kontur55 - Leseprobe

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Vorarlbergs Wirtschafts- und Lifestyle-Magazin

Freischütz – schwarze

Romantik auf dem See

Zwei Freunde und ein kleiner Löwe

Ein Mann, ein Fürstentum und viele Yachten

Special: Kultursommer in Vorarlberg

Wo es um Hundertstel Millimeter geht

Das große Potenzial von kleinen Chips

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Editorial

Eine bizarre Winterlandschaft mit einem halb versunkenen Dorf, garniert mit gruseligen Details und dämonischen Wesen – so gestaltet Regisseur, Bühnenbildner und Filmemacher Philipp Stölzl seine Kulisse für die Oper „Der Freischütz“ bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen. „kontur“ hat sich von dieser düsteren Vision inspirieren lassen und dieses Setting kreativ für das Cover interpretiert.

Doch nicht nur auf der Bühne braucht es für den berühmten Blick über den Tellerrand Neugierde, Begeisterung, Mut und natürlich das nötige Know-how. Bewiesen haben das Pierre de Meuron und Jacques Herzog. Trotz ihrer kometenhaften Karriere suchen die beiden Architekten bis heute immer wieder einen neuen konzeptuellen Ansatz, um ihr visionäres Denken auf allen Ebenen voranzutreiben. Oder das Vorarlberger Getriebebauunternehmen Zimm, das mit seiner innovativen Technik die Welt bewegt, genauso wie Martin Messmer, der einst sein Auto vollpackte und mit dem Mut zur Veränderung in das Abenteuer seines Lebens Richtung Monaco aufbrach – getreu des französischen Schriftstellers Anatole France, der einst schrieb: „Wenn wir uns nicht verändern, wachsen wir nicht. Wenn wir nicht wachsen, leben wir nicht wirklich“. In diesem Sinne: Bleiben Sie neugierig.

Viel Spaß wünscht Ihnen Ihr „kontur“-Redaktionsteam

Impressum

Herausgeber, Medieninhaber und Hersteller: Russmedia Verlag GmbH, A-6858 Schwarzach, Gutenbergstraße 1 Redaktionelle Leitung: Christiane Schöhl von Norman, christiane.norman@russmedia.com

Redaktion:

Christa Dietrich, Ernest F. Enzelsberger, Gudrun Haigermoser, Marion Hofer, Elisabeth Längle, Franz Muhr, Angelika Schwarz

Artdirection: Bernadette Prassl, bernadette.prassl@russmedia.com

Anzeigenberatung: Russmedia GmbH, A-6858 Schwarzach, Gutenbergstraße 1 Patrick Fleisch, Thorben Eichhorn, Sascha Lukic, Gabriel Ramsauer, Roland Rohrer Druck: Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH, A-6850 Dornbirn, Schwefel 81 Erscheinungstag: 11. Juni 2024; Nächste Ausgabe: 15. November 2024

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Vorarlbergs Wirtschafts- und Lifestyle-Magazin Sommer 2024 Euro Zwei Freunde und ein kleiner Löwe Ein Mann, ein Fürstentum und viele Yachten Special: Kultursommer in Vorarlberg Wo es um Hundertstel Millimeter geht Das große Potenzial von kleinen Chips Freischütz
auf dem See
– schwarze Romantik

Inhalt

Seite 06 | Bregenzer Festspiele. Kein Problem mit dem Teufel

Seite 10 | Herzog & de Meuron. Zwei Freunde und ein kleiner Löwe

Seite 10 | Zimm Group. Es geht um Hundertstel Millimeter

Seite 17 | Photeon Technologies. Winzige Wunderwerke

Seite 20 | Martin Messmer. Den Wind in den Segeln

Seite 26 | Anna Irene Eberle. Beauty-Sheriff der Promis

Seite 34 | Special. Kultursommer in Vorarlberg

Seite 52 | Diamante. Fast perfektes Fußballmärchen oder frag doch Toni

Seite 57 | Stefanie Marik. Mikrokosmos mit Motto

Seite 60 | Gebrüder Zwing. Wenn Handwerk mit Ästhetik flirtet

Seite 65 | Paul Renner. Knochen, Schädel und magisches Licht

Seite 68 | Mercedes AMG GT. Fahren in eine andere Welt

Seite 70 | Luke Bereuter. Zurücklehnen ist keine Option

Seite 74 | Sound & Spritzer. Wo Albert Tina zum Feiern trifft

Seite 78 | Biennale. In Venedig könnten Fremde Freunde werden

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Fotos: Olaf Hirschberg/Corso Film, Philipp Steurer, MESI, Thies Raetzke, Stefan Kokovic, Nadine Fraczkowski

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Symbolfoto

Kein Problem mit dem Teufel

„Ich freue mich immer auf die Wolfsschlucht“, sagt Philipp Stölzl. Der Regisseur, Bühnenbildner und Filmemacher inszeniert bei den Bregenzer Festspielen heuer nicht nur die Oper „Der Freischütz“, er hat auch dieses bizarre Dorf entworfen, das samt einiger gruseliger Details nun zwei Jahre lang die Bühne auf dem See bildet. Es wird eine andere Sichtweise der Oper von Carl Maria von Weber geben, aber es wird auf jeden Fall höllisch.

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Winterlandschaft. Die erste Präsentation des Konzeptes für eine neue Seebühneproduktion in Bregenz wird immer mit Spannung erwartet: Pressesprecherin Babette Karner, Intendantin

Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans Peter Metzler, Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl und Festspieldirektor Michael Diem.

Für das Gespräch über seinen Bregenzer „Freischütz“ unterbricht Stölzl die Filmarbeiten, für die er kurz vor Probenbeginn auf dem See auch einige Zeit in Budapest verbringt. Vor rund zehn Jahren kam seine Verfilmung des Romans „Der Medicus“ von Noah Gordon in die Kinos. Die spannende Geschichte über einen Heilkundigen erhält nun eine Fortsetzung, die Ende nächsten Jahres zu sehen sein wird. Einer seiner letzten filmischen Arbeiten war die „Schachnovelle“, in der er frei nach dem gleichnamigen Werk von Stefan Zweig Folter und Isolationshaft in der Nazi-Diktatur thematisierte.

Die Handlung von „Der Medicus“ ist im Mittelalter verankert. So weit braucht er sich nun nicht zurückzuversetzen, geht es nach dem Originallibretto, so befindet man sich bei der „Freischütz“-Geschichte in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, also im 17. Jahrhundert. Doch darauf sollte man sich nicht festlegen, Stölzl hat die umfangreichen Sprechpassagen in diesem Werk umarbeiten lassen.

