EINS ZU VIEL
i n t e r s e c t i o n - k o n f r o n t a t i o n
d e r
d i n g e
EINS ZU VIEL
i n t e r s e c t i o n - k o n f r o n t a t i o n d e r d i n g e
Diplomarbeit 路 Marie Jacob
2
e i n s z u v i e l
intersection - konfrontation der dinge
4
Diplomarbeit · Marie Jacob
Institut für Produkt- und Prozessgestaltung
Prüfer:
Universität der Künste Berlin
Prof. Axel Kufus
Industrial Design
Prof. Nicolaus Ott
Wintersemester 2009/2010
Prof. Walter Scheiffele
1
Intersection - Konfrontation der Dinge Einleitung
S.
4
Mindmap
S.
6
Schรถnheit ist Durchschnitt
S.
8
Die Urform
S.
10
Theorie
S.
12
Kombinationsmรถglichkeiten
S.
16
2
Entwurf - 3 angewandte Verfahren
2.1
Verfahren 1 - ร berschneiden
S.
20
Bsp. 1 Die Tasse / Der Henkel
S.
22
Bsp. 2 Die Flasche
S.
36
Bsp. 3 Das Messer
S.
42
Bsp. 4 Die Gabel
S.
46
2.2
2.3
3
Der Fertigungsprozess
S.
52
Das Ergebnis
S.
62
Verfahren 2 - Morphen
S.
78
S.
80
Der Fertigungsprozess
S.
86
Das Ergebnis
S.
94
Die Bank
Verfahren 3 - Verschneiden
S. 100
S. 102
Verschnitt
Modellbau
S. 108
Das Ergebnis
S. 110
Schluss Visueller Vergleich
Futurismus
S. 112
Mehrfachbelichtung
S. 114
Dimensionen der Gestaltung Bildnachweis / Quellenangaben Dank
S. 115
EINLEITUNG intersection - konfrontation der dinge
Bei der hier vorliegenden Fragestellung – wie können mir vorhandene Gegenstände In meiner Diplomarbeit setze ich mich mit
als Quelle dienen – wurde zunächst ver-
Herangehensweisen der Formfindung ausein- sucht, Kriterien für die Wahl der Ausander, der Betrachtung von Gegenständen
gangsobjekte zu finden. Welche Merkmale
bzw. der Beziehung, in der sie zueinander
sind
stehen
und
dem
Bewusstsein
für
charakteristisch
Dinge. Stil,
Epoche,
–
orientiert
Materialität,
an
Funktion?
Es ist eine Auseinandersetzung mit mög-
Was macht das Wesen eines Gegenstandes
lichen Vorgehensweisen der Gestaltung:
aus, wie kann verglichen werden?
-
Wie
lassen
sich
verglei- Zusammengefasst:
Gegenstände
- Ist die Auswahl der Startobjekte nach
chen, kombinieren? -
Durch
welche
Verfahren
Herangehensweisen
können
sie
sich
und
bestimmten Kriterien zu treffen?
beeinflussen, - Gibt es ein objektivierbares Maß für die Auswahl der Ausgangs- bzw. Startob-
verändern?
jekte? Inspiration
gab
mir
die
Vorgehensweise
des Übereinanderlegens unterschiedlicher Im Folgenden wird zwar aufgezeigt, welch Schriftschnitte, die der Typograf Adrian
umfangreicher Fragenkatalog mich zu Be-
Frutiger bei der Gestaltung von Schrif- ginn ten anwandte, um sie über den dichtesten 6
Wert
der
Überlappung
miteinander
meiner
(siehe
dazu
ver- Letztlich
Arbeit nächste
beschäftigt Seite
kristallisierte
hatte
´mindmap´). sich
jedoch
ein Fokus heraus:
gleichen zu können.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf auf
der Untersuchung der Verfahren, Formen
Gegenstände transferiert werden?
aufzugreifen, sie auf drei unterschied-
- Wie können Gegenstände eine Grundlage
lichen Wegen in Beziehung zueinander zu
für die Erstellung eines Objektes sein?
setzen und das Ergebnis zu präsentieren.
-
Kann
ein
solches
Prinzip
auch
- Wie bilden sie den Ursprung einer neuen
Die Wege sind experimentell, das Ergeb-
Form, wenn verschiedene Ausführungen ei-
nis zunächst offen und abhängig von den
nes Gegenstandes dabei den Ausgangspunkt ´Formlieferanten´.
Dieses
Vorgehen
be-
züglich der Formfindung war bestimmt von
bilden sollen?
der
Suche
nach
´dem
Etwas´,
nach
dem
Im Allgemeinen hat sich eine Formenviel-
Wesentlichen.
falt
Ein markantes Merkmal von Gegenständen
eines
bestimmten
Gegenstandes
entwickelt. Mein Hauptanliegen ist also, ist immer die Form. Die Objekte treten aus dieser Vielfalt einen neuen Gegen-
miteinander in Beziehung - aufgrund ihrer
stand
Form.
zu
konstruieren.
unterschiedlichsten findung.
Hier
Es
Prozesse
sollen
drei
detailliert untersucht werden.
gibt der
die Form-
Prozesse
„Form ohne Ornament ist ... seit je als ästhetischer Wert estimiert – in der Antike
...
China,
Japan
und
in
allen
europäischen Ländern ... Die Form ohne Ornament war Luxus.“
Hans Eckstein, S.112
Ein weiterer Impuls für mein Vorgehen in
Die gewählten Startobjekte zeigen immer
der vorliegenden Arbeit waren einfache
einen
Gegenstände des Alltags, mit denen wir
Ausführung,
ständig konfrontiert sind und die oft von
Zeiten, für verschiedenen Inhalt, immer
uns nicht bewusst wahrgenommen werden.
einen
Gegenstand
in
aus
unterschiedlicher unterschiedlichen
´gewöhnlichen´,
´unauffälligen´
Gegenstand aus dem Alltag, deren Auswahl Milner sagt in diesem Zusammenhang: „Wir
leben
in
einer
von
nicht nach spezifischen Gestaltungsprin-
Objekten
Mit folgenden Verfaren
be- zipien getroffen wird.
werden Möglichkeiten
herrschten Welt. Der amerikanische Pro-
aufgezeigt, um auf der
duktdesigner Karim Rashid schätzte kürz-
Bei der Wahl der Startobjekte nahm ich
lich, dass wir mit etwa 520 verschiedenen
auf
Objekten am Tag zu tun haben, wovon die
Vorüberlegungen eine subjektive Haltung
Formen zu neuen zu
meisten
ein
kommen.
für
uns
so
selbstverständlich
sind, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. ...
Der
licht,
technische
dass
wir
Fortschritt
fast
alles
der
Grundlage
und
ging
von
der
oben
meiner
genannten
persönlichen
Alltagswelt aus, von Objekten, die mich
ermög- tatsächlich in meinem Alltag umgeben und
herstellen
Grundlage vorhandener
1.ÜBERSCHNEIDEN
die sich in meinem Wohnumfeld befinden. 1.1 Überlagerung des
können, ...“ aber bei einer großen Anzahl
Auf eine spezielle Systematik des Aus-
Querschnitts als Fläche
von
wahlverfahrens wurde dabei verzichtet.
=> die Schnittmenge,
Menschen
findet
gerade
schlichtes
Design wieder großen Anklang. Es ist das
Wege
Streben nach ´ursprünglich - alt - be-
diesen
der
Formgestaltung
Objekten
zu
finden,
Wertschätzung
die
zukommen
währt – schlicht´ aktuell wieder vorhan- lassen, stellt ein Motiv meiner Untersuden.
chungsarbeit
siehe dazu Alison Milner, S.4
dar.
stände die Grundlage bzw. Ausgangspunkte Bezeichnung
für
Mittelwerts der Objekt-
Alltagsgegen- ränder (Outlines)
Indem
In Japan existiert mit dem Wort ´wabi´ für neue Formen bilden, sind sie Teil des eine
der Kern als Ergebnis 1.2 Berechnung eines
=> Durchschnittsform / Ideallinie als Ergebnis
Schlicht- Ergebnisses, bleiben quasi weiter darin
´stille
heit´. Als ästhetisches und moralisches
enthalten, obwohl sie einzeln nicht mehr 2. MORPHEN
Prinzip steht ´wabi´ für ein einfaches
erkennbar sind. Somit wähle ich für mei-
Betrachtung der Trans-
Leben voller Respekt für die Schönheit
ne
formation zwischen zwei
im Gewöhnlichen und Unauffälligen.
des täglichen Gebrauchs: Tasse, Flasche,
Ausgangsformen
Messer, Gabel, Sitzgelegenheit.
