Matthias Grimme // 2014 Kompanion – Entwicklung eines Begleiters.
Personalisierter, lokalisierter & zeitlich abgestimmter Begleiter zur Information, Aufklärung, Beratung und Organisation vor, während und nach der Schwangerschaft.
Matthias Grimme Muthesius Kunsthochschule Industriedesign Master Thesis Sommersemester 2014 Prof. Frank Jacob Prof. Dr. Rosan Chow
Eidesstattliche Erklärung Declaration Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbst angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher keiner Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Kapitel
Inhaltsverzeichnis List of Content Zusammenfassung // Abstract – 12 Einführung // Introduction – 17 Ansatz, Prozess & Methode // Approach, Process & Method – 21 Theorie & Recherche // Theory & Research – 51 Herausforderungen & Kriterien // Challenges & Criteria – 68 Konzepte & Entwurf // Results & Designs – 70 Fazit // Conclusion – 106 Literaturverzeichnis & Bibliografie // Reference & Bibliography – 110 Anhang // Appendix – 114
ein Gedanke am Anfang.
10
11
„Ein Kind ist geboren, wenn es das erste Mal gedacht wird.“ Wer einmal den Gedanken daran zugelassen hat, Nachkommen zu zeugen, der kommt nicht wieder dahinter zurück. In der Fantasie ist das Kind dann schon da, selbst wenn real noch gar nichts dafür getan ist. – Autor Unbekannt
Zusammenfassung
Zusammenfassung Kompanion – ein persönlicher Begleiter.
12
Wir leben in einer Zeit, in der Informationen zu
zwei Themengebiete: Auf der einen Seite die Ver-
allen erdenklichen Themen immer und überall
mittlung von für den Nutzer relevanten, qualitativ
abrufbar sind, wenn man die richtige Frage weiß.
hochwertigen Gesundheitsinformationen in Be-
Begibt man sich jedoch auf ein unbekanntes Ter-
zug auf ärztliche Behandlungen bzw. Betreuung
rain ist es meist nicht möglich eben genau diese
und darüber hinausgehende Präventionsmaß-
Frage zu formulieren. Ein wissender Begleiter
nahmen.
schafft hier die passende Schnittstelle und bietet
Auf der anderen Seite die organisatorische Un-
eine Basis und einen Überblick, so dass man sich
terstützung, die vornehmlich in der automati-
den Rest des Unbekannten selbst erarbeiten & an-
sierten Suche nach für den Nutzer relevanten
eignen kann, bis man ebenfalls ein Wissender ist
Förderungsmöglichkeiten und dem assistierten
und die richtige Frage samt Antwort kennt. Dies
Ausfüllen von Formularen besteht. Zum Thema
gilt für den Themenbereich des Kinderkriegens
Organisation wurden zusätzlich zwei Funktionen
wie auch für andere Themen, in denen Menschen
angedacht, die sich zum einen mit den Mög-
jemanden bräuchten, der sie an die Hand nimmt,
lichkeiten beschäftigt, Freunde & Familie an der
ihnen etwas erklärt, sie herumführt.
spannenden Zeit des Familie Werdens teilhaben
„Kompanion ist der Entwurf eines personalisierten, lokalisierten & zeitlich abgestimmten Begleiters zur Information, Aufklärung, Beratung und Organisation vor, während und nach der Schwangerschaft.“
zu lassen und zum anderen die werdenden Eltern bei der Suche nach passenden Produkten für ihr erwartetes Kind zu unterstützen. Der Begleiter umfasst darüber hinaus ein differenziertes und moderiertes Forum, was dem Nutzer die Möglichkeit bieten soll, sich mit anderen
In Deutschland verfolgen momentan hundert-
Menschen auszutauschen, Fragen zu stellen, sub-
tausende Menschen aktiv einen Kinderwunsch,
jektive Erlebnisse erfahren zu können und sich
etwa 600tausend Frauen sind in diesem Moment
gegebenenfalls mit anderen werdenden Eltern zu
schwanger und es gibt Millionen von Familien mit
verabreden.
Kindern unter fünf Jahren. Sie alle sind in ärztli-
Um ein möglichst breites Nutzerspektrum zu er-
cher Behandlung bzw. Betreuung. Frauen gehen
reichen, ist der Kompanion Internet basiert und
meist regelmäßig zu Untersuchungen beim Gynä-
als eine Website mit dazugehöriger Applikation
kologen, Schwangere zu Vorsorgeuntersuchun-
für Smartphones gestaltet.
gen, Neugeborene, Kleinkinder und Kinder zu
Er versucht darüber hinaus eine Antwort zu geben
Untersuchungen beim Kinderarzt. Alle diese Un-
auf die veränderte Rolle des Manns im gesamten
tersuchungen dienen der Früherkennung und der
Prozess des Kinderkriegens und Großziehens,
Prävention. Darüber hinaus gibt es im Kontext der
indem er den Vater als einen von zwei Entschei-
Schwangerschaftsplanung, der Schwangerschaft
dungsträgern versteht.
selbst und der Betreuung und Begleitung von
Kompanion ist ein individualisierbares System,
Neugeborenen, Kleinkindern und Kindern viele
welches sich durch jede persönliche Eingabe
Themen, die für eine gute Entwicklung des Nach-
besser an den jeweiligen Nutzer anpassen kann
wuchses eine wichtige Rolle spielen.
und ihm oder ihr so ein tatsächlicher Begleiter
Der digitale Begleiter ‚Kompanion‘ umfasst daher
sein kann.
Summary
Abstract Today we live in times, where information about
promotion and support and assisting with filling
all kinds of areas is always and everywhere availa-
out forms. The organisational part is thought to
ble if you know the right question. Entering an
be extended by 2 additional functions. One that
unknown field it is not possible to ask that exact
offers the possibility of including friends and fa-
question. A knowing companion creates the right
mily in the process of becoming a family, the other
interface and offers a basis and an overview so
supporting future parents in finding the right pro-
that one can evolve and acquire the rest of the
ducts for their child.
unkown until becoming someone who knows the
The companion includes a distinguished and
right question and the answer. That is true not
hosted forum that offers its users the possibility
only for the area of getting children but also for
of sharing with others, asking questions, getting
any other field in which people would need so-
access to other experiences and to meet other pa-
meone taking them by the hand, explaining the
rents personally.
situation to them, showing them around.
To reach a broad spectrum of users the compa-
“Kompanion” is a concept of a personalised, localized and timely adjusted companion with information, clearing up, advice and organisational help before, during and after pregnancy.
nion is internet based and created as a website with additional applications. It also tries to offer an answer to the new male role in the whole process of getting and raising children in referring to him as one of two decision makers.
In Germany right now some hundred thousands
Companion is an individualised system that ad-
of people actively plan a child, about six hund-
epts better to its user with each input in order to
red thousand women are pregnant and there are
be a true companion.
millions of families with children less than 5 years old. They all are in healthcare. Women normally have regular appointments with their gynaecologist, pregnant women go to preventive checkups and babies, infants and children are examined and treated by paediatricians - all in order of early diagnosis and prevention. In addition there are many topics in the context of planning pregnancy, pregnancy itself and care and company for babies, infants and children that are relevant for a good development. The digital companion “Kompanion” therefore covers two topics. On one hand the user gets all the relevant and highly qualified health information about doctors, necessary treatments and preventive actions. On the other hand it offers organisational help mainly around finding possibilities of
13
Danke!
Danksagung Acknowledgement 14
Thank you!
15
Auch ihr gilt besonderer Dank für die Betreuung Vielen Dank • Gerne möchte ich die Gelegenheit
des theoretischen Teils meiner Abschlussarbeit.
nutzen um einigen Menschen, die mich in den
Danken möchte ich auch den Menschen, die sich
letzten Jahren begleitet, gefördert, gefordert
die Zeit genommen haben, meine Fragen im Be-
und unterstützt haben, zu danken.
zug auf meine Thesis zu beantworten und mir in
Zuvörderst Frau Professorin Möllring, die mir in
Gesprächen und Interviews Einblicke in ihre Ar-
meinem Bestreben den Studiengang vom Bereich
beit gewährten und mich an ihren Erfahrungen
Kommunikationsdesign zum Industriedesign zu
teilhaben ließen.
wechseln sehr entgegen kam und mir darauffol-
Nicht unerwähnt sollen all die Professorinnen und
gend zwei Semester lang die Grundlagen des Ge-
Professoren, sowie Dozentinnen und Dozenten
staltertums näherbrachte.
bleiben, die meinen Geist und meine Sinne durch
Mein Dank gilt Professor Rhein, der mir zeigte, wie
ihre Veranstaltungen und Vorträge sensibilisiert
weit das Feld des Industriedesigns reicht und wel-
haben und mir immer wieder neue Perspektiven,
che Verantwortung der Designer für die Gestal-
Themen und Vorgänge aufzeigen konnten, die ei-
tung der Gegenwart und der Zukunft trägt.
nen wichtigen Teil des Menschen ausmachen, der
Bedanken möchte ich mich bei Professor Jacob
ich heute bin.
und bei Jens Ewald, die meinen Designerhorizont
Ich möchte mich bei all den Freunden bedanken
um das Feld der Interaktion zwischen Mensch
die ich hier in den Jahren meines Studiums gefun-
und Artefakt, und der Möglichkeiten die aus den
den habe für die richtig gute Zeit.
neuen Medien erwachsen ausweiteten.
Meinen Eltern, die mir diese Zeit ermöglicht ha-
Und selbstverständlich für die guten Korrekturge-
ben.
spräche und die tolle Betreuung des praktischen
Und schließlich Johanna, die mir den Rücken frei
Teils meiner Thesis.
gehalten hat, mich in jeglicher Form unterstützt
Professorin Chow, die mir mit ihren inspirieren-
und sich gleichzeitig hingebungsvoll um unsere
den Vorlesungen und Seminaren ermöglichte, ein
Tochter Frida gekümmert hat.
theoretisches Fundament zu schaffen auf dem meine Projekte und Arbeiten stehen können.
Euch allen gilt mein herzlichster Dank.
16
Die Bereitstellung von Informationen und ihre Entwicklung
Einführung Introduction 17
Im Herbst 1969 verbanden Wisschenschaftler von
Gesundheitswesen, wo das Internet durch den
der University of California im Zuge eines Projekts
Austausch und das Vernetzen von Fachwissen die
der Advanced Research Project Agency (ARPA)
Entwicklung von Innovationen vorantreibt.
zwei Computer miteinander und erschufen damit
Doch nicht nur für die Angestellten im Gesund-
das so genannte Arpanet. Dieses wurde jedoch
heitsbereich ist die Bereitstellung von diesem
schon nach wenigen Jahren abgeschaltet und
Wissen von großer Bedeutung, auch die Patien-
machte so den Weg frei für das technisch ausge-
ten suchen und finden immer häufiger für ihre Ge-
reiftere Internet. Mit der Öffnung zur kommerziel-
sundheit relevante Informationen im Netz. Dies ist
len Nutzung im Jahr 1990 begann die rasant vo-
durchaus verständlich. Wird doch in unserer Ge-
ranschreitende weltweite Vernetzung und damit
sellschaft die Gesundheit als das ‚höchste Gut‘ be-
eine Revolution der weltweiten Informationsflüs-
trachtet. Dieses eigenständige Vor- und Nachbe-
se, die bis heute anhält.1//2
reiten, dieses Mitwirken am Behandlungsprozess
Der Einzug von internetfähigen Computern in
führt in der Folge zu einer neuen und wichtigen
fast jeden Privathaushalt und später in Form von
Mündigkeit der Patienten in eben diesem. Diese
Smartphones in jede Hosentasche ermöglichen
Entwicklung bietet, auch wenn sie von einigen
es heute immer und überall auf Daten zuzugreifen
Medizinern aus Sorge vor einer Überforderung
oder neue Informationen für andere zu generie-
der Patienten oder in dem Glauben, dass zu viele
ren und bereitzustellen.
Informationen das Vertrauensverhältnis zwischen
Es lässt sich beobachten, dass die Menge an In-
Ärzten und Patienten beeinträchtigen könnte, mit
formationen in der Informationsgesellschaft im
Skepsis gesehen wird, enorme Chancen für die
Vergleich zu vorherigen Jahrhunderten überpro-
zukünftige Behandlungpraxis.5
portional zunimmt. Dieses Phänomen wird auch
Die Voraussetzung hierfür ist jedoch eine Verän-
Informationsexplosion genannt.3
derung in der heutigen Beratungslandschaft.
Mit weltweit über 2,5 Milliarden Nutzern4 dringt das Internet zunehmend in die Bereiche des täglichen Lebens ein und verändert das Zusammenleben der Menschen grundlegend. Alte Strukturen brechen zusehens auf. Das geschieht auch im
Einen ersten Schritt für einen erfolgreichen Para-
werdenden Eltern.
digmenwechsel, weg vom paternalistischen Me-
Zum anderen ist ein weiterer Grund für die Wahl
diziner, hin zu einem ‚Shared Decision Making‘6,
des Themas liegt in der Möglichkeit, einen sehr
legte die Bundesregierung 2002 in ihrem Koaliti-
klar umgrenzten Zeitraum ganzheitlich zu be-
onsvertrag, in dem es heißt:
18
„Patientinnen und Patienten haben einen legitimen Anspruch auf unabhängige Beratung, objektive Information und auf Anhörung auch bei Fragen der Sicherstellung der medizinischen Versorgung. (...) Transparenz setzt die Patientinnen und Patienten in die Lage, den Behandlungsverlauf selbst mitzugestalten. (...) Patientinnen und Patienten haben Anspruch auf vollständige Informationen.“ 7
trachten und zu betreuen. So kommen zu den gesundheitlichen auch organisatorische Aspekte dieser Zeit. Familienförderung ist in Deutschland ein wichtiges Thema, welches von allen politischen Lagern ernst genommen wird. Familien erfahren auf vielfältigste Weise finanzielle Unterstützung, Gesetze schützen die Mutter am Arbeitsplatz,
Betreu-
ungsangebote werden in zunehmendem Maße ausgebaut. All diese Förderungen liegen jedoch in unterschiedlichsten Händen und ein Überblick
Ein wichtiger Baustein zu mehr Transparenz, bes-
ist meist nur durch intensive und zeitraubende Re-
serer Beratung und mündigen Patienten ist ein
cherche möglich.
hochwertiges Informations- und Kommunikati-
Der Fokus liegt hier im Sammeln, Strukturieren
onsangebot, für das das Internet schon in seiner
und Aufbereiten der Informationen sowie die ver-
Idee die besten Bedingungen bietet.
einfachte und unterstützte Dateneingabe zur Be-
Um nach neuen Formen der Interaktion mit Ge-
wältigung des bürokratischen Aufwands.
sundheitsinformationen zu suchen bietet sich
Die Zielsetzung der Thesis ist somit die Entwick-
das Thema ‚Kinderkriegen‘ als beispielhaftes und
lung eines digitalen Begleiters zur Information,
zeitlich klar begrenztes Zeitfenster aus mehreren
Beratung, Aufklärung und Unterstützung von
Gründen an. Zum einen, weil die überwiegende
Paaren vor, während und nach der Schwanger-
Zahl der Schwangeren die kassenärztlich bezahl-
schaft mit klar definierten Qualitätsstandards und
te Schwangerschaftsvorsorge in Anspruch neh-
einem neuen, interaktiven und personalisierten
men und eine Schwangerschaft im Vergleich zu
Umgang mit Gesundheitsinformationen und bü-
früher ein hochkomplexer Prozess geworden ist,
rokratischen Aufgaben.
der von zahlreichen ärztlichen Untersuchungen und Maßnahmen zur Sicherstellung des Kindeswohls begleitet wird. Jede Untersuchung und jeder Test hat jedoch weitreichende Konsequenzen auf die zu treffenden Entscheidungen bezüglich des weiteren Verlaufs der Schwangerschaft. Nun obliegt die Aufklärung über die Folgen dieser Untersuchungen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie den Hebammen. Doch die von den Krankenkassen vorgesehene Zeit zur Beratung und Aufklärung ist äußerst kurz bemessen mit der Folge, dass sich Schwangere und ihre Partner selbst informieren müssen. Für die meisten Paare ist dies eine enorme Herausforderung, da es meist keinerlei Vorerfahrung gibt und ihnen damit die Qalifikation fehlt, Informationen adäquat zu suchen, diese zu sortieren, zu filtern und zu selektieren. Hinzu kommt durch die ‚Beteiligung‘ eines Dritten, nämlich des ungeborenen Kindes ein großes Wissens- und Sicherheitsbedürfnis auf Seiten der
19
1 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 1
4 Vgl. live-counter Anzahl Internetnutzer weltweit Stand: 06.07.2014
2 Vgl. Wikipedia Geschichte des Internets, Stand: 05.07.2014
5 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet 2005, S. 2-3
3 Vgl. Wikipedia Informationsexplosion, Stand: 05.07.2014
6 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet 2005, S. 10-11
7 Koalitionsvertrag Erneuerung – Gerechtigkeit – Nachhaltigkeit S. 54-55
20
Kapitel
21
Ansatz, Prozess & Methode Inhaltsangabe Einführung – 22 Der Prozess – 24 Das Netzwerk – 26 Produktanalyse – 28 Experteninterview – 32 Workshop – 36 Personas – 38 Kompanion – dein Begleiter – 42
Einführung
Ansatz, Prozess & Methode Approch, Process & Method 22
Für die Ausseinandersetzung mit dem Thema Kin-
Interviews konnten klare Spezifikationen für das
derkriegen und der informationellen und organi-
zu entwicklende System identifiziert werden.
satorischen Begleitung von Frauen bzw. Paaren in
Auch bei den informationellen und organisatori-
diesem Lebensabschnitt ist es zunächst essenziell,
schen Features konnten deutlich zu bestehenden
die Bedürfnisse der Kinderwunschpaare bzw. der
Systemen verschiedene Positionen herausgear-
werdenden Eltern zu verstehen. Mit Hilfe von Um-
beitet werden.
fragen, zahlreichen Gesprächen und Interviews
Zur weiteren Überprüfung der generierten Ide-
sowie den eigenen Erfahrungen konnte ein ge-
en und Wunschvorstellungen bot sich die Ent-
naues Bild des Bedarfs erstellt werden.
wicklung von fiktiven, jodoch realitätsnahen Ge-
Doch nicht nur die Wünsche der User sind in die-
schichten und Personas an, die für einen Großteil
sem Zusammenhang von Bedeutung, sondern
der Enduser stehen sollte und mit deren Hilfe der
auch und gerade die Probleme, die mit den vor-
weitere Fortgang des Projekts stetig auf seine All-
handenen Informationsmöglichkeiten und beste-
tagstauglichkeit kontrolliert werden sollte.
henden Systemen auftreten, bedurften einer ge-
Mit der Beschreibung der Idealvorstellungen des
naueren Betrachtung. So wurden analoge Medien
Systems entstand schließlich das Konzept der
wie Bücher, Flyer, Plakate und Broschüren ebenso
Thesis und erhielt den Titel:
Untersucht wie digitale Formate, wie zum Beispiel Websites und Smartphoneapplikationen. Die wichtigste Informationsquelle für Kinderwunschpaare und werdende Eltern ist jedoch der Besuch beim Frauenarzt bzw. die betreuende Hebamme. Daher waren Einsichten und die Analyse ihrer Arbeitsweise sowie das eingehende Studium ihrer Informationspolitik und Beratungstätigkeit dieser Health Professionals von enormer Wichtigkeit für das weitere Vorgehen. Die Bewertung der durch die Recherche entstandenen Erkenntnisse ergab schon erste Hinweise auf die Entwicklung von Zielformulierungen und auf eine notwendige Eingrenzung des Themas. Mit einem Kick-Off-Workshop wurde die Ideationphase des Projekts begonnen. Durch weitere Brainstormings, Ableitungen aus der Bedürfnisund Problemanalyse sowie tiefergehenden User-
„Personalisierter, lokalisierter & zeitlich abgestimmter Begleiter zur Information, Aufklärung, Beratung und Organisation vor, während und nach der Schwangerschaft.“
Vorgehensweise
Damit der spätere User bestmöglichen Zugang
Folge, dass Standards zur qualitativen Evaluation
zum Begleiter hat, wurde die Entwicklung auf die
festgesetzt werden müssen. Dieses Thema wird
gängigsten digitalen Devices, d.h. Laptop bzw.
