutschland (75%) und Großbritannien (70%) haben dahingegen einen großen. In Indien schätzt man diesen Anteil auf nur 2% der gesamten Arbeitskräfte. Es wird erwartet, dass das neue Regelwerk den existierenden Mangel an 300 Millionen Fachkräften überbrücken können wird, da es plant, bis 2020 jeden vierten Inder auszubilden. Beim betrachten dieses Fachkräftemangels zeichnet ASSOCHAM die Hauptprobleme auf und wie das neue Regelwerk

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erfolgreich implementiert werden kann. Dies kann zum Beispiel durch eine Optimierung der komplexen institutionellen Strukturen über viele Sektoren und Schemata hinweg geschehen um eine flüssige Implementierung und effiziente Überwachung zu gewährleisten. Um den Fachkräftemangel zu überbrücken, rät die ASSOCHAM unverzüglich Maßnahmen einzuleiten um die Fähigkeitsentwicklung und Trainingsinfrastruktur mit Unterstützung vom privaten Sektor zu verbessern. Und für die Diskrepanz im Angebot von beruflichen Weiterbildungen, die nicht auf die Wissensvermittlung für die normalen Arbeiter ausgebildet sind, (90% der Arbeitskräfte) ist es unabdinglich für die Regierung bessere Abläufe zu garantieren um eine bessere Rate zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern zu schaffen. „Das MSDE hat in den vergangenen Monaten mit allen Beteiligten daran gearbeitet das Regelwerk für die Fähigkeitsentwicklung zu überarbeiten. Sie haben über die Nachteile, Einschränkungen und Probleme in Referenz zur modernen Zeit diskutiert, um sich den vermuteten Herausforderungen stellen zu können. Sie schauen sich ebenfalls das Ziel des Regelwerks aus dem Jahre 2009 an. Ich denke, dass das erneuerte Regelwerk mehr zielgerichtet sein wird und auch eine deutliche Richtung zur Vision unseres Premierministers aufweisen wird, der Entwicklung von Indien zur Hauptstadt der Fähigkeiten.“, sagt Chenoy. Internationale Kooperation Betrachtet man Indiens investierte Energie in dem Feld, gibt es viele Länder die Interesse an dem Projekt teilen. Während der indisch-deutschen Konferenz für Fähigkeitsentwicklung, organisiert von der deutschen Botschaft im Oktober 2014, sagte

der deutsche Botschafter Michael Steiner: „Ungefähr 30.000 junge Inder brauchen täglich einen neuen Job, wobei allerdings nur 2% der Arbeitskräfte ausgebildet sind. Fähigkeitsentwicklung ist von hoher Wichtigkeit für die indisch-deutsche Kooperation. Anwendung von Prinzipien und Erfahrungen von Deutschland kann ausschlaggebend sein.“ Deutsche Firmen wie das indisch-deutsche Tool Room, Festo Didactic,Volkswagen Akademie und Siemens Technik Akademie (STA) haben mit Indien zusammengearbeitet um ihre Beratung und standardisierte Trainingsmethoden für den Transformationsprozess des indischen Trainingssystems zur Verfügung zu stellen. „Das Amt für Wirtschaftsangelegenheiten, das Finanzministerium, Indien und die Europäische Union haben außerdem ein MoU unterzeichnet, um die Implementierung Indiens an das EU Fähigkeitsentwicklungsprojekt in 2012 zu verdeutlichen. Die EU steuerte 6,7 Millionen Euro für selbiges bei für die Kapazitätsschaffung von begünstigten Institutionen,Verbesserung des Informationssystems des Arbeitsmarkts und die Implementierung des “National Skills Qualification Framework” auf nationaler und staatlicher Ebene in Indien.“, sagt Chenoy und beschreibt die Unterstützung der EU auf Indiens Mission. Erst kürzlich, unter diesem Projekt, wurde eine Studienreise vom 12. Bis 20. November 2014 nach Deutschland und Frankreich organisiert, da diese Länder die größten Wirtschaftsmächte in Europa darstellen. Da der deutsche Rahmen relativ gesehen neuer ist als das französische, welches voll funktionstüchtig ist, zeigte die Studie einen Unterschied zwischen dem „vorher“ und „nachher“ der European Qualification Framework recommendation (EQF). In 2012 unterzeichnete das australische Council for Private Education and Training (ACPET) ein Memorandum of Understanding (MoU) um die Fähigkeitsbedürfnisse der NSDC gegenüber 21 Länder hinweg zu befriedigen. Das MoU ermöglichte Partnerschaften zwischen australischen und indischen Bildungs- und Trainingsanbietern und bot auch einen Informations- und Perpektivsaustausch bezüglich Bildung, Ausbildung und Fähigkeitsentwicklung an. Andere Initiativen wie die UK India Education and Research Initiative (UKREI), Michael Susan Dell Foundation (USA) und die Europe Foundation of Excellence (Belgien) unterstützen die Ausbildung über mehrere Sektoren hinweg mit einem Fokus auf marginalisierter Sektion. Abgesehen von Sponsoren wie der Asian Development Bank, World Bank und Department of International Development (DFID) haben ihre Unterstützung für die NSDA, NSDC und SSC angeboten, unabhängig von den Staatsregierungen. n


Interview

Budget schafft

Hoffnung Während Herausforderungen wie die der unzureichenden Turnschuhe noch immer bestehen, ebnet die NSDC ihren Weg um ihren Anteil an 150 Millionen ausgebildeten Indern bis 2022 zu erreichen. Das erst kürzlich neu aufgeteilte Budget eröffnet hierfür eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, so Dilip Chenoy. Dilip Chenoy, Managing Director & CEO, National Skill Development Corporation

Es gibt eine duale Herausforderung bei der Entwicklung von Fähigkeiten und der angemessenen Anwendung

Shweta Keshri

Wie realistisch ist das Ziel der Regierung 500 Millionen Menschen bis 2022 auszubilden? Was sind die Herausforderungen? Das neu geschaffene Ministerium der Ausbildungsentwicklung und des Unternehmertums (MSDE) überprüft derzeit die Nationale Vorschrift der Ausbildungsentwicklung aus dem Jahre 2009. Dies geschieht in Beratung mit allen Anteilhabern und unter Berücksichtigung der sozio-ökonomischen Entwicklung der letzten Jahre. Die neue Ausbildungsvorschrift wird bald veröffentlicht und unabhängig von den Zahlen sind die noch bevorstehenden Herausforderungen schier gigantisch. Mit der neuen Vorschrift in Gedanken bewegen sich das Ministerium und alle Anteilseigner des AusbildungsÖkosystems in die richtige Richtung um die Umstrukturierung und Neuausrichtung aller nationaler Staatsministerien, Industrien und Akademien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Es besteht eine Duale Herausforderung zwischen der Entwicklung von Ausbildungen und der richtigen Anwendung dieser. Entwicklung und Beschäftigung sind Hauptanliegen der Teilnehmer der stummen Revolution. Indien hat nur 3-4% ausgebildete Arbeitskräfte im direkten Vergleich zu anderen Entwicklungsländern auf der Welt. Laut einer Statistik zur Lage des indischen Arbeitsmarkts im Jahre 2014 (Labour Bureau Report) liegt die Rate von 15-jährigen mit einer Ausbildung oder einer Aussicht auf eine solche bei gerade einmal 6,8%.

Die Erwartungen der Schüler stimmen nicht überein mit denen der Industrie wenn es um Berufsrollen und Lohnvorstellungen geht.Viele bevorzugen stattdessen weiterhin arbeitslos zu bleiben anstelle für monatliche 8.000 INR arbeiten zu gehen. Des weiteren stellen Arbeitgeber nicht ausschließlich Arbeiter mit weitreichender Ausbildung ein, da oft die günstigsten Arbeitsresourcen gesucht sind. Bevor eine Ausbildung nicht entsprechend entlohnt wird, wird sich die Entwicklung dieser Ausbildungen nicht rentieren. Der Bericht der Ausbildungsdivergenz, durchgeführt von uns bei der National Skill Development Corporation, sowie erwähnt in der Wirtschaftsumfrage 2014-15, beweist, dass ein Bedarf an 144 Millionen ausgebildeter Menschen im Nicht-Agrar-Sektor für den Zeitraum von 2013-22 besteht. Außerdem werden die bereits bestehenden Arbeitskräfte Neu- und Umschulungen benötigen. Mangel an beruflichem Wissen, Qualitätsschwankungen, Abbrecherquoten in weiterführenden Schulen, unangebrachte Trainingsangebote für Ausbildungen, eine negative Auffassung gegenüber Ausbildungen und ein Mangel an Fähigkeiten, selbst in professionellen Kreisen, die bereit für die industrie sind, stellen die Hauptgründe für schlechte Ausbildungsraten in Indien dar. Kürzliche Initiativen die auf die Verbesserung von Zugriff, Gleichheit, Qualität und Innovation in höherer Berufsausbildung abzielen, sind die Rashtriya Uchchatar Shiksha Abhiyan, Technisches Bildungsqualitätsprogramm und National Skill Qualification Framework.

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Interview

Wie würden Sie Ihre Arbeit bezüglich dem Erreichen des Ziels für 150 Millionen Ausgebildete im Jahre 2022 einschätzen, seitdem die NSDC 2009 gegründet wurde? Die letzten vier Jahre hintereinander hat die NSDC alle jährlichen Ziele erreicht die sie sich selbst gesteckt hat. Tatsächlich brach die NSDC 2013-14 bei weitem ihr Ziel und brachte 1,05 Millionen junge Menschen in das Ausbildungs-Ökosystem. Schließt man die weiteren Auszubildenden der National Skill Certification and Reward Scheme, auch bekannt als STAR, mit ein, so beträgt die Zahl von 2014-14 ganze 1,3 Millionen ausgebildete Inder. Im August 2014 versprachen wir 3,3 Millionen Jugendliche in in 2014-15 auszubilden. Wir haben bereits 75% unserer Ziele im Februar 2015 erreicht und im März erwarten wir 95-100% unserer steuerlichen Ziele zu erreichen. Die NSDC hat bisher vier Millionen Menschen geschult, obwohl nur 1,5 geplant waren. Ein großer Anteil der ausgebildeten Arbeitskräfte wurden selbstständig in ihren Sektoren oder Geschäften. Wir arbeiten an unserem hoch gesetztem Ziel von 150 Millionen ausgebildeten Indern bis 2022. Dies bedeutet, dass 45.000 Auszubildende jeden Tag ihren Schulabschluss erhalten – und das für die nächsten zehn Jahre. Eine primäre Herausforderung bleibt die der nicht ausreichend ausgebildeten Lehrer. Welche Maßnahmen planen Sie dagegen zu unternehmen? Die NSDC bietet nicht nur Finanzmittel für skalierbare und profitorientierte Berufstrainings an, sondern es ist auch ihr Auftrag Supportsysteme wie Qualitätssicherung, Informationssysteme und

“Lehre den Lehrer”-Akademien, direkt oder durch Partnerschaften anzubieten. Das “Lehre den Lehrer” Programm stellt sicher, dass die Ausbildung der Lehrer durch Kurse und neue Standards durch die zuständigen Sector Skill Councils (SSC) geprüft und bestätigt wird. Das neu gegründete Ministerium für Entwicklung von Fähigkeiten und Unternehmertum hat viele Maßnahmen ergriffen, einschließlich der internationalen Partnerschaften, welche 2015-16 in Kraft treten werden.Viele unserer bereits bestehenden Partner werden dies auch in Partnerschaft durchführen. Können Sie uns Daten von den Instituten zur Entwicklung von Fähigkeiten aus dem ganzen Land nennen? Und wie viele Schüler haben bereits ihr Zertifikat erhalten nach dem letzten Jahr? Wie erfassen Sie die Zuverlässlichkeit? Von den bisher von der NSDC 187 bestätigten Partnern sind aktuell 125 Partner aktiv in 2904 Trainingszentren in 471 Distrikten in ganz Indien. In 2014-15 haben mehr als 2,5 Millionen Kandidaten ihre Zertifikate erhalten. Die NSDC folgt einem sehr stringenten Prozess für die Implementierung des Schemas und hat ausgereifte Aufsichtsprotokolle um den Fortschritt des Schemas unter Leitung der NSDC zu messen. Wir ernannten außerdem KPMG zu einer unabhängigen Aufsichtsagentur und folgen den besten Standards und Akkreditierungssystemen in Partnerschaft mit den zuständigen Sector Skill Councils und Industrievereinigungen. Was haben Sie in den letzten sechs Jahren gelernt? Was waren Ihre Errungenschaften in dieser Zeit? Wie

sehr hat sich die NSDC an die Situation in Indien angepasst? Es gibt viel wichtiges zu lernen, das haben wir auch in unserem Team erkannt, denn nur so wird Indien zu einer gebildeten Nation. Zu aller erst ist es unerlässlich, dass wir den sozialen Anspruch der heutigen Jugend erkennen und Arbeitsangebote mit festen Gehaltspaketen schnüren, da diese weltweit Standard sind. Das Ökosystem der Fähigkeiten benötigt eine frühe Fokussierung auf Lernresultate und Bedürfnisse die mit dem bereits bestehenden Bildungssystem vereint werden müssen. Kandidaten und Schüler müssen sich bereits früh über den Wert eines Ausbildungszertifikats bewusst sein. Denn dadurch kann sich ihre Anstellbarkeit in Betrieben durch ihre Erfahrung erhöhen. Die Herausforderung liegt nicht nur darin die Menschen auszubilden, sondern sie Fähigkeiten erlernen zu lassen die einem bestimmten Standard entsprechen und auch von weltweiten Industrien anerkannt werden. Es ist also sehr wichtig die richtigen Berufsvorstellungen zu kennen, die Qualifikationskriterien und nationale Belegungsstandards zu kennen um Missverständnisse zwischen Angebot und Nachfrage an Arbeit im ganzen Land zu reduzieren. Eine förderungsaktive Umwelt für Ausbildungen zu schaffen ist ein Bedürfnis der Stunde und daher auch die Suche nach Lehrern, die ihre Schüler auf ein solches Leistungsniveau bringen können. Daher ist es wichtig das gesamte Ökosystem für die Entwicklung der Fähigkeiten in Indien auszulegen. Das haben wir gelernt. Das Verlangen nach innovativen Lösungen der finanzierenden Trainingspartner und das Schaffen von Modulen, welche einheitlichen

Von den 187 Partnern wie zum Beispiel der Wadhwani Foundation, sind etwa 125 Partner aktiv mit 2904 Trainingszentren in 471 Distrikten in ganz Indien

