Musikfest Schloss Weinzierl 2010

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zeigen der Verlagshäuser erkennen: Breitkopf zeigt eine Gruppe von sechs Divertimenti a tre erstmals 1763 an. Aber auch in Paris (1768), Amsterdam (1769) und London (1772) werden sie gedruckt, erscheinen aber jedes Mal unter einer anderen Opuszahl. Dies ist auch ein gutes Beispiel für die Bedeutung des Hobokenverzeichnisses, das die Konfusion mit den Opuszahlen beendete und eine rasche Identifizierung der Werke erlaubt. Für neu aufgefundene Werke ergeben sich hingegen wieder Identifizierungsprobleme, da sie nicht in das Verzeichnis aufgenommen sind. In Carpanis Haydnbiographie „Le Haydine“ finden sich Hinweise, dass Haydn schon in den frühen 50er Jahren des 18. Jahrhunderts Divertimenti a tre komponiert hat. So berichtet Carpani, Haydn habe ein Jahr nach der (verschollenen) Musik zur operá comique „Der neue krumme Teufel“ (sie entstand wahrscheinlich 1750), sechs Streichtrios geschaffen, „die wegen der Originalität ihres Stils und des Reizes, der sie würzte, so-

fort weite Verbreitung fanden und Anlass zu erregten Diskussionen unter den Musikern wurden.“ Carpani beschreibt die vehemente Kritik von Seiten der „Kontrapunktiker“ an diesen Werken und meint, dass „diese bärtigen musikalischen Gesetzgeber alles verachteten, was eher den Anschein der Anmut als des Wissens trug.“ Die Darstellung Carpanis liefert ein an-

schauliches Bild davon, wie neuartig diese frühen Kompositionen den Zeitgenossen erschienen und wie schwer es für den jungen Komponisten war, zu bestehen und seinen Vorstellungen treu zu bleiben. Einen weiteren Hinweis auf die Entstehungszeit der Streichtrios liefert Carpani in der Darstellung der Musikabende in Schloss Weinzierl (siehe auch den beigefügten Text zu „Haydn in Weinzierl“). Darin führt er an, dass die „Musikfreunde“, die sich zu den Musikabenden im Schloss des Edlen von Fürnberg zusammenfanden, jeden Abend auch Haydns Trios spielten. Es spricht also einiges dafür, dass Haydn schon ab 1751 mit Kompositionen zu dieser Werkgruppe begonnen hatte. Dass sie sich bald großer Beliebtheit erfreuten und viel gespielt wurden, trifft sicherlich zu. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie auch in Weinzierl erklangen, wenn der junge Komponist zu Gast war und musizierte. Die Divertimenti a tre sind fast alle dreisätzig. Neben einer Gruppe, die einen Tempo di Minuetto-Satz besitzt, der unterschiedlich ausgeformt sein kann und nicht dem Muster der italienischen Form entspricht, findet sich der Typus, der im Aufbau eher dem Violinkonzert gleicht. Zwei schnelle oder sehr schnelle Sätze umschließen einen langsamen. Die erste Violine ist relativ virtuos geführt, die zweite Violine und der Baß bzw. das ViolonSeite 40


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