ERSTKOMMUNION im WANDEL der ZEIT

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Wie neugeborene Kinder verlangt nach der unverf채lschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt. Halleluja.

Introitus zum Weissen Sonntag



Leserbriefe geschickt ans Main-Echo am 09.03.2016 – beide unveröffentlicht

Neuer Weg zur Eucharistiefeier für Eltern und Kinder Es ist erstaunlich, wie viele Reaktionen auf unser Anliegen gekommen sind. Es ist natürlich jedem Leser, jeder Leserin unbenommen, seine Meinung kundzutun. Es ist allgemeine Erfahrung, dass sich in Diskussionen meistens die Gegenseite zu Wort meldet. Ihnen allen möchte ich die Genese des gar nicht so neuen Weges darstellen: Es war weder Hinterlist noch Täuschungsversuch im Spiel, als wir uns im HauptamtlichenTeam unserer PG „Maria Frieden“ auf das Thema Erstkommunion kamen. Wir waren uns überraschend und rasch einig – ohne dass wir darüber abgestimmt hätten -, dass wir in der Hinführung zur Eucharistie einen neuen Weg gehen müssen. Es gab keinen demokratischen Prozess mit Siegern und Verlierern; vielmehr waren wir uns einig: Ein Konsens, der uns ermutigte, gemeinsam zu handeln; man könnte auch sagen: Es war Fügung. Diesen Konsens stellten wir dem Pfarrgemeinderat zur Diskussion vor; auch hier gab es keine Abstimmung; aus den Gesprächsbeiträgen konnten wir entnehmen: Für und Wider hielten sich in etwa die Waage. Danach luden wir die Eltern der Schuljahrgänge 2017/2018 (dann 3.Klassen) zu 4 Informationsabenden ein, um hier ebenfalls unser Anliegen vorzustellen. Das Wort Jesu „Wo zwei oder drei...“ (Mt. 18,20) entspricht genau unseren Vorstellungen. Natürlich werden alle Eltern und Kinder eingeladen, aber ohne den Druck: „Jetzt 3.Klasse, jetzt muss ich...“ Vielmehr entscheiden die Eltern mit ihrem Kind, ob und wenn ja, wann für sie der richtige Zeitpunkt ist, die Teilnahme am eucharistischen Mahl zu beginnen. Es wird kein Kind „nach hinten fallen gelassen“. Eltern, die einen neuen Zugang zum christlichen Glauben und dem Gottesdienst mit ihrem Kind suchen, unterstützen wir selbstverständlich gerne, z.B. in Form von Glaubensgesprächen, durch Bildung von Gruppen, indem mehrere Familien sich zusammentun und einen Entdeckungsweg gemeinsam gehen. In Leserbriefen und Gesprächen wurde uns immer wieder vorgeworfen, dass keine Gemeinschaft mehr erfahren werde. Genau das ist mein Anliegen, bewusst zu machen, dass diese Gemeinschaft von Christus ausgeht, der sich uns in der Kommunion schenkt; und diese in eine Freundschaft mit ihm hineinwachsen soll, die nicht am „Weißen Sonntag“ schon wieder endet. An Weihnachten und Ostern sich an Kirche zu erinnern, weil es immer noch viele tun, das kann nicht der Sinn der Gemeinschaft mit Christus und untereinander sein. Eine Gemeinschaft ist tragfähig, wenn sie im Alltag standhält. Dann stellt sich auch die Geborgenheit ein, wenn dieses wiederholt gefeierte Ritual einen Sitz im Leben bekommt und nicht auf einen „Ein-Tage-Event“ beschnitten wird. Ich hoffe, dass unser Konsens auch in den Gremien konsensfähig wird. Wer sich ernsthaft um den künftigen Weg der Kirche sorgt, wird ihn aus tiefstem Herzen mit seinem Gebet begleiten. Pfarrer Erhard Kroth