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Interview

Wachstum in dem Land versichern wären von großer Wichtigkeit für die NSDC und wir arbeiteten auch stark in Bereichen mit Organisationen wie zum Beispiel Milaap und vielen anderen. Wie würden Sie die benötigten Fähigkeiten, gemäß den Sektoren, trennen? Die NSDC untersucht die Divergenzen der Fähigkeiten im Land durch den Fähigkeitsdivergenz-Bericht, welcher von KPMG in unterschiedlichen Sektoren durchgeführt wird. Dieser FähigkeitsdivergenzBericht beschreibt die Anforderungen an die Humanressourcen in 2022 und die Schlüsselherausforderungen die gelöst werden müssen um die Divergenz zu schließen. Diese Berichte können Sie auch auf unserer Website unter folgendem Link einsehen: http:// nsdcindia.org/nsdcreports Wie hat sich die neue Regierung gegenüber dieser neuen Anforderungen verhalten? Wie effektiv war die Skill India Kampagne bisher? Die neue Regierung setzt eine starke Betonung auf Fähigkeitenentwicklung im Land und hat die neue “Skill India” Kampagne angekündigt um aus der demographischen Dividende zu profitieren. Die bisher gefällten Entscheidungen in diesem Bereich zeigen deutlich, dass ein gutes regieren wichtiger ist als seine gute Regierung. Vorallem ist es allerdings das erste Mal geschehen, dass ein neues Ministerium für Fähigkeitenentwicklung und Unternehmertum in dem Land gegründet wurde um Initiativen zur Entwicklung von Fähigkeiten zu vereinheitlichen. Unter der Leitung des ehrbaren Premierministers und Shri Rajiv Pratap Rudy, Unionsminister des Ministeriums für Fähigkeitenentwicklung und Unternehmertum (I/C) und Parlamentsangelegenheiten, wurde das Verlangen nach einem ausgebildetem Indien gefestigt. Das Budget für 2015-16 zeigt deutlich, dass es die Regierung ernst meint mit der Entwicklung von Indien hin zur Hauptstadt der Fähigkeiten. Ein Betrag von 1,35 Millionen Dollar wurde den Initiativen zur Fähigkeitsentwicklung im Land zugeschrieben. Dies entspricht einem Zuwachs von 19% im Vergleich zum Vorjahr. Das kürzliche Einverständnis zum Pradhan Mantri Kaushal Vikas Yojana (PMKVY) unter dem Ministerium zur Fähigkeitsförderung und Unternehmertum mit einem zugewiesenen Etat von 239 Millionen Dollar zeigt erneut deutlich, dass die Regierung stark auf Bildung, Ausmaß und Geschwindigkeit fürs Land setzt. Es ist eine der größten Fähigkeitswürdigungen der Welt, welches Fähigkeitstraining für Jugendliche unterstützt, die selber nicht die nötigen finanziellen

Das Budget für 2015-16 zeigt deutlich die Ernsthaftigkeit der Regierung um Indien zur weltweiten Hauptstadt für Fähigkeiten zu machen Mittel aufbringen können. Die NSDC ist ein implementierter Partner dieses Programms und wir planen, 2,4 Millionen Jugendliche unter diesem Schema im nächsten Finanzjahr auszubilden. Weitere 15 Millionen INR wurden unter Deen Dayal Upadhyay Gramin Kaushal Yojana zugeteilt um die ländliche Jugend auszubilden. Dies ist ein willkommener Schachzug, da dies helfen wird um Fähigkeitsentwicklung auch in entlegenen Regionen des Landes zu verwurzeln. Eine Angleichung der Ministerien auf nationaler und staatlicher Ebene zu einer Mission von Skill India ist ein weiterer Erfolg um umfassenden und schnellen Wachstum garantieren zu können. Welche weiteren Handlungen sind von der Regierung benötigt um ein solch ambitioniertes Ziel zu erreichen? Das Ministerium für Fähigkeitsförderung und Unternehmertum (MSDE) ist bereits mit verschiedenen Regierungsministerien im Gespräch um alle Initiativen unter ihnen zu koordinieren. Dies ist ein gutter Schritt von der Regierung um bei der Koordinierung und Harmonisierung aller Fäigkeitsentwicklungsinitiativen eine mehr strukturierte und stromlinienförmigere Herangehensweise zu entwickeln. Die Verfügbarkeit einfach finanzierter Möglichkeiten für Ausbildungsorganisationen und innovativer Module um Unternehmertum zu unterstützen wird außerdem dabei helfen einen erfolgreichen und ausgebildeten Arbeitsmarkt in Indien zu schaffen. Wenn wir sicher gehen, dass wir unsere existierende Infratsruktur im Land für Fähigkeitsentwicklung kapitalisieren, so werden wir neue Möglichkeiten finden um die Jugend auszubilden. Unterstützung bei der Übernahme von den besten internationalen Übungen und Standards von Ländern aus aller Welt, wird uns auf dem Arbeitsmarkt global positionieren. Die Regierung sollte ebenfalls alle anderen nationalen Missionen und Unternehmungen wie Make in India, Smart Cities, Digital India Initiative, Swacch Bharat, Namami Gange etc. mit der Skilled India Mission verbinden um zu realisieren, dass Fähigkeiten das Rückgrat für Erfolg in diesen Bereichen ist und wie eine stark ausgebildete, gemeinsame Arbeitskraft von Nöten ist um diese Träume wahr werden zu lassen.

Was sind Ihre Erwartungen von dem überarbeiteten Regelwerk für Fähigkeitsentwicklung? Das MSDE hat in den vergangenen Monaten mit allen Beteiligten daran gearbeitet das Regelwerk für die Fähigkeitsentwicklung zu überarbeiten. Sie haben über die Nachteile, Einschränkungen und Probleme in Referenz zur modernen Zeit diskutiert, um sich den vermuteten Herausforderungen stellen zu können. Sie schauen sich ebenfalls das Ziel des Regelwerks aus dem Jahre 2009 an. Ich denke, dass das erneuerte Regelwerk mehr zielgerichtet sein wird und auch eine deutliche Richtung zur Vision unseres Premierministers aufweisen wird, der Entwicklung von Indien zur Hauptstadt der Fähigkeiten. Das MSDE wirbt außerdem für eine Beteiligung des privaten Sektors an dem Ökosystem der Fähigkeitsentwicklung. Unter der CSR Initiative sucht das Ministerium nach einer verdoppelten Beteiligung am herstellenden Sektor der Landeswirtschaft. Heute besteht 60% des BIPs aus dem tertiären Sektor und weitere 25% aus der Industrie, dem sekundären Sektor. 12,5% stamen aus dem herstellenden Sektor. Wie hoch war die Beteiligung fremder Investoren, vor allem aus der EU? Die NSDC arbeitete eng mit verschiedenen Ländern wie Deutschland, Kanada, Großbritannien, Australien, den USA, Schweiz etc. an zahlreichen Projekten zusammen. Die Projekte reichten von Kapazitätsschaffung bis zum Erschaffen von transnationalen Standards, welche die Mobilität von Arbeitskräften üer Grenzen hinweg verbessert. Wir arbeiten auch mit vielen Ländern zusammen um Standards und Qualifikationsrahmen für die Ausbildung der Lehrer und der Verbesserung der Pädagogik und Beurteilung & Bescheinigung. Das Amt für Wirtschaftsangelegenheiten, das Finanzministerium, Indien und die Europäische Union haben außerdem ein MoU unterzeichnet, um die Implementierung Indiens an das EU Fähigkeitsentwicklungsprojekt in 2012 zu verdeutlichen. Die EU steuerte 6,7 Millionen Euro für selbiges bei für die Kapazitätsschaffung von begünstigten Institutionen,Verbesserung des Informationssystems des Arbeitsmarkts und die Implementierung des “National Skills Qualification Framework” auf nationaler und staatlicher Ebene in Indien. n

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Sektoren

Indien setzt auf

saubere Energie Indien baut auf einen Sprint im Bereich erneuerbare Energien um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen, da die Regierung sich selbst ein ambitioniertes Ziel von zusätzlichen 175 GW an erneuerbarer Energie bis 2022 gesetzt hat. Shweta Keshri

J

edes Jahr macht das Barefoot College, eine Nichtregierungsorganisation aus dem kleinen Tilonia in Rajasthan, einige kleine Dörfer ohne Elektrizitätsanschluss aus, die Potential für die Nutzung von Solarenergie mitbringen. Die Dörfler werden gebeten zwei Großmütter vorzuschlagen, welche zu Solarenergieingenieuren ausgebildet werden. Außerdem wird ein Dorfkommittee nominiert um die Solaranlage zu verwalten. Die nominierten Großmütter sind auch für das Einsammeln des Geldes von den partizipierenden Haushalten und für das Auswählen eines Verwaltungsgebäudes zuständig. Barefoot hat gute Gründe, die alten Damen als Verantwortliche für das Projekt zu gewinnen, da diese Frauen lange in diesen Dörfern verwurzelt sind. Sie beeinflussen den Alltag der Dörfer und spielen eine große Rolle in deren Entwicklung. Zudem wandern sie nach ihrer Ausbildung nicht in die Städte ab wie die jüngeren. Auf diese Weise hat das Barefoot College, gegründet vom Sozialaktivisten Bankar Roy, Elektrizität in mehr als 40.000 Haushalte gebracht und mehr als 450.000 Menschen in 1.015 Dörfern seit 2008 elektrisches Licht gebracht. Barefoot hat jedoch noch einen weiten Weg vor sich, bevor es die Probleme Indiens lösen kann. 2011 waren mehr als 80.000 Dörfer, also etwa jedes 7. des Landes, ohne Strom. Trotz des aggressiven

Elektrifikationsprogramms der Regierung für ländliche Regionen, sind noch immer Tausende Dörfer vom Stromnetz abgeschlossen, und die, die Anschluss haben, haben allenfalls für einige Stunden in der Woche elektrischen Strom. Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage Im Januar 2015 lag Indiens Stromerzeugungskapazität bei 260 GW, der sechstgrößten der Welt. Die Nachfrage fordert jedoch 12 GW oder 6,7 pc mehr, laut der zentralen Elektrizitätsbehörde (CEA). Laut der Zählung in 2011, leben 80,7 Millionen Haushalte in Indien ohne Strom, davon 75 Millionen in ländlichen Regionen. Das Marktforschungsinstitut Novonous hat geschätzt, dass Indien 710 GW Strom bis 2032 erzeugen müsste um der wachsenden Nachfrage durch Industrialisierung, Verstädterung und wachsende Bevölkerung gerecht zu werden. Dies bedarf einer Investition von 550 Milliarden Dollar für Energieerzeugung und 400 –500 Milliarden Dollar für die T&D (Transmission und Verteilung) Infrastruktur die für 25,47% and Verlusten in 2008-09 verantwortlich war. Durch konventionelle Ressourcen wie Kohle, Gas und Öl sowie unkonventionelle Ressourcen wie Sonnenstrahlung, Windenergie und Biogas ist der Energiesektor in Indien sehr divers, hängt aber maßgeblich von der Kohleenergie ab. Zurzeit macht die Kohleförderung 70% der Energieerzeugung aus und dieser

Anteil wird sogar noch steigen, da 80% der Kraftwerke in den nächsten zwei Jahren von Kohlekraft angetrieben werden. Der hohe Schwefelanteil der in Indien geförderten Kohle machen sie jedoch ineffizient und produziert hohe Verschmutzung, weshalb Indien auf Kohleexporte angewiesen ist, was wiederum die Kosten von Energieerzeugung steigen lässt. Um dieser Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu entgehen, fördert die Regierung erneuerbare und unkonventionelle Energiequellen. Auch wenn die einmaligen Kosten für die Installation für erneuerbare Energien, Wasserkraft ausgenommen, höher ist als der Bau eines Wärme- oder eines Atomkraftwerks, sind die Instanthaltungsund Wartungskosten vergleichbar geringer. Von den unkonventionellen Energiequellen hat die Regierung die Solarenergie besonders ins Augenmerk genommen und sich ein Ziel von 100 GW bis 2022 gesetzt. Es wird geschätzt, dass der Windenergiesektor 10–15% wachsen wird. Viele finanzielle Vorteile haben ausländische Investoren angelockt, welche 35% der Energieproduktion aus erneuerbaren Energien ausmachen. Die Sonne im Fokus Im NAPCC (Nationaler KlimawandelAktionsplan) hat die Regierung 2008 die Wichtigkeit der Verbreitung von Technologien für erneuerbare Energien in Indien unterstrichen, mit besonderem

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Sektoren

Links: Die Frauen des Barefoot Colleges in Rajasthan präsentieren ein Solarpanel. (Rechts) Hydroelektrische Energie in West Bengal legt Wert auf die Restrukturierung und Generierung von neuen Beschaffungswegen

Fokus auf Solarenergie. Mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr in fast allen Regionen des Landes hat die Regierung Solarenergie als die vielversprechendste der neuen Energien identifiziert um der Energieknappheit des Landes entgegen zu wirken und gegen den Klimawandel zu kämpfen. 2010 gründete sie die Jawaharlal Nehru Nationale Solarmission (JNNSM) um den Anteil an Solarenergie in Indiens Energiemix signifikant zu erhöhen. Sie ermunterte einige Staaten, darunter Gujarat, Karnataka und Rajasthan ihre eigenen Solarenergiegesetze aufzustellen. Heute sind die JNNSM und das Gujarat Solar Gesetz Schlüsselinitiativen für die Weiterentwicklung von Solarenergie in Indien. Als Resultat aus diesen Bemühungen entstanden in Indien mehr als 1 zusätzliches GW an Erzeugungskapazität aus Solarenergie in den letzten drei Jahren, sodass Solarenergie heute 3 GW ausmacht. Erneuerbare Energien tragen heute 6,5% zum indischen Energiemix bei und die Regierung verfolgt das Ziel diese Zahl in den nächsten drei Jahren zu verdoppeln. Auch wenn Solarenergie im Moment noch bis zu 50% mehr kostet als konventionell gewonnene Energie, erwartet die Regierung steigende Effizienz und fallende Kosten für Solaranlagen, billigeres Kapital und steigende Thermaltarife sollen die entstandene Lücke in den nächsten drei Jahren schließen. Der Sektor, der 12 Billiarden INR an Investments anziehen will da viele regionale und internationale Unternehmen Schlange stehen um am Potential von grüner Energie mitzuverdienen. Indiens Minister für Energie, Kohle, neue- und erneuerbare Energie, Piyush Goyal, sagte in einem indischen Journal, dass das ganze bisher entgegengebrachte Engagement, was

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Investitionen in Solarenergie anbetrifft, die Erwartungen der Regierung von 100 GW Energiekapazität bis 2022 übertrifft. Ein kürzlich erschienener Bericht von Bridge to India, einer deutschen Beratungsfirma, erstellt eine Liste von empfohlenen Investments von verschiedenen Firmen aus dem privaten Sektor in Solarenergieprojekte in Indien. Hier werden auch Essel Infra Projects (12 GW), Azure Power (11 GW), SunEdison (10 GW), Welspun (8,7 GW), Renew Power (7 GW) und First Solar (5 GW). Die Liste berücksichtigt auch konventionelle Energieproduzenten wie Adani Power (6 GW) und Reliance Power (6 GW). Indiens Pläne hängen aber nicht völlig von den großen Produzenten ab. Minister Goyal sagt die Regierung setze auch auf die Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern und individuelle Solarenergieproduzenten, von denen man sich ca. 40 GW der insgesamt 100 GW Solarenergie erhofft. MNREs Schema für netzangeschlossene Photovoltaik auf Dächern, 2013 von der Solar Energy Corporation of India vorgestellt, erlaubt Netzanschluss für Produzenten von 100 KW bis 500 KW und die Sammlung von Kapazitäten, die auf kleineren Dächern erzeugt wird. Die Regierung begrüßt den Beitrag der privaten Haushalte zur Solarenergieerzeugung, auch wenn sie die Subventionen auf Solaranlagen von 30% auf 15% verringert hat. Niedrigere Preise für die Solaranlagen haben die geschmolzene Subvention abgefedert. Die Regierung hofft außerdem darauf, dass mehr Staaten der Solarmission beitreten. „Ich spreche derzeit mit 7-8 Staaten mit großem Potential für Solarenergieproduktion. Wir überlegen,

ob es einen einfacheren, standardisierten Weg gibt, Solarkraftwerke zu bauen“, so Goyal. Die Regierung wird sogar in Betracht ziehen, die Landbesitzer in die Projekte als Interessensvertreter einzubeziehen, sodass die Regierung ihnen eine jährliche oder monatliche Miete für die Nutzung zahlt. Auf dem Renewable Energy-Invest 2015, Indiens erstem, globalen erneuerbare Energien Investorentreffen in Neu-Delhi im Februar, suchte Goyal Indien als neue Destination für Investments im Bereich der erneuerbaren Energien vorzustellen. Um dies zu erreichen, muss es zunächst „einfacher gemacht werden, Geschäfte (in Indien) zu machen, man muss verlässliche Gesetze haben, den Inverstoren versichern, dass dies ein guter Ort ist um Geschäfte zu machen, diskontfähige Verträge und ein die Obrigkeit und Wirksamkeit des Gesetzes in diesem Land haben,“ sagte Goyal. Neben der Solarenergie stellt Windenergie einen wichtigen Teil in der grünen Energieproduktionsvision der Regierung dar. Windkraftproduktion ist stark gewachsen, von 1.700 MW 201213 auf 2.079 MW in 2013-14. Um dieser Entwicklung mehr Aufwind zu verleihen, bietet die Regierungen Vorteile von bis zu 10 Millionen INR für jedes MW aus Windkraftenergie an. Bisher hat die Regierung 9,57 Milliarden INR aus diesem Incentive für die Windkraftproduktion realisiert. Das NIWE (Nationales Institut für Windenergie) in Chennai, Tamil Nadu ist verantwortlich für die Verfügbarkeit von technischer Unterstützung, einschließlich der Beobachtung und Auswertung von Windressourcen und der Identifikation von potentiell geeigneten Orten. Während Solar- und Windenergieprojekte aufstrebend sind und Investoren anziehen, läuft die