im Abschnitt ‚Theorie & Recherche‘ noch einge-
Desktoprechner, Smarthphone und Tablet aus-
hender behandelt.
gerichtet. Doch nicht nur der leichtere Zugang
Zur tiefergehenden Kontrolle und um zu testen,
und die weite Verbreitung der ausgewählten
wie alltagstauglich der Begleiter ist, werden die
Nutzungsendgeräte in der Zielgruppe der 20- bis
entstandenen Prototypen und Simulationen ste-
35- jährigen war ausschlaggebend. Zukunftstech-
tig an den Personas und realen Personen getestet.
nologien wie Brillen mit eingebauter Augmented
Dieses iterative Vorgehen unter wiederholter Mit-
Reality waren dem gewünschten Bild einer hohen
einbeziehung des späteren Nutzers in den Ge-
Konzentiertheit der User während der Nutzung
staltungsprozess soll garantieren, dass das ent-
des Begleiters nicht zuträglich, sondern würden
stehende Produkt bzw. die Dienstleistung über
einen gänzlich gegenteiligen Effekt bewirken,
eine hohe Gebrauchstauglichkeit verfügt und den
und zwar das Informieren On-The-Go, nebenbei
Wünschen und Bedürfnissen der Endnutzer wei-
und überaus flüchtig.
testgehend entspricht. Dieser Ansatz wird auch
Auf der Basis der ausgewählten Plattformen, auf
‚User Centered Design‘ genannt. Die ‚Internatio-
denen der Begleiter später funktionieren sollte,
nal Standardization Organization‘ (ISO) definiert
und einem klar definierten Konzept stand nun
insgesamt 6 Prinzipien 1, die sicherstellen sollen,
die Erarbeitung des General User Interface (GUI)
dass ein Projekt User-Centered ist:
im Vordergrund. Moodboards und Bilderumfragen bei Paaren in einer Schwangerschaft und mit Kindern ergaben eine genauere Vorstellung von dem Gefühl und der Anmutung, die der Begleiter transportieren sollte. Unterstützt wird das Look & Feel des GUI durch Motion Design Akzente, die der Verständlichkeit dienen und es haptisch erlebbarer machen. Parallel zu entstehenden Entwürfen wurde zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb des Zeitfensters vor, während und nach der Schwangerschaft nach Informationen recherchiert, um die Visuali-
1. The design is based upon an explicit understanding of users, tasks and environments. 2. Users are involved throughout design & development. 3. The design is driven and refined by usercentered evaluation. 4. The process is iterative. 5. The design addresses the whole user experience. 6. The design team includes multidisciplinary skills & perspectives.
sierungen auf ihre Tauglichkeit und Lesbarkeit zu prüfen. Den Daten kommt im nächsten Schritt noch eine größere Bedeutung zu. Wie in der Einführung beschrieben liegt der Fokus des Projekts auf der Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Informationssystems für Gesundheitsinformationen und bürokratische Aufgaben. Das heißt in der
1 Vgl. Userfocus Long live ISO 9241-210!, Stand: 12.08.2014
23
DeďŹ nition
Prozess Process
Themeneingrenzung Zielformulierung
Die Darstellung zeigt die einzelnen Schritte der
24
Bearbeitung des Projekts und seine Entwicklung. Einordnen lassen sich alle Punkte in die Hauptbereiche Recherche, Konzept und Entwurf . Der theoretische Teil des Projekts, der sich mit der Arzt-Patienten Kommunikation beschäftigt, hat Berßhrungspunkte mit allen Phasen und ist im letzten Drittel des Buches angeordnet.
Understanding
Produktanalyse Bestandsanalyse Experten Interviews Umfrage
Communication
Vorstellung der Ergebnisse
Ideation
SpeciďŹ cation
Brainstorm Workshop User Interviews
Personaentwicklung Szenario Building
Conceptualization 25 Beschreibung der Idealvorstellung Interaction Ideation & Decisioning
Design
GUI Look & Feel Moodboards Bilderumfrage Motion Design
Prototyping
Detailing
Designprototypen Simulationen User Experience
Datenevaluation User Experience
Gynäkologin Frau Tinnemeier
Das Netzwerk Network Ein so facettenreiches und ebenso individuelles Thema wie das ‚Kinderkriegen‘ benötigte viele
26
Gynäkologin Frau Scharrel
Hebamme Frau Gerschewski
Gespräche und Interviews mit den unterschied-
Interview
lichsten Personen und Steakholdern. Die verInterview
schiedenen Sichtweisen, Fakten, Schwerpunkte und das Wissen, welches durch die jahrzentelange Arbeit von Ärzten, Hebammen, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern mit diesem Thema entstanden ist sollte durch eine enge Zusammenarbeit ins Projekt einfließen. Die Graphik stellt diese in einem Netzwerk zusammen.
Sozialpädagogin Ute Dier
Interview ProFamilia
Prof.in Rosan Chow
Prof. Frank Jacob
Workshop
Interview
Methode
Support Thomas Grimme
Experte
Insider
ProFamilia
Einrichtung
Berater
Johanna Schlauß
Zusammenarbeit
Hebamme Frau Steidel
Mutter/Oma von vier erwachsenen Kindern
Interview Interview
Oma/Ur-Oma von vier erwachsenen Kindern
Gespräch
Familie 1 (Kinder 3 & 1Jahr)
27 Gespräch
Umfrage
Familie 2 (Kinder 1 & ungeboren)
Praxis Praxis abts & & Partner Partner abts
Gespräch
Praxis Dorris Scharrel
Paar 1 in Schwangerschaft Muthesius Kunstschule
Gespräch
Netzwerk // Recherche
Gespräch Gespräch Paar 2 in Schwangerschaft
Umfrage Marc André Offenhammer
Umfrage Umfrage
Umfrage Paar 3
Paar 1
Paar 4 Paar 2
Untersuchung
Produktanalyse Product Analysis 28
Analyse unterschiedlicher Medien
Analyse der Medien
Wie eingangs beschrieben, wurden für die Ana-
ten Illustrationen zur Kindsentwicklung ergänzt
lyse der bestehenden Informationsmöglichkei-
wurden. Positiv zu bewerten ist auch, dass immer
ten sowohl analoge Medien wie Bücher, Flyer,
wieder Informationen zu Mehrlingsschwanger-
Broschüren, Plakate und Merkzettel untersucht
schaften geboten wurden. Negativ aufgefallen ist,
als auch digitale Plattformen. Eine weitere wich-
dass wichtige Informationen, z.B. zur Pränataldi-
tige Quelle der Informationsvermittlung sind die
agnostik zeitlich zu spät behandelt wurden und
Gespräche, die die Schwangeren und Paare mit
insgesamt veraltet waren.
ihren betreuenden Ärzten führen. Sie werden in
‚Ein Kind entsteht‘ von Lennert Nilsson ist grob in
späteren Abschnitten eingehender behandelt.
verschiedene Abschnitte gegliedert, die jedoch innerhalb des Buchs häufig überschritten werden
Die Auswahl der verschiedenen Medien, die in
und den Leser eher verwirren als unterstützen. Die
diesem Abschnitt untersucht werden, wurden auf
zahlreichen Bilder sind eindrucksvoll bis verstö-
Empfehlungen von Ärzten, Hebammen sowie auf
rend und werden in den Texten nicht besprochen.
Anraten von Schwangeren bzw. ihren Partnern
Auch die Bilder sind zeitlich sehr durchmischt. So
getroffen.
finden sich z.B. Abbildungen von Eltern mit ihrem
Die Kriterien zur Evaluation sind eher subjektiver
Neugeborenen im Abschnitt ‚Der Bauch wächst‘.
Art. Alle Medien wurden auf ihre Verständlich-
Auf eine eventuelle Mehrlingsschwangerschaft,
keit und Gliederung hin untersucht. Besonderes
auf Risikoschwangerschaften oder auf Diagnos-
Augenmerk wurde bei umfangreicheren Medien
tikverfahren in der pränatalen Untersuchung wird
wie Büchern und Internetseiten auf die zeitliche
gar nicht eingegangen. Dafür finden sich viele
Einordnung der Themen und Artikel gelegt, d.h.,
Passagen, in denen viel geschrieben steht, aber
inwieweit bekommt der Nutzer des Angebots zu
nichts Wichtiges gesagt wird.
seiner Situation passende Informationen.
‚Die Hebammensprechstunde‘ von Ingeborg Sta-
Ein weiterer Schwerpunkt lag bei den untersuch-
delmann ist ein reines Textbuch. Es ist klar geglie-
ten digitalen Medien auf der Nutzung der Mög-
dert in die unterschiedlichen Phasen der Schwan-
lichkeiten von dynamischen Inhalten.
gerschaft. Es beschreibt weniger die Vorgänge
Zudem wurde verglichen, inwiefern sich die stati-
der Kindsentwicklung, sondern Konzentriert sich
schen Medien von den dynamischen in ihrer aktu-
mehr auf die äußeren Umstände einer Schwan-
allität zu bestimmten Themen unterscheiden.
gerschaft, auf mögliche harmlose und schwerwiegende Komplikationen, normale Beschwerden
Analoge Medien • Für die Untersuchung wurden
des Schwangerseins und mögliche Linderungen.
verschiedene Bücher herangezogen, unter ande-
An vielen Stellen im Buch verweist sie auf homöo-
rem ‚Alles über meine Schwangerschaft Tag für
pathische Mittel, die gegen kleinere Beschwer-
Tag‘ von Dr. Maggie Blott, ‚Ein Kind entsteht‘ von
den hilfreich sein könnten und zufällig von ihr
Lennert Nilsson und ‚Die Hebammensprechstun-
selbst vertrieben werden. Gespikt sind die Texte
de‘ von Ingeborg Stadelmann.
häufig mit selbst erlebten Anekdoten aus ihrer
Das Buch von Frau Blott zeichnete sich besonders
Hebammentätigkeit.
durch die zeitliche Gliederung und die Bebilderung aus, die sehr zahlreich war und mit detailier-
29
Insgesamt sind alle Bücher durchaus informativ
Netmoms bieten den Usern auch die Möglichkeit,
und bieten den werdenden Eltern eine Basis an
sich anzumelden und so an Foren teilzunehmen,
Grundwissen, welches durch weitergehende Re-
Interessensgruppen zu bilden, eigene Fotos
cherche in anderen Informationsmaterialien oder
hochzuladen und vieles mehr.
in digitalen Formaten ergänzt werden kann.
Babycenter ist Netmoms sehr ähnlich, nur ungeordneter. Zwar gibt es auch hier Rubriken, aber
Die Flyer, Broschüren, Plakate und Merkzettel
30
anstatt Unterrubriken bietet Babycenter zahllose
rund ums Thema Kinderkriegen, die in Arzt- und
Links zu verschiedensten Artikeln und Themen-
Hebammenpraxen und ähnlichen Orten zahlreich
gebieten. Das Portal versteht sich auch wie Net-
ausliegen sind meist von Bundesministerien, Bun-
moms als Seite, auf der Frauen und ggf. auch
deszentralen oder den Praxen selbst herausgege-
verirrte Männer sich ausführlich zu den Themen
ben. Sie informieren gezielt zu einem bestimmten
des Kinderkriegens informieren können. Doch es
Punkt bzw. Themengebiet. Es würde an dieser
ist fast unmöglich, einen Überblick zu bekommen
Stelle sicherlich zu weit führen, alle gefundenen
oder einzuordnen, was gerade wichtig ist oder
Materialien zu betrachten. Zusammenfassend
eher nebensächlich.
lässt sich aber sagen, dass sie zwar meistens auf
Auch auf Babycenter.com gibt es eine Community
einem aktuellen Stand sind und das Thema gut
mit moderierten Foren, Gruppen und Clubs. Die
beschreiben, jedoch häufig zum falschen Zeit-
Artikel sind ebenfalls gut geschrieben, bebildert
punkt vorliegen. Hinzu kommt, dass gerade Infor-
und mit Videos versehen.
mationsmaterial, welches von den Praxen heraus-
Die Websites bieten so viele Informationen, dass
gegeben wird und bestimmte Untersuchungen
behauptet werden könnte, sie genügen dem An-
betrifft, häufig nur die Leistungen der Praxis auf-
spruch der Vollständigkeit und doch findet der
zeigt und damit unvollständig sind.
User nur zufällig die richtigen Informationen. In
Alle analogen Medien haben ihre Daseinsberech-
einer Situation, in der der User nicht weiß, wonach
tigung und sind sicherlich in einigen Situationen
er suchen soll oder welche Frage er überhaupt
hilfreich und informativ. Sie sind jedoch sehr sta-
hat, sind diese Portale schlechte Ratgeber und
tisch und können somit nicht auf veränderte Rah-
mitunter sehr zeitraubend.
menbedingungen reagieren. Anders ist die Lage bei digitalen Angeboten.
Die Smartphoneapplikationen verfolgen einen anderen Ansatz. Sie sind alle zeitlich an den
Digitale Plattformen • Eingehender betrachtet
Schwangerschaftsverlauf angepasst und befas-
werden sollen die Websites ‚www.netmoms.de‘
sen sich informationell mit der Kindesentwick-
und ‚www.babycenter.com‘ sowie die Smartpho-
lung, der Entwicklung des Körpers der Mutter
neapplikationen ‚mommy to be‘, Schwanger!‘ und
und bieten reichlich ‚Tipps‘.
‚iMama‘.
‚Mommy to be‘ zeigt auf der Startseite unter den
Netmoms ist ein Internetportal für Frauen und
Rubriken Schwangerschaftsstatus, Info, Top Fo-
bietet unzählige Informationen zu den Themen-
ren, Tagebuch und Tools schon einige Kurzinfor-
überschriften Kinderwunsch, Schwangerschaft,
mationen an. Hinter den Rubriken verbergen sich
Geburt, Baby, Kinder, Familie und Gesundheit.
dann weitere Informationen zum jetzigen Zeit-
Hinter diesen Rubriken befinden sich nochmals
punkt der Schwangerschaft. Das Forum ist gut
Unterrubriken, um sich gezielter nach Informati-
unterteilt und übersichtlich, aber nicht moderiert.
onen umschauen zu können. Hier endet jedoch
So bleiben problematische Lücken. Die Rubrik
die Ordnung der Seite und der User kann sich mit
Tools lässt den User Tritte und Wehen zählen.
einem hohen Zeitaufwand nach und nach tiefer in
‚Schwanger!‘ ist eine App von ‚Babycenter.de‘ und
die Materien hineinlesen. Nach jedem Artikel ste-
eine runterskalierte Version der Website mit einer
hen weitere, möglicherweise für den User interes-
Erweiterung. Im Kalender finden sich Beiträge
sante Artikel zur Verfügung. Die Artikel sind meist
zum Schwangerschaftszeitpunkt Beiträge zu Be-
gut gegliedert, gut geschrieben und manchmal
schwerden etc. sind verlinkt zu Seiten mit Tipps
auch bebildert oder durch ein Video ergänzt. Zu-
zum Vorbeugen.
dem enthalten sie Links zu verwandten Themen.
Auch ‚iMama‘ ist zeitlich abgestimmt und bietet unter zahlreichen Rubriken weitere Informationen zu Fruchtbarkeit, Ernährung, Hydration und Tools zum Tritte- oder Wehenzählen. Die Smartphoneapplikationen sind nett, aber nicht mehr. Sie verspielen ihre Chancen, die ein mobiles Endgerät dem Nutzer bietet und verkennen die Möglichkeiten, die durch Interaktion und Standorterkennung gegeben sind. Sie sind fast so statisch wie Bücher. Nur bei den Foren können sie punkten, obwohl sie zu riskanten Situationen führen können, da sie meist nicht moderiert sind. Die digitalen Plattformen sind sehr unterschiedlich zu bewerten. Zum einen bieten sie viele hilfreiche Informationen, jedoch sind sie zum anderen häufig so versteckt, dass sie nicht zum richtigen Zeitpunkt vorhanden sind bzw. gefunden werden. Die Apps spielen mit dem Zeitfaktor aber nutzen ihn nicht zu ihrem Vorteil. Dafür sind sie mit unwichtigen Tipps und Tools überfrachtet. Die digitale Welt der Informationsmöglichkeiten vor, während und nach der Schwangerschaft ist ein weites Feld und hat viel Platz nach oben. Viele gute Ideen sind erkennbar und doch macht fast alles den Eindruck zusammengebastelt, mit der Zeit gewachsen aber nie überarbeitet, nie gegliedert und nie hinterfragt worden zu sein
31
Interviews
Experteninterview Interview with Expert 32
„Es gibt ja verschiedene Dinge, die Kinderwunschpaare vor der Schwangerschaft machen sollten.“
Dories Scharrel im Gespräch.
Im Dialog mit Dorris Scharrel
33 Dories Scharrel ist Fachärztin für Frauenheilkun-
kommen, sondern das Kinderkriegen aktiv zu pla-
de und Geburtshilfe mit einer eigenen Praxis in
nen. Nicht mehr das ‚Ob?‘, sondern das ‚Wann?‘
Kiel/ Kronshagen.
und das ‚Wie viele?‘ wurden zu zentralen Fragen.
Dorris Scharrel über die Zeit vor, während und nach einer Schwangerschaft.
z.B. in der präventiven Risikovermeidung durch
Das Planen eines Kindes bietet enorme Chancen, das rechtzeitige Auffrischen von Impfungen, Aufklärung über einen gesunden Lebenswandel Für ein tiefergehendes Verständnis von den Vorgängen, die vor, während und nach einer Schwangerschaft ablaufen, war es erforderlich, alle Experten intensiv zu befragen und zu durchdringen, wie die Arbeits- und Informationsabläufe organisiert sind. Diese Interviews dienen selbstredent nicht der Findung von validen Daten, sondern vielmehr der Gewinnung von Insiderkenntnissen und Experteneinschätzungen. Im Gespräch mit Frau Dorris Scharrel, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Kiel Kronshagen bestand die Möglichkeit, erste wichtige Hinweise zu den verschiedenen Zeitpunkten der Schwangerschaft zu bekommen. Als in den 60er Jahren zuerst in den USA und kurze Zeit später auch in Deutschland die Antibabypille eingeführt wurde, kam es in den Folgejahren zu einem rasanten Geburtenrückgang, der auch als Pillenknick bezeichnet wird. Die Pille gestatte-
oder die prophylaktische Einnahme von Folsäure. Kinder zu planen kann jedoch auch zu einem Problem werden, wenn zum Beispiel Paare davon ausgehen, sie könnten die Verhütung absetzen und nach 2 Monaten stellt sich dann eine Schwangerschaft ein und die Natur diesen Plan durchkreuzt. Hier, aber ebenso während einer Schwangerschaft oder mit Kindern ist die Aufklärung mit Hilfe von statistischen Daten der Schlüssel, um die Menschen zu beruhigen, aufzufangen, an die Hand zu nehmen. Eigene Umfragen haben jedoch ergeben, dass die Mehrzahl der Personen mit einem Kinderwunsch und solche, die bereits schwanger sind bzw. schon Kinder haben, sich vorher nicht informieren oder informiert haben. Hier muss nach meiner Auffassung ein Paradigmenwechsel stattfinden, zu dem der Begleiter beitragen soll und kann.
te den Menschen, Kinder nicht einfach nur zu be-
Auszüge aus dem Interview im Anhang.
Im Dialog mit Ute Dier
Ute Dier von ProFamilia zur Beratung von Schwangeren und ihren Partnern.
