Die Chance 2017-3

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AKTUELL

GEMEINSAM DURCH EUROPA | AUFMERKSAMKEIT WECKEN

Zeigen was möglich ist Zehnte Bäder- und Radtour von Stuttgart nach Venedig

Der Weg ist das Ziel und Zeigen was möglich ist, das ist das Motto der Bäder- und Rehatour, die im vergangenen September zum zehnten Mal mit einer gemischten Gruppe aus Menschen mit und ohne Handicap eine Woche on tour gegangen ist. Das Ziel der Jubiläumstour war nichts geringer als eine Alpenüberquerung, Sterzing und Olang lagen auf dem Weg.

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undert Kilometer am Tag legen die motivierten Biker der RehaTour am Tag zurück, wer es nicht ganz alleine schafft, dem helfen immer wieder ein paar Arme im Rücken, die kräftig schieben. Über die Alpen also. Start war am 1. September am Diakonie Klinikum in Stuttgart, Ankunft am 8. September in Venedig. Und Südtirol lag zwischendrin. Am 5. September übernachtete die Gruppe in Sterzing und am 6. September in Olang. Schon im Voraus hatten die Radler Kontakt mit der Krebshilfe aufgenommen und ein Treffen in Olang organisiert. Seele Nummer eins des Unternehmens ist Hubert Seiter, nicht nur radbegeistert, sondern als ehemaliger Direktor der Deutschen Rentenversicherung Baden Württemberg und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Krebsverbandes Baden Württemberg auch thematisch „voll drin“. Er organisiert seit zehn Jahren die Touren und stellt auch Kontakte her. Das Radfahren ist nämlich immer auch mit dem Ziel des Netzwerkens verbunden, mit Spendensammeln und vor allem auch mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse von Menschen zu lenken, die mit einer Behinderung leben, sprich be-

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DEZEMBER 2017 | NR. 3

hindertengerechte Infrastrukturen, Abbau architektonischer Barrieren usw. Bundes- und Lokal-Politiker, Vertreter von Verbänden, die in Rehabilitationsprogramme eingebunden sind, Sportler, Vereinigungen, wie z. B. auch die Südtiroler Krebshilfe, mit der Seiter ein Zusammentreffen in Olang organisiert hatte, gesellen sich stunden- oder auch tagweise, wenn sie nicht gleich ganz mitfahren, zur Gruppe, um über Reha zu diskutieren und dem Thema Gewicht zu verleihen. Seele Nummer zwei - oder vielleicht besser Maskotte - ist Marco Longobucco, auch Kaba-Killer oder der Kleine Italiener genannt. Marco ist ein Paradebeispiel, was Reha-Maßnahmen schaffen oder auch nicht schaffen können, wie man es besser machen kann und dass Motivation und innere Kraft in jedem Fall das Um und Auf jeder Reha-Maßnahme sind, egal ob nach Unfällen, Schlaganfällen oder einer (Krebs) Erkrankung. Marco, Vater Calabrese und Mutter Schwäbin, hatte eine gutgehende Motorradwerkstatt als er vor 15 Jahren einen schweren Motorradunfall hatte. Die Reha

Hubert Seiter

nach dem Unfall zog sich über Jahre hinweg und er ist seither stark beeinträchtigt, nichtsdestotrotz aber ein Energiebündel, das gute Laune verstreut. Die kaufmännische Ausbildung, die er in der Reha absolvierte, gefiel ihm schon von Anfang an nicht, eine Anstellung, die ihn zufrieden stellt, hat er in diesem Bereich nicht gefunden, aber Marco ist heute im sozialen Bereich tätig, treibt viel Sport und hat viele Freunde. Er hat Hubert Seiter letztlich zu dieser Aktion animiert, und nach den ersten beiden gemeinsamen Radtouren zu zweit, ist die Idee für die Bäder- und Rehatour geboren. Viele Teilnehmer schließen sich jedes an Jahr an. Personen mit Handicap, mit psychischen Erkrankungen, Krebskranke oder auch Personen, die aus Solidarität dazugekommen sind und die unglaublich menschliche und heitere Stimmung dieser Gruppe, die schönen Erlebnisse rund um das Radfahren nicht


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