Sektoren

Wasserkraftgewinnung schleppend voran, vor allem bedingt durch lange Baustopps und verspätete Projekte. Auch wenn die existierenden Wasserkraftwerke günstigeren Strom produzieren, warten Kraftwerke wie Subansiri in Assam und Teesta in Sikkim weiterhin auf ihre Fertigstellung. „Es gibt eine Unsicherheit was Wasserkraftprojekte angeht. Investoren sind noch nicht bereit zu investieren,“ so Goyal. „Verschiedene Projekte bleiben liegen, aufgrund verschiedener Gründe,“ fügte er hinzu und nannte die Politik, Umweltfragen und Gerichtsbeschlüsse als einige der Gründe für die festgefahrene Lage. Installierte Wasserkraftwerke erzeugen in Indien beinahe 41.000 MW bis Ende Januar 2015 in Regionen wie Uttarakhand und dem Nordosten als Gebiete mit großem Potential. Von Deutschland lernen Als größte Wirtschaftsmacht in Europa und Experte in erneuerbaren Energien ist Deutschland Indiens größter Partner in der EU für Energie. Um diese Beziehungen zu stärken und zu vertiefen gründeten der ehemalige indische Premierminister Manmohan Singh und die Bundeskanzlerin Deutschlands, Dr. Angela Merkel das indisch-deutsche Energieforum (IGEF) auf der Hannover Messe 2006 mit dem Ziel Wärmekraftwerke zu rehabilitieren und zu modernisieren, den Gebrauch von sauberen Energieressourcen zu fördern und klimafreundliche Technologien auf Anbieterwie Verbraucherseite zu verbreiten. Durch durchgehende Anstrengungen wie in der Dwarka U-Bahnstation in Delhi, die gänzlich über Solarenergie betrieben wird, hat das IGEF sich diesen Zielen angenähert. 2014 hat die KFW, die deutsche Entwicklungsbank Förderungen von EUR

675 Millionen für die Finanzierung von Energieprojekten in Indien ausgegeben. Mit diesem finanziellen Engagement ist Deutschland zu Indiens größtem EnergieKreditgeber Indiens geworden. Deutschland verstärkte außerdem seine Förderungen bezüglich Indiens ambitionierter Ziele für die grüne Energieproduktion bis 2022. Während des sechsten Meetings der IGEF hat UWE Beckmeyer, parlamentarischer Staatssekretär und Amtsleiter der deutschen Delegation, erst kürzlich Deutschlands Engagement in Indien unterstrichen: „Indien braucht als eine sich entwickelnde Nation moderne und erneuerbare Energie und Deutschland ist ein verlässlicher Partner in diesem Vorhaben, von dem wir beide gleichermaßen profitieren.“ Piyush Goyal, ebenfalls während des Meetings anwesend, zeigte sich an Deutschlands Bemühungen zur Energieeffizienzoptimierung und dem verfolgten Plan zum Atomausstieg interessiert. Sekretär Beckmeyer unterstrich den Beitrag der deutschen Regierung am Aufbau grüner Energiekorridore in Indien mit der Vergabe von 1 Milliarde Euro durch die KFW. Zusätzlich stehen Gespräche im Raum über eine weitere 1 Millarde Euro um die ambitionierten Solarprogramme Indiens zu unterstützen. In der Entstehung des RE INVEST Gipfels der Investoren bezog sich Goyal auf das beispielhafte Modell für die Förderung und Produktion erneuerbarer Energien aus Deutschland für Indien. Bemerkenswerterweise teilen beide Länder die Herausforderung der Einspeisung der erneuerbaren Energien in das Stromnetz, da die Hotspots der Stromerzeugung geografisch sehr weit von den industriellen Zentren und den Gebieten mit hohem Bedarf entfernt sind. Aus diesem Grund sind Hochleistungstransmissionsleitungen notwendig, um die erzeugte, erneuerbare Energie in großem Umfang in das Energienetz einzuspeisen, unterstützt durch Management Zentren für erneuerbare Energien. Da Deutschland auf diesem Gebiet bereits einen Schritt weiter ist, sucht Indien hier seine Beratung. Indisch-deutsche Kooperationen im Bereich erneuerbare Energien, ist eines der Hauptthemen der kommenden Hannover Messe 2015, dessen offizielles Partnerland Indien ist. Indien würde diese Gelegenheit außerdem gerne nutzen um deutsche Investoren zu locken, in die Fertigung von Equipment zur Generierung von erneuerbaren Energien zu investieren, ganz im Sinne von Premierminister Narendra Modis Make in India Kampagne. n

Budget 2015-16: Könnte besser sein Während das Land stetig an der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energiequellen arbeitet, ist das Budget von Finanzminister Arun Jaitley für 2015-16, mit seiner gekürzten Vergabe von 6% an das Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (MNRE) von 39,41 Milliarden INR im letzten Jahr auf 36,6 Milliarden INR in diesem Jahr eine Enttäuschung für die Industrie. Das Positive ist jedoch, die gestiegene Steuer auf inländisch geförderte oder importierte Kohle von 100 auf 200 INR zugunsten des Förderungsfonds für saubere Energie. Dieser soll in 201516 ein Volumen von 14 Milliarden INR erreichen und auf 20 Milliarden INR bis 2019-20 anwachsen. Der generierte Fond soll für die Finanzierung von Projekten zur Förderung erneuerbarer Energien verwendet werden. 2010 gegründet, wurden bis September 2014 bereits 17 Milliarden INR gesammelt, von denen 16,5 Milliarden für 46 Projekte für saubere Energieproduktion im Land ausgegeben wurde. Eine weitere, durch das Projekt geförderte Initiative ist, 50.000 Menschen in Solarenergietechnologie auszubilden. Das Programm nennt sich Surya Mitra und hat ein Budget von 100 Millionen INR . Es zielt darauf ab die Produktion durch Sonnenenergie anzukurbeln indem bei den Menschen eine Aufmerksamkeit für Ihre Vorteile geschaffen wird. Die Fachkräfte werden ausgebildet, zum Beispiel an den ITIs (Industrielle Trainingsinstitute) im Namen der nationalen AusbildungsEntwicklungs-Mission. Steuererleichterungen im Bereich von Photovoltaik Zellen sollen ebenso die Nutzung von Solarenergie ankurbeln. Jiatley kündigte außerdem steuerliche Vorteile auf Rohmaterial an um die Herstellung von Solarzellen zu fördern. Um die Ziele für 2022 zu erreichen, will die Regierung in den nächsten 3 Jahren 700.000 Menschen in verschiedenen Segmenten der Energieerzeugung durch die NTPI (Nationale Energie Ausbildungszentren) ausbilden, einer Institution unter dem Energieministerium. NPTI hat in den 40 Jahren nach seiner Entstehung 2.670.000 Menschen ausgebildet. In Betracht der Voraussetzungen für den Energiesektor haben wir uns für einen 3-Jahres-Plan entschieden. Wir haben das Programm, 700.000 Menschen auszubilden,“ so Minister Piyush Goyal während eines Seminars.

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Interview

Eine starke

Partnerschaft Mit Beispielen für ihre qualitative Zusammenarbeit im Energiesektor in Delhi, Uttar Pradesh, Maharashtra und West Bengal repräsentiert das indisch-deutsche Energieforum eine der tiefgreifendsten und größten bilateralen Kooperationen zwischen Deutschland und Indien. Markus Wypior, Direktor des IGEF Support Büros

Die bilaterale Kooperation im Energiesektor hat sich in den letzten zehn Jahren stetig vergrößert 42

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Raju Kane

Vor fast neun Jahren wurde das indisch-deutsche Energieforum (IGEF) gegründet. Welche Schlüsselinitiativen wurden in den letzten Jahren von der IGEF unternommen? Was würden Sie sagen, waren die Kernerrungenschaften? Die IGEF wurde 2006 während der “Hannover Messe” von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen indischen Premierminister Dr. Manmohan Singh gegründet. Das Hauptanliegen der IGEF ist, einen institutionalisierten Energie-Dialog zu unterstützen um die indisch-deutsche Kooperation zu stärken. Dies beläuft sich auf die Bereiche: • Energiesicherheit • Energieeffizienz • Erneuerbare Energien • Private Investments in Energieprojekte • Kollaborative Forschung und Entwicklung Die IGEF liefert eine Plattform für einen höchst politischen Dialog über Energiethemen mit spezifischen, bilateralen Kooperationen in einzelnen Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Privatindustrie. Auf deutscher Seite wird das Forum vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geleitet, während die indische Hälfte des Forums vom indischen Energieministerium (MoP) vertreten wird. Die IGEF unterstützt und fördert bilaterale Kooperationen im Energiesektor und hat bereits einige wichtige strategische Projekte initiiert. Die bilaterale Kooperation im

Energiesektor ist während der letzten 10 Jahre stetig gewachsen und Projekte der GIZ und KfW sind strategisch wertvoll. Deutschland hat mit seiner Energiewende einen Trend gesetzt Energiesysteme zu transformieren, sodass auch Indien sich mit 175 GW an erneuerbarer Energie bis 2022 ambitionierte Ziele gesetzt hat. Deutschand war offizielles Partnerland auf der großen, globalen Investorenkonferenz – RE-INVEST—organisiert im Februar in Neu Delhi. Können Sie uns von den Teilgruppen erzählen, die aufgestellt wurden? Was sind deren Hauptaufgaben und was haben sie bisher erreicht? Die Hauptaufgabe dieser Teilgruppen ist sich mit energiepolitischen Themen auseinanderzusetzen und in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft Schwächen in der Gesetzgebung in Indien und Deutschland auszumachen. Die vier Teilgruppen sind: Die Arbeitsgruppe für Effizienzsteigerung in Kraftwerken für fossile Brennstoffe wurde aufgestellt um auf eine effizientere Nutzungsweise von Wärmekraftwerken auf verschiedene Arten hinzuarbeiten. Neben den vielen bisher durchgeführten Aktionen wurde Wissen über Technologie, Rahmenkonditionen und Businessmodell Generierung ausgetauscht um Barrieren im Markt und der Technik zu beseitigen und durch Stardardisierung Kapazitäten zu vergrößern. Die Kernprojekte dieser Kooperation beinhalten eine Studie zur Harmonisierung empfindlicher Dokumente zur


Interview

Renovierung und Modernisierung von Wärmekraftwerken und der Einrichtung eines Exzellenzförderungszentrums. Die Arbeitsgruppe für erneuerbare Energien fokussiert sich auf die Wegbereitung für erneuerbare Energien, die einen wachsenden Anteil am Elektrizitätsgewinnungsmix haben sollen. Neben Wissensaustausch im Technologiebereich und dem Aufbau sich entwickelnder Rahmenkonditionen und Businessmodelle von beidem, dezentralisierter und netzangeschlossener erneuerbarer Energieerzeugung, Transmission und Verbrauch, lag ein starker Fokus der Arbeitgruppe auf Solarenergie, sowohl in Form von Photovoltaik und in Wärmeenergiegewinnung im kleinen und im industriellen Maßstab. Außerdem beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit den Möglichkeiten und der Förderung von Biogasanlagen in ländlichen Regionen, Windenergie, Geothermalenergie, MiniNetzwerken und Speichertechnologien. Die Projekte der Arbeitsgruppe richten sich gegen Barrieren im Markt und im Technikbereich durch Institutionen und den Aufbau von Kapazitäten; die Harmonisierung von Standards und Normen und das Investment in Vorzeigeprojekte. Die Arbeitsgruppe für nachfrageseitige Energieeffizienz und kohlenstoffarme Wachstumsstrategien hat die Nutzungssteigerung von energieeffizientem Equipment und Prozessen zur Aufgabe um zusätzliche Energiegewinnungskapazitäten zu verhindern und die Energiesicherheit zu steigern.

Ein Hauptaugenmerk der Gruppe war Solarenergie, einschließlich Solar OV und solarthermal Unter den Kernaktivitäten bis jetzt, war der Aufbau einer Webbasierten Wissensplattform für Energieeffizienz in Gebäuden, gebäudebezogene Technologien und Geräte, ein Pilotprojekt zur Trigeneration (Wärme, Kälte und Strom) und der Entwicklung eines Energieperformance Bewertungssystems für Gebäude. Während des Energieforums in Neu Delhi im Februar dieses Jahres wurde eine neue Arbeitsgruppe für grüne Energiekorridore aufgestellt. Aufgabe dieser Gruppe ist es, die technologischen und finanziellen Bedürfnisse der erneuerbare Energien-Bewegung zu evaluieren und zu decken um den Prozess schneller voran zu treiben. Das Exzellenzsteigerungs Zentrum (EEC) für den indischen Energiesektor klingt nach einer spannenden Idee. Welche Schlüsselinitiativen wurden hier getroffen und zu welchen Ergebnissen haben diese geführt? Das Ziel des EEC ist es, Leistungsverbesserungen in Effizienz und Verlässlichkeit von Wärmekraftwerken herbeizuführen, indem Prozesse und Technologien modernisiert werden und persönliche Fähigkeiten gefördert werden.

EEC baut auf dem Vorbild der deutschen VGB PowerTech auf, die europäische technische Vereinigung für Energie- und Stromerzeugung. Als freiwillige Organisation vereinigt VGB PowerTech Unternehmen für die Nutzung von Kraftwerken und die dazugehörige Technologie, welche eine essenzielle Basis darstellt. Dies gilt vor allem für: • Betriebs- und Werkssicherheit • Ökonomische Effizienz • Umweltfreundlichkeit • Einführung neuer Technologien • Wettbewerbsfähigkeit von verschiedenen Technologien und • Diesbezogene Gesetzgebungen für das Design, den Aufbau und den Betrieb von Kraftwerken Die ECC ist als Verein im indischen Vereinsbuch registriert. Das Büro in Delhi ist seit 2012 besetzt und ECC Personal wurde von VGB ausgebildet.Verschiedene technische Workshops, Konferenzen und Trainings wurden seither durchgeführt. Die deutsche Regierung hat erst kürzlich die Kriterien für die Finanzierung von Kohleförderung neu untersucht und beschlossen, dass es aus

Der Minister der Stadtentwicklung M Venkaiah Naidu und der Staatsminister für Energie Piyush Goyal bei der Eröffnung des Solarkraftwerks auf dem Dach der Metrostation Dwarka in Delhi

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Interview

Deutschland keine Finanzierung für neue Kohlekraftwerke oder die Modernisierung von bestehenden Kraftwerken geben wird. Trotzdessen können Exportinvestitionen getätigt werden wenn das Land eine hinreichende Klimaschutzpolitik hat und dementsprechende Leitlinien verfolgt. In diesem Zusammenhang wird die EEC als Wegbereiter für einen Dialog zwischen Beteiligten aus dem Wärmeenergiesektor Indiens und Deutschlands und als Förderer für vorbildliches Verhalten. Indien hat sich selbst sehr ambitionierte Ziele für netzangeschlossene Solarenergie gesetzt. Welche Rolle kann das indischdeutsche Engergieforum spielen um Indien zu helfen diese Ziele zu erreichen? Was wird seitens des Forums dahingehend unternommen? Die Regierung Indien hat 100.000 MW Solarenergie bis 2022 zum Ziel. Dies ist natürlich ein sehr ambitioniertes Ziel, aber kein unmögliches. Die staatliche Solar Mission zu unterstützen ist daher Teil der IGEF Agenda. Im politischen Dialog wird Deutschland seine Erfahrungen mit Photovoltaik teilen. Die beiden Regierungen planen eine indisch-deutsche Solarenergie-Partnerschaft, unterstützt von Darlehen zu günstigen Bedingungen von der KfW und technischer Unterstützung der GIZ.