34 Auch das Interview mit der Dipl.-Sozialpädagogin
Förderungen, sondern die schiere Menge an ver-
Ute Dier von ProFamilia diente der vertiefenden
schiedenartigsten Förderungsmöglichkeiten ist
Durchdringung des Themas, jedoch diesmal mit
nicht zu Überblicken. Hinzu kommt, dass es kei-
einem anderen Schwerpunkt.
nerlei einheitliche Auflistung aller Förderungen
Diesmal ging es um die Möglichkeiten und Räu-
und den zu erfüllenden Ansprüchen gibt. Den
me, um werdenden Eltern ihre Ängste vor den
bürokratischen Aufwand, der von jedem Paar
tiefgreifenden Veränderungen zu nehmen, die
bzw. Schwangeren bei jeder Schwangerschaft
auf sie durch eine Schwangerschaft und die Fa-
wiederholt werden muss, um die individuell pas-
miliengründung zukommen. Frau Dier beschreibt
senden Fördermöglichkeiten und die dazuge-
eingehend, wie wichtig es ist, eine gedankliche
hörigen Formulare herauszusuchen, auszufüllen
Verengung wieder zu weiten.
und zu verschicken, ist nicht zu ermessen, ganz
Die vorrangige Erkenntnis des Gesprächs war
zu schweigen von der Überforderung von Men-
das Bewusstwerden der Grenzen eines digitalen
schen, die der deutschen Sprache nur teilweise
Begleiters, der den direkten Kontakt zu helfen-
mächtig sind.
den und beratenden Menschen niemals ersetzen können wird. Wichtig für den Begleiter ist daher, an seinen ‚Grenzen‘ ein ausgefeiltes Eskalationskonzept zu haben. D.h., sobald das System merkt,
„Das ‚Eltern werden‘ ist ein Prozess, der auch über die Geburt hinaus stattfindet.“
dass der User schwerwiegende Fragen oder Pro-
Wenn das Projekt einen ganzheitlichen Ansatz in
bleme nicht mehr selbst lösen kann, sollte es auf
der Begleitung von Paaren verfolgt, dann durften
entsprechende Stellen wie ProFamilia etc. samt
weder ein Eskalationskonzept an den Grenzen
den Kontaktdaten verweisen.
noch eine Unterstützung in bürokratischen Ange-
Das Gespräch sollte darüber hinaus Aufschluss
legenheiten fehlen.
geben, welche finanziellen Unterstützungen häufig in Anspruch genommen werden. Nicht nur kursieren im Internet und in Broschüren und Flyern unterschiedlichste Begriffe für verschiedene
Auszüge aus dem Interview im Anhang.
Im Dialog mit Karin Tinnemeier
Frauenärztin Karin Tinnemeier zum Thema Kinderkriegen.
35 Frau Tinnemeier ist eine weitere Expertin vom
Ein weiterer Punkt, der sich im Gespräch als wich-
Fachgebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
tig herausstellte, ist die schwierige Aufklärung
die zum Thema Kinderkriegen interviewt wurde.
über Pränataldiagnostik (PND). Nicht nur gibt es
Ihre Einschätzungen sind in den Grundzügen ähn-
auf diesem Gebiet stetig neue Diagnostikver-
lich, wie die von Frau Scharrel.
fahren, es mangelt auch an einer übersichtlichen
Auch sie sieht Chancen durch die Veränderungen,
Aufstellung zu den Zeitpunkten und einer guten
die seit den 60er Jahren in der Kinderplanung
Aufschlüsselung, was dort gemacht wird. Hinzu
aufgetreten sind aktiver an einer Risikominimie-
kommt, dass die PND ethisch und moralisch äu-
rung durch präventive Maßnahmen schon vor der
ßerst kontorvers diskutiert wird und sich kaum
Schwangerschaft.
neutrale Informationen zum Themafinden lassen.
Des Weiteren spricht sie eine folgenschwere Ent-
Wichtig, dies betonte Frau Tinnemeier nochmals,
wicklung an, die auch mit der Einführung der Pille
ist, dass Schwangere bzw. werdende Eltern vor
zusammenhängt. Die Tatsache, dass das Durch-
jeder Untersuchung genau wissen sollten, was
schnittsalter von Erstgebärenden im Verlauf der
untersucht wird, welche Konsequenzen ein ggf.
letzten Jahrzente drastisch gestiegen ist führt zu
negativer Befund nach sich ziehen würde und ob
einem erhöhten Risiko von Fehlgeburten und zu
sie die Untersuchung mit diesem Wissen machen
einer sinkenden Wahrscheinlichkeit für das Eintre-
möchten oder nicht.
ten einer Schwangerschaft.
„Ich würde mir als Pränataldiagnostikerin wünschen, dass man die Patientinnen nicht mehr ganz am Anfang des Gedankens abholen muss.“ – Frauenärztin Karin Tinnemeier
Auszüge aus dem Interview im Anhang.
Zusammenarbeit
Workshop Workshop 36
Im Dialog mit Thomas Grimme
Thomas Grimme vom Online-Shop Bleywaren. de im 3tägigen Workshop.
37 Mit dem Kick-Off-Workshop startete die Idea-
Sexualität des Menschen ziehen würde und dies
tionphase des Projekts. Um einen generellen
den Fokus des Begleiters hätte unscharf werden
Überblick über das Thema Kinderkriegen zu be-
lassen. NAch dieser Änderung fand ein kritisches
kommen, gab es ein Briefing mit anschließender
Brainstorming mit dem Titel: „Feine Ideen für
Diskussion, um eventuelle Fragen zu erläutern.
ein gutes Projekt“ statt. Hinterher wurden die Er-
Weiterhin wurden die meist verbreiteten Websi-
gebnisse des Workshops zusammengefasst und
tes, Applications für Smartphones und Bücher etc.
abschließend diskutiert. In den darauffolgenden
studiert und auf ihren Fokus hin analysiert. Mit
Tagen wurde das System mit seinen umrissenen
einbezogen wurden auch die Experteninterviews,
Features einigen Usern vorgestellt und wiederum
um schließlich ein Gesamtbild der momentanen
besprochen.
Situation zeichnen zu können. Es folgte ein freies Brainstorming mit dem Titel: „Große Ideen für ein großes Thema“, welches eine ganze Bandbreite von Ideen hervorbrachte. Anschließend wurden die bereits erwähnten digitalen und analogen Plattformen einer Stärken- und Schwächenanalyse unterzogen, um nochmals zu prüfen, inwieweit das zu entwickelnde System Alleinstellungsmerkmale gegenüber diesen aufzeigt. Nach einer Überarbeitung des ersten Brainstorms und einer Sortierung der Ideen, sowie einer ersten Eingrenzung des Themas – hieß es zu Anfang noch ‚verhüten - schwanger werden - schwanger sein - Familie sein‘ . Das Thema ‚verhüten‘ wurde in einem nächsten Schritt ersatzlos gestrichen, da der Zeitabschnitt sich sonst über die gesamte
„Schwanger werden – schwanger sein – Familie sein“ bilden die drei Kernbereiche des zu entwickelnden Systems. Hauptziel aller Bereiche ist es, ein informativer Begleiter zu sein, der Fargen stellt und beantwortet, zeitlichen Überblick verschafft, ein Verständnis darüber vermittelt, was gerade passiert und was noch auf einen zukommen wird. Dabei können die Einstiegsmöglichkeiten individuell und unterschiedlich sein – ein Bedarf entsteht dann, wenn Fragen auftauchen. Der Begleiter versteht sich als Ergänzung und Vernetzung von bestehenden Systemen.“
Storytelling
Die Personas Personas 38
Greta & Jonathan, Theo & Lore, Volker & seine beste Freundin. Diese sechs fiktiven Charaktere stehen für einen
wurden bzw. mit denen Gespräche geführt wur-
großteil der späteren Nutzer des Begleiters. Sie
den oder die an Umfragen teilgenommen haben.
durchleben und erleben eigene Geschichten, die
Sie basieren jedoch auch auf den gewonnenen
zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten inner-
Informationen aus den Experteninterviews.
halb des Themas Kinderkriegen stattfinden.
Sie werden den weiteren Verlauf des Projekts be-
Um die Personas so realitätsnah wie möglich zu
gleiten und helfen in den unterschiedlichen Be-
erschaffen, orientieren sie sich an tatsächlichen
dienungs- und Anwendungsszenarien stetig die
Personen, die während des Projekts interviewt
Entwürfe zu überprüfen.
„Eine Persona ist eine Designmethode zur realitätsnahen Gestaltung aus dem Bereich der Mensch-Computer-Interaktion. Personas stehen stellvertretend für eine Nutzergruppe, mit konkret ausgeprägten Eigenschaften und einem konkreten Nutzungsverhalten.“ 2
2 Vgl. Wikipedia Personas Stand: 09.07.2014
Vor der Schwangerschaft
Greta & Jonathan
39
Greta (& Jonathan) wünschen sich ein Kind. Greta ist 30 Jahre alt und schon seit vier Jahren
demnächst die Pille, die sie nun schon über zehn
in einer festen Beziehung. Sie hat vor 5 Jahren ih-
Jahre nimmt, absetzen. Doch zunächst möchte sie
ren Abschluss in Politik und Geschichte gemacht.
sich informieren. Ihre größte Angst ist es, dass sie
Nach dem Referendariat ging sie nach Kiel an
gar nicht schwanger werden kann.
die Humboldt-Schule und unterrichtet nun in der
Greta & Jonathan werden über einen längeren
Mittelstufe. Gretas Freund Jonathan ist 32 Jahre
Zeitraum versuchen schwanger zu werden. Greta
alt und arbeitet schon seit geraumer Zeit in der
wird ihre Frauenärztin um Rat bitten. Sie werden
Agentur ‚boy‘ in Kiel.
nach circa 12 Monaten anfangen diverse Unter-
Sie haben sich schon häufig über Kinder unterhal-
suchungen zu machen und schließlich feststellen,
ten. Nun, da beide ein gutes und regelmäßiges
dass bei Jonathan eine Fruchtbarkeitsstörung
Einkommen haben und sie gemeinsam in einer
vorliegt. Sie begeben sich in die Obhut eines Kin-
Stadt zusammenleben, konkretisiert sich der
derwunschzentrums.
Wunsch nach einem eigenen Kind. Greta möchte
In der Schwangerschaft
Theo & Lore
40
Theo & Lore bekommen ein Kind. Theo & Lore sind beide 26 Jahre alt und erst seit ein einhalb jahren in einer festen Beziehung. Sie haben sich in der Ausbildung kennengelernt. Er ist Tischlergeselle und arbeitet in einem kleinen Betrieb in Molfsee, sie hat ihre Ausbildung zur Betriebswirtin gerade abgeschlossen und ist auf der Suche nach einem Job. Theo & Lore wünschen sich beide Kinder, doch eigentlich hätte die Umsetzung dieses Wunsches noch Zeit gehabt. Lore hat sich mit 22 gegen die Pille entschieden, weil sie Sorge hat, dass der ‚Hormoncoctail‘ nicht gut für sie sei und sie zudem damals nicht in einer Beziehung war. Als sie Theo kennenlernte verhüteten sie mit dem Kondom und Lore begann täglich ihre Temperatur zu messen. Mit der Zeit ließen sie das Kondom immer häufiger weg. Sie fühlten sich sicher. Heute ist Lore schon drei Tage drüber. Morgen wird sie einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten.
Begleitung einer Schwangerschaft
Volker & seine beste Freundin 41
Volker (& eine Freundin) seine beste Freundin bekommt ein Kind. Volker ist jetzt 34 Jahre alt und lebt für seine Karriere. Nach einem erfolgreichen Jura- Studium arbeitete er einige Zeit in einer großen Kanzlei in Berlin. Vor einem Jahr gründete er sein eigenes Büro in Kiel und baut sich seither erfolgreich einen eigenen Kundenstamm auf. Gestern rief überraschend seine beste Freundin Laura an. Sie hätte vor ein paar Wochen diesen Typen kennengelernt. Nur ein paar mal haben sie miteinander geschlafen und nun ist sie schwanger. Heute morgen war sie bei ihrem Frauenarzt, der ihr das Ergebnis bestätigte. Laura (36) hat nach dem Abitur eine Ausbildung zur Steuerfachfrau gemacht und anschließend das Jura Studium begonnen. Sie steht kurz vor ihrem Abschluss, weiß nun nicht mehr, was sie machen soll und hofft, dass Volker guten Rat weiß.
Kompanion – dein Begleiter. 42
kmpn
43
Manchmal braucht man jemanden, der einen an die Hand nimmt... der einen herumf체hrt, einem Dinge erkl채rt.
kmpn
44
Entwicklung eines Begleiters
Um einen digitalen Begleiter entwickeln zu kön-
entweder gerade aktiv einen Kinderwunsch be-
nen, der die User über eine mehrere Jahre dau-
treiben, mitten in einer Schwangerschaft stecken
ernde Zeitspanne informieren, aufklären, beraten
oder aber schon eine Familie gegründet haben
und ihnen helfen soll sich zu organisieren, war es
und vor allem auch aus den eigenen subjektiven
zunächst einmal wichtig zu ergründen, welche Be-
Erfahrungen und Erinnerungen ergaben sich ver-
dürfnisse die Menschen während dieser Zeit ha-
schiedene Spezifikationen und Anforderungen,
ben. In zahlreichen Gesprächen mit Personen, die
die das System bedienen sollte.
45
kmpn
46
Das System • In den Umfragen und Gesprächen
Die Personalisierung der Inhalte sorgt für eine
wurde ein Thema besonders hervorgehoben, aus
verbesserte Usability und einen reibungs- und
welchem sich die drei Hauptbestandteile des Sys-
barrierefreieren Umgang mit Aufgaben.
tems ableiten ließen.
Ein weiteres Bedürfniss in den verschiedenen
Historisch gesehen ist das Kinderkriegen ein
Phasen ist die Möglichkeit sich auszutauschen.
äußerst weiblich geprägtes Thema. Der Mann
Die meisten bereits existierenden Foren sind
spielte über Jahrtausende im gesamten Prozess
demgegenüber unmoderiert und undifferenziert.
nur eine untergeordnete Rolle. Im Prinzip lag die
Im dreitägigen Workshop wurde jedoch deutlich,
Hauptaufgabe des Mannes nach der erfolgrei-
dass gerade beim Thema Kinderkriegen Aus-
chen Befruchtung der Frau einzig in der finanzi-
wahlmöglichkeiten gegeben sein sollten, um z.B.
ellen Versorgung der Familie. Alle Aufgaben, die
eine regionale Kommunikation zu ermöglichen.
eine Schwangerschaft und das spätere Großzie-
Einig waren sich alle Gesprächspartner beim The-
hen der Kinder mit sich brachten, wurden von der
ma Beantragung von Fördergeldern. Die passen-
Frau übernommen.
den Formulare zu finden und korrekt auszufüllen
Diese strikte Zweiteilung wird stetig in Frage ge-
empfanden alle Probanden als nervenaufreibend,
stellt und durch den Wunsch vieler werdender
langwierig und vor allem als Problem.
Väter nach mehr Teilhabe und weitreichendere
Das Teilen von Bildern und Texten der werdenden
Einbeziehung in den Prozess verdrängt.
Eltern, um so Familie und Freunde am Prozess
Heutige Paare leben und durchleben den Prozess
des Schwangerseins und Familiewerdens teilha-
einer Schwangerschaft und das heranwachsen ih-
ben zu lassen, brachten vor allem diejenigen zum
rer Kinder gemeinsam.
Ausdruck, die nicht am Prozess beteiligt sind. Das
Der Begleiter versucht auf diese Entwicklung zu
Feature hat somit neben einem Organisationstool,
reagieren, indem er nicht nur für Frauen, sondern
auch und vor allem eine Erinnerungsfunktion.
speziell auch für die Bedürfnisse von Männern
Das Thema Einkaufen wurde in den Gesprächen
konzipiert wurde. Für ein gemeinsames erleben
eher selten angeschnitten, wurde jedoch trotz-
und für die vielen Entscheidungen, die diese Zeit
dem in den Featurekatalog mit aufgenommen, da
mit sich bringt und die in heutigen Beziehungen
das Projekt einen realen Charackter haben sollte
meist gemeinsam getroffen werden, ist es wichtig,
und dies ein ökonomisches Standbein sein könnte.
dass beide am Prozess Beteiligten auf einem ähnlichen Informationsstand sind. Daher können sich
Bei objektiver Betrachtung deckt das Projekt mit
die Paare über das System verbinden, um so über
den Systemspezifikationen und den sechs inhalt-
einen synchronen Newsfeed zu verfügen.
lichen Funktionen das Thema im Rahmen der Möglichkeiten, die die digitale Plattform bietet,
Die Features • Die sechs Features des Systems ergaben sich ebenfalls aus den Gesprächen und den daraus abgeleiteten Bedürfnissen. Die wichtigste Funktion des Systems ist das Sichten, Sortieren, Aufbereiten und Bereitstellen von Informationen. Da das Thema sehr umfangreich ist, ist es naheliegend, die Informationen auf eine Essenz zu beschränken und dem Nutzer eine Basis zu geben, von der aus eine weiterführende Recherche möglich ist. Die Kopplung der Informationen an einen zeitlichen Ablauf beugen zudem einer Überforderung der Nutzer vor.
ganzheitlich ab.
Das System
Shared Timeline Die Shared Timeline ermöglicht es den Nutzern, sich mit einer oder mehreren Personen zu verbinden. Dies dient dem fließenden Austausch von Text, Bild & Video. Zudem brauchen Daten z.B. zum Ausfüllen von Formularen nur einmalig eingegeben werden. Darüber hinaus sind die bereitgestellten Informationen für alle miteinander verbundenen zeitlich synchronisiert.
47
Genderdifferenzierung Die Gestaltung und Informationsebenen unterscheiden zwischen männlichen und weiblichen Nutzern. Bestimmte Informationen erscheinen nur auf der männlichen bzw. weiblichen Seite. Dies soll helfen, genauer auf verschiedene Bedürfnisse einzugehen, was sich zum Beispiel auf bestimmte Informationen beziehen kann.
Kontinuierlicher Newsfeed In der Timeline werden kontinuierlich und in einer zeitlichen Abfolge alle Informationen aufgeführt. Neben den unerlässlichen Infos zum Thema finden sich solche, die durch die Personalisierung erstellt werden, ebenso die Bilder, Texte und Videos, die mit Familie & Freunden geteilt wurden, als auch deren Kommentare. Auch neue Beiträge aus Foren, an denen ich teilnehme und Neuigkeiten von den Shoppinglisten tauchen hier auf.
Die Features
Unerlässliche Informationen Zum Thema schwanger werden // schwanger sein // Familie sein gibt es äußerst viele Informationen und Tipps. Nur einige sind ‚unerlässlich‘. Der Begleiter wird nur Informationen bereitstellen, die dieses Prädikat tragen. Die Einschränkung auf diese Essenz gibt den Nutzern eine Basis, von der aus sie sich weitere Informationen aneignen können. Zudem bildet sie den Mindestsatz an Informationen, die sie vor, während und nach der Schwangerschaft benötigen. Alles,
48
was darüber hinaus geht, kann mit Hilfe von Suchmaschinen schnell gefunden werden.
Personalisierte Informationen Bestimmte Eingaben der Nutzer generiert weiteren Content, der wiederum als ‚unerlässlich‘ bezeichnet werden kann. Im Gegensatz zu den ‚unerlässlichen Informationen‘ ist dieser Content jedoch personalisiert. So werden z.B. mit der Angabe des Wohnorts Informationen zu Hebammen & Gynäkologen, Geburtsvorbereitungskursen, Hospitälern & Geburtshäusern in der Umgebung bereitgestellt. Die Angabe des errechneten Geburtstermins verändert die Liste der benötigten Babysachen je nach Jahreszeit.
Differenziertes Forum Die erste Schwangerschaft, die erste Geburt oder das erste Kind ist für viele ‚unknown territory‘. Viele Entscheidungen müssen gefällt werden, Emotionen wie Ängste, Trauer oder Freude möchte man teilen und diskutieren. Hierfür dient das Forum. Es ist jedoch mehr als ein Gesprächsraum für alle. Bestimmte Bereiche sind geschlechterspezifisch, andere Bereiche sind lokal oder Überregional. Diese Differenzierung gibt manchmal eine benötigte Privatsphäre oder in anderen Fällen bietet sie den Sprung ins Analoge, wenn sich z.B. Nutzer für eine Krabbelgruppe treffen möchten.
kmpn
Formularassistenz In Deutschland gibt es circa 250 verschiedene Fördermöglichkeiten für Familien. Hinzu kommen Fördermöglichkeiten von nichtstaatlichen Institutionen. Nur einige Förderungen sind für alle. Die Nutzer geben in einem einfachen Schritt- für- Schritt- Interface alle benötigten Daten ein und bekommen Erklärungen zu jeder schwierigen Eingabe. Die Verbindung durch das System mit dem Partner oder der Partnerin garantiert, dass jede Angabe nur einmal gemacht werden muss. Zudem kann die Software nach Angaben zu Einkommen etc. ggf. weitere Fördermöglichkeiten heraussuchen.
