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reiner maria matysik

jenseits des menschen lebende skulptur berliner medizinhistorisches museum der charité, 2010/11

die skulptur aus menschlichem gewebe, als feuchtpräparat in alkohol. diese lebende skulptur wurde durch operative entnahme und züchtung von gewebe des künstlers hergestellt. die lebenden, in einem „sheet“ zur weiterverarbeitung angelieferten hautzellen, wurden über ein objekt aus agarose gelegt und mit alkohol konserviert. als präparat stand diese, für einen augenblick lebendig gewesene skulptur, zwischen den anderen präparaten der medizinhistorischen sammlung des museums.


reiner maria matysik

jenseits des menschen organartige organismen aus wachs berliner medizinhistorisches museum der charité, 2010/11

bei diesen utopischen formen zukünftigen menschseins hat der mensch die totale kontrolle über seine biologische verfasstheit erlangt und beginnt jenseits seiner eigenen körperlichen existenz, außerhalb seiner körperhülle, zweckfreie organartige gewebeteile zu züchten, deren status noch zu bestimmen ist. die aus wachs modellierten artefakte besitzen die anmutung von einer existenzweise des lebendigen, die noch nicht autonom existieren kann und doch nicht mehr teil von etwas anderem ist. überwunden scheint damit die auffassung vom körper, die mit dem aufkommen der humananatomie im 18. jahrhundert den menschlichen körper in ein körperäußeres und in ein körperinneres aufteilt. diese formen zukünftigen menschseins sind nicht geprägt durch den einsatz von künstlich geschaffenen, funktionell ähnlichen prothesen oder digitalen implantaten,. der technischmanipulative zugriff auf das lebendige auf molekularer ebene statt, und entzieht sich der unmittelbaren wahrnehmung des menschen.


reiner maria matysik

tier-werden, mensch-werden neue gesellschaft für bildende kunst (ngbk), berlin, 2009 im ausstellungsprojekt geht es um auflösungs- und werdensprozesse animalischer und menschlicher identitäten und damit um einen neuen blick sowohl auf tiere als auch auf menschen. plakate zum mitnehmen mit feldern zum ausfüllen und abstimmen, videos, texte, wahlurne.

referendum: für die rechtsgültige erlaubnis zur zeugung gemeinsamen nachwuchses von menschen und primaten zu errichtung einer fortpflanzungsgemeinschaft. die umsetzung dieses begehrens erfordert die änderung des embryonenschutzgesetzes. das embryonenschutzgesetz wird wie folgt geändert (wortlaut des entwurfs): eschg. ausfertigungsdatum: 2009 oder später teilzitat des neuen gesetzestextes: 1.§7 abs. 3 satz 1, 2, 3 werden hinzugefügt: (3) jeder darf gemeinsame nachkommen mit primaten zeugen. 1. diese nachkommen können auf beliebige weise gezeugt werden und sowohl von primaten als von menschen ausgetragen und aufgezogen werden. 2. es kann frei gewählt werden, ob primaten-menschliche embryonen in einem menschen oder primaten heranwachsen sollen. 3. die hybridwesen zwischen primat und mensch erhalten menschenrechte.


reiner maria matysik

biofakte museum alexander könig, bonn, 2008 erweiterung der sammlungen des museums für naturkunde um eine neue abteilung. dazu wurde in einem flügel des museums die sammlung von modellen zu zukünftigen organismen eingerichtet. kulturprogramm zur un-naturschutzkonfernz „biologische vielfalt“. dieses projekt beruht auf der annahme, dass das leben nicht ein bisschen, sondern von grund auf verändert werden wird. die biophilie (e.o. wilson) führt dabei vom artenschutz zur artenneubildung.

