Liebes Publikum, unsere neue Eigenproduktion „überARBEIT@“ schließt inhaltlich an unsere Inszenierungen „GELD – Das Stück zum Schein“ und „ARBEIT – Das Werk zur Stelle“ an. Wieder gehen wir auf Entdeckungstour durch Wirtschaft und Gesellschaft. Doch diesmal steht nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft der Arbeitswelt im Fokus. Die Corona-Pandemie hat unser Leben und unsere Arbeit massiv verändert. Uns eingeschränkt, desinfiziert und auf Abstand gehalten. Widersprüche ans Licht gebracht. Auch neue Perspektiven eröffnet. Wie kommen wir wieder zusammen? Wie machen wir weiter? In den letzten Monaten haben wir gelernt: alles ist möglich. Das macht Angst
und verunsichert. Aber es ist auch eine Chance. Der Lockdown verschafft uns Gelegenheit zu reflektieren. Was fahren wir hoch, was fahren wir runter? Was stellen wir ab, wen stellen wir ein und wie stellen wir das an? Und wer sitzt am längeren Hebel? Beschäftigen wir uns mit der spannendsten Frage überhaupt: Wie wollen wir leben und arbeiten?
Unser Theaterprojekt ist digital. Nicht gerade unsere erste Wahl. Als Theaterschaffende lieben wir den persönlichen Kontakt. Echte Begegnungen. Aber als Improvisierende versuchen wir, aus allem das Beste zu machen. Also erobern wir uns neue Tätigkeitsfelder – neue Medien, Softwareprogramme, digitale Formate. Ein nie enden wollender Lernprozess. Und Sie können uns dabei zuschauen. Jede Woche produzieren wir eine neue Folge, die immer am Freitag um 19 Uhr veröffentlicht wird. Einen Vorteil hat die digitale Umsetzung: Sie können selbst entscheiden, wann und wie oft Sie jede Folge schauen. Bitte empfehlen Sie unser Projekt weiter, wenn es Ihnen gefällt.
Mitwirkende
Astrid Beier | Sprecherin, Schauspielerin Katja Blüher | Sprecherin, Schauspielerin Maxi Mercedes Grehl | Sprecherin, Schauspielerin Oliver Rank | Sprecher, Schauspieler Vincent Göhre | Sprecher, Schauspieler Annegret Frauenlob | Visuelle Kommunikation Martin Patze | Layout und Fotografie Axel Kohout | Webmaster
Eine Eigenproduktion von Theater Apron, nach einer Idee von
DA
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Ensemble
Astrid Beier Während des Studiums arbeitete ich in der Disco, als Hostess, sortierte zu Weihnachten Briefe bei der Post, füllte Medikamentenautomaten auf, arbeitete im Bistro (wo man leider kein Eis kaufen konnte), in der Sanitätsschule, las Publikationen Korrektur, transkribierte Interviews, war Beobachterin in Kindertagesstätten, …
Dipl. Soziologin und Master of Arts Multimedia
Katja Blüher Ich wollte als Kind Eisverkäuferin werden. Während meiner HotelfachLehre habe ich aus Servietten Schwäne gefaltet und danach meine Theater-Leidenschaft wagemutig zum Beruf gemacht.
Freiberufliche Diplom-Theaterpädagogin, Schauspielerin und Improvisateurin
Maxi Mercedes Grehl Ich habe für Geld schon mal Eis verkauft, mit dem Feuer gespielt, Kinder gelaust und kleine Monster ausgeschnitten. Heute bringe ich Menschen zum Schreien.
M.A. Sprechwissenschaftlerin, Trainerin für Kommunikation und Darstellendes Spiel, Freiberufliche Sprecherin, Hörspielerin und Darstellerin
Oliver Rank Ich habe eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung. Nach der Schule hatte ich keine Ahnung, was ich machen will und diese Lehrstelle bekam ich, ohne je eine Bewerbung geschrieben zu haben. Nach meiner Lehre habe ich nie wieder in diesem Beruf gearbeitet. Ansonsten habe ich noch nie Eis verkauft und wollte auch nie Eisverkäufer werden… mein Ehrenwort. Freiberuflicher Schauspieler, Hörspieler, Improvisateur, Moderator und Sprecher
Vincent Göhre Ich habe ein Studium ausgeschlagen, um einer Arbeit nachgehen zu können. Einer meiner Lieblingsjobs war es, mir fünfmal am Tag sagen zu lassen, ich sei sterbenskrank. Papierkram ist für mich die anstrengendste Arbeit überhaupt. Meine Bewerbung als Eisdealer wurde abgelehnt.