=> Zwischenraum / Formen-
Auch
in
der
westlichen
Welt
ist
immer
Untersuchungen
bewusst
Gegenstände
übergang als Ergebnis
wieder das Streben nach ´ursprünglich´, ´alt´, ´bewährt´, ´schlicht´ zu beobach-
Auf die Definition der gewählten Gegen-
ten – möglicherweise
stände wird im Rahmen dieser Arbeit ver- 3. VERSCHNEIDEN
u. a. durch die
hohe Änderungsdynamik in unserer Gesell- zichtet, weil es nicht um Abgrenzungen schaft,
die
einen
Kontrapunkt
dagegen
setzen will.
Zwei Formen werden
der einzelnen Objekte gegen andere geht,
rechtwinklig zueinander
sondern lediglich um die gängige Form des
verschnitten und in eine Körperlichkeit gebracht
entsprechenden Gegenstandes.
=> beide „Ursprungs“-
„Welches Gewicht, welche Bedeutung, welche Wirkung hatte das ‚alte’ Design, von
In jeglichem Prozess der Ideenfindung er-
objekte bleiben bestehen,
dem das Bild der Umwelt, in der wir uns
folgt
eine Mischform als
täglich bewegen, immer noch bestimmt ist?
ein Abgleichen und in Beziehung Setzen,
Und
ein Übernehmen von Erfahrungen und In-
welche
Folgen
werden
Neuentwürfe
ein
Zurückgreifen
auf
Gesehenes,
haben, mit denen wir schon konfrontiert
formationen oder auch ein bewusstes Sich
sind? Vor allem: Wie gewinnen gestaltete
Absetzen gegen bisher Gesehenes.
Dinge Macht über uns? Wie greifen sie
Dieser Vorgang beim Generieren neuer Ob-
unauffällig in unser Leben, unsere Wahr- jekte wird mit den dargestellten Verfahnehmung, unsere Gewohnheiten ein?“
ren
Gert Selle, S. 7
veranschaulicht.
in
dieser
Arbeit
dokumentiert
und
Ergebnis
MINDMAP überblick
ALLTAG
ALLTAGSGEGENSTÄNDE (Gebrauchsgegenstand/ -gut)
URSPRUNG
8
TISCH STUHL, HOCKER LEUCHTE GESCHIRR VERPACKUNGEN
TASSE BECHER GABEL, MESSER SCHALE, SCHÜSSEL VASE
Bedeutung
Synonym
abgeleitete Begriffe
- steht für -
Zeitpunkt, Ort oder Material, aus dem etwas hervorgegangen ist
Quelle Herkunft Nullpunkt
Beginn Anfang Ausgangspunkt Entstehung Ursache Urquell Brunnquell Grund Wiege Wurzel
Referenzpunkt, den Bezugspunkt eines Bezugssytems (Schnittpunkt der Achsen)
der Ursprung des Lebens; der U. dieser Bräuche ist dunkel; eine Entwicklung bis zu ihren Ursprüngen zurückverfolgen; etw. von seinem U. her verstehen wollen
Koordinatenursprung, den Nullpunkt der Koordinaten
Quellgebiet eines Fließgewässers
Replikationsursprung der DNA-Replikation in Biologie
beruht auf Ergebnissen Erfahrung (der Praxis)
Gesetz Gesetzmäßigkeit
Formalismus
Konvention (soziale Norm) (´herkömmlich´) > Einschränkung
Ursprung und Ansatz, Anheftungspunkt eines Skelettmuskels in der Anatomie
NORM
QUERSCHNITT
EINFACH
Durchschnitt - Mittelmaß, Mittelwert, Standard, Herkömmliches, Durchschnittswert, Übliches Schnitt - Seitenansicht, Längsschnitt, Seitenbild, Profil Überblick - Vorschau, Rückschau
Einheit
STANDARDISIERUNG
EINFACH
PIKTOGRAMME
STANDARD
normal Durchschnitt, Mittelwert Maßstab
NORM
trinken
Piktogramme sind allgegenwärtig. Sie weisen auf etwas hin, und sie werden meist dort eingesetzt, wo es darum geht schnell Informationen zu vermitteln; wobei die Adressaten der Information oftmals aus verschiedenen Sprach- und Kulturgemeinschaften stammen. Schnelligkeit in der Erfassung und Sprachunabhängigkeit sind Hauptargumente für den standardisierten Einsatz von Piktogrammen. Das leicht zu Erkennen weist auf eine ganz reduzierte einfache Form auf „überflüssige“ Details muss verzichtet werden...
Mittelmaß Wertstufe Niveau Qualitätsmerkmal
anerkannt, angewandt durchgesetzt Akzeptanz
Winkelmaß Richtschnur/-linie Regel, Regelwerk
Vereinheitlichung
DIN-Normen
Die vom DIN aufgestellten Normen werden in numerierten Normblättern veröffentlicht NORMFORMATE
DIN-Formate, genormte Papierformate mit dem Urformat A0=1 m2 Fläche. Das Verhältnis der langen zur kurzen Bogenkante beträgt bei jedem DIN-Format Wurzel 2:1
NB = NORMBECHER (0,2 l)
Normbecher. Größe ca.: 140 x 32 x 33 cm
NORMTASSE (150 ml)
Eine Normtasse entspricht einem Volumen von 150 ml Ein Kaffeebecher hat ein Normvolumen von 250 ml
NORMBRUNNENFLASCHE
auch Brunneneinheitsflasche genannt 0,7-Liter Mehrwegflasche aus Klarglas mit Schraubverschluss Entwurf G. Kupetz, 1968/69 Diese Flasche wurde seit 1971 in einer Stückzahl von über fünf Billionen produziert.
WASSER
Ursprung
Die Hermeneutik (von griech. (Gedanken) „ausdrücken“, (etwas) „interpretieren“, „übersetzen“) beschäftigt sich mit der Auslegung von Texten und Zeichen im Allgemeinen und dem Deuten und Verstehen. Beim Verstehen verwendet der Mensch Symbole, in der heutigen Zeit nicht nur in Texten, sondern auch in der Kunst und im Design. Ein Zeichen deutet etwas an; In der Hermeneutik geht es ums Überbringen und Übersetzen von Botschaften, ums Vermitteln, Interpretieren und Herauslesen. Die verborgene Bedeutung eines Objektes Kommunikationaprozess, der auf einem Vorverständnis aufbaut Sender - Empfänger
Reihe A Reihe B Reihe C
SCHÖNHEIT IST DURCHSCHNITT gesichter und schriften
Die Idee durch das Übereinanderlegen von Gesichtern ein Schönheitsideal zu ermitteln ist nicht neu. Bereits 1878 hatte Sir Francis Galton die Hypothese aufgestellt,
dass
Durchschnittsbilder
von
Personen attraktiver wären als das Einzelbild. Auf
fototechnischem
individuellen
Wege
wurden
die
verschiedener
Auch Symmetrie soll sich auf die Attrak-
Per- tivität entscheidend auswirken. Ein hoher
sonen aufeinander kopiert. Von solchen
Grad an so genannter bilateraler Symmet-
Bildern
den
rie (auf das Gesicht bezogen heißt das,
Durchschnitt aller aufeinander kopierter
dass beide Gesichtshälften sehr ähnlich
wird
Personen Weiß-Bild Wenn
angenommen,
dass
repräsentieren.
punkten 10
Bilder
besteht
aus
Ein
die
Gesichter
Schwarz- aussehen - wie gespiegelt) und das Ver-
einzelnen
unterschiedlicher
man
sie
Bild-
hältnis von Auge zu Mund und Nase spielen
Schwärzung.
eine entscheidende Rolle dafür. ob ein
normiert,
das
Gesicht als schön empfunden wird.
heißt den Abstand zwischen Augenachsen
Ob allerdings tatsächlich generell das
und
symmetrische Durchschnittsbild bevorzugt
Mundspalte
bringt,
dann
auf
kann
die man
gleiche sie
Länge
aufeinander
legen.
wird oder gerade besondere Merkmale oder auch Unebenheiten ´Schönheit´ ausmachen,
Für jeden Bildpunkt mit den gleichen xy- ist fraglich. Koordinaten lässt sich dann der Mittel-
Eine Redensart besagt: ´Schönheit liegt
wert der Schwärzung aus den beiden Bild- im Auge des Betrachters´. punkten
der
Inwieweit
Ursprungspunkte
die
so
berechnen.
entstehenden
Durch-
schnittsbilder echte Durchschnitte entstehen lassen, ist natürlich umstritten. Heute können Computerprogramme die Koordinaten
eines
verrechnen.
