Magazin "Gesundes Österreich" Ausgabe 3/2013 zum Thema "Sozialer Zusammenhalt"

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WISSEN

Gute soziale Beziehungen sind die Basis für ein gesundes Leben Gerlinde Rohrauer-Näf, Gesundheitsreferentin mit Schwerpunkt psychosoziale Gesundheit beim FGÖ und Projektleiterin der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ über die Bedeutung sozialer Kontakte für die Gesundheit.

GESUNDES ÖSTERREICH Weshalb sind soziale Kontakte für die Gesundheit wichtig? Gerlinde Rohrauer-Näf: Soziale Kontakte sind die Voraussetzung für soziale Unterstützung, die uns in vielerlei Hinsicht entlasten und das Leben erleichtern kann. Dabei geht es oft um ganz alltägliche Dinge. Sei es, dass uns Bekannte eine gute Ärztin oder einen guten Arzt empfehlen, dass Freunde unsere Kinder von der Schule abholen oder auch nur, dass uns Nachbarn mit einer Zutat für das Sonntagsessen aushelfen. Dass soziale Kontakte von guter Qualität die Gesundheit verbessern, ist durch zahlreiche Studien wissenschaftlich belegt. Und wenn wir krank sind, dann tragen sie dazu bei, dass wir uns rascher wieder erholen. GESUNDES ÖSTERREICH Wie kann Gesundheitsförderung dafür sorgen, dass Menschen mehr und bessere soziale Kontakte haben? Das beginnt damit, dass möglichst alle Babys und Kleinkinder sicher und geborgen aufwachsen und im Speziellen auch vor Vernachlässigung bewahrt werden sollen. Dazu können zum Beispiel unterstützende Netzwerke für und mit Eltern beitragen. Außerdem sind alle Maßnahmen von Bedeutung, die den sozialen Zusammenhalt in Settings verbessern, also in konkreten Lebenswelten. Das geschieht zum Beispiel, wenn durch Betriebliche Gesundheitsförderung die Teamkultur in Unternehmen verbessert wird. Wir wissen, dass soziale Unterstützung durch

Kolleg/innen und Führungskräfte einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz haben kann. Oder auch, wenn durch Projekte oder Arbeitskreise für Gesundheitsförderung eine bessere Gemeinschaft in Gemeinden entsteht. Oder wenn Schulen als Gesamtorganisation im Sinne der Gesundheitsförderung weiterentwickelt werden und dabei etwa das Schulklima verbessert wird. Bei all den Aktivitäten soll vor allem auch auf jene Personen eingegangen werden, die schlechter in die Gemeinschaft integriert sind. GESUNDES ÖSTERREICH In welcher Weise will die aktuelle Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ des FGÖ dazu beitragen, diese Aufgabe zu erfüllen? Einerseits ist es ein wichtiges Ziel, besser bekannt zu machen, wie wichtig soziale Beziehungen für die Gesundheit sind. Andererseits wollen wir konkretes Engagement für Gemeinschaft initiieren und verstärken und Menschen die Möglichkeit geben, für ihre Community etwas in Bewegung zu bringen und sich dabei als selbstwirksam zu erleben. In den beiden Modellregionen, in denen wir die Initiative umsetzen, haben wir dafür strategische Partner gesucht, die schon im Bereich der Nachbarschaftsaktivitäten engagiert sind. Mit dem Verein für innovative Sozialprojekte in Linz und der Dorfund Stadterneuerung im Waldviertel haben wir diese gefunden. Außerdem hat der Fonds Gesundes Österreich im Rahmen der

Initiative Wissen zu den Themen soziale Kontakte und gesunde Nachbarschaft gesammelt und stellt dieses nun zur Verfügung – unter anderem auch über die Website www.gesunde-nachbarschaft.at. Langfristig soll insbesondere die Förderschiene „Gemeinsam gesund in…“ Menschen in Gemeinden und Städten dazu motivieren, sich für ihre Nachbarschaft zu engagieren. Nicht zuletzt bieten wir in unserem Bildungsnetzwerk entsprechende Fortbildung zu diesem Thema an. GESUNDES ÖSTERREICH Gibt es schon erste Ergebnisse der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“? Erste Resultate der externen Evaluation unserer Initiative zeigen, dass viele Menschen, die in Linz oder im Waldviertel ein Nachbarschaftsprojekt umgesetzt haben, bereits vorher die Idee dafür hatten. Sie hatten schon den Wunsch, sich für die Nachbarschaft zu engagieren und sogar konkrete Vorstellungen dazu. Oft fehlt es also nur an jemandem der mitmacht, an Möglichkeiten, Gelegenheiten und Unterstützung bei der Umsetzung, und dazu können wir beitragen. Was mich freut ist, dass die bisher für die Evaluation befragten Personen großteils nicht nur angegeben haben, dass durch das Engagement neue Kontakte entstanden und bestehende vertieft worden seien. Fast alle sagten auch, dass sie mit dem Kleinprojekt weitermachen würden oder schon neue Ideen hätten. gesundesösterreich 29


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