Freiberuflicher Schauspieler, Improvisateur, Regisseur, Musiker und Theaterpädagoge
Annegret Frauenlob Der einsamste Job, den ich bislang hatte, war Aufsichtsdienst in einer kleinen Sonderausstellung über Fußball im hintersten Winkel eines Museums. (Ich habe selten so sehnsüchtig gewartet, dass die Zeit vergeht und ich mich wieder frei bewegen kann.) Da war es doch unterhaltsamer, hinter der Bar zu stehen und Eisklötze für Drinks zu zerhacken. Freiberufliche Malerin, Grafikerin und Buchkünstlerin
Andrea Martin Ich habe bereits stand im Schlachthof am Fließb lik, lötete in der Schule Gewäch schon mal eine ganze Badewan
Dozentin für Mathematik, Deutsch, Bewerbertraining und Theater
s als Eisverkäuferin gearbeitet, band in der Abteilung Schaschhshausautomatiken und schälte nne voll Kartoffeln.
„Woran wollen wir uns orientieren bei dem, was wir denken, sagen und tun? An dem, was wir vorfinden, weil es sich in dieser Welt bisher so entwickelt hat, oder an dem, wie es sein müsste, damit wir das, was uns als Menschen ausmacht, bewahren und weiterentwickeln können? Die Ansammlung von immer mehr Wissen hat uns bei der Suche nach Antworten auf diese wichtige Frage nicht so recht weitergebracht. Wir wissen längst, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Aber auch wenn dieses Wissen nicht einfach nur von anderen übernommen, sondern durch Nachdenken aus einer eigenen Erkenntnis gewonnen wird, hat das, was wir dann erkannt haben, meist keine unmittelbaren Auswirkungen auf unser Handeln. Wie viele Menschen haben erkannt, dass so vieles, was sie tun, nicht dazu beiträgt, gesund zu bleiben,
glücklich zu werden und ihre Talente und Begabungen zu entfalten! Aber etwas erkannt zu haben, heißt nicht, dass es uns auch wirklich berührt. Und wenn es uns nicht berührt, ändert sich auch nichts im Hirn. Ganz anders ist es, sobald wir etwas nicht nur wissen oder erkennen, sondern wirklich zu verstehen beginnen. Dann dringt dieses nun gewonnene Verständnis in alle Fasern unseres Seins. Es geht unter die Haut, macht uns wach und berührt uns, weil es mit einer Aktivierung der emotionalen Bereiche in unserem Gehirn einhergeht. Wer irgendwann verstanden hat, was ihm in seinem Leben wirklich wichtig ist, kann nicht mehr länger so weiterleben wie bisher.“ Gerald Hüther in „Würde – Was uns stark macht als Einzelne und als Gesellschaft“ Pantheon Verlag München, 2019
FILM TIPP
Free Lunch Society – Komm Komm Grundeinkommen
Dokumentarfilm von Christian Tod Golden Girls Filmproduktion & Filmservices GmbH 2017
Leben wir, um zu arbeiten, oder arbeiten wir, um zu leben? Mit dieser Frage beginnen wir unsere virtuelle Reise durch die Arbeitswelt. Beantworten kann diese Frage jeder nur für sich selbst. Wir laden Sie ein, darüber nachzudenken. Sehr anregend gestellt hat diese Frage Heinrich Böll in seiner Erzählung „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“. Er schrieb diesen Text für eine Sendung des Norddeutschen Rundfunks zum „Tag der Arbeit“ am 1. Mai 1963. Heinrich Böll Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral in Mein trauriges Gesicht – Humoresken und Satiren Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1979
Video Klaus-Dieter Tiedemann
Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Diensttag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, immer derselbe Rhythmus - das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das Warum da, und mit diesem Überdruss, in dem sich Erstaunen mischt, fängt alles an. Albert Camus
Als ich fünf Jahre alt war, sagte mir meine Mutter immer, dass Glücklichsein der Schlüssel zum Leben sei. In der Schule fragten sie mich dann, was ich mal werden möchte, wenn ich groß bin. Ich schrieb hin: „Glücklich.“ Sie sagten mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden hätte, und ich sagte ihnen: „Ihr habt das Leben nicht verstanden.“ John Lennon
UCH IPP
Wahrscheinlich kennen Sie das folgende Buch schon. Vielleicht steht es sogar in Ihrem Bücherregal. Auf phantastische Weise hinterfragt Michael Ende unsere Bereitschaft, Lebenszeit für Geld zu opfern. Eine großartige Parabel, die Sie immer wieder neu entdecken können, auch gemeinsam mit Ihren Kindern.