Gesichtes
Die
schnittsbilder
so
als
Mittelwert
entstehenden
unterscheiden
sich
Durchkaum
von den einfach aufeinandergelegten.
www.gnet.com
Unter
dem
Einfluss
der
verschiedenen
Druckverfahren hat die lateinische Textschrift subtile Formveränderungen erfahren. Grundsätzlich neue Formen sind jedoch keine entstanden. Als Demonstration dafür hat Adrian Frutiger acht ´a´ in den meistgelesenen Drehraster kopiert.
Schriftstilen
versehen
Das
und
Resultat
mit
einem
übereinander
zeigt
eine
er-
kann
mit
staunliche Übereinstimmung. Das
Kriterium
der
Lesbarkeit
dem Begriff Schönheit verglichen werden. Die
Harmonie
dem
Buchstaben
eines
Gesichtes
verglichen
kann
werden,
mit wel-
cher genau auf der skelettartigen Grundform basiert. Wenn die Proportion des Gesichtes sich verändert (Nase zu lang) oder die Schleife
des
´a´
zu
hoch
angesetzt
ist,
er-
scheint in beiden Fällen eine Karikatur. Der Karikatureffekt wird noch deutlicher mit der kurzen Nase und der tiefer angesetzten Horizontalen. www.linotype.com/720/adrianfrutiger
Das Wechselspiel zwischen
verschiedene
Materie und Raum in der Schrift
Schriftschnitte übereinandergelegt
DIE URFORM älteste keramikfunde der vor- und frühgeschichte
Auf Wie
der sah
Suche die
nach
erste
dem
Ursprung
Tasse
bzw.
-
Flasche
aus? Aus der hohlen Hand lässt sich trinken, aus einem (zusammengerollten) Blatt, einer Kokosnussschale, einem halben Kürbis
seitlich Ösen auf, damit sie aufgehängt
- „erste“ Tasse, „erste“ Flasche: dies
werden konnte. Griffmulde bzw. Schütte
lässt sich gewiss so nicht formulieren.
sind deutlich erkennbar.
Dr.
Diese
Neumeyer
vom
Museum
für
Vor-
und
ältesten
Frühgeschichte nahm sich Zeit und ermög- (schließlich
12
Fundstücke
brauchte
aus
es
Keramik
erst
die
lichte mir eine Führung durch das Museum.
Erkenntnis aus Ton durch Brennen herge-
Es gab viele Parallelentwicklungen, aber
stellte
mit Gewissheit kann man sagen, dass mit
schaffen
der Sesshaftigkeit der Menschen auch die
Vorläufer aus Holz, welche jedoch nicht
formbeständige zu
können)
Erzeugnisse
haben
sicherlich
ersten Gefäße, so genannte Kümpfe, ent-
mehr erhalten sind. Bezeichnet man also
standen.
die letzten noch erhaltenen Gegenstände
Die
Einführung
von
Ackerbau
und
Vieh- als Ursprung, zeigt sich zunächst, dass
zucht in Mitteleuropa vor über 7000 Jah-
bezüglich des Körpers formal Jahrhunder-
ren (´Neolithische Revolution´) ist eine
te lang keine große Entwicklung erfolgte.
Zäsur der Menschheitsgeschichte. Zu der
Um 3000 v. Chr. (Walternienburger Kultur)
neuen Lebensweise gehört auch die Her-
kam
stellung von Keramik. Diese ist eine der
spricht
der
ältesten Kulturtechniken der Menschheit.
Archäologen von einer Tasse.
Keramikgefäße boten verbesserte Möglich- Später Nr.1
stellt
eine
ursprüngliche
Form der Tasse dar. Es gab sie in jeglicher Dimension und wurde je nach Größe als Tasse, Schale oder Topf verwendet. Gefäß
Nr.2
wird
schon
man gab
es
hinzu, laut
und
erst
Definition
Ausführungen
in
hier der unter-
schiedlichen Materialien:
keiten zur Vorratshaltung. Gefäß
Henkel
als
Flasche
be-
zeichnet - diese ursprüngliche Form weist
Bronze,
Silber,
Gold,
Glas
-
Reichtum, Stand und Geschmack.
je
nach
Nr. 1 Nr. 2
Erste Kümpfe
Erste Flasche:
Kumpf = Hohlmaß / Maßgefäß,
6. / frühes 5. Jahrtausend v. Chr.
henkelloses, kürbisartiges Gefäß
mit Ösen zum Aufhängen
Trinkgefäß / Schale / Topf bis zu 10 l
THEORIE was ist design?
EINS Ausgehend wird
vom
die
bemüht,
Wortlaut
erste
Produkte
befreien,
um
„Produktdesign“
Theorie von
auf
dahingehend
ihrem
diese
Design Weise
zu
eine
Ursprungsform zu finden. Was aber bedeutet
Produktdesign?
Vom
Wortsinn
wird
unter einem Produkt ein Ding verstanden, welches aus der kreativen Tätigkeit des Menschen entstanden ist. Insofern bedeutet Design „vom Zeichen“ (lat.). Damit kann
Begriff
den, das vom Zeichen bestimmt ist, wobei
neue
Produkte
gestaltet
Dinges
als
können durch Kombination von existierenProdukten
eines
Produktdesign
Gestaltung
den
übersetzt
wer-
das Zeichen ein Signal oder eine Idee enthält.
werden. Wesentlich war dabei aufzuzeigen, dass
Der Gestalter hat eine Idee, die er durch
bei der Anwendung des Kombinierens die
Formung der Materie anderen zugänglich
Gestaltung
14
der
In allen von mir angewandten Verfahren
des
neuen
Produkts
davon
macht. Diese Grundlage von Kommunikation
abhängig ist, auf welche Weise man sich
verdeutlicht
den Startobjekten nähert.
Coca-Cola-Flasche.
Damit ist das grundlegende Problem auf-
Design
geworfen, wie man sich als Subjekt durch
auf seinen Inhalt, nämlich das Getränk
der
sich
am
Beispiel
Hier
Flasche
einer
verweist
das
unmissverständlich
Verstehen einem Objekt nähert. Die um-
Cola. Jeder, der die Flasche betrachtet,
fassende Beantwortung dieser Frage würde
erkennt das Design und weiß, dass der
den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Inhalt
Dennoch seien im Folgenden die drei mei-
anderes
ner Arbeit zu Grunde gelegten Theoriean-
Aussage: ´der Apfel fällt vom Baum´, be-
sätze skizziert, um sich dem Verständnis
schreibt den Vorgang. Die Sprache, die
der
Flasche
Beispiel
die
Ein Die
Lautlichkeit
zu
Zeichen für den Vorgang wahrgenommen.
und
sie
in
einem
nächsten
Stimme,
ist.
Sprache.
eines Objektes, der Erkenntnis der Dinge, nähern
der
Coca-Cola
ist
wird
als
ein
Schritt auf die angewandten Verfahren zu
In das gleiche Verhältnis tritt die Spra-
beziehen.
che von Produktdesign: Das Design eines
Dementsprechend ging es nicht in erster
Autos
Linie um die besondere Auswahl von Star-
ein schnelles Tier, die Marke Gucci ver-
tobjekten.
bezieht
sich
möglicherweise
auf
körpert einen gewissen Status. Auf diese Weise wird die Materie zum Träger
einer
Botschaft,
verkörpert
etwas
anderes als die Erscheinung, die wahrgenommen wird, nämlich das, wofür man es als ein Zeichen verwendet. Es ist Aufgabe der Materie, dem Zeichen zur sinnlichen
Wahrnehmbarkeit
zu
verhelfen.
