Marburger Magazin Express 1/2021

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MR-6-15 Themen.qxp_EXPRESS Themen 05.01.21 13:06 Seite 10

Schließung des Marburger Kunstvereins Zur Eindämmung der CoronaPandemie sind seit dem 2. November 2020 Museen und Ausstellungsorte geschlossen. Sobald diese Schutzmaßnahme aufgehoben wird, zeigt der Marburger Kunstverein die Ausstellung „Sven Drühl. Apokryphe Landschaften“ für einen Zeitraum von sechs Wochen. www.marburger-kunstverein.de

Sven Drühl Foto: Carola Schneider

„Sven Drühl. Apokryphe Landschaften“ Ausstellung im Marburger Kunstverein

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pokryphe Landschaften? Warum dieser Titel? Die Motive der Ausstellung im Marburger Kunstverein sind durchweg Landschaften: Bergpanoramen, Gletscher, Wasserwogen und Gischt, filigranes Astwerk und steinige Küstenformationen. Der Begriff „apokryph“ meint „düster, verborgen, geheimnisvoll“ - und tatsächlich haben die Werke Sven Drühls etwas Verstörendes und erscheinen unwirklich. „Apokryphen“ sind jene religiösen Texte, die nicht zum Bibelkanon gehö-

S.D.E.T. (Oil), 2020, 140 x 100 cm, Öl und Lack auf Leinwand. Fotos: Sven Drühl

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ren, also als solche nicht anerkannt wurden. Sven Drühl (1968 in Nassau geboren, lebt in Berlin) arbeitet seit 2001 nach Vorbildern - unter anderem aus dem Kanon der romantischen Landschaftsmalerei – und reflektiert somit die seit der Zitat-wütigen Postmoderne viel diskutierte Frage nach der Autorschaft des Bildes, nach der Auffassung von Echtheit und Originalität in der Kunst. Jedes Vorbild ist in den Titeln der Werke von Sven Drühl immer durch die Angabe der jeweiligen

Künstlerinitialen kenntlich: Die Titel lauten etwa E.T.C. (als Verweis auf Edward Theodore Compton) oder A.E.K. (für Anton Eduard Kieldrup). Sven Drühl verarbeitet mal das ganze Bild, mal nur einen Ausschnitt daraus, kombiniert auch mehrere Bilder eines Malers oder bisweilen sogar bis zu neun verschiedene Bilder unterschiedlicher Künstler. Man könnte dieses Verfahren „Hommage“ nennen oder es mit dem Bastard-Pop vergleichen, einem Mitte der 90er Jahre entstandenen Phänomen,

E.T.C., 2018, 210 x 180 cm, Öl und Silikon auf Leinwand

bei dem per Sampling Musikcollagen aus verschiedenen Musikstükken zusammengemischt werden. Seit einigen Jahren bezieht sich Sven Drühl nicht nur auf romantische Landschaftsbilder, sondern verwendet auch japanische Holzschnitte, Fotografien von Wolfgang Tilmanns oder Sebastião Salgado, computererzeugte Bilder von Gerhard Mantz und Vektordatei-Hintergründe von Computerspielen. Beim Gang durch die Ausstellung lässt sich kaum unterscheiden, welche Werke einen

S.D.G.M., 2016, 160 x 115 cm, Lack auf Leinwand


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