Michael Ende MOMO
Die seltsame Geschichte von den ZeitDieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte Thienemann Verlag, Stuttgart 1973
INDUS TRIA• LI• SIE•RU
S• Musik und Komposition Paul Kaufmann Choreografie Ellen Brix Video Klaus-Dieter Tiedemann
UNG
Wie viel Arbeit braucht der Mensch? In früheren Zeiten, als unsere Ahnen noch das zum Leben Notwendige zusammenjagten und –sammelten, war diese Frage leicht beantwortet, wenn sie sich denn überhaupt stellte: Man musste so lange „arbeiten“, bis man satt zu essen hatte. Es wäre vollkommen sinnlos, ja sogar in höchstem Maße existenzgefährdend gewesen, wenn man versucht hätte, ein Mehr zu erwirtschaften durch mehr Arbeit; denn ihr Dasein konnten unsere frühen Vorfahren nur sichern, wenn sie sich ihre Beweglichkeit erhielten, unbehindert von einem Ort zum andern ziehen konnten, um das Lebensnotwendige zu finden. Tragbarkeit, nicht Besitz und Vorrat, war darum der höchste Wert. Jeder Besitz war beschwerlich. Es wird von Anthropologen glaubhaft versichert, dass die Jäger- und
Sammlerinnen-Kulturen in vorkolonialer Zeit nicht mehr als zwei bis fünf Stunden täglich für ihre Existenzsicherung aufwenden mussten. Die übrigen Stunden des Tages standen für Palaver, Schlaf und Gelage zur Verfügung. Noch in der bäuerlichen, sesshaften Lebensweise ist die Frage danach, wie viel Arbeit der Mensch braucht, offenkundig verrückt. Arbeit braucht man nicht, die hat man, und das Einzige, was über sie zu sagen ist, ist, dass sie getan werden muss. Arbeit ist nicht Gegenstand des Begehrens, sondern das Mittel, das dazu taugt, sein Dasein zu fristen. Sie ist ein notwendiges Übel und sie wird vom Winter, vom Feierabend und Festtag unterbrochen. … Bis ins späte zwanzigste Jahrhundert erhält sich diese Einstellung gegenüber der
Arbeit. Hannah Ahrendt stellt sie in ihrer „Vita activa“ den anderen beiden Formen des menschlichen Tätigseins gegenüber, dem ‚Herstellen’ nämlich und dem ‚Handeln’. Und im Vergleich zu diesen beiden schöpferischen Formen der Tätigkeit sieht die Arbeit ziemlich armselig aus. Während aus dem Herstellen eine Welt von dauerhaften Dingen hervorgeht, die den Menschen in seiner ursprünglichen Unbehaustheit zu schützen vermag, ihm Geborgenheit und Heimat bietet; während das Handeln jener Teil des menschlichen Tuns ist, mit dem die Menschen ihr Miteinander und ihr soziales und politisches Leben regeln, dient die Kärrnerarbeit in nicht endendem Wiederholungszwang der Notdurft des Körpers, der nun einmal immer wieder aufs Neue unerhörte Anstrengungen zu seiner Aufrechterhaltung fordert: Nahrung, Kleidung, Wohnung.
