Die Malteser 3/2016

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Die

MALTESER Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich Ausgabe 3-4/2016

Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich Legate: In guter Erinnerung bleiben Ein Jahr Hilde Umdasch Haus


INHALT

IMFOKUS

04 Malteser Erdbebenhilfe in Italien

VORBILDER

06 Legate: In guter Erinnerung bleiben 04

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08 10 11 12 14

MALTESERWELTWEIT

Flüchtlingskatastrophen in aller Welt Porträt Nicole Müller Haiti nach dem Wirbelsturm „Matthew“ 50 Jahre Einsatz in Vietnam Initiativen und Projekte rund um den Globus

RELIGIONAKTUELL

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17 Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 18 Mutter Teresa war für alle da

MALTESERSPIRITUELL

20 Serie – Die acht Seligpreisungen

MEDIZINAKTUELL

22 Das Smartphone macht den Doktor 24 Die App, die Leben rettet 24 36

25 36

MALTESERÖSTERREICH

25 Vielfältige Initiativen und Dienste

KLOSTERKÜCHE

51 Vorweihnachtliche Rezepte

TAGEBUCH

52 Menschen, Events, Termine

GELESENEMPFOHLEN

58 Interessante Neuerscheinungen

ORDENSGEBET

65 Wer singt, betet doppelt

ÜBERBLICK

66 Termine und Kontakt

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DIE MALTESER 3-4/2016


EDITORIAL

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, die neueste Ausgabe unseres Ordensmagazins „Die Malteser“ liegt vor. Sie ist, wie gewohnt, in Zusammenarbeit mit vielen unserer Helfer, Mitglieder, Partner und Freunde entstanden, die uns Berichte und Fotos von Veranstaltungen, ihre Gedanken zu wichtigen Themen und aktuellen Entwicklungen innerhalb und außerhalb des Ordens sowie unserer Werke zur Verfügung gestellt haben. An dieser Stelle ein herzliches Danke an sie alle! Insbesondere gilt mein Dank Georg Male, der „Die Malteser“ sechs Jahre lang kompetent, umsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl redaktionell betreut und gestaltet hat. Er hat die Staffel an Katharina Stögner übergeben, die bereits für die vorliegende Ausgabe des Magazins verantwortlich zeichnet. Das Magazin soll nicht nur Informations- und Inspirationsquelle sein. Es will auch sichtbarer Ausdruck einer hervorragenden Zusammenarbeit aller Werke und aller darin Engagierten sein. Diese Zusammenarbeit wollen wir in Zukunft weiter stärken und auch über andere Kanäle nach außen kommunizieren – zum Beispiel durch einen einheit-

lichen Auftritt im Internet. An einer neuen, gemeinsamen Website und einem gemeinsamen Erscheinungsbild in den Sozialen Medien wird bereits gearbeitet. Ein engeres Zusammenarbeiten und Zusammenrücken kräftigt und bekräftigt uns – sowohl in unserem Tun als auch in der Wahrnehmung durch andere. Gemeinsam können wir gut füreinander und unsere Nächsten da sein. Niemand muss allein sein, Not oder Krankheit leiden. In Einheit nehmen wir einander sowie die Bedürfnisse und Nöte unserer Nächsten besser wahr und können diesen besser entsprechen. In diesem Sinne freue ich mich auf unser gemeinsames Miteinander und wünsche Ihnen eine interessante Lektüre der neuen Ausgabe von „Die Malteser“! Norbert Salburg-Falkenstein Prokurator

IMPRESSUM

Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: smom@malteser.at. Chefredaktion: Katharina Stögner. Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Wolfgang Bachkönig, Therese Backhausen, Thomas Braun, Albrecht Baron Böselager, Christoph Calice, Marie Czernin, Gini Czernin-Dirkenau, Isaure Faivre d´Arcier, Henriette Fischer, Marie-Sophie Grave, Georg Holzhausen, Edith Holzer, Christine Hubka, Isabel Jeschke, Gunhard Keil, Katharina Kainz-Traxler, Katharina Kiecol, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Michael ie Magerl, Georg Male, Richard Mischak, Ruth Panka, Sid-Johann Peruvemba, Stefan Reisigl, Anna S n e d n e Bitte verw hein in der Rieckh, Lukas Sassmann, Moritz Schuschnigg, Udo Schwamberger, Florian Schwetz, Susanne c Seper, Richard Steeb, Katharina Stögner, Gergö Szilágyi, Petra Tabeling, Angela Thierry, Prof.P. den Zahls s Heftes! Dr. Karl Wallner OCist, Alexandra-Maria Warenitz, Miriam Weigel, Manuel Weinberger, Susanne Mitte de IST E Wick. Fotos: Botschaft von Ungarn, Andi Bruckner, CISOM-Coverbild, Anna Felber, fotolia.com, D N E P IHRE S H Mario Habenbacher, Haus Malta, Hear Screen, Johannes Ifkovits, iStockphoto.com, JG, Chris Lendl, IC STEUERL AR MAKD, Thomas Meyer, Malteser International, MCR, MHDA, Missio, MKH, PeekVision, pixabay, ABSETZB RKB byJürgen Treiber@pixelio.de, kathbild.at / Franz Josef Rupprecht, Sproxil, World Humanitarian Summit. Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at, 1060 Wien. Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 15. November 2016.

Spenden

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HILFE FÜR ITALIEN Seit 19. November sind österreichische Malteser in San Severino im Einsatz und unterstützen ihre italienischen Kollegen bei der Versorgung hunderter Menschen, die durch das schwere Erdbeben obdachlos geworden sind.

Von Katharina Stögner

Es gab ein freudiges und lautes „Hallo“, als die österreichischen Malteser am 19. November 2016 am frühen Nachmittag an ihrem Einsatzort in San Severino ankamen. Sie wurden zu ihrer großen Überraschung von italienischen Malteser-Kollegen, mit denen sie bereits beim verheerenden Erdbeben in L’Aquila 2009 gemeinsam Hilfe geleistet hatten, auf das herzlichste begrüßt. Zwischen einigen von ihnen waren damals sogar Freundschaften entstanden, die bis heute intakt sind. Für die nächsten drei Monate werden sich die Malteser nun häufiger sehen. Für diese Dauer ist das Hilfsprojekt nämlich anberaumt. Dabei wechseln sich die Österreicher im Wochenrhythmus mit Teams aus Deutschland und Frankreich ab. Zu tun gibt es genug: „Hier sind aufgrund der Einsturzgefahr von Gebäuden ganze Wohnviertel gesperrt“, beschreiben die freiwilligen Malteser-Helfer Gabriel und Philipp ihre ersten Eindrücke. „Die meisten

Schäden bestehen im Inneren von Neubauten – zum Beispiel gibt es viele kaputte Gasleitungen oder rutschende Fundamente. Die obdachlos gewordenen Bewohner sind jetzt in einer großen Halle am ehemaligen Spielfeld des Handballstadions auf Klappbetten untergebracht. Dort gibt es zwar nur das Nötigste, aber die Menschen sind zumindest vor Kälte und Nässe geschützt.“ „Stille Post“ auf Italienisch Der Tagesablauf der Helfer ist zwischen 7.00 und 22.00 Uhr eng getaktet. Nach dem Frühstück um 8.00 Uhr geht es zur täglichen Einsatzbesprechung mit anschließendem Malteser Ordensgebet. Danach beginnt die Betreuung im provisorischen Versorgungslager. Sie umfasst die Essensausgabe mit rund 1.000 Mahlzeiten pro Tag, die Reinigung der Räumlichkeiten, die Müllentsorgung, Unterstützung bei der Logistik und in der Küche. Am Nachmittag sind die freiwilligen Malteser-Helfer bei der altersgerechten psychologischen Betreuung von Kindergruppen dabei. Großes Thema ist die Angst, der mit vertrauensbildenden Maßnahmen wie Spielen und Gesprächen begegnet wird. „Mit einer Gruppe von Volks-

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IMFOKUS

schülern haben wir „Stille Post“ gespielt. Auf Italienisch ist das freilich eine Herausforderung. Aber es hat allen Spaß gemacht und vorübergehend ein Stückchen Normalität in das Leben der Kinder zurückgebracht“, so die österreichischen Helfer.

Wir wünschen unseren freiwilligen Maltesern vor Ort alles Gute, insbesondere denjenigen die über die Weihnachtsfeiertage vor Ort sein werden, und freuen uns auf weitere Einsatzberichte!

Auch MA LT E S E R a u sind in S a n S e ve r i s Ö s t e r re i c h no im Ein sa t z .

ERDBEBEN IN ITALIEN MALTESER aus Österreich werden vor allem für die Betreuung der Nachtschichten in den provisorisch eingerichteten Versorgungslagern im italienischen Erdbebengebiet eingesetzt. Sie arbeiten dabei eng mit den Kollegen des italienischen MALTESER Hilfsdienstes CISOM, dem Roten Kreuz und dem Katastrophenschutz zusammen. Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung aus ähnlichen Einsätzen können die MALTESER aus Österreich einen wertvollen Beitrag leisten – getreu ihrem Motto– „helfen, wo Not ist“.

SPENDEN FÜR DEN EINSATZ DER MALTESER-FREIWILLIGEN SIND HERZLICH WILLKOMMEN. Spenden auf das Konto des MALTESER Hospitaldienstes Austria Verwendungszweck: Erdbeben in Italien, IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030, BIC: SCHOATWWXXX oder online unter malteser.or.at/spenden.


VORBILDER

LEGATE:

IN GUTER ERINNERUNG BLEIBEN Die Macht des Vermächtnisses: Mit einem Legat lässt sich für einen gemeinnützigen Zweck über das eigene Leben hinaus Gutes tun und ein Zeichen setzen, das noch lange nachwirkt. Von Richard Steeb

Hannelore L. und Dorothea B. haben sich beide vor rund 15 Jahren dazu entschieden, den Maltesern ein Legat zu hinterlassen bzw. ein Grundstück unter entsprechenden Auflagen zu übergeben. Dank der Geldspende konnte ein Rettungsfahrzeug angekauft werden. Mit den Erträgnissen aus der Grundstücksnutzung können Bedürftige bis heute finanziell unterstützt werden.

werden – allerdings unter der Voraussetzung, dass damit etwas Sinnstiftendes, etwas „Gutes“ geschieht. Insbesondere Menschen, die selbst oder deren Angehörige Hilfe erfahren haben – etwa im Rahmen einer liebevollen, professionellen Pflege in den eigenen vier Wänden –, ist es ein Bedürfnis, etwas von dem, was ihnen an Zuwendung und Unterstützung zuteil wurde, zurückzugeben.

Legate im Trend Hannelore L. und Dorothea B. sind keine Einzelfälle. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, was mit ihrem Erbe geschehen soll. Für sie ist der Tod kein Tabu-Thema mehr, über ihr Geld darf geredet

Kostenlose Erstberatung Die konkrete und korrekte Ausgestaltung eines Legats erfordert – neben der kompetenten juristischen Begleitung – das richtige Verständnis dafür: Es geht nicht darum, den Erben etwas streitig zu machen. Entscheidend ist

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VORBILDER

„Mir war es wichtig, eine Organisation zu bedenken, der ich vertraue, die meine Spende zweckmäßig und entsprechend meinen Vorgaben einsetzt. Ich wollte nicht, dass mein Erbe an den Staat fällt, ich wollte, dass nach mir etwas Sinnvolles bleibt.“ Dorothea B. „In guter Erinnerung bleiben wollte ich – das ist schwierig. Allen konnte ich es nicht immer recht machen. Jetzt bin ich aber in einer Phase meines Lebens, in der man seine Dinge ordnet und versucht, anderen etwas zurückzugeben, etwas Gutes zu tun.“ Hannelore L. einzig und alleine, dass die Wünsche der Erblasser richtig erkannt, umgesetzt und richtig formuliert werden. Zu diesem Thema ist – wenn man die Malteser als unterstützenswert sieht – kostenlose Beratung gerne vermittelbar. Selbst sogenannte „Kranzspenden“, also Anteilsbezeugungen ferner Freunde, die Zuneigung durch Unterstützung eines letzten Wunsches des Verstorbenen ausdrücken sollen, mögen geeignet verfügt werden. Die für die Malteser tätigen Rechtsanwälte führen zu diesem Thema regelmäßig kostenlose Erstberatungen durch. Spende statt Geburtstagsgeschenk Wer bereits zu Lebzeiten Gutes tun will, kann sich im Rahmen von persönlichen Festen wie runden Geburtstagen, Jubiläen oder Feiern mit Kunden und Geschäftspartnern ohne großen Aufwand engagieren und zugunsten von Spenden für eine karitative Organisation auf

Geschenke verzichten. Ist die Spende auch noch steuerlich absetzbar, tut der Gönner zweifach Gutes: Er hilft Bedürftigen und bietet seinen Spendern einen zusätzlichen Anreiz.

WISSENSWERTES Was ist eigentlich ... ... ein Legat? Der Begriff kommt aus dem Erbrecht und stammt vom Lateinischen „legatum“ für „Vermächtnis“. Ein solches Vermächtnis kann vom Erblasser in seinem Testament vereinbart werden. Im Unterschied zum gesetzlichen Erben erhält der Vermächtnisnehmer nur einen bestimmten Vermögensgegenstand oder Vermögensteil aus dem Nachlass.

SPENDEN HILFT Ohne die laufende großzügige Unterstützung von Spendern und Sponsoren wäre es uns unmöglich, unsere vielfältigen Bemühungen im Interesse von behinderten, benachteiligten und alten Menschen umzusetzen.

Daher bitten wir Sie: Helfen Sie uns bei unserer Arbeit im Dienst am Menschen in Not! Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Einige Beispiele: • Einmalige Spende, z. B. 850 EUR für die Lourdes Wallfahrt einer Person • Dauerauftrag für laufende Betreuung • Letztwillige Verfügung zugunsten der Malteser – helfen über den Tod hinaus

SPENDEN-KONTO Kto.Nr. 615 2372 3030, Schoellerbank, lautend auf Malteser Hospitaldienst Austria IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030 BIC: SCHOATWW Spenden an den MHDA sind steuerlich absetzbar. Reg-Nr. beim Finanzamt: SO 1352

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MALTESERWELT WEIT

FLÜCHTLINGSKATASTROPHEN IN ALLER WELT Seit dem zweiten Weltkrieg waren noch nie so viele Menschen auf der Flucht. Kriege, Verfolgung und Armut haben ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Malteser International, die „internationale Einsatztruppe“ der Malteser steht jetzt vor einem Paradigmenwechsel. Das Gebot der Zukunft muss heißen:„Not beenden statt ständig neue Hilfezyklen auflegen.“ Von Sid-Johann Peruvemba Wir lesen, hören und sehen es täglich: Katastrophen, Krisen, Konflikte, Flüchtlingsströme, Elend und Verzweiflung. Die, die nicht fliehen wollen oder können, müssen ohne ausreichende Grundversorgung auskommen. Viele Menschen leben in Gebieten, zu denen es keinen Zugang für Hilfsorganisationen gibt, weil bewaffnete GruppenihrerTerrorherrschaftfreienLauflassenkönnen. Auch staatliche Akteure verletzen zunehmend internationales Völkerrecht. Und als wäre all das, was Menschen sich gegenseitig antun, noch nicht genug: Naturkatastrophen werden durch den Klimawandel verstärkt und verursachen zusätzlich Flucht und Armut.

mehr als ein Viertel gesunken. Andauernde Konflikte machen die Erfolge der Entwicklungspolitik zunichte. Es ist daher richtig, dass die Weltgemeinschaft mit ihren nachhaltigen Entwicklungszielen („Agenda 2030“) und dem humanitären Weltgipfel Signale gesetzt hat, wonach es so nicht weitergehen kann. „Vom Bereitstellen von Hilfe zum Beenden von Not“ heißt eine der zentralen Forderungen bzw. Lösungen. Sie bedeutet möglicherweise auch einen Paradigmenwechsel für Malteser International.

Krisen als das „neue Normal“? Mittlerweile ist eine paradoxe Situation entstanden: Im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt gibt es weniger Krisen. Richtig gelesen – weniger! Allerdings dauern die bestehenden Krisen länger, kosten mehr Opfer, bringen Menschen in dauerhafte Armut und Perspektivlosigkeit, verursachen Massenflucht und -vertreibung und sind weit von einer politischen Lösung entfernt. Sie sind dabei auf einem verhängnisvollen Weg, das „neue Normal“ zu werden.

Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Verantwortung Als Malteser International stehen wir in einer doppelten Verantwortung – zuallererst den Menschen gegenüber, den sowohl unmittelbar als auch mittelbar Betroffenen. Wir tragen „Mit-Sorge“ für die vielen Menschen, die von Krisen, Konflikten und Naturkatastrophen betroffen sind oder durch Ungerechtigkeit und Marginalisierung Not leiden. Zum anderen stehen wir in der Verantwortung dem Gesamtsystem gegenüber. Das neue Gebot muss also lauten: „Not beenden statt ständig neue Hilfezyklen auflegen.“

80 Prozent der humanitären Hilfe werden aktuell in Ländern geleistet, die von Konflikten betroffen sind. Die meisten dieser Länder sind seit über zehn Jahren von Hilfe abhängig. Trotz absolut steigender Finanzierung sind die Mittel, die pro Kopf zur Verfügung stehen, um

Krisen erst gar nicht entstehen zu lassen, wäre die beste und preiswerteste Form der Hilfe. Wir können diesen Anspruch natürlich niemals alleine erfüllen, sondern nur im ZusammenwirkenmitAnderen.Die„Anderen“,dassindunsere etablierten Partnerschaften und Netzwerke mit zivil-

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gesellschaftlichen Akteuren in den betroffenen Ländern sowie Partnerschaften mit den Geberinstitutionen, die durch ihre Mittel eine enorme Lenkungswirkung haben.

und Netzwerken sehen wir uns gut gerüstet für diese Entwicklung und zukünftigen Aufgaben, die unter Umständen auch einen Rollenwechsel mit sich bringen.

Menschenwürde statt ökonomischer Interessen Das Ausmaß humanitärer Aktivitäten in einem Land hängt maßgeblich von der Bereitstellung von Mitteln durch die Geber ab. Daher müssen wir – zusätzlich zu unseren Projekten – den Dialog mit allen Akteuren der internationalen Hilfe verstärken, um zu einem gerechten System beizutragen, das niemanden vergisst, niemanden zurücklässt und vor allem an Menschenwürde orientiert ist statt an politischen und wirtschaftlichen Interessen.

Es ist klug, an einer guten Mischung festzuhalten, die einerseits aus direkten Hilfsmaßnahmen besteht – nämlich überall dort, wo lokale Kräfte nicht ausreichen – und andererseits aus begleiteten Aktivitäten über Partner. Diese Partner sind oft die ersten, die helfen. Im krassen Gegensatz dazu steht übrigens die Tatsache, dass nur 0,2 Prozent der humanitären Mittel direkt an lokale Nichtregierungsorganisationen (NRO) gehen, also ohne „Umwege“ an diese oder über die UN.

Beide Aufgaben – direkte Hilfe durch uns und Überzeugungsarbeit auf Ebene der Entscheidungsträger – entspringen aus unserem christlichen Glauben und dem aus den zentralen Begriffen „Barmherzigkeit“ und „Gerechtigkeit“ abgeleiteten Auftrag. Das eine geht ohne das andere nicht. Thomas von Aquin hat dies treffend beschrieben: „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit; Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung.“ – Eine jahrhundertealte Erkenntnis, die wir uns bei unserer Arbeit vor Augen halten sollten.

Prinzipien und Qualitätsorientierung Über die christlichen Werte hinaus bildet sich unser Wertefundament aus den humanitären und entwicklungspolitischen Prinzipien sowie aus einer konsequenten Qualitätsorientierung. Im Krisen- und Konfliktkontext unterliegt unsere Arbeit den humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität. In allen Projekten arbeiten wir unter Beachtung international anerkannter Qualitätsstandards, das heißt: Unsere Hilfe ist angemessen, bedarfsgerecht und erreicht die Menschen zeitgerecht. Sie stärkt lokale Akteure, vermeidet negative Folgen, stiftet Mehrwert und basiert auf Partizipation und Koordination.

Rollenwechsel und Stärkung lokaler Kapazitäten Malteser International hat seit Langem einen sehr guten Platz im System internationaler Hilfe gefunden – durch überzeugende Projektarbeit und durch Schritthalten mit internationalen Entwicklungen im Hilfesektor. Die Stärkung lokaler Kapazitäten steht seit einigen Jahren besonders weit oben auf der Agenda. Verkürzt gesagt: An die Stelle der direkten Hilfe durch internationale, meist westliche Akteure soll die Befähigung von Partnern treten. Mit unseren jahrzehntelangen Partnerbeziehungen

Für die Zukunft gerüstet Aus all dem folgen drei wesentliche Pfeiler für unsere Zukunft: Hilfe effizient gestalten, Partneransatz stärken und Menschen widerstandsfähiger machen. So halten wir mit den Herausforderungen Schritt und tragen im Wirken mit Anderen dazu bei, Not nicht nur zu lindern, sondern zu ihrer Beendigung beizutragen. DIE MALTESER 3-4/2016

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MALTESERWELT WEIT

PORTRÄT NICOLE MÜLLER, KÖLN

AKUT HELFEN Einsatz im medizinischen Nothilfeteam bei Malteser International (MI).

Weltweit sind Millionen Menschen von den Folgen extremer Naturkatastrophen und bewaffneter Konflikte bedroht. In den von Erdbeben, Überflutungen, Dürren oder kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Ländern ist vielfach die Infrastruktur zerstört, meist fehlt es der Bevölkerung an Nahrungsmitteln, Unterkünften, medizinischer Versorgung und Zukunftsperspektiven. Bei Malteser International sind mehr als 980 Mitarbeiter in über 20 Ländern tätig. In der Nothilfeabteilung koordinieren die Mitarbeiter die Hilfe im Krisenfall. Sie ermitteln den Bedarf der

Nicole Müller ist eine Mitarbeiterin aus dem Team. Im Interview erklärt sie, wie ihre Arbeit als Programmmanagerin im Nothilfeteam von Malteser International aussieht. STECKBRIEF Name: Nicole Müller Alter: 30 Jahre mit ein paar Jahren Lebenserfahrung. Wohnort: Köln Einsatzort: Im Moment Köln und überall dort, wo mein Wissen in Katastrophengebieten bei der Projektimplementierung helfen kann. Ausbildung: Studium der Soziologie und Volkswirtschaftslehre, Aufbaustudium in nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit. Seit wann sind Sie bei Malteser International und wo wurden Sie eingesetzt: Seit August 2010. Ich war 2,5 Jahre mit MI in der Demokratischen Republik Kongo und die restliche Zeit in Köln zuständig für Länder wie die Philippinen, den Irak und kurzzeitig auch in der Administration tätig für Vietnam und Thailand.

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Von Katharina Kiecol

Menschen in den betroffenen Regionen, steuern die Einsatzkräfte vor Ort und in den Regionalbüros und organisieren die Beschaffung und Logistik dringend benötigter Hilfsgüter. In akuten Krisensituationen leisten die Mitarbeiter schnelle und effektive Hilfe vor Ort. Sie leisten medizinische Erstversorgung, verteilen Nahrungsmittel und weitere lebenswichtige Hilfsgüter, kümmern sich um die Wasser- und Sanitärversorgung. Bereits während der akuten Nothilfephase richtet sich der Blick auf eine nachhaltige Entwicklung, um die Lebensgrundlage für die betroffenen Menschen langfristig zu festigen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht dabei die Stärkung der lokalen Selbsthilfekräfte.

Was macht Ihnen besonders Spaß bei der Arbeit: Die Abwechslung der Aufgaben und die Zusammenarbeit im Team. Was verbinden Sie mit Malteser International: Wunderbare Menschen und Projekte mit hoher Qualität. Wie entwickelt sich die Nothilfeabteilung: Sehr gut. Wir sensibilisieren verstärkt vorhandene Ressourcen in den katastrophengefährdeten Gebieten als auch in Europa und hoffen, uns erfolgreich als medizinisches Nothilfeteam bei der Weltgesundheitsorganisation zu registrieren. Wohin möchten Sie sich entwickeln: Projektleiterin (im Ausland). Was wünschen Sie sich für die Zukunft: Klingt kitschig, aber Weltfrieden. In so vielen Ländern herrschen Konflikte, und diejenigen, die am meisten leiden, sind die, die ohnedies schon am wenigsten haben.


MALTESERWELT WEIT

MALTESER INTERNATIONAL HILFT VOR ORT

HAITI NACH DEM WIRBELSTURM „MATTHEW“:

„DAS WASSER NAHM UNS ALLES“ Von Petra Tabeling Cimervil Came, Mutter von fünf Kindern, hat nun auch das Wenige, das die Familie noch besaß, verloren. Hurrikan „Matthew“ hat in der Nacht zum 4. Oktober 2016 schwerste Verwüstungen verursacht, Ernten und Existenzen im bitterarmen Karibikstaat sind vernichtet. Mehrere hundert Menschen starben. Tausende Behausungen, ohnehin schon ärmlich und provisorisch, wurden einfach weggefegt. So wie die notdürftige Wellblechhütte von Cimervil und ihrer Familie in Truitier, einem Viertel in Cité Soleil, dem Slum der Hauptstadt Port-au-Prince, einem der größten Elendsviertel der westlichen Hemisphäre. „Unser Zuhause lag nah an einem Wasserkanal. Als es stark regnete und stürmte, gab es eine Überschwemmung. Ich flüchtete mit meinen Kindern in eine Kirche, wo wir die Nacht verbrachten. Ich war alleine. Mein Mann arbeitet als Tagelöhner außerhalb der Stadt,“ schildert Cimervil den Mitarbeitern von Malteser International vor Ort. Als Cimervil am nächsten Tag zurückkehrte, waren die wenigen Habseligkeiten der Familie weggespült, ihre Bekleidung, Küchengeschirr und das Dach ihrer Hütte waren einfach weg.

Allein in Cite Soleil ist mehr als eine halbe Million Menschen akut von den Auswirkungen des Hurrikans betroffen, denn sie leben in direkter Küstennähe. Im ganzen Land sind mehr als 1,4 Millionen Menschen der rund zehn Millionen Einwohner dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Auch Cimervil und ihre Familie. Ihre Lebensbedingungen waren nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 ohnehin schwer genug. Sie leben zwischen den Müllbergen der Hauptstadt, auf denen sie nun auf der Suche nach Essbarem sind oder nach etwas, das sie noch verkaufen können. Jetzt sind die von Müll verstopften Wege in ihr Viertel kaum noch zugänglich. Abwasserkanäle sind übergelaufen. Müll und menschlicher Unrat sowie das stehende dreckige Wasser in den Elendshütten stellen ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Vor allem Kinder und ältere Bewohner sind besonders gefährdet, Cholera, Dengue-Fieber oder Malaria können sich schnell ausbreiten. Umso wichtiger, dass Malteser International seit dem Erdbeben von 2010 vor Ort die Aufräumarbeiten unterDIE MALTESER 3-4/2016

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MALTESERWELT WEIT

stützt und Materialien für die Reinigung der Straßen und Kanäle bereitstellt. Das Nothilfeteam vor Ort verteilt dringend benötigte Hygiene-Kits in den notleidenden Gebieten, initiiert Gesundheitsaufklärungskampagnen, unterstützt Fischer in Belle Anse, einer der ärmsten Regionen im Südosten des Landes. 180 Fischer unterstützt Malteser International mit Bargeld, damit diese sich von dem Geld dringend benötigte Ausrüstungen kaufen können, um möglichst schnell wieder in der Lage zu sein, ihre Familien zu ernähren. Ein Großteil der Ernte (60 bis 90 Prozent) in der Region ist zerstört. In dieser Region hatte es gerade eine der schwersten Dürren der letzten Jahrzehnte gegeben.

In Haiti ist Malteser International seit dem Erdbeben im Jahr 2010 tätig. Nach anfänglicher Nothilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau konzentriert sich die Arbeit darauf, zusammen mit nationalen Organisationen der Zivilgesellschaft und staatlichen Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zur Wasser- und Sanitärversorgung, zur Verbesserung der Hygienesituation und zur Ernährungssicherheit der Menschen zu leisten. Dabei spielen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und Katastrophenvorsorge eine zentrale Rolle, da das Land immer wieder von extremen Wettereignissen betroffen ist. Projektgebiete sind die Slums von Cité Soleil und Tabarre sowie die ländliche Region Belle Anse.

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50 JAHRE EINSATZ IN VIETNAM

UNIFORMEN MUSSTEN

„Immer wenn ich einen Hubschrauber höre, muss ich an Vietnam denken. Noch heute. Das geht auch nicht mehr weg“, sagt Thomas Reuther, 71 Jahre alt. Gerade einmal 26 war der Verwaltungswirt, als er sich beim Malteser Hilfsdienst bewarb, um in Vietnam zu arbeiten. Das war 1971. Damit war Reuther einer von 303 Mitarbeitern, die zwischen September 1966 und März 1975 als Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Teamleiter und Ausbilder in Vietnam für die Zivilbevölkerung im Einsatz waren. Es war der erste große Auslandseinsatz der deutschen Malteser. Seit 1955 herrschte in Vietnam Krieg, und dieser sollte noch bis 1975 dauern. Die kommunistischen Nordvietnamesen kämpften gegen die Südvietnamesen, die von amerikanischen Truppen unterstützt wurden. Im Januar 1966 fragte die deutsche Bundesregierung bei den Maltesern an, ob sich der Hilfsdienst an einem großen humanitären Auslandseinsatz in Vietnam beteiligen würde, um der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Damit der Einsatz auch rechtlich abgesichert ist, gründeten die Malteser daraufhin den „Malteser Hilfsdienst Auslandsdienst e.V.“. So wurde der Grundstein für alle weiteren weltweiten Einsätze der Malteser – und damit für Malteser International – gelegt. Thomas Reuther war von 1971 bis 1973 in Vietnam und arbeitete als Teamleiter in Da Nang, einer vietnamesischen Hafenstadt, die heute in der Mitte des Landes liegt. „Mit dem Hubschrauber wurden immer die Verletzten in unsere Krankenhäuser gebracht. Darum ver-


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alle Patienten gleich behandelt. Die Uniformen blieben draußen, das war eine eiserne Regel. Die Mitarbeiter verhielten sich absolut neutral den Kriegsparteien gegenüber.“ Eine Neutralität, die bis heute oberstes Prinzip der Arbeit der Malteser ist.

