TRAVEL Einen Abstecher wert: das Felsentor in der Bucht von S’Archittu
volle Weine, die bis heute das immense Poten zial Sardiniens aufzeigen. Und wenn eine Kellerei dazu beigetragen hat, dem sardischen Weinbau mehr Geltung zu verschaffen, dann ist es gewiss Santadi. Nicht nur die Sehnsucht nach Wasser und Meer treibt uns weiter südwärts ins Städtchen Calasetta auf der Insel Sant’Antioco, das man über einen drei Kilometer langen Damm erreicht. Der zauberhafte Ort ist genuesischen Ursprungs und stellt ein kleines Stück Ligu rien auf sardischem Territorium dar. Die Genossenschaft Calasetta ist zweifellos eine der bedeutendsten Kellereien. Hauptakteur ist wiederum die Carignano-Rebe, auch hier liegen die Weinberge ganz nah am Meer auf sandigen Böden. Der über 80 Jahre alte Betrieb setzt ganz auf die Finesse der Weine. Zwei Carignano sind in bester Erinnerung geblieben: der Piedefranco und der Tupei mit bestechendem Aroma von Myrte und roten Beeren. A n sc h l ie ße nd geht es Richtung Oristano, vorbei an den Traumstränden der Costa Verde bis hinauf zur Halbinsel Sinis, einer beeindrucken den Lagunenlandschaft, die auch Fla mingos und Kormorane schätzen. Das Fischerdorf Cabras ist berühmt für die Spezialität bottarga di muggine, die aus dem geräucherten Rogen der Meeräsche gewonnen wird. Bei Attilio Contini,
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einem der ältesten Weingüter, lassen wir uns einen ganz besonderen Wein schmecken, den Vernaccia di Oristano, eine Rarität, die ohne Betriebe wie diesen bereits verschwunden wäre. Seine Herstellung ist für die Winzer familie eine jahrhundertealte Tradition. Nur hier, im fruchtbaren Schwemmland des Flusses Tirso in Meeresnähe, herrschen für ihn ideale Bedingungen. Das Besondere ist der Reifeprozess: Er vollzieht sich nämlich unter einer dünnen Florhefeschicht, ähnlich wie beim Sherry. Mit dem Antico Gregori hat Con tini ein wahres Kunst werk an Wein kreiert. In den Kellern von Oristano, so sagt man, sollen 40-jährige und noch ältere Riservas des Kultweins liegen. Langsam geht unsere Reise zu Ende. Doch ein High light haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben, den Besuch der Cantina Su’Entu in Sanluri. Su’Entu (Wind) ist der verwirk lichte Traum von Salvatore Pilloni, der sein Geld mit dem Auf bau einer Parfümerie-Kette verdient hat. Mit gut 60 Jahren ist er noch einmal durch gestartet und hat einen kargen Hügel mit 50 Hektar Land und einigen Reben darauf gekauft. Die Trauben gedeihen auf einer Fläche von 32 Hektar und werden in einem hypermodernen Keller vinifiziert. Die Vinothek ist eine einzige Augenweide: groß
und stylish, voll kunstsinnigem Inventar. Pil loni hat sich nicht nur dieser neuen Heraus forderung gestellt, sondern auch seine drei Kinder mit dem „Wein-Virus“ angesteckt. Die Weine haben internationales Format, ohne ihre Heimat Sardinien zu verleugnen. Fein strukturiert ist der fruchtige 2016er Vermen tino mit frischen Zitrusnoten. Und auch der
Sonne, Strand und tolle Weine ... Sardinien bietet das Komplettpaket Vermentino Sekt, Spumante Brut Bianco, ist eine Klasse für sich. Doch sardischer Wein ist ohne die Küche Sardiniens undenkbar. Sie ist durch die Karg heit und Armut der Insel einfach, aber köst lich. Lamm- oder Ziegenfleisch fehlt auf keiner Speisekarte. Es gibt darüber hinaus viele Spezialitäten, die man unbedingt pro biert haben sollte, darunter Fregola Sarda, eine sardische Pasta-Spezialität aus Hartwei zengrieß oder Malloreddu, muschelförmige Gnocchetti mit Fenchelsalami ebenso wie Culurgiones, mit Käse gefüllte Teigtaschen. Nicht zu vergessen Bottarga, den „sardischen Kaviar“ von der Meeräsche. Hervorragend ist der Mustela, der sardische Schinken aus Schweinefilet. Und natürlich die vielen Arten des Pecorino Sardo, der hier auch über die