Mit Deutschlands großer Erfahrung in diesem Bereich wurde 2009 ein Spezialprogramm beauftragt – ComSolar – um die Kommerzialisierung von Solarenergie in städtischen und ländlichen Regionen zu ermöglichen, durch Entwicklung und Demonstration von innovativen Business Modellen für Solarenergiegewinnung. In diesem Rahmen ist die GIZ einen MOU eingegangen um die Delhi Metro Rail Corporation (DMRC) bei der Ausrüstung mit Solarenergieerzeugern in einigen Pilotprojekten zu unterstützen und diese folglich auch an anderen U-Bahn Stationen und Gebäuden zu installieren. Daher wurden drei U-Bahn Stationen mit verschiedenen Dächertypen ausgewählt.Von diesen drei Pilotprojekten wurde bereits ein 500 kW produzierendes auf dem Dach der Dwarka Sektor 21 U-Bahn Station installiert. Dieses Kraftwerk arbeitet nach einem Business Modell der Renewable Energy Services Company (RESCO) als erstes seiner Art. Es wurde von einem privaten Konzern gebaut und auch von diesem bewirtschaftet. Die DMRC wiederum kauft den in der Anlage produzierten Strom. ComSolar unterstützt DMRC darüber hinaus beim Bau weiterer Replikate mit einer Leistung von bis zu zehn MW. DMRC hat ein Team für die Umsetzung von Solarenergie aufgestellt und ComSolar unterstützt den Aufbau innerer Kapazitäten. Als Abspaltung und Nachbereitung von ComSolar unterstützt ein neues Projekt die

Indisch-deutsche Solarenergie-Partnerschaft: Bald eine Realität

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Entwicklung von erzeugter Energie durch Photovoltaik (PV) und PV auf Dächern und die Einspeisung dieser Energie in das Stromnetz. Entsprechende Messungen und Konzepte sind bereits in der Entstehung. Die erste Komponente konzentriert sich auf die Simulation eines Indischen Energiesystems mit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien um Verbesserungsvorschläge für ideale Anteile an RE-Technologien machen zu können. Die zweite Komponente wird sich auf das extensive Wachstum von PV Systemen und die Einspeisung in das indische Stromnetz konzentrieren. Während des RE-INVEST Gipfels in Indien, war Deutschland offizielles Partnerland. Die IGEF hat zusammen mit der indisch-deutschen Handelskammer einen deutschen Pavillon organisiert. Die IGEF Termine fanden dort während der gesamten RE-INVEST statt, um eine starke deutsche Präsenz sicherzustellen. Eine hochrangige Delegation aus Deutschland nahm an den Meetings und der RE-INVEST teil. Weitere Aktivitäten und Events werden folgen, um eine Aufmerksamkeit in der deutschen Wirtschaftsgesellschaft für die Chancen und Möglichkeiten im indischen erneuerbare Energiensektor zu generieren. Zum Beispiel während der Hannover Messe am 14. April in Halle 27 von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr in Kooperation mit der indischen Industrie- und Handelskammer (FICCI) und dem Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE). n


Sektoren

Pharmazeutika

Eine gesunde

Beziehung aufbauen

Mit dem zweitgrößten Gesundheitsmarkt der Welt in einigen Jahren, ist Indien für globale Konzerne der Pharmaindustrie, auch aus Deutschalnd, noch immer attraktiv. Sie investieren trotz des umstrittenen, indischen Patentregimes. Shweta Keshri

D

eutschlands Zusammenarbeit mit Indien im Bereich der Pharmaindustrie reicht über ein Jahrhundert zurück. 1896 hat der deutsche Pharma-Riese Bayer seinen ersten Ableger in Asien, Farbenfabriken Bayer und Co Ltd, in Mumbai eröffnet. Nun, fast 120 Jahre später, hat Bayer landesweit über 100 Büros und eine Reichweite von über 1700 Städten und Gemeinden, beschäftigt ca. 400 Indische Staatsbürger und liefert Generika und Spezialmedizin. Während dieser Zeit haben viele andere deutsche Unternehmen Ableger in Indien aufgestellt, einige durch sogenannte Neuansiedlungsfertigungen und andere, wie Fresenius Kabi, durch Akquisition. Fresenius Kabi, die sich auf Onkologie spezialisiert haben, haben durch die Akquisition von Indiens größtem Krebsmedikamentenhersteller Dabur Pharma für 200 Millionen Euro einen riesigen Sprung gemacht. Kürzlich ist der deutsche Generikahersteller Stada eine Allianz mit der indischen Hetero Drugs Ltd eingegangen um sich Zugang zu aktiven Zusätzen von Krebsmedikamenten zu verschaffen. Dies ist jedoch keine Einbahnstraße. In den Jahren hat die indische Pharmaindustrie großes Interesse am deutschen Markt gezeigt und einige

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Sektoren

Genetische Medikamente machen 70 bis 80 Prozent der indischen Pharmazeutika aus und sind somit weltweit auf Platz drei gemessen an Menge

Das neue achtgeschossige Haus von Bayer, erworben im Jahre 2012, ist das neue Bürogebäude von Bayer in Thane, Mumbai

Das Patentbüro Indiens widerrief das Patent der deutschen Firma Böhringer Ingelheim für das Asthmamedikament Spririva im März 2015

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der größten indischen Generikahersteller haben erfolgreiche Akquisitionen in Deutschland getätigt. Zum Beispiel hat Wockhardt den deutschen Markt 2004 mit der Übernahme von Esparma für 8 Millionen Euro erschlossen. Ebenso hat Biocon 2008 mit der Übernahme von 70% der Axicorp für 27 Millionen Euro einen Durchbruch erreicht. Dank dieser Zusammenschlüsse und Übernahmen und den Generika, welche 70% bis 80% des Markts ausmachen, ist der indische Markt für Pharmazeutika der drittgrößte der Welt an Volumen und der 13.-größte was den Wert angeht. Dies zeigt eine Analyse des Pharmazeutika Sektors von Equity Master, einer unabhängigen Forschungsinitiative für Aktienkapital. Laut der Beratungsfirma McKinsey & Company wird Indiens Pharmazeutika Sektor bis 2020 die 45 Milliarden Euro Marke erreichen. Außerdem werden Generika auch weiterhin den Markt dominieren, während Patentmedikamente bis 2015 lediglich 10% des Marktes ausmachen. Die indische Pharmaindustrie kann einfach in regionale und ausländische Unternehmen (MNCs) klassifiziert werden. Einige der größten Anteilhaber sind Bayer, GlaxoSmithKline (GSK), Cipla, Dr. Reddy’s Laboratories, Ranbaxy, Pfitzer etc. Die globale Reichweite und Patentdifferenzen Indiens Fähigkeiten im Bereich der Pharmazeutika ist ein Paradebeispiel dafür, wie Indien mit regionaler Expertise eine Industrie auf globale Ebene bringt. Heute exportiert Indien 50% seiner erzeugten Generika im Wert von 700 Milliarden INR als „Apotheke der Welt“. Bis 1995 stellten indische Pharmaunternehmen vor allem Medikamente für den lokalen Markt her. Das indische Patentgesetz von 1970 ermöglichte dies. Nach dem Beitritt der WTO (Welthandelsorganisation) in 1995 musste Indien jedoch Kompromisse im Patentrecht bis 2005 machen, um entsprechend der TRIPS (handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums) zu handeln und Produktpatente zu respektieren. Auch wenn Indien sich dem Patentrecht unterworfen hat, sind die Möglichkeiten im Pharmabereich während der letzten 20 Jahre gewachsen und sind zu einem Vorteil gegenüber Mitbewerbern geworden. In den letzten Jahren ist die Industrie 12-15% gestiegen und wächst damit sehr viel schneller als ihre europäischen oder nordamerikanischen Counterparts. Bis 2030 könnte Indien global unter den Top 5 der PharmaMärkte sein. Generika, die in Indien entwickelt werden, kosten nur einen Bruchteil der originalen, patentgeschützten


Sektoren

Medikamente oder Generika, die in anderen Ländern produziert werden. Die steigenden Kosten im Gesundheitswesen zwingen viele europäische Wirtschaften die billigere Generika Option zu übernehmen. Sie investieren in Indien als einen billigen Produktionsstandort und profitieren gleichzeitig von dem großen Wachstumspotential vor Ort. Die westlichen Unternehmen setzen ihre Regierungen sowie die indische Regierung unter Druck, das indische Patentrecht an die heimischen Richtlinien anzupassen. Dies wurde deutlich, als das oberste indische Gericht das eingereichte Patent des schweizer Pharmaunternehmens Novartis für das Krebsmedikament Glivec ablehnte. Die US Industrie und Handelskonzerne hatten versucht Indien als IP-Rüpel darzustellen. In Wahrheit handelte Indien entlang der Richtlinien von TRIPS. Den Patentantrag abzulehnen entschied das oberste Gericht: „Wir wollen sicher nicht, dass das Patentrecht in unserem Land so umgesetzt wird, dass es eine große Lücke gibt zwischen offengelegten Entwicklungsprozessen, und solchen, die unter Verschluss sind; wo das Patent nicht den inneren Wert der Erfindung schützt, sondern die Forderungen durch geschickte Anwälte und wo patente lediglich als Handhabe genutzt werden, um die zu suchen, die wegen eines Verstoßes gegen das Patentrecht verklagt werden können, nicht um das eigentliche Produkt produzieren und vermarkten zu können.“ Indien hat ebenso ein Patent von Bayer auf das Krebsmedikament Nexavar abgelehnt und eine „obligatorische Lizenz“ an Natco Pharma ausgestellt, die es der lokalen Firma erlaubt ein Generikum zu einem Bruchteil des Originalpreises zu verkaufen. Eine Monatsdosis Nexavar kostet ungefähr 5150 Euro, etwa dreieinhalb Jahresgehälter eines Beamten der niedrigsten Lohnebene. Der Verkauf von Nexavar in Indien liegt bei ca. 200 Monatsdosen pro Jahr, was lediglich 2% des gesamten Bedarfs für das Medikament abdeckt. Natco hatte zuvor versucht ein Abkommen über ein Generikum zu treffen, das für 8.800 INR im Monat hätte verkauft werden können. Erst kürzlich hat das indische Patentamt einen Antrag des deutschen Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim für das Asthma Medikament Spiriva abgelehnt und damit Cipla ermöglicht weiterhin sein Generikum auf dem indischen Markt zu verkaufen.Vorsitzender von Cipla,YK Hamied sagte dazu „wir haben Tiova (Ciplas Generikum) in Indien vermarktet. Ich glaube, hätten wir den Fall verloren, wäre dies zum Leidwesen der indischen Bevölkerung gewesen, denn wir hätten das Medikament vom Markt nehmen müssen“.

Die R&D Investitionen in Indien sind 2013-14 um 20,6% auf 61 Milliarden INR angestiegen, 2012-13 waren sie nur bei 50 Milliarden INR Die westlichen Medikamentenhersteller hat noch mehr erzürnt, als die indische Regierung 2013 die Preise für 36 Medikamente herabgesetzt hat, einschließlich solcher für Infektionen und Diabetes, unter dem Argument der Erschwinglichkeit für die breite Masse. Indien gibt ungefähr 4.1% seines BIPs für Gesundheit aus, was es zu einem der am wenigsten ausgebenden Länder macht. Zusätzlich zu der Problematik um die Patente kämpft die indische Pharmaindustrie auch mit der Qualitätskontrolle. Kürzlich lehnten Zulassungsinstitutionen in Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg die Vermarktungsgenehmigung für 25 Generika wegen Bedenken an den in Indien von der GVK Biosciences durchgeführten klinischen Tests ab. Die Beanstandungen reichten von mangelnder Hygiene hin zu manipulierten Datensätzen. Die Französische Regierungsbehörde ANSM und Deutschlands Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sagten, sie hätten die Anträge in medizinischen Versuchen getestet, welche zeigen sollten, dass diese Generika äquivalent zu den Originalprodukten sind. Trotz solcher Diskrepanzen kann sich keiner der größeren Pharma-Riesen leisten den Bus nach Indien zu verpassen, in Hinblick auf die Langzeitentwicklung auf dem Markt. Der größte, britische GSK gab 2013 48 Milliarden INR aus, um Anteile an den Abteilungen in Indien von 50,7% auf 75% zu erhöhen. Weiterhin wurde entschieden, weitere 8,64 Milliarden INR zu investieren, um eine neue Fabrikeinheit in Indien aufzubauen. Auch andere Medikamentenhersteller planen, ihre lokalen Investitionen auszuweiten. Der englisch-schwedische Medikamentenhersteller AstraZeneca hofft, die indische Tochtergesellschaft zur Gänze übernehmen zu können, um in Indien selber flexibler sein zu können. Auch die Novartis AG stellt trotz des Ärgers mit den Patentrechten neue Medikamente vor und baut auf die Langzeitentwicklung in Indien. Sie hatten auch Grund zur Freude als Premierminister Modi während seines USA Besuchs im September letzten Jahres einer

indisch-amerikanischen Zusammenarbeit in Patentangelegenheiten zugestimmt hat. Dies zog große Kritik aus allen Richtungen, auch einigen NGOs auf sich, die um besseren Zugang zu Medikamenten in Indien kämpfen. Investitionen in Forschung und Entwicklung Die R&D (Forschung und Entwicklung) Investments von indischen Pharmaunternehmen stieg 2013-14 um 20% von 50 Milliarden INR auf 61 Milliarden INR. Auch wenn diese Ausgaben zu vernachlässigen sind, im Vergleich mit denen der internationalen Giganten der Branche, konnte Indien einige neue Produkte mit einer exklusiven Periode vorstellen. Durch höhere R&D Investments konnten indische Unternehmen zwischen Januar und August 2014 81 ANDAs (verkürzte Zulassungsverfahren) von der US FDA sichern. In den letzten 10 Jahren, von 200405 bis 2013-14 gaben die indischen Pharmaunternehmen ungefähr 325 Milliarden INR für R&D Projekte aus und generierten einen Nettoverkauf von 4.242 Milliarden INR. Abseits davon generierte Dr. Reddy’s Laboratories ein R&D Budget von 50,7 Milliarden INR in den letzten 10 Jahren und bildet damit die Spitze, gefolgt von Ranbaxy (48,7 Milliarden INR), Lupin (45,8 Milliarden INR) Cipla (27 Milliarden INR) und Cadila Healthcare (26 Milliarden INR). Auch wenn dies signifikante Initiativen seitens der Konzerne waren, wird noch auf die Regierungsinitiative „Innovate in India“ gewartet. Das jetzige Budget für 2015-16 von Finanzminister Arun Jaitley war eine Enttäuschung für den R&D im Pharmabereich. Während der Sektor dem Land viel Anerkennung eingebracht hat als einer der größten Lieferanten für Generika weltweit, wurden ihre Erwartungen enttäuscht, da das angedachte Budget keine Unterstützung für Kapitalinvestments beinhaltete. Es bietet weder einen Anreiz für R&D Investments, noch liefert es signifikante Steuerausnahmen für Innovationen. Die Industrie hofft daher auf entsprechende Reaktionen der Regierung bezüglich dieser Thematik. n