Leserbrief Zu G. Schmitt Sie schreibt zurecht, dass Jesus vorwiegend in Gruppen aktiv war. Das gilt auch für das ursprüngliche Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern – ein freiwilliger Zusammenschluss verschiedener Menschen. Die Erstkommunion basiert auf der Tradition: Man geht, weil alle im Jahrgang gehen. Der neue Weg der Seelsorger in „Maria Frieden“ besagt: Entscheidend ist der freie Wille von Eltern und Kindern, ebenso Jünger Jesu (vgl. Mt 28,19) zu sein, indem sie das Gemeinschaftsritual Jesu am Sonntag feiern. Das soll nicht mehr als einmaliger Event „Erstkommunion“ gefeiert werden. Es will im Sinne Jesu als Geschenk der Gemeinschaft, als Lebensorientierung und innere Stärkung immer wieder gefeiert werden. Die Grundform dieses Ritus geht nach dem Neuen Testament direkt auf Jesus zurück. Die frühe Kirche hat das Letzte Abendmahl zum Ersten Mahl am Wochenbeginn erwählt. Die Form der Feier unterliegt seit 2000 Jahren einem stetigen Wandlungsprozess. Das ist keine Anmaßung, sondern Programm der Kirche, die sich vor 50 Jahren in ihr Stammbuch geschrieben hat: Kirche ist immer eine zu Reformierende! Wer am „es war schon immer so“ festhält, sündigt und schadet sich, so Papst Franziskus. Dabei geht es in neuen kulturellen Situationen die Bedingungen für Feiern und Feste je neu zu gestalten. So kann die Glut des Evangeliums lebendig bleiben und Gott in seiner Gemeinde wirken. Zu G. Behütuns Der „Weiße Sonntag“ wurde erst im 18. Jahrhundert erfunden. Seit dem 2. Vat. Konzil hat die Kirche sich selbst ein kritisches Verhältnis zu sich und ihrer Tradition verordnet. Denn Christentum kann nicht in 1. Linie Tradition sein, da es dem Ursprungsgeist Jesu durch alle Epochen verpflichtet ist. Interessanter Weise zeigt uns die Geschichte das genaue Gegenteil von dem, was sie postulieren. Der Weiße Sonntag hat seine Namen von einheitlich weißen Taufgewändern. Bei dem neuen konzeptionellen Entwurf der Seelsorger geht es uns nicht ums Zählen, schon gar nicht um eine Bewertung von Menschen. Meistens muss man Kinder gar nicht zählen, erzählen Kollegen immer wieder, so wenige sind es. Es geht darum das letzte Testament Jesu im Abendmahlssaal ein wenig ehrlicher und ernsthafter wahrzunehmen, ihm freien Herzens zuzustimmen und es in Freude in der Gemeinschaft einer Gemeinde am Sonntag zu feiern. Pfarrer Markus Krauth

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Regelung für Erstkommunion in Pfarreiengemeinschaft „Maria Frieden“ Aschaffenburg/Würzburg (POW) In der Pfarreiengemeinschaft „Maria Frieden, Aschaffenburg“ werden von 2017 an die Kommunionkinder mit ihren Eltern – „am besten in Gruppen“ – an den Sonntagen der Osterzeit einschließlich des Weißen Sonntags erstmals in ihrer Gemeinde zur Kommunion gehen können. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung von Pfarrer Markus Krauth, Monsignore Erhard Kroth, Offizial Monsignore Dr. Stefan Rambacher und Generalvikar Thomas Keßler hervor. Bei einem Treffen im Bischöflichen Ordinariat Würzburg am Freitag, 11. März, sei das Thema Erstkommunion in der Pfarreiengemeinschaft besprochen worden. Die Vertreter des Aschaffenburger Seelsorgeteam legten demnach die Situation dar, die durch den zunehmenden Eventcharakter des Weißen Sonntags entstanden ist und erläuterten aus dieser Perspektive das im Seelsorgeteam in Übereinstimmung gefundene Konzept. Dieses soll einem vertieften Mitvollzug der Eucharistiefeier dienen. Zur Vorbereitung auf die Erstkommunion werden die Eltern und Kinder vom Seelsorgeteam begleitet, damit sie in die Feier der Eucharistie hineinwachsen, heißt es in der Erklärung weiter. „Die Feier der Erstkommunion muss auf Diözesanebene diskutiert werden.“ Veröffentlicht am 12.03.2016 um 20:41