In diesem Sinne gilt alles im Produktdesign als ein Zeichen, dem sich Bedeutungen zusprechen lassen.
ZU Demgegenüber
geht
die
zweite
von
mir
verwandte Designtheorie von der Arbeitshypothese aus, dass es keine Ursprungsform gibt, sondern Zeichen ihren Gehalt lediglich aus der Differenz zu anderen Auf diese Weise vermittelt ein Produkt
Zeichen beziehen. Damit wird der Begriff
eine gewisse Botschaft, ist ein Signifi-
der Differenz zur entscheidenden Katego-
kant (Zeichen) für ein Signifikat (Bedeu-
rie. In meinem zweiten Verfahren – dem
tung, auf das das Zeichen verweist). Zei-
Morphen – geht es also darum, die Diffe-
chen verweisen also auf etwas, das sie
renz von Produkten dahingehend zu nutzen,
nicht sind, sondern was sie repräsentie-
den Unterschied von zwei Produkten her-
ren, stellen dar. Entsprechend gilt das
auszustellen,
Hauptinteresse an Zeichen ihrer Lesbar-
Differenz
keit und ihrer Deutung.
sie zu einer Bank verbinde.
in
von
meinem
zwei
Fall
Stühlen,
also
die
indem
ich
Damit schafft der Gestalter mit der Form-
Während es im zuerst ausgeführten Theo-
gebung
die
rieansatz darum ging, Zeichen in ihrer
dafür,
seine
grundlegende Idee
zu
Voraussetzung
vermitteln,
d.h.
Bezugnahme auf etwas Vorheriges zu be-
die Voraussetzung dafür, einen Teil sei-
schreiben, wird in der zweiten Theorie
ner ´geheimen Persönlichkeit´ der Umwelt
das Problem der Zeitlichkeit betrachtet.
zu offenbaren und in Form seines Produk-
Denn wenn man nach dem Sinn der durch die
tes zur Verfügung zu stellen.
Materie
vermittelten
Botschaft
fragt,
dann kann die Botschaft nur verstanden In
einem
zweiten
Schritt
wird
diese
Theorie nun von mir mit der Arbeitshypothese
genutzt,
insofern
Aufeinanderlegen
als
sich
verschiedener
beim
Formen
nicht nur die Materie angleicht, sondern
werden, indem auch sie sich wiederum auf etwas
bezieht.
Es
wird
also
versucht,
Objekte nicht über ihren Ursprung, über ihre
Beziehung
zu
vorherigen
Objekten,
sondern über den Unterschied im Vergleich
logischerweise auch der damit verkörper-
zu
te
schreiben. Hierbei werden nicht die Ob-
Inhalt.
Je
mehr
Produkte
einer
einem
gegenwärtigen
anderen
zu
be-
Gattung man auf diese Weise also mitein-
jekte
ander in Beziehung bringt, desto größer
sondern deren Zeichen. Zeichen beziehen
wird
sich allein auf andere Zeichen.
die
Wahrscheinlichkeit,
dass
man
selbst
miteinander
verglichen,
sich einer Ursprungsform einer Gattung -
wie
etwa
der
Gattung
´Flasche´
-
Diese
Methode
mache
ich
mir
zunutze,
nähert, die von individuellem Design be-
indem ich mich vom Blick auf den Ursprung
freit ist. Das bedeutet, dass jedes ein-
löse.
zelne Produkt im neuen Produkt verblasst.
unterschiedliche
Produkte
Den so gewonnenen Gegenstand bezeichne
zu
um
ich
ihre Differenz herauszustellen.
quasi
als
Ursprungsform,
die Tasse und die Flasche.
wie
hier
Dadurch
kombinieren,
ist
es auf
möglich,
ganz
miteinander diese
Weise
Es können demnach Objekte in Beziehung zueinander gesetzt werden und können zu etwas anderem kombiniert werden. Welche Objekte auch immer einander gegenübergestellt werden – die Differenz ist das Ergebnis.
designtheorie was ist design?
VIEL Die Gemeinsamkeit beider Theorien liegt darin,
dass
Bestimmung
mit
von
beiden
Ansätzen
Produktdesign
die
als
eine
Idee zu verstehen ist. Im
Folgenden
Frage,
ob
geht
es
ein
es
wiederum
Objekt
um
ohne
die
Zeichen
geben kann, das „Ding an sich“, folglich um den Versuch, ein Objekt zu gestalten, das
kein
Zeichen
hat.
In
den
beiden
ersten Ansätzen verschwindet die Materie
Die spezifische Form jeder einzelnen Fla-
in einem geistigen Gehalt. Demgegenüber
sche weist auf einen bestimmten Inhalt.
geht es im letzten Ansatz um die Befrei-
Die Zeichen werden eindeutig verstanden.
ung vom Zeichen, d. h., es geht um die
Im
Materie selbst, um das Herausstellen der
Betrachter
Moment
des in
Verschneidens Irritation.
gerät
der
Vergleichbar
mit einem Vexierbild ist aus einem Blick-
Materialität.
winkel nur die eine und aus einem ande16
Während also der Betrachter gewohnt ist,
ren nur die andere Flasche zu sehen. Die
nach Zeichen zu suchen, stelle ich im
Mischform
letzten Verfahren den Bruch heraus, um
dar, und scheinbar wie ein Schatten legt
damit die Aufmerksamkeit des Betrachters
sich die eine auf die andere Form. In
auf
Damit
diesem Moment kann die sich neu bildende
wird der Betrachter in einen Zustand der
Form ohne geistigen Gehalt wahrgenommen
die
Materialität
zu
lenken.
stellt
eine
ungewohnte
Form
Instabilität versetzt, indem dieser nicht
werden.
weiß, ob es um eine Verkörperung einer
siehe dazu: Dieter Mersch, 2004; J. B. Metzler, 2005;
Botschaft geht oder um die Materie sel-
Wolfgang Schlüter, 2009;
ber. Dies wird deutlich, wenn ich Mischformen der
der
Flaschen
Betrachter
Ordnung Flaschen
er zu
weiß
präsentiere, nicht,
zurückgreifen verstehen.
auf
soll,
Damit
denn
welche um
die
versuche
ich letztlich darauf aufmerksam zu machen, dass es der Betrachter ist, der die Bedeutungen konstituiert, und es nicht die Dinge sind, in denen sich ein geistiger Gehalt objektiviert.
Bernhard E. Bürdek, 2005
Die
vorgestellten
Ansätze
entsprechen
der hermeneutischen und der phänomenologischen
Betrachtungs-
bungsweisen
von
bzw.
Objekten.
Beschrei-
Während
die
Hermeneutik sich auf Vorwissen, Hypothesen, Assoziationen oder Symbole bezieht, ist die phänomenologische Analyse darauf ausgelegt, alles Denken und Wahrnehmen auf das Erscheinen der Dinge (oder eines Textes)
zu
richten.
Unter
hermeneuti-
scher Sicht werden Zeichen und Merkmale von Objekten mit der Absicht betrachtet,
müsse
deren mögliche Botschaften zu entschlüs-
Assoziationsbildung „auszuschalten“. Ge-
seln und darüber hinaus deren Wesen und
lingt das, wird ein vorzeitiges Einengen
Bedeutung zu verstehen. Die Phänomenolo-
des Blickwinkels verhindert.
sich
darin
üben,
den
Hang
zur
gie dagegen stellt eine Methode der Erlebnisbeschreibung dar. Bezogen auf Pro-
Somit kann das dritte Verfahren des Ver-
dukte
schneidens als ein Versuch gelten, dem
hält
sie
Wahrnehmung
auf
sich der
strikt
an
die
Erscheinungsebene.
Betrachter einen nahezu ´reinen´ phäno-
Die phänomenologische Betrachtung nimmt
menologischen
das Gegebene, den konkreten Gegenstand
ermöglichen, ihn aufzufordern, zunächst
in den Blick. Es muss Abstand genommen
seinen Hang zur Assoziationsbildung aus-
werden „... erstens von allem Subjekti-
zuschalten
ven: es muss eine dem Gegenstand zuge-
Einengen des Blickwinkels zu verhindern.
wandte
Haltung
zweitens
von
eingenommen
allem
Hypothesen,
werden;
Theoretischen,
Beweisführungen,
wie
anderswo
erworbenem Wissen, so dass nur das Gege-
Blick
und
auf
damit
ein
ein
Objekt
zu
vorzeitiges
Bald aber – nach Überwindung der oben beschriebenen Betrachter seinerseits
Irritation
jegliche das
–
bleibt
Möglichkeit,
von
ihm
dem nun
betrachtete
bene zu Wort kommt; drittens von aller
Objekt mit Zeichen – mit Bedeutungen –
Tradition, d.h. allem, was von anderen
zu belegen.