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Sektoren

Abfallmanagement

Eine Fülle von

Möglichkeiten Ein Indien, das sich rapide urbanisiert und zunehmend mehr Wohlstand generiert, hat zu einem starken Anstieg der Müllproduktion innerhalb des Landes geführt, sowohl in Städten, als auch auf dem Land. Bei dem richtigen Abfallentsorgungsmanagement kann Deutschland eine große Hilfe sein. Jasleen Kaur

I

n der ausgezeichneten Dokumentation Waste Land, steht einer der Protagonisten, Jardim Gramacho in Rio de Janeiro, der größten Mülldeponie der Welt, und sagt zum brasilianischen Regisseur Vic Muniz: „Dies ist nicht die Zukunft.“ Es kann tatsächlich nicht die Zukunft Rios oder irgendeiner anderen Stadt auf der Welt sein. Jedoch, eine unbequeme Wahrheit ist, dass viele Länder, Indien eingeschlossen, einen fast aussichtslosen Kampf gegen unendliche Müllberge führen. Und wenn nicht ein drastisches Umdenken in der Müllentsorgung geschieht, werden einige Länder wie Inseln in einem Meer aus Müll versinken. Die Situation ist recht kritisch in Indien da die meisten existierenden Mülldeponien

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voll oder fast voll sind und es immer schwieriger wird neues Land für die Müllentsorgung zu gewinnen, da Indiens hohe Bevölkerungsdichte kaum ungenutzten Raum lässt. Durchschnittlich werden bis 2021 täglich ca. 32.000 Menschen in die indischen Städte ziehen, verglichen mit den täglichen 25.000 in den letzten zehn Jahren. Ein Bericht aus den Hindustan Times sagt die Mülldeponie von Uttar Pradeshs Ghaziabad, einer 1,8 Millionen Stadt, quillt über und die Stadt hat keine zweite, geschweige denn einen Plan B. Laut des Umweltministeriums muss man davon ausgehen, dass von den 62 Tonnen Hausmüll die jeden Tag in indischen Städte produziert werden, 80% auf willkürlich, unhygienische Weise entsorgt werden, was zu großen Umwelt-

und Gesundheitsschäden führt. Für den derzeitigen, täglich entstehenden Hausmüll bräuchte man 340.000 Kubikmeter Platz auf einer Mülldeponie, jeden Tag. Für die vorausgesagten, täglichen 165 Millionen Tonnen bis 2031 wäre eine Landgröße von 1.240 Hektar jährlich notwendig. Das Energie- und Ressourceninstitut (Teri) schätzt, dass die Müllerzeugung in Indien bis 2047 verfünffachen wird und 260 Millionen Tonnen jährlich erreichen wird. Experten für Urbanes sagen, dass in Indien, um diese Katastrophe abwenden zu können, ein Umdenken in den Köpfen der Verbraucher stattfinden muss. Themen wie die richtige Lebensweise der Menschen, Müllentsorgung und Recycling müssen auf die Tagesordnung. Eigentlich war die Wiederverwendung und das


Recycling von Dingen einst fest in der indischen Kultur verankert, aber viele Inder scheinen diesen Instinkt verloren zu haben. Neben den nötigen Veränderungen auf der Verbraucherseite muss auch die Industrie neue Wege der Produktion von wiederverwendbaren Verpackungen gehen und alles tun, was sie vermag, um Müll zu vermeiden. Die indische Regierung hat regelmäßig und über mehrere Kanäle die Wichtigkeit des Abfallmanagements betont. Es ist jedoch notwendig auch entsprechende Gesetze, wie ein nationales Entsorgungsmanagement Gesetz, mit strikten Strafen für die Verschmutzung von Grundwasser oder fließende Gewässer und einem Belohnungssystem für Mülltrennung aufzustellen.

Auch die Regierung macht nicht reinen Tisch Um zu zeigen, dass die Regierung um das Thema bemüht ist, hat Premierminister Narendra Modi im Oktober vergangenen Jahres eine nationale Sauberkeitskampagne, die „Swachh Bharat Abhiyan“ (Sauberes Indien Kampagne) ins Leben gerufen, um Bürger in die Säuberung der Straßen, Städte und Infrastruktur des Landes einzubinden. Diese Kampagne hat das Ziel bis zum 02. Oktober 2019, dem 105. Geburtstag Mahatma Gandhis, die „Clean India“ Vision umzusetzen. Saubere Straßen und die korrekte Abfallentsorgung in Mülleimer ist nur der erste Schritt in Richtung „Clean Indien“. Eine der Initiativen im Zusammenhang mit diesem Ziel

war eine Steuererleichterung für Serviceleistungen an den Staat oder staatliche Einrichtungen, bei denen korrekte Müllentsorgung nachgewiesen werden konnte. Dieser Vorteil jedoch gilt nur im Zusammenhang mit größeren Vertragspartnern der Regierung. Richtiges Entsorgungsmanagement erfordert einiges mehr, wie das Sammeln von Abfall, Mülltrennung, Transport, Entsorgung selbst und so weiter. All diese kleineren Schritte werden in der Regel von SubUnternehmern ausgeführt, welche wiederum keine Steuererleichterung bekommen, was am Ende einen erhöhten Kostenaufwand für die Steuerzahler bedeutet. Elektromüll ist zu einem weiteren Langzeitproblem geworden, welches große

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Links: Premierminister Modi startete die “Clean India” Kampagne zur größten Sauberkeitskampagne am 2. Oktober 2014. Rechts: Unionsminister für Wasserressourcen, Flussentwicklung und Gangesverjüngung Uma Bharti hat eine spezielle Sauberheitskampagne gestartet um den Fluss Ganges zu reinigen

Aufmerksamkeit erfordert, bedenkt man die Gefahren für die Umwelt und die Gesundheit, die von ihm ausgehen. In einem UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) Bericht ist nachzulesen, dass 50 Millionen Tonnen Elektroschrott jedes Jahr weltweit produziert wird und beinahe 2,7 Tonnen kommen dabei aus Indien. Die Infrastruktur für die Entsorgung von Elektroschrott hat sich in den vergangenen Jahren jedoch langsam weiterentwickelt, gefördert durch einen entsprechenden Impuls seitens der Regierung mit der „Elektromüll (Management) Regelung, 2011“, welche auf einer EPR (erweiterten Herstellerverantwortung) fußt. Seit Februar 2014 gab es 98 registrierte Recycler und Demontageeinrichtungen für umweltfreundliche Entsorgung von Elektroschrott, mit einer Entsorgungskapazität von 293.572 Tonnen im Jahr. Der Ganga Aktionsplan: Alte Ware neu verpackt Die Abfallentsorgung ist nur eine größere Herausforderung in Indien. Der verantwortungsvolle Gebrauch von Wasser und die Wasseraufbereitung ist wahrscheinlich das viel größere Problem. Ein Beispiel ist, dass der Ganges trotz immensem Aufwand und Investment für seine Reinigung heute noch mehr, und bis zu einem kritischen Grad verschmutzt ist. Die Regierung unternimmt derweil erneut einen Versuch, den Fluss zu reinigen. Sie will ein entsprechendes Gesetz aufstellen, welches Umweltschützer allerdings nicht beeindruckt. Manoj Mishra, Umweltschützer und einberufener von Delhis Yamuna Jiye Abhiyaan, einer

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Nichtregierungsorganisation, welche den Yamuna wieder herzustellen versucht, sagte in einem Interview: „Während Modi dauernd davon spricht „Mutter“ Ganges zu regenerieren, lassen alle Pläne seiner Regierung jegliche innovativen Ideen vermissen. Ihre Pläne lassen keine konkreten Vorhaben zur Wiederherstellung der Strömung des Flusses erkennen, welche essenziell für seine Reinigung ist. Stattdessen baut sie den Ganges-Aktionsplan weiter aus, mit neuen Filterungsanlangen, wobei doch der ursprüngliche Ganges-Aktionsplan kläglich gescheitert ist.“ Für mittelfristige Wasseraufbereitungsmaßnahmen sind 510 Milliarden INR für Infrastrukturen geplant und öffentliche Defäkation wird in Dörfern und Städten entlang des Flusses verboten. 2013 hat das zentrale Verschmutzungskontrollboard 51 von 64 der existierenden Wasseraufbereitungsanlagen entlang des Ganges geprüft und fand, dass lediglich 60% der Anlagen funktionstüchtig und im Einsatz waren. An dieser Situation hat sich auch heute nichts verändert. Darum kennzeichnet Manoj dieses Vorhaben als veraltete Ware, die neu verpackt wurde. Die Regierung sollte ein System aufstellen, welches private Unternehmen für die Wasseraufbereitung gewinnt, sodass die Regierung das gereinigte Wasser abkaufen und für Bewässerung nutzen kann. Experten sagen, dass hier dringend das Wissen von ausländischen Investoren gefragt ist. Möglichkeiten für europäisches Business Abfallmanagement kann nicht nur die Aufgabe der Regierung sein,

sondern muss auch vom privaten Sektor proaktiver getragen werden. Industriesektoren wie die Chemiebranche, die Nahrungsmittelindustrie, Bergbau, Mikroelektronik, Energieerzeugung, Raffination und die Pharmaindustrie sind allesamt abhängig von der Verfügbarkeit des Wassers. Diese Branchen müssen sicherstellen, dass sie ihre Abwässer behandeln bevor sie sie entsorgen. Laut des zentralen Verschmutzungskontrollboards unter dem Umweltministerium rangiert zum Beispiel die Textilfertigungsindustrie auf Platz 8 des allgemeinen Abwasserstroms in Deutschland. Rund 94% der Industrie führen Ihre Abwässer an Wasseraufbereitungsanlagen für häusliches Abwasser ab. In Italien sind von 120 Gerbereien lediglich 6 nicht an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. Laut der UNEP kontrollieren zwei französische multinationale Unternehmen, Suez und Vivendi, 70% der weltweiten, privaten Wasser-Konzessionsvereinbarungen, zusammen mit der englisch-deutschen RWE-Thames an abgeschlagener, dritter Stelle. Eine Studie der Universität der Vereinten Nationen besagt, dass aufbereitetes Wasser vor allem in der Landwirtschaft zur Bewässerung (44% der Abwasserprojekte) und für urbane und Umweltprojekte in Südeuropa (37% der Projekte). Währenddessen wird aufbereitetes Wasser in Nordeuropa vor allem für Umweltanwendungen und die Industrie genutzt. Indien braucht mehr Investitionen in seinem Abfallmanagement, da derzeitige Recyclingtechnologien für die meisten Erzeuger nicht zugänglich sind. Die meisten der Anlagen sind nicht ausgelastet


und haben demnach zu wenig Abfall um recyceln zu können. Wegen des starken Anstiegs der Müllerzeugung und dem Mandat der Regierung verzeichnet die Abfallentsorgungsindustrie ein ebenso starkes Wachstum. Trends wie die Energiegewinnung aus Abfall werden größer, öffentlich-private Partnerschaften werden geschlossen und steigende Investments kommen von verschiedenen spendensammelnden Agenturen und Weltorganisationen wie der UNESCO, WHO und anderen, dazu Anreize, die von der Regierung geschaffen werden. Während Indien mit seiner damaligen Wirtschaft in Bezug auf Auswirkungen auf den Klimawandel zwar „sauberer war als andere Länder“, gab es große Bedenken, was die gefährlichen Auswirkungen seines Abfallmanagements angeht, sodass das Land in diesem Bereich nach Kooperationen mit europäischen Ländern gesucht hat. Auf dem 7. EU-Indien Umweltforum sagte Susheel Kumar, zusätzlicher Sekretär des Umweltministeriums: „Um einen passenden, legislativen Rahmen und institutionelle Effizienz auf allen Ebenen der Regierung und darüber hinaus kämpfend, ging die Arbeit für ein geeignetes Business Model für die Kooperation zwischen Indien und Europa voran, musste aber beschleunigt werden. Es gibt eine große Bandbreite der Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern.“ Während der Entstehung eines nationalen Plans für die Reduktion des jährlichen Kohlendioxidausstoßes bis 2020 besprachen die Umweltminister Indiens und Deutschlands außerdem verschiedene Aufgaben im Bereich Wasserund Entsorgungsmanagement, effiziente

Oben: Das zweite indisch-deutsche Umweltforum fand in Delhi statt und bot Grundlage für strategische Dialoge von 200 Abfallexperten. Unten: Eine Elektroschrottfirma in Manesar koordiniert den Schrott zum Recycling

Ressourcennutzung und nachhaltige Entwicklung während eines indischdeutschen Umweltforums im Januar 2015. Umweltminister Prakash Javadekar und seine deutsche Kollegin Barbara Hendricks beschäftigten sich mit der Verfügbarkeit von Wasserressourcen für die Bevölkerung. Hendricks mahnte in diesem Zusammenhang die Regenerierung des Ganges an. Sie erinnerte an die hohe Wasserverschmutzung der Flüsse in Westdeutschland in den 60ern als darin keine Fische mehr schwammen. Javadekar sprach über die Ziele der Regierung in Richtung der Energieeffizienz und Wassernutzungseffizienz bis 2020. Er unterstrich, dass die Konservierung und die optimale Nutzung von Wasser eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist. Die nationale Wassermission strebt die Konservation von Wasser, die Minimierung der Abfallproduktion und die Sicherstellung der gerechten Wasserverteilung durch gesteigerte Wassernutzungseffizienz um 20% an. Hendricks brachte an, dass Deutschland seinerseits 40 Jahre Erfahrung mit modernem Entsorgungsmanagement hat und unterstrich, dass eine Kooperation mit Deutschland sehr relevant für die weitere Entwicklung dieses Bereichs sein kann. „Deutschland hat zudem eine starke Expertise in der nachhaltigen Entwicklung

anderer Gebiete, wie erneuerbare Energien, Wassermanagement und so weiter. Deutschland ist willens diese Expertise mit Indien zu teilen, sodass alle Inder die Vorteile einer wachsenden Wirtschaft in einer gesunden und lebensbejahenden Umgebung genießen können“, so Hendricks. Deutsche haben regen Anteil an den indischen Anstrengungen im Entsorgungsmanagement. Ein jüngeres Beispiel ist der Howrah Bezirk in West Bengal, welches ein Team deutscher Experten zur Studie eines Müll-zuElektrizität Projekts, im Oktober 2014 einlud. Der Bezirk, der ca. 500 Tonnen Müll jeden Tag produziert hat das Potenzial, mit diesem Abfall ca. 1000 MW zu erzeugen. Das Projekt, welches Teil eines Langzeitprojekts zu erneuerbarer Energie ist, wird wahrscheinlich einen großen Teil des Energiebedarfs von Howrah abdecken können. Laut der städtischen Handelsentwicklungszone Howrahs wird das Projekt bei voller Auslastung auch benachbarte Städte mit Strom beliefern können. Ein anderes Beispiel ist das des französischen Versorgungsleistungsanbieter SUEZ Environment, welcher sich Geschäfte in den Bereichen Entsorgungsmanagement, Flussreinigung und das Smart City Projekt in Indien erhofft. „Wir wachsen hier jährlich um 10% bis 15%. Wir führen hier

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Sektoren

Top fünf Städte in Indien mit der höchsten Generierung von kommunalem Müll Gesamter generierter kommunaler Müll (Millionen Tonnen pro Jahr)

3.3

Delhi 2.7

Mumbai 1.6

Chennai Hyderabad

1.4

Kolkata

1.1

Generierung von Elektroschrott nach Staaten

Maharashtra

19.8

TN liegt auf Platz 2 bei den Staaten, die den meisten Elektroschrott generieren

Tamil Nadu

Andhra Pradesh

Uttar Pradesh

West Bengal

New Delhi

13.1%

12.5%

10.1%

9.8%

9.5%

Indien wächst zu einem Drehkreuz für Elektroschrott heran Elektroschrott von Haushaltsgeräten