Bregenzer Fassung. Auf dem See wird jede Oper ohne Pause gespielt, mehr als zwei Stunden soll sie nicht dauern, ohne Kürzungen geht somit nichts. „Ja, es gibt eine Bregenzer Fassung“, erklärt der Regisseur, „irgendwo muss man das Messer ansetzen, auch innerhalb der Musiknummern, aber mir ist die Problematik bewusst. Ich hätte gerne einmal eine gekürzte Fassung vom ,Ring des Nibelungen’ gemacht, es aber bleiben lassen, weil die Leute schon bei jedem Kürzungsvorschlag nahezu ausgezuckt sind.“

Den „Freischütz“ hatte er vor Jahren einmal am Theater in Meiningen inszeniert. Um die Ankunft jenes Eremiten zu verdeutlichen, der zum Finale immer ein wenig wie ein Deus ex machina auftritt und den Tod der von der Freikugel getroffenen Agathe verhindert, hatte er die unkomponierte Szene

aus dem Libretto, in der Agathe zum Eremiten geht, weil sie so quasi eine Vorahnung hat, als Sprechszene an den Beginn gestellt. Mitten im Spiel rief eine Zuschauerin „jetzt haben die doch glatt die Ouvertüre weggelassen.“ Die Dame hatte sich zu früh empört, denn die Ouvertüre erklang selbstverständlich gleich darauf und wer nun weiß, dass Stölzl für Bregenz ein wenig an den Musiknummern geschraubt, deren Zahl also reduziert hat, braucht sich nicht zu sorgen, dass man ihm gar den berühmten Jägerchor („Was gleicht wohl auf Erden .“) wegnimmt.

In der Wolfsschlucht fehlt schon einmal gar nichts. Wir erinnern uns: Max darf seine Verlobte Agathe erst ehelichen und damit eine Erbförsterei übernehmen, wenn er beim Probeschießen gut abschneidet. Aus Angst vor dem Versagen lässt er sich von Kaspar, einem Jäger, der von Agathe einst abgewiesen wurde und den Stölzl als ein Pendant des sich mit Mephisto eingelassenen Faust sieht, zum Gang an diese unheimliche Stelle überreden, wo Samiel für die rettende Munition sorgt. „Wir haben im ,Freischütz’ eben diese 19.-Jahr-

Fortsetzung folgt. Szene aus der erfolgreichen Romanverfilmung „Der Medicus“. Stölzl arbeitet zurzeit am zweiten Teil.

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Foto: Philipp Steurer, 2013-Universal-Pictures

Mit Verdis „Rigoletto“ realisierte Philipp Stölzl eine der spektakulärsten Operninszenierungen auf dem See.

hundert-Moritat mit allen diesen moralischen Themen, wenn man sich als Regisseur nicht auf diese einlässt oder, wenn man keine Lust auf Schauergeschichten hat, dann muss man es eben bleiben lassen.“ Einer seiner Lehrer hatte ihm einmal gesagt, dass man sich erst dann Bühnenbildner nennen darf, wenn man die Wolfsschlucht einmal bewältigt hat.

Potenzprobleme? Philipp Stölzl wird sich nicht um die Geistererscheinungen drücken. Er freut sich immer und somit auch als Regisseur in Bregenz auf die Wolfsschlucht, erläutert aber, dass es in dieser Oper mit diesem Männer- und Jägerkult auch eine psychologische, freudianische Ebene, den Beweis der Potenz gibt. Max ist bei ihm auch kein Jägersbursch, sondern er bleibt jener Schreiber, der er im Gespensterbuch von Apel und Laun ist, aus dem der „Freischütz“-Librettist Friedrich Kind den Plot nahm und veränderte. In der 1821 uraufgeführten Oper stirbt Agathe nicht an der letzten, der in der Wolfsschlucht gegossenen Freikugeln, ein Eremit erscheint und lenkt die Kugel um, die dann Kaspar trifft.

Wer jetzt an „The Black Rider“ von Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs denkt, liegt richtig. Der Ursprung des Stoffs für dieses zum Hit gewordene, 1990 uraufgeführte Musiktheater ist derselbe, aber das Finale bleibt im Vergleich zum „Freischütz“ tragisch.

Was den erwähnten Eremiten betrifft, werde es die eine oder andere Überraschung geben, aber eines verrät Philipp Stölzl, der Figur des Samiels, dieses schwarzen Jägers in der Wolfsschlucht, verleiht er auf der Seebühne mehr Gewicht. Samiel tritt als Conférencier auf und ist mit allerlei Fähigkeiten ausgestattet, die zu Erscheinungen führen. Auch die Kirchturmuhr hat er in der Klaue.

Das Spektakel darf somit sein. Dass es Stölzl zu entfachen versteht, hat er in seiner „Rigoletto“-Inszenierung in Bregenz gezeigt, für die er einen riesigen Clownskopf in den See setzte, der sich getreu der düsteren Handlung nach und nach zum Totenkopf verwandelte.

In die Tiefe des Sees. Was die Szenerie betrifft, so geht er mit diesem halbversunkenen Dorf in die Breite, lässt bis an die erste Publikumsreihe spielen, wollte den See aber nicht verbauen. „Man wird viel davon sehen, auch die Tiefe.“

Während sich die Männer also am Schießstand beweisen, sitzen die Frauen zu Hause und flechten Kränze. Das Problem mit den weiblichen Figuren bzw. der passiven oder der sich opfernden Frauen in Opern, die man heute nicht mehr so erzählen kann, sei ihm bewusst, betont er eigens. Im Vergleich zu „Madama Butterfly“ mit ihrer geradezu hermetischen Partitur (jener Oper, die in der Inszenierung von Andreas Homoki in den Sommern 2022 und 2023 auf dem See gespielt wurde) biete der „Freischütz“ immerhin einige Möglichkeiten, die Figuren innerhalb des Kontextes zu modernisieren.

„Da muss man mit viel Fingerspitzengefühl drangehen, denn, wenn die Inszenierung etwas anderes erzählt als die Musik, dann entsteht eine Grätsche. Deswegen lasse ich die Gruselgeschichte eine solche sein, ich habe aber alles getan, was möglich ist, um die Frauen als solche zu zeigen, die durchaus aktiv sind und sich mit diesem Dorf herumschlagen.“ Ännchen und Agathe sind bei Stölzl somit auch Frauen, die sich trauen, ihr soziales Umfeld gegebenenfalls zu verlassen. „Mir ist die Thematik mehr als nur bewusst. Als Vater einer zehnjährigen Tochter stelle ich fest, dass selbst in moderneren Kinderbüchern, die mir lange durchaus lieb waren, noch Rollenstereotype vorkommen.“ Christa Dietrich

Die „Freischütz“Szenerie suggeriert erst einmal Kälte, aber es wird höllisch heiß.

Die

Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber wird in Bregenz erstmals auf dem See realisiert. Sie wird heuer ab 17. Juli insgesamt 28 Mal aufgeführt.

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Fotos: Philipp Steurer, Bregenzer Festspiele/Eva Cerv

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Winzige Wunderwerke

Photeon Technologies entwickelt am Campus V Mikrochips für weltweit führende Technologiekonzerne. Doch nur wenige kennen das HightechUnternehmen, denn das Know-how, das zwar allgegenwärtig ist, ist im Verborgenen in Anwendungen integriert oder Gegenständen verbaut. Beispiele sind Airbag-Sensoren, Audiochipsätze für Mobiltelefone, Mikrocontroller und Navigationssysteme für selbstfahrende Fahrzeuge.