über
den
Gegenstand
gelehrt
wurde.“ „Wer phänomenologisch vorgeht, verzichtet
Bochenski, J., S. 23
Bezogen auf Produkte bedeutet dies, sich
deshalb noch lange nicht darauf, später
auf
auch
die
Untersuchung
von
Materialien,
noch
andere
Verfahren
Form, Struktur, Beschaffenheit zu bezie-
und
hen ohne auf symbolische Assoziationen
auch noch zu betrachten.“
zurückzugreifen. Betrachtung
Die
kreise
phänomenologische
nur
um
den
„direkt
wahrnehmbaren sinnlichen Bestand der Sache selbst“, um „das schlicht Gegebene und nichts anderes.“
Fellmann , S. 11ff.
„Der Mensch ... sei so geartet, dass er eine fast unüberwindliche Neigung habe, in das, was er sehe, fremde, im Gegenstand selbst nicht gegebene Elemente hineinzusehen.“
Steffen, D., S.29
Dies sei für den Phänomenologen
hoch-
gradig unerwünscht, und der Betrachter
die
außer
Acht
anzuwenden
gelassenen
Aspekte
Bochensky, J., S.24
KOMBINATIONSMÖGLICHKEITEN schemata zu möglichen kombinationen
In allen von mir verwendeten Verfahren wird von existierenden Gegenständen ausgegangen,
die
als
Startobjekte
dienen.
Alle Verfahren sind unterschiedliche Herangehensweisen, Objekte zu kombinieren und in Beziehung zueinander zu setzen. In
der
Darstellung
aufgezeigt,
wie
der
viele
Diagramme
wird
Kombinationsmög-
lichkeiten es bei wie vielen Startobjekten gibt. Dazu wurde zunächst exemplarisch anhand von
5
Objekten
ein
Schema
(Binärbaum)
erstellt. Jedes Objekt mit jedem kombiniert Paar
18
ergibt
10
kombiniert
mögliche mit
Paare.
jeweils
Jedes
einem
der
drei übrigen Objekte ergibt 10 Möglich-
Das Ergebnis stellt schematisch dar, wie
keiten an 3er-Konstellationen, 5 mögli-
viele verschiedene Kombinationsmöglich-
che 4er- und allein nur eine 5er-Objekt-
keiten aus einer Menge von hier 5 ver-
variante.
schiedenen Objekten erzielt werden (ohne Zurücklegen, ohne Beachtung der Reihen-
Folgt man diesem Prinzip in Bezug auf 10 Startobjekte, wie hier bei den Tassen, Flaschen, Messern und Gabeln, wird deutlich, wie sich die Kombinationsmöglichkeiten steil potenzieren. Zwischen
zwei
Objekten
lässt
sich
ein
exakter Mittelwert berechnen, jedes weitere ist abhängig von der Reihenfolge des Angleichens. Mehrere Objekte lassen sich auf
vielfältige
Weise
10
Objekte
können
45
unterschiedliche
werden
und
Paare
ergeben,
danach
kombinieren.
beispielsweise Weisen 45
123
auf
kombiniert
unterschiedliche 3er-Kombinationen
sind möglich, 140 4er-Kombinationen usw.
folge).
Bin채rbaum - 5 Tassen 1 und 2 bilden den Mittewert 1/2 1 und 3 bilden den Mitelwert 1/3... 2 und 1 bilden den Mittelwert 2/1, demzufolge den gleichen wie unter Punkt 1, d.h. dieser f채llt heraus. Daher gibt es unter 2 ein Ergebnis weniger usw.
1
1 2 3 4 5 1/2 20
2/3 3/4 4/5 1/3 1/2/3 2/3/4 3/4/5 1/2/4 1/2/3/4
2
3
4
5
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
1
1
1/2/3
2
2/3/4
3
3/4/5
4
4/5/6
5
5/6/7
6
6/7/8
7
7/8/9
8
8/9/10
9
1/2/4
10
2/3/5 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
3/4/6 4/5/7
1/2
5/6/8
2/3
6/7/9
3/4
7/8/10
4/5
1/2/5
5/6
2/3/6
6/7
3/4/7
7/8
4/5/8
8/9
5/6/9
9/10
6/7/10
1/3
1/2/6
2/4
2/3/7
3/5
3/4/8
4/6
4/5/9
5/7
5/6/10
6/8
1/2/7
7/9
2/3/8
8/10
3/4/9
1/4
4/5/10
2/5
1/2/8
3/6
2/3/9
4/7
3/4/10
5/8
1/2/9
6/9 7/10 1/5 2/6
2
3
4
5
6
7
8
9
10
VERFAHREN 1 überschneiden
1.1 Überlagerung
des
Querschnitts
als
Flä-
che => die Schnittmenge, der Kern als Ergebnis Zunächst wurden Querschnitte überlagert und
Varianten
von
Ansatzpunkten
dafür
geprüft. Es gibt viele Möglichkeiten des Das Verfahren des Überschneidens erfolgt
22
Ansetzens, um sie miteinander in Bezie-
in zwei Ansätzen:
hung
Mit der frontalen Draufsicht erschließt
vergleichen
sich der Querschnitt - als Fläche oder
dung variiert. Maßstab und Proportionen
als
zueinander wurden beibehalten.
Outline.
Durch
das
Überlagern
der
zu
bringen zu
und
sie
können.
anschließend
Die
Überschnei-
Querschnitte als Fläche bildet sich die Schnittmenge, während durch das Anglei-
Werden
chen der Konturlinie ein Mittelwert, ein
alle außenbündig des Henkels angeordnet,
beispielsweise
bei
den
Tassen
Durchschnitt entsteht - zwei Varianten, so verschiebt sich die Achse der Rotatium aus einer Vielzahl zu einer zu gelan-
onskörper. Somit wählte ich als Ausrich-
gen.
tungspunkt pers
für
die
Achse
die
des
Rotationskör-
Horizontale
und
die
Standfläche für die Vertikale. Beim Überlagern der Fläche zeigt sich, dass
in
der
größten
Schnittmenge
die
kleinste Form dominiert - diejenige, die in alle übrigen hineinpasst. Das
Formergebnis
schnitt
aller
dern den Kern.
stellt
keinen
Ausgangsformen
Durch-
dar,
son-
1.2 Berechnung eines Mittelwerts der Objektränder (Outline) =>
Durchschnittsform
/
Ideallinie
als
Ergebnis Um einen Durchschnitt zu zeigen, wurde von
den
Objekträndern
der
Querschnitte
ausgegangen. Hier lässt sich ein Mittelwert durch schrittweises Angleichen errechnen: der rotationssymmetrische Teil und der Henkel getrennt voneinander. Bei dem Henkel existiert kein festzulegender Ansatzpunkt, wie die Standfläche des Körpers. Spanne, Höhe und Punkt auf
Das Verfahren des Überlagerns der Flä-
der
Ansatzstellen,
chen (1.1) und das der Berechnung eines
Form(-ausdehnung)
Mittelwerts (1.2) wird zunächst am Bei-
x-Achse
der
Materialstärke variieren.
Die
beiden und
Positionen
wurden
ent- spiel der Tasse ausgeführt und anschlie-
sprechend ihrer ursprünglichen Ausrich-
ßend an drei weiteren Beispielobjekten
tung zum Tassenkörper übernommen.
gezeigt: Flasche, Messer, Gabel.
Indem
das
Vorgehen
des
Überschneidens
von Objekträndern angewendet wird, findet ein Prozess statt, der nahezu vergleichbar ist mit dem des ´Abschleifens´. So wie ein Stein sich über Zeiten hinweg abschleift und Ecken und Kanten verliert, so schleifen sich auch die Objektränder nach und nach ab, je öfter der Prozess des Angleichens erfolgt. Dieser
Vorgang
ermöglicht
ebenso
die
Assoziation an zeichnerisches Entwerfen –
ein
skizzenhaftes
Annähern
an
eine
Gestalt beim Herausarbeiten einer Form.