„wir setzen aus chemischen verbindungen leben zusammen. wir konstruieren zellen und chromosomenn. so schaffen wir lebensformen, die zuvor nicht existiert haben. das ganze basiert auf langjähriger erfahrung mit digitalisierter biologie: erst haben wir das genom sequenziert und die daten von der analogen in die digitale welt des computers übersetzt. dann sind wir aus der digitalen welt wieder in die analoge welt der biologie zurückkehrt. zellen sind doppelmembrane, diese stellen wir aus molekülen künstlich her. dann konstruieren wir künstliche chromosomen, indem wir moleküle synthetisieren und daraus stück für stück dna zusammensetzen. wir verbinden diese zellen mit genen und entwickeln so ganz neue organismen aus chemischen grundsubstanzen.” (text aus dem video) material: steg, skulpturen aus plastilin, gummi, porzellan und pvc in vitrinen; große skulpturen aus epoxydharz; projektion video: „wir brauchen einen biologischen existentialismus“


reiner maria matysik

wesen und utopie kunstverein wolfenbüttel, 2007 raum 1: installation (birkenwald mit lager), raum 2: video „feral child“ raum 3: fotografien und video „junge und affe“ kurze sequenzen unterbrochen von weissem bild. ein affe und ein junge werden gemeinsam aufgezogen. dabei werden beide wie menschliche kinder behandelt. das video verwendet material aus einem dokumentarfilm von 1934.


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macht des dinglichen, georg-kolbe-museum, berlin, 2007 eminentia procerus tardigrada, (schlanke hervorragende langsamschreitende gestalt) mit schaufelartigen kufenfüssen kann sich der leukobiont eminentia procerus tardigrada gemächlich gleitend fortbewegen. häufig dreht sich der körper karusselhaft. dabei reckt der organismus seine durchstossenen armkronen in die höhe. teilweise schlägt er aktiv mit den armen. die mundöffnung liegt an der unterseite des kopfes. der nahrungsfangapparat ist in form eines zierlich aufgegliederten bäumchens ausgebildet. mundfühler prüfen eingefan-

genes auf brauchbarkeit. der organismus konstituiert sich aus einzelnen teilwesen, die ebenso als kolonie aus einer gruppe von einzelorganismen betrachtet werden können. die integration der einzelnen organismen in den staat geht so weit, dass sie ein eigenständiges gesamtgebilde formen. die mägen stehen miteinander in verbindung, längs- und ringmuskeln sind so verteilt, dass koordinierte bewegungen der ganzen gestalt möglich werden.


reiner maria matysik

bethanien für alle künstlerhaus bethanien, berlin, 2006 die erwartungen an kunst und kultur und ihre sozialen potentiale haben im zusammenhang mit dem künstlerhaus bethanien schlagzeilen gemacht. wie sich kunst nützlich machen kann und wer von ihr profitiert, war dabei höchst umstritten. in den workshops hat matysik seine gäste dazu angeregt, neue visionen für sich und die gesellschaft zu entwickeln. konkretisiert wurden die ideen durch neue nutzung von skulpturen der ausstellung. die ergebnisse wurden anschließend im ausstellungsraum präsentiert.


reiner maria matysik

kosmos, kunstverein tiergarten – galerie nord, berlin, 2006 7 tonnen lehm, wasser, wände. 3 videoprojektionen, „im restwald 1-3“. aktionen mit kindern und erwachsenen bei denen im feuchten lehmfeld landschaftartige strukturen geformt wurden.


reiner maria matysik

plattform creation office ausstellungsraum plattform, berlin, 2006 fotografien auf einem holzgerüst, auf den fotos: ein tal im kaukasus, collagen von objekten aus lebendem material und vektorgrafiken. bildmaterial für ein projekt zur aussiedlung zukünftiger transgener mikroorganismen in georgien. tageszeitung, „anemo fordert“, dokumentation über politisch-biologische aktivisten, videointerviews mit vertretern von ngo´s zur frage: „ist natur sinnvoll?”, infowand mit selbstdarstellung der ngo´s und videostills aus den interviews. rechner mit online-datenbank zu organismen. abendveranstaltungen, vorträge, gastinstallationen an der displaywand.


reiner maria matysik

wollen sie eine philosophische oder eine biologische antwort?, galerie heimspiel, frankfurt am main, 2005 oper / installation: einstein on the beach, staatsbank berlin, 2005

ausstellungssituation heimspiel, ein galerieraum wurde zu einem pool umgebaut, er konnte barfuß betreten werden. wasser läuft in das becken, weiter über den gehweg und auf die straße. im wasser liegen leukobionten, an den wänden zeichnungen. szenenfotos einstein on the beach, staatsbank berlin. pvc modelle wurden dem publikum während der aufführung von einer person gezeigt. der als mitarbeiter des instituts biologische plastik auftretende hat dem publikum in gesprächen die idee der aktiven evolution an hand der einzelnen objekte vorgestellt.


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