Teilhabeunterstützung Das ‚Teilhaben lassen‘ von Familie & Freunden an dieser spannenden Zeit ist für viele ein wichtiges Thema. Durch Anlegen einer Emailliste werden Fotos & Texte & Videos ganz einfach und bequem geteilt. Familie & Freunde können die Impressionen kommentieren. Doch nicht jeder kann oder möchte aufs digitale zugreifen. Fotos auszuwählen, sie auf einen externen Server zu laden, von dem sie dann entwickelt und per Post an die angegebene Adresse versandt werden gibt den Nutzern die Möglichkeit, das ‚Teilhaben lassen‘ wieder ein Stück weit ins analoge & persönliche zu übertragen.
Shoppingunterstützung Checklisten helfen beim Zusammenstellen aller benötigten Dinge rund ums Thema Kinder. Mit Hilfe dieser Listen kann ein Warenkorb mit Items erstellt werden, der aus Produkten bestehen kann, die der Nutzer in unterschiedlichen Online- & Offlineshops gefunden hat. Per Email lässt sich der Warenkorb mit Familie & Freunden teilen. Diese können Produkte als „besorgt“ markieren. So findet jeder das richtige Geschenk zu Geburt, Geburtstag, Taufe o.ä. und die Eltern haben den Stand der Besorgungen auf einen Blick.
49
50
Kapitel
51
Theorie & Recherche Inhaltsverzeichnis Verbreitung und Zugänglichkeit von Gesundheitsinformationen vor der digitalen Revolution – 52 Verbreitung und Zugänglichkeit von Gesundheitsinformationen nach der digitalen Revolution – 54 Gesundheitsdaten im Internet – 55 Bedingungen für eine Verbesserung des Angebots von Gesundheitsinformationen im Internet & zur Nutzung der Potenziale des Digitalen – 58 Vom Lernen zum Handeln – 66
Theorie & Recherche
Theorie & Recherche Theory & Research 52
Verbreitung und Zugänglichkeit von Gesundheitsinformationen vor der digitalen Revolution. Die Arbeitsteilung • Schon bei den Jägern und Das Gedruckte • Noch bis vor wenigen Jahren
Sammlern vor gut 17.000 Jahren gab es eine klare
waren die Möglichkeiten des Teilens von Informa-
Hierarchie und eine strikte Teilung der Aufgaben.
tionen und Daten sehr begrenzt und kostspielig.
So ging der männliche Teil der Gemeinschaft
In aufwendigen und resourcenintensiven Ver-
auf die Jagd nach Wildtieren und der Weibliche
fahren wurden Bücher oder Magazine und Zeit-
sammelte wildwachsende Pflanzen. Diese Da-
schriften gedruckt, in Lastwagen, Flugzeuge oder
seinsform ist somit die älteste Wirtschaftsform
Schiffe verfrachtet und um die Welt gefahren, um
der Menschheit und auch wenn heute kaum noch
schließlich zu hohen Preisen einer kleinen Klien-
Gemeinschaften von Jägern und Sammlern zu fin-
tel zur Verfügung zu stehen. Der Mensch baute
den sind, so hat sich ihre Arbeitsteilung doch bis
riesige Bibliotheken, die am Ende doch nur einen
heute erhalten und ist durch eine kontinuierliche
kleinen Ausschnitt an Daten abbilden konnte, die
Spezialisierung der Menschen diversifizierter und
täglich durch den Menschen geschaffen wurden.
ausgeprägter denn je.
Stetiges Aussortieren und Neuanschaffen soll-
Der Ökonom Adam Smith beschreibt in seinem
te garantieren, dass die vorhandenen Bestände
1776 erschienenen Buch ‚The Wealth of Nations‘
nicht zu sehr veralten und die Daten in den langen
drei wesentliche Gründe, warum der Prozess
Regalen immer Up-To-Date sind.
der Aufteilung von Arbeit die Produktivität steigert. Zum einen fördert die Spezialisierung die
Das Gepresste • Mit dem Aufkommen von Per-
Geschicklichkeit des Einzelnen, weil er sich auf
sonal Computern sollte sich diese Situation erst
jenen Teil konzentrieren kann, der ihm am meis-
langsam und dann dammbruchartig ändern.
ten liegt. Einen weiteren Grund nennt Smith in
Mancher mag sich noch an die multimediale En-
der Zeitersparnis und als Dritten den schnelleren
zyklopädie Encarta von der Firma Microsoft erin-
technischen Fortschritt, da der Spezialist auf ei-
nern, die 1993 als Paket, bestehend aus zahlrei-
nem Gebiet einzelne verbesserungswürdige Teile
chen CD-ROMs auf den Markt kam und jährlich
schneller erkennt und leichter weiterentwickeln
up gedatet werden konnte. Dies ist eines von
kann.
vielen Beispielen, wodurch zwar die aufwendige
Die Teilung von Arbeit ist äußerst effektiv, kann
Produktion von Drucksachen umgangen werden
jedoch nur durch das Zusammenwirken der ein-
konnte, doch das Kernproblem war damit noch
zelnen Akteure funktionieren. Durch die zwin-
nicht gelöst. Denn auch Encarta und all die ande-
gende Kooperation entstehen somit enorme Ab-
ren Produkte, die via CD-ROM oder Disketten Da-
hängigkeiten. Ein Beispiel für den Verlust dieser
ten vertrieben, waren nur einer kleinen Anzahl an
Selbstständigkeit läst sich bei einem Arztbesuch
Menschen zugänglich und sehr bald schon nicht
beobachten.1//2
mehr auf dem aktuellen Stand. Über die Arbeitsteilung in unserer Gesellschaft.
Theory & Research
Der Mediziner • Das Berufsbild des Arztes zeigt sehr deutlich welche Auswirkungen die Arbeitsteilung in einem äußerst komplexen Wissensgebiet hat. Der Beruf des Mediziners ist heute in mehr als 60 Fachgebiete mit dazugehörigen Zusatzqualifikationen und Spezialisierungen unterteilt.3 Jeder Arzt und jede Ärztin ist immer auch ein Spezialist auf einem ganz spezifischen Gebiet. So gibt es zum Beispiel in der Gynäkologie die Schwerpunkte Pränatalmedizin, zur Untersuchung des ungeborenen Kindes und der Schwangeren, Urogynäkologie, die sich mit Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Lageveränderungen der Genitalorgane beschäftigt, Kindergynäkologie,
„Das Autoritätsgefälle hatte seine Wurzeln im Wissensmonopol der Ärzteschaft & gewährleistete dem Arzt die ausschließliche Entscheidungsmacht über Indikation und Intervention, während sich der Patient diesen Entscheidungen als im Wortsinne erduldender, unmündiger und passiv leidender Kranker zu fügen hatte“ 6 „Die Profession beansprucht Autonomie über den Inhalt ihrer Arbeit aufgrund des objektiven und zuverlässigen Charakters ihres Fachwissens, das, wie sie behauptet, so kompliziert (...) ist, dass nur richtig Ausgebildete es kennen und bewerten können“ 7
die sich mit angeborenen und entwicklungsbe-
Durch
dingten gynäkologischen Störungen im Kindes-
herrscht auf Seiten des Patienten häufig nur noch
und Jugendalter beschäftigt, Senologie, die Er-
ein Gefühl des Ausgeliefert- und nicht Ernstge-
krankungen der weiblichen Brust behandelt und
nommenseins. Eine selbstbestimmte Entschei-
die Minimal-invasive Chirurgie, die besondere Fä-
dung über den Fortgang der Behandlung bzw.
higkeiten in der laparoskopischen Chirurgie und
Betreuung ist in diesem verunsicherten Zustand
Hysteroskopie voraussetzt und seit kurzem noch
kaum möglich.8
durch die Duktoskopie ergänzt wird.4
Doch dieses zerrüttete Kooperationsverständnis
das
entstehende
Informationsdefizit
Die immer feinere Spezialisierung bringt große
und -verhältnis sollte durch das Aufkommen ei-
Vorteile mit sich, die sich in einer stetig verbes-
nes neuen Mediums grundlegend hinterfragt und
serten Behandlung der Patienten, hervorgerufen
verändert werden – das Internet.
durch schnellere Innovationszyklen in der Medizin, manifestiert. Die Nachteile der Spezialisierung finden sich jedoch in der Kooperation, die der Arzt mit dem Patienten eingehen muss, um eine bestmögliche Behandlung zu garantieren. Menschen kommen immer dann mit dem Gesundheitssystem in Kontakt, wenn sie entweder
1 Vgl. Wikipedia Jöger und Sammler, Stand: 15.07.2014
5 Vgl. Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001 S. 5-6
2 Vgl. Wikipedia Arbeitsteilung, Stand: 15.07.2014
6 Vgl. Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001 S. 8
3 Vgl. Medi-Jobs Jobangebote für Ärzte, Stand: 16.07.2014
7 Schmidt-Kaehler,S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 10
4 Vgl. Wikipedia Gynäkologie, Zusatzqualifikation in der Gynäkologie, Stand: 16.07.2014
8 Schmidt-Kaehler,S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 1
krank sind oder hilfe benötigen. Sie sind dann auf der Suche nach einem Mediziner, der Abhilfe schaffen kann und begeben sich damit in eine Kooperationsgemeinschaft, denn der Arzt ist für die vollständige Aufklärung des Patienten über die zugrundeliegende Erkrankung, die verschiedenen Diagnostikverfahren und jegliche therapeutische Maßnahmen zuständig, damit der Patient eine selbstständige Entscheidung über den weiteren Behandlungsverlauf fällen kann.5 Dem steht jedoch diametral die dem Arzt zur Verfügung stehende Zeit gegenüber, die für eine umfassende Aufklärung und eventuelle Fragen des Patienten meist viel zu kurz bemessen ist. Hinzu kommt, dass die Interessen der Patienten in der Vergangenheit eher als nebensächlich abgetan wurden.
53
Theorie & Recherche
54
Verbreitung und Zugänglichkeit von Gesundheitsinformationen nach der digitalen Revolution. Das Web 2.0 • Als das Internet in seiner zweiten Das Web 1.0 • Als Web 1.0 wird heute die erste
Phase um die Möglichkeiten der Interaktion und
Phase des Internets bezeichnet. Charakteristisch
Kollaboration erweitert wurde und die Nutzer von
waren die statischen Seiten, die sich als reine In-
reinen Konsumenten zu Prosumenten aufstiegen,
formationsangebote ohne jegliche Möglichkeit
veränderte sich auch die Sicht auf das Internet.
der Interaktion verstanden. Weder konnten die
Informationen konnten nun von den Benutzern
Nutzer Kommentare hinterlassen noch konnten
selbst erstellt, bearbeitet und verteilt werden.
sie aktiv den Inhalt verändern, beeinflussen oder
Dies ließ die Menge an Daten einerseits quanti-
gar Inhalt auf bestehenden Seiten generieren.
tativ, aber auch qualitativ enorm steigen. So ist
Trotzdem breitete sich das Internet rasend schnell
es nicht verwunderlich, dass 2007 circa 97% aller
aus. Liefen 1993 nur circa 1% aller Informations-
weltweit ausgetauschten Bits & Bytes über das
flüsse über das Internet, waren es im Jahre 2000
Internet verschickt wurden und bis heute mehr
schon mehr als 50%.
als 2,5 Milliarden Menschen Zugang zum Inter-
9
net haben und dieses regelmäßig nutzen.10 Die Möglichkeiten des Web 2.0 führten auch und vor allem dazu, dass die Kosten für die Verbreitung von Informationen extrem gesunken sind und die Anzahl an vorhandenen Informationsquellen stark gestiegen ist.
9, Vgl. Wikipedia Geschichte des Internets, Stand: 16.07.2014
Theory & Research
Gesundheitsdaten im Internet Der Prosument • Als ein Prosument wird ein Verbraucher bezeichnet, der gleichzeitig auch ProDie Verbreitung • Die Suche nach Gesundheits-
duzent ist. Durch die Möglichkeiten des Web 2.0
informationen im Internet ist sehr Verbreitet.
sehen sich viele Menschen zum ersten Mal in die
Einer Studie zufolge schauten 60-80% aller US-
Lage versetzt, eigenständig nach für sie gesund-
Amerikaner in den Jahren 2008 und 2009 im In-
heitsrelevanten Informationen zu suchen, sich mit
ternet nach Informationen, die ihre Gesundheit
Hilfe des Social Web mit anderen zu verbinden
betrafen. Sie befassten sich dabei nicht nur mit
und ihre Erfahrungen, ihre subjektive Expertise
professionellen Gesundheitswebsites, sondern
und die eigenen Bedürfnisse zu teilen, was wiede-
auch mit Bewertungsseiten, Gutachten und Kom-
rum andere dazu zu ermutigt, darauf zu antwor-
mentare von anderen Nutzern, Sozialen Netzwer-
ten.
ken, Akademischen Journalen und Blogs.11 Und auch in Deutschland wächst die Zahl der
Die Probleme • Die Probleme, die die Bereitstel-
Menschen, die bei Gesundheitsfragen auf das
lung von Gesundheitsinformationen im Internet
Internet zurückgreifen. In einer bevölkerungsre-
mit sich bringen, sind vielfältig.
präsentativen Umfrage gaben 63,5% der Befrag-
Zum einen birgt die unglaubliche Menge an In-
ten an, nach Informationen im Internet gesucht zu
formationen das Risiko, den Patienten schlicht zu
haben. 90,3% suchten nach generellen Informati-
überfordern. Es gibt Suchanfragen, die Millionen
onen, 40,8% wiederum tauschten sich in Selbst-
von Ergebnissen liefern, jedoch keine Aussage
hilfeforen aus.
darüber tätigen, ob sich hinter den angegebenen
Doch nicht nur die Nutzerzahlen sind enorm hoch,
Links validierte Informationen oder subjektive
die Informationsangebote sind ebenso zahlreich.
Anekdoten von anderen Betroffenen befinden.
Eine Google Suche nach dem Begriff ‚Gesund-
Zudem ist die Motivation der Suchenden oft nur
heit‘ liefert 78 Millionen Ergebnisse, ‚Schwanger-
von kurzer Dauer. Finden sich nicht die passen-
schaft‘ ergibt innerhalb von 0,18 Sekunden über
den Informationen unter den ersten Treffern ihrer
41 Millionen Ergebnisse, ‚Geburt‘ 14,4 Millionen
Suche, sinkt die Motivation rapide.13
und zum Thema ‚Pränataldiagnostik‘ bietet Goog-
Eines der größten Probleme ist jedoch die un-
le immerhin noch 760.000 Treffer.
genügende
Das Internet ist somit im Verlauf der letzten Jah-
Gesundheitsinformationen. Verschiedene Stu-
re ein wichtiger Ratgeber in Gesundheitsfragen
dienanalysen ergaben, dass ein Großteil der Ge-
geworden, der mit seinen Informationen das Ge-
sundheitswebsites unvollständige bis fehlerhafte
sundheitsverhalten und die Einstellung der Men-
Informationen bereitstellen, Artikel unverständ-
schen mit beeinflusst.12
lich geschrieben und von Fachtermini durchzo-
Qualität
vieler
bereitgestellter
55
Theorie & Recherche
56
gen sind. Websites sind z.B. von Pharmafirmen
nicht selten zu einem massiven Informationsdefi-
gesponsort oder profitorientiert und die Informa-
zit auf Seiten des Patienten, zu Verunsicherungen
tionen sind interessengeleitet oder haben betrü-
und Ängsten. Der Patient war bisher nicht in der
gerischen Hintergrund.
Lage, adäquat auf dieses Defizit zu reagieren,
Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn zwar die
was wiederum bedeutete, dass sie den ärztlichen
Qualität der Informationen hoch ist, sie jedoch
Anweisungen blind vertrauen und folgen muss-
nicht zu der individuellen Situation und Diagnose
ten. Gut informierte Patienten können dieses
des Nutzers bzw. des Patienten passen.
Ungleichgewicht jedoch wieder ausgleichen. Sie
Darüber hinaus sind Diagnosen meist nicht sehr
können wieder eine aktivere Rolle in der Errei-
eindeutig, sondern bestehen aus einem Zusam-
chung ihrer Gesundheitsbedürfnisse spielen.
menhang von verschiedenen Erkrankungen, was
Und auch der Arzt kann von einer erstarkten Mün-
die Möglichkeiten für das Finden einer adäquaten
digkeit der Patienten profitieren. Nicht selten
Antwort bzw. passender Informationen im Netz
muss der Mediziner im Patientengespräch bei
noch erschwert.
der Erläuterung der möglichen Diagnose- und
Trotz all dieser und noch weiterer minderschwe-
Behandlungsverfahren bei Null anfangen. Konnte
rer, aber nicht genannter Probleme sind die Po-
der Patient mit Hilfe von Gesundheitsinformatio-
tenziale von frei zugänglichen Gesundheitsinfor-
nen aus dem Internet das Gespräch vorbereiten,
mationen im Internet riesig.
bleibt mehr Zeit, z.B. auf eventuelle Fragen be-
„Gesundheit wird häufig auch als das ‚höchste Gut’ bezeichnet und so ist es keineswegs verwunderlich, dass sich die Menschen mit Fragen von Gesundheit und Krankheit auseinandersetzen und ein großes Interesse an einschlägigen Informationen zeigen.“ 14
züglich eines speziellen Problems oder einer Behandlung einzugehen. Ein wissender Patient wird so zu einem Koproduzenten im eigenen Behandlungsprozess. Er kann eigene Präferenzen, Vorstellungen und Wünsche einbringen und die so wichtige Kooperation zwischen Behandelndem und Behandeltem führt schließlich zum so genannten ‚Shared Decision Making‘, welches als Idealmodell für die Arzt-Pa-
Die Potenziale • Das Gesundheitswesen zu refor-
tienten Beziehung gilt.
mieren ist eine fast unmögliche Aufgabe, die we-
Ein weiteres Feld, auf dem das Internet Potenziale
der die Politik noch aus dem Gesundheitswesen
eröffnet, ist der Patient als Bewerter des Gesund-
selbst heraus geschehen kann. Der Sektor mit all
heitssystems. Der Patient hat eine ganz eigene
seinen Organen, Organisationen, Verwaltungs-
Sicht auf das System, die den Involvierten ver-
strukturen, Steakholdern und Mitarbeitern ist
schlossen bleibt. Sie sind zum einen, wie schon
hochkomplex und Gesundheitsdienstleistungen
beschrieben, Experten ihrer eigenen Gesundheit
wenig transparent. Doch die neuen Medien, allen
bzw. Krankheit & nur sie können authentisch über
voran das Internet und seine Nutzer, sowie die
ihren Zustand berichten. Zum anderen können sie
verfügbaren Informationen führen schon heute zu
über die tatsächliche Realisierung „der allgemein
einem Aufbrechen überkommender Strukturen.
angestrebten Verzahnung“15 der verschiedenen
Und die Potenziale sind enorm.
Gesundheitssektoren Auskunft geben.
Wie schon erwähnt, haben die Bürger ein hohes Interesse an qualitativ hochwertigen Gesundheitsinformationen. Die Möglichkeiten, die Menschen durch valide Informationen auf glaubwürdigen Websites zu einem präventiven Handeln zu bewegen sind immens. Doch nicht nur auf dem Gebiet der Prävention bieten frei zugängliche Gesundheitsinformationen große Potenziale. Die Zeit, die Ärzten und Medizinern zur Information, Aufklärung und Beratung der Patienten zur Verfügung steht, ist knapp bemessen. Dies führt
„The empowered patient (...) will spread worldwide, disturbing the power structure of medicine (...). The Internet will encourage this trend. (...) Patients will no longer uncritically accept the wisdom of their physicians” 16
Theory & Research
Die Patientenperspektive ist eine Kompetenz, die zu einer Verbesserung und somit zu einer patientenfreundlicheren Ausrichtung des Gesundheitssektors führen kann.18 Gleiches gilt bei der Bewertung und Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationen im Internet.
„Patienten haben in den Institutionen der gesundheitlichen Versorgung einen Einblick in den gesamten Behandlungsprozess und somit einen umfassenden Gesamteindruck, nicht zuletzt von den Schnittstellen zwischen Versorgungseinrichtungen, aber auch innerhalb der Einrichtungen. Diese Eindrücke können die Professionellen, die in der Regel nur ihren speziellen Arbeitsbereich überblicken, nicht erfassen. Deshalb sind Informationen von Nutzern eine wertvolle Hilfe bei der Definition von Schwachstellen.“ 17
57
10 Vgl. Wikipedia Web 2.0, Stand: 16.07.2014
13 Vgl. Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2011, S. 47
16 Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001, S. 21
11 Vgl. Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2001, S. 45
14 Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 9
17 Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001, S. 21
12 Vgl. Eichenberg, C. & Malberg, D. Gesundheitsinformationen im Internet, 2011, S. 128
15 Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 1
18 Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001, S. 21-22
Theorie & Recherche
58
Bedingungen für eine Verbesserung des Angebots von Gesundheitsinformationen im Internet & zur Nutzung der Potenziale des Digitalen.