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Fotos: Philipp Steurer

Dass im Kleinen Großes entsteht, wird nirgendwo deutlicher als im vierten Stock des Campus V in Dornbirn. Dort befindet sich das Headquarter der Photeon Technologies GmbH, einer der weltweiten Marktführer in der Mikrochip-Entwicklung. Mikrochips gibt es in verschiedenen Größen, auch winzig klein, kaum zu erkennen. Einer, gerade mal so groß wie eine Wegameise, liegt unter dem Mikroskop. Auf dem Bildschirm erscheint der Winzling in 43-facher Vergrößerung. So lassen sich Details erkennen. Für den Laien sieht es zwar immer noch wie ein Insekt aus, wenn auch gepunktet und viereckig. Dabei erfüllen integrierte Schaltkreise, kurz ICs genannt, auf kleinster Fläche eine Vielzahl von Funktionen.

Allgegenwärtige Wunderwerke. Dass wir so wenig über die Wunderwerke wissen, liegt daran, dass sie in Gehäusen verborgen sind. Dennoch sind sie allgegenwärtig. Etwa in Smartphones, Autos sogar bis hin zum Kühlschrank. Ohne diese Chips würde vieles nicht funktionieren. In einem Smartphone beispielsweise sind zahlreiche Mikrochips verbaut, einer davon ist der Lautsprecher. Wer wäre auf die Idee gekommen, dass er ein Ländle-Produkt –„Entwickelt in Dornbirn“ – ist?

Rasch gewachsen. Der Mann hinter Photeon Technologies heißt Thomas Lorünser. Bis 2014 arbeitete der verheiratete Vater von drei Söhnen in führender Managementfunktion für den indischen Konzern Wipro Technologies. Dann startete er als CEO und alleiniger Eigentümer der Photeon Technologies GmbH. „Wir sind mit der Entwicklung anwendungsspezifischer integrierter Schaltungen (ASICs) sehr rasch gewachsen“, erzählt der 57-Jährige, der das Potenzial erkannte, das in der Chipentwicklung steckt.

Thomas Lorünser ist ein Visionär und ein Macher. Seine Entscheidungen sind nicht nur innovativ, sondern auch vom Mut zur Veränderung geprägt. Als er 2019 mit Photeon vom Millennium Park in Lustenau in den Campus V übersiedelte – die FH Vorarlberg zum Greifen nah –, tat er bereits einen wichtigen Schritt. „Entwicklung ist auch Ausbildung“, sagt Lorünser und stellt Praktikumsplätze für HTLer sowie Stipendien für Studierende zur Verfügung. Sein Zukunftsbild für das Jahr 2030: „Bis dahin soll hier in Dornbirn ein Halbleitercampus entstehen, mit dem Ziel, noch mehr Know-how ins Land zu bringen, um unabhängig zu werden.“ Das ist realistisch, denn inzwischen beschäftigt Photeon mehr als 100 Entwicklungsingenieure. Die Standorte in Pavia bei Mailand und in Novi Sad (Serbien) mit eingerechnet.

Bauplan jedoch Layout. „Das Designen der Layouts ist hochkomplex und bedarf mehrerer Schritte“, erklärt der leidenschaftliche Skifahrer und Kletterer, der auch der Berge wegen ins Ländle gekommen ist.

Monatelange Stresstests. Jeder Schritt erfordert Fachwissen und präzise Ausführung, damit aus der Idee ein fertiger Chip wird. Doch bevor dieser das Haus verlässt, prüft Eva Schreyer in Simulationen, ob die entwickelte Schaltung die volle Funktionalität erreicht, die gefordert wird. „Diese so genannten Stresstests dauern über Monate und beinhalten Tausende von elektrischen Tests unterschiedlicher Parameter über einen Temperaturbereich der in der realen Anwendung tatsächlich auftritt“, erklärt die Mechatronikerin, die an der FH Vorarlberg studierte.

Entwicklung ist Ausbildung. Bis 2030 soll in Dornbirn ein Halbleitercampus entstehen, für mehr Know-how im Land.

Von der Idee zum fertigen Chip. Dornbirn ist die Denkfabrik des Hightech-Unternehmens. Hier erhalten die Chips den Bauplan, der die Funktion definiert. Sie sind für die Geräte so ähnlich wie ein Gehirn. Dazu haben die Entwicklungsingenieure Millionen von Transistoren miteinander verknüpft bzw. verschalten und die entsprechenden Funktionen im integrierten Schaltkreis realisiert. Einer von ihnen ist Xiadong Fang aus Shanghai. Sein Bildschirm sieht aus, als plane ein Architekt eine Wohnanlage. Streifen, Kästchen und so weiter. Genannt wird dieser

Blitzschnelle elektrische Signale. Ist der Chip in einem Gerät verbaut, bekommt er die Anweisung durch digitale und analoge elektrische Signale. Das verarbeitet er blitzschnell und gibt es weiter. Ein Beispiel: Wer sein Kamera-Symbol auf dem Handy antippt, löst eine Kettenreaktion von elektrischen Signalen aus, die durch eine Reihe von Mikrochips verarbeitet werden und schlussendlich die Software dazu veranlasst, die App zu öffnen. Das dauert nur ein Sekundenbruchteil.

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Visionär. Thomas Lorünser ist CEO der Photeon Technologies GmbH mit Headquarter im Campus V. Fotos: Philipp Steurer

15 Millionen Haushalte. Im Erdgeschoß des Campus V gehen die Entwicklungen vorausschauend weiter. „Weil die gigantischen Datenserver, die es für die rasanten Entwicklungen der KI braucht, enorm viel Strom benötigen, arbeiten wir an effizienzoptimierten Stromversorgungschips für sogenannte Hyperscalare Mikroprozessoren“, erzählt Thomas Lorünser. „Wir wollen mittels integrierten Spannungsreglern eine Effizienzsteigerung auf zumindest 94 Prozent erreichen, was der Einsparung von 60.000 Gigawattstunden pro Jahr entspricht.“ Zur Vorstellung: Mit 60.000 Gigawattstunden können rund 15 Millionen Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. In Österreich, wo es vier Millionen Haushalte gibt, sind es sogar vier Jahre. Mikrochips sind mit diesem Potenzial nur drei mal drei Millimeter groß.

Fachkräfte aus 18 Nationen. Apropos Größenordnung: Sechs bis acht ASICEntwicklungsprojekte startet das Unternehmen im Jahr. In Dornbirn arbeiten dafür

rund 50 Entwicklungsingenieure. Die Hälfte kommt aus Vorarlberg, die anderen 50 Prozent setzen sich aus 18 Nationalitäten zusammen. Doch wie schafft es der engagierte Unternehmer, die Fachkräfte ins Ländle zu bringen? „Photeon hat in der Halbleiterindustrie einen weltweit anerkannten Ruf und natürlich die Berge und der See“, schmunzelt der in Braz aufgewachsene CEO.