Arbeit ist weit davon entfernt, den Menschen zu seiner höheren Seinsbestimmung zu adeln. Er ist in animalischer Abhängigkeit an sie gefesselt um seiner nackten Selbsterhaltung willen. Genuin menschliche Tätigkeiten, die den Menschen vom arbeitenden Tier unterscheiden sind nur das Herstellen und das Handeln. … Und nun hat auf einmal die Frage: „Wie viel Arbeit braucht der Mensch?“, die so tut, als sei die Arbeit ein wahrer Segen und als könne man dem Menschen nichts Besseres tun, als ihn mit Arbeit zu beglücken, gar nichts Anstößiges mehr. Sie scheint geradezu den Kern aller menschlichen Begehrlichkeit zu treffen. Und tatsächlich steht der drohende Verlust der Arbeit sehr hoch oben auf der Rangliste der Befürchtungen, von denen Menschen heimgesucht werden. Weder der Klima-
wandel, noch Kriegsgefahr können da mithalten, allenfalls unmittelbare gesundheitliche Gefährdung. Was ist geschehen, dass die Arbeit von einem notwendigen Übel zu einem hochrangigen Lebensziel, dem alle in scharfer Konkurrenz nachjagen, mutieren konnte? Die Antwort ist bestürzend einfach: Es geht in der Frage gar nicht um Arbeit und Arbeit ist auch nicht erstrebenswert. Es geht um Geld. Die Frage: „Wie viel Arbeit braucht der Mensch?“ und jene andere: „Wie viel Geld braucht der Mensch?“ sind gleichbedeutend. Arbeit haben, heißt Geld haben. Mit der Gleichsetzung von Arbeit und Geld erfährt die Arbeit eine unerhörte Entwertung, obwohl sie scheinbar so begehrenswert ist wie nie zuvor in der Geschichte. Von den unendlich vielen Weisen, sein Dasein zu sichern durch verschiedenste, an die jeweiligen lokalen
Gegebenheiten angepasste Unterhaltstätigkeiten und von den verschiedensten Weisen, das gesellschaftliche Miteinander zu gestalten, ist nur die Arbeit für Geld übrig geblieben. Überhaupt sind die Menschen in der industriellen Gesellschaft auf drei Tätigkeitsformen festgelegt: Produktion, Konsum und Schattenarbeit, die alle drei verheerende Folgen haben – für die Menschen, die radikal entfähigt werden, und für ihre Lebensgrundlagen, die radikal geplündert werden.
Marianne Gronemeyer in „Wie viel Arbeit braucht der Mensch?“ (gekürzt) Vortrag in Linz 2008 vollständiger Text auf http://www.marianne-gronemeyer.de/texte/ mehr zum Thema in ihrem Buch: Wer arbeitet, sündigt. Ein Plädoyer für gute Arbeit. Primus Verlag, Darmstadt 2012
Text Alexander Terhorst Musik, Komposition und Gesang Paul Kaufmann
GLOB PLAYE
Grafik Oxfam international
https://www.oxfamamerica.org/explore/stories/these-10-companiesmake-a-lot-of-the-food-we-buy-heres-how-we-made-them-better/
BAL ––– ER ––––
Globalisierung ist, wenn internationale Geschäfte nicht mehr durch Bürokratie, Zölle und Sprachbarrieren ausgebremst werden. Es gibt keine Grenzen mehr – für den Handel nicht und für das Wachstum von Unternehmen auch nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Unternehmen mit zu viel Marktmacht diese früher oder später immer missbrauchen, um unfaire Preise und unfaire Konditionen durchzusetzen. Und obwohl man das schon seit über hundert Jahren weiß, haben die einzelnen Staaten tatenlos zugesehen, wie ihre größten Unternehmen im Zuge der Globalisierung immer größer wurden, denn sie versprachen sich von diesen RiesenUnternehmen auch Riesen-Steuereinnahmen. Erst als ihnen klar wurde, dass sie den global agierenden Unternehmen nicht nur ein globales Wachstum, sondern auch eine globale Steuerflucht ermög-
licht hatten, versuchten sie regulierend einzugreifen. Doch da war es bereits zu spät. Denn da waren die multinationalen Konzerne schon größer geworden als sie selbst. Bereits 1995 waren über die Hälfte der hundert größten Wirtschaftssysteme der Welt nicht mehr Staaten, sondern Unternehmen. 2016 waren es schon über zwei Drittel... Der Gedanke, dass eine (nationale) Behörde wie das gute alte Bundeskartellamt dem Wachstum eines (internationalen) Unternehmens wie Amazon Einhalt gebieten könnte, ist geradezu lächerlich. Carl Tillessen in „KONSUM“