Geräte

Kühlschränke

20% 15%

30%

15%

Fernseher

Verbraucherelektronik Computer

Quelle: Zentrale Verunreinigungskontrolle

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10% 10%

Computer Peripheriegeräte

ein 100 Millionen Dollar Geschäft,“ so SUEZ Environment Indias Geschäftsführer Shyam j Bhan. „Wir gehen davon aus, dass das Business in Indien schneller wachsen wird als in Vergangenheit. Noch ist es eher klein aber es wächst,“ fügte er hinzu. Das Unternehmen plant Entsalzungsanlagen in der westlichen und nördlichen Region. „Indien ist für uns sehr wichtig, da seine städtische Bevölkerung wächst und die Verwaltung dieser großen Städte eine Kernaufgabe sein wird und technologische Unterstützung braucht. Es braucht hier Wasserressourcenmanagement, welches sehr wichtig ist,“ sagte Bahn. Die SUEZ Group hat alle ihre 40 Marken unter einem einzigen Namen vereint – SUEZ Environment – für verbesserte Leistung, kommerzielle Effizienz sowie eine Stärkung der Konvergenz der verschiedenen Aufgabenfelder der Gruppe. Möglichkeiten voraus Das wachsende Interesse seitens ausländischer Unternehmen in Indiens Entsorgungsmanagement zu investieren und kombinierte Foren haben den Weg geebnet um aus dem Abfall des Landes einen Gewinn zu machen. Der Bericht „Werte aus dem Müll: Indiens 1,5 Milliarden Dollar Chance“ von dem Nachhaltigkeitsberater cKinetics und dem Industrieunternehmen ASSOCHAM besagt, dass die Transformation von Müll zu Energie eine signifikante Möglichkeit für Indien darstellt um aus dem Abfall des Landes Werte zu generieren. Der Bericht schätzt das Potential für die Umkehrung von Abfall in Energie auf ca. 956 MW bis 2017 und hält es für wahrscheinlich, dass bis 2030 2200 MW und bis 2052 5400 MW auf Grund von technologischem Fortschritt und verbesserter Mülltrennung und Entsorgungssystemen erreicht werden können. Upendra Bhatt, Geschäftsführer von cKinetics sagt: „Mit der drohenden Ressourcenknappheit wird zu einem Imperativ, dass Entsorgungsmanagement nicht nur als Pflicht, sondern auch als Chance für einen geschlossenen Kreislauf gesehen wird, der einen Weg für Wachstum in einer Welt mit endlichen Ressourcen. Das städtische Entsorgungsmanagement hat die Möglichkeit in den nächsten Jahren zu einem entscheidenden Markt für die indische Industrie zu werden und der private Sektor muss diese Möglichkeit wahrnehmen.“ Die gemeine Industrie ist bereit für das Wachstum. Die Herausforderungen sind immense, aber die Vorteile für private Investoren sind ebenso attraktiv, was sicher helfen wird, den kollektiven Meilenstein von „Clean India“ bis 2019 zu erreichen. n


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Eine Goldgrube für die EU-Wirtschaft Rüstung könnte der Goldschatz am Ende des Regenbogens sein, nach dem die europäische Wirtschaft in Indien gesucht hat. Ranvir Nayar


Sektoren

R

üstung hat seit jeher einen der größten Anteile des Handels von Indien mit den EU Ländern, allen voran Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Zudem haben viele europäische Rüstungsunternehmen seit langer Zeit Erfahrungen mit der Produktion in Indien. Nun ist also die Zeit gekommen, diese Erfahrung zu nutzen und die entstandenen Beziehungen auf ein neues Level anzuheben. Dies ist eine Möglichkeit, nicht nur für die größten, sondern auch für die kleineren Rüstungsunternehmen, die die größeren Firmen mit einzelnen Komponenten beliefern oder diese, die Nischenprodukte wie Explosivstoffe, Messgeräte, Zähler, Elektroschalter oder Kommunikations- und Signalmaterial herstellen. Der Start der Make in India Kampagne der aktuellen Regierung im vergangenen Herbst bietet eine signifikante Plattform für ausländische Firmen aus der Textil, Chemie- und Pharmaindustrie, dem Präzisionsmaschinenbau, der Automobilindustrie, der Technikbranche und natürlich der Rüstungsindustrie um in Indien eine Fertigungsbasis zu errichten. Die Rüstungsindustrie hat hierbei bei weitem den größten Anteil. Zurzeit importiert Indien mehr als 60% all seiner Rüstungsprodukte, weshalb die Unterstützung eigener Herstellungsprozesse ein Kernanliegen der Make in India Kampagne ist. “Wir stehen in dem Ruf der größte Importeur der Welt zu sein was Rüstungsgüter angeht. Wir müssen unsere Rüstungsaktivitäten erhöhen. Wir müssen unsere Verteidigungskräfte modernisieren und eine starke indische Rüstungsindustrie wird Indien sicherer Machen.” So Premierminister Narendra Modi während der Eröffnung der Aero India 2015 in Bengaluru im Februar. Modi wischte auch die Zweifel weg, dass die Regierung den öffentlichen Sektor bevorzugt behandeln würde – ein nicht seltener Vorwurf, und das nicht zu Unrecht, denn ineffiziente Bürokratien lähmen praktisch alle Staatsprojekte. Modi teilte dem Rüstungssektor auf der Aero India jedoch mit, dass im Zuge der Make in India Kampagne sichergestellt wird, dass der Rüstungssektor genügend Raum für den öffentlichen sowie als auch für den privaten Sektor und ausländischen Firmen. Make in India war gleichzeitig das Thema der 10. Airshow, welche sich zu Recht als wichtiges Event in der globalen Agenda etabliert hat. Denn Indien ist der größte Abnehmer für Waffen weltweit, und das nun schon seit vielen Jahren. Bisher jedoch hat Indien seine Delegationen zu den Waffenaustellungen der Welt entsandt

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Sektoren

Indisch-französische Zusammenarbeit in der Verteidigung ist umfangreich und deckt alle Bereiche der Streitkräfte ab

um nach dem Neuesten und Besten zu suchen. Nun scheint der Markt eine ganz natürliche Reaktion zu zeigen indem sich der Verkäufer auf den Käufer zubewegt. Make in India & Export Unternehmen, die zusammen die ganze Bandbreite von Kampfflugzeugen über Raketen, Radarsysteme, Unterwasserbooten zu Torpedos, kommen nach Indien um das Land mit ihren Produkten zu versorgen und zu sichern. Indien will jedoch nicht der weltweit größte Waffenimporteur bleiben, sondern die Rüstungsfirmen dazu anhalten Waffen in Indien zu produzieren und dadurch die lokale Fertigungsindustrie anzutreiben. Der wahre Vorteil einer Produktionsbasis in Indien ist dabei nicht nur der große Markt vor Ort, sondern die Aussicht auf Exporte in den Mittleren Osten, Südostasien, Afrika und Südasien, die allesamt wichtige Märkte für die internationale Rüstungsindustrie darstellen.”, sagt der führende Rüstungsexperte der IDSA. Die indische Regierung gibt an, dass ausländische Rüstungsunternehmen Indien

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als Drehkreuz für Exporte und als Teil einer globalen Wertschöpfungskette nutzen könnte. Die Regierung hat in diesem Zusammenhang die monitäre Förderung für Technologieentwicklung verabschiedet und die Exportgesetze vereinfacht. Sie stellt außerdem sicher, dass die Steuer lokale Hersteller im Vergleich zu Importen nicht benachteiligt. Das Ziel des Landes ist, ideale, gleichwertige Voraussetzungen für lokale, wie ausländische Hersteller zu schaffen. Mit diesem Ziel vor Augen stellt die Regierung einige signifikante Reformen und Gesetze vor, die hochwerte Exporte ermöglichen sollen. Indiens Verteidigungsausgleichsgesetz sieht vor, dass ausländische Firmen mindestens Komponenten aus lokaler Herstellung im Wert von 30% des Wertes aller Bestellungen über 3 Milliarden INR (44 Millionen Euro) beziehen. “Der Ausgleich ist ein wichtiges Instrument. Ich möchte die Ausgleichsregelung nicht umsetzen um Low-End Produkte zu exportieren, sondern um den neuesten Stand der Technik und

Fähigkeiten ins Land zu holen.” so der Premierminister, hinzufügend, dass Indien die Anteile an regionalen Zulieferern in den nächsten 5 Jahren von den jetzigen 40% auf 70% steigern können, es die regionale Rüstungsindustrie verdoppeln könne, was zu Millionen neuer Jobs in der Fertigungsindustrie und anderen involvierten Industrien führen würde. Der neueste Stand der Technik im Fokus Die ausländischen Zulieferer unterstützend, bestätigt die Regierung eine klare Präferenz für local hergestelltes Equipment. Daher wird die Regierung ebenso die Beschaffungsprozesse anpassen um Einfachheit, Zuverlässigkeit und schnelles Entscheiden zu garantieren. Industrielizenzen wurden in einigen Teilen abgeschafft um große Teile der sogenannten roten Linie abzuschaffen, die die Verlagerung von Einheiten nach Indien erschwert. Für die ausländischen Investoren ist ebenso attraktiv, dass das


Sektoren

Gesetz bis zu 49% direktes Investment in den Rüstungssektor erlaubt und das Limit außerdem nach einer Fall-zu-Fall Prüfung sogar noch nach oben gesetzt werden kann, abhängig von der Qualität der Technologie, die dadurch ins Land gebracht wird. So wird es möglich, dass ausländische Investoren die Mehrheitsbeteiligungen eines indischen Partners erwerben. Alle oben genannten Berechnungen sind darauf ausgelegt, bisher zögernde europäische Rüstungsfirmen von Investments in Indien zu überzeugen. Für noch mehr Überzeugungskraft sorgen deutliche Zahlen. In den nächsten 6 Jahren wird das indische Rüstungsbudget ca. 600 Milliarden Euro betragen, von denen 300 Milliarden Euro in Investitionsprogramme fließen, so ein aktueller Bericht des indischen Verbands der Industrie und Handelskammern (FICCI) und der Finanzdienstleistungsfirma Centrum Capital Ltd. Anfang Februar 2015. Der Bericht legt nahe, dass es im regionalen Rüstungssektor kontinuierlich zu geringen Ausgaben gegenseitiger Budgets auf Grund von prozedualen Verspätungen kam. Die Mehrheit der Ausgaben ging auf Instandhaltungskosten und Personalkosten zurück, nicht auf die Beschaffung von Equipment. In der Wertschöpfungskette der Luft- und Raumfahrt ist eine signifikante Regung und Möglichkeitserweiterung im Bereich der Sub-Systeme wie Flugzeugkomponenten, Luftfahrtelektronik, Schaltzeit und Systemsteuerung zu verzeichnen, so Rahul Gangal, Partner in Luft- und Raumfahrt und Rüstung von Roland Berger Strategy Consultants. Da der indische Privatsektor sich darauf vorbereitet, so zugänglich wie möglich für Unternehmen zu sein, die die unterschiedlichsten Produkte, wie Artilleriewaffen, Torpedos, Frigatten, Granaten, Panzer und vieles mehr herstellen, ist dies eine riesige Möglichkeit für europäische Player, um den indischen Markt zu erschließen, und das mit einem zuverlässigen lokalen Partner der bereits den Weg hierfür geebnet hat. Die neue Akquisitionsprozedur wird Erstausrüster zu Partnerschaften mit der indischen Industrie zwingen. Dies sind erfreuliche Entwicklungen, aber noch keine weltverändernden. Um eine industrielle Basis aufzubauen, braucht es die proaktive Unterstützung der Regierung um ein zugängliches Ökosystem aufzubauen: die Finanzierung von R&D, Steuererleichterungen, Reaktionen auf die Nachteile der fluktuierenden Wechselkurse, die Herstellung von Stabilität und Sicherheiten von Regeln und Gesetzen, die Berichtigung der

Verbrauchssteuer, die den regionalen Wertegewinn hemmt, außerdem die Unterstützung von Exporten um die Wirtschaft zu vergrößern und global konkurrenzfähig zu werden. Die Regierung muss außerdem Gesetze aufstellen, die die Zusammenschlüsse von KKMUs begünstigt, um so verstreute KKMUs in die Wertschöpfungskette der größeren Programme mit aufnehmen

zu können. Zusammenschlüsse und Vereinigungsanträge können einige der Kernprobleme von KKMUs lösen. Die hohen Kosten von Kapital und Geschäft machen sie Risiko aversiert und wirken sich direkt auf ihre Fähigkeit aus innovative Technologien zu entwickeln. Die Entscheidung diesen Sektor zu liberalisieren ist mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung. n

Einschränkungen abschaffen In einem durschlagenden Anlauf hat die Regierung kürzlich Industrielizenzen für 19 Joint Ventures im Bereich der Produktion von hochtechnologisiertem Rüstungsequipment im Land geklärt. Dies ist der erste Teil des Antrages der grünes Licht bekommen hat seit dem die Modi Regierung die Begrenzung ausländischer Direktinvestments im Rüstungsbereich auf 49% angehoben hat, zuerst kommuniziert in der Erstbudgetierung von Finanzminister Arun Jaitley am 10. Juli 2014. Einige dieser Anträge waren lange Zeit ausstehend, da die Unternehmen auf die ebengenannte Anhebung der FDI Grenze mit Eintreten der neuen Regierung gehofft hatten. Diese Firmen schließen auch erstklassige Industriehäuser wie Ambanis, Tatas, Birlas, Mahindras, Kalyanis und Punjs, die Joint Ventures mit globalen Rüstungsfirmen haben. Die Regierung hat zusätzlich 14 weitere Joint Venture Unternehmen aus der Rüstungsbranche ermutigt mit der Produktion zu beginnen, da Lizenzen nicht mehr notwendig sind. Dieser Schritt soll auch Ersthersteller ermutigen sich in Indien niederzulassen.

Die Regierung hat außerdem entschieden die Bestimmungen für die Limitierung der Jahresproduktionen abzuschaffen. Die neuen Unternehmen können direkt mit der Produktion beginnen. Tata Advanced Systems zum Beispiel, das eine Kollaboration mit der US amerikanischen Rüstungsfirma Lockheed Martin hat, wird umgehend mit der Zusammenstellung von Luftfahrt Strukturkomponenten beginnen, welche Tragflächenkästen und Leitwerke für Kampfflugzeuge beinhaltet. Das Joint Venture hat eine 100% Rückkaufvereinbarung mit Lockheed Martin. Reliance Aerospace Technologies, welches ein Joint Venture mit dem Gigant Dassault Aviation aus der Französischen Luft- und Raumfahrt hat, und zusätzlich mit dem US Unternehmen Boeing zusammenarbeitet, wird in der Lage sein, mit dem Bau von Produktionsanlagen in Andhra Pradesh zu beginnen, da für Rüstungsgeschäfte 30% regionaler Beschaffung von Equipment, Erstatzteile und Originalmaterial für die Rafale Kampfjets, Falcon Jets und Boeing P81 festgelegt ist.