Umwege. Manche Entwicklungen gehen auch anders aus wie ursprünglich angenommen. Ein Beispiel ist die E-Zigarette. „Da wird bei klassischen Verfahren im Verdampfer eine Flüssigkeit mit einer Heizspirale erhitzt, um den Dampf inhalieren zu können“, erklärt der Manager. „Aber es braucht auch die Mikroprozessoren, ohne die es keinen Dampf gäbe.“ Hier kommt Photeon ins Spiel. „Damit der Dampf keine Schadstoffe mehr beinhaltet, wurde eine Ultraschall-Technologie entwickelt, die einen Piezokristall zum Schwingen bringt.“ Dieser ist in Kontakt mit der Flüs-

Dornbirn ist die Denkfabrik des HightechUnter nehmens. Hier erhalten die Mikrochips den Bauplan, der die Funktion definiert. Sie sind für die Geräte so ähnlich wie ein Gehirn.

sigkeit und zerstäubt diese. Dadurch entstehen keine Schadstoffe. Auf die Idee, dass die Medizin Interesse bekundet, kam Lorünser nicht. Erst durch Gespräche mit einem Pharmakonzern entstanden neue Ideen, etwa für die Behandlung von Asthma oder Covid-19.

Photeon-Campus. Dass der Branche durch die Digitalisierung und KI ein exorbitantes Wachstum prognostiziert wird, ist zwar wichtig, für Lorünser jedoch zweitrangig. „Der Photeon-Campus soll ein Mikroelektronikzentrum in Vorarlberg werden.“ Deshalb investiert der Branchenführer viel in die Entwicklung und Prüfung. Das neue Herzstück sind ein Waferprober und Wafertester für rund drei Millionen Euro. Wafer heißt aus dem Englischen übersetzt Waffeln, weil sie mit ihren vielen Vierecken ähnlich aussehen. In der Halbleiterwelt bezeichnet der Begriff hingegen eine kreisrunde Scheibe, die aus einem einzigen Siliziumkristall besteht. „Auf einem Wafer befinden sich bis zu 70.000 extrem kleine Chips“, hält er die Scheibe ins Licht, die aussieht wie eine Musik-CD aus den 90erJahren des letzten Jahrhunderts.

Ein Wafertester wiederum testet jeden Chip einzelnen durch und markiert die funktionierenden grün, die anderen rot. Dazu gibt es komplexe Testprogramme, die in der Lage sind, hohe Volumina exakt und in kürzester Zeit zu prüfen. „Ein eigens aufgebautes Team von Testingenieuren zeigt sich dafür verantwortlich.“ Als weiteren wichtigen Erfolgsgarant nennt Lorünser das Vertrauen der Kunden. „Es spielt eine ausgesprochen wichtige Rolle, denn bis die Unternehmen unsere eigens entwickelte Mikrochiplösung einsetzen können, vergeht relativ viel Zeit. „Ich spreche da von drei bis sieben Jahren.“ Während des gesamten Zeitraums erhält Photeon einen tiefen Einblick in die entwicklungsinterne Roadmap der Kunden. „Wir wissen schon im Vorfeld, welche Produkte in Zukunft auf den Markt kommen“, so der CEO und Alleineigentümer Thomas Lorünser.

Die Photeon Technologies packt die großen Fortschritte unserer Welt in winzige Mikrochips. Damit gilt wieder das Credo, dass Großes im Kleinen entsteht. Hinzuzufügen wäre allerdings noch das Unsichtbare, denn wer vermutet einen führenden Mikrochip-Entwickler im vierten Stock des Campus V? Bis dato fast niemand, aber das soll sich jetzt ändern. Marion Hofer

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Den Wind in den Segeln

Martin Messmer startete seine Karriere als Skilehrer in Zürs. Von dort führte ihn sein Weg als Fotograf zum Yachtclub von Monaco. Seine Bilder von luxuriösen „Wellenreitern“ und Rennautos sind beeindruckend, genauso wie seine Einblicke in die pulsierende Szene des Fürstentums. Ein Interview über Lichtreflexe, zufällige Begebenheiten und die Lust am Leben.

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In seinen Bildern verschmelzen glanzvolle Lichtreflexe, tobende Wellen und fluffige Wolken zu einer furiosen Komposition, um die Objekte, sprich die Boote, stärker herauszuarbeiten.

„Ich mag keinen blauen Himmel und Sonne, das ist zu perfekt“, sagt Martin Messmer, „Gerade mit ein bisschen Regen, vom Sturm aufgebauschten Wellen und wilden Wolkenkonstellationen ergibt sich eine reizvolle Stimmung und ein wirklich schönes Licht.“ In diesem Sinne knipst der gebürtige Bregenzer nicht nur ein Bild, sondern erschafft mit viel Liebe zum Detail kunstvolle, maritime Szenarien. Wenig überraschend sind sein saisonal-temporales Lieblingssetting der Winter sowie die atemberaubenden Sonnenaufgänge im Fürstentum. „Am Bodensee ist der Sonnenuntergang einmalig. Aufgrund der Berge ist es in Monaco gerade andersherum.“

Gesagt, getan. Seine wegweisende Karriere begann der Vorarlberger als Skilehrer in Zürs. „Das war definitiv meine schönste Zeit im Leben, weil ich über die Jahre so viele verschiedene Menschen kennengelernt habe. Diese Vielfalt an Persönlichkeiten macht es einfach aus – das ist in Monaco genauso.“ Wie es der Zufall oder das Schicksal will, ergab sich irgendwann der Kontakt zu einer Person aus dem Zirkel der monegassischen Fürstenfamilie, die ihm den Hinweis gab, dass bei Hofe soeben die Position des fürstlichen Yachtclub-Fotografens vakant sei. Martin Messmer überlegt nicht lange, sondern packt die Gelegenheit beim Schopfe: „Ich habe meinen Job bei einer Werbetechnikfirma gekündigt, mein Auto vollgepackt und bin nach Monaco aufgebrochen – ohne zu wissen, ob es überhaupt klappen wird.“ Doch sein Mut wird belohnt und er

bekommt die Stelle. „Ich hatte damals eine Fotografenausbildung an der Wirtschaftskammer absolviert und mir den Rest autodidaktisch beigebracht – aber meine Bilder wurden als die Besten beurteilt und ich habe den Job bekommen“, erinnert sich der passionierte Tennisspieler, der sich von diesem Zeitpunkt an darum bemüht, die nautische Welt mit seiner Kamera zu entdecken: Als er im November 2016 seine Stelle beim prestigeträchtigen Yachtclub beginnt, tauscht er motivmäßig die schneebedeckten Berge Vorarlbergs und die Sonnenuntergänge am Bodensee gegen die schwimmenden „Liner“ auf dem Mittelmeer ein.