Die Einführung • Wie beschrieben, bietet die momentane Lage der frei zugänglichen Gesundheitsinformationen im Internet noch einigen Spielraum zur Verbesserung, damit die möglichen Potenziale die sich daraus ergeben und noch ergeben könnten, voll ausgeschöpft werden können. Es lassen sich aus den Arbeiten von Dierks, Metzger & Flanagin, Broderick, Devine, Langhans, Lemerise, Lier & Harris sowie Schmidt-Kaehler, Eichenberg, Malberg & Urban drei grundsätzliche Strategien zur Optimierung ableiten. An erster Stelle steht die Verbesserung der Möglichkeiten, die dem Nutzer zu Verfügung stehen, um qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen aus dem enormen Angebot zu finden (Der Zugang). An zweiter Stelle sind die Maßnahmen zu nennen, die es dem Nutzer ermöglichen sollen, Informationen zu finden und zu interpretieren, die zu seiner ganz persönlichen Situation und seinen Bedürfnissen passen (Die Relevanz). Die dritte und vielleicht wichtigste Strategie, um die Potenziale zu nutzen ist die Qualitätssteigerung bzw. -sicherung der angebotenen Informationen (die Glaubwürdigkeit). 20 Im folgenden sollen diese drei Strategien genauer beleuchtet werden.
„Basis für das autonome Handeln von Menschen im Umgang mit Gesundheit, Krankheit und den Einrichtungen, die für die Wiederherstellung oder Erhaltung der Gesundheit verantwortlich sind, ist ein qualitativ hochwertiges, umfassendes, für Laien verständliches & leicht verfügbares Informationsangebot. Gesundheitskommunikation bezeichnet in diesem Zusammenhang den direkten, durch Sprache und Interaktion vermittelten und den indirekten, durch technische Medien vermittelten Austausch von Wissen, Meinungen & Gefühlen.“ 19
Theory & Research
59 Schmidt-Kaehler beschreibt verschiedene AnDer Zugang • Wichtigste Voraussetzung, um
sätze zur möglichen Strukturierung des Ange-
überhaupt Zugang zu Gesundheitsinformatio-
bots. So sollen z.B. „spezielle Suchmaschinen
nen im Internet zu haben, ist der Zugang zum
zum Thema Medizin und Gesundheit“25 etabliert
Internet selbst. Wie bereits erwähnt ist die Zahl
werden, die das Internet nur im Hinblick auf me-
der Bundesbürger, die das Internet regelmäßig
dizinrelevante Informationen durchsucht und die
nutzen, schon sehr hoch (73%). Bei europäischen
restlichen Ergebnisse herrausfiltert. Sogenannte
Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter
Gateways und Gesundheitsportale könnten das
zwischen 16 & 34 Jahren liegen die Nutzerzahlen
vorhandene Informationsangebot im Internet auf
bei über 97%. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass
einer Seite sammeln, sortieren und aufbereiten,
nicht mehr nur der PC Zuhause internetfähig ist,
so dass Nutzer ein ‚Sprungbrett‘ haben, von dem
sondern sich auch mit Smartphones und Tablets
aus ihre Suche beginnt. Neben Ratschlägen des
Informationen aus dem World Wide Web abrufen
unmittelbaren Umfelds, Patientenberatungsstel-
lassen. Die Verbreitung tragbarer Geräte mit mo-
len und Internetcafés für Patienten wird die Ent-
bilem Internet liegt in der Altersgruppe der 16 -
wicklung von speziellen Filtersystemen und Soft-
34 jährigen bei über 80%.
ware vorgeschlagen. Dies scheint besonderes für
21//22
Der Zugang zum Internet ist somit kein nennens-
die vorliegende Arbeit zur Entwicklung eines Be-
wertes Problem. Schmidt-Kaehler nennt in seiner
gleiters spannend und relevant.26
Dissertation ‚Gesundheitsberatung im Internet‘
Der Zugang von Nutzern zu Gesundheitsinforma-
vielmehr die mangelnde Möglichkeit bzw. Fähig-
tionen hängt jedoch nicht nur von der Auffind-
keit der Nutzer, mit den vorhandenen Strukturie-
barkeit, sondern auch von der Verständlichkeit
rungs hilfen „die Spreu vom Weizen zu trennen“23,
im Sinne der Bedienbarkeit und Gestaltung des
also qualitativ hochwertige Angebote zu finden
Angebots und in der Möglichkeit des Nutzers, die
und sie von qualitativ minderwertigen Angebo-
Informationen an sich zu verstehen und zu inter-
ten unterscheiden zu können. Der Umgang von
pretieren, ab. 27//28
Menschen mit der Informationsflut, die sie z.B.
Broderick, Devine, Langhans, Lemerise, Lier &
beim Googlen vorfinden, wird nochmal wichtiger,
Harris definieren für die Gestaltung und Verständ-
wenn man bedenkt, dass von den Ratsuchenden
lichkeit
häufig das so genannte ‚Satisficing‘ (Satisficing
Sechs-Punkte Plan29:
ist ein Begriff der Entscheidungstheorie und bezeichnet die Strategie, in einer Entscheidungssituation nicht nach der optimalen Lösung zu suchen, sondern sich mit der erstbesten Möglichkeit zu begnügen, die den angestrebten Zweck erfüllt.24) angewandt wird.
von
Gesundheitsapplikationen
einen
Theorie & Recherche
Sechs- Punkte Plan für die Gestaltung und Verständlichkeit von Gesundheitsapplikationen
60 1. Learn About Your Users - Identify your users. Who are they? - What are they trying to do? And why? - Engage users in the design process.
2. Write Actionable Content - Put the most important information first. - Describe the health behavior—just the basics. - Stay positive and realistic. - Provide specific action steps. - Write in plain language. 3. Display Content Clearly
4. Organize and Simplify - Create a simple and engaging home page. - Use labels that reflect words your users know. - Enable easy access to home and menu pages. - Make sure the “ back” button works. - Use linear information paths. - Include simple search and browse options. - Integrate with other apps (e-mail, calendar, maps)
5. Engage Users - Include printer-friendly tools and resources. - Simplify screen-based controls and enlarge buttons. - Include interactive content that users can tailor. - Incorporate audio and visual features. - Explore new media.
- Limit paragraph size. Use bullets and short lists. - Use meaningful headings. - Use a familiar font in at least 12-point type. 6. Evaluate and Revise Your Site - Use white space and avoid clutter. - Recruit users with limited skills. - Keep content in the center of the screen and above the fold. - Choose experienced moderators. - Label links clearly. - Test comprehension in multiple ways. - Use images that facilitate learning. - Consider user engagement and self-efficacy. - Use bold colors with contrast. Avoid dark backgrounds. - Create plain-language testing documents. - Make your site accessible to people with disabilities.
Theory & Research
61
19 Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001, S. 119
23 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 90
27 Broderick, J., Devine, T., Langhans, E., Lemerise A.J., Lier, S. & Harris L. Designing Health Literate Mobile Apps, Institute of Medicine. 2014, S. 2
20 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 82
24 Wikipedia Satisficing (Entscheidungsfindung), Stand: 18.07.2014
28 Vgl. Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2011, S. 48
21 Vgl. Statistik Austria Computernutzerinnen oder Computernutzer, 2013
25 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 91
29 Broderick, J., Devine, T., Langhans, E., Lemerise A.J., Lier, S. & Harris L. Designing Health Literate Mobile Apps, Institute of Medicine. 2014, S.3-4
22 Vgl. Statistik Austria Personen nutzen tragbare Geräte für den mobilen Internetzugang außerhalb des Haushalts oder außerhalb der Arbeit, 2013
26 Vgl. Schmidt-Kaehler, S. Gesundheitsberatung im Internet, 2005, S. 89 ff.
Theorie & Recherche
„The concept of relevance has a long history in the field of information science, which argues that information is judged as useful by the extent to which it is relevant to an information seeker’s search goals.“ 30
Die Glaubwürdigkeit • Glaubwürdigkeit kann als wichtigstes Kriterium angesehen werden, das Gesundheitsinformationen im Internet und darüber hinaus erfüllen müssen, um ihrem Zweck, den Nutzer zu informieren, zu beraten, aufzuklären oder vorzubereiten, zu dienen. Sie hängt entscheidend
62
Die Relevanz • Nutzer, die auf der Suche nach
vom Vertrauen ab, welches der Nutzer in die be-
Gesundheitsinformationen sind, haben bestimm-
reitgestellten Informationen und Angebote hat.
te, ihre Krankheit oder Gesundheit betreffende
Je vertrauenswürdiger eine Quelle ist desto grö-
Bedürfnisse. Ein Angebot wird von ihnen danach
ßer sind die Chancen, die Haltung oder das Ver-
bewertet, inwieweit sich die Informationen mit ih-
halten des Nutzers verändern oder beeinflussen
ren Bedürfnissen decken bzw. diese Bedürfnisse
zu können. Je weniger der Nutzer der Qualität
befriedigen. Eines der schwierigsten Momente ist
und Relevanz einer Information glaubt desto eher
somit, aus den unzähligen angebotenen Informa-
wird er sich gegen sie entscheiden bzw. sich von
tionen die richtigen und passenden herauszusu-
ihr nicht oder nur kaum beeinflussen lassen.
chen bzw. zu finden.
Es lassen sich nach Metzger & Flanagin zwei ver-
Doch die Relevanz, die ein Nutzer den gefunde-
schiedene Bereiche definieren, die Grundlage für
nen Informationen beimisst, hängt noch von ei-
das Urteil des Nutzers über eine Information sind.
nem weiteren, wichtigen Kriterium ab. Denn auch
Einerseits objektive Kriterien, wie die Professiona-
wenn die Informationen den Bedürfnissen des Su-
lität der Quelle, Verständlichkeit, Vollständigkeit
chers entspricht, ist es der Glaube in die Relevanz
und Genauigkeit. Andererseits subjektive Krite-
für die persönlichen gesundheitlichen Umstände,
rien, wie die Anmutung und Gestaltung der In-
der die Information für den Nutzer als wichtig ein-
formationen, Übereinstimmung mit der eigenen
stufft. Das heißt, dass die Relevanz nicht nur da-
Meinung und die allgemeine soziale Anerken-
von abhängig ist, wie gut eine Information zu der
nung, die die Informationen oder das Angebot
Suchanfrage des Nutzers passt oder wie qualita-
erhalten hat.31
tiv hochwertig die Informationen sind, sondern
Wie schon beschrieben, kann die Nutzung der In-
immer auch und vor allem von der subjektiven
teraktionsmöglichkeiten des Internets und seiner
Beurteilung.
User zur Erhöhung der Relevanz und somit auch
Die subjektive Beurteilung ist stark mit der Mög-
der Glaubwürdigkeit beitragen.
lichkeit des Nutzers zur korrekten Interpretation der Informationen verbunden. Metzger & Flanagin beschreiben in ihrer Arbeit ‚Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information‘ einen Weg, um bereits hochwertige Informationen durch das Mittel der Partizipation für den Nutzer relevanter zu machen. So sollen die User, die häufig
„Metzger, Flanagin, and Medders noted that traditional credentialed expertise is currently challenged by the ability of the Internet and Web 2.0 ‚to aggregate individuals’ experiences or opinions, pool their information, and identify the expertise of ‘nonexperts’ based on specific or situated knowledge’‘’ 32
persönliche Erfahrungen z.B. mit einer bestimm-
Um objektive Qualitätskriterien für Anbieter von
ten Behandlungsmethode oder Krankheits- bzw.
Gesundheitsinformationen zu entwickeln, wurden
Betreuungssituation gemacht haben, durch ihr
verschiedene Projekte gegründet, die jeweils ei-
Feedback und Bewertungen zur verbesserten
gene, sich größtenteils deckende Vorgaben und
Nutzbarkeit und Relevanz der Informationen für
Codes erstellt haben.
andere Nutzer beitragen.31 Diese Rückkopplung hat zudem noch einen weiteren wichtigen und entscheidenen Nebeneffekt. Sie erhöht die Glaubwürdigkeit.
Theory & Research
Auf der Website der Health On the Net Foun-
Das Forum stellt für die Erreichung dieses Ziels 10
dation lässt sich der ‚HON-Code of Conduct‘
Transparenzkriterien auf, die nach wissenschaft-
einsehen, der in acht Punkten genaue Qualitäts-
lichen Gesichtspunkten erarbeitet sind und über
standards für Gesundheitsinformationen im Netz
die folgenden Punkte informieren sollen36 :
beschreibt33: An erster Stelle steht die Sachverständigkeit. Somit müssen auf einer Website, die Gesundheitsinformationen anbietet, immer die Qualifikationen des Verfassers angegeben werden. An zweiter Stelle des HON-Codes steht die Komplementarität, h.h, die Informationen sollen der Arzt-Patienten-Beziehung dienen und diese unterstützen. Der Datenschutz steht an dritter Stelle und besagt, dass alle vom Nutzer eingegebenen persönlichen Daten geschützt und vertraulich behandelt
1. Die Anbieter 2. Zweck und Zielgruppe(n) der angebotenen Information 3. Die Autoren und Informationsquellen 4. Die Ersterstellung, Aktualität und geplante Pflege der Inhalte und Daten 5. Möglichkeit für Rückmeldungen seitens der Nutzer 6. Verfahren der internen Qualitätssicherung
werden müssen. Die Angabe der Quellen der veröffentlichten Informationen sowie des Datums medizinischer und gesundheitsbezogener Seiten steht unter dem Begriff Zuordnung an vierter Stelle.
7. Trennung von Werbung und redaktionellem Beitrag 8. Finanzierung und Sponsoren
Darüber hinaus müssen alle Behauptungen bezüglich Nutzen und Effizienz belegbar sein. An sechster Stelle steht die Transparenz, die fordert, dass die Website mit zugänglichen Darstellungen arbeitet und eine Emailadresse für den direkten Kontakt vorhanden und einfach aufzufinden ist. Zudem besagt der HON-Code, dass alle Finanzierungsquellen offengelegt und einsehbar sein müssen. Der letzte Punkt betrifft die Werbepolitik der Website. Alle Werbeinhalte sollen somit klar von redaktionellem Inhalt unterscheidbar sein. Das
‚Aktionsforum
Gesundheitsinformations-
system’ (afgis), ein Projekt aus Deutschland „ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Verbänden, Unternehmen und Einzelpersonen, der sich als Qualitäts- und Qualifizierungsnetzwerk versteht.“34
„Die afgis-Transparenzkriterien helfen Anbietern von Informationen im Internet, ihr Webangebot so zu gestalten, dass Nutzer des Angebots die Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit der Informationen besser beurteilen können.“ 35
9. Kooperationen und Vernetzung 10. Datenschutz, Datenübermittlung und Datenverwendung
63
Theorie & Recherche
Sehr umfangreich ist der ‚Qualitätskriterienkatalog für elektronische Publikationen in der Medizin‘ der ‚Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V.‘, Er beschreibt äußerst detailliert die Anforderungen, die ein Angebot von Gesundheitsinformationen, digital und analog, erfüllen sollte, um die drei Kriterien des Zugangs, der Relevanz und der Glaubwürdigkeit und somit die möglichen Potenziale von solchen Informationen optimal zu erfüllen und zu nutzen. Aufgrund der Ausführlichkeit des Katalogs und der
64
hohen
thematischen
Überschneidungen
möchte ich hier auf eine Auflistung verzichten und verweise auf den Link zum Internetangebot (siehe Fußnote 37). In ihrer Arbeit ‚Patientensouverenität - Der autonome Patient im Mittelpunkt‘ von Marie-Luise Dierks stellt sie zusammenfassend nochmals einen 9 Punkte Katalog für gute Gesundheitsinformationen auf38:
Gute Gesundheitsinformationen, unabhängig, ob sie in einer direkten oder indirekten Weise vermittelt werden, sollten folgende Kriterien erfüllen: •
Sich an dem möglichst evidenz-basierten „State of the Art“ der jeweiligen Interventionsoptionen orientieren und damit klinisch relevant, aktuell und sachlich korrekt sein
•
Die Risiken einer Behandlung aufzeigen
•
An den Fähigkeiten und Bedürfnissen der verschiedenen Zielgruppen orientiert sein
•
Alle wesentlichen Pro- und Contra-Argumente für die Durchführung einer medizinischen Maßnahme beinhalten
•
Einfach und über verschiedene Medien kostengünstig erreichbar sein
•
Über niedrigschwellige Multiplikatoren verständlich disseminiert werden
•
Deutliche Hinweise auf Sponsoren bzw. mögliche eigene Interessen der Verfasser enthalten
• Über mögliche (Behandlungs-) Alternativen informieren Bei schriftlichen Materialien bzw. Internetauftritten: •
Deutliche Hinweise auf den Verfasser der Information enthalten
Theory & Research
65
30 Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2011, S. 48
33 Healthonnet Der HON-Code in Kürze, 1997, Stand: 20.07.2014
36 Afgis e.v. Transparenzkriterien, 2013, Stand: 20.07.2014
31 Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2011, S. 49-52
34 Afgis e.v. Gemeinsam für Qualität, 2013, Stand: 20.07.2014
37 www.imbi.uni-freiburg.de/ medinf/gmdsqc/d.htm, Stand: 02.07.2014
32 Metzger, M.J. & Flanagin, A.J. Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, 2011, S. 49
35 Afgis e.v. Transparenzkriterien, 2013, Stand: 20.07.2014
38 Dierks, M.L. Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, 2001, S. 118-119
Theorie & Recherche
66
Vom Lernen zum Handeln Die Emotionen • Lernt der Nutzer durch das AnDie Einführung • Wie wichtig die Verbreitung
eignen von für ihn relevanten Gesundheitsinfor-
und Nutzung von Gesundheitsinformationen zur
mationen oder ähnlichem etwas über seine mo-
Veränderung von überkommenen Strukturen
mentane Situation und eventuell etwas darüber,
im Gesundheitswesen sind und welche Rolle sie
wie seine gesundheitliche Situation bzw. Stellung
spielen für die Rückgewinnung der Patienten-
noch verbessert werden könnte – er also präventiv
souverenität im Gespräch mit Medizinern wurde
für seine Gesundheit eintreten kann – entstehen
bereits erläutert. Doch stellt sich die Frage, wie
neue Bedürfnisse.
aus dem Erlernten, dem Wissen, welches sich der
Möglichkeiten z.B. der Vorsorge zu kennen er-
Nutzer durch das Lesen von für ihn relevanten Ge-
zeugt das Verlangen, den Wunsch, diese Möglich-
sundheitsinformationen angeeignet hat, ein Han-
keiten auch umzusetzen.
deln wird? Wie lassen sich die Potenziale dieses Wissens zur präventiven Gesundheitsvorsorge
Das Motiv • Wird diese Emotion, dieses Verlan-
nutzen? Wie kommt es zur Motivation der Nutzer,
gen nach Umsetzung einer möglichen präven-
ihr Wissen auch umzusetzen?
tiven Gesundheitsvorsorge oder ähnlichem mit einer Zielorientierung verbunden, entsteht ein
Die Aktivierung • Ausgegangen werden soll von
Motiv. Dieses Motiv bzw. diese Motive bezeichnen
der Annahme, dass der Nutzer sich bereits durch
jedoch erstmal nur die Bereitschaft zu handeln.
digitale oder analoge Medien Zugang zu für ihn relevante Gesundheitsinformationen beschafft hat. Die Aneignung dieser Inhalte, das Lesen bzw. Aufnehmen und Verinnerlichen dieser Informationen wird in der Psychologie auch als Aktivierung beschrieben. Das vegetative Nervensystem wird durch das Lesen und Lernen angeregt und ist die Triebfeder und der Auslöser von weiterführenden Emotionen. Die Aktivierung ist somit Voraussetzung jeglicher Handlung. Kommen zu dieser Erregung Empfindungen hinzu, handelt es sich um eine Emotion.