DIE TASSE bsp. 1
24
Fotografien der Seitenansicht von 10 Startobjekten f端r die Ermittlung des Querschnitts
die tasse querschnitte
26
Querschnitte von 10 Startobjekten
die tasse ansatzpunkte
28
mehrere Mรถglichkeiten von Ansatzpunkten
der entsprechende Kern - dichtester Wert der Deckung, wobei die sich nicht Ăźberlappenden Bereiche gelĂśscht wurden
die tasse überlagern - schnittmenge
30
Überlagerung von 10 Tassen Ausrichtung: Standfläche / Mittelachse Rotationskörper
Ergebnis Schnittmenge - Kern
die tasse berechnen eines mittelwerts - durchschnitt
32
Überlagerung von 10 Tassen Ausrichtung: Standfläche / Mittelachse Rotationskörper
Ergebnis Durchschnitt - Mittelwert
DER HENKEL
34
Überlagerung von 10 Tassenhenkeln Ausrichtung: Standfläche / Mittelachse Tassenkörper
die tasse konstruktionsvorgang angleichen
36
10 Tassen schrittweise Ann채herung eines Mittelwerts
DIE FLASCHE bsp. 2
38
die flasche kern und mittelwert
40
Ăœberlagerungen
Kern Schnittmenge
Objektumrisse
Mittelwert
die flasche konstruktionsvorgang angleichen
42
schrittweise Ann채herung eines Mittelwerts 10 Startobjekte bilden den Ausgangspunkt 5 Paare ergeben 5 Zwischenergebnisse 5 Mittelwerte bilden zwei neue Paare + eins ergeben 3 Mittelwerte
3 Mittelwerte bilden ein neues Paar +
10 Objektränder
eine einzelne ergeben ein letztes Paar
Mittelwert
- Endergebnis
zu rotierende Linie Drahtmodellgitter RotationskĂśrper
DAS MESSER bsp. 3
44
10 Messer
das messer kern - mittelwert
46
Ăœberlagerungen
Kern Schnittmenge
Objektumrisse
Mittelwert
DIE GABEL bsp. 4
48
10 Gabeln
die gabel kern - mittelwert
50
Ăœberlagerungen
Kern Schnittmenge
Objektumrisse
Mittelwert
flasche und tasse bemaĂ&#x;ung
36 mm 30 mm
238 mm
Volumen 0,75 Liter
52
90 mm
90 mm
87 mm
87 mm
Volumen 0,15 Liter
60 mm
35 mm
60 mm
37 mm
37 mm 48 mm
72 mm
48 mm
90 mm
Technische Zeichnung im MaĂ&#x;stab 1:2 in mm
Bei Messer und Gabel wird das Ergebnis -
die
Durchschnittsform
-
nicht
real
umgesetzt. Die überschneidenden Konturlinien werden in grafischer Form auf einer Tischdecke präsentiert. Der Benutzer entscheidet, ´welches Messer, welche Gabel welchen Platz einnimmt´.
DER FERTIGUNGSPROZESS porzellan
54
Gipswerkstatt Porzellanwerkstatt
der fertigungsprozess porzellan
Porzellan wird im Gießverfahren flüssig verarbeitet. Daher wird für die Fertigung eine hohle
Ist die vorgesehene Dicke erreicht, wird
des
die restliche flüssige Masse aus der Form
Werkstücks bestimmt - eine Negativform.
ausgegossen. Nach gewisser Ruhezeit kann
Form
benötigt,
die
die
Außenform
Je nach Gestalt des Objekts benötigt die
dann die Form geöffnet und das Teil zur
Negativform mehrere Teilungsebenen, dem-
endgültigen
entsprechend viele Einzelteile.
werden. Noch vor dem ersten Brennen wird
herausgenommen
Um diese herzustellen, wird zunächst ein
es entgratet und ggf. ausgebessert.
Modell des Objektes aus Gips angefertigt
Eventuelle Henkel können mit dicker Por-
- das Positiv.
zellanmasse
Schritt für Schritt muss aus einem Gips-
werden.
block
Nach
das
Objekt
herausgearbeitet
wer-
den. Rotationskörper können an der Dreh- folgt scheibe
mit
Außenform
Hilfe
einer
erstellt
Schablone
werden.
Dabei
der wird
ein gegossener Gipszylinder nach und nach 56
Trocknung
brand 1000
der ein
angeklebt
Herstellung 18-
bis
bei
dem
des
Rohlings
20-stündiger
(Biskuitbrand) °C,
(angeschlickt)
bei
ein
ca.
900
poröser,
er-
Schrüh°C
-
relativ
empfindlicher Scherben entsteht.
abgedreht. Das fertige Modell bildet nun
An dieser Stelle kann die Oberfläche noch
die Vorlage für die Negativform, es wird
glattgeschliffen
verschalt und in Gips abgegossen.
nach dem ersten Brand sorgt dafür, dass
Schellack
und
Seife
dienen
werden.
Die
Porösität
Trenn- sich die dann folgende Glasur gut mit dem
als
mittel für das spätere Entformen. Ist es
Stück verbinden kann. Nach dem Glasieren
nicht möglich, das Positiv in einem zu
erfolgt
entformen, muss die Negativform gesprengt
dem die Glasur schmilzt. Dies geschieht
werden, so entsteht eine z.B. 3-teilige
bei Temperaturen zwischen 1100 und 1480
Form.
Damit
ist
der
erste
Schritt
der
Endbrand
(Glattbrand),
bei
der °C während etwa 30 Stunden. Ein wesentli-
Fertigung vollzogen: es liegt eine fer-
ches Merkmal beim Glattbrand des Porzel-
tige Gips-Negativform vor.
lans ist das Sintern. Hierbei erweicht
Gips hat eine entscheidende Eigenschaft: (schmilzt) er kann Wasser absorbieren. Sobald die flüssige
Porzellanmasse
trocknete
Gipsform
nun
gegossen
in
die
wird,
die
festen
Bestandteile
der
Masse
lagern sich an den Formwänden ab. Je länger die Masse in der Form verbleibt, umso dicker wird die verbleibende Randschicht.
hochgebrannte
Porzellan-
ge- Typisch für diesen Brand ist das „Schrumpwird
ihr im Randbereich das Wasser entzogen und
der
scherben. fen“
der
Arbeitsstücke
um
bis
zu
15%,
weshalb das Positiv dementsprechend größer angefertigt werden muss. vergleiche Trux, E.
erster Schritt der Erstellung
Werkzeuge
einer Gipspositivform
f端r das Herausarbeiten der
Gipszylinder auf der Drehscheibe
Gipspositivform
der fertigungsprozess porzellan
58
Positiv- und Negativform der Flasche
Trennmittel:
Positivform
gelblicher Schellack
der
(harzige Substanz)
Tasse
und Seife werden mit dem Pinsel aufgetragen
der fertigungsprozess porzellan
60
Grundbestandteile
Tasse:
Flasche:
PorzellangieĂ&#x;masse
1-teilige Form
3-teilige Form
Kaolin (50%)
mit zwei
Feldspat (25%)
Teilungsebenen
Quarz (25%) Limoge weiĂ&#x; Brennbereich 1230-1280 Grad C
Porzellanrohling
Werkzeuge zum Entgraten und
vor dem ersten Brennen
Ausbessern
der fertigungsprozess porzellan
62
frisch entformt -
geschmolzene Glasur
noch feuchte Porzellanmasse
nach dem zweiten Brand
2
24 Stunden luftgetrocknet
(Endbrand)
3
nach dem ersten Brand (Schr端hbrand)
14% geschrumpft
4
mit aufgetragener/aufgespr端hter Glasur
1
in pulvrigem Zustand
im Vergleich: geschr端ht, nach dem ersten Brand Endversion, glasiert
DAS ERGEBNIS fotografien der tasse und flasche
64
66
68
70
72
74
76
vor und nach dem Endbrand
Zufallsergebnis
14 - 15 % Schrumpfung
Verformung w채hrend der Trockenphase
78
VERFAHREN 2 morphen
80
David Bowen entwickelte ein WachstumsRendering-Gerät. Es erstellt Bilder einer kleinen Pflanze auf der Grundlage ihres Wachstumsmusters. So wie die Pflanze wächst, reagiert das System und fertigt alle 24 Stunden eine Zeichnung an. Jedes Mal, wenn eine Zeichnung abgeschlossen ist, bewegt sich die Papierrolle nach vorn und schafft Platz für die nächste Zeichnung. So entsteht eine Serie, die das Wachstum einer Pflanze illustriert. Bowen weist darauf hin: dieses System erlaubt auf unbestimmte Zeit zu laufen, und das endgültige Ergebnis ist nicht vorherbestimmt.
www.dwbowen.com
Entwicklungsstadien einer
Umwandlung einer Raupe
Pflanze - vom Ursprung in die
über die Puppe
Endphase
zum Schmetterling
Kaulquappe - Frosch
Beim
„Morphen“
als
Gestaltungstechnik
kann der Formenübergang / die Transformation
von
einem
Betrachtung der Transformation zwischen
anderen
zwei Ausgangsformen
gesehen werden.