Sein Aufgabengebiet. Er fotografiert hauptsächlich die spektakulären Segelboote der erlesenen Club-Community im Rahmen von Regatten und Großevents, dokumentiert in diesem Zusammenhang auch Auto-Rallys und berühmte Gäste aus den Bereichen Film, Sport, Musik, Politik und Wirtschaft wie Antonia Banderas, Rafael Nadal, Novak Djokovic oder David Guetta. Derzeit stehen automobiltechnisch drei Events ins Haus: Formel-1, Elektro-Grand Prix sowie der historische Grand Prix mit Oldtimern, der es Messmer besonders angetan hat.

„Der Yachtclub liegt genau an der Rennstrecke, sodass es einiges für mich zu tun gibt“, ergänzt er mit einem Schmunzeln. Aber auch die Monaco Classic Week im September, mit ihren zum Teil mehr als hundert Jahre alten Segel- und Motorbooten, ist beeindruckend. Ab und an „shippert“ er auf der berühmten Tuiga mit – das Boot wurde 1909 von William Fife & Son gebaut und ist quasi das Flaggschiff

In seinen Bildern verschmelzen glanzvolle Lichtreflexe, glitzernde Wellen und fluffige Wolken zu einer maritimen Komposition, welche die Boote des fürstlichen Yachtclubs gekonnt in Szene setzen – wie hier im Vordergrund die legendäre Tuiga.
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Foto: MESI

des Yachtclubs –, hängt sich waghalsig über die Rehling und fotografiert von der Meerseite aus die anderen „Wellenreiter“ – aus Gründen des Wiedererkennungswerts meist mit Blick auf Port Hercule.

Kunstschatz und Kiel. Ob Martin Messmer auch Superyachten von innen ablichtet und einen Faible dafür entwickelt hat? Bei dieser Frage winkt der 47-Jährige entschieden ab, der im Rahmen verschiedener Delegationen zusammen mit Fürst Albert schon einigen Einladungen auf den verschiedensten schwimmenden Palästen folgen durfte: „Yachten wie die ‚Jubilee’ oder die ‚Fulk al Salamah’ vom Sultanat Oman sind schon beeindruckend, weil sie jeden erdenklichen Luxus bieten und ausgefallene Details wie einen Glaskiel, Perlmuttverzierungen sowie Kunstschätze wie echte Monets beherbergen und man, überspitzt formuliert, WhatsApp braucht, um sich auf den zahlreichen Decks zusammenzufinden – aber es ist nicht mein vornehmliches Metier, dass ich diese Superyachten fotografiere.“ Viel lieber knipst er dagegen Classic Yachten und Kinder: „Sie segeln mit Optimisten und bringen viel Eifer und Ehrgeiz mit –das fasziniert mich“, so Messmer bescheiden. Seine Bilder erzählen

Geschichten, man spürt den Augenblick. Aber auch Aufträge für die Vogue und Dior gehören zu seinem Oeuvre. Er hat den Drang, sich weiterzuentwickeln, ist neugierig auf das Leben.

Apropos, Delegation. Wie ist es für die Fürstenfamilie zu arbeiten? „Es ist natürlich eine Ehre und gleichzeitig ist es unglaublich spannend, denn es tut sich immer etwas – man lernt viele interessante Menschen kennen. Pierre Casiraghi hat beispielsweise vor einiger Zeit das Team Malizia rund um Boris Herrmann gegründet, der mit einer 60 Fuß langen Einrumpf-Segelyacht im November wieder die Vendée Globe segeln wird“, erzählt Messmer mit einer ansteckenden Begeisterung sowie unprätentiösen Nonchalance.

Was uns das am Ende sagt? Die Fotografie ist eine Art zu fühlen, zu berühren. Es ist aber genauso wichtig, mit Menschen zu „klicken“ – und weil das bei Martin Messmer so gut funktioniert, hat er am Mittelmeer eine zweite Heimat gefunden. Man könnte auch sagen: Er ist gekommen, um zu bleiben

Martin Messmer. Geboren 1977 in Bregenz

Werdegang: Absolvierte u. a. einen Sportjournalismus-Lehrgang an der Universität in Salzburg und arbeitete über 5 Jahre als Skilehrer in Zürs Sport: liebt Skifahren und Tennis (verbrachte quasi seine Jugend auf dem Tennisplatz in Bregenz)

Lebt und arbeitet seit November 2016 in Monaco

Schätzt dort am meisten: Meer, Berge und Menschen

Lebensmotto: Jeden Tag maximal genießen

Am liebsten fotografiere ich Classic Yachten und Kinder – ihr Eifer und Ehrgeiz sind einfach faszinierend.
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Furios. Regatten oder der Yachtclub am Port Hercule sind Messmers Metier.

Luxus. Der Yachtclub ist einem Transatlantikliner nachempfunden, mit Skippern wie Boris Herrmann/Team Malizia.

Der Yachtclub von Monaco ist renommiert für seine beeindruckende Flotte an „Luxus-Linern“, von denen ein Viertel zu den 100 größten Booten der Welt gehört. Er agiert getreu der Philosophie: Ein Team, eine Weltanschauung, ein Club.

egründet im Jahr 1953 von Fürst Rainier III., zählt der Yachtclub von Monaco heute über 2500 Mitglieder aus mehr als 81 Ländern. Er ist renommiert für seine beeindruckende Flotte an Luxusyachten, von denen ein Viertel zu den 100 größten Booten der Welt gehört, sein Engagement im Segelsport sowie für die Ausrichtung von Großveranstaltungen: Bedeutende Ereignisse wie der Rolex Cup und die Monaco Classic Week, ein einzigartiges Treffen klassischer Segel- und Motoryachten sowie die Monaco Yacht Show Ende September, die im Areal um den Hafen Port Hercule stattfindet, ziehen jedes Jahr zahlreiche internationale Besucher(innen) an, denn die Konzentration prestigeträchtiger Schiffe ist weltweit einmalig.

Ikonische Architektur. Das markante Clubgebäude, entworfen vom britischen Architekten Norman Foster und fertiggestellt im Jahr 2014, ist architektonisch bemerkenswert: Mit einer Höhe von 22 Metern und einer Länge von 204 Metern bietet es insgesamt 5000 m² Innenfläche sowie 4000 m² Terrassenfläche und erinnert an einen großen Transatlantikliner des letzten Jahrhunderts. Es thront

am Quai Louis II am Port Hercule und bietet eine spektakuläre Aussicht auf das Meer sowie die Skyline von Monaco. Auch der prestigeträchtige Innenbereich ist vom Feinsten und wurde vom berühmten französischen Innenarchitekten Jacques Grange gestaltet: Die Räume und Terrassen erinnern an Schiffsdecks, die alle von lokalen Tischlern aus europäischer Eiche gefertigt wurden. Die exklusivsten Bereiche, darunter Lounges, private Räume und Gästezimmer, sind mit Möbeln von Fendi Casa ausgestattet und in einer Palette aus sanften Pastelltönen und natürlichen Farben gehalten.