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Interview

In der Rüstungsfertigung herausragend Vom Foreign Investment Promotion Board abgesegnet, konzentriert sich der Maschinenbau- und Bauriese Punj Lloyd auf die Beteiligung an der Regierungskampagne ‘Make in India’, indem er Rüstungsgüter herstellt, so Ashok Wadhawan. Ashok Wadhawan, Präsident – Fertigungsindustrie, Punj Llyod Group

Unsere Vereinbarung mit der französischen Firma GECI gab uns ingenieurtechnische Fähigkeiten 58

Hannover Messe 2015 INDIEN FüR SIE

Ranvir Nayar

Lassen Sie uns mit Punj Lloyds Fertigungsgeschäften anfangen. Wie lief es in dem Bereich? Was sind Ihre Zielmärkte? Was ist Ihr Produktportfolio? Punj Lloyd ist eine 25 Jahre altes EPC (Maschinenbau, Beschaffung, Bau) Unternehmen. Als einer der Pioniere im Bereich EPC ist es in den letzten Jahren kontinuierlich Schritt für Schritt gewachsen. Im letzten Jahr hatten wir einen Umsatz von ungefähr 2 Milliarden Dollar und 4 Milliarden Dollar in unserem Auftragsbuch. In diesem Jahr wird unser Auftragsbuch sogar noch voller werden. 2006 schlossen wir uns, um expandieren zu können, mit McKinsey zusammen, um Vorwärts- und Rückwärtsintegration im EPC Bereich zu untersuchen und um eine MRO Einrichtung für Equipment und Fabrikationseinheiten aufzubauen. Auf die Vorschläge von McKinsey hin haben wir für den Rüstungsmarkt, welcher von der Regierung geöffnet wurde, zwei Produktlinien entworfen, nämlich die Bodenverteidigungssysteme und die Luftfahrt. Für Landsysteme haben wir uns mit Singapore Technologies zusammengeschlossen, die ultraleichte Haubitzen herstellen, um ein Werk in Malanpur, in der Nähe von Gwalior, aufzubauen. 2012 in Auftrag gegeben, steht das Werk nun auf einem 65 Morgen Grundstück und jegliches Equipment wurde importiert. Gleichzeitig haben wir die nötigen Lizenzen für die Rüstungsherstellerbranche eingeholt.Was die Rüstung angeht, haben wir uns zunächst auf die Landverteidigung konzentriert und

sind dann auf die Luftfahrt gekommen. In der Luftfahrt hatten wir hin und her überlegt, wie wir eine passende, ganzheitliche Perspektive in das Unternehmen bringen könnten.Wir begannen mit unserem Forte-Maschinenbau und schlossen uns mit der französischen GECI zu einer gleichberechtigten Partnerschaft zusammen. Dieser Deal ermöglichte uns erst den Maschinenbau und wir arbeiteten ein gutes Stück mit am A380 und am A400M von Airbus, außerdem an der Pylon. In der Rüstungsfertigung haben wir AS9100 und ISO9001 Zertifikate für Sicherheit und Umwelt. Anschließend kauften wir Anteile an Air Works, dem größten MRO Unternehmen. Dies ließ uns unser Spektrum für die Luftfahrt extrem erweitert, quasi von der linken bis zur rechten Flügelspitze. Zwischen 2006 und 2013 war die Regierung sehr auf den Import und auf den öffentlichen Sektor fokussiert. Die Entwicklung im Rüstungssektor sowie der Private Sektor waren zu dieser Zeit sehr limitiert.Wir haben daher auch andere Bereiche wie Energie, Öl und Gas, Verschiffung und Offsets – Unternehmen mit den Anforderungen für Offsets in Indien, erschlossen. Zur gleichen Zeit begannen wir auch mit HAL (Hindustan Aeronautics Limited) an empfindlichen Komponenten wie oberen und unteren Panzerprüfkörpern für Sukhoi, Getrieben für Ultraleicht Helikoptern und Brennkammern für MiG Maschinen.Wir haben außerdem 7 Komponenten für die einheimische Haubitze (Dhanush) entwickelt für eine Lafetten Fabrik. Nun wollen sie


Interview

außerdem zwei weitere Komponenten für das Ladesystem und haben bereits eine Bestellung bei uns gemacht. Zudem ist unser Rüstungsteam eine TechnologiePartnerschaft mit verschiedenen Beteiligten weltweit eingegangen und hat Produktlinien wie die ZU Waffe entwickelt, welche zum jetzigen Zeitpunkt weiter verbessert wird. Seit 2006 ist es ein langer Weg, auf dem wir es geschafft haben, Möglichkeiten auszuloten, Partnerschaften im Technologiebereich aufzubauen und Komponenten zu entwickeln. Zum Thema Partnerschaften: Sie haben im Dezember die Zustimmung des Foreign Investment Promotion Board bekommen. Inwiefern hat Ihnen das geholfen Beziehungen mit internationalen Kunden zu verbessern? Der indische Rüstungsmarkt wächst. Es gibt eine große Nachfrage für den privaten Sektor, wobei wir uns hauptsächlich auf das Verteidigungsministerium fokussieren, da wir damals unter den Pionieren waren als Lizenzen vergeben wurden und seitdem unsere Möglichkeiten erweitert wurden.Wir haben den Sektor während seiner Entstehungsphase betreten, sind also von Anfang an dabei gewesen. Es hat 3-5 Jahre gedauert bis wir nicht nur die richtigen Möglichkeiten hatten, sondern auch die notwendigen Ressourcen. Fähigkeiten waren auf dem Markt nicht einfach abrufbar, also haben wir Leute ausgebildet. Auch die großen Häuser gehen diesen Weg, denn es gibt keine Abkürzung. Nun, man kann natürlich versuchen durch Akquise von Playern voran zu kommen aber es gibt eben nicht so viele Player auf dem Markt. Deshalb liegt nun das Ministerium in unserem Fokus. Export ist dabei auch ein möglicher Weg für uns.Wir exportieren unsere Produkte, wie Maschinenbauprodukte und High-End Komponenten in Länder wie Österreich, Schweden und Italien.Was Rüstung angeht, richten wir unser Augenmerk momentan auf Indien Sie haben bereits mit französischen und deutschen Unternehmen gearbeitet. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft auf dem europäischen Markt? Wir visieren den europäischen Markt an, weil es zu unserem Produktportfolio passt – Energie, Öl und Gas und Verschiffung. Wir suchen nach Zusammenschlüssen im Luftfahrtsektor und werden eventuell einige Joint Ventures eingehen in näherer Zukunf, das heißt bis 2016. Dies wird jedoch wiederum von der Produktlinie abhängen. Sie sprachen bereits über das AS9100 Zertifikat.Welche Luftfahrtstrukturen wurden von Ihnen, für die regionalen und für die internationalen Kunden, nach Erhalt des Zertifikats hergestellt? Luft- und Raumfahrtstrukturen sind unser

Luftfahrtstrukturen sind unser Kernsegment und wir besitzen dort eine Nische Kernsegment und wir besetzen dort eine Niesche, da wir in eine große Bandbreite von Equipment investiert haben, was sich nicht jeder Mitbewerber leisten kann. Für kleinere ist es einfacher, da nicht allzu viel Kapital notwendig ist, wohingegen großes Equipment die Zustimmung des Boards erfordert. Daher wollen nicht viele investieren.Wir sind was das angeht im Gespräch mit einigen potentiellen Partnern und werden in den nächsten Jahren mehr dazu bekanntgeben können. Da Sie in der Fertigungsbranche sind, wie sehen Sie die ‚Make in India‘ Agenda der Regierung? Macht sie Ihnen die Arbeit leichter oder stellen sich auch Probleme ein? Es gibt hier zwei Sichtweisen. Die erste ist, dass die Kampagne großartig ist. Eine Einschränkung in der ‘Make in India’ Kampagne ist, dass es eine Basis für die Konsumenten geben sollte. Wenn nur Exporte fokussiert werden, ist es schwierig ein Fertigungssegment aufzubauen. Nehmen Sie zum Beispiel die Automobilbranche. Sie hat sich für uns eröffnet, weil sich herausgestellt hat, dass ein breites Marktsegment bereit stand und die Riesen der Branche kamen und sagten die Kampagne mache Sinn für sie. In diesem Fall war die Regierung proaktiv als sie den Markt für die Investments der Unternehmen geöffnet hat. Auch die Rüstungs- und Luftfahrtsektoren wurden für den privaten Sektor und deren Investments im Zuge der Make in India Kampagne geöffnet; in dieser Hinsicht funktioniert die Kampagne also. Hätten sie lediglich gesagt Make in India und exportiert es nach irgendwo anders, wäre die Kampagne womöglich gescheitert. Es ist so, dass die Unternehmen in Indien investieren um dort zu produzieren und die Nachfrage abzudecken. Um jedoch eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu bringen, reicht es nicht, dass die Regierung ermutigend sagt ‚Make in India‘ – es müssen auch Land, Energie, Wasser und Genehmigungen zur Verfügung gestellt werden. Sie stellen ein Gesetz und eine Maxime vor, die vom Steuersystem, dem Betriebskapital-Leasing und der Finanzierung von Projekten unterstützt werden müssen. Die FDI (ausländische Direktinvestments) haben außerdem um 49% zugelegt. Private Akteure haben dies initiiert und werden womöglich weiter wachsen.

Auf dem kürzlich abgehaltenen Aero India sagte PM dass sich die Leistungen im Verteidigungssektor verdoppeln werden wenn die regionalen Käufe in den nächsten 5 Jahren von 40% auf 70% steigen. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Statement? Ja, das ist der Grund. Auch wenn die Bestellungen gleich auf alle verteilt werden, können wir der Nachfrage nicht ganz entgegenkommen bis nicht die kleinen und mittelständischen Sektoren wachsen. Mit der Art Bestellungen also, wie die Regierung sie ankündigt, wird es eine Menge Wachstum geben und Make in India wird Realität werden. Was halten Sie davon, dass SMEs in das Herstellungsbusiness einsteigen? Die SMEs (kleine und mittelständische Unternehmen) müssen wachsen. In großen Sektoren wie unserem, kann man nicht alles kontrollieren.Wir können nur 20% bis 25% der großen Produktionen stemmen, während der Rest an die SMEs ausgelagert werden muss. Auf welche Bereiche werden Sie sich in den nächsten Jahren konzentrieren? Während 2013-14 haben wir uns zehnfach vergrößert.Wir gehen davon aus, dass wir uns von nun an jedes Jahr verdoppeln werden, was den Rüstungssektor angeht. Unser Vorsitzender selbst ist sehr fokussiert auf den Erhalt dieses Bereichs in der Firma, da dies der Bereich ist, in dem das meiste Wachstum zu erwarten ist. Dies ist der Sektor auf den wir von Punj Lloyd schauen. Und zum Schluss, was erwarten Sie von der Hannover Messe? Ich sehe das von zwei Standpunkten aus. Zunächst sind wir noch immer in der Herstellung angesiedelt und unsere Technologien sind noch in der Entstehungsphase. Ich denke also, dass wenn die Technologie soweit ist, auch die Partner kommen werden. Auf der anderen Seite ist dieses Event darauf ausgerichtet der Welt unsere Möglichkeiten zu präsentieren, zu zeigen, wie wir in den letzten Jahren gewachsen sind und wo wir uns in den nächsten Jahren sehen. Beide Perspektiven sind also sehr wichtig und die Hannover Messe ist genau die Plattform um die richtigen Leute zu treffen und ein Netzwerk aufzubauen. n

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Sektoren

Destination Indien

T für Tourismus Die Hannover Messe dieses Jahres ist eine große Chance für Indien und den Tourismus des Landes. Durch zahlreiche Reformen und Angebotserweiterungen präsentiert sich Indien als aufstrebende und sichere Tourismusdestination für Neugierige und Abenteuerbegeisterte. Aus diesem Grund vertritt Indiens Ministerpräsident Modi sein Land als Destination und möchte Aufmerksamkeit erregen, für sein neues Indien. Karthik Davey

E

in Jahr ist es her, dass Ministerpräsident NarendraDamodardas Modi mit einer historischen Mehrheit ins Parlament in Delhi einzog. Bereits einige Dinge haben sich verbessert wie z.B. in Sachen Landrecht und Korruption. Trifft dies auch für den Fremdenverkehr zu? Herr Modi ist der erste Ministerpräsident, der „Tfür Tourismus“ als Motto verkündete. Zudem hat zum ersten Mal das Finanzministerium die Position „Tourismus“ im Budget 2015 eingeplant. Soviel dieserDinge, denn es gibt leider noch viel Spielraum für Verbesserungen. Seit November 2015 hat die indische Regierung für viele Länder das „Visum bei Ankunft in Indien“ bewilligt. Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin Anfang März 2015 fragten viele indische Hoteliers und Reiseveranstalter, ob diese Erleichterung nun mehr Touristen ins Land anlocke. Die Antwort ist bisher nicht positiv. Der mit der Visaerleichterung verbundene Erfolg für Indienbesucher aus Deutschland und einigen anderen Staaten macht sich zumindest nicht sofort bemerkbar, da Indien generell nicht zu den „Billigreisezielen“ zählt. Daher gehören zur Planung einer Reise auch die gewissen finanziellen Ressourcen, wenn man bereits die internationalen Flüge einschließt. Wichtig und sehr lobenswert ist das von Ministerpräsident Modi verkündete Motto „Swach Bharat Abhiyan“, dem Ende mit dem schmutzigen Indienimage, Indien soll endlich sauber werden! Hierzu zählt nicht nur der sich täglich ansammelnde

Dreck vor der eigenen Haustür, sondern dass Inder scheinbar bedenkenlos Abfall jeglicher Art einfach zu Boden werfen, egal wo siesich gerade befinden. Ein Graus ist die für die Umwelt schädliche Plastiktütenplage. Klar ist es unmöglich, Plastiktüten gänzlich zu verbannen, bereits der Einkauf in den modernen indischen Supermärkten scheint die Plastiktütenkultur zu rechtfertigen. Mit gutem Beispiel geht hier rigoros das kleine Land Ruanda voran, denn seit 2008 ist es im kleinen ostafrikanischen Land illegal, biologisch nicht abbaubare Polyethylentüren herzustellen, sie zu importieren, zu verkaufen und sogar zu nutzen. Wer ertappt wird, zahlt ein hohes Bußgeld, teils drohen sogar Haftstrafen. Nicht nur hier könnte Indien mit mehr Umweltbewusstsein international punkten. Beispielsweise die Erhebung einer Art Ökosteuer in touristischen Ballungsgebieten wie z. B. Goa für Hotels ab einer gewissen Zimmerzahl. Dies wäre sinnvoller als die im Haushaltsbudget 2015 verkündete Anhebung der Service Tax auf die Hotelkosten, die Indien als Reisedestination unnötig verteuert und damit die Konkurrenzfähigkeit verringert, während andere Destinationen wie Sri Lanka, die Malediven und Thailand dadurch profitieren. Ein gesondertes Thema gilt der „Sauberkeit und Lärmbelästigung“ in Indiens sogenanntem Vorzeige-Bundesland Kerala. Bei den gewaltigen Defiziten hinsichtlich der Sauberkeit der Strände in Kovalam scheinen angespülte Plastiktüten und Haushaltsmüll noch harmlos angesichts des von „Tretminen“ verunreinigten Strandes. Es handelt sich hierbei um die

täglichen Exkremente der Fischer, obwohl die hauseigene Toilette nur unweit entfernt liegt. Hinzu bildet der Geräuschpegel um die Hotels ein ewiges Thema. Mit bunten Plakaten allein lassen sich keine Touristen dauerhaft anlocken. Schier unverständlich sind die plärrenden Lautsprecher zu den unzähligen christlichen Kirchen- und hinduistischen Tempelfesten nicht nur zur Tageszeit, sie verpatzen auch noch die Nachtruhe der Erholung suchenden Touristen. Die Reiseveranstalter haben seit Jahren mit Rückzahlungsansprüchen wegen Lärmbelästigung zu kämpfen, da letztendlich der Gast keine ruhige Minute im Hotel genießen konnte. Eine bessere Koordinierung mit der örtlichen Polizei wäre hier dringend notwendig, die sich für eine strikte Nachtruhe ab 22 Uhr einsetzt. Eine gefragte Reisedestination sollte eine gute Infrastruktur aufweisen. Zugegeben werden heute in Indien unter Ministerpräsident Modis Anordnung über 10 km Strassen pro Tag fertig gestellt. Aber wie vieles in Indien geht die Entwicklung nicht Hand in Hand. Straßen werden erweitert ohne überhaut gute Straßen bei den touristischen Highlights zu haben. Wie bereits erwähnt arbeiten ganze Teile der Industrie nicht mit dem Tourismus zusammen. Die indische eisenbahn ist ein klassisches Beispiel. Vor über 10 Jahren wurde ich von einem leitenden Bürokraten aus Karnataka gefragt, was notwendig wäre, um mehr Touristen nach Karnataka zu bringen. Meine Antwort war damals ein Schnellzug von Bangalore zu den bekannten touristischen Highlights nach Hampi und Bijapur oder weiter nach