=>
Zwischenraum
/
Formenübergang
in
Gegenstand
zu
unterschiedlichen
einem
Stadien
als Bei meiner Entscheidung, aus zwei Stüh-
Ergebnis
len eine Bank ´entstehen zu lassen´, finDer Begriff „Morph“ kommt aus dem Alt-
det ebenfalls der Prozess des Morphens
griechischen
wie
statt: Es wandelt sich eine Stuhlform mit
´Gestalt´. Er wurde ursprünglich in der
steiler Sitzposition zu einer geneigte-
Linguistik verwandt. Ein Morph ist die
ren Sitzfläche und Lehne, aus Stuhlbeinen
kleinste bedeutungstragende Einheit der
entwickelt
Sprache, die gewonnen wird, wenn Wörter
Unterbau (bzw. umgekehrt).
zerlegt
Im Gegensatz zum Erhalt eines Mittelwer-
und
und
bedeutet
verändert
ursprüngliche
Wort
so
viel
werden.
„Morph“
Auf
das
der tes
geht
sich
durch
die
ein
rundum
Berechnung
laufender
eines
Durch-
Begriff Metamorphose zurück, der in der
schnitts, wird beim Morphen das schritt-
Naturwissenschaft Anwendung findet.
weise
Angleichen
einer
Form
zu
einer
Der Prozess der Metamorphose (Umgestal- anderen als Zwischenraum gezeigt. Dabei tung, Verwandlung) wird dort unterschied-
wird ein Übergang erzeugt, der optisch
lich
nachvollzogen
definiert:
Zum
einen
als
Umgestal-
werden
Markante
Bildmerkmale
verschiedene
Startobjekte werden so ´verzerrt´, dass
Pflanze
-
Entwicklungsstadien
vom
Samen
über
den
einer
(hier
kann.
tungsprozess, d.h. beispielsweise, dass
Objektränder)
der
zur ihre Konturen zur Übereinstimmung kommen.
Keim
vollen Entfaltung einer Blüte bis hin zur In Einzelschritten als Zwischenraum beFrucht – damit beschrieben werden, zum
trachtet,
anderen als ein Vorgang der Verwandlung,
stetiger Transformation.
erwecken
diese
den
Eindruck
wobei es sich um die evolutionäre Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen
Die Auswahl der Objekte für das Morphen
handelt.
erfolgte
Letzt
genannte
Verände- Stühlen
morphologische
unter in
Berücksichtigung
unterschiedlichen
von
Ausführun-
rungen führten u. a. im Laufe der Evolu- gen: ein klassischer Küchenstuhl gegention zu der heutigen Formvielfalt in der
über einem Stahlrohrstuhl mit geschwun-
Natur.
gener Sitzschale.
In der Zoologie sind die Umwandlung einer Raupe über die Puppe zum Schmetterling
Da eine Transformation um so deutlicher
oder einer Kaulquappe zum Frosch klassi-
wird, je unterschiedlicher die Ausgangsobjekte sind, entschied ich mich bewusst
sche Beispiele hierfür.
für diese beiden Stühle. Es war mir ein In
den
letzten
Jahren
haben
sich
die
wichtiges Anliegen, bei diesem Verfahren
Begriffe ´Morph´, ´Morphen´, ´Morphing´
die
im Computer- und Filmbereich durchgesetzt
Formenübergang von einem Objekt in das
und
andere sichtbar werden zu lassen.
bezeichnen
nahezu Objekts,
„...
unmerkliche Körpers
die
schrittweise,
Verwandlung
oder
Gesichts
eines in
ein
Wandlung
/
die
Metamorphose
/
als
Das Morphen zwischen zwei Stühlen kann assoziativ an eine Redewendung anknüpfen:
anderes, die der Computer errechnet“.
´Zwischen
Lexikon der Mediengestalter
sich in einer unentschiedenen Position
zwei
Stühlen
sitzen´
-
d.h.,
www.double-space.com / medienlexikon, 9.2.2010
befinden. Um diesen ´Zwiespalt´ auszuräumen, wird auch ´zwischen den Stühlen´ mit der
Bank
als
Verbindung
beider
eine sichere Position angeboten.
Stühle
DIE BANK outlinegrafiken und renderings
82
Renderings
3D-Dateien in Rhino-3D erstellt, perspektivische Ansichten in maxwell-render gerendert
die bank renderings
84
1:8
die bank bemaßung
420 mm
40 mm
380 mm
380 mm
120 mm 340 mm
380 mm
420 mm
160 mm
580 mm
zwischen zwei Stühlen sitzen:
Technische Zeichnung
Beim Morphing werden zwischen zwei Einzelbildern
im Maßstab 1:8 in mm
Zwischenübergänge berechnet.
der beiden Stuhlkonturen Breite der Bank: 1,20 m
770 mm
40 mm
840 mm
350 mm
86
Detailansicht
31 Einzelteile Transformation in 30 Zwischenschritten auf einer Ausdehnung von 1,2 m
DER FERTIGUNGSPROZESS biegen der stuhloutlines
88
31 Outlines Stahl-Rundstab 5,5 mm zwischen 2,50 m und 3,20 m
der fertigungsprozess biegen der stuhloutlines
90
Biegen der einzelnen
Verbindungselement
noch offene,
Stuhloutlines
Stahl-Rundstab
nicht zusammengelĂśtete
nach 1:1 Vorlage
5,5 mm
Einzelteile
im Abstand von 4 cm eingekerbt Ansatzstellen fĂźr das HartlĂśten
Für
das
Fertigen
der
Bank
wurden
die
31 Einzelschritte 1:1 ausgeplottet, um beim
Biegen
anhand
dieser
Vorlage
die
richtigen Biegeradien und Maße einzelner Teilabschnitte
einzuhalten
und
abglei-
chen zu können. Der
minimale
Umlauf
einer
Outline
beträgt 2,50 m, der maximale 3,20 m. Unter für
Verwendung die
von
einzelnen
3,50
m-Stäben
Schritte
31
dienten
4 Stäbe à 1,20 m (Breite der Bank) als Verbindungselement. Im Abstand von 4 cm wurden diese mit einer Flex eingekerbt, um
Arretierungshilfen
für
das
spätere
Hartlöten zu liefern und danach die Einzelteile auszurichten. Für ein möglichst präzises Biegen wurde, ausgehend von einem Stabende, bei allen 31 Stäben erst die erste Biegung, dann die
zweite
usw.
der
Reihenfolge
nach
durchgeführt, wahlweise an der Biegebank und dem Schraubstock. Verlötet werden sollten die Einzelteile unten an der Rückseite, damit ein scheinbar nahtloser Übergang geschaffen werden konnte. Immer das Ende einer Outline wurde überführt zur nächsten usw., damit der Eindruck stetiger Transformation entstehen konnte. Die Verbindungsstäbe wurden innenliegend mit den Einzelteilen an den Innenradien zusammengefügt.
vom ersten Modell zur Realisierung
METALLBAU hartlรถten der einzelteile
92
Noack Metallbau GmbH Schmiede
Fixieren der Einzelteile und Verbindungsstangen
metallbau hartlöten der einzelteile
94
Gas-Lötbrenner
Flussmittelrückstände können nach der Lötung entfernt werden
Hartlรถten: Silberlot Flussmittel
DAS ERGEBNIS fotografien der bank
96
98
100
VERFAHREN 3 verschneiden
102
Zwei Formen (Querschnitte) werden rechtwinklig zueinander verschnitten und in eine Körperlichkeit gebracht =>
beide
´Ursprungs´-objekte
bleiben
bestehen - eine Mischform als Ergebnis
3 Flaschenpaare dienen der Realisierung. Der Auswahl der jeweiligen Startobjekte lag folgende Symbolik zugrunde:
Das
Ergebnis
beinhaltet
sichtlich
die
Unter
dem
Aspekt
der
Formunterschiede
Startobjekte und präsentiert sie vereint
wurden Flaschenformen gewählt, die sich
in einem Körper. Die Startobjekte bilden
jeweils deutlich voneinander unterschei-
gemeinsam die neue Gestalt.
den und damit nach dem Verschneiden prägnant hervortreten.