Adlige Patronanz. Fürst Albert II von Monaco ist seit dem Jahr 1984 Präsident des Yachtclubs, seine Neffen Pierre und Andrea Casiraghi sind die Vizepräsidenten. Um Mitglied im exklusiven Zirkel werden zu dürfen, muss man sich nicht nur als Kapitän eines luxuriösen „Wassergefährts“ ausweisen können, sondern auch mit den Werten und Traditionen des Clubs „dacore“ sein, sprich Respekt für die Etikette der Seefahrt zu Wasser und zu Lande sowie den Schutz der Umwelt aufbringen – getreu dem Motto: „Ein Team, eine Weltanschauung, ein Club“. Christiane Schöhl von Norman

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Mikrokosmos mit Motto

Der Zauber aus dem Paris der 20er-Jahre, garniert mit Wiener

Lebensfreude und künstlerischer Extravaganz, sowie einer großen

Portion Herzlichkeit – Stefanie Marik ist die „Herzkönigin“ dieser wunderbaren Welt. Ein Interview über Moules Frites, wilde

Partynächte und die wahre Bedeutung von Gastfreundschaft.

Seit Anfang dieses Jahres ist Stefanie Marik Direktorin des Hotels Motto im Herzen des 6. Wiener Gemeindebezirks, direkt an der trubeligen Mariahilfer Straße. Was das Haus auszeichnet? Es ist ein facettenreicher Mikrokosmos für Menschen, die den Flashback ins Paris der 20er-Jahre, Crémant & Croque sowie atmosphärische Hospitality schätzen. In dieser Wunderwelt „regiert“ die Bludenzerin mit Zahlengeschick, Organisationstalent und ganz viel Herz. Ihr exklusives Refugium verfügt über 91 Zimmer sowie das Dachrestaurant Chez Bernard mit Rooftop-Terrasse, das eine Mischung aus französischer und österreichischer Küche serviert. Designtechnisch gibt es einiges zu entdecken: Der größte Teil der Möbel und Dekors wurde von

kleinen, lokalen Herstellern entworfen und gebaut. Andere Accessoires wie die alten Kronleuchter sind aus dem Ritz in Paris. Was die Motto-Welt sonst noch einzigartig macht, welche Relevanz die Wiener „Crowd“ hat und warum am Ende doch immer die Menschlichkeit zählt – dass alles und noch mehr hat uns die Vorarlbergerin im Interview verraten.

Wie hat dich dein Weg vom beschaulichen Bludenz, über die Arbeit bei einem Großkonzern, schließlich in die Privathotellerie geführt? Nach der Hotelfachschule habe ich zunächst in einem Familienbetrieb am Arlberg gearbeitet. Danach ging es, nach verschiedenen Zwischenstationen, 2008 zu Accor. Wien war damals nur als Zwischen-

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Foto: Stefan Kokovic

station auf dem Weg ins Ausland geplant. Da sich bei Accor immer etwas Neues aufgetan hat, bin ich am Ende fast 17 Jahre geblieben. Mittlerweile habe ich den Traum von „Rausin-die-weite-Welt“ nicht mehr. Ich bin in Wien angekommen.

Im Juli 2021 hast du den neuen Job im Motto begonnen . . . Genau. Ich war sehr neugierig, als ich gehört habe, dass Bernd (Anm. d. Red.: Bernd Schlacher, Urgestein der Wiener Gastroszene) ein Hotel eröffnen möchte, denn ich mag seinen Stil und seine Art zu denken. Mir war sofort klar, dass dieses neue Projekt cool wird und deswegen habe ich mich beworben. Außerdem macht es mir Freude, etwas Neues von Beginn an mitzuentwickeln, Teams zusammenzustellen, meine Persönlichkeit einzubringen.

Was schätzt du an deiner Arbeit? Ich liebe die Arbeit mit den Menschen: Mit den Kollegen(innen), genauso wie mit den Gästen. Ansonsten mag ich die bunte Mischung an vielfältigsten Aufgaben, welche die Koordination aller Abteilungen, die Sicherstellung reibungsloser Betriebsabläufe sowie die strategische Ausrichtung des Hotels umfasst.

Liegt dein Handy immer empfangsbereit auf dem Nachtisch, sodass du in Notfällen 24/7 erreichbar bist? Ich habe zum Glück Mitarbeiter(innen), die sich trauen, eigene Entscheidungen zu treffen und wirklich nur in Notfällen durchklingeln. Aber ja, wenn es mal brennen sollte oder ähnliches, wäre ich jederzeit erreichbar.

Wie bist du denn so als Chefin? Schwierige Frage. Das müssen eigentlich die anderen beantworten. Mir persönlich sind vor allem Transparenz und Ehrlichkeit wichtig. Sicher bin ich auch sehr anspruchsvoll, aber meine Devise lautete: „Fördern und Fordern.“ Generell besprechen wir die verschie-

Flair. Mut, Neues zu wagen, Mix aus Punk und Avantgarde sowie viel Herzlichkeit zeichnen das Motto aus.

densten aktuellen Themen, Verbesserungsmöglichkeiten, Wünsche etc. offen im Team, um gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. Wir haben den Mut, coole Ideen auch einfach mal auszuprobieren. Ein „Das-haben-wir-immer-schon-sogemacht“ gibt es bei uns nicht.

Was bedeutet für dich Gastfreundschaft? Herzlichkeit ist das Allerwichtigste, eine offene Kommunikation und das Gespür für das Gegenüber, sprich wenn Gäste etwa eine stressige Anreise hatten, ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass sie sich in dem Moment nicht über das Nötigste hinaus unterhalten, sondern möglichst schnell in ihr Zimmer wollen. Diese Empathie für den Menschen ist für mich Hospitality. Das kann auch mal ein Gläschen Crémant sein, während wir an der Rezeption den Papierkram erledigen.

Die Mitarbeiter-Uniformen wurden von Lena Hoschek designt, den Champagner bekommt man in Schalen, den Crémant in Flöten serviert... abgesehen von dieser Detailverliebtheit – Was unterscheidet euch von anderen Hotels? Es ist der Charme der Menschen. Wir kommunizieren im Team, aber auch mit dem Gast auf Augenhöhe und zeigen ein ehrliches Interesse. Aus diesem Grund haben wir zahlreiche Stammgäste, sogar aus Übersee. Diese kommen aus beruflichen Gründen in ihr zweites Zuhause: Aus der turbulenten Mariahilfer Straße hinein in die kleine MottoWelt. Aus diesem Kosmos – bestehend aus Zimmer, Restaurant und Dachterrasse – muss man sich nicht mehr hinausbewegen, damit es einem gut geht. Ganz wichtig ist auch das Team, das eine gute Atmosphäre verbreitet. Da wir inhabergeführt sind, können wir, im Vergleich zu Großkonzernen, viel schneller und individueller auf Trends, Krisen und Feedbacks reagieren. Wir notieren uns Wünsche und setzen sie beim nächsten Besuch nach Möglichkeit gleich um.