Theory & Research
67 Gesundheit des Nutzers, des Ungeborenen oder Die Aktualisierung • Das tatsächliche Handeln,
des Kleinkindes betreffen.
also die Befriedigung der entstandenen Bedürf-
Entsteht daraus ein Verlangen oder ein Wunsch,
nisse, wird maßgeblich von der Gesamtheit der
diese Informationen umzusetzten bzw. zu nutzen,
Motive des Nutzers beeinflusst und macht somit
erwachsen aus dieser Situation neu Motive, die zu
die Motivation einer Person aus.
einem Handeln führen könnten. Dies ist jedoch
„Motivation befasst sich also mit den Einflussfaktoren, die Menschen zu einem bestimmten Verhalten bewegen. Motivation kann dabei als zielgerichtetes Handeln verstanden werden. Eine Person ist immer dann motiviert, wenn sie als Ergebnis bestimmter Handlungen die Erreichung eines bestimmten Ziels erwartet.“ 39
ein kritischer Moment, denn der Schritt vom Digitalen ins Reale bedeutet immer auch eine Barriere, eine Anstrengung. Um diese Anstrengung so gering wie möchlich zu halten, werden dem Nutzer lästige Aufgaben, wie z.B. die Lokalisation von Ärzten in der Nähe.
Dieser, auch Aktualisierung genannte Prozess wird in zwei Bereiche unterteilt. Auf der einen die intrinsische Motivation, bei der das Bestreben um seiner selbst willen im Vordergrund steht. Eine Aufgabe wird somit aus Spaß an der Sache bzw. aus innerer Überzeugung erledigt. Dem gegenüber steht die extrinsische Motivation bei der das Erbringen von Leistungen, die von anderen Personen vorgegeben wurden, im Mittelpunkt steht. Die Triebfeder ist die Aussicht auf Vorteile oder Belohnungen. 40//41 Die Strategie • Für das vorliegende Projekt soll sich auf die Schnittstelle zwischen den Motiven und der Aktualisierung der neu geschaffenen Bedürfnisse konzentriert werden. Der Begleiter, der speziell für den Zeitraum des Kinderkriegens geschaffen wurde, generiert für den Nutzer ständig und über den gesamten Zeitraum verteilt neue Informationen, die meist die
39 Gerstenberger, R.; Plogmann, S.; Stanat, T.; Willand, S.; Zülz, C. Motivation und Motivationstheorien, 2004, S. 4 40 Vgl. Gerstenberger, R.; Plogmann, S.; Stanat, T.; Willand, S.; Zülz, C. Motivation und Motivationstheorien, 2004, S. 4-5 41 Vgl. Wikipedia Motivation, 2014, Stand: 12.07.2014
Designkriterien
Herausforderungen & Kriterien Challenges & Criteria 68
erreicht werden kann. Die am weitesten verbreiDesignkriterien • Für die Entwicklung eines
tete und genutzte Plattform in der Zielgruppe der
ganzheitlichen Systems der Begleitung von Paa-
20 – 35 jährigen ist das Internet. Es ist also nahelie-
ren vor, während und nach der Schwangerschaft
gend, das System als Website mit dazugehöriger
lassen sich aus den verschiedenen Gesprächen,
Applikation für Smartphones zu entwickeln.
Interviews, Analysen und der Recherche und The-
Die Auffindbarkeit, ein weiterer wichtiger Bereich
orie unterschiedliche Kriterien und Herausforde-
des Zugangs, findet bisher keine Beachtung, da
rungen ableiten, die ein solches System bedienen
es sich eher um ein Aufgabengebiet des Marke-
sollte bzw. für die neue Lösungsansätze gefunden
tings als des Designs handelt.
werden müssen.
Hat der Nutzer aber einmal die Website oder
Gliedern lassen sich die für das Design maßgeb-
die App gefunden, ist die Gestaltung und das
lichen Herausforderungen und Kriterien in zwei
Layout des Systems für den ersten Eindruck und
Bereiche.
die folgende Beziehung ausschlaggebend. Da
Auf der einen Seite die Anforderungen, die an
das Vertrauen, welches der Nutzer dem Beglei-
das System, also an die digitale Plattform, gerich-
ter entgegenbringen muss, für die weitere Bin-
tet sind. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf
dung des Nutzers ans System überaus wichtig
den Möglichkeiten des Nutzers, Zugang zu dieser
ist, ist eine Gestaltung erforderlich, die auf den
Plattform zu bekommen, auf der Gestaltung, der
jeweiligen User individuell eingeht, professionell
Usability und natürlich auf den Spezifikationen
und zeitgemäß ist und Vertrauen schafft. Für die
und Features, die das System ausmachen.
Ausdifferenzierung des Designs sollten daher die
Auf der anderen Seite stehen die Herausforde-
späteren User iterativ in den Gestaltungsprozess
rungen, die an ein Angebot von Gesundheitsin-
miteingebunden werden.
formationen von Seiten der Nutzer gestellt wer-
Zu einem professionellen Auftreten gehört auch
den. Dies bezieht sich auf die Professionalität, mit
die leicht verständliche Bedienung einer digita-
der die Informationen aufbereitet werden, eben-
len Dienstleistung. Das Thema Kinderkriegen in
so wie die Relevanz und Glaubwürdigkeit, die die
seiner Gesamtheit ist jedoch ein sehr umfangrei-
Daten für die Nutzer haben.
ches. Das Interface sollte nach Möglichkeit mit einfachsten Strukturen auskommen. Hierzu soll-
Das System • Ein System kann nur dann ein Be-
ten verschiedene Strategien genutzt werden.
gleiter sein, wenn die Ratsuchenden Zugang zu
Zum einen die Aufteilung der Nutzer ganz zu Be-
eben diesem haben. Dies bedeutet für das vorlie-
ginn des Prozesses in die drei Bereiche vor, wäh-
gende Projekt, dass die Plattform, auf der das Sys-
rend und nach der Schwangerschaft. Zum ande-
tem laufen soll, von möglichst vielen Menschen
ren sollten alle Informationen und Funktionen an
Challenges
spezielle Zeitpunkte gebunden sein. Dies würde
Kopplung der Informationen gegeben, doch ist
bedeuten, dass der Nutzer zeitliche Checkpoints
es zur Nutzung des vollen Potenzials, die das In-
durchläuft und erst nach Überschreiten eines
ternet bietet, unerlässlich, den User miteinzube-
Zeitpunktes bestimmte Informationen bzw. Funk-
ziehen. Nicht nur sollten alle von den Experten
tionen bereitgestellt werden. Dies garantiert
geschriebenen Texte von Usern auf ihre Verständ-
zudem ein sich stetig aufbauendes und erwei-
lichkeit und Interpretationsmöglichkeit gegenge-
terndes Interface, was dem User die Adaption
lesen werden, sondern die Seite selbst sollte dem
mit der Seite bzw. der App erleichtert. Eine der
User verschiedene Tools bieten, Informationen zu
größten Herausforderungen wird sicherlich die
bewerten, zu besprechen, zu rezensieren etc.
Implementierung der Personalisierung sein, die
Dies sollte, in Verbindung mit genauen Angaben
die Barrieren zur Motivation einreißen sollen. Die
über die Autoren, die Erstellung, Aktualität und
Verknüpfung von Gesundheitsinformationen und
geplanten Pflege der Informationen sowie über
Content, der auf die möglichen Bedürfnisse des
die Finanzierung und eventuelle Sponsoren der
jeweiligen Users eingeht und ihm so das Handeln
Dienstleistung zu einer hohen Glaubwürdigkeit
erleichtern soll, wird im Entwurfsprozess einen
der Informationen führen.
wichtigen Platz einnehmen. Dem User sollte darüber hinaus die Möglichkeit
Selbstverständlich ist es für das vorliegende Pro-
gegeben werden, bestimmte Funktionen oder
jekt nicht möglich, die Informationen nach diesen
Themengebiete zu deaktivieren bzw. das System
Kriterien zu erstellen. Sie werden vielmehr nach
sollte nur die Features anbieten, die einem rei-
bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.
bungslosen Flow des Gesamtprozesses zuträglich
Die Simulation der Website und der App sollte
sind.
dennoch zeigen können, wie eine spätere reale Umsetzung versucht, diese Kriterien und Heraus-
Die Informationen • Die Informationen sind der
forderungen zu implementieren.
Kern des Systems und haben nicht nur weitreichende Auswirkungen auf die Entscheidungen, die von den Paaren vor, während und nach der Schwangerschaft getroffen werden, sondern auch auf die Beziehung, die sie mit dem Arzt bzw. der Hebamme führen. Daher sollten für die Aufbereitung, Darstellung und Verständlichkeit der Informationen bestimmte Kriterien gelten. Zunächst einmal sollten alle Informationen von Experten des jeweiligen Fachs geschrieben werden und sich an dem möglichst evidenz-basierten „State of the Art“ des jeweiligen Forschungsstands orientieren und damit klinisch relevant, aktuell, sachlich korrekt und vollständig sein. Die Informationen sollten zudem alle relevanten Pro- und Contra-Argumente beinhalten und über mögliche Alternativen informieren. Auch die Risiken und Konsequenzen sollten mit eingeschlossen werden. Diese Kriterien sollten die Professionalität der Informationen sicherstellen. Doch, wie schon in der Theorie beschrieben, auch wenn die Informationen qualitativ hochwertig sind, müssen sie, um ihrem Zweck dienlich zu sein, vor allem für den User relevant sein. Dies ist selbstverständlich einerseits durch die Themenwahl und die zeitliche
1. Zugang Das System sollte für jeden zugänglich & auffindbar sein. Gestaltung 2. Die Gestaltung sollte sich an den jeweiligen User anpassen. Usability 3. Die Bedienung sollte einfach & intuitiv sein. 4. Spezifikationen Das System sollte dem wandel der Zeit gerecht werden. 5. Features Die Features sollten das Thema ganzheitlich abdecken & vom jeweiligen Nutzer anpassbar sein. 6. Professionalität Die Informationen sollten den höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Relevanz 7. Die Informationen sollten durch die Personalisierung so relevant für den Nutzer sein wie nur möglich. 8. Glaubwürdigkeit Durch die Partizipation des Nutzers am gesamten Prozess, soll die Glaubwürdigkeit gestärkt werden.
69
Konzept & Entwurf Results & Designs 70
kmpn
71
Kompanion ist ein digitaler Begleiter, der versucht Kompanion • Im Leben eines Menschen gibt es
diese Gefühle in einem Design zu beschreiben
wenig Themen, die so emotional sind wie das
und den Menschen durch die Möglichkeiten der
Kinderkriegen. Vom ersten Gedanken bis zur
Individualisierung und Personalisierung, durch
Entlassung in die Selbstständigkeit des erwach-
die Chancen des Digitalen zu einem Vertrauten zu
senen Nachwuchses löst das Thema die gesamte
werden, der hilft zu verstehen und zu lernen die
mögliche Bandbreite von menschlichen Emotio-
richtigen Fragen zu stellen.
nen aus: Vorfreude, Hoffnung, Ungeduld, Angst, Freude, Glück, Sorge, Verwunderung, Ärger, Wut, Liebe ... und viele mehr. Für die Gestaltung des Projekts war es wichtig diese emotionale Seite des Themas mit aufzugreifen und in das Design mit einfließen zu lassen. Doch wie sieht dieses Gefühl verbildlicht aus? Was bedeutet es, aktiv einem Kinderwunsch nachzugehen, auf das Ergebnis des Schwangerschaftstests zu warten oder zu wissen, das sich ganz im Verborgenen ein Lebewesen entwickelt? Wie fühlt es sich an, wenn der Bauch langsam anwächst, die Frau die ersten Kindsbewegungen spührt oder man das erste Ultraschallbild in den Händen hält? Wie lässt es sich beschreiben, dieses stetig erweiterte Wissen über die faszinierenden Vorgänge, die bei der Entwicklung eines Menschen ablaufen?
72
kmpn
73
Personalisierter, lokalisierter & zeitlich abgestimmter Begleiter zur Information, Aufkl채rung, Beratung und Organisation vor, w채hrend und nach der Schwangerschaft.
Vorstellung der Features.
kmpn
Startseite Homepage
Auswahl. 74
Die Personalisierung des gesamten Angebots beginnt schon auf der Startseite. Der Nutzer wählt aus den drei Kategorien ‚Ich//Wir haben einen Kinderwunsch.‘ – ‚Ich// Wir bekommen ein Kind.‘ oder ‚Ich//Wir haben ein Kind.‘. Diese drei Aussagen stehen für die Zeitabschnitte vor, während oder nach der Schwangerschaft.
Chaos Computer Club
Partner. Eine Dienstleistung, wie der Kompanion kommt nicht ohne zahlreiche Partner aus Politik, Wirtschaft & Wissenschaft aus. Die Platzierung der Logos auf der Startseite dient der Vertrauensbildung auf seiten des Nutzers und soll die Professionalität des Angebots unterstreichen.
75
Autoren & Team. Die Autoren der wissenschaftlichen, sowie ergänzenden Inhalte werden ebenso auf der Startseite vorgestellt, wie das Team aus Designern, Entwicklern, Psychologen etc., die die Website betreuen & für deren Funktionieren sorgen. Auch dies soll die Glaubwürdigkeit der Seite stärken und dem Nutzer die Möglichkeit geben Vertrauen zum Angebot zu finden.
Unsere Autoren. Kompanion beschäftigt 7 wissenschaftliche Autoren, die alle Inhalte schreiben & in einem Peer to Peer Verfahren prüfen.
Prof. Dr. Strunk Uniklinik Magdeburg Gynäkologie
Dr. Bosach MHH Hannover Gynäkologie
Prof.in Dr. Klause Uniklinik Heidelberg Gynäkologie
Unser Team. Unser Team kümmert sich um den flüßigen Ablauf der Seite, bessert Bugs aus, moderiert das Forum & betreut & organisiert.
Thomas Kempki Graphikdesign
Lukas von Große Softwareentwickler
Dr. Christian Wolf Psychologe
kmpn
Kompanion dein Begleiter
Erkl채rungen & Berichte. Scrollt der Nutzer auf der Startseite weiter runter, findet er Informationen zu den Funktionen des Kompanions sowie Berichte von Nutzern, die schon Erfahrungen mit dem Begleiter
76
gemacht haben.
77
Animationen. Neben den Informationen & Berichten bekommt der Nutzer mit Hilfe von kurzen Animationen einen kleinen Einblick in den Aufbau und die Funktionsweise des Kompanions.
kmpn
Anmeldung Login
Verwendung. Kompanion ist ein personalisiertes System, welches persönliche Daten des Nutzers benötigt, um bestens funktionieren
78
zu können. Damit der Nutzer immer die volle Kontrolle über seine Daten hat, wird bei jeder Datenabfrage genauestens erklärt, wofür die Informationen benutzt werden und wo sie geändert bzw. gelöscht werden können.
kmpn
Anmeldung. Bei der Anmeldung werden je nach Zeitpunkt, ob vor, während oder nach der Schwangerschaft, verschiedene Daten erhoben. Bei allen Zeitpunkten sind die ersten drei Eingabefelder identisch.
Profilbild hinzufügen
Vorname, Nachname*
Straße, Nr.*
Email*
Passwort*
Adresszusatz
männlich*
Passwort wiederholen*
weiblich*
PLZ, Ort* weiter.
weiter.
fertig.
Der erste Tag der letzten Periode in Kombination mit der Zykluslänge gibt Auskunft über den voraussichtlichen Geburtstermin und dient der zeitlichen Abstimmung der Informationsfeeds.
erster Tag der letzten Periode
?
Zykluslänge
?
Haben es gerade erst erfahren. fertig.
Alle Untersuchungstermine des neugeborenen bzw. heranwachsenden Kindes werden nach dem Geburtstag des Kindes bestimmt.
Geburtstag des Kindes* weiteres Kind anmelden. fertig.
79
kmpn
Hauptseite Mainpage Aufbau. Der Aufbau der Hauptseite ist schlicht & aufgeräumt. Im Zentrum befinden sich die Informations- & Funktionskacheln. Menü und Logo sind darüber angeordnet. Über den HomeButton, der unten rechts zu finden ist, gelangt der Nutzer von jeder Seite wieder auf die Mainpage zurück. Das Profil mit
80
Bild, Name und Status, sowie ggf. der begleitenden Personen befindet sich in der oberen rechten Ecke. Links unten ist die Zeitleiste, die dem Nutzer einen Überblick über den Verlauf der Informationen gibt.
Kacheln. Die Informationskacheln, die an der kurzen Zusammenfassung zu erkennen sind und die Funktionskacheln befinden sich in der Mitte der Hauptseite. Alle Kacheln haben eine Übergeordnete Kategorie und einen Titel. Die Zahl in der
Körper
4
Vorgänge im weiblichen Körper
oberen rechten Ecke gibt einen Hinweis auf noch ungelesene Abschnitte, neue bereitgestellte Funktionen oder Neuigkeiten z.B. in Foren oder im Blog. Kleine Icons geben darüber hinaus einen Hinweis auf die inhaltliche Zusammenstellung des Artikels. Ein gewisses Verständnis und ein Wissen über den Menstruationszyklus und die biologische Uhr des weiblichen Körpers kann bei der Planung eines Kindes den entscheidenen Unterschied machen.
Vorbereitung
6
Vorbereitung auf eine Schwangerschaft Durch das Auffrischen einer Impfung oder das Einnehmen eines Folsäurepräparats zur Nahrungsergänzung kann schon vor einer Schwangerschaft auf die positive Entwicklung des Kindes einfluss genommen werden.
kmpn
Animation. Die Seite zeigt zu Anfang alle Informationskacheln der letzten Sitzung an. Eine Transition verschiebt diese Kacheln weiter nach unten, wobei deren Plätze vorerst leer bleiben. Informationskacheln, die für den User nicht mehr relevant sind werden durch ein ‚Fade Out‘ entfernt. Anschließend erscheinen neue Kacheln durch ein ‚Fade In‘.
81
kmpn
Menü Einstellungen
82
Einstellungen Allgemein Sicherheit Persönliche Daten Individueller Newsfeed Informationskacheln Hintergründe & Layout Mitteilungen Schriftgröße
kmpn
Menü. Über das Menü kann der Nutzer verschiedenste Einstellungen vornehmen. So lässt sich z.B. über den Punkt Sicherheit das Passwort ändern bzw. die Sicherheitseinstellungen insgesamt erhöhen. Die persönlichen Daten, die der Nutzer ins System eingibt können angepasst, ergänzt oder gänzlich gelöscht werden. Ein wichtiger Punkt ist die Einstellung des eigenen Newsfeed. Der Benutzer hat die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob er zum Beispiel zum Thema Pränataldiagnostik, Ernährung oder Entwicklung des Kindes keine weiteren Informationen wünscht oder ggf. zu speziellen Themengebieten ergänzende Artikel erhalten möchte. Die Darstellung der Informationskacheln ist ebenso einstellbar, wie die Hintergründe und das Layout des Systems.
83
kmpn
Menü Hintergründe & Layout
84
Körper
1
Körper
1
Die optimale Versorgung des Embryos
Die optimale Versorgung des Embryos
Über die Nahrung wird der Körper mit Nährstoffen versorgt. Zu Beginn der Schwangerschaft werden zur Ergänzung der Nährstoffaufnahme durch die täglichen Mahlzeiten verschiedene Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.
Über die Nahrung wird der Körper mit Nährstoffen versorgt. Zu Beginn der Schwangerschaft werden zur Ergänzung der Nährstoffaufnahme durch die täglichen Mahlzeiten verschiedene Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.
kmpn
Presets. Dem Nutzer stehen verschiedene Presets zur individuellen Anpassung der Seite zur Verfügung. So lassen sich sowohl starre als auch animierte Hintergründe auswählen. Auch die verwendeten Schriften und das Layout der Kacheln lässt sich anpassen. Es soll dem Nutzer so ermöglicht werden die Seite seinem eigenen Geschmack anzupassen und sie sich so ein Stück weit anzueignen.
85
kmpn
Hauptseite Zeitleiste
86
Zeitleiste. Die Zeitleiste, die, durch die Aktivierung des Zeitleiste-Buttons, auf der linken Seite erscheint, gibt einen Überblick über die wichtigsten Termine bzw. über den zeitlichen Ablauf der Informationsbereitstellung. Per klick auf eines der Felder gelangt der Nutzer zur entsprechenden Informationsseite.