DRAUSSEN BLEIBEN. Von Katharina Kiecol binde ich bis heute dieses Geräusch der fliegenden Hubschrauber mit Vietnam. Es wurden Menschen mit ganz unterschiedlichen Verletzungen und Überlebenschancen ins Krankenhaus gebracht. Und die Ärzte mussten schnell entscheiden, wem als erstes geholfen wird und für wen jede Hilfe zu spät kam. Die Ärzte hatten in diesem Krieg eine unglaublich hohe moralische Verantwortung, und ich habe bis heute sehr großen Respekt davor“, berichtet Reuther. Drei Krankenhäuser betrieben die Malteser in Vietnam, und Thomas Reuther musste als Teamleiter den Ärzten, Schwestern und Pflegern den Rücken freihalten. „Ich war für alles Organisatorische zuständig. Als die Ärzte zum Beispiel einmal keine Blutkonserven mehr hat- Thomas Reuther ten, musste ich neues Blut besorgen. Kurzerhand fuhr ich zu den Amerikanern ins Camp und schilderte ihnen unsere Lage. Gleich darauf kamen 20 amerikanische Soldaten in unser Krankenhaus und spendeten für unsere Patienten, die sie morgens noch verwundet hatten. Das ist die Absurdität des Krieges“, erzählt Reuther. In den Krankenhäusern wurden

In den neun Jahren, die die Malteser in Vietnam arbeiteten, bauten sie in der Provinz Quang Nam verschiedene Lehrwerkstätten für Schlosser, Schreiner und Kfz-Mechaniker auf. Da bereits von Anfang an geplant war, die medizinische Versorgung in die Hände der Vietnamesen zu legen, bildeten die Mitarbeiter auch Krankenhauspersonal aus und schulten dieses in Hygiene und Krankheitsvorsorge. Im Laufe der Jahre kamen noch eine Schule, eine Blindenschule, Flüchtlingsunterkünfte, mobile Ambulanzstationen, eine Leprastation, ein Altersheim und ein Waisenhaus zu den Aufgaben der Malteser hinzu „Mein Job war so vielfältig. Ich hatte kein Helfersyndrom, ich wollte vor allem gestalten. Ich hatte eher ein ‚Gestaltersyndrom‘. Das konnte ich in der Zeit ausleben. Für diesen Beruf als Teamleiter damals, für den gibt es keine Ausbildung. Ich musste einfach reagieren“, erzählt Reuther. 1973 kehrte Thomas Reuther zurück nach Deutschland. Zweimal flog er für die Malteser erneut nach Vietnam. 1975 aber spitzte sich die Lage so zu, dass der damalige Generalsekretär Georg von Truszczynski die Mitarbeiter im März ausfliegen ließ. Erst 1989 kehrten die Malteser nach Vietnam zurück. Heute engagieren sie sich dort vor allem in der Katastrophenvorsoge und machen sich stark für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Auch Thomas Reuther fliegt noch immer regelmäßig nach Vietnam und besucht das Waisenhaus in Da Nang. Und auch den Maltesern fühlt er sich noch verbunden: Bis heute ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Hilfsdienst. DIE MALTESER 3-4/2016

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WORLD HUMANITARIAN SUMMIT

„SYNERGIEN ZWISCHEN ALLEN AKTEUREN STÄRKEN” Anlässlich des World Humanitarian Summit im Mai 2016 in Istanbul sprach der Großkanzler des Souveränen MalteserRitter-Ordens, Albrecht Baron Boeselager, über Prioritäten für die Zusammenarbeit von humanitären Akteuren und Glaubensorganisationen aller Religionen und betonte einmal mehr, wie wichtig die Einhaltung des humanitären Völkerrechts sei. Nachstehend ein Auszug aus der Rede. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Aussagen und das Engagement, im Interesse aller Personen, die Schutz und Unterstützung von uns erwarten, in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Ihr Leben und ihre Würde hängen von unserem Handeln oder unserer Tätigkeit ab. In diesem Sinne ist es eine der Prioritäten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, die Synergien zwischen allen humanitären Akteuren, einschließlich Glaubensorganisationen aller Religionen, zu stärken. Innerhalb dieses Rahmens wurde die Rolle der Religionsgemeinschaften und der glaubensbasierten Akteure in den Bereichen Prävention, Unterstützung, Resilienz und Versöhnung weithin anerkannt. Es ist notwendig, sie in allen Phasen – vor, während und nach der Krise – in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, z. B. Risikobewertung, Katastrophenvorsorge und -reaktion, Soforthilfe, Wiederaufbau und Rehabilitation. Um dies auf eine würdige und verbindliche Weise zu erreichen, verpflichtet sich der Souveräne Malteser-Ritter-Orden, sein Engagement für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der humanitären Grundsätze fortzusetzen, wie dies

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kürzlich in der Resolution 2286 des Sicherheitsrats deutlich unterstrichen wurde. Außerdem möchte der Souveräne Malteser-Ritter-Orden seine humanitäre Diplomatie auf bilateraler und multilateraler Ebene mit den folgenden Zielen verstärken und erweitern: • Zugang zu den Opfern • Gewährleisten der Sicherheit der humanitären MitarbeiterInnen • Fördern der Kodifizierung und Umsetzung des humanitären Rechts im weitesten Sinne • Sicherstellen der konkreten Achtung des humanitären Rechts durch Regierungen und nichtstaatliche Akteure Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden ist ebenso daran interessiert, seine lange internationale Erfahrung zu teilen, indem er am ständigen humanitären Dialog teilnimmt und zur Ausbildung von humanitärem Personal beiträgt. Was wir und auch andere gelernt haben, ist die wertvolle Hilfe bei der Reform der heutigen humanitä-


CEE STAKEHOLDERKONFERENZ IN VILNIUS Nach einem erfolgreichen Auftakt 2014 in Prag fand die zweite CEE Stakeholder-Konferenz des Souveränen Malteser-Ritter-Orden am 10. September 2016 in Vilnius statt. Gastgeber war der litauische Malteser Hilfsdienst MOPT. Unter der Patronanz von Großkanzler Albrecht Boeselager berichteten die Hilfsdienste der zentral- und osteuropäischen Länder über ihre Aktivitäten sowie Sorgen, Wünsche und Probleme bei der Umsetzung ihrer Aufgaben. Österreich wurde durch Hospitalier Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddhin vertreten. ren Architektur, welche eine permanente Anpassung und Neubewertung erfordert. Nur durch eine ständige Anstrengung und Aufmerksamkeit für die Entwicklung der Bedürfnisse der Unterstützung und des Schutzes können wir versuchen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern.“ Religiöses Engagement Im Rahmen eines Arbeitskreises zum Thema „Religiöses Engagement“ sprach sich Großkanzler Albrecht Boeselager u. a. dafür aus, dass die MalteserHilfsorganisationen länger in den Krisengebieten im Einsatz verbleiben, da dies das Vertrauen der lokalen Bevölkerung stärkt. Zudem bieten die Malteser neben humanitärer Hilfe spirituelle Unterstützung, die in Notsituationen häufig zu kurz kommt. Das Einbinden lokaler glaubensbasierter Akteure in die humanitäre Hilfe kann den betroffenen Menschen zusätzlich Halt geben.

Von Georg Holzhausen

Zentrale Themen waren Migration und Flüchtlinge, die die Malteser-Teilorganisationen im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen stellten – im Ukraine-Russland-Konflikt ebenso wie auf den Fluchtrouten auf dem Balkan. Wo immer möglich, waren die Helfer unermüdlich an Ort und Stelle im Einsatz. Nun bereiten sie sich für weitere Aufgaben vor, denn Hunger und Perspektivlosigkeit werden speziell die Flüchtlingszahlen aus Afrika in den nächsten Jahrzehnten erhöhen. „Ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns auf eine Änderung unserer Gesellschaft vorbereiten. Die Fluchtbewegung Richtung Europa findet statt, und wir werden diese nicht aufhalten können“, war der einhellige Tenor der Konferenz. Ebenso diskutiert wurde das Thema Nachwuchs. Junge Menschen für Malteser-Dienste zu gewinnen, würde durch einen mangelnden Bekanntheitsgrad der Organisation und finanzielle Sorgen in vielen Ländern zunehmend schwieriger. Es gelte nun mehr denn je, vorbildhaft zu agieren, junge Interessenten zur Mitarbeit zu motivieren, deren Erwartungshaltung auch zu erfüllen und ihnen das nötige Werkzeug an die Hand zu geben, damit sie ihren Aufgaben gerecht werden können.

„One man’s trash is another man’s treasure“ Nicht benötigtes Sanitätsmaterial von Schulen, Altersheimen und Kindergärten aus Österreich, das anderenfalls entsorgt wird, kann in Ländern wie Rumänien, Ungarn, Slowakei, Ukraine und Litauen noch gute Dienste leisten! Entsprechende Hinweise bitte per E-Mail an hospitalier@malteser.at. DIE MALTESER 3-4/2016

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MALTESERWELT WEIT

TÜRKEI

SCHULE FÜR SYRISCHE FLÜCHTLINGSKINDER Von Isaure Faivre dÀrcier

Seit März 2011 herrscht Bürgerkrieg in Syrien. Viele Syrer haben ihr Land verlassen, um Zuflucht in den Nachbarländern oder in Europa zu finden. In der Türkei leben inzwischen 2,75 Millionen syrische Flüchtlinge, davon sind laut Angaben der Vereinten Nationen 900.000 Kinder im Schulalter, die durch die Fluchtsituation die Schule unterbrechen mussten. Mangelnde Information, Sprachbarrieren und die prekäre wirtschaftliche Lage der syrischen Flüchtlinge in der Türkei – besonders für die urbanen Flüchtlinge, die in Städten wie Istanbul, Gaziantep oder Hatay leben – sind die Hauptgründe dafür, dass nur etwa ein Drittel der syrischen Flüchtlingskinder zur Schule geht. Der Ausmaß der Vertreibung und der hohe Anteil an Flüchtlingskindern haben eine Bildungskrise

für den gesamten Nahen Osten ausgelöst. Der Bedarf ist riesig. In einem Schulprojekt in Istanbul arbeitet Malteser International zusammen mit The Orient Face, einer syrischen Partnerorganisation, um 700 Schulkindern im Alter von vier bis 17 Jahren, den Zugang zu Bildung zu gewährleisten und ihnen damit die Chance auf eine bessere Zukunft zu schenken. Das Projekt finanziert auch das Schulmaterial für die Schüler von der 1. bis zur 12. Klasse sowie Schulbusse, die die Kinder zur Schule bringen. 31 qualifizierte syrische Lehrer und Lehrerinnen unterrichten dort. Auch in den Sommerferien werden Sommeraktivitäten organisiert. Für die Eltern gibt es Informationsveranstaltungen zu den Themen Kinderrechte und Rechte von syrischen Flüchtlingen in der Türkei. Die Lehrer bekommen außerdem ein Training zur psychosozialen Unterstützung der Kinder. Viele Schüler leiden immer noch unter psychischer Belastung und Kriegstraumata. Im letzten Schuljahr haben 75 Schüler ihren Abschluss gemacht. Davon werden 45 an den türkischen Universitäten weiterstudieren.

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RELIGIONAKTUELL

IM HEILIGEN JAHR DER BARMHERZIGKEIT Für das außerordentliche „Jahr der Barmherzigkeit“, das am 8. Dezember 2015 mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom von Papst Franziskus eröffnet wurde, benötigte Rom viele Helfer, um dem Ansturm der Besuchermassen Herr zu werden. Die österreichischen Malteser unterstützten das ganze Jahr über tatkräftig im Sanitäts- und Ambulanzbereich. Durch ihren Beitrag konnten sie die Erfahrung machen, dass „Gutes tun“ und „Barmherzigkeit“ auch in scheinbar kleinen Dingen Großes bewirken können.

Von Udo Schwamberger

Übrigens: Das Heilige Jahr hat den Ursprung seiner Tradition im Judentum. Für die Juden war es, dem Alten Testament nach, ein Jahr der Ruhe und der Erlösung und wiederholte sich, wie vom Gesetz Moses festgelegt, alle 50 Jahre. Seit Papst Paul II. findet das Jubiläum alle 25 Jahre statt. Traditionell wird das Jubiläumsjahr durch eine päpstliche Bulle verkündet und dauert von einem Advent bis zum nächsten. Aus besonderen Anlässen können außerordentliche Heilige Jahre vom Papst ausgeschrieben werden.

HELFEN HELFEN IST GANZ EINFACH. Das oberste Gebot der MALTESER ist, dort zu helfen, wo Not ist. Als rein spendenfinanzierte Organisation sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Helfen Sie uns helfen, indem Sie die jährliche Straßensammlung der MALTESER durch Ihre Spende unterstützen! Sollten Sie auf keine der weißen Sammelbüchsen mit dem roten MALTESER-Kreuz treffen und trotzdem helfen wollen, können Sie das selbstverständlich auch per Banküberweisung oder online tun. Achten Sie auf unsere Straßensammlungen in Wien, der Steiermark, dem Burgenland und Salzburg im Dezember!

hre Danke für I

S pe n d e!

Bankverbindung: MHDA, IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030 BIC: SCHOATWWXXX Online spenden: malteser.or.at/spenden/ DIE MALTESER 3-4/2016

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RELIGIONAKTUELL

„MUTTER TERESA WAR FÜR ALLE DA“ Teresa von Kalkutta ist als „Mutter der Armen“ ins weltweite Gedächtnis eingegangen. Die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin wurde durch ihren Einsatz für Arme, Obdachlose, Kranke und Sterbende für viele zur Symbolfigur. Am 4. September 2016 fand in Rom ihre Heiligsprechung statt. Agnes Gonxha Bojaxhiu, so der bürgerliche Name Mutter Teresas, wurde am 26. August 1910 im damals noch osmanischen Skopje als drittes Kind einer albanischen Familie geboren. Sie lernte als Kind Serbokroatisch und Albanisch, spielte Mandoline und inszenierte kleine Theaterstücke. Mit zwölf Jahren hörte sie bei einer Volksmission der Jesuiten in Skopje von den im indischen Bengalen tätigen Loretoschwestern und beschloss, Missionsschwester zu werden. Mit 18 setzte sie ihr Vorhaben um und reiste zu den Loretoschwestern nach Dublin. Schon wenige Monate nach ihrer Ankunft wurde Agnes nach Indien gesandt, lernte in der Stadt Darjeeling Englisch, Bengalisch sowie ein wenig Hindi und wurde Novizin. Sie wählte den Ordensnamen Maria Teresa vom Kinde Jesu, legte 1931 das erste Gelübde ab und begann, in Kalkutta in einer Schule für Töchter wohlhabender Familien Geografie, Geschichte und Religion zu unterrichten. Kurz darauf leitete Teresa die Grundschule, ab 1939 nach ihrem ewigen Gelübde die St. Mary‘s School. Hier erlebte sie die Not der Menschen im nahe der Schule gelegenen Slum Motijhil mit, ebenso die große Hungersnot in Bengalen, bei der im Kriegsjahr 1942 zwei Millionen Menschen an Auszehrung und Seuchen starben, sowie die Straßenschlachten zwischen Hindus und Muslimen im Sommer 1946, die von Mahatma Gandhi beendet wurden. Ruf zu den Ärmsten Zur Lebenswende kam es für Mutter Teresa am 10. September 1946 auf einer Zugfahrt nach Darjeeling. Beim Anblick eines Kruzifixes verspürte sie den Ruf Gottes,

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alles aufzugeben und in den Slums den Ärmsten zu dienen. Nach diesem „Inspiration day“ wollte sie die Klausur verlassen, ohne ihr Ordensleben aufzugeben. Die erhoffte Zustimmung durch Kalkuttas Erzbischof Ferdinand Perier und Papst Pius XII. kam jedoch erst nach zweijährigem Ringen. Am 17. August 1948 legte die 38-jährige Teresa erstmals den eigenen Sari an, den sie einfach in einem Geschäft erworben hatte. Er war aus weißer Baumwolle, wie ihn die Straßenkehrerinnen in Kalkutta trugen, mit drei Streifen in Blau, der Farbe der heiligen Maria. Nach einem Kurzkurs in Erster Hilfe bei den missionsärztlichen Schwestern übersiedelte Teresa ins Elendsviertel Entally, wo sie fortan Slumkinder unterrichtete und Hausbesuche durchführte. Bald errichtete sie eine Station für Lepra-Kranke und gewann erste Helferinnen. Mit ihnen gründet sie die „Missionarinnen der Nächstenliebe“, einen Orden, der 1950 vom Papst approbiert wurde. Schnelle Expansion 1959 eröffnete Mutter Teresa in Kalkutta ein Waisenhaus und ein Leprazentrum, wenig später folgten Häuser in zahlreichen anderen Großstädten Indiens. Das erste Haus außerhalb Indiens entstand in Venezuela, das erste Haus Europas in Rom, wo auch das Noviziats-Zentrum des Ordens eingerichtet wurde. Bis zu Mutter Teresas Tod 1997 entstanden insgesamt 594 Häuser in 120 Ländern, darunter auch das Haus für Aids-Kranke in New York als weltweit erste Einrichtung seiner Art.


RELIGIONAKTUELL

„Eine großherzige Spenderin der Barmherzigkeit“ So bezeichnete Papst Franziskus Mutter Teresa bei der Eucharistiefeier zu ihrer Heiligsprechung am 4. September 2016 auf dem Petersplatz. Hier ein kurzer Auszug aus der Predigt:

Genauso schnell wie ihr Orden verbreitete sich Mutter Teresas Bekanntheit. Infolge der Hochachtung, die ihr Papst Paul VI. nach einem Kennenlernen beim Eucharistischen Weltkongress in Indien 1964 entgegenbrachte, wurde man auch jenseits der Landesgrenzen Indiens auf sie aufmerksam. Der Vatikan erhob den Orden 1965 in den Rang einer pontifikalen Kongregation und würdigte Mutter Teresa mit dem Friedenspreis. Weitere Auszeichnungen folgten, darunter der „Templeton Preis“, der Balzan-Preis, der Friedensnobelpreis und die Ehrenbürgerwürde der USA. Weltweite Trauer Die starke Selbstbeanspruchung und ständige Reisen gingen stark zu Lasten der Gesundheit Mutter Teresas: 1983 stellten die Ärzte Herzprobleme fest, wenig später wurde der Ordensfrau ein Herzschrittmacher eingepflanzt. Im März 1997 gab sie beim Generalkapitel die Ordensleitung ab und reiste im Sommer nochmals in die USA und in den Vatikan, wo sie ein letztes Mal Papst Johannes Paul II. traf. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa 87-jährig in Kalkutta.

