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spezial.essen&trinken.

baz | 13. April 2006 | Seite 7

Brisante Mischung. Holunder, Minze, Frauenmänteli... Efeu? Die exakte Kräutermischung von Ricola ist und bleibt geheim.

13 Kräuter gehen um die Welt Ricola steht für Heilkräuter – da gibts nichts zu husten -MINU (Text) und CHRISTIAN FLIERL (Fotos) Wer hats erfunden? Klar, Ricola. Erst den Fünferbolle, dann den Schweizer Kräuterzucker, wie alle Welt jetzt weiss.

Sie klebten am Gaumen. Sie klebten an den Vorderschaufeln. Sie waren Horror für Gesundheitsfanatiker und Zahnärzte. Aber sie waren Glück für 5 Rappen – die 5er-Bölle. Es gibt sie noch heute, allerdings für den vierfachen Preis. Und nur wenige wissen, dass im 5er-Bolle die süsseste Schweizer Erfolgsgeschichte steckt – die von Ricola. Und Laufens schönsten Perlen. Aber rollen wir die Geschichte vom 5er-Bolle auf. Da sind die 20er Jahre. Lust auf Süsses. Und Bäckermeister Bleile. Es war dieser Bäckermeister und Grossvater der heutigen Basler «Dalbe-Stübli»-Beizerin Charlotte Bleile, der 1923 das Rezept des landesweit beliebten 5er-Bolle an Emil Richterich verkaufte. Nicht nur das Rezept. Auch die kleine Bäckerei beim Untertor im Städtli Laufen. SÜSS. Der kleine Bäckereibetrieb

fabrizierte nun neben den 5er-Böllen

– und die blieben bis in die 60er Jahre ein wichtiges Standbein für Ricola – auch Gelee-Gutzi, Kräuterbonbons und Schleckstengel. Die Bäckerei lief mehr schlecht als recht. Also entschloss sich Emil Richterich 1950, den Betrieb ganz auf das Süsswarengeschäft zu konzentrieren. Eine kleine Fabrik wurde gekauft. Zusammen mit Sohn Hanspeter startete man in den Erfolg der Ricola, dieser Ricola (Richterich & Co., Laufen – daraus puzzelt sich der Name zusammen), die bereits 20 Jahre früher vom Bäckermeister als «Dääfelifabrik» im Stedtli gegründet worden war. In den 60er Jahren waren es vorwiegend die Kräuterprodukte, so genannte Kräuterbonbons, die das Laufner Unternehmen zum Blühen brachten. Auf dem Velo radelten Emil und Hanspeter Richterich von Laden zu Laden, um in einem Musterkoffer die einzelnen Köstlichkeiten anzubieten. Die Kräuterzucker lösten damals die «Malzdääfeli» unserer Grossmütter ab. Und diese Kräuterzucker waren es auch,

die Ricola bald einmal ins Ausland exportierte. In Deutschland waren sie auf Anhieb ein Erfolg. Bereits 1967 wurde eine neue Fabrik gebaut, die ausschliesslich der Herstellung von Kräuterzucker diente. Nach Deutschland kamen in den 70er und 80er Jahren neue Export-Länder hinzu. Heute rollen die Ricola-Bonbons und Kräuterperlen in über 40 Länder: von Kanada bis Australien, von Japan bis Chile. Der Name ist zum Markenhit für gutschmeckende Kräuterbonbons aus der Schweiz geworden – die Werbung hat das Ihre dazu beigetragen. Ob in Rom oder Toronto – der kleine Schweizer Handelsreisende alias Erich Vock, der 1998 erstmals in der Sauna den Finnländern die Frage stellte: «Und wer hats erfunden?» wurde zum Welthandelsreisenden für Schweizer Kräuter. Und für Ricola. Noch immer ist der Kräuterzucker der Knüller unter den Produkten aus Laufen. Die Basis ist eine 13-Kräuter-Mischung, deren WELTWEIT.

cuisine cruelle Von schnellen Gerichten und ihren Geschichten

cuisine cruelle BAZ-SERIE. Über vieles, was in den fünfziger bis achtziger Jahren in keiner Küche fehlte, rümpfen heutige Gastro-Experten die Nase: Büchsenravioli, Fischstäbli, Nescoré, Maggi-Fläschli ... Sie alle gehören zur «cuisine cruelle». -minu ist ihrer Geschichte nachgegangen und hat die Produkte jeweils Kochkoryphäen aus der Region Basel zur Verfügung gestellt. Sie sollen uns daraus ein Rezept kreieren. Heraus kam ein geschmackvolles Kontrastprogramm zur Haute Cuisine.


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