H C P BU P I
Carl Tillessen KONSUM
Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen HarperCollins, Hamburg 2020
Ein Streik ist im Arbeitskampf eine vorübergehende Niederlegung der Arbeit durch eine verhältnismäßig große Anzahl von Arbeitnehmern, die ein gemeinsames Ziel im Rahmen ihrer Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse erreichen wollen. Die kollektive Arbeitsniederlegung verletzt – nach dem kollektiven Arbeitsrecht der Bundesrepublik Deutschland – nicht ihre Arbeitspflicht, da für die Dauer des Streiks das Beschäftigungsverhältnis als suspendiert gilt. STREIK-ARTEN (AUSWAHL) Abwehrstreik: Verhinderung von Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen oder der sozialen Sicherheit Betriebsstreik: Erfasst Beschäftigte eines bestimmten Betriebes Bummelstreik: Es wird langsamer als normal gearbeitet Dienst nach Vorschrift: Beamte nehmen Vorschriften genauer, arbeiten dadurch langsamer Generalstreik: Streik aller Arbeitnehmer einer Volkswirtschaft
Organisierter Streik: Gewerkschaftlich genehmigter Streik Politischer Streik: Streik gegen oder für politische Ziele, gilt in Deutschland als verboten; in anderen Ländern teilweise erlaubt Proteststreik: Befristet, gegen einen konkreten Vorfall gerichtet Punktstreik (auch: Rollierender Streik): Abwechselnd werden Abteilungen oder Produktionsstandorte bestreikt Solidaritätsstreik (auch: Sympathiestreik): Zum Ausdruck der Solidarität für Kollegen eines anderen Betriebes Vollstreik (auch: Flächenstreik): Streik aller Beschäftigten eines Wirtschaftszweiges Warnstreik: Kurzer oder begrenzter Streik, in Deutschland auch ohne Urabstimmung möglich Wilder Streik: Ein Streik ohne Unterstützung einer Gewerkschaft, oft, aber nicht zwingend, spontan und unorganisiert
www.wikipedia.org/wiki/Streik
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Rutger Bregman Utopien für Realisten Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 2017 Hier können Sie nicht nur die Geschichte beider Streiks nachlesen, sondern Sie erfahren auch, welche inspirierenden Visionen Rutger Bregman aus diesen und anderen tatsächlichen Begebenheiten entwickelt. Der niederländische Autor, Historiker und Aktivist sagt: «Das wahre Problem unserer Zeit ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können.»
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Der politische Slogan TINA (There Is No Alternative - Es gibt keine Alternative) wurde von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in der Anfangszeit ihrer Regierung wiederholt verwendet, um ihre Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik zu legitimieren, welche durch den Abbau des Sozialstaates und wirtschaftsliberale Reformen bei gleichzeitig konservativen Gesellschaftsvorstellungen geprägt war. Die deutsche Entsprechung ist „Alternativlos“. Es wurde 2010 zum Unwort des Jahres gewählt. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt wor-
den, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken. “Die Globalisierungskritikerin Susan George hat dem TINA-Prinzip den Ausruf „TATA!“ (There Are Thousands of Alternatives! - Es gibt Tausende Alternativen!) entgegengestellt. https://de.wikipedia.org/wiki/Alternativlos#TINA-Prinzip
QUELLEN Earth Overshoot Day - We do not need a pandemic to #MoveTheDate! https://www.overshootday.org/ oxfam_factsheet_deutsch_im-oeffentlichen-interesse-ungleichheit-bekaempfen-in-soziale-gerechtigkeit-investieren.pdf Oxfams Bericht zu Covid-19-Auswirkungen : Das Ungleichheitsvirus https://www.oxfam.de/ueber-uns/publikationen/oxfamsbericht-covid-19-auswirkungen-ungleichheitsvirus