„ ‚Wer begreift, was der Herr will?‘. Diese Frage aus dem Buch der Weisheit stellt uns unser Leben als ein Geheimnis vor Augen, dessen Interpretationsschlüssel wir nicht besitzen. Die Protagonisten der Geschichte sind immer zwei: Gott auf der einen Seite und die Menschen auf der anderen. Unsere Aufgabe besteht darin, den Ruf Gottes wahrzunehmen und dann seinen Willen anzunehmen. Um ihn aber ohne Zögern anzunehmen, fragen wir uns: Was ist Gottes Wille in meinem Leben? Wir sind aufgerufen, konkret umzusetzen, was wir im Gebet erbitten und im Glauben bekennen. Es gibt keine Alternative zur Nächstenliebe: Alle, die sich in den Dienst der Mitmenschen stellen, lieben Gott, selbst wenn sie es nicht wissen. Das christliche Leben besteht nicht bloß darin, im Moment der Not Hilfe zu leisten. Wenn es so wäre, handelte es sich gewiss schon um eine schöne Gesinnung menschlicher Solidarität, die eine unmittelbare Wohltat auslöst, aber es wäre steril, weil es keine Wurzeln hätte. Der Einsatz, den der Herr verlangt, ist eine Berufung zur Nächstenliebe, mit der jeder Jünger Christi sein Leben in Jesu Dienst stellt, um jeden Tag in der Liebe zu wachsen.“ Textquelle: Erzdiözese Wien | missio

LESETIPPS

• Leo Maasburg, „Mutter Teresa: Die wunderbaren Geschichten“, 2010 bei Pattloch/Droemer Knauer erschienen • www.erzdioezese-wien.at/mutter-teresa DIE MALTESER 3-4/2016

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MALTESERSPIRITUELL

SERIE

DIE ACHT SELIGPREISUNGEN

„SELIG DIE FRIEDEN STIFTEN, SIE WERDEN SÖHNE GOTTES GENANNT WERDEN.“ (MT 5,9) Von Prof. P. Dr. Karl Wallner OCist, Nationaldirektor des Päpstlichen Missionswerks „Missio“ Die siebente der acht Seligpreisungen ist etwas Besonderes. Sieben ist für die Juden – und folglich für uns Christen – eine heilige Zahl. Jesus thematisiert hier ein Grundanliegen. Er möchte, dass wir Frieden stiften, um Kinder Gottes zu sein. Zunächst ein kurzer Blick auf die Bergpredigt, die wohl berühmteste Rede Jesu (Mt 5,1–7,26; Lk 6,20–49). Jesus ist zu seiner wichtigsten Predigt extra auf einen Berg gestiegen. Eine unzählbare Menschenmenge umringte ihn, als er sie zu lehren begann. Gott ganz nahe sein Der Berg ist von Bedeutung, denn Jesus predigt sicher nicht nur deshalb vom Berg aus, weil es damals keine Lautsprecher gab. Der Berg ist der Ort, wo der Mensch Gott ganz nahe ist. Und umgekehrt: Es ist der Ort, wo Gott dem Menschen in der von ihm eröffneten Heilsgeschichte ganz nahe kommt. Es war auf dem Berg Sinai, wo Gott dem Mose die Gebote offenbarte. Wenn Jesus vom Berg aus lehrt, dann will er damit sagen, dass er der neue Moses ist. Und er ist nicht wie Mose ein Mensch, der von Gott her Gebote und Weisungen empfängt und weitergibt, sondern er lehrt in eigener Autorität und Vollmacht, weil er der Sohn Gottes ist. Gottes Sohn sagt uns, was wir tun müssen, um glücklich zu werden. Den Hörern muss es ziemlich die Rede verschlagen haben, denn unter Glück hatten sie sich bisher wohl etwas Anderes vorgestellt: reich sein und schön, Geld und Ansehen haben, es zu etwas bringen, dazu vielleicht schon ein bisschen fromm sein (also beten, wenn man etwas braucht von Gott). Was jedoch der Herr vom Berg herab verkündet, ist eine Provokation. Jesus dreht alles um und stellt alles irdische Denken und Streben auf den Kopf.

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Tu etwas, stifte Frieden! Die siebente Seligpreisung klingt aufs erste Hinhören am wenigsten provokant. Frieden wollen wir ja alle, aber wir Europäer sind durch eine lange konfliktferne Friedensperiode auch konfliktscheu geworden. Es geht uns gut, wir wollen unsere Ruhe. Auf Österreichisch sagt man bezeichnenderweise: „Wir wollen unseren Frieden.“ Das ist keine gesellschaftspolitische Ansage, sondern einfach der Ausdruck der Bequemlichkeit. Statt „Lass mich in Ruhe!“ kann man in Österreich auch sagen: „Lass mich in Frieden.“ Jesus will aber keine Passivität, er will Aktivität! Raus aus der Bequemlichkeit: Tu etwas, stifte Frieden! Ich persönlich glaube nicht, dass es in Europa friedlich weitergehen wird, ich sehe eher ein Auseinanderdriften. Um Friedensstifter zu werden, brauchen wir den Mut zu einer realistischen Weltsicht und die Bereitschaft zum Handeln: Terror und Christenverfolgung stehen vor unserer Haustür oder sind gar schon bei uns eingezogen. Die Friedensliebe der Christen hat nichts mit dem ideologischen Pazifismus zu tun, der die Erbsünde übersieht und vor der Gewaltbereitschaft anderer die Augen zudrückt. Und sie Anderen zuzudrücken versucht. Das Kaninchen sichert seine Existenz nicht durch das Erstarren vor der Schlange, sondern gerät gerade so ins Verderben. Frieden muss gegebenenfalls auch verteidigt und aktiv geschaffen werden. Es ist ein Werk des Friedens, Bedrohungen unserer christlich geprägten Gesellschaft und Freiheitskultur zu thematisieren und gegen sie anzugehen. Und jeder Gläubige sollte zumindest inständig um den Frieden beten und dabei aufrichtig auf die Wunder Gottes vertrauen. Frieden können wir stiften, indem wir unseren


Falls Sie, Ihre MALTESERSPIRITUELL

Freunde oder Ihre Familie über unsere Arbeit informiert werden wollen, senden wir Ihnen die Zeitung gerne regelmäßig zu. Senden Sie einfach eine E-Mail an: zeitung@malteser.at

Die

M A LT ES ER Ritter-Ord Der Souverän e Malteser-

in Österreich en und seine Werke

Ausgabe 2/2015

Die

MA LTE SE R Der Souveräne Malteser-Ritter-O rden und seine Werke in Österreich Ausgabe 2/2016

29.06.15 18:19

M A LT ES ER

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Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt helfen, vor allem dort, wo sie in Bedrängnis und Gefahr sind.

ser Lourdes-Zug Alle Jahre wieder: Malte ngsmedizingesetz Umstritten: Fortpflanzu rin Ute Bock helfe Vorbild: Flüchtlings

Ritter-Ord Der Souverän e Malteser-

Es beginnt im Kleinen Jesus hat in seiner Bergpredigt nicht so sehr die große Politik adressiert. Nicht Kaiaphas, Herodes oder Pontius Pilatus gehören zu seinen Zuhörern, sondern das einfache Volk, also Du und ich. Das Friedensstiften beginnt in unserem kleinen persönlichen Lebensumfeld. Wo kann ich da zum Frieden beitragen, zur Harmonie in der Familie, zur Deeskalation bei einem Streit, zur Heilung von Beziehungsverletzungen?

in Österreich en und seine Werke

Ausgabe 1/2016

60 Jahre Malteser-Werke in Österreic

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Jesus will, dass der Friede in unserem Herzen beginnt. Wie jede Feindschaft mit der inneren Feindseligkeit beginnt, so muss jeder wahre Friede mit der inneren Haltung beginnen. Das große Programm Jesu lautet: „Frieden!“ Engel verkünden bei seiner Geburt den Frieden auf Erden, und am Ostermorgen ruft der auferstandene Herr seinen Jüngern als Siegesruf über Sünde und Tod entgegen: „Der Friede sei mit Euch!“ In der Muttersprache Jesu, auf Hebräisch bzw. Aramäisch, heißt Frieden „Schalom“. Die Stadt, in der Jesus gestorben und auferstanden ist, heißt nicht zufällig „Jerusalem“. Dies bedeutet: „Stadt des Friedens“. Die Frucht des Dienens ist der Frieden Klar, dass jeder dort anfangen muss mit dem Frieden-Machen, wo er lebt. Im Kleinen. Im Büro. In der Familie. Gegenüber den Kindern, den Nachbarn, den Geschwistern, dem Chef. Die 2016 heiliggesprochene Mutter Teresa ist genau deshalb Friedensnobelpreisträgerin geworden, weil sie Jesus hundertprozentig verstanden hat: Sie hat im Kleinen anfangen! Bei ihrem Besuch in meinem Kloster Heiligenkreuz 1988 hat uns Mutter Teresa ins Gästebuch geschrieben: „Die Frucht der Stille ist Gebet; die Frucht des Gebetes ist Glaube; die Frucht des Glaubens ist Liebe; die Frucht der Liebe ist Dienen; die Frucht des Dienens ist der Friede!“

Gratis,

aber leider nicht kostenlos

Liebe Leserinnen und Leser, „Die MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren. Doch die Produktion und der Versand sind leider nicht kostenlos. Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria, Kennwort „Zeitung“ AT85 1920 0615 2372 3030 BIC: SCHOATWW Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar! DIE MALTESER 3-4/2016

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MEDIZINAKTUELL

© Sproxil

DAS SMARTPHONE MACHT DEN DOKTOR

Von Katharina Kainz-Traxler

Andrew Bastawrous ist schon lange davon überzeugt, dass das Handy einen Fixplatz in der Medizin verdient. Der an der London School of Hygiene & Tropical Medicine ausgebildete Augenarzt zog 2007 nach Kenia, um zahlreiche kleinere Augenkliniken im ländlichen Rift Valley aufzuziehen. „Es war ein logistischer Alptraum“, erinnert sich Bastawrous. „Wir haben versucht, teure und fragile medizinische Ausstattung in abgelegene Gegenden zu transportieren, und durch die meist unzuverlässige Stromversorgung konnten wir unsere Geräte oft gar nicht nutzen. Doch gerade in diesen Gegenden fanden wir auch die meisten blinden Menschen vor.“ Bastawrous wollte ihnen helfen. Von den weltweit geschätzt 39 Millionen Erblindungen gelten 80 Prozent als vermeid- oder sogar behandelbar – wie bei Grauem Star, an dem rund 20 Millionen Menschen leiden und der durch einen zehnminütigen Eingriff korrigiert werden kann. Doch da die meisten Betroffenen in ärmeren Ländern fernab von Augenarzt und Klinik leben, ist es auch zur Diagnose und Behandlung oft zu weit. Das Handy schaut aufs Auge Bastawrous überlegte, wie man Augenuntersuchungen in Kenia unkompliziert, billig und praktikabel machen könnte – und erkannte in den immer besseren Smart-

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© Peek Vision

Smartphones könnten die Gesundheitsversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern revolutionieren. Etliche Anbieter entwickeln derzeit innovative Apps und Adapter als Alternative zu teurer medizinischer Ausrüstung. Damit wollen sie bisher unterversorgte Patienten besser erreichen sowie Zeit und Kosten sparen.

phones die Lösung. Gemeinsam mit britischen Ärzten, Designern und Software-Spezialisten entwickelte er eine Ausrüstung, die jedes gängige Smartphone in ein augenärztliches Diagnoseinstrument verwandelt. Peek – eine Abkürzung für Portable Eye Examination Kit – besteht aus einem Programm und einem mittels 3D-Drucker hergestellten Kunststoffaufsatz für das Handy. Die App fokussiert die auf das Gesicht des Patienten gerichtete Handykamera automatisch auf das Auge und fertigt Bilder des Augenhintergrunds und der Netzhaut an. Damit lassen sich von Grauem und Grünem Star über Makula-Degeneration und Diabetes-bedingter Netzhauterkrankung bis hin zu hohem Blutdruck viele Erkrankungen einfach feststellen. Die Praxistauglichkeit von Peek wurde bereits ausgiebig getestet, Studien in Kenia, Botswana, Mali, Tansania und


MEDIZINAKTUELL

© HearScreen

Indien erwiesen sich als ermutigend. Und weil Peek benutzerfreundlich konzipiert wurde, braucht es vor Ort keine Spezialisten für die Untersuchung: Sozialarbeiter können in abgelegenen Dörfern Augen-Scans durchführen und die Digitalbilder an Augenärzte senden.

Smarter Hörtest Ähnlich Innovatives fürs Ohr hat ein südafrikanisches Team rund um den Medizinprofessor De Wet Swanepoel von der Universität Pretoria entwickelt. Mit „HearScreen“ ist ein einfacher, automatisierter Test zur Früherkennung von Hörschwäche entstanden. Dabei wird das Smartphone mit Diagnose-App und kalibrierten Kopfhörern zu einem Audiometer aufgerüstet. Die Tester müssen im Grunde nur zwei Symbole antippen können: Hat die Testperson über die Kopfhörer einen Laut vernommen und ein Handzeichen gegeben – oder nicht? Swanepoel hofft, dass so künftig Hörtests auch in kleinen Gemeindezentren am Land durchgeführt werden können. Im Handy steckt ein Labor Moderne Smartphone-Anwendungen können nicht nur Sehkraft und Hörvermögen prüfen, sondern sogar Laborarbeit leisten. An der New Yorker Columbia University hat der Biomediziner Samuel K. Sia mit seinem Forscherteam ein Minilabor zur Diagnose von HIV und Syphilis vorgestellt. Das Gerät ist etwa so groß wie ein Handy, dennoch bietet es alle Funktionen eines laborbasierten Bluttests und kostet nur 34 Dollar. Es wird über den Kopfhöreranschluss an das Smartphone angesteckt und führt einen Antikörpertest mit Nanopartikeln aus Gold und Silber durch. Dafür reicht ein einziger Tropfen

Blut aus – und das Ergebnis ist nach 15 Minuten auf dem Display ablesbar. Ein erster Testlauf an 96 Patienten in Ruanda verlief vielversprechend, Sia plant nun weitere Feldversuche. Bereits einige Schritte weiter ist ein 2014 gegründetes Londoner Start-up: xRapid – das steht für Rapid Automated Portable Independent Diagnostic – hat eine besonders rasche Diagnosemöglichkeit für eine weit verbreitete und gefürchtete Tropenkrankheit entwickelt: Malaria. Hier wird ein iPhone durch einen Mikroskopieraufsatz zum Mini-Labor aufgerüstet, eine App mit Mustererkennungsalgorithmus kann binnen fünf Sekunden feststellen, ob ein Patient von Malaria-Parasiten befallen ist. Auch dafür reicht ein einziger Bluttropfen und etwas Färbelösung. Die gesamte Prozedur inklusive Patientenund Datenaufnahme soll in nur drei Minuten durchführbar sein. Social Business Dass ein innovatives Gesundheits-Start-up nicht nur Gutes bewirken, sondern auch gutes Business bedeuten kann, hat Ashifi Gogo vorgezeigt. Der aus Ghana stammende Entrepreneur gründete 2009 Sproxil, eine Initiative gegen Medikamentenfälschungen. Laut WHO soll gut ein Drittel der in Entwicklungsländern vertriebenen Medikamente Fälschungen mit wirkungslosen oder gar schädigenden Inhaltsstoffen sein. Gogos Lösung: Auf Arzneiverpackungen werden verdeckte Codes angebracht, die der Patient freirubbelt. Via SMS schickt er die Zahlenkombination kostenfrei an Sproxil und bekommt sofort die Antwort, ob das Medikament echt ist oder nicht. Im Fall einer Fälschung kann er eine Hotline kontaktieren, die dann lokale Ermittlungsbehörden informiert.