Animation.
kmpn
Anpassung. Die Zeitleiste passt sich je nach individueller Situation bzw. Einstellung des Nutzers an. So zeigt das erste Beispiel den zeitlichen Verlauf einer normalen Schwangerschaft. Bei der Zweiten wurden alle Einträge zum Thema Pränataldiagnostik entfernt, da der Nutzer diesen Newsfedd abbestellt hat. Bei der Dritten sind neue Termine durch die Angabe einer Mehrlingsschwangerschaft hinzugekommen.
2
1 Wochen SSW 9
1. Trimester
31. Dez. - 06. Jan. 2014
Wochen SSW 9
3 1. Trimester
31. Dez. - 06. Jan. 2014
Wochen SSW 9
1. Trimester
31. Dez. - 06. Jan. 2014
9.-12. SSW
9.-12. SSW
9.-12. SSW
1. Vorsorgeuntersuchung
1. Vorsorgeuntersuchung
1. Vorsorgeuntersuchung
9.-12. SSW
9.-12. SSW
9.-12. SSW
1. Ultraschalluntersuchung
1. Ultraschalluntersuchung
1. Ultraschalluntersuchung
9.-11. SSW
SSW 12
Optionaler Pränataltest: Chorionzottenbiopsie
SSW 10
21. - 27. Jan. 2014
9.-12. SSW
Arbeitgeber informieren & Mutterschutz
1. Vorsorgeuntersuchung
SSW 13
Optionaler Pränataltest: Erstsemesterscreening / Integriertes-Screening
SSW 11
28. Jan - 03. Feb. 2014
2. Vorsorgeuntersuchung
Arbeitgeber informieren & Mutterschutz
12.-14. SSW
2. Trimester SSW 17
25. Feb. - 03. Mär. 2014
17.-19. SSW
SSW 12
21. - 27. Jan. 2014
So früh wie möglich. Arbeitgeber informieren & Mutterschutz
28. Jan - 03. Feb. 2014
13.-16. SSW
11. - 17. Feb. 2014
SSW 15 15.-19. SSW
Optionaler Pränataltest: Triple-Test // Quadruple-Test
04. - 10. Mär. 2014
SSW 18 Immer möglich.
Vaterschaftsanerkennung & geteilte Sorge
19.-22. SSW
SSW 23
08. - 14. Apr. 2014
04. - 10. Mär. 2014
SSW 19
11. - 17. Mär. 2014
19.-22. SSW
23.-25. SSW
5. Vorsorgeuntersuchung
19.-22. SSW
3. Trimester SSW 26
29. Apr. - 05. Mai 2014
6. Vorsorgeuntersuchung
SSW 28 ab 28. SSW
2. Ultraschalluntersuchung
SSW 23
08. - 14. Apr. 2014
23.-25. SSW
26.-28. SSW
Immer möglich.
4. Vorsorgeuntersuchung
Vaterschaftsanerkennung & geteilte Sorge
2. Ultraschalluntersuchung
3. Vorsorgeuntersuchung
04. - 10. Mär. 2014
25. Feb. - 03. Mär. 2014
Immer möglich.
17.-19. SSW
SSW 18
SSW 17
SSW 18
4. Vorsorgeuntersuchung
Optionaler Pränataltest: Amniozentese
25. Feb. - 03. Mär. 2014
2. Trimester
17.-19. SSW
11. - 17. Mär. 2014
5. Vorsorgeuntersuchung
ab 15. SSW
04. - 10. Feb. 2014
SSW 14
3. Vorsorgeuntersuchung
19.-22. SSW
2. Trimester
2. Vorsorgeuntersuchung
14.-17. SSW
3. Vorsorgeuntersuchung
SSW 19
2. Vorsorgeuntersuchung
21. - 27. Jan. 2014
So früh wie möglich.
14. - 20. Jan. 2014
Optionaler Pränataltest: Nackentransparenzmessung
SSW 12
13.-16. SSW
11.-14. SSW
SSW 17
14. - 22. Jan. 2014
SSW 11
So früh wie möglich.
07. - 13. Jan. 2014
10.-14. SSW
SSW 13
87
6. Vorsorgeuntersuchung
3. Trimester
13. - 19. Mai 2014 SSW 26
29. Apr. - 05. Mai 2014
kmpn
Zeitleiste Detail
88
kmpn
Detail. Der Nutzer kann selbst wählen, ob die Zeitleiste nur die wichtigsten Termine und zeitlichen Abläufe anzeigt oder ob er eine detaillierte Auflistung von allen Informationen und Aktionen der jeweiligen Woche sehen möchte.
89
kmpn
Informationsseite Infopage
90
kmpn
Informationsseite. Klickt der Nutzer eine Informationskachel auf der Hauptseite an gelangt er auf eine Informationsseite. Kategorie, Titel und Zusammenfassung finden sich oberhalb der Abschnitte aus denen der Artikel besteht. Meist liegen Artikel auch als Hörfassung vor. Die Steuerung befindet sich auf der rechten Artikelseite. Auf der linken Seite befinden sich Button, um einen bestimmten Abschnitt auf die ToDo-Liste zu setzen oder ggf. ins passende Forum zu gelangen. Im Fließtext selbst sind Schaltflächen vorhanden, deren Aktivierung dem Nutzer personalisierte Informationen aufdecken. Am Ende jeder Seite
91
hat der Nutzer die Möglichkeit den Artikel zu bewerten und eine Rezension zu schreiben. Auch die Quellen- & Autorenangaben befinden sich im unteren Teil.
Information Detail. Der Artikel beinhaltet eine Hörfassung. Der Artikel beinhaltet Statistiken & Graphen. Der Artikel benutzt//erfordert persönliche Angaben. Die Kachel beinhaltet ein Video.
Animation. Durch einen Klick auf eine Informationskachel wird diese aktiviert und dehnt sich über eine vorgegebene Breite aus. Alle anderen Kacheln werden zeitgleich durch ein ‚Fade Out‘ ausgeblendet.
kmpn
Größere Operationen (Zahnvorsorge) ToDoListe
Größere Operationen werden in der Schwangerschaft vermieden. Deshalb solltest du alle planbaren Eingriffe, die mit Röntgen und Narkose verbunden sind, vorher erledigen. Besonderes Augenmerk solltest du deinen Zähnen zukommen lassen, da Zahnprobleme, wie Löcher und Karies ein häufiger Grund für Eingriffe in Verbindung mit Röntgenaufnahmen und Narkose sind (6).
Zahnärzte in der Nähe.
92
Größere Operationen (Zahnvorsorge) ToDoListe
Größere Operationen werden in der Schwangerschaft vermieden. Deshalb solltest du alle planbaren Eingriffe, die mit Röntgen und Narkose verbunden sind, vorher erledigen. Besonderes Augenmerk solltest du deinen Zähnen zukommen lassen, da Zahnprobleme, wie Löcher und Karies ein häufiger Grund für Eingriffe in Verbindung mit Röntgenaufnahmen und Narkose sind (6). Zahnärzte Prüner Gang Prüner Gang 15, 24103 Kiel
Zahnarztpraxis Schüler Diesterwegstr. 15a, 24113 Kiel
Zahnärztin Dorothee Struck Esmarchstraße 1, 24105 Kiel
0431-93131 info@abts-partner.de www.abts-partner.de
0431-687657 schueler.matthias@arcor.de www.zahnarzt-schueler.de
0431-2404019 termin@zahngesundheit.de www.dorothee-struck.de
Heute geöffnet: 08:30 - 18:00
Heute geöffnet: 08:15 - 11:30 & 15:00 - 18:00
Heute geöffnet: 09:00 - 18:00
Zahnarzt Dr. med. Arp Hopfenstr. 2 e 24114 Kiel
Zahnärztin Doris Scharrel Eichkoppelweg 74 24119 Kronshagen
Zahnärzte Prüner Gang Prüner Gang 15, 24103 Kiel
0431-6671941 info@zahnarzt-arp.de www.zahnarzt-arp.de
0431-544057 info@dorrisscharrel.de www.zahnarzt-scharrel.de
0431-93131 info@abts-partner.de www.abts-partner.de
Heute geöffnet: 08:00 - 12:00 & 15:00 - 18:00
Heute geöffnet: 08:30 - 12:00 & 15:00 - 18:00
Heute geöffnet: 08:30 - 18:00
Zahnärztin Doris Scharrel
Note 1,2
Zahnnarzt Dr. med. Wolf-Dieter Arp
Note 1,0
Zahnärzte Prüner Gang
Note 2,0
Frauenärztin Dorothee Struck Zahnarztpraxis Schüler
Note 1,3
Note 2,3
Feedback zu diesem Artikel
// 4,8
Überschrift deiner Rezension... Schreibe hier deine Rezension... Überlegungen: Waren die Informationen hilfreich? Wieso? Waren die Informationen verständlich geschrieben? Wie relevant waren die Informationen für deine Situation? Sollten zu diesem Artikel noch Dinge ergänzt werden?
34 Rezensionen insgesamt
Senden.
5 Sterne 4 Sterne 3 Sterne 2 Sterne 1 Stern
Quellennachweise 1 Dr. Dierks, K. (2014): Gesundheitsbildung, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, 2013 2 Dr. Blott, M. (2012): Auffrischimpfungen bei Erwachsenen, www.healthfinder.gov, 15.07.2014 3Dr. Geers, C. (2010): Auswirkungen von Folsäure auf die Entwicklung von Embryonen, www.healthfinder. gov, 13.06.2013 4Dr. Schlump, M. L. (2013): Patientenpartizipation bei der Behandlung von Adipositas, HealthEducation, 43, California, Los Angeles 5Dr. Dierks, K. (2014): Gesundheitsbildung, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, 2013 6Dr. Blott, M. (2012): Zahngesundheit während der Schwangerschaft, www.healthfinder.gov, 15.07.2014
kmpn
Informationsseite Detail Personalisierung. Durch Aktivierung der Schaltflächen innerhalb des Artikels werden personalisierte Informationen für den Nutzer bereitgestellt. Diese Informationen können z.B. ortsbezogen, themenbezogen o.ä. sein.
Animation.
93
Wird eine Schaltfläche innerhalb eines Artikels aktiviert löst dies die Bereitstellung von weiteren Daten aus und der meist steigt der Platzbedarf. Um dies zu kompensieren, dehnt sich der Abschnitt nach unten aus und schiebt darunterliegende Abschitte weiter nach unten.
Feedback. Die Relevanz und Glaubwürdigkeit eines Angebots von Gesundheitsinformationen hängt mitunter stark von der Bewertung anderer Nutzer ab. Die Möglichkeit der Nutzer eine Rezension zum Artikel zu schreiben gibt den Autoren und dem Team des Kompanions Einblicke in den Grad der Verständlichkeit und Interpretationsfähigkeit der Inhalte und kann zu Änderungen und/oder Erweiterungen führen des Artikels führen.
Quellen. Alle Gesundheitsinformationen des Kompanions unterliegen im Hinblick auf Qualität und aktuellem wissenschaftlichen Stand strengen Regeln & Standards. Hierzu gehört unter anderm die Listung der Autoren bzw. die Quellennachweise des Inhalts.
kmpn
Ergebnisse Results
94
kmpn
Personalisierung. Zu bestimmten Zeitpunkten wird der Nutzer aufgefordert einige Daten z.B. 端ber erfolgte Untersuchungen einzugeben. Das Wissen dient der weiterf端hrenden Personalisierung der Informationen und der optimalen Begleitung des Nutzers durch das System.
95
kmpn
Verbinden Link Begleitung. Das Feature ‚Verbinden‘ ermöglicht es den Nutzern ihren Account mit ihrem Partner//Partnerin oder anderen Vertrauenspersonen zu verbinden (bis zu fünf Personen). Alle zusammenhängenden Accounts werden zeitlich und in-
96
formationell synchronisiert. Das heißt, dass z.B. persönliche Daten, Ergebnisse von Untersuchungen, etc. nur einmalig ins System eingetragen werden müssen.
kmpn
Änderungen. Die Begleitpersonen werden im Profil mit angezeigt. Änderungen an den Verbindungen oder weitere Einladungen können über das Menü vorgenommen werden.
Lore Kanitaki
SSW 5+2 logout.
Lore Kanitaki
SSW 5+2 logout.
Theo Borsig SSW 5+2 logout.
Theo Borsig SSW 5+2 logout.
Lore Kanitaki
SSW 5+2 logout.
Lore Kanitaki
SSW 5+2 logout.
97
kmpn
Forum Forum Austausch. Das Forum bietet den Nutzern die Möglichkeit sich mit Anderen auszutauschen und ggf. neue Kontakte zu knüpfen. Um dem gerecht zu werden bietet das Forum verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Neben der Suchfunktion kann der
98
Nutzer zwischen einem überregionalen oder regionalen Forum wählen. Darüber hinaus lässt sich das Forum nach beidgeschlechtlichen oder gleichgeschlechtlichen Threads filtern.
Überregional
Regional
24116 Kiel
kmpn
99
Grenzen. Kompanion ist ein digitaler Begleiter, der den Nutzern mit den bereitgestellten Informationen und seinen Feautures ein Basiswissen und ein Grundverständnis zur jeweiligen Situation bietet. Doch jedes digitale Angebot kennt Grenzen, an denen es Hinweise bzw. Verweise auf analoge Dienstleistungen, wie Beratungsstellen, Ärzte oder Hilfetelefone etc. geben muss.
Weiterführende Hilfe Falls immer noch Unsicherheiten bestehen sollten oder weitere ungeklärte Frage bestehen, kann vielleicht ein Experte helfen. Es gibt folgende Angebote:
Beratungsstellen in der Nähe.
Ärzte in der Nähe.
Frage an die Moderation.
Beratungstelefon der BzgA.
kmpn
Blog Blog Vorfreude & Zerstreuung. Sich Kinder zu wünschen, eins zu bekommen oder bereits eine Familie zu sein kann mitunter sehr anstrengend oder beängstigend sein. Der Blog bietet leichte Unterhaltung, Witz, Inspiration und dient lediglich dem schüren von Vorfreude,
100
sowie der Zerstreuung, wenn es nötig sein sollte. Nutzer können die Beiträge kommentieren und Kommentare bewerten.
kmpn
101
kmpn
Formularassistent Form Assistant Unterstützung. Der Bund, die Länder und Kommunen, sowie nichtstaatliche Organisationen bieten zur Unterstützung von Familien viele Leistungen an. Der Formularassistent arbeitet mit einer Datenbank, in der alle Leistungen, deren Voraussetzungen und benötigten Angaben gelistet sind. In einem einfachen Schritt-
102
für-Schritt Interface erfasst der Formularassistent fünf verschiedene Datensätze, die zum Ausfüllen aller Formulare benötigt werden. Aufgrund dieser Angaben sucht der Assistent alle passenden Formulare heraus und füllt sie automatisch aus. Der Nutzer bekommt schließlich eine PDF zum downloaden, ausdrucken, unterschreiben und verschicken. Das Deckblatt der PDF listet die Adresse der zuständigen Stelle, sowie die benötigten Anlagen, die dem Dokument beizufügen sind.
kmpn
103
kmpn
Abmeldung Logout
104
kmpn
Empfehlung. Die Verbreitung eines Angebots wie dem Kompanion lebt
105
auch von den Empfehlungen & Erzählungen der Nutzer. So soll es ihnen so einfach wie mÜglich gemacht werden ihre Erlebnisse mit Freunden und Bekannten zu teilen.
Fin.
Projektanalyse
Fazit Conclusion 106
zeuge der Partizipation zur Verfügung, die den Ziele des Projekts • Die anfängliche Motivation,
Umgang mit Informationen grundlegend verän-
die Masterthesis zum Thema Kinderkriegen zu
dert hat. Die Möglichkeiten, die sich daraus erga-
schreiben, entstand aus dem eigenen Erleben
ben, vor allem bei der Betrachtung des vorliegen-
des ‚Familie werdens‘.
den Themas, wurden bis heute nicht ausreichend
Das unbefriedigte Bedürfnis nach Sicherheit im
genutzt.
informationellen Sinne & das Gefühl des Verlorenseins im Organisatorisch-Bürokratischen, wel-
Projektablauf • Die Chance, direkt vor dem Start
ches in den verschiedenen Phasen dieses Prozes-
der Masterthesis an der Schwangerschaft und der
ses aufkam, ließ schon erahnen, dass das Thema
Geburt sowie der ersten Entwicklung des eigenen
nochmal neu gedacht werden müsste.
Kindes teilzuhaben, entwickelte ein enormes Mo-
Nach eingehender Recherche & zahlreichen Ge-
mentum, welches mich durch den gesamten Pro-
sprächen kristallisierten sich drei Hauptziele he-
jektverlauf getragen hat.
raus, für die das Projekt neue Lösungsansätze
Die Bearbeitung des Projekts im Hochschulkon-
liefern sollte.
text und der zeitliche Rahmen boten weiterhin die
Entwickelt werden sollte ein System, welches das
besten Voraussetzungen, die im Studium erlern-
Thema Kinderkriegen ganzheitlich betrachtet und
ten Fähigkeiten und Schwerpunkte in idealer Wei-
den Paaren bzw. den werdenden Eltern oder der
se zu verknüpfen. So konnte der Fokus auf den
Schwangeren personalisierte Informationen zu ih-
zukünftigen Nutzer, auf seine Bedürfnisse und
rer individuellen Situation bietet. Es sollte die ver-
Wünsche gelegt werden. Entstehen konnte so ein
schiedenen Themenbereiche, die während der
Projekt, welches durch ausgiebige Interviews &
unterschiedlichen Phasen berührt werden mitei-
Workshops, durch die Entwicklung von Personas
nander verknüpfen und so ein Begleiter werden.
und Storytelling, durch Hinzuziehen von Fachlite-
Das zweite Ziel des Projekts war es, das Thema,
ratur und eine erkenntnisreiche theoretische Ver-
welches seit Anbeginn der Zeit fast ausschließlich
tiefung auf einem festen Fundament steht.
weiblich geprägt ist, an den Wandel der Zeit und
Die größte Schwierigkeit des Projekts war gleich-
den Wandel des Familienbildes anzupassen und
zeitig auch einer der Hauptgründe, das Projekt-
den Mann stärker in den Prozess mit einzubezie-
thema überhaupt zu behandeln. Qualitativ hoch-
hen bzw. ihm die Möglichkeit geben, intensiver
wertige Informationen zu den verschiedenen
daran teilzunehmen.
Zeitpunkten vor, während und nach der Schwan-
Darüber hinaus galt es, die Potenziale des Di-
gerschaft zu finden nahm unverhältnissmäßig
gitalen zu nutzen. Mit dem Einzug des Web 2.0
viel Zeit im Vergleich zu anderen Aufgaben in An-
standen dem Nutzer des Internets plötzlich Werk-
spruch.
Conclusion
Eine weitere Herausforderung lag im Umfang-
Zusammenfassend kann die vorliegende Arbeit
reichtum der zu behandelnden Themen. Auch
als noch nicht abgeschlossen betrachtet werden,
wenn lediglich vier von sechs Funktionen des Sys-
da zur Evaluation ein funktionierender Prototyp
tems ausformuliert wurden, wäre jede einzelne
mit der dazugehörenden Datenbank geschaffen
Funktion würdig als eigenständiges Projekt mit
werden müsste. Erst dann kann mit Hilfe eines
ausgiebigerem Zeitaufwand behandelt zu wer-
User Experience Research erfasst werden, inwie-
den.
weit der Kompanion als ein tatsächlicher Begleiter funktionieren kann.
Umsetzung & Evaluation • Nichtsdestotrotz erfüllt die entstandene Arbeit aus persönlicher
Aussicht • Wir leben in einer Zeit, in der Informa-
Sicht die meisten Anforderungen, die in den De-
tionen zu allen erdenklichen Themen immer und
signkriterien und in den Zielen formuliert wurden.