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Fotos: Stefan Kokovic, Oliver Jiszda

Hat der Gast immer Recht? Nein, hat er nicht, denn auch der/die Mitarbeiter(in) oder ich haben nicht immer recht. Im besten Fall findet man eine Wahrheit in der Mitte. Gewissen Wünschen können wir auch nicht nachkommen, weil sie nach reiflicher Überlegung so nicht vorgesehen sind wie ein Telefon auf dem Zimmer. 90% unserer Gäste haben ein Mobiltelefon, weswegen wir uns bewusst dagegen entschieden haben.

Stichwort: Kuriosester Gästewunsch? Da muss ich kurz überlegen, denn mit der Zeit fühlt sich nichts mehr kurios an, weil man irgendwie schon alles erlebt hat. Wir hatten mal einen Gast, der wollte das komplette Interieur raushaben und seine eigenen Möbel mitbringen. Aus der Geschichte ist am Ende nichts geworden, weil wir das Zimmer hätten abreißen müssen, um diesem Wunsch zu entsprechen. Außerdem hatten wir mal einen Gast, der hat wahrscheinlich zu wild gefeiert – jedenfalls lag seine Kleidung in unserem Innenhof verstreut. Auch unter der Rubrik „Lost & Found“ wurden schon die verrücktesten Sachen vergessen, z. B. Rollstühle.

Seit der Eröffnung hat sich das Chez Bernard zu einem In-Treff für Einheimische entwickelt – was für ein Hotelrestaurant eher ungewöhnlich ist. War euch von Anfang an die lokale Community wichtig? Das hat viel mit der Bekanntheit von Bernd zu tun. Viele waren neugierig, wie sein neuestes Projekt wohl werden würde. Ich hatte gerade in der Anfangszeit sehr oft die Situation, dass Leute angerufen und gesagt haben, dass sie ein Zimmer buchen, wenn sie einen Tisch im Chez Bernard bekommen – so etwas habe ich bis dato noch nie erlebt. Das spricht für seine Persönlichkeit, aber auch für das Motto als Brand. Was viele Hotels versuchen, hat bei uns funktioniert: Das Chez Bernard wird als eigenständiges Restaurant wahrgenommen. Die sensationelle Qualität der Küche und des gesamten Teams spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wir machen manche Dinge einfach anders: So haben wir kein klassisches BuffetFrühstück, sondern auch der Hotelgast bestellt à la carte. Die Hotelgäste schätzen es zudem sehr, wenn sie mitten unter der Wiener „Crowd“ sitzen. Die meisten wollen nicht als Touristen wahrgenommen werden, sondern quasi als „Einheimische“ die Stadt entdecken.

Lieblingsplatz? Ich probiere gerne Neues aus – Dachterrassen, Gärten und einen Gin Tonic.

Stefanie Marik. Geboren: Jänner 1986 in Bludenz Schätzt an Wien: Die bunte Mischung an Menschen und das Kleinstadtfeeling im Grätzel Arbeitet seit Juli 2021 im Motto: zunächst im Bereich Zimmerreservierung und Rezeption, seit Jänner 2024 als Hoteldirektorin; Vermisst aus Vorarlberg am meisten: ihre Familie

Moules Frites oder lieber Käsespätzle? Auf der Skihütte die Käsespätzle und wenn ich hier auf „Afterwork“-Treffen gehe, definitiv der Motto-Style. Christiane Schöhl von Norman

Markant. Ein Zeichen setzt die Glaskuppel, in der sich das Chez Bernard befindet.

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Ein fast perfektes Fußballmärchen

Wer wäre wohl prädestinierter über Fußball zu reden als Toni Polster? Der Stürmer und Jahrhundert-Torschütze, der dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feierte, war auf dem Rasen ein Star. Passend zur Europameisterschaft ist er im Film „Diamante Fußballgott“ auf der Leinwand zu sehen.

In den 80er/90er-Jahren zählte Toni Polster zu den erfolgreichsten Fußballern Österreichs, auch über die Landesgrenzen hinaus. Später arbeitete er als Trainer und Manager, versuchte sich als Sänger. In „Diamante“ erinnert er sich an seinen ehemaligen Austria Wien Team-Kollegen Rudi Varda, der trotz überragender fußballerischer Fähigkeiten mit allerlei Disziplinlosigkeiten aus der Reihe tanzte – ein Interview über Péle, Pfiffe und die Leidenschaft fürs runde Leder.

Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie die Stichworte WM und Brasilien hören? Bei der WM natürlich meine zwei Teilnahmen in den Jahren 1990 und 1998 sowie bei Brasilien ganz klar – Edson Arantes do Nascimento „Pelé“.

Im Film erinnern Sie sich an Ihre Begegnungen mit Rudi Varda. Hatten Sie beim Dreh eine reale Person im Kopf? Ihre schauspielerische Leistung kommt jedenfalls überzeugend rüber. Generell ist das Schauspielen nicht so mein Metier Ich hatte auch keine Person im Kopf, aber wenn es gut rüberkommt, dann freut es mich natürlich.

Gibt es in Ihrer Fußballkarriere Parallelen zum Leben von Rudi Varda? Die Pfiffe der Fans im Spiel gegen die DDR 1989 straften Sie mit drei Toren ab und das Spiel ging in die österreichische Fußballgeschichte ein . . . Diese Situation könnte man getrost als Parallele bezeichnen. Ich habe ganz deutlich 50.000 Leute gehört, die gepfiffen haben und heute sagen alle und jeder: „Herr Polster, ich war damals

Toni Polster. Bei der Fußball-WM ´98 in Frankreich und im Film „Diamante“.

im Stadion und hab’ sie nicht ausgepfiffen!“ – Nur einer hatte den Mut und sich für seine Pfiffe entschuldigt. Ich habe ihm vergeben.

Was unterscheidet den heutigen Fußball von jenem, der zu Zeiten von Rudi Varda gespielt wurde? Das Tempo ist viel höher, die Spieler sind besser trainiert, haben somit einen höheren Fitnessgrad, und auch die Spielanlage mit z. B. Dreier-, Vierer-, Fünferkette ist eine ganz andere. Den VAR (Anm.d.Red.: Video Assistant Referee/Video Assistant Referee) gab es damals ebenfalls noch nicht.

Der Film zeigt zahlreiche Archivaufnahmen. Haben Sie eine fußballerische Lieblingsszene und was hat Sie an diesem Projekt besonders gereizt? Ich habe keine spezielle Lieblingsszene.

Wenn es sich um Fußball-Legenden dreht, ist der Reiz immer enorm bei mir!

Im Fußball war Ihr Spitzname „Toni Doppelpack". Wenn Sie einen Künstlernamen als Schauspieler wählen dürften, welcher wäre das? Toni Genio

Im Film wird der Angstgegner Österreichs thematisiert: Sie standen 1990 einer Amateurauswahl von Fischern, Arbeitern und Elektrikern im kühlen Norden gegenüber und hatten auf ein 10:0 für Österreich getippt, doch es kam anders. Sieht man manche Dinge nach 34 Jahren gelassener? Solche Tage gibt es, das zeigt der Fußball immer wieder – und das ist gut so! An diesem Abend hätten wir sogar aufs leere Tor schießen können und der Ball wäre nicht reingegangen.