Dieser Artikel erschien im corporAID Magazin in der Ausgabe Jänner/ Februar 2016 und wurde hier in gekürzter Fassung wiedergegeben – mit freundlicher Genehmigung von corporAID, der österreichischen Initiative für Wirtschaft, Entwicklung und globale Verantwortung. Wir danken dafür! DIE MALTESER 3-4/2016

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MEDIZINAKTUELL

DIE APP, DIE LEBEN RETTET

Von Manuel Weinberger

Vor rund einem Jahr erfolgte die Vorstellung der Lebensretter-App für Wien. Ziel des Projekts ist es, die Zeit zwischen einem Notruf und dem Eintreffen der Rettungskräfte im Fall eines Herzstillstands zu verkürzen. Möglich ist dies dank des Engagements gut ausgebildeter Ersthelfer, die in ihrer Freizeit mittels einer App umgehend informiert werden, wenn ein Notfall in ihrer unmittelbaren Nähe passiert. Höchst erfolgreich Die Bilanz nach einem Jahr kann sich sehen lassen: Bis zum heutigen Tag konnten fast 1.300 Sanitäter für Wien gewonnen werden, um an dem Projekt mitzuarbeiten. Alle Rettungs- und Krankentransportorganisationen unterstützen das Initiative. Neben den Maltesern sind das der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter Unfallhilfe, das Grüne Kreuz, der Sozialmedizinische Dienst und das Rote Kreuz. Im Schnitt gab es seit Anfang 2016 rund sechs Einsätze pro Woche mit mehr als 330 betei-

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ligten Lebensrettern. In etwa 100 Fällen konnte das Ziel erreicht werden, vor dem Eintreffen der Rettungskräfte am Einsatzort zu helfen. Diese Trefferquote soll künftig durch den Ausbau der Anzahl an Lebensrettern und die dadurch erreichte durchschnittlich kürzere Distanz zum Berufungsort noch deutlich erhöht werden. Bald auch in anderen Bundesländern Während bislang nur Rettungssanitäter aktiv sein konnten, wird aktuell an den Rahmenbedingungen gearbeitet, damit auch Nicht-Sanitäter (speziell geschulte Mitglieder) von möglichst allen Einsatzorganisationen als „Lebensretter“ tätig werden können. Demnächst soll die Ausrollung der App in andere Bundesländer erfolgen.


MALTESERÖSTERREICH

MALTESER CARE-RING

NEUE LEITUNG, NEUES BÜRO Der Souveräne Malteser-RitterOrden hat im Frühjahr 2016 die Gesellschaftsanteile der Malteser Care-Ring GmbH zur Gänze übernommen und diese damit vollständig als Hilfswerk in die Ordensstruktur eingegliedert. Im Mai 2016 wurde Herr Helmut Lutz, zuvor Leiter des Wiener Hilfswerks, mit der Geschäftsführung der Malteser Care-Ring GmbH betraut. Er folgt in dieser Funktion DGKS Natalie Lottersberger nach, die mit großem Engagement und hohem persönlichem Einsatz die Malteser Care-Ring GmbH zu einer einzigartigen Organisation für Pflege- und Betreuungs-

Von Katharina Stögner

leistungen und deren Management aufgebaut hat. Weiters wurde im Juni 2016 DGKS Ilse Hummer, die seit vielen Jahren als Regional- und Case-Managerin bei der Malteser Care-Ring GmbH tätig ist, zur Pflegedienstleiterin bestellt. Im September 2016 übersiedelte der Malteser Care-Ring GmbH an den neuen Standort in 1040 Wien, Margaretenstraße 22/3. Durch die Übersiedlung hat sich die Telefonnummer geändert: +43 1 361 97 88 / Fax DW 50. Unverändert blieb die Nummer der kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800 – täglich erreichbar von 8.00 bis 20.00 Uhr.

SEGNUNG DES NEUEN MCR-STANDORTS Am 22. November 2016 fand die feierliche Eröffnung und Segnung des neuen Malteser-Care-Ring Büros im Beisein hochrangiger Vertreter des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, seiner Werke und der Kooperationspartner statt. Im Anschluss an die Eröffnungsreden wurden die Räumlichkeiten durch Altabt Gregor Henckel- Donnersmarck OCist gesegnet.

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MALTESERÖSTERREICH

NEU IN DER JOHANNESGEMEINSCHAFT Von Marie Czernin Am 13. Oktober 2016, dem Gedenktag des Seligen Gerhard, wurden in Wien mit Constantin Gudenus und Julia Huemer zwei neue Mitglieder in den Kreis der Johannesgemeinschaft aufgenommen. Constantin ist Turnus-Arzt bei den Barmherzigen Brüdern. Für ihn ist das gemeinsame Gebet eine wichtige Stütze im Leben geworden: „Ich hoffe, ich kann der Gemeinschaft viel schenken, da ich ja selbst schon so viel durch sie erhalten habe.“ Julia ist seit vielen Jahren Altmitglied des MHDA. Sie arbeitet als Ärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien. Nach einem längerem Forschungsaufenthalt an der Stanford University hat sie in Wien wieder ein „spirituelles Zuhause“ gefunden:

„Die Aufnahme in die Johannesgemeinschaft ist für mich eine sehr große Ehre und Freude und gleichzeitig ein Auftrag für jeden Tag, meinen Glauben zu bezeugen und das achtfache Elend auf diesem Wege zu bekämpfen.“

MIT DER HILFE VON PFERDEN Die Johannesgemeinschaft hatte am 19. Feburar 2016 im Prunksaal des Palais Kaiserhaus in der Wiener Wallnerstraße ein Benefizkonzert zugunsten eines MalteserProjekts in der Ukraine veranstaltet. Die Spendeneinnahmen kamen in der Folge jungen Opfern der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine zugute. Unter anderem konnten Kinder mit Kinderlähmung und Jugendliche, die aus Krisengebieten geflohen waren, mit Hippotherapie behandelt werden. Bei diesem tiergestützten Therapieverfahren, für das speziell ausgebildete Pferde eingesetzt werden, lernen die Patienten, ihr Gleichgewicht zu finden sowie ihre Körperbewegungen zu kontrollieren und zu korrigieren. Bei Traumapatienten, die die Erfahrung einer Flucht hinter sich haben und psychologische Hilfe benötigen,

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Von Marie Czernin

ist der Kontakt mit Pferden ein wirksames zusätzliches Instrument zur emotionalen Stabilisierung. Auf diese Art und Weise konnten im Malteser Sozialzentrum in der Ukraine bereits mehr als 420 Therapieeinheiten für 25 Kinder und Jugendliche durchgeführt werden.


DER LOHN DER „PFLICHT“ Der Begriff „Pflichtbewusstsein“ ist in der Vergangenheit immer wieder, auch in negativer Hinsicht, zitiert und nicht selten sogar belächelt worden. Er wurde oder wird mit mangelnder Zivilcourage und blindem Gehorsam in Zusammenhang gebracht. Natürlich spielt dabei die Erinnerung an die Haltung vieler Menschen im Zweiten Weltkrieg eine nicht unwesentliche Rolle. Ich möchte das Wort jedoch wieder zu Ehren bringen (oje, ist die „Ehre“ auch aus dem heutigen Sprach-Repertoire zu streichen oder vielleicht gar nur mit äußerster Vorsicht einzusetzen?). „Ehrenamt“ bedeutet in unserem Verständnis, dass es den freiwilligen Helfer ehrt, sein Amt auszuüben. Ich gebrauche die Wörter „Pflichtbewusstsein“ und „Ehre“, um eine persönliche Haltung zu beschreiben, ohne die ein Einsatz im Ehrenamt weder möglich noch sinnvoll ist. Selbstverständlich „Ehrensache“ Wir erleben unsere Besuche bei Menschen, die uns brauchen, als ständige Herausforderung und eben auch als ehrenvolle „Pflicht“. Beispielsweise unterbrechen einzelne Mitglieder im Sommer ihren Urlaub für einen Abstecher nach Wien, um den ihm/ihr anvertrauten Menschen zu besuchen. Für sie ist es selbstverständlich „Ehrensache“, den Kontakt auch bei sommerlichen Temperaturen nicht abreißen zu lassen und etwas von der eigenen Urlaubsstimmung ins Krankenzimmer oder in die heiße Stadtwohnung eines einsamen Menschen mitzubringen. Ein Strauß Blumen, ein gutes Buch, die Lieblingsschokolade oder

Von Angela Thierry

aktuelle Schnappschüsse aus der Urlaubsregion kommen mit. Ein solcher Besuch kann angekündigt oder überraschend sein, das hängt ganz von den Gegebenheiten und Möglichkeiten des Patienten ab. Der/die Besucher/in kennt ja seinen/ihren Ansprechpartner gut, oft besser als die eigene Familie. Eine Mitarbeiterin des Malteser Betreuungsdienstes erzählte, dass einmal ganz überraschend ein Familienmitglied knapp vor ihr die Patientin im „Haus der Barmherzigkeit“ besuchte. Da die Patientin auf diesen Besuch nicht eingestellt war, zeigte sie im ersten Moment sogar Enttäuschung darüber, dass es diesmal nicht „die Gerti“ war, sondern „nur“ der Cousin. Kraft und Zuversicht für uns selbst Wir erleben die Besuchsdienste bei „unseren“ Patienten weder als Last noch als unfreiwilliges Opfer. Wir lieben unsere Arbeit und schöpfen aus der Begegnung mit den uns anvertrauten Menschen immer wieder neue Kraft und Zuversicht für uns selbst. Wenn wir durch unsere Besuche den Tag eines Menschen ein wenig heller und das schwer erträgliche Leid etwas leichter gemacht haben, dann haben wir reichlichen Lohn bekommen. Helfen Sie mit! Wollen Sie bei den Maltesern mitarbeiten und unseren Betreuungsdienst ehrenamtlich unterstützen? Schicken Sie uns eine E-Mail an mbd@malteser.at oder kommen Sie vorbei: Johannesgasse 2, 1010 Wien. Wir freuen uns auf Sie! DIE MALTESER 3-4/2016

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ARON, DER ERSTE MALTESERTHERAPIEHUND Tiere können vollbringen, was Menschen nicht vermögen. Hunde sind zum Beispiel in der Lage, Körper, Geist und Seele zu berühren und (wieder) zu bewegen. Deshalb werden sie zunehmend in der Altenpflege und -betreuung therapiebegleitend eingesetzt. Von Susanne Wick

Aron ist ein Malinois, eine Varietät des belgischen Schäferhundes. Ursprünglich als Hüte- und Treibhund gezüchtet, hat sich die Rasse schnell als Dienst- und Sporthund etabliert. Er ist sehr lern- und arbeitsfreudig, was bei der Ausbildung sehr hohe Anforderungen an seinen Hundeführer stellt. Aron ist jetzt zehn Wochen alt und obwohl erst in der Welpenschule, nahm ihn unsere CaseManagerin Margareta Mizelli bereits zu zwei Klienten mit. Sie selbst kennt die tiergestützte Therapie aus den Pflegeheimen und wollte immer schon einen eigenen Therapiehund haben, der sie in ihrer Tätigkeit unterstützt. Die ersten Eindrücke und Beobachtungen waren erstaunlich: Beide Klienten befinden sich in unterschiedlichen Stadien einer demenziellen Erkrankung. Herr B., im Anfangsstadium der Erkrankung, reagierte sofort positiv auf den Hund, ließ ihn auf seinem Bett sitzen, streichelte ihn und sprach mit ihm. Herr F. – er ist

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bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung – liegt seit längerer Zeit nur noch apathisch im Bett und reagiert kaum auf äußere Impulse. Als ihm jedoch die Betreuerin Aron in den Arm legte, hob Herr F. nach einiger Zeit seine Hand und legte sie auf den Hund. Die tiergestützte Therapie Tiere schaffen oft mit Leichtigkeit, was Menschen nicht vermögen. Besonders Hunde sind in der Lage, Körper, Geist und Seele auf das Tiefste zu berühren und zu bewegen. So zeigen Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps häufig überraschende Reaktionen: Demenzerkrankte beispielsweise, die nicht mehr sprechen und keine Mimik mehr zeigen, öffnen sich und wollen das Tier berühren. Hunde können die Lethargie und Einsamkeit zurückgezogener Menschen durchbrechen. Sie können jungen, alten, behinderten und kranken Menschen Freude bereiten.


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Die tiergestützte Therapie ist eine alternative Therapieform und keine schulmedizinische Maßnahme. Sie steht jedoch in enger Beziehung zu verwandten Disziplinen wie Psychotherapie, Psychologie, Veterinärmedizin, Medizin und Pädagogik. Die Therapie wird von einer Fachkraft mit einer Fachausbildung in tiergestützter Therapie und kontinuierlicher Weiterbildung durchgeführt. Jahrhundertealtes Wissen Der Einsatz von Tieren bei therapeutischen Maßnahmen ist keine Erfindung der Gegenwart, sondern findet seinen Ursprung bereits im 18. Jahrhundert in England. William Tuke gründete 1794 die erste private psychiatrische Einrichtung „The York Retreat“, in welcher erstmals das Konzept der „moralischen Behandlung“ angewendet wurde. Ziel war es, erkrankten Menschen Verantwortungsbewusstsein zu lehren, indem sie die Möglichkeit bekamen, sich um kleine Tiere zu kümmern. Aufgrund der positiven Erfolge bei der Behandlung von Erkrankten wurden im Laufe der Jahre immer häufiger Tiere als begleitende Maßnahme bei Therapien eingesetzt. So gehen zum Beispiel bei demenziell erkrankten Menschen das Gedächtnis und die bewusste Kontrolle des Verhaltens verloren, der non-verbale Teil der Kommunikation aber bleibt erhalten. Das bedeutet, dass die Gefühlswelt eines an Demenz erkrankten Menschen für das Kommunizieren mit anderen Lebewesen zugänglich

bleibt, da Mensch und Tier zur Kommunikation keine Sprache benötigen. „Ich werde noch gebraucht“ Vor allem in der Altenpflege und -betreuung gewinnt diese ergänzende Therapieform immer mehr an Bedeutung. Grundsätzlich sind die Klienten bestens versorgt, allerdings fehlt ihnen oft die Ansprache, die Zuwendung oder eine sinnvolle Beschäftigung. Hier kann der regelmäßige Kontakt zu Tieren das Gefühl „Ich werde noch gebraucht“ wieder aktivieren und das Gefühl „Ich übernehme Verantwortung“ fördern. Zu Beginn war die Skepsis seitens dieser Einrichtungen groß, da man Bedenken bezüglich Hygiene, Krankheitsübertragung oder Unfällen hatte. Doch aufgrund der positiven Erfahrungen zeigten immer mehr Einrichtungen Interesse an der tiergestützten Therapie. Heute organisiert der Verein Tierbesuchsprogramme in vielen verschiedenen Einrichtungen, wie z. B. Altenheimen, geriatrischen Institutionen, psychiatrischen Anstalten, Sonderschulen für geistig und körperlich behinderte Kinder, Schulen für verhaltensauffällige Kinder, Kindergärten und Drogenberatungseinrichtungen. P. S. Wir werden natürlich weiter über Arons Fortschritte und Erfolge berichten!

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EIN JAHR HILDE UMDASCH HAUS Seit nunmehr einem Jahr steht das Hilde Umdasch Haus in Amstetten und wurde mit mehr und mehr Leben erfüllt.

Von Susanne Seper Zu uns gekommen sind Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen. Ein paar davon sind schon fast das ganze Jahr bei uns, so wie Ryan. Wir dürfen den mittlerweile Zweijährigen begleiten, der bei seinem Einzug noch künstlich beatmet wurde und kaum Eigenbewegung hatte. Mittlerweile benötigt er nur noch Sauerstoff, erforscht krabbelnd seine Umgebung und spielt beim Musizieren in der Gruppe gern auf seinem Xylophon. Diese Entwicklungen waren vor einem Jahr kaum denkbar. Sie sind das Ergebnis individueller und vor allem liebevoller Pflege, Begleitung und Förderung durch unser Team. Leben nach dem Normalitätsprinzip Um Normalität einziehen zu lassen und uns bewusst von anderen Institutionen wie Krankenhäusern zu unterscheiden, wo leider nur allzu häufig Diagnosen und nicht der Mensch als ganzheitliches Individuum im Vordergrund stehen, möchten wir Abläufe möglichst normal gestalten. Zum Beispiel zur Mittagszeit: Da versammeln sich alle in der Küche. Gemeinsam wird der Tisch für das Essen vorbereitet, jeder bekommt eine Aufgabe und darf mithelfen. Oft stehen nur wenige Teller auf dem Tisch, denn die meisten Kinder bekommen ihre Nahrung über eine Sonde. Trotzdem sollen zu Mittag alle zusammen-

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kommen. Unser Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen ein normales Leben, ein Zuhause zu bieten. Egal, ob die Kinder für ein paar Tage, ein paar Wochen oder auf unbestimmte Zeit, geplant oder kurzfristig zu uns kommen. Viele schöne Momente Man kann sich das Hilde Umdasch Haus als Wohngemeinschaft vorstellen, in der im Lauf des Jahres alle Feste gefeiert werden. Zum Geburtstag gibt es Torte und Geschenke, am 6. Dezember kommt der Nikolo, nach einem stimmigen Weihnachtsfest für die Kinder wird im Frühling und Sommer der schöne Garten genutzt. Im Verlauf des ersten Jahres im Hilde Umdasch Haus gab es viele schöne, aber auch traurige Momente. Sicherlich überwiegen die schönen Erfolge. Insgesamt waren bisher 26 Kinder und Jugendliche im Hilde Umdasch Haus. Vier davon haben den Bedarfskrisenplatz in Anspruch genommen, das heißt, sie kamen zu uns, weil ihre Eltern als pflegende Angehörige ausgefallen sind oder ein Krankenhausaufenthalt nicht mehr länger notwendig, eine Entlassung nach Hause aber auch nicht möglich war. Wir konnten bis dato 23 Familien unterstützen und entlasten, von drei Familien waren Geschwisterpärchen bei uns.


