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Interessantes beim Literaricum Lech

Foto: LZT – Dietmar Hurnaus

Juliane Marie Schreiber und Elke Heidenreich. Fotos: Monika Bischof Michael Köhlmeier sprach über die Bedeutung von Literatur.

„ICH MÖCHTE LIEBER NICHT“

Das Literaricum Lech stand ganz im Zeichen von „Bartleby, dem Schreiber“ von Herman Melville, einer der faszinierendsten Figuren der Weltliteratur.

Raoul Schrott. LECH „Optimistisch bleiben, konstruktiv sein: Was, wenn man das nicht mehr schafft, wenn wir uns verweigern? Einer der berühmtesten Sätze der Weltliteratur zeigt, wie es geht“, begann die renommierte Literaturkritikerin und Autorin Elke Heidenreich ihre Eröffnungsrede beim diesjährigen Literaricum Lech. „Ich möchte lieber nicht“ ist bei Literaturliebhabern ein wohlbekannter Satz. Es ist der grundlegende Satz aus „Bartleby, der Schreiber“ von Herman Melville. Dieser Satz ist zeitlos, obwohl das Buch bereits 1853 erschienen ist. Entgegen Melvilles üblichen weitläufigen Werken ist Bartleby ein kurzer Essay, in dem der Protagonist sich allem und vor allem auch sich selber verweigert. „Bartleby ist ein rätselhaftes Plädoyer für die Verweigerung, die in ihrer radikalen Konsequenz für uns heute einzigartig ist“, betonte die Schweizer Kulturjournalistin Nicola Steiner, die das Literaricum Lech kuratierte. „Bartleby ist eine der faszinierendsten Figuren der Weltliteratur, er wirkt aus dem Leben gefallen und überzeugt doch mit seiner Sanftmut. Im Rätselhaften liegt die Magie, ohne die die Literatur nicht auskommt.“ Je mehr sie sich in den letzten Monaten mit Bartleby beschäftigt habe, desto mehr habe sie den Eindruck von ihm als sehr mutigen Verweigerer erhalten.

HILFESTELLUNGEN Michael Köhlmeier, der gemeinsam mit dem Autor Raoul Schrott das Literaricum Lech initiiert hat, meinte humorvoll: „Ich bin privilegiert, denn ich muss heute zu keinem Thema sprechen. Ich kann sagen, was ich will.“ Er habe sich sein ganzes Leben lang mit Literatur beschäftigt, sowohl als Leser als auch als Schreiber. Sodann erläuterte er jeweils zwei Hilfestellungen, die ihm sehr hilfreich erschienen, und zwar einerseits für die Leser andererseits für die Autoren. So wäre es für den Leser hilfreich, wenn die Lesegeschwindigkeit auf dem Buchrücken des jeweiligen Werkes angegeben werde: „Bei Honoré de Balzac wäre das die 10 als schnellste Stufe, bei Rainer Maria Rilke die 4 und bei Stéphane Mallarmé nur ½.“ Diese Skalierung der Lesegeschwindigkeit habe er aus einem Werk des großartigen Schweizer Autoren Ludwig Hohl entnommen. Stanislav Lem, der vor allem

Auf der Kriegeralpe fand „Die Blüte des nackten Körpers. Altägyptische Liebesgedichte“ mit Raoul Schrott statt.

Landtagsabgeordneter Christoph Thoma und Bürgermeister Gerhard Lucian. Besucher Jacques-Michel Conrad, Daniela und Angelika Weber. Der Büchertisch der Buchhandlung Brunner fand regen Anklang.

Karl-Heinz Ott im Gespräch mit Nicola Steiner über Bartlebys Allgegenwart. Foto: LZT – Diemtar Hurnaus

wegen seiner Science-Fiction-Romane berühmt sei, habe sich selber als „semantischen Rekonstrukteur“ bezeichnet. „Er setzt präzise Eckpunkte, dadurch mache ich mir als Leser ein Bild“, so Köhlmeier. Die Kunst sei eben, mittels knapper Beschreibung ein inneres Bild entstehen zu lassen. Über einen Satz von Ernest Hemingway habe er jahrelang nachgedacht: „Was geschieht eigentlich bei einer Handlung?“ Manche Autoren können wunderbar Handlungen beschreiben, andere eher weniger. Seiner Meinung nach würden ohnehin ständig zu viele Metaphern verwendet.