Dass die Dinge sich irgendwie von selbst regeln, dass alles einer höheren Logik folgt, dass man nichts tun kann und deshalb sowohl Privatleute als auch Politikerinnen aus ihrer Verantwortung entlassen sind – diese Logik klingt vertraut. Lange vor dem digitalen Wandel hieß es von den „Märkten“, dass sie von „unsichtbarer Hand“, also ohne den Eingriff der Politik geregelt und dabei automatisch dem Gemeinwohl dienen würden – eine Phantasie, die spätestens 2008 zu einem bösen Erwachen führte. Doch diese Annahme ist gefährlich. Sie lässt als einzige Handlungsoption Anpassung und persönliche Vorteilsnahme offen – eine zynische Haltung, die letztlich dazu führt, dass sich Individuen keine Gedanken mehr darüber machen, was genau es ist, was sie in ihrem Arbeitsleben tun
und welche Verantwortung sie tragen. Wenn ständig von der Unabdingbarkeit und der Alternativlosigkeit bestimmter Tendenzen die Rede ist, muss es einen dann wundern, wenn Angst, Fatalismus und ein gefährlicher Nährboden für politische Rattenfänger erzeugt werden? Lisa Herzog in „Die Rettung der Arbeit – Ein politischer Aufruf“ Hanser Literaturverlag, Berlin 2019
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Disziplin der Vollzeitbeschäftigung noch immer der zentrale Bezugspunkt des menschlichen Lebens in den westlichen Industrienationen. Ausbildung, Wohnort und Lebensplanung richten sich nach ihr aus. Die Einrichtung der Gesellschaft nach Maßstäben der Erwerbsarbeit scheint gegenüber jeder Form von Kritik immun. Immerhin legitimiert sie sich durch den höchsten Lebensstandard der Menschheitsgeschichte. Die Logik von Produktion, Konsum und Wachstum rechtfertigt die fortwährende Beherrschung des Menschen durch verdinglichte Abläufe: das unerbittliche Tempo des Fließbands, die hastige Routine des Büros, das ewige Ritual von Kauf und Verkauf. Viele Arbeitnehmer opfern dafür ihre Lebenszeit, ihr Bewusstsein und ihre Träume. Und die Gesellschaft verrät das bürgerliche
Glücksversprechen von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden. https://www.tagesspiegel.de/politik/arbeit-als-religion-lesensie-auf-der-zweiten-seite-wie-die-deutschen-heute-zur-arbeitstehen/20801738-2.html
Zu arbeiten, etwas zu gestalten, sich selbst zu verwirklichen, liegt in der Natur des Menschen. Von neun bis fünf in einem Büro zu sitzen und dafür Lohn zu bekommen nicht! Richard David Precht
Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Dass Dinge geliebt und Menschen benutzt werden, ist der Grund dafür, dass sich die Welt im Chaos befindet. 14. Dalai Lama
QUELLE Meera Zaremba »Die Arbeit des Menschen ist unantastbar«, Rede beim tazlab 2018 https://www.youtube.com/ watch?v=kkLHlF30HV0&feature=
BUC
CH TIPP
Frank Schätzing Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021
Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht. Robert F. Kennedy
Das BIP ist der wohl bekannteste Maßstab für die Entwicklung der Wirtschaft. 2018 lag es in Deutschland bei 3,39 Billionen Euro. So viel waren also alle Waren und Dienstleistungen wert, die hierzulande im vergangenen Jahr erstellt worden sind. Erfunden hat diese Kennzahl in den 1930er Jahren der amerikanische Ökonom Simon Kuznets, der später den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Kuznets selbst hat allerdings schon damals darauf hingewiesen, dass man diesen Wert nicht überinterpretieren darf. So sage diese Zahl eben nichts darüber aus, wie es den Menschen tatsächlich geht. Ähnlich ist das bei den Auswirkungen auf
die Umwelt. Wenn ein Landwirt auf seinem Feld besonders viel Dünger ausbringt, kann er am Ende mehr Getreide ernten – die Wirtschaftsleistung steigt. Dass er gleichzeitig aber die Umwelt schädigt, weil mit dem Dünger Phospor ins Grundwasser gelangt, findet in der Statistik derweil keinen Niederschlag. Das gleiche gilt für soziale Aspekte. Wenn mehr Menschen einen Job finden, tragen sie damit ebenfalls zur Wirtschaftsleistung bei. Das sagt aber nichts darüber aus, wie gerecht die Einkommen innerhalb des Landes verteilt sind. https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/jahreswohlstandsbericht-ist-das-bip-noch-der-richtige-massstab/23974772.html