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Fotos: Olaf Hirschberg Corso Film, Toni Polster Marketing

Rudi vom FV Rübenach

In den 70er-Jahren kickte Rudi Varda als Jugendlicher für den pfälzischen Provinzclub FV Rübenach. Seine Torgefährlichkeit, Technik und Dynamik sind so herausragend, dass bald die Scouts der Profivereine auf den Stürmer aufmerksam werden – „Diamante“, eine Mockumentary und Hommage an die Ästhetik des Fußballs, garniert mit einer herzerwärmenden Brudersuche.

Rudi Vardas Karriere nimmt ihren Lauf und er wechselt vom deutschen Amateurfußball in den bezahlten europäischen Spitzensport: zunächst zu Fortuna Köln, später Bayer 04 Leverkusen, Stuttgarter Kickers sowie Austria Wien. Trotz seiner überragenden Fähigkeiten gelingt dem Ausnahmetalent nie der Durchbruch. Auf dem Platz agiert er eigensinnig, klebt am Ball, verweigert Defensivarbeit und tanzt mit zahlreichen Eskapaden abseits des Rasens aus der Reihe. 1982 verliert sich seine Spur, bis sein Bruder Ferdi, Platzwart beim FV Rübenach, den Hinweis erhält, dass sein Bruder in Brasilien unter dem Spitznamen „Diamante“ die Fans begeisterte und dort bis heute als „Magico“, als Ballzauberer, verehrt wird. Um seinen Bruder wiederzufinden, be-

gibt sich Ferdi auf eine mitreißende Odyssee – vom Aschenplatz in Rübenach auf den heiligen Rasen des Maracana-Stadions von Rio.

Originelle Idee. Der FV „Rheingold“ Rübenach bei Koblenz existiert tatsächlich, wie die anderen im Film erwähnten Fußball-Clubs und -Spiele z. B. die Schande von Gijon oder die Partie FK Austria Wien gegen Galatasaray Istanbul 1983, in der statt Felix Gasselich klarerweise Rudi Varda das entscheidende Tor schießt. Auch die österreichischen Fußballfans sind im echten Leben Anhänger des FK Austria Wien – alles andere ist in der charmanten Mockumentary frei erfunden. Aber auch diese Anteile wurden teilweise von der Realität beeinflusst, wie Drehbuchautorin Ines Häufler verrät: „In einer frühen Fassung hatte die

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Corso
Fotos: Olaf Hirschberg
Film
Bruder. Ferdi Varda arbeitet als Platzwart. Suche. Nach einem vergessenen Fußballtalent, das in Brasilien zum Star wurde.

Ballzauberer. Ferdis Odyssee vom Rübenacher Ascheplatz ins MaracanaStadion von Rio.

österreichische Freundin von Rudi Varda eine andere Hintergrundgeschichte. Als dann klar war, dass die ehemalige SchwimmStaatsmeisterin Andrea Steiner die Rolle spielen würde, haben wir die Figur an ihre echte Lebensgeschichte angepasst. Gerade diese Mischung aus Realem und Erfundenem ist beim Schreiben spannend: Die Realität gibt den Rahmen vor und das Fiktionale kann nur so weit gehen, wie es im echten Leben möglich wäre.“

Prominente.

Weggefährten äußern sich zu Rudi.

Interview. ExSpieler und -Trainer Erich Ribbeck.

Experte. Fußballfunktionär Reiner Calmund.

Die Idee zum Film hatte Regisseur Georg Nonnenmacher übrigens bereits vor einigen Jahren: „Alles begann damit, dass mein Freund Celio, Brasilianer aus Rio, immer wieder die Schönheit des brasilianischen Fußballs pries und unendlich viele Spieler nannte, um dies zu belegen. Selbstredend vergaß er nicht, darauf hinzuweisen, wie unansehnlich dagegen der Deutsche Fußball war. So sehr mich das auch nervte, was sollte ich dem entgegenhalten? Er hatte Recht. Doch bevor mir mein Freund eine weitere Anekdote über einen Zauberfußballer erzählen konnte, unterbrach ich ihn und sagte: Celio, du Schlaumeier. Weißt du eigentlich, dass Anfang der 80er-Jahre unbekannterweise ein deutscher Spieler in eurer ersten Liga gespielt hat und dort sogar verehrt wurde? Celio stutzte für einen Moment und ad hoc fiel ihm dazu nichts ein. Das war der Moment, wo mir klar wurde, dass es evtl. möglich wäre, eine frei erfundene Geschichte, die auf haltlosen Behauptungen und Flunkereien basiert, filmisch zu erzählen, also in Form einer Mockumentary.“

Bewegungskunst. Abseits dieser originellen Grundidee beeindrucken die Ma-

cher (Georg Nonnenmacher, Ingo Haeb, Karin Berghammer, Ines Häufler) auch im Hinblick auf die Umsetzung und Zusammenstellung des dokumentarischen Materials: Zahlreiche Archivmitschnitte von Fußballspielen – Rudi Varda tänzelt meist in der Totale durchs Bild –, Schwarz-WeißBilder von seiner Kindheit oder der Sportschau, in der er mit einer Medaille für sein Tor des Monats ausgezeichnet werden soll, aber nicht auftaucht, stützen den Plot um Ferdi, verkörpert von Schauspieler Gerd Dahlheimer, realitätswirksam. Sahnehäubchen sind die vielen prominenten Weggefährten, die sich über den Kicker äußern: Reiner Calmund, Toni Polster, Guido Buchwald, Erich Ribbeck, Herbert Prohaska, Hans Meyer.

Die Faszination von „Diamante“? Er konzentriert sich, neben einer herzerwärmenden Story, auf die Ästhetik und das Verbindende am Spiel, abseits von aus den Fugen geratenen Werbedeals, Medienverträgen, hochbezahlten Legionären und eines inszenierten Spektakels: „Die große Fußballbühne von heute kommt im Film eigentlich nie vor, sondern wird nur in der Fußballhistorie und im Provinzfußball, für den der Protagonist Ferdi Varda steht, gespiegelt. Über diese Hauptfigur Ferdi, den Vereinswirt und Platzwart alter Schule, gerät „Diamante“ am Ende zu einem melancholischen Plädoyer für den Fußball als Bewegungskunst, bei der nicht nur Ergebnisse und Erträge zählen, sondern eben auch die Schönheit des Spiels“, unterstreicht Ingo Haeb und so fiebert man am Ende mit, ob es Ferdi tatsächlich gelingt, seinen kleinen Bruder wiederzufinden. Christiane Schöhl von Norman

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Fotos: Olaf Hirschberg Corso Film

Das Beste kommt von #obadoba

1881 versprochen. Frisch erfüllt.

Um „das beste Bier zu brauen” gründete Ferdinand Gassner 1881 die Brauerei Fohrenburg. Sein Versprechen von damals erfüllen wir täglich frisch, wie die höchsten Auszeichnungen der Bierwelt bestätigen.

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