FRAGEN DES MAIN-ECHOS ZUR GEMEINSAMEN ERKLÄRUNG ERSTKOMMUNION IN DER PG MARIA FRIEDEN ASCHAFFENBURG Vom 13.03.2016 1. ME: Ist die zitierte Erklärung ein Kompromiss, da es darin heißt, dass die Kinder "am besten in Gruppen" zur Kommunion gehen sollen? Das von Ihnen und Ihrem Seelsorgeteam angekündigte Konzept ging ja von Einzel-Kommunion oder "kleinen Gruppen“ aus. Krauth: Die gemeinsame Erklärung ist kein Kompromiss, da sie das pastorale Handeln nicht auf eine einheitliche Linie zu bringen versucht. Sie eröffnet viele Handlungsmöglichkeiten für Eltern und Seelsorger. Eltern können als Familie mit ihrem Kind erstmals im Gemeindegottesdienst zur Kommunion gehen oder, was sicherlich gerade für Kinder noch interessanter ist, Familien schließen sich in Gruppen zusammen, bereiten sich durch Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes und gemeinsamen Katechesen vor und gehen dann als Gruppe an einem gewählten Sonntag gemeinsam zur Kommunion. Wenn das Erlebte in der Eucharistiefeier auch weiterhin vertieft wird und Kinder z.B. eine Ministrantengruppe gründen oder im Kinderchor mitsingen, kann die Gemeinschaftserfahrung viel länger wirken als bei einem „Ein-Tage-Event“ Erstkommunion. 2. ME: Ist es ein Kompromiss, dass die Erstkommunion nun in der Osterzeit „einschließlich des Weißen Sonntags“ gefeiert werden soll? In Ihrem angekündigten Konzept war ja von einem "beliebigen Gottesdienst" die Rede. Krauth: Dahinter steckt die alte Tradition der Kirche, dass vornehmlich die Osterzeit die Zeit der Initiation, des Hineinwachsens der Neugetauften ins Christsein ist. 3. ME: Ist es ein Kompromiss, dass zur Vorbereitung auf die Erstkommunion Eltern und Kinder laut Erklärung „vom Seelsorgeteam begleitet“ werden, „damit sie in die Feier der Eucharistie hineinwachsen“? Im Main-Echo wurden Sie damit zitiert, dass die Eltern für die Vorbereitung selbst zuständig sein sollten, denkbar seien zudem Glaubenskurse unter der Anleitung vom Hauptamtlichen. Krauth: Die Erklärung betont, dass es nicht darum gehen kann, sich nur auf ein Erstkommunionfest vorzubereiten. Einmal und nie wieder. Vielmehr richtet sie die Aufmerksamkeit auf einen vertieften, spirituell gewinnbringenden Mitvollzug der Eucharistiefeier für Eltern und Kinder. Dazu gibt es bereits Überlegungen, z.B. einen Schnupperkurs für Eltern und Kinder anzubieten. Wir laden ein, an drei bestimmten Sonntagsgottesdiensten teilzunehmen. Danach bieten wir Seelsorger jeweils ein Reflexions- und Vertiefungsgespräch über die Wahrnehmung des Erlebten und Nichterlebten an. Die Eltern können dann mit ihrem Kind aus Erfahrung sehen, ob sie in dieses Ritual weiterhin miteinander hineinwachsen wollen oder nicht. Uns ist klar, dass das nur gelingen kann in enger Zusammenarbeit und freiwilliger Eigeninitiative von Eltern, Kindern und Seelsorgern.


4. ME: In der Erklärung heißt es laut Mitteilung weiter: „Die Feier der Erstkommunion muss auf Diözesanebene diskutiert werden.“ Bedeutet dies, dass es sich beim jetzt vereinbarten Modus nur um eine Übergangsregelung handelt, bis die Diskussion über dieses Thema abgeschlossen ist? Krauth: Ich habe die Aussage des Bischofs eher so verstanden, dass er die Situation und Initiative unserer Pfarreiengemeinschaft für so wichtig hält, dass sie in der ganzen Diözese diskutiert werden soll. Doch besser ist es, Sie fragen ihn selbst. 5. ME: Auf wessen Initiative ging das Treffen in Würzburg zurück? Krauth: Auf die des Bischofs. 6. ME: Kam es wegen der Proteste der Gemeindegremien und der betroffenen Eltern der PG Maria Frieden zu diesem Treffen? Krauth: Zu dem Treffen kam es sicher durch die unerwartet hohe Resonanz für dieses Thema bei den Betroffenen und vor allem in den Medien. Zudem wurden die Unterschriftenlisten direkt nach Würzburg geschickt, weswegen die Antwort nun auch von dort ergangen ist.


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