überall abrufbar sind – wenn man die richtige
Kompanion ist ein System, welches, ausgestattet
Frage weiß.
mit einer umfangreichen Datenbank im Hinter-
Begibt man sich jedoch auf ein unbekanntes Ter-
grund, zu einem tatsächlichen Begleiter von Men-
rain, ist es meist nicht möglich, eben genau die-
schen in einem definierten Abschnitt ihres Lebens
se Frage zu formulieren. Ein wissender Begleiter
sein bzw. werden kann. Es ist durch die flexible
schafft hier die passende Schnittstelle, bietet eine
Benutzeroberfläche individualisiert anpassbar an
Basis und einen Überblick, so dass man sich den
verschiedenste Szenarien und darüber hinaus als
Rest des Unbekannten selbst erarbeiten & aneig-
eine Plattform gedacht, die in seinen Funktionen
nen kann, bis man ebenfalls ein Wissender ist und
stetig erweiterbar ist, um auf eventuelle Verände-
die richtige Frage samt Antwort kennt. Dies gilt
rungen oder neue Bedürfnisse reagieren zu kön-
für den Themenbereich des Kinderkriegens wie
nen.
auch für andere Themen, in denen Menschen je-
Kompanion versucht eine erste Antwort zu geben
manden bräuchten, der sie an die Hand nimmt,
auf den genannten Wandel des Familienbildes
sie herumführt, ihnen etwas erklärt.
und die veränderte Rolle des Manns im gesam-
Es wird sich zeigen, ob sich ausreichende Unter-
ten Prozess des Kinderkriegens. Die Zweiteilung
stützung in Politik, Wirtschaft & Forschung finden
des Systems in eine männliche & eine weibliche
lässt, um diese Schnittstelle in die Realität umzu-
Seite, die jedoch gleichberechtigt nebeneinan-
setzen zu können.
derstehen und sich doch unterscheiden, versucht so, auf diese Entwicklung zu reagieren und den Mann als einen von zwei Entscheidungsträgern zu verstehen. Bei der visuellen Gestaltung kam es zu einem regelrechten Bilderkonflikt. Denn einerseits ist das Thema Kinderkriegen ein sehr körperliches, von starken positiven wie negativen Gefühlen und Emotionen geprägtes, bei dem immer auch Bilder aus dem Inneren des Körpers und körperliche Grenzerfahrungen eine Rolle spielen. Andererseits ist es etwas Fantastisches, positiv Nebulöses, Unbegreifliches, geprägt von unvergleichlichem Glück und unbeschreiblicher Vorfreude, was sich in völlig überstrahlten Freudenbildern manifestiert. Die Vereinbarung dieser zwei rivalisierenden Bilder in einer visuellen Gestaltung und Formensprache stellte sich als äußerst schwierig heraus.
107
108
109
Quellen
Literaturverzeichnis Reference 110 Afgis: Gemeinsam für Qualität, Online: www.afgis.de. Stand: 20.07.2014 Afgis: Transparenzkriterien. Online: www.afgis.de/qualitaetslogo/transparenzkriterien. Stand: 20.07.2014 Broderick, J.; Devine, T.; Langhans, E.; Lemerise, A.J.; Lier, S. & Harris L.: Designing Health Literate Mobile Apps, Institute of Medicine. 2014 Dierks, M.L.; Bitzer, E.M.; Lerch, M.; Martin, S.; Röseler, S.; Schienkiewitz. A.; Siebeneick, S. & Schwartz, F.W.: Patientensouveränität - Der autonome Patient im Mittelpunkt, Arbeitsbericht, Nr. 195. Baden-Württemberg, 2001 Eichenberg, C. & Malberg, D.: Gesundheitsinformationen im Internet - Zur Notwendigkeit der Qualitätsevaluation und -sicherung, Psychotherapie im Dialog, Internet in Psychotherapie und Beratung, Nr. 2, Thieme. 2011 Gerstenberger, R.; Plogmann, S.; Stanat, T.; Willand, S.; Zülz, C.: Motivation und Motivationstheorien, Modul Leadership, Fachhochschule Liechtenstein. Online: www.plogmann. net/f/50/. Stand: 12.08.2014 Health On the Net: Der HON-Code in Kürze, Online: www.healthonnet.org/HONcode/German/. Stand: 20.07.2014 Koalitionsvertrag: Erneuerung – Gerechtigkeit – Nachhaltigkeit - Für ein wirtschaftlich starkes, soziales und ökologisches Deutschland. Für eine lebendige Demokratie. Berlin, 2002 live-counter: Anzahl Internetnutzer weltweit, Online: www.live-counter.com/internetnutzerweltweit/. Stand: 06.07.2014 Medi-Jobs: Jobangebote für Ärzte, Online: www.medi-jobs.de/jobs/Aerzte/. Stand: 16.07.2014 Metzger, M.J. & Flanagin, A.J.: Using Web 2.0 Technologies to Enhance Evidence-Based Medical Information, Journal of Health Communication: International Perspectives, Nr. 16 Schmidt-Kaehler, S.: Gesundheitsberatung im Internet - Nutzwert, Evaluation und Positionierung internetgestützter Informations- und Beratungsleistungen für Bürger, Versicherte und Patienten in der gesundheitlichen Versorgung. Bielefeld, 2005
Reference
111 Statistik Austria: Computernutzerinnen oder Computernutzer 2013, Online: statistik.gv.at/ web_de/static/computernutzerinnen_oder_computernutzer_2013_022207.pdf. Stand: 18.07.2014 Statistik Austria: Personen nutzen tragbare Geräte für den mobilen Internetzugang außerhalb des Haushalts oder außerhalb der Arbeit 2013, Online: statistik.gv.at/web_de/static/ personen_nutzen_tragbare_geraete_fuer_den_mobilen_internetzugang_ausserhal_022210. pdf. Stand: 18.07.2014 Userfocus: Long live ISO 9241-210!. Online: www.userfocus.co.uk/articles/iso-13407-is-dead. html. Stand: 12.08.2014 Wikipedia: Arbeitsteilung, Online: de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsteilung. Stand: 15.07.2014 Wikipedia: Geschichte des Internets, Online: de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Internets. Stand: 05.07.2014 Wikipedia: Gynäkologie, Zusatzqualifikationen in der Gynäkologie, Online: de.wikipedia. org/wiki/Gynäkologie#Zusatzqualifikationen_in_der_Gyn.C3.A4kologie. Stand: 16.07.2014 Wikipedia: Informationsexplosion, Online: de.wikipedia.org/wiki/Informationsexplosion. Stand: 05.07.2014 Wikipedia: Jäger und Sammler, Online: de.wikipedia.org/wiki/Jäger_und_Sammler. Stand: 15.07.2014 Wikipedia: Personas, Online: de.wikipedia.org/wiki/Persona_(Mensch-Computer-Interaktion). Stand: 09.07.2014 Wikipedia:Satisficing_(Entscheidungsfindung), Online: de.wikipedia.org/wiki/Satisficing_ (Entscheidungsfindung). Stand: 18.07.2014 Wikipedia: Web 2.0, Online: de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0. Stand: 16.07.2014
Material
Bilderverzeichnis Reference 112 www.facebook.com/LauraSrรถg
nonsense-society.s3.amazonaws. com/images/posts/2013/lauramarii/laura-marii-1.jpg
www.facebook.com/HaukeScholz
fitnessandhealthmatters.com/ wp-content/uploads/2014/05/ cosmetic-dentistry-featured.jpg
www.jjdagent.com/maximemorin.html
www.gastlandschaften.de/ typo3temp/_ processed_/ csm_ea8c8b79-cb04-41bc-bf9a961c57968822_eb03313243.jpg
4.bp.blogspot.com/_O0rzRyoIV8/TNqXPtp7K-I/AAAAAAAAAFI/wvcGuFHeoCQ/ s1600/100303+jwd+Klinik.jpg
www.fuersie.de/sites/fuersie/files/ styles/1024x768/public/images/ frauenaerztin.jpg
www.ak.tu-berlin.de/fileadmin/a0135/Portrait/Hauke_ Egermann_2013d_klein.jpg
www.bluehands.de/media/20587/
www.inowedia.ch/wp-content/uploads/IMG_0324-1024x768.jpg
www.giga-music.de/wp-content/ uploads/laura-jansen-konzerte.jpg
adventuresinlalalandblog.files. wordpress.com/2012/05/playingsoap-bubble-wallpaper.jpg
i.huffpost.com/gen/1577382/ thumbs/o-HOLDING-HANDSfacebook.jpg
Footage
www.pinterest.com/lindenaelswythe/middle-earth-and-narnia/
37.media.tumblr.com/4e0df0a2f3e a9661c97be5e60c220d77/tumblr_ n7dphliw6o1qz6f9yo2_500.jpg
vimeo.com/54442867
im05.thewallpapers.org/desktop/32609/sky-clouds-wallpaper#. VAQefNw_TbQ
cdn3.spiegel.de/images/image736102-galleryV9-ugwu.jpg
attach.bbs.miui.com/forum/201406 /01/130032ql5dmglgztgmvtz1.jpg
airows.com/wp-content/ uploads/2014/06/ippawardsiphone-ipad-photography-awards2014-1e-660x900.jpg
phenomena.nationalgeographic. com/files/2013/11/embryo-crop.png
www.mach-den-impfcheck.de/uploads/images/Impfausweis_DGK. JPG
de.academic.ru/pictures/dewiki/72/ Human_chromosomesXXY01.png
p5.focus.de/img/fotos/ origs3582365/7392269384w1295-h541-o-q75-p5/
www.bfsfj.de
www.bzga.de
www.afgis.de
www.9gag.com
www.hon.ch/HONcode/
113
Anhang Appendix 114 Dorris Scharrel über die Zeit vor, während und nach einer Schwangerschaft.
Kommen viele Frauen oder Paare zu Ihnen in die Praxis, die einen Kinderwunsch haben und wie verhalten sie sich?
„Das ist bei ihrer Generation ein ganz wesentlicher Punkt und ein wichtiger Aspekt. Man fängt an zu Planen. Das muss so. Das mus so. Dann mieten wir die und die Wohnung an, kaufen dieses Auto oder jenes Haus, wir brauchen beide erstmal einen festen Job und dann sagt man sich: Jetzt möchten wir ein Kind. Und dann sagt die Natur plötzlich: Nee. Vergiss es.“ Sind viele der Frauen verunsichert?
„Das wichtigste was ich zu Anfang der Mutterschaftsvorsorge den Frauen sage: 94 % aller Schwangerschaften laufen stink normal ab. Ich sage den Frauen auch immer: Sie brauchen keinen Test machen, kein Multiple Choice, Sie müssen zu keiner Vorsorge gehen, nicht atmen oder pressen üben. Ihr Kind kommt auch so.“ Hat sich die Situation im Vergleich zu früher geändert?
„Früher blieben die Tage der Frau aus. Dann ist man zur Hebamme gegangen. Die hat einen dann auch ins Krankenhaus begleitet und dann war die Sache erledigt.“ Was geben Sie den Frauen mit auf den Weg?
„Ich als Ärztin mache nicht den großen Überblick, sondern beruhige die Frauen und erkläre was in den nächsten 4 Wochen passiert.“ Wie sehen Sie die Möglichkeit sich im Internet mit Informationen zu versorgen?
„Für mich ist das Thema kommerziell überladen. Sie haben die Möglichkeit auf unzählige Informationen zuzugreifen. Die Chance das einzuordnen haben sie gar nicht. Sie sind neu. Das ist für Sie das erste Erleben. Das können sie noch gar nicht nachvollziehen. Was Realität ist, was statistisch häufig ist...“
Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Kommen die viel zu spät zu Ihnen in die Praxis? Wie treten die auf?
„Paare mit ‚unerfülltem Kinderwunsch‘ kommen meistens viel zu schnell. Manchmal schon nach zwei Zyklen. Und dann sitzen die hier in der Praxis: Wir können nicht schwanger werden. Dann sage ich: Ok, wie ist es mit den Impfungen, mit der Zahnbehandlung, wie ist es hiermit? Damit? Es ist doch von der Natur gar nicht vorgesehen, dass man bei jedem Eisprung auch schwanger wird.“ Was passiert, wenn ein Paar über einen längeren Zeitraum versucht ein Kind zu bekommen sich aber keine Schwangerschaft einstellt?
„Wenn es nicht klappen will: Da gibt es verschiedene Stufenmodelle.“
Was sollte man vor einer Schwangerschaft machen?
„Es gibt ja verschiedene Dinge, die man vor der SS machen sollte. Es ist nicht mehr so häufig, dass jemand kommt und sagt, ich habe mal die Pille abgesetzt. Die meisten Frauen kommen mit einem Plan. Da habe ich die Möglichkeit darauf hinzuweisen, was noch gemacht werden sollte. In Deutschland hat man ja die Verpflichtung jedes Jahr einmal zur Früherkennung zu gehen. Da höre ich häufig schon raus, dass bald ein Kind geplant ist.“
115
116
Ute Dier von ProFamilia zur Beratung von Schwangeren und ihren Partnern.
Wer oder was ist ProFamilia und was sind Ihre haupt Aufgabengebiete?
„ProFamilia ist ein Verein mit Landes und Bundesstruktur. Im großen und ganzen geht es um Sexualpädagogik. Wir sind eine anerkannte Stelle für Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung. Wir sind aber auch immer gut vernetzt mit anderen Stellen. Bei ProFamilia rufen so unglaublich viele Menschen an. Wir möchten den Menschen, die hier anrufen erstmal vermitteln: Du bist hier richtig. Auch wenn wir hier bei ProFamilia nicht genau die Richtigen für jedes Thema sind. Wir geben dann nicht einfach eine Nummer raus, sondern versuchen die Personen an die passende Stelle weiterzuleiten.“ Wer kann Beratungstermine in Anspruch nehmen und worüber wird dort gesprochen?
„Wird ein Paar schwanger und erwartet ein Kind, geht es darum, wie sie sich in diesem Dschungle aus Informationen zurechtfinden. Diese Beratung kann jeder machen. Die Mutter oder der Vater, in Begleitung, vor, während oder nach der Schwangerschaft. In der Beratung fragen wir immer, wie die Paare leben und was sich für sie durch die Geburt verändert.“
Mit welchen Ängsten kommen schwangere Frauen bzw. die werdenden Eltern zu Ihnen?
„Eine der größten Ängste ist die Frage nach den Auswirkungen auf das Leben. Kann ich das gut schaffen? Bin ich ein guter Vater, eine gute Mutter? Kann ich noch mein eigenes Leben und meine eigenen Vorstellungen leben? Wie ist das für unsere Partnerschaft? Paare haben häufig einen hohen Anspruch an die Erziehung eines Kindes. Das baut natürlich enormen Druck auf. Wir versuchen den Paaren klar zu machen, dass Eltern werden ein Prozess ist. Auch über die Geburt hinaus. Es geht, nach einer gedanklichen Verengung der Lebenspläne, um eine Weitung der Perspektiven und darum Ängste abzubauen. Wir helfen den Schwangeren und Paaren diesen Prozess der Schwangerschaft und des Eltern werdends zu druchlaufen und sich darauf einzulassen.“
Beraten Sie die Paare auch in zum komplexen Thema der finanziellen Belange?
„Ein großer Teil dieser Gespräche dreht sich um finanzielle Hilfen. Wir haben eine zweiseitige Tabelle aufgestellt, die aufzeigt welche Hilfen es gibt, wo und wann sie beatragt werden, wie viel und wie lange man Unterstützung bekommt und unter welchen Voraussetzungen. Das gibt den Paaren ein sicheres Gefühl, da sie häufig hier mal was lesen und da etwas hören, aber nie einen Überblick bekommen. Ich mache das jetzt seit 10 Jahren aber es ist nicht so, dass ich das so runterratern kann. Es ist äußerst kompliziert und individuell. Ich sitze häufig in der Beratung und telefoniere mit der zuständigen Stelle.“ Sie beraten auch in Bezug auf die medizinische Vorsorge, Stichwort: Pränataldiagnostik.
„Im Bezug auf Pränataldiagnostik ist es wichtig sich schon vorher genau zu überlegen, wie gehe ich mit der Diagnose um. Was will ich mit dem Ergebnis machen?“
Wer genau Begleitet die Schwangere zu den Terminen bei ProFamilia?
„Begleitet werden die Schwangeren natürlich häufig von ihren Partnern, aber gerade wenn der Mann nicht mehr da ist werden sie manchmal von einigen Personen begleitet: eine gute Freundin oder die Eltern bzw. Großeltern, manchmal auch die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber.“
117
118
Frauenärztin Karin Tinnemeier zum Thema Kinderkriegen.
Täglich kommen Frauen zu Ihnen in die Sprechstunde. Zu welchen Maßnahmen raten Sie Paaren, die ein Kind planen?
„Was ich immer gut finde ist, wenn man sich schon vor der Schwangerschaft damit beschäftigt, was gemacht werden kann. Bei den Impfungen gibt es klare Empfehlungen der Stiko. Dann die präkonzeptionelle Folsäureprophylaxe, wenn man das Thema geplant angeht. Einen Gesundheitscheck sollte man überlegen. Hat man z.B. irgendwelche Risiken für irgendwas? Ist man z.B. etwas älter, hat einen hohen BMI oder gar Diabetes, oder eine Belastung oder eine Erkrankung. Dann kann man nach eventuellen Schilddrüsenerkrankungen schauen. Zahnbehandlung kann man auch gerne vorher machen und über die Ernährung kann man sicherlich auch noch sprechen. Da gibt es eine individualisierte Onlineberatung bei planBaby.de. Die geben auch nochmal Tipps zum Gesundheitscheck etc.“ „Für jemanden, der nie wirklich etwas hatte sind es im Prinzip Impfungen, Zahnvorsorge und Folsäureprophylaxe.“ Wie gehen Sie mit Paaren um, die einen ‚unerfüllten Kinderwunsch‘ haben?
„Bei Paaren, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, guckt man sich erstmal die Anamnese an und schaut nach bestimmten Störungen. Hat die Frau z.B. nur einmal im Jahr ihre Regel, dann schickt man diese Paare nicht wieder nach Hause mit dem Rat es noch einige Zeit zu probieren. Gibt es erstmal keine Hinweise auf eine Störung versuche ich die Paare zu beruhigen und rate es erst einmal weiter natürlich zu versuchen. Falls es dann nicht klappt gibt es natürlich bestimmte herangehensweisen, die auch von Arzt zu Arzt unterschiedlich sein können oder man schickt die Paare zu den Fachleuten.“ Gibt es da einen genauen zeitlichen Ablauf für die Untersuchungen?
„Zu Anfang checkt man die Dinge, die nicht-invasiv sind und dann integriert man auch irgendwann den Mann und dann, je nach dem was man findet, checkt man auch invasiv.“
Kinderwunschzentren haben einen sehr strukturierten Maßnahmenkatalog. Was halten Sie davon?
„Das FertilityCenter lässt den Menschen aber auch die Chance eine Maßnahme nicht in Anspruch zu nehmen, wenn es ihnen nicht passt. Wenn ich jemanden dort hinschicke, dann gebe ich ihnen mit auf den Weg: Sie dürfen immer sagen, was Sie wollen!“ Wie bewerten Sie die Tatsachen, dass das Durchschnittsalter von Erstgebärenden immer weiter steigt?
„Was den Menschen häufig nicht klar ist, ist dass mit zunehmendem Alter auch das Risiko für Fehlgeburten steigt und die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden sinkt. Die Schwankungsbreite, wann die ersten und wann die letzten in der Menopause landen sollte mal gezeigt werden. Das kann ja schon auch mal mit 40 Jahren sein.“ Wie schätzen Sie die momentane Situation zur Aufklärung und Information zur Pränataldiagnostik ein?
„Die Aufklärung über Pränataluntersuchungen ist äußerst schwierig. Die Zeit im Patientengespräch ist knapp bemessen und im Internet werden die negativen Seiten oft sehr betont. Es ist schwierig neutrale Informationen dazu zu finden. Eigentlich sollte jeder vor jeder Untersuchung genau wissen, ob er die Untersuchung überhaupt machen möchte oder nicht. Das fängt mit der ersten Untersuchung der Herztöne an.“ Was halten Sie von davon ein Kind Zuhause zu gebären?
„Die Aufklärung über Hausgeburten ist meiner Meinung nach nicht gut. Meist kommt die Aufklärung von den Personen, die sie auch anbieten. Das ist eine Überbewertung der Geburtsatmosphäre im Vergleich zum Geburtsrisiko.“ Gibt es etwas, dass Sie sich für die Zukunft wünschen würden?
„Ich würde mir als Pränataldiagnostikerin wünschen, dass man die Patientinnen nicht mehr ganz am Anfang des Gedankens abholen muss.“ Wie teilen Sie sich die Arbeit mit den Hebammen in der Praxis?
„Hier bei uns in der Praxis sind wir als Ärzte für alle pathologischen Schwangerschaftsverläufe zuständig. Bei allem anderen sprechen wir uns dann mit den Hebammen ab.“
119