GEGEN DEN OPTIMIERUNGSZWANG „I would prefer not to, ich möchte lieber nicht. Wann haben wir den Satz zum letzten Mal gesagt? Darf man nicht mögen wollen?“, diese Fragen stellte Elke Heidenreich. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wir werden aufgefordert, uns unentwegt zu optimieren, zu funktionieren, unser Leben in den Griff zu kriegen. Wir sollen Sport treiben, uns gesund ernähren, den Müll trennen, die Steuererklärung ordentlich machen, wir sollen lesen, uns weiterbilden, Geld verdienen, eine Maske und Einlegesohlen tragen und manchmal möchten wir schreien: Nein! Ich möchte das alles nicht. Und dann tun wir es doch. Warum eigentlich? Was passiert, wenn wir verweigern?“ Figuren wie Bartleby gebe es auch andere in der Literatur, Bartleby sei jedoch der extremste Fall. Sie verglich den Protagonisten mit Kafkas Hungerkünstler und Gontscharows Oblomow, der lieber im Bett blieb, anstatt aufzustehen und sein Landgut zu verwalten. Doch sie benannte die Unterschiede: „Bartleby ist ein ganz anderer Fall. Der arbeitet zunächst, und als wäre ihm die Sinnlosigkeit aller Arbeit bewusst geworden, verweigert er plötzlich komplett.“ Dieser blicke auf Wände, er befände sich zwischen Wänden, die eine Metapher für sein armseliges Leben geworden sind. „Wir Leser sind mit dieser kurzen Erzählung in etwas Absurdes, Irreales gelangt, etwas, das unser eigenes sicheres Leben mit all seinen Gewissheiten erschüttert. Was ist denn richtig – unsere hektische Aktivität, unsere Glückssuche oder Bartlebys stoische Totalverweigerung, die fast schon etwas Heroisches, mit Sicherheit aber etwas erschütternd Unbegreifliches hat?“, stellte Elke Heidenreich scheinbar grundsätzliche Gewissheiten infrage.

Foto: LZT – Diemtar Hurnaus

Nina Nuderscher, Alina Primbs, Andrea Ruckendorfer, Victoria Schneider mit Tourismusdirektor Hermann Fercher.

Ursula Braun und Victoria Schindler.

Wolfgang Tischner sowie Schriftsteller und Referent Karl-Heinz Ott.

Marc-Anton Mayer und Angelika Battisti, beide aus Götzis. Autorin und Politologin Juliane Marie Schreiber, Kuratorin Nicola Steiner und Schauspieler Thomas Sarbacher.

FESTIVAL DER LITERATUR

Literaricum Lech war ein beliebter Treffpunkt für Literaturliebhaber.

LECH: „Wir sind ein kleiner Ort, bieten jedoch mit dem Literaricum ein großartiges Festival, das selbst in Europa einzigartig ist“, betonte Gerhard Lucian, Bürgermeister von Lech, bei seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung des zweiten Literaricums Lech. Die Auftaktveranstaltung fand in der neuen Kirche statt. Die renommierte Literaturkritikerin und Autorin Elke Heidenreich gestaltete die Eröffnungsrede, bei der sie von Marc-Aurel Flores am Piano sehr stimmig begleitet wurde. „Im letzten Jahr stand beim Literaricum der Simplicissimus von Grimmelshausen im Mittelpunkt. Wie aktuell dieser Klassiker der Weltliteratur immer noch ist, zeigt sich nicht zuletzt an den aktuellen, tragischen Ereignissen wie dem Krieg in der Ukraine, der direkt vor unserer Haustüre stattfindet“, führte Lucian weiter aus. Unter den interessierten Gästen bei der Eröffnung befanden sich unter anderem der frühere Bürgermeister Ludwig Muxel, der Landtagsabgeordnete Christoph Thoma, Pater Adrian, Autor Werner Brönnimann, Wolfgang Tischer (literarturcafe.de) sowie Tourismusdirektor Hermann Fercher.

Bürgermeister Gerhard Lucian und Autor Raoul Schrott. Literaturliebhaberin Milena Bischof, Pamela Ferati und Ildina Suljic (beide Russmedia).

BIKEN IN DEN BERGEN

Das Sport- und Modehaus Strolz bietet auch einen umfassenden Service in Sachen Fahrradverleih.