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BENEFIZ-LAUF ZUGUNSTEN DER MALTESER KINDERHILFE

Von Katharina Stögner

Viele verschwitzte, aber glückliche Gesichter sah man am 11. September 2016 im Umdasch-Stadion in Amstetten, wo zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr ein Benefizlauf zugunsten des Hilde Umdasch Hauses stattfand. Insgesamt schafften 300 fleißige Sportler zusammen 5.220 Runden – das sind beachtliche 2.088 Kilometer. Für jede vollständig gelaufene Runde gab es von Sponsor dm drogerie markt 1,50 Euro. Zum Schluss rundeten dm und das Unternehmen Quehenberger Logistics auf 10.000 Euro auf. Die Stadtgemeinde Amstetten nahm ebenfalls mit 41 Läufern teil und spendete deren 781 erlaufene Runden im Wert von 1.172 Euro direkt an das Hilde Umdasch Haus. Neben finanzieller Unterstützung erhielt das Hilde Umdasch Haus eine ganz besondere Draufgabe vom niederösterreichischen Unternehmerehepaar Stephan und Nicole Pröll: „Benni’s Nest“ ist ein mobiles Babybettchen aus Zirbenholz, das tiefen und gesunden Schlaf fördert und zusätzlich als Spielzeugkiste, Sitzbank oder Nachttischchen einsetzbar ist.

FEEDBACK zum Hilde Umdasch Haus Wir freuen uns immer wieder über Rückmeldungen von Menschen, die unser Haus besucht oder Familien empfohlen haben. Erst vor Kurzem hat uns ein E-Mail mit folgenden Zeilen erreicht:„Ich habe von Ihrer Einrichtung gehört und auch schon einige Fotos gesehen und ich bin begeistert. Es ist traurig, dass es nicht mehr solcher Einrichtungen gibt, denn es gibt so viele Familien, die Unterstützung brauchen. […] Ich bin begeistert und hoffe, dass sich jedes Bundesland ein Beispiel an Ihnen nimmt und selbst solche Häuser errichtet. […] Danke, dass es euch gibt!“

LEINER UNTERSTÜTZT DAS HILDE UMDASCH HAUS

Von Susanne Seper

Im Rahmen der Feierlichkeiten zu seinem 25-jährigen Jubiläum lud das Möbelhaus Leiner in Amstetten Anfang Oktober Geschäftspartner, Kunden, Freunde des Hauses und Wegbegleiter zu einer kleinen Feier inklusive Jubiläums-Gewinnspiel. Der Erlös des Gewinnspiels kam zur Gänze dem Hilde Umdasch Haus zugute. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich bei Leiner-Geschäftsleiter Karl Berger! Initiativen wie diese tragen dazu bei, dass wir schwerkranken Kindern und Jugendlichen sowie Familien in Notsituationen an einem Ort der Geborgenheit helfen können. DIE MALTESER 3-4/2016

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HILDE UMDASCH HAUS

DIE ERSTE TAUFE Bei strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen wurde Ende Juli im Hilde Umdasch Haus mit rund 30 Gästen die Taufe des zweijähren Ryan und seiner kleinen Schwester gefeiert. Ryan ist ein ganz besonderes Kind. Er wurde mit offener Bauchdecke, zu kleiner Lunge sowie einem zu kleinen Thorax geboren. Der hochkomplexe Pflegebedarf machte eine 24-Stunden-Pflege unabdingbar. Als Ryan ins Hilde Umdasch Haus eingezogen

HILDE UMDASCH HAUS

ERNTEDANKFEST

Von Katharina Stögner

Am 25. Oktober 2016 wurde im Hilde Umdasch Haus das Erntedankfest gefeiert. Als Ehrengäste konnte Geschäftsführerin und Hausleiterin Veronika Karner die Stifterin des Hauses, KR Hilde Umdasch, und Mitglieder des Beirats der Malteser Kinderhilfe GmbH begrüßen. Nach einem Gottesdienst mit Pater Franz Sieder fanden sich die Gäste, Kinder und Mitarbeiter des Hauses zu einer Agape mit selbstgebackenen Brötchen, Kaffee und Kuchen ein. Für die musikalische Umrahmung zeichnete die pädagogische Leiterin, Sabine Grünstäudl, verantwortlich.

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Von Katharina Stögner ist, drehte er seinen Kopf nur apathisch von einer Seite auf die andere, konnte nur kurze Zeit und mit Hilfe sitzen. Heute, ein Jahr später, kann der Bub krabbeln sowie eigenständig und stabil sitzen. Er beginnt langsam zu essen und lacht gerne – vor allem mit seinem Taufpaten Johann Baumgartner, der als ehrenamtlicher Helfer im Hilde Umdasch Haus engagiert ist und Ryan von Anfang an ins Herz geschlossen hat.


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MALTESER-WILDWASSERCAMP 2016 Zwölf Malteser und sechs Betreute stellten beim 18. Wildwassercamp vom 4. bis zum 7. August 2016 in den steirischen Wildalpen ihr sportliches Können unter Beweis. Von Alexandra-Maria Warenits und Marie-Sophie Grave

Das allseits beliebte Malteser-Sommerhighlight fand auch heuer wieder in den rauschenden Gewässern der Obersteiermark statt. Zum Hitzehöhepunkt des Sommers konnten die Malteser Menschen mit Behinderung wieder ein Sportcamp in der atemberaubenden Atmosphäre von Wildalpen anbieten.

Sandbänken des Flusses, wo gemeinschaftlich Lagerfeuer gemacht und Würstel mit Stecken über dem Feuer gebraten wurden, war es einfach nur ein Traum, diesem Ausflug beiwohnen zu dürfen. Kein Wunder also, dass sich unsere Betreuten aus ganz Österreich teilweise schon ein Jahr im Voraus anmelden, um mit dabei zu sein.

Dieser Ausflug der Malteser ist in vielerlei Hinsicht ganz besonders. Hier geht es das einzige Mal im Jahr richtiggehend sportlich zur Sache – für Malteser gleichermaßen wie für deren Betreute ist es eine Herausforderung, in den Raftingbooten sicher über die Salza zu kommen.

Zum Abschluss kämpften alle Teams auf dem reißenden Wildfluss um die Bestzeit auf dem kniffligen Parcours. Wie gut, dass schlussendlich alle Sieger waren und mit einer Medaille nach Hause gehen durften.

Die Aufregungen und Kraftanstrengungen wurden allerdings bei dem imposanten Panorama des naturbelassenen Gebiets auch heuer schnell wieder vergessen. Spätestens in den gemütlichen Pausen an den weißen

Ganz besonders möchten wir uns bei KR Hilde Umdasch, dem Hotel Bergkristall und bei der Rafting-Schule Liquid-Lifestyle für ihr jahrelanges Engagement und ihren großen persönlichen Einsatz bedanken, sowie bei Mario Habenbacher, unserem Fotografen. DIE MALTESER 3-4/2016

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SOMMERLAGER PODERSDORF

AB INS WASSER! Am zweiten Septemberwochenende fanden sich 18 Kinder zum bereits dritten Malteser Kinder- und Jugend-Sommercamp des MHDA in Podersdorf am Neusiedlersee ein. Quartier wurde in gewohnter Weise beim Hotel Seewirt bezogen, wo sich Familie Karner und ihr Team stets rührend um die Malteser und deren Schützlinge kümmern. Diesmal waren auch vier Kinder dabei, die mit ihren Eltern vor den Kriegswirren in Syrien nach Österreich geflohen waren. Die Kinder waren überwältigt von den Weiten des Neusiedlersees, den sie gleich zu Beginn bei einer ausgiebigen Rundfahrt mit einem Ausflugsschiff von „Schifffahrt Knoll“ erkunden durften. Am Abend tobten sie bei prachtvollem Sonnenuntergang im seichten Wasser, ließen Steine über die Wasserober-

JEDE MENGE SPASS AUF SCHLOSS ROSENHOF

Von Michael Magerl

Frisch Gekochtes aus dem traditionellen Holzofen der Schlossküche, ein wunderbarer Ausflug zur neu restaurierten Wallfahrtskirche in Dobrá Voda/Tschechien, eine stimmungsvolle Hl. Messe, eine gereimte Lagererzählung und ein 2000-Teile-Puzzle: das waren die Zutaten zu einem gelungenen Sommerlager des MHDA Oberösterreich Mitte Juli auf Schloss Rosenhof bei Sandl im Mühlviertel.

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Von Moritz Schuschnigg

fläche springen oder vergnügten sich bei Fußball-Matches und Fangenspielen am Strand. Weitere Attraktionen am Samstag waren ein Besuch mit Verkostung beim „Paradeiser-Kaiser“ Erich Stekovics in Frauenkirchen sowie ein Wassersportprogramm von „MissionToSurf“ mit Kajakfahren und Stand-UpPaddeln. Der Sonntag begann mit dem Besuch der Hl. Messe in der Pfarrkirche von Podersdorf. Nach spektakulären Wasserball-Matches und gemeinsamen Spielen am Strand endete das Sommercamp am Nachmittag. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Verein „Licht ins Dunkel“, der dieses Malteser-Projekt unterstützt.


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MALTESER BUNDESÜBUNG

VIELFÄLTIGES KOMPETENZTRAINING Von Florian Schwetz

Die diesjährige Bundesübung des Malteser Hospitaldienst Austria (MHDA) fand von 23. bis 25. September 2016 in Stams/Tirol statt. Die Teilnehmer kamen im „Meinhardinum“, dem Gymnasium der Zisterzienserabtei Stams, zusammen, um ihre Kenntnisse zu Großschadensunfällen und Katastrophenhilfe aufzufrischen. Die trainierten Grundlagen umfassten das Aufstellen eines Zeltes für den Katastropheneinsatz, die fachgerechte Fixierung von Rollstühlen im Auto und die Pflegerezertifizierung für alle Teilnehmer. Notfall- und Rettungssanitäter durchliefen einen Übungsparcours für Advanced

Life Support, Kinder- und Säuglingsnotfälle, Krisenintervention und Traumaversorgung. Nicht-Sanitäter konnten ihre Kernkompetenzen in Erster Hilfe vertiefen. Übrigens: Das Stift Stams hatte an diesem Wochenende etwas Besonderes zu feiern! 200 Jahre Wiedererrichtung nach der Auflösung durch die bayerischen Besatzer und die Renovierung der Stiftskirche gaben Anlass, einen Tag des Denkmals und der offenen Tür zu veranstalten. Dabei präsentierte sich der MHDA mit einer kleinen Leistungsschau. DIE MALTESER 3-4/2016

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DELEGATION WIEN/NIEDERÖSTERREICH

ORDENSTREFFEN IM STIFT KLOSTERNEUBURG Wenn sich Vertreter der drei ältesten bestehenden Ritterorden in ihren liturgischen Gewändern zusammenfinden, kann das ein recht beeindruckendes Bild ergeben: Über 2500 Jahre addierter Geschichte trafen sich 11. Oktober 2016 in der Person von Rittern und Damen des SouveränenMalteser-Ritterordens, der Johanniter, des Dt. Ordens und des Ordens des Hl. Grabes zu Jerusalem im Stift Klosterneuburg. Nicht nur, um gemeinsam eine Hl. Messe zu feiern, sondern auch, um von Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn authentisch über das päpstliche nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia informiert zu werden. Dem Kardinal ist bewusst, dass Papst Franziskus manchmal nicht nur ungeteilte Zustimmung zu seinen Worten findet. Aber der Hl. Vater hat in seinem Weg der oft auch unkonventionellen Erneuerung in seinen Schreiben oder Äußerungen noch nie die Lehre der Kirche und seinen Vorgänger verlassen. Die Lehre selbst ist unwandelbar, aber die Darlegung der Lehre muss sich entfalten und für heutige Lebenssituationen der Menschen stimmen. So ist auch Amoris Laetita in keinem Wort gegen die Lehre der Kirche, jedoch werden neue Betrachtungsweisen und Aspekte ermöglicht. Die Ehe ist kein Fertigprodukt In Folge einer von Johannes Paul II. entwickelten Veränderung der Schwerpunktsetzung in der Ehe hin zur ehelichen Liebe und erst sekundär der Erzeugung von Nachkommenschaft sieht Franziskus die Ehen und Familien von heute, wie sie sind. Ehe darf nie geschwächt werden, ist sie doch die Zukunft der Gesellschaft. Die Liebe in den Familien ist die Freude der Kirche. Aber die Kirche muss hier selbstkritisch sein und feststellen, dass die bisherige Idealisierung der Ehe diese weniger erstrebenswert gemacht hat.

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Von Christoph Calice

Für die Pastoral gelten die vier Begriffe des Annehmens, des Begleitens, der Integration und der Unterscheidung. Hingewendet zum Praktischen: Die Ehe ist kein Fertigprodukt, sondern der Weg zu großherziger Selbsthingabe. Aus starken Gefühlen erwachsen Bedürfnisse und der Wunsch nach Zugehörigkeit bis hin zu gemeinsamen Vorhaben der Eheleute, der Wunsch nach dem Glück des Anderen und die Freude über die eigene Ehe als Vorbild. Die Reifung der Liebe mündet im Lernen des MiteinanderVerhandelns und dem Treffen von Vereinbarungen. Die Freude der Liebe Ein für Papst Franziskus elementarer Teil der Ehestärkung liegt in der bewussten Annahme von Enttäuschungen durch den Ehepartner. Nicht die Frage nach dem Empfang der Sakramente für Menschen mit gescheiterten Beziehungen ist für ihn der Punkt, sondern der Umgang mit Krisen. Hier steht die Ermutigung zur verantwortlichen Betrachtung des Einzelfalls: Zwar gilt die allgemeine Regel, aber eben mit Unterscheidungen. Die Betroffenen mögen in der Wahrheit und in der Liebe zum Evangelium ihr Leben weiter vervollkommnen, selbst in Demut und in der Liebe zur Kirche und in großer Diskretion weiter wachsen. Papst Franziskus vertraut auf die „Freude der Liebe“. Sie weiß den Weg zu finden. Sie ist der Kompass, der uns den Weg zeigt. Sie ist das Ziel und der Weg zugleich, weil Gott die Liebe ist und weil die Liebe aus Gott ist. Nichts ist so anspruchsvoll wie die Liebe. Sie ist nicht billig zu haben. Deshalb braucht niemand zu fürchten, dass Papst Franziskus mit Amoris Laetitia auf einen allzu einfachen Weg einlädt. Leicht ist er nicht. Aber voller Freude!


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72 STUNDEN OHNE KOMPROMISS

VIELFALT LEBEN, ÄRMEL HOCHKREMPELN!

