Gießener Magazin Express 33/2013

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Besonderer Blick zurück

ie eindrucksvolle Ausstellung „Augenblicke für die Ewigkeit - Gießen im Sommer 1890“ wird erneut präsentiert. Gezeigt werden Fotos des amerikanischen Wissenschaftlers Charles Francis Himes. Himes wurde am 2. Juni 1838 in Lancaster County, Pennsylvania geboren, studierte von 1853 bis 1855 am

Dickinson College und arbeitete danach zunächst als Pädagoge. 1860 wurde er zum Professor an der Troy University, New York, ernannt. Eines Tages entschloss er sich zu einer Reise über den großen Teich und immatrikulierte sich im April 1864 für das Studium der Chemie an der Gießener Universität. Er hat hier vermutlich zwei Semester studiert. Zeit seines Lebens war er ein begeisterter Weltenbummler und zu seinen Zielen zählte unter anderem Europa. 1890 knüpfte er an seine Studienzeit in den sechziger Jahren an und besuchte zusammen mit seiner Tochter Anna Magdalen auch Gießen. Als sich Charles Francis Himes mit seiner Kamera auf Reisen begab, da war er nicht nur ein Hobby-Fotograf wie viele andere. Seit Jahren hatte er mit fotografischen Verfahren experimentiert. Auf allen seinen Reisen begleitete ihn stets seine Kamera. Und so ließ er auch in Gießen seine Kamera nicht im Hotel zurück sondern fotografierte eifrig. Auf diese Weise ist eine Anzahl von rund 80 Fotografien aus Gießen erhalten geblieben, welche in der Stadt und auf dem Schiffenberg entstanden. Diese Fotos gewähren einen Blick auf eine längst vergangene Welt. Die Motive sind für die bisher bekannten Gießener Fotos aus dieser Zeit ungewöhnlich, und zeichnen sie sich durch ihre große Lebendigkeit aus. Es fehlt ihnen völlig die üblicherweise vorherrschende statische Darstellungsweise. Im Gegenteil

etzlar ist Goethe- und Optik-Stadt, aber auch die Stadt, in der der Mitbegründer der SPD, August Bebel (1840-1913), seine Kindheit und Jugend verbrachte. Zum 100. Todestag des „Arbeiterkaisers“ beleuchten die Städtischen Museen Wetzlar Bebels Zeit in der Domstadt und sein Vermächtnis in einer Sonderausstellung bis zum 3. November. Mit rund 40 Exponaten, darunter historische Dokumente, Fo-

tografien und Gegenstände von der Drechselbank August Bebels bis zur Anstecknadel der Arbeiterbewegung, verfolgt die Ausstellung den Weg des Arbeiterführers ausgehend vom Todesjahr 1913 zurück zu seiner Wetzlarer Kindheit und Jugend. Bebels Zeit vom sechsten bis zum achtzehnten Lebensjahr war geprägt von existenzieller Not, dem Tod der zweifach verwitweten Mutter, von zerschlagenen Ausbildungswünschen und ungewissen Zukunft-

Bebels Kindheit und Jugend

„Catching a glimpse for forever“ Fotos: Nachlass von Charles Francis Himes / Dickinson Colleges Pennsylvania

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Foto: Stadt Wetzlar

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Ausstellung Gießen im Sommer 1890 in der Sparkasse sind sie auf die Personen bezogen, rücken Alltagsszenen in den Mittelpunkt und haben oft eine Art Schnappschusscharakter, was ihre Dynamik angeht. Mit diesen Auf-

nahmen wird ein Teil des alten Gießen sichtbar, vor allem aber werden seine Menschen in aller Lebendigkeit wieder gegeben. Die Aufnahmen des amerikanischen Chemikers auf Besuch in Gießen lassen somit ein einzigartiges Bild Gießens entstehen, das an Lebendigkeit und Frische bisher unbekannt war. Auf seinen Reisen versuchte Himes Dinge zu dokumentieren, um sie der Nachwelt zu erhalten, für jene Zeiten, wenn die Originale, die Vorbilder längst vergangen sein würden. Und so trift das Himes´sche Motto für die Gießener Bilder exakt zu: „Catching a glimpse for forever“, Augenblicke für die Ewigkeit zu erhalten. Dies ist gelungen, denn all das, was Himes fotografierte, ist entweder bis zu den dreißiger Jahren bereits verschwunden gewesen oder es ist in den Bombennächten 1944/45 ein für allemal untergegangen. pe/kro

Die Bilder von Himes sind auf die Personen bezogen, rücken Alltagsszenen in den Mittelpunkt und haben oft eine Art Schnappschusscharakter

Die Ausstellung ist bis zum 30. August in der Sparkasse, Johannesstraße 3, zu sehen.

Ausstellung „Einer von uns – August Bebel und Wetzlar“ saussichten. Die Lebensumstände in Wetzlar um 1850 werden anschaulich und es wird greifbar, was es bedeutete, jung und arm zu sein. Viele Bezüge ergeben sich daraus zu aktuellen Herausforderungen wie Armutsrisiko, Bildungsbenachteiligung oder 1-Eltern-Haushalten. Schüler der August-Bebel-Gesamtschule in Wetzlar haben außerdem mit einem Zeitenspiegel zum Jahr 1913 zur Ausstellung beigetragen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Stellungnahmen von Wetzlarer Bürgern, Vertretern aus

Politik, Gewerkschaft, Kultur und Bildung zur aktuellen Bedeutung von August Bebel.

Die Ausstellung wird im Wetzlarer Stadt- und Industriemuseum bis zum 3. November gezeigt. Führungen: Sonntag, 25.8., 15.9., 13.10., jeweils um 14.30 Uhr; Donnerstag, 5.9., 26.9., 17.10., 31.10., jeweils um 17.00 Uhr Kostümführungen „August Bebel in Wetzlar“: Samstag, 7.9., 5.10., 2.11., jeweils um 14.00 Uhr ab Domplatz


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