Dabei kann man wirtschaftliches Handeln sehr wohl an anderen Maßstäben orientieren. In der Gemeinwohlökonomie wird zum Beispiel mit Hilfe der GemeinwohlMatrix Bilanz gezogen. Bewertet wird die Interaktion mit allen Beteiligten eines Unternehmens: Lieferant*innen, Eigentümer*innen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen sowie das Gesellschaftliche Umfeld, und zwar nach den Kriterien Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Ziel ist das Gelingen von Beziehungen und ein gutes Leben für alle - und das erscheint doch irgendwie sinnvoller als permanentes Wachstum und Profit für wenige. https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/jahreswohlstandsbericht-ist-das-bip-noch-der-richtige-massstab/23974772.html
Geld ist das Barometer der Moral einer Gesellschaft. Wenn Sie sehen, dass Geschäfte nicht mehr freiwillig abgeschlossen werden, sondern unter Zwang, dass man, um produzieren zu können, die Genehmigung von Leuten braucht, die nichts produzieren, dass das Geld denen zufließt, die nicht mit Gütern, sondern mit Vergünstigungen handeln, dass Menschen durch Bestechung und Beziehungen reich werden, nicht durch Arbeit, dass die Gesetze Sie nicht vor diesen Leuten schützen, sondern diese Leute vor Ihnen, dass Korruption belohnt und Ehrlichkeit bestraft wird, dann wissen Sie, dass Ihre Gesellschaft vor dem Untergang steht. Informationen zur Gemeinwohlmatrix unter https://web.ecogood. org/de/unsere-arbeit/gemeinwohl-bilanz/gemeinwohl-matrix/
Ferdinand vo JEDER MENS
Luchterhand Literaturverlag, Mün www.jeder-mensch.eu
on Schirach SCH
nchen 2021
Buchtipp
Wir bedanken uns herzlich für die inspirierende, konstruktive und harmonische Zusammenarbeit bei: krimZkrams Halle Beesener Straße 237, 06110 Halle (Saale) www.krimzkrams-halle.de Crummes Eck Lessingstraße 39, 06114 Halle (Saale) www.crummeseck.de Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäft ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opfer, Politik ohne Prinzipien. Mahatma Gandhi
Filmtipp
TOMORROW Die Welt ist vo Lösungen
Dokumentarfilm von Cyril Dion u Pandora Film Verleih, 2016
W oller
und Mélanie Laurent
HÖR S P Inzwischen können wir wieder Theatervorstellungen besuchen. Wir Theaterschaffenden können proben, auftreten, Kurse geben und uns dadurch als wirksam und schöpferisch erleben. Aber eine Zeit lang war dies nur begrenzt möglich. Rückblick: Ein Montag im Lockdown. Fünf Künstler*innen sind auf sich gestellt. Sie versuchen ihre Theaterarbeit aufrechtzuerhalten, anzupassen an die Kontaktbeschränkungen. Eine Arbeit, die normalerweise vom direkten Kontakt mit Menschen lebt. Plötzlich sind die Kolleg*innen nur rechteckige Kacheln auf dem Bildschirm, die Reaktionen des Publikums nur Klicks und Likes. Was geht ihnen dabei durch den Kopf? - Wir haben es für Sie hörbar gemacht. Eine Momentaufnahme.
I
Wir bedanken uns herzlich für die inspirierende, konstruktive und harmonische Zusammenarbeit bei:
Kirsten Heppekausen Rübchen e.V. (Food-Coop) Karl-Liebknecht-Straße 23a, 06114 Halle (Saale) www.ruebchen-halle.de
Anna Zeitler Workshops & Modedesign Delitzscher Straße 73, 06116 Halle (Saale) www.annazeitler.de
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tip
Zeit für Utopien Wir machen es anders Ein Film von Kurt Langbein als Video on demand verfügbar: vimeo.com/ondemand/zeitfuerutopien oder direkt hier: https://www.bpb.de/mediathek/318614/zeit-fuer-utopien
In der letzten Folge ste uns unseren eigenen F Wie wollen wir in Zuku und arbeiten? Welche braucht unsere Gesells damit wir uns unseren nähern können? Was Einzelne dafür tun?