Von Isabel Jeschke

Von 19. bis 22. Oktober 2016 fand unter dem Titel „72 Stunden ohne Kompromiss“ Österreichs größte Jugendsozialaktion statt. Von der Katholischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3 organisiert, nahm auch die Delegation Kärnten daran teil und realisierte gemeinsam mit der Lebenshilfe Kärnten zwei Projekte mit sechs Jugendlichen in Klagenfurt: In einer Werkstatt der Lebenshilfe wurden gemeinsam mit Klienten der Lebenshilfe Möbel aus Paletten gebaut, während im dazugehörigen Wohnhaus dieser Organisation der Aufenthaltsraum neu ausgemalt und der Garten umgestaltet wurde. Für die Jugendlichen und die Klienten der Lebenshilfe war diese Zeit ebenso bereichernd wie für die neun Mitglieder und Freunde der Delegation Kärnten. Isabel Jeschke vom Souveränen Malteser-Ritter-Orden freut sich schon auf eine Wiederholung des Projekts: „Das Motto dieser Aktion war „Vielfalt leben, Ärmel hochkrempeln und sich für Andere einsetzen“ – genau das haben wir gemacht! Diese Erfahrung wollen wir nicht missen und können die Jugendsozialaktion sehr empfehlen.“

KAPELLENWEIHE UND SOMMERFEST IN KREMSMÜNSTER

Von Stefan Reisigl

Der großzügigen Einladung von Familie Dr. Schreiberhuber aus Ansfelden folgten fast alle aktiven Mitglieder des Bereichs Oberösterreich und deren Betreute. Familie Schreiberhuber hat in Kremsmünster einen prachtvollen Vierkanter renoviert und eine Kapelle errichtet. Anlässlich der Einweihung dieser Kapelle wurden die Oberösterreich Malteser zu ihrem diesjährigen Sommerfest nach Kremsmünster eingeladen. Bereichseelsorger, Klaus Sonnleitner vom Stift St. Florian, freute sich, die Einweihung im Rahmen einer Hl. Messe vorzunehmen. Das Gastgeschenk, eine Kopie des Bildnisses unserer Lieben Frau von Philermos für die Kapelle, wurde von Herrn Klaus geweiht und offiziell vom Bereichsleiter übergeben. Ihren kulinarischen Ausklang fanden die Feierlichkeiten bei Grillhuhn, Bier und italienischen Köstlichkeiten. Ganz nebenbei wurde auch noch auf einen runden Geburtstag von einem unserer treuesten Betreuten, Fritz Fischer, angestoßen. Ein großes Vergelt‘s Gott an alle, die mitgewirkt haben, ein besonderer Dank an Familie Schreiberhuber und Gottes Segen für das neu renovierte Haus! DIE MALTESER 3-4/2016

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EIN TRAUM GEHT IN ERFÜLLUNG Von Stefan Reisigl Eine doch schon etwas ältere Oberösterreicherin, die noch nie in der Kaiserstadt Bad Ischl war? Das musste so schnell wie möglich geändert werden! Im Rahmen eines kleinen Sonderdienstes machten sich fünf Malteser auf, um Maria Laher einen sehr großen Wunsch zu erfüllen. In der Kaiserstadt war zunächst der Besuch der Hl. Messe geplant, anschließend ein gemeinsames Mittagessen mit einer Geburtstagsüberraschung für die Mutter von Herrn Klaus, unser Bereichsseelsorger. Er ist in Bad Ischl aufgewachsen. Eine Stadtrundfahrt mit dem KaiserBummelzug durfte ebensowenig fehlen wie der krönende Abschluss mit einem Besuch beim „Zauner“, der berühmten Konditorei.

„OBDACH UND WOHNEN“ DAS RUPERT MAYER HAUS Von Miriam Weigel Der Malteser Alten- und Krankendienst (MAKD) leistet Hilfe für Menschen, die durch ihr Schicksal Wohnung und Arbeit verloren haben. Über das Haus „Allerheiligen“ in der Brigittenau haben wir bereits berichtet. Das zweite Haus, in dem wir nun tätig sind, ist das „Rupert Mayer Haus“. Es ist nach Pater Rupert Mayer benannt, der für sein unerschrockenes Engagement gegen den Nationalsozialismus 1987 seliggesprochen wurde. In diesem von der Caritas unter dem Motto „Obdach und Wohnen“ geführten Haus unterstützen wir die rund 60 Bewohner und ständigen Mitarbeiter auf vielfältige Art und Weise. Während die Krankenschwester im „Notquartier Plus“ des Hauses – dieses bietet Menschen, die aufgrund einer akuten Erkrankung tagsüber Bettruhe benötigen, eine Unterkunft – mit der eigentlichen Pflegetätigkeit beschäftigt ist, nehmen wir ihr die organisatorischen Aufgaben ab. Wir überprüfen Medikamente auf ihre Ablaufdaten und veranlassen Fahrtendienste. Wenn Bewohner zu einem Arztgespräch oder zu einer Untersuchung müssen, werden sie von uns begleitet. Bei einem längeren Spitalsaufenthalt kommen wir zu Besuch. Und natürlich werden auch Geburts- und Festtage gefeiert, im Sommer wird der gemeinsame Garten gepflegt.

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ZU BESUCH IN DER ÄLTESTEN KARTAUSE ÖSTERREICHS Von Therese Backhausen Unter der Regie der Ausbildungsgruppe Burgenland besuchten wir mit unseren Betreuten Anfang Juni 2016 die Kartause Mauerbach, einen vitalen Kulturschatz nahe Wien. Vieles war bei den Sonderschauen der Baudenkmalpflege und traditionellen Handwerkstechniken, die im riesigen Innenhof zu Stationen aufgebaut waren, zu erfahren: vom Restaurieren und Kalkbrennen übers Schmieden, Ziselieren und Drechseln bis zur Pigmentherstellung und dem Freskomalen. Aber auch die barocke Klosteranlage, deren Kreuzgang mit den anschließenden einzelnen Zellen zu den längs-

ten Europas zählt, erschloss sich uns von allen Seiten. Bei einem fast barrierefreien Rundgang konnten wir neben bautechnischen Details sowie neuen Erkenntnissen zur mittelalterlichen Anlage noch Spuren der Kartäusermönche entdecken, die hier bis 1782 in Einsamkeit mit lebenslangem Schweigen und strengen Fastenregeln lebten. Diese Regeln galten für uns freilich nicht: In der nahen Waldschenke erwartete uns die Prinzipalin, eine den Maltesern immer zugetane Hannerl Staar. Mit kulinarischen Spezialitäten vom Holzfeuergrill verwöhnt, ließen wir diesen wunderbaren Tag gemütlich ausklingen.

WENN DIE WIRTSCHAFT HELFEN HILFT

Von Katharina Stögner

Wichtige Unterstützung für den Transport von Menschen mit Behinderung erhielt der MHDA Steiermark durch JTI Community Investment. Nachdem ein lang genutzter Krankentransportwagen nicht mehr einsatzfähig war, beteiligte sich JTI Austria im Rahmen seiner Community-Investment-Projekte an der Finanzierung eines neuen Fahrzeugs. Wir danken herzlich!

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VENEZIANISCHE EPISODEN Wunderbare Tage verbrachte der Malteser Hospitaldienst Burgenland mit Betreuten und Helfern in Venedig. Ein Reisebericht der besonderen Art. Von Gunhard Keil „Wer hat wohl mehr Angst vor den Stufen“, eine unbedachte Frage im Erklimmen des zweiten Stocks eines venezianischen Palazzos auf der Piazza San Geremia. Die Antwort erfolgte unverzüglich: „Das bin wohl ich!“, sagte der Herr, der von vier Maltesern durch das enge Treppenhaus in sein Zimmer gebracht wurde. Unser Hotel hatte keinen funktionierenden Aufzug, daher entsannen wir uns, wie früher Damen und Herren in Sänften durch Venedig getragen wurden, und folgten ihrem Vorbild. Besonders morgens lohnte sich die Routine – sie wurde mit einem köstlichen Capuccino, Macchiato oder einer Cioccolata belohnt, begleitet von einem frischen Croissant und dem Ausblick auf die Piazza im Caffè nebenan. Vis-à-vis das Kloster und die Kirche San Geremia, täglich unser erster Programmpunkt mit einer Hl. Messe,

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die unser Priester Pfarrer Georg Herberstein las. An einem Tag übernahm William die Lesung – ein neunjähriger Syrer, der seine Mutter und seine Schwester begleitete. Das Mädchen hatte bei einem Attentat in ihrer Schule beide Beine verloren. Brücken schlagen Auch wenn Wien viermal so viele Brücken hat wie Venedig, die 426 schienen uns hier deutlich häufiger zu begegnen – etwa auf dem Weg zum Großpriorat Venedig des SouveränenMalteser-Ritter-Ordens,wowirmitgrößter Herzlichkeit empfangen wurden. Don Fabrizio Colonna, verantwortlich für die Koordination der karitativen Tätigkeiten des Ordens, begrüßte uns, ebenso der Prokurator Comte Riva de Sanseverino, der Pro-Kanzler Paolo Fabris de Fabris und – ver-


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ständlich für uns in Deutsch – der Pro-Rezeptor Baron Hans Christoph von Hohenbühel. Nach einer Führung durch Kirche, Kreuzgang und Hof besichtigten wir den größten privaten Garten Venedigs, bevor wir im Salon des Großpriors auf ein Glas Wein zur Stärkung gebeten wurden. Venezianische Piraten Ich sehe sie noch genau vor mir, die schreckensgeweiteten Augen des Kapitäns unseres Vaporetto, als acht Rollstuhlfahrer und 19 entschlossene Malteser und Mitreisende das Boot stürmten. Gespielte Ahnungslosigkeit unsererseits wurde zunächst mit deutlichen Gesten, dann mit Achselzucken kommentiert. Meer, Sonne, Venedig in der Abendsonne und ... Pasta-Doping. Freundliche Gastwirte, die gleichzeitig logistische Künstler waren, erstaunten uns. Wir hatten nicht damit gerechnet, als Gruppe in den winzigen venezianischen Restaurants Platz zu finden.

Rialto im Regen Wenn schon Brücken in Venedig, dann Rialto. Das denken vermutlich alle Besucher Venedigs. Wir schafften es, dass jeder von uns, der getragen wurde, ein wenig über das steinerne Geländer der Brücke auf den Canale Grande schauen konnte. Danach löste sich unsere Gruppe auf: Markusplatz, Caffè Florian und andere Institutionen wurden in kleineren Einheiten erobert. Der Regen hatte sich an diesem Tag verzogen. Was blieb, war der Eindruck des Markusdoms und eines freundlichen Wächters, der uns hineingewunken hatte. Unbürokratisch und freundlich. Einig im Zug Dass diese Reise möglich war, verdanken wir mehreren Helfern und experimentierfreudigen Menschen. Vor allem aber den ÖBB, die uns die Reise geschenkt hatten. In einem waren wir uns einig: Dieses Experiment soll zur Routine werden, eventuell finden wir nächstes Mal ein Hotel mit funktionierendem Aufzug. DIE MALTESER 3-4/2016

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UNGARN NICHT VERGESSEN!

Von Gergő Szilágyi und Angela Thierry

Anlässlich des 60. Jahrestages der Ungarnrevolution 1956 veranstaltete die Botschaft von Ungarn in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Justiz am 10. Oktober 2016 eine Gedenkstunde und ein Podiumsgespräch. Zu den Feierlichkeiten ins Palais Trautson geladen waren rund 160 Gäste, darunter Parlamentsabgeordnete und hochrangige Regierungsbeamte, Richter und Staatsanwälte, sowie Mitglieder der ungarischen Gemeinschaft, insbesondere damalige Aufständische und Flüchtlinge. Als Gastgeber begrüßte Wolfgang Brandstetter, Bundesminister für Justiz die Anwesenden. Er erinnerte an die jahrhundertelange Freundschaft der Österreicher und Ungarn sowie an ihre gemeinsame Geschichte. Als Beispiel hob er das Palais Trautson, früher Sitz der Ungarischen Leibgarde und dann des Collegium Hungaricum, hervor und bezeichnete die Ereignisse 1956 als herausragenden Beweis für die enge Verbindung zwischen den beiden Ländern. Dies bekräftigte Botschafter János

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Perényi und sprach dem österreichischen Volk für seine Hilfe bei der Flüchtlingswelle nach der Revolution seinen Dank aus. Flucht, Integration und kollektives Bewusstsein Bei der anschließenden Podiumsdiskussion erzählten österreichische und ungarische Zeitzeugen unter der Moderation von Univ.-Prof. Michael Gehler von ihren persönlichen Erinnerungen bzw. wurde über die internationalen Auswirkungen und die historische Bedeutung der Revolution gesprochen. So betonte Heinz Fischer, Budespräsident a. D.: „1956 gilt auch derzeit als Symbol dafür, dass Diktaturen längerfristig nicht aufrechterhalten werden können.“ Róbert Szőke-Dénes, Gründer des Wiener Verbandes der geflüchteten ungarischen Studenten, stellte die dramatischen Ereignisse der Revolutionstage in Budapest dar. Prof. Dr. Béla Teleky, der als Kleinkind mit seinen Eltern geflüchtet war, sprach über die Integration der Ungarn


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bzw. die Bedeutung und die Verankerung der Revolution im österreichischen kollektiven Bewusstsein. Georg Hennig, Botschafter a. D., und Angela Thierry, Leiterin des Malteser Betreuungsdienstes, berichteten über die Aufnahme der Flüchtlinge in Österreich. Dienst am Nächsten Angela Thierry, damals Studentin an der Wiener Universität, beschrieb ihren dreiwöchigen Einsatz im Flüchtlingslager Traiskirchen, in dem sie zur Ausgabe von Schuhen an die Flüchtlinge eingeteilt war. Die hygienischen Zustände im Lager – Schlafen auf Stroh, kaum Waschmöglichkeiten – führten dazu, dass sich die junge Frau mit einer schweren Bauch-TBC ansteckte und sechs Monate im Wiener AKH behandelt werden musste. Darauf folgte ein dreimonatiger Erholungsaufenthalt in der Schweiz. „Mein Einsatz in Traiskirchen hat mich gesundheitlich zwar ein Jahr meines Lebens gekostet“, so Angela Thierry, „doch er hat mir auch großes Glück gebracht – nämlich die Begegnung mit meinem Mann, mit dem ich 41 Jahre lang eine glückliche Ehe führen durfte.“ Ein Stück Geschichte Im Zuge des Aufstands gegen die Regierung der kommunistischen Partei und sowjetische Besatzungsmacht flohen 1956 insgesamt 180.000 Ungarn ins westliche Ausland, rund 20.000 blieben dauerhaft in Österreich. Dieses hatte erst ein Jahr zuvor, nämlich 1955, seine Freiheit zurückgewonnen. Verständnis, Empathie und Hilfsbereitschaft für das Nachbarvolk Ungarn waren damals groß, die Bewunderung für den tapferen Kampf der Ungarn zur Wiedererlangung der Freiheit war überall vorhanden. Die zahlreichen spontanen Hilfeleistungen, auch von Seiten vieler Mitglieder des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, führten zum Entstehen der sogenannten „Einsatzstaffel“, aus der sich in der Folge der bis heute aktive und bekannte Malteser Hospitaldienst entwickelt hat.