LECH: „Viele Sportler haben die vielfältigen Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung in unserer wunderbaren Vorarlberger Gebirgslandschaft entdeckt. Wir konnten insbesondere im Fahrradverleih einen extremen Zuwachs verzeichnen“, berichtet Christian Festner, Bereichsleiter für Fahrräder im Sport- und Modehaus Strolz. Die Nachfrage gehe immer mehr in Richtung E-Bike: „E-Bikes machen mittlerweile 80 Prozent im Verleih aus. Wir stellen neben Enduro Mountain Bikes, Downhill-Bikes auch Kinder-Mountainbikes zur Verfügung.“ Alle Bikes werden fortlaufend gewartet, die Sicherheit der Biker hat absolute Priorität. Bei der Entlehnung eines Bikes wird eine Einschulung angeboten: „Das ist jedoch meistens nicht mehr nötig, da sich die E-Bikes mittlerweile überall etabliert haben. Wir helfen jedoch gerne, bei einer Proberunde die richtige Größe für den jeweiligen Besucher zu finden.“ E-Bikes haben den Vorteil, dass die Radfahrer weitere Distanzen fahren können und auch problemlos in Höhenlagen kommen. Durch die runden, schonenden Bewegungen sind sie zudem auch gelenkschonend. Christian Festner bevorzugt selber jedoch eine andere Variante: „Ich fahre immer noch ohne E und bin mit ungebrochener Begeisterung zu 90 Prozent im Gelände unterwegs.“ WERBUNG

Foto: Strolz

Öffnungszeiten:

Sport- und Modehaus Strolz Mo. – Fr. 9–12.30 und 14–18 Uhr Sa. 9–18 Uhr, So. 10.30–12.30 Uhr Bikeverleih So. 9–12.30 u. 14–18 Uhr

T +43 5583 2361-52 E-Mail: bike@strolz.at

JedesGerichteinGedicht. JedesGedichteinGericht.

„Einzigartige Gerichte und einzigartige Texte vereinen sich im Gourmet-restaurant „Textur “ in einem delikaten Menü: sechs Gänge verteilt auf zehn Kapitel werden zu einem unvergesslichen

Gesamterlebnis. So teilen wir in der Sonnnenburg Literatur auf kulinarische Weise mit erlesenen Menschen. Ihnen. Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag öffnen wir nach

Vorbestellung die Pforten der

Textur für literaturbegeisterte Gourmets.

Foto: Soukizy.com Eivind Aarset Quartet Foto: Lyder Øvreås Røed Quartet

GROOVIGE SOUNDS IM SPORT.PARK

Vom 10. bis 13. August geben sich Jazz-Größen im sport.park.lech ein Stelldichein und bringen internationalen Musikgenuss in das Alpendorf.

LECH: Auch in diesem Jahr werden bei dem kleinen, feinen Festival wieder Jazzmusiker von internationalem Ruf erwartet. Den Auftakt am 10. August macht das „Shahin Novrasli Trio“ rund um Shahin Novrasli, der als „Wunderpianist aus dem Kaukasus“ gilt. Am 11. August 2022 gastiert das „Lyder Øvreås Røed Quartet“ in Lech, das von der lyrischen norwegischen Jazztradition inspiriert ist. Das „Eivind Aarset Quartet“ rund um den norwegischen Jazz-Gitarristen und Komponisten Eivind Aarset tritt am 12. August auf. Den Abschluss der Jazzbühne Lech am 13. August bildet Musik des amerikanischen Jazz-Pianisten und Komponisten Vijay Iyer.

ZEITGENÖSSISCHE MUSIK Schon seit der Gründung des JazzFestivals im Jahr 2015 bietet Lech am Arlberg mit der jährlichen „Jazzbühne Lech“ für Musikfans ein besonderes musikalisches Highlight. Neben Jazz in allen Varianten ist im Sportpark in Lech am Arlberg auch zeitgenössische Musik zu hören. „Ausschlaggebend sind für uns die Qualität und die Authentizität der Musik“, sagt Festivalgründer Philip Waldhart, der aus purer Leidenschaft für Musik 2015 das Jazz-Festival ins Leben gerufen hat. „So gastieren nicht nur international renommierte Jazzmusiker aus aller Welt bei uns in Lech; das Besondere der Jazzbühne ist ihr familiärer Charakter.“

Information

Konzertbeginn im sport.park.lech an allen Tagen ist jeweils um 21 Uhr. Weitere Informationen und Tickets: www.jazzbuehne-lech.at

Fotos: LZT – Dietmar Hurnaus

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