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Sektoren

Indiens wahre Stärke ist die Vielfalt an Geschichte, Kultur und Natur - und genau das sollte die Priorität der Tourismusbehörde sein

Kolhapur. Dies ist bis heute ein Traum. Zudem kann jeder Inder ein Zugticket online buchen, dem Ausländer ist dies bis heute vorenthalten. In den touristisch frequentierten Orten stehen multilinguale Fremdenführer ausreichend zur Verfügung. Aber bereits in den UNESCO-Weltkulturerbestätten wie Hampi, Konark, Mamallapuram, Pattadakal, Sanchi und Thanjavur fehlt es an fachlich geeigneten Guides, ganz zu schweigen von anderen wichtigen Destinationen. Hier könnten neue Arbeitsplätze entstehen und Indiens Image als kompetentes Reiseziel mit einer Vielfalt an kulturellen Schätzen weiter aufbessern. Unter Ökotourismus in Indien wird gerade mal eine Art „Greenwashing“ verstanden, ohne dass hierfür hinreichende Grundlagen existieren. Dabei gibt es oftmals interessante kleine touristische Projekte von umweltfreundlich denkenden und verantwortungsbewusst handelnden Investoren. Als dieser Artikel geschrieben wurde, ist immer noch kein ‚Single Window‘ für Ökotourismus vorhanden. Dem Unternehmer wird der Start durch etliche Lizenzen erschwert, er kann keine Hilfe für die Nutzung von Solarzellen- oder Windenergie erwarten. Dabei könnte

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Ökotourismus genau das Vorzeigeobjekt darstellen. Mit Ökotourismus sollte die Bildung von Public Private Partnerships vorangetrieben werden, denn es sind nicht die Großprojekte, die für den Tourismus nachhaltig richtungweisend wirken. Ein wichtiger touristischer Anziehungspunkt sind Indiens Nationalparks. Die tägliche Anzahl der Safaris unterliegt Beschränkungen und ist zeitlich geregelt, so dass es für die Tiere genügend Ruhezeiten gibt. Jedes Bundesland in Indien hat jedoch eine eigene WildlifeTourismBehörde. Wäre es nicht einfacher, die Zuständigkeiten in einer zentralen Behörde zu bündeln inklusiveeiner Plattform für die Buchungsmöglichkeiten der Safaris? Die Anzahl der Besucher könnte auf diese Weise noch besser kontrolliert werden. Über die Sicherheit der Frauen in Indien gibt es geteilte Meinungen.Viele weibliche Touristen fühlen sich verunsichert. Dabei ist es der indischen Pressefreiheit zu verdanken, dass über Vergewaltigungsfälle überhaupt und ausreichend berichtet wird. Es bedarf mindestens einer weiteren Generation, um hier grundsätzliche Einstellungen der Täter und in der Bevölkerung zu ändern. Der Ansatz mit einer mobilen App, der mit dem

Hilferuf auch den genauen Ort der Anruferin mittels GPS bekanntgibt, ist wirklich lobenswert. Die Stärke Indiens ist die Vielfalt in Geschichte, Kultur und Natur, genau hier liegt der Ansatzpunkt der Tourismusbehörde. Anstelle der Hervorhebung einzelner Bundesländer wie zum Beispiel Kerala und Rajasthan wäre eine „Brand IndiaKampagne“‘ für das gesamte Land nützlicher. Damit ist jedoch keine Marketingtour gemeint. Indien soll sich als außerordentlich lohnendes Reiseziel weltweit in den Köpfen der Menschen verankern ähnlich wie Mitte April 2015 auf der Hannover Messe. Diese steht dieses Jahr unter der Initiative ‚Make in India‘, wenn Ministerpräsident Modi zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Messe eröffnen und sich als Partnerland der Messe repräsentieren wird mit dem Schwerpunkt Berufsbildung und Qualifizierung von Arbeitskräften für verschiedene Sektoren der indischen Wirtschaft. Es genügt nicht, dass etwas produziert wird, sondern es ist entscheidend, was produziert wird. Masse ist nicht Klasse. Hervorzuheben ist, dass die Liste indischer Produkte von Ayurveda bis zum Zugwaggon reicht. n


Sektoren

Maschinenbau

Der Kern der

indischen Industrie Indien baut auf einen Sprint im Bereich erneuerbare Energien um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen, da die Regierung sich selbst ein ambitioniertes Ziel von zusätzlichen 175 GW an erneuerbarer Energie bis 2022 gesetzt hat. Anupam Chanda

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Ingenieurwesen bildet den Grundsatz für die Lieblingskampagne von Premierminister Modi - Make in India

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ndien ist nach wie vor eine der attraktivsten Destinationen für Maschinenbauinvestments für viele multinationale Unternehmen mit einer starken Präsenz im Land, die vorhaben, diese Präsenz noch weiter auszuweiten. Die Anstrengungen der neuen Regierung lobend, hoffen diese Unternehmen auf weitere Schritte, wie eine einheitliche Güter- und Servicesteuer (GST) und die Hochsetzung des Limits für Direktinvestments aus dem Ausland um Geschäfte in Indien zu erleichtern. Der Maschinenbau liegt der neuen Modi Regierung mit ihrer Make in India Kampagne dabei besonders am Herzen. Auch wenn die Make in India Kampagne einige Vorzeigemarken haben wird, wird ein erheblicher Teil der der immensen Arbeit hinter dem Projekt von kleinen und mittelständischen Unternehmen, auch zu einem großen Teil aus verschiedenen Segmenten des Maschinenbaus, getragen. Ein erklärtes Ziel der Kampagne ist, Fertigung in Indien in die weltweite Wertschöpfungskette einzugliedern. Schon jetzt fasst der indische Fertigungssektor bei Maschinenbauprodukten als eine der Hauptkomponenten aus Indiens Exportbereich Fuß. Im aktuellen Geschäftsjahr wird ein Anstieg von ungefähr 15% auf 64 Millarden Euro im Vergleich zum vergangenen Geschäftsjahr erwartet, da sich der Bedarf in traditionellen Schlüsselmärkten, wie den USA, sich leicht erholt hat. Indische Maschinenbauprodukte

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finden jedoch auch Abnehmer in neuen und wachsenden Wirtschaften wie ost- und zentraleuropäischen Ländern. Aufstrebend sind auch asiatische Nationen wie Südkorea und Japan welche einen Anstieg von 16% und 60% an indischen Maschinenbauexporten verzeichnen konnten. Die Anstrengungen der Regierungen um Klarheit in die Reformen im Energiesektor zu bringen, wurden von der Industrie positiv aufgenommen. Die Regierung hat daran gearbeitet große Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Sie wird sich bemühen diese Projekte voranzutreiben, welche aufgrund von Verspätungen in der Abfertigung, der Finanzierung und in vielen anderen Bereichen beinahe stagnierten. Diese Anstrengungen könnten auch einen entsprechenden Impuls für die Maschinenbau- und Bauindustrie geben. Die Nachfrage in der Automobilindustrie Eine erstklassige Infrastruktur ist essenziell für ein nachhaltiges, hohes Wachstum. Tatsächlich ist sie maßgebend für die Langzeitentwicklung der Bauindustrie. Auch wenn Kurzzeitfaktoren die Gemüter hemmen mögen, wird die Nachfrage auf längere Zeit groß bleiben. Die Verdopplung des Investments in Infrastrukturprojekte von 300 Milliarden Euro auf 600 Milliarden Euro ist auch ein gesundes Zeichen an Unternehmen aus der Bauindustrie. Aus der politischen Perspektive gibt es eine wachsende

Übereinstimmung, dass es einer privatöffentlichen Partnerschaft bedarf um die infrastrukturellen Probleme des Landes zu lösen. Die Umsetzung scheint derzeit mittels einiger BOT (bauen, betreiben und weitergeben) Projekte in verschiedenen Unternehmen aus dem Privatsektor zu passieren, was für die Zukunft des Maschinenbaus und der Bauindustrie Indiens vielversprechend ist. Zusammen mit wohlwollenden Gesetzen und Wachstum im Fertigungssektor wurden viele ausländische Investoren angelockt. Seit kurzem ist Indien Mitglied des Washington Accord (WA). Das Land tritt damit einem exklusiven Kreis von 17 Ländern bei, die permanente Vertragsstaaten des WA sind, einem elitären Beschluss über Maschinenbaustudien und die Mobilität von Ingenieuren. Die indische Automobil komponenten industrie ist eine der aufstrebenden Industrien Indiens, welche dem Maschinenbausektor mit enormen Wachstumsprognosen weiteren Auftrieb geben wird. Von einem eher schwachen Zulieferer von Komponenten für den regionalen Markt, ist Indien zu einem der wichtigsten Autoteilezulieferer Asiens auf dem globalen Markt geworden. Indien ist nun Zulieferer für hochwertige und komplizierte Autoteile für Konzerne wie General Motors, Toyota, Ford, Volkswagen und anderen. Die Industrie macht momentan fast 7% von Indiens BIP aus und beschäftigt ca. 19 Millionen Menschen direkt und indirekt. Die stetig wachsende


Die Studenten der K.J.Somaiya Hochschule für Ingenieurwissenschaften in Mumbai präsentieren ihre neueste Entwicklung, einen Prototyp für die “Formula Student Germany”, einem internationalen Designwettbewerb in Deutschland

Infrastruktur, der große Heimatmarkt, wachsende Kaufkraft und eine stabile Regierung haben Indien zu einer beliebten Destination für Investments nach dem Automotive Mission Plan gemacht. Die Industrie hat über die Jahre die Fähigkeit erworben, alle Komponenten für die Herstellung von Automobilen zu fertigen, was zeigt, wie sehr sich die Automobilindustrie nach Indien verlagert hat und dass auch eigene indische Automobilmarken wie Tata, Mahindra, Bajaj, Hero und viele mehr in Indien produzieren lassen. Die Komponentenindustrie ist nun in der Lage die ganze Produktpalette für Automobile, wie Motorenteile, Antriebe, Getriebeteile, Federungs- und Bremsenteile, Elektronik, Gehäuse und Fahrwerkteile herzustellen. Diese Industrie mit großem Potential ist auf dem globalen Markt und regional sehr wettbewerbsfähig. Die Automobilkomponentenindustrie in Indien ist ca. 31 Milliarden Euro schwer und ist seit 2005 um etwa 26% jährlich gewachsen. Die Industrie konnte in den letzten Jahren außerdem ihren internationalen Einflussbereich erweitern und Exporte stiegen um 17% jährlich bis auf 4,7 Milliarden Euro im Jahre 2013. Eine nicht unerhebliche Zahl an Komponentenherstellern orientiert sich an globalen Vorzeigetechniken wie 5-S, Kaizen, TQM, TPM oder 6 Sigma und immer mehr Unternehmen werden mit Qualitätssiegeln ausgezeichnet. Niedrige Personalkosten, gut ausgebildete Fachkräfte

und die Fokussierung der Produzenten auf hohe Qualität haben den Export für Automobilkomponenten angetrieben. Außerdem hat sich während der letzten Jahre der Markt stark verändert. In den 1990ern gingen die meisten Exporte in Ersatzteilgeschäfte wohingegen heute die meisten Exporte an globale OEMs und Tier 1 Unternehmen gehen. Der Strategie Sektor Der indische Maschinenbausektor ist für die Wirtschaft aufgrund der Vernetzung mit anderen Industriesegmenten strategisch wichtig. Der Sektor wurde de-lizensiert und erlaubt 100% FDI (ausländisches Direktinvestment). Mit dem Ziel den Fertigungssektor anzukurbeln, hat die Regierung die Steuern für Werk- und Fabrikbetreiber auf Investitionsgüter, Verbrauchsgüter und Fahrzeuge gesenkt. Auch Zusatzzölle auf geschmiedete Stahlringe, die in der Herstellung von Lagern für Windräder verwendet werden, wurden von 10% auf 5% gesenkt. Der Kapitalzufluss aus FDI in die verschiedenen indischen Mechanik- und Maschinenbauindustrien von April 2000 bis September 2014 belief sich auf ca. 2,4 Milliarden Euro. Der Maschinenbausektor als ein Wachstumsmarkt erwartet ein Wachstum von globalen Ausgaben für Maschinenbauservices von 1 Billion Euro bis 2020. Mit der Entwicklung mit benachbarten Sektoren wie der Automobilindustrie, Industriellen

Gütern und Infrastruktur, zusammen mit einer großen Auswahl an qualifizierten Arbeitskräften und moderner Technik wird für Maschinenbauexporte ein Anstieg auf 110 Milliarden Euro bis 2015 erwartet. Als größtes, indisches Industriesegment, ist der Maschinenbausektor auch der größte Verdiener an ausländischen Wechselkursen mit 63% Anteil durch ausländische Zusammenarbeiten. Hierbei gibt es ebenso große Möglichkeiten für Maschinenbauservices. Die Intention ist, einen Unter-Sektor über 27 Milliarden Euro bis Ende 2015 zu schaffen, welcher 20% des globalen Marktanteils ausmachen wird. Der EPO (MaschinenbauAuslagerungsprozess) Markt wird bis 2020 wahrscheinlich auf 37 Milliarden Euro wachsen. Die Ausgaben für ausgelagerten Maschinenbau werden bis dahin wahrscheinlich auf 150 Milliarden Euro anwachsen und Indien hat mit seiner Menge an Fachkräften und Erfahrung gute Chancen bis zu 25% dieser Ausgaben zu realisieren. Unter allen diesen Unter-Sektoren hat die Luftfahrt das größte Wachstumspotential, da es direkt mit dem Rüstungssektor verbunden ist. Im jetzigen Budget hat die Regierung Fördermittel für mehrere Infrastrukturprojekte festgelegt, welche den Maschinenbausektor weiteres Wachstum ermöglichen sollen. Die Industrie kann sich außerdem auf neu generierte Umsätze aus neuen Servicebereichen und neuen Geografien mit Big Data, Cloud, M2M und dem Internet der Dinge freuen, welche Wirklichkeit werden. n

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A

ußenpolitik war schon immer ganz oben auf der Agenda von Narendra Modi seitdem er im Mai 2014 Premierminister Indiens geworden ist. Die Wichtigkeit, die er der Außenpolitik zuspricht wurde schon vom ersten Tag an bekannt, da er die wichtigsten Repräsentanten aller Nachbarländer Indiens zu seiner Vereidigung einlud. Er nutzte diese Gelegenheit, um Diskussionen mit allen Nachbarländern zu führen und um Bindungen mit ihnen wiederzubeleben, vor allem weil die Beziehungen zu den Nachbarländern in den Jahren zuvor häufig strapaziert wurden. Sein nächster großer Schritt in der Außenpolitik war der Staatsbesuch in den USA um die Beziehung zu verbessern, da diese durch die Verhaftung eines indischen Diplomaten in New York strapaziert wurden und zuvor eine sehr starke Reaktion Indiens hervorriefen. Modi nutzte den Besuch in

den USA nicht nur um die Beziehung zwischen den Ländern wieder zu verbessern, sondern auch um diese mit neuer Energie und Dynamik anzureichern. Dies führte bereits zu einem Rückbesuch von US Präsidenten Barack Obama im Januar und zahlreichen abgeschlossenen Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern. Asien und Ozeanien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei Modis Prioritäten. Bedeutsame Besuche waren in Japan, Myanmar, Fidschi und Australien und den Nationen im indischen Ozean wie Mauritius, den Seychellen und Sri Lanka. Bei jedem dieser Besuche war es nicht nur Modis Bemühung die bilateralen Beziehungen zu stärken, sondern auch Indiens Position in den Nachbarländern zu bekräftigen, da diese Rolle zunehmend von den Chinesen angegriffen wird. Diese Bemühung wurde deutlich sichtbar bei Modis Staatsbesuchen in Mauritius, Sri Lanka, Myanmar und Japan.


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