Je nach Blickwinkel ist die eine oder die
Von
andere Form sichtbar bzw. eine Mischform.
geistiger Gehalt durch die Wahl bestimm-
Eine Form beinhaltet zwei.
ter Paare enthalten sein sollte.
Bedeutung
war
weiterhin,
dass
ein
3 Varianten des Übergangs beider Objekte ´Sekt oder Selters´ (ein Grund zum Feiern wurden untersucht:
oder nicht? Sieg oder Niederlage?)
- polygonal - elliptisch (über die zwei Tangenten) - extrudiert in die Tiefe der jeweiligen zweiten Form
´Wasser und Wein´ (Das erste Wunderzeichen:
Jesus
wandelte
Wasser
in
Wein
- Johannes 2:1-11 - bzw. Wein und Wasser werden meist zusammen serviert)
Für die Umsetzung wurde das Extrudieren gewählt, da hier die Abgrenzung der bei- ´Chianti
-
Bordeaux´
(zwei
typische
den Objekte zueinander klar hervortritt,
Flaschenausführungen
zugleich aber den Effekt einer optischen
baugebiete stehen sich gegenüber)
Täuschung mit sich bringt. Eine Form legt sich scheinbar wie ein Schatten auf die andere.
bestimmter
Weinan-
VERSCHNITT versuchsmodelle
104
Papp- / Gipsund Schaummodelle
Nachdem ich Varianten des Verschneidens von Objektquerschnitten abwägte (Anzahl, Winkel, Proportionen...), entschied ich mich für das Verschneiden von zwei Ausgangsobjekten. Indem sie im rechten Winkel verschnitten wurden, ergab sich die Möglichkeit aus einem bestimmten Blickwinkel nur das eine oder nur das andere zu sehen. Wobei sie sonst eine Mischform bilden, mal mehr oder weniger eine Form dominiert. Dafür wurden Schablonen angefertigt und am Schneidedraht aus Styrodur Modelle gefertigt, die Endfassung ist verspachtelt und weiß lackiert.
3 Varianten des Übergangs beider Objekte - polygonal - elliptisch (über die zwei Tangenten) - extrudiert in die Tiefe der jeweiligen zweiten Form
verschnitt versuchsmodelle
106
polygonaler Ăœbergang
den Querschnitt extrudiert in die Tiefe der jeweiligen zweiten Form
verschnitt renderings und darstellung der querschnitte
108
perspektivische Ansichten in maxwell-render gerendert
Chianti
Wein
Sekt
-
und
oder
Bordeaux
Wasser
Selters
MODELLBAU am beispiel ´sekt oder selters`
110
3D-Dateien
vorläufige
in Rhino-3D
renderings
erstellt
Styrodurmodell
DAS ERGEBNIS fotografien der verschnitte
112
Styrodurmodelle verspachtelt Lackierung: Acrylfarbe auf Wasserbasis
´Sekt oder Selters´
VISUELLER VERGLEICH futurismus
Die Abbildungen der Überlagerungen und Formenübergänge lassen Assoziationen zu dynamischen Darstellungen der Futuristen zu. In
dieser
Italien
Kunstrichtung,
um
die
die
sich
Jahrhundertwende
in
entwi-
ckelte, versuchte man einen zeitlichen Rhythmus darzustellen, die zergliederte Aufeinanderfolge
zu
schildern,
sie
in
ihren Einzelheiten zu veranschaulichen. In
der
Fotografie
Fotodynamik.
Sie
entwickelte zeigte
sich
eine
die
bewegte
Erscheinung in ihren wichtigsten Phasen. 1872 hatte Eadweard Muybridge (1830-1904) damit begonnen, die aufeinanderfolgenden 114 Bewegungsphasen laufender Tiere zu fotografieren. 1882
zeigte
Étienne-Jules
Menschen Marey
und
(1830-
1904) Chronophotografien. 1889 veröffentlichte er ´Le mouvement´, 1892 ´La photographie du mouvement´ und 1899 ´La Chronophotographie´. Anregungen
und
´Bewegungsrhythmus
ihre
Folgen
eines
Hundes
sind
in
an
der
Leine´ von Giacomo Balla 1912 erkennbar. Noch unmittelbarer erscheint der Bezug in den ´Schwalben´ von Balla. Ihnen stand die Fotografie Modell, die Marey um 1880 von einem Vogelflug machte. vergleiche Apollonio, U., S.18-20
oben rechts: U. Boccioni
Wanda Wultz
É. J. Marey
E. Muybridge
G. Balla
Sviluppo di una bottiglia
Wunder-Bar
Grafico dei
Animal
´Bewegungs-
nello spazio
1932
movimenti
Locomotion
rhythmus eines
Entwicklung einer Flasche
di un cavallo
Fotografie
Hundes an der
im Raum
1886
1887
Leine´
Bronze 1912
1912
Fotogewehr von
É. J. Marey
É. J. Marey
É. J. Marey
É. J. Marey
Studio dei movimenti di
Bewegungsphase eines Mannes
La marcia dell´uomo
in Aktion
oscillazione del tronco
in schwarzem Overall,
1886
Aus ´Le Mouvement´
1887
mit schwarzen Streifen
1889
appliziert Chronophotographie 1887
visueller vergleich mehrfachbelichtung
116
Bei
der
Mehrfachbelichtung
in
der
Fotografie überlagern sich Einzelaufnahmen zu einem gemeinsamen Bild. Bewegungsabläufe können in dieser Form visualisiert
und
analysiert
werden,
indem mehrere Phasen einer Bewegung auf einem Bild sichtbar gemacht werden. Angelehnt mehrere
an
diese
Objekte
in
Methode einem
stelle
dar
(um
ich sie
vergleichen zu können) - die überlagerten Objekte
erscheinen
transparent,
vergleichbar mit einem Röntgenbild.
DIMENSIONEN DER GESTALTUNG
Bei
allen
Verfahren
existierenden
wurde
Objekten
von
real
(Startobjekten)
ausgegangen, d.h. aus einer realen dreidimensionalen Ebene. Die Gegenstände wurden zunächst mittels Fotografie in die Zweidimensionalität gebracht, so dass der Querschnitt betrachtet werden konnte, als Fläche bzw. als Outline. Hier finden die Verfahren Anwendung, und die Ergebnisse erlangen dann durch Rotieren bzw. Extrudieren wieder eine Körperlichkeit. Zunächst als Drahtmodellgitter und Rendering.
Als
reale
Produkte
wurden
schließlich die Tasse und die Flasche, die Bank, ´Sekt oder Selters´, ´Wein und Wasser´ und ´Chinati - Bordeaux´ gefertigt. Das Vorgehen war somit folgendes: Objekte werden überführt in eine zweidimensionale
Ebene.
In
dieser
finden
die
Methoden Anwendung, und es wird ein Ergebnis ermittelt. Danach geschieht die ´Rückführung´
in
die
Körperlichkeit
wiederum in ein reales Objekt.
-
bildnachweis und quellenangaben
Bildnachweis alle Produktfotografien: Marie Jacob und Jette Stolte
S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. 118
009 078 078 078 078 11 2 11 2 11 2 11 2 11 3 11 3 11 3 11 3 11 5
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Dank an meine Eltern Chris Sรถren Gitta Moritz und viele Freunde
Dr. Neumeyer Noack Metallbau