Programmheft Musikfest Schloss Weinzierl 2017

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Werkbesprechungen (KV 414), eine neue Serenade für die Familie Haffner, die er in den Nachtstunden schreibt, um den Termin einzuhalten und die große Arbeit an der Oper, „Die Entführung aus dem Serail“, deren Uraufführungstermin, 16. Juli 1782 im Burgtheater von Joseph II. selbst festgesetzt wird. Die Oper wurde ein grandioser Erfolg und zu Mozarts Lebzeiten in 40 Städten Europas aufgeführt. Dem Kaiser, der sich Mozart gegenüber etwas kritisch äußerte: „Zu schön für unsere Ohren, und gewaltig viele Noten, lieber Mozart,“ soll Mozart geantwortet haben: „Gerade so viele Noten, Majestät, als nötig sind.“ Fürst Kaunitz war hingegen von der Oper begeistert und von Christoph Willibald Gluck berichtet Mozart in einem Brief an den Vater: „[…] Gluck hat mir vielle Complimente darüber gemacht. Morgen

speise ich bei ihm.“

Mit den Einnahmen aus den Wiener Aufführungen konnte er sich nun endlich finanziell leisten, eine Ehe einzugehen. Er heiratete am 4. August 1782 Constanze Weber; gegen den Widerstand seines Vaters. Nach der Trauung im Stephansdom richtete die Baronin Waldstätten, eine enge Vertraute des jungen Paares, das Festessen aus, von dem Mozart meinte: „Es war mehr fürstlich als baronisch.“ Das glückliche Paar übersiedelte in eine eigene Wohnung in das Haus „Zum roten Säbel“ Hohen Brücke Nr. 387. Hier arbeitet er am Streichquartett G-Dur KV 387 und verm erk te auf dem Autograph, „geschrieben am 31. Dezember 1782 in Wien“. Neun Jahre waren seit der Veröffentlichung seiner „Wiener Streichquartette“ KV 168-173 vergangen. Jetzt wandte er sich wieder dieser Gattung zu, wahrscheinlich angeregt von den 1781 erschienen Quartetten op. 33, den „Russischen Quartetten“ von Joseph Haydn, die der Meister selbst als „von einer gantz neuen und besonderen Art“ beschrieben hatte. Auch Haydn hatte seinen letzten Quartettzyklus die „Sonnenquartette“ op. 20 neun Jahre zuvor veröffentlicht. Aus dem zeitlichen Ablauf kann man erkennen, wie groß das Interesse und die Bewunderung Mozarts für das Quartettschaffen des älteren Freundes war und wie sehr er sich davon inspiriert fühlte. Mozart plante zusätzlich zum G-Dur Quartett noch fünf weitere Quartette zu schreiben und den Zyklus Joseph Haydn zuzueignen, dem er – nicht nur als Quartettkomponist – viel verdankte und mit dem ihn Freundschaft verband. Im September 1785 hatte er den Zyklus beendet ( KV 387, 421, 428, 458, 464, 465) und widmete ihn „Meinem lieben Freund Haydn“. „Berühmter Mann und mein teuerster Freund, nimm hier meine Kinder“, schreibt Mozart in der Vorrede zum Erstdruck, die im Original in italieniSeite 39


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