SOMMERRODELN UND STIFTSBESUCH Von Stefan Reisigl Früh waren wir aufgestanden, um den Weg nach Türnitz zum Eibl-Lift anzutreten. Kaum angekommen, stieg auch schon die Spannung, und von der anfänglichen Müdigkeit war nichts mehr in den Gesichtern zu sehen. Für viele von uns war es das erste Mal auf der Sommerrodelbahn, oder zumindest war die letzte Fahrt schon lange her. Das Wetter war traumhaft, die Mitarbeiter des Eibl-Lifts hilfsbereit und freundlich. Zu zweit oder alleine, nacheinander füllten sich die blauen und gelben Rodeln. Zuerst ging es steil den Berg hinauf, dann pfiff uns der Fahrtwind bei der Abfahrt um die Ohren. Nach einer Pause inklusive Stärkung fuhren wir in das Stift Lilienfeld. Während einer Führung erzählte uns Abt Mathias von der Geschichte des Klosters und läutete auch extra für uns die Glocken des Kirchturms – ganz einfach via Fernbedienung. Mit vielen schönen Erinnerungen machten wir uns schließlich auf die Heimreise. Sommerausflüge sind kleine Kurzurlaube, von denen es ruhig mehr geben könnte … DIE MALTESER 3-4/2016

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WALLFAHRT

„MISEREOR SUPER TURBAM“

„ICH HABE MITLEID MIT DIESEN MENSCHEN“ Die Familienwallfahrt des Großpriorats Österreich nach Mariazell vom 16. bis zum 18. September 2016 stand im Zeichen des Mitfühlens mit jenen Menschen, die ihre von Krieg und Krisen erschütterte Heimat verlassen und sich als Flüchtlinge auf den Weg gemacht haben. Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn

Herausforderung – umso fröhlicher waren alle bei der Die Aufschrift „Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich“ Hl. Messe am Gnadenaltar, gemeinsam mit dem Rest auf T-Shirts von Flüchtlingen vergangenes Jahr machte unserer Gruppe, der das leichtere Alternativprogramm mich zutiefst betroffen. Ich gehe gerne zu Fuß, besonders mit Wanderung zum Erlaufzum Nachdenken, zum Zwiegespräch mit Gott. Eine Als ER ausstieg und die vielen Menschen sah, see, Straßenbahnfahrt an den Ortsrand und SpazierStunde Gehen nach Heilighatte ER Mitleid mit ihnen, denn sie waren gang im Wallfahrtsort unterwasser, nach St. Georgenberg wie Schafe, die keinen Hirten haben. nommen hatte. – das klärt den Geist, das Und ER lehrte sie lange. (Mk 6, 34) öffnet die Seele. Aber hunDie Komplet an diesem Tag wurde durch ein besonderes derte Kilometer in ein unbekanntes Land, in eine unbeEreignis geprägt: Zum ersten Mal wurde in unserer Gekannte Zukunft – dazu gehört deutlich mehr Mut. Hier meinschaft das von Bärbl und Clara Bauer vertonte treibt Verzweiflung die Menschen an. Die Bilder von den Ordensgebet gesungen! (Siehe auch S. 65) Die SonntagsMenschenmassen an den Grenzen, vor und in den Untermesse feierten wir gemeinsam künften haben in mir Spuren hinterlassen. mit der großen Pilgerschar, ein letztes gemeinsames Essen, dann So also ist das Motto der diesjährigen Familienwallwar es auch schon wieder Zeit, fahrt des Großpriorats Österreich entstanden. Eingesich zu verabschieden. Gemeinladen waren alle Mitglieder des Ordens und seiner Werke schaft lebt von gemeinsamen samt Familien – gekommen sind 87 Malteser und Aktionen. An diesem WochenPilger, 30 Kinder und 20 Betreute, zusammen 137 Wallende waren wir eine große Famifahrer. Trotz bescheidener Wetterprognose haben sich liengemeinschaft – vom Ein- bis fast hundert auf den längeren Fußweg von der Wuchzum Fünfundachtzigjährigen, telwirtin nordöstlich des Hubertussees in der Walster eine Gemeinschaft von Menschen auf den Weg gemacht und sind meditierend, betend und mit besonderen Bedürfnissen und schlussendlich singend die zwölf Kilometer zur Basilika solchen, die diese Bedürfnisse von Mariazell gezogen. Die eineinhalb Kilometer auf den erfüllen können. Kreuzberg waren für die Rolli-schiebenden Malteser eine

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MALTESERÖSTERREICH

BENEFIZVERANSTALTUNG DES MALTESER ALTEN- UND KRANKENDIENSTES (MAKD)

DIE TANZGEIGER SPIELEN AUF! Von Miriam Weigel Benefizveranstaltung als Finanzierungsquelle Die Idee zu dieser Benefizveranstaltung entstand, weil wir die Virtuosität der mit so viel Freude spielenden Musiker der „Tanzgeiger“ mehrfach kennengelernt hatten. Tatsächlich erklärte sich Primas Rudi Pietsch auf unsere Anfrage und Bitte hin sofort bereit, ohne Honorar, bei einem Mittagessen auf Schloss Kobersdorf zu spielen. Gesagt – getan: Der Einladung zu diesem Ereignis leisteten mehr als 150 Gäste Folge!

jährliche Tagesfahrten für zum Teil Schwerstbehinderte (Kosten für notwendige, technisch aufgerüstete Sonderbusse etc.) leisten. Landtagsabgeordneter Markus Wieser, als Vertreter der Burgenländischen Landesregierung, betonte in seiner Rede die Bedeutung der karitativen und seelischen Hilfe für behinderte Menschen. Er selbst habe bei seinen Besuchen in Lourdes viel Einsicht in die Welt der Kranken und der vom Schicksal Benachteiligten erfahren.

Musik im Park Zu fünft spielten die Tanzgeiger dann bei herrlichem Wetter am Samstag, dem 17. September 2017, im Garten von Schloss Kobersdorf auf, um danach beim festlichen Essen abwechselnd in zwei Sälen des Schlosses für großartige Stimmung zu sorgen.

Freude über den Erfolg Wir konnten uns nicht nur über den Besuch einer sehr großen Zahl von Gästen, freuen sondern wurden auch durch Getränkespenden großzügig unterstützt. Ebenso gingen viele Geldspenden ein.

Anni Schlanitz begrüßte in ihrer Eigenschaft als Leiterin des MAKD begrüßte sie die Gäste und skizzierte die Ziele des Malteser Alten und Krankendienstes: Die Einnahmen aus dieser Benefizveranstaltung würden einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der derzeitigen Hauptaufgaben – monatliche Jausen nach der Hl. Messe im Pfarrsaal der Kirche am Kaasgraben sowie zweimal

Wir alle, die Mitarbeiter des MAKD, freuen uns sehr über diesen Erfolg! Nicht nur wegen der sichtbaren guten Stimmung, für die ja sehr viel Arbeit für die Organisation und Ausführung der Veranstaltung nötig gewesen war, sondern vor allem, weil wir jetzt für einige Zeit unsere Tagesausflüge unternehmen und die traditionellen Jausen fortführen können. DIE MALTESER 3-4/2016

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INTERNATIONALES MALTESER SOMMERLAGER KRAKAU

„ONE FOR ALL AND ALL FOR ONE!”

Von Anna Rieckh

Unter diesem Motto stand das diesjährige Internationale Malteser Sommerlager in Polen, welches Mitte August stattfand. Das Programm umfasste wirklich alles, was man sich nur wünschen konnte – von tollen Pferdeshows und abenteuerlichen Paintballspielen bis zu spannenden Workshops, einem Krakaubesuch und großartigen Aufführungen im Camp. Natürlich durften auch die tanzintensiven Nächte mit diversen

Mottos und eine „Silent Disco“ nicht fehlen. Bei den zwei „International Evenings“ konnten wir die anderen Nationen noch besser kennenlernen und haben, selbst in Dirndl und Lederhose, alle Teilnehmer mit österreichischem Bier und Manner-Schnitten versorgt. Abgerundet wurde die wundervolle Woche mit dem Christopher Cup, dem traditionellen Kricketspiel, und dem „Polish Day“, an dem unzählige typisch polnische

MEDIKAMENTENHILFE

HILFE, DIE GRENZEN ÜBERSCHREITET

Von Ruth Panka

Die Malteser Medikamentenhilfe besteht seit 2009 und leistet dank Medikamentenspenden von Pharmaunternehmen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der prekären medizinischen Versorgung in krisengeschüttelten Ländern. Hier einige Beispiele:

• Ein Malteser-Stützpunkt mit einer medizinischen Ambulanz in Temesvár (Rumänien) behandelt kostenlos sozial schwache Menschen und betreut ein Alten- und Pflegeheim mit 100 Betten. • Ein in Djarf (Afghanistan) nach dem Krieg mit österreichischer Hilfe wieder aufgebautes Spital ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Einmal im Jahr wird hierher ein Containertransport mit Hilfsgütern und Medikamenten organisiert. • Ein privates Hilfswerk in Salzburg, das vor allem Spitäler in Bosnien versorgt, hat den Kontakt zu einem syrischen Arzt im Salzburger Landeskrankenhaus hergestellt. Dieser fliegt alle vier bis sechs Monate ins Kriegsgebiet und versorgt Flüchtlingslager in Syrien und Kurdistan.

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Aktivitäten angeboten wurden. Am Ende der Woche fuhren wir mit großer Vorfreude auf das IMS 2017 zurück nach Österreich und können es schon jetzt kaum erwarten, alle neu gewonnenen Freunde nächstes Jahr in Salzburg wiederzusehen! www.maltacamp2017.at/de/

Die Malteser Medikamentenhilfe arbeitet eng mit dem Hilfswerk Ora International zusammen, das lebensnotwendige Güter in Krisengebiete bringt. Pro Jahr werden Medikamente im Wert von ein bis drei Millionen Euro an Ärzte und Spitäler übermittelt. Wichtig: Abgelaufene Medikamente sind vom Versand ausgeschlossen! Wir freuen uns über Kontakte zu Pharmaunternehmen bzw. Distributoren, die die Malteser Medikamentenhilfe unterstützen möchten. E-Mail: smom@malteser.at Tel. +43 1 513 72 44-0 Fax +43 1 513 92 90

IM GEDENKEN Von Richard Steeb Am 27. November jährte sich zum 10. Mal der Todestag von Bailli Fra‘ Wilhelm von und zu Liechtenstein, Fürstgroßprior des Großpriorates von Österreich des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. Mit ihm hatte der Orden eine seiner hervorragendsten Persönlichkeiten verloren. Wilhelm Prinz von und zu Liechtenstein wurde 1922 in Schloss Frauenthal bei Deutschlandsberg in der Steiermark geboren, studierte an der Hochschule für Bodenkultur und schloss sein Studium als Forstingenieur ab. Nach einem erfolgreichen Berufsleben in der Wirtschaft trat der Vater von fünf Kindern 1982 in den Ruhestand. Nachdem seine geliebte Frau 1984 bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, trat er 1986 in den Orden ein und fand hier seine neue Berufung. Bereits 1990 legte er seinen Amtseid als Großprior in die Hände des Großmeisters ab. Zweimal wurde er vom Kapitel mit großer Mehrheit wiedergewählt und stand dem Großpriorat von Österreich bis 2006 vor. Für Bailli Fra‘ Wilhelm war der Glaube das tragende Element seines Handelns. Mit großer Weitsicht, Bescheidenheit und Demut hat er sein Amt ausgeübt, die Berufungen gefördert, den Orden der Jugend geöffnet und eine noch engere Verbindung zu den Hilfswerken hergestellt. DIE MALTESER 3-4/2016

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KOOPERATION MALTESER–ELISABETHINEN

GEMEINSAM MITEINANDER FÜREINANDER Im Rahmen eines feierlichen Festakts zum 60-jährigen Bestehen des Malteser Hospitaldienstes Austria wurde am 13. Oktober 2016 in Graz eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Souveränen Malteser-RitterOrden/Großpriorat von Österreich und dem Konvent der Elisabethinen Graz unterzeichnet. Als Ehrengäste geladen waren Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann a. D. Waltraud Klasnic, Bischof Egon Kapellari, Bischofsvikar Hermann Glettler, Landesrat Christopher Drexler, Bürgermeister Siegfried Nagl sowie Reinhold Esterbauer von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Neue Bereichszentrale Hauptziele der Kooperation der beiden Ordensgemeinschaften am Standort der Elisabethinen sind die verstärkte und verbesserte Einbindung ehrenamtlich tätiger Malteser in die Werke der Elisabethinen, die Einrichtung

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Von Lukas Sassmann

eines Rettungsstandorts bei den Elisabethinen und die Einbettung der Malteser in einen Krankenhausstandort. So steht nun den Maltesern auf dem Gelände der Elisabethinen in Graz ein neuer Stützpunkt zur Verfügung.

Gedenktag des Seligen Gerhard Der 13. Oktober ist für die Malteser ein besonderes Datum. Es ist der Gedenktag des Begründers des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens, des Seligen Gerhard. Dieser öffnete in Jerusalem die Pforten für eine Pilgerherberge nahe der Grabeskirche, übernahm um 1080 die Leitung der Herberge und machte aus ihr das größte und berühmteste Hospital der Christenheit. Unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Ethnie fanden dort alle notleidenden Menschen Aufnahme.


MALTESERÖSTERREICH

Gemeinsamer Ausbildungsstandard für sensible Bereiche Weiters vereinbart wurden die Zusammenarbeit in der Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern sowie gemeinsame ethisch-theologische Weiterbildungen. Insbesondere bei der ehrenamtlichen Mitarbeit in sensiblen Bereichen der Krankenfürsorge – etwa Hospiz und Palliativstation – ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Elisabethinen und den Maltesern vorgesehen. Dazu wird noch ein gemeinsamer Ausbildungsstandard für ehrenamtliche Helfer definiert. Die Ausbildung soll maßgeblich durch eigene Ressourcen der Elisabethinen und Malteser erfolgen. Elisabethinen in Österreich Die Elisabethinen sind mit ihren Standorten und Konventen in Graz, Linz, Klagenfurt und Wien in der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung tätig. In Graz betreiben die Elisabethinen ein Krankenhaus mit 197 Betten. Etwa 12.000 Patientinnen und Patienten werden dort jährlich stationär versorgt. Seit 1998 führen die Elisabethinen auch eine Palliativstation. Zurzeit werden ein Hospiz für obdachlose Menschen und ein stationäres Hospiz errichtet.

KUNST IM HAUS MALTA

Von Thomas Braun

Im Verein Haus Malta, dem Senioren-Sitz der Malteser, wurde am 21. Oktober 2016 vom Präsidenten des Vereins, Dr. Ulrich Glaunach, und vom Bezirksvorsteher des sechsten Wiener Gemeindebezirks, Herrn Markus Rumelhart, die Ausstellung „Kunst im Seniorenheim“ im rahmen einer feierlichen Vernissage eröffnet. Seither können im Gartensalon Werke von Clotilde Auersperg, Dr. Michael Kronegger, DI Hans Rumpf, den Initiatoren des Projekts sowie weiteren Bewohnern bewundert werden. Bewegende Geschichten Direktor Bogdan Norbert Bercal hat mit Unterstützung der Animatorin des Hauses, Sonja Katzberger, das Kunstprojekt initiiert und begleitet. Beide waren auch zur Eröffnung anwesend. „Während des Malens habe ich von den Heimbewohnern viele bewegende Geschichten gehört“, erzählt Direktor Bercal. Es sei ihm wichtig, alte Menschen „nicht auf Ausmalbilder zu reduzieren“. Senioren hätten durchaus ihren eigenen Ausdruck, zumal sie so viel Lebenserfahrung haben, die sie – wenn nicht mittels Sprache – auf künstlerische Weise anderen vermitteln können. Beeindruckender Raum für Spiritualität Selbstverständlich nahmen auch alle „Künstler-Bewohner“ an der Eröffnung ihrer Ausstellung im Haus Malta teil. Alle, die selbst gern mit neuen Techniken und unterschiedlichen Farben experimentierten, zeigten sich beeindruckt, die Gesamtheit ihrer Arbeiten noch einmal im Überblick zu sehen. Das Projekt will das Alter als mittlerweile längste und differenzierteste Lebensphase des Menschen fassen und älteren Menschen Raum für Spiritualität und sinnvolle Auseinandersetzung eröffnen. So regte der Malkurs die Teilnehmer dazu an, im kreativen Prozess persönlichen Lebensthemen auf die Spur zu kommen. DIE MALTESER 3-4/2016

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VIER FÜR INNSBRUCK IM GEMEINSAMEN EINSATZ Pünktlich zum fünfjährigen Jubiläum der Vergabe des Tiroler Rettungsdienstes wird erstmals ein Rettungswagen von allen vier in Innsbruck tätigen Rettungsorganisationen gemeinsam besetzt: Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter Unfallhilfe, Rotes Kreuz und Malteser Hospitaldienst – Freiwillige Rettung Innsbruck. Von Florian Schwetz

Am 5. November 2016 war, pünktlich zum fünfjährigen Jubiläum des neuen Tiroler Rettungsdienstes, erstmals ein gemeinsamer Rettungswagen aller vier Innsbrucker Rettungsorganisationen im Einsatz. Jede von ihnen stellte jeweils ein Besatzungsmitglied und ermöglichte damit den gemeinsamen Dienst. „Bereits zum Zeitpunkt, als alle vier Einsatzorganisationen an den Regelrettungsdienst im Dispositionsbereich der Leitstelle Tirol angeschlossen wurden, entstand die Idee, nicht nur einzeln tätig zu sein, sondern auch einen Rettungswagen gemeinsam zu stellen“, so der Leiter Rettungsdienst der Tiroler Malteser. Durch persönliche Kontakte und Freundschaften reifte die Idee weiter. „Was woanders durch eine enge und gute Zusammen-

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arbeit Organisationen schon lange möglich war, wollten wir in Tirol ebenso erreichen: die Idee der ‚Vier für Innsbruck’ nahm konkrete Formen an.“ so Schwetz weiter. Andreas Bürkle, Mitglied der Freiwilligen Rettung Innsbruck, stellt die Mannschaft vor: „Wir konnten erreichen, dass unser Team nicht nur aus bestens ausgebildeten Notfallsanitätern besteht, sondern vom Einsatzleiter über Kriseninterventionsmitarbeiter bis zum