Natürlich müssen Sie selbst herausfinden, in möchten und was für ein Mensch Sie sein w Wir laden Sie herzlich dazu ein.
ellen wir Fragen. unft leben Veränderungen schaft, n Visionen kann jeder
n was für einer Welt Sie leben wollen.
r e h t ü H d l a E r D e R G Ü W als
– t h c a m s l a k r d a t n s u s e n n l u t f e s a z a h n i c W E s l l e s , Ge g a l r e V n o e 9 h 1 t 0 n a 2 P n e h c Mün
P HTIP
BUC
„...Menschen, die das Glück hatten, sich ihrer Würde bewusst zu werden, beschreiben dieses Erleben als eine außerordentlich tief reichende Wiederentdeckung ihrer eigenen Gestaltungskraft und eines längst verloren geglaubten Verbundenheitsgefühls mit anderen Menschen, … Aus diesem Gefühl untrennbarerer Verbundenheit erwächst in ihnen zwangsläufig auch das Bedürfnis, fortan Verantwortung für sich selbst und ihr Handeln zu übernehmen. Deshalb können Menschen, die sich ihrer eigenen Würde bewusst geworden sind, nicht länger so weiterleben wie bisher... Sie verhalten sich achtsamer, zugewandter, liebevoller, sie ruhen stärker in sich selbst und strahlen diese Ruhe auch auf andere aus. Sie lassen sich nicht mehr antreiben und sind auch nicht mehr verführbar. Wer solchen Menschen begegnet, hat das Gefühl, sie hätten einen inneren Kompass gefunden, dem sie sich anvertrauen und der sie durchs Leben führt. Nicht irgendwie, sondern in Würde. Nicht irgendwohin, sondern hin zu gelebter Menschlichkeit. Diese Bewusstwerdung der eigenen Würde ist der entscheidende Schritt in die Freiheit...“ „Verletzt nicht jeder, der die Würde eines anderen Menschen verletzt, in Wirklichkeit seine eigene Würde?“
überARBEIT@ – LIVE
Jetzt endlich wollen wir die Fragen: „Was muss sich ändern?“ und „Wie kommen wir ins Tun?“ auch live verhandeln. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen eine Vision der zukünftigen Arbeitswelt entwickeln. Denn unser Problem ist nicht, dass es an Alternativen mangelt, sondern dass wir Routinen nur ungern durchbrechen. Da helfen nur knallharte Fakten und Fantasie! Und genau die präsentieren wir mit unserer Kombination aus Dokumentar- und Improvisationstheater. Freuen Sie sich auf einen unterhaltsamen und anregenden Abend. Das Problem sind nicht die neuen Ideen. Das Problem ist, wie wir uns von den alten lösen können. John Maynard Keynes
BÜHNENARBEITER
Astrid Beier | Sprecherin, Schauspielerin Katja Blüher | Sprecherin, Schauspielerin Maxi Mercedes Grehl | Sprecherin, Schauspielerin Oliver Rank | Sprecher, Schauspieler Vincent Göhre | Sprecher, Schauspieler
WERKTÄTIGE
Andrea Martin | Regie und Produktionsleitung Heiko Nolte | Projektmanagement Annegret Frauenlob | Visuelle Kommunikation Paul Kaufmann | Musik und Komposition Maxi Mercedes Grehl | Postproduktion Oliver Rank | Video- und Tonbearbeitung Axel Kohout | Webmaster Martin Patze | Fotos und Layout Astrid Beier | Öffentlichkeitsarbeit Sven Pasternack | Bühnenbild Johannes Albrecht | Technik
Termine auf www.apron.de
MAKIN
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Theater Apron e.V. IBAN: DE28800537620380304236 BLZ: 800 537 62 Kreditinstitut: Sparkasse Halle
Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen das dafür vorgesehene Kommentarfeld auf unserer Internetseite. Wir bedanken uns bei Lotto für die finanzielle Förderung und bei unseren Familien und Freunden für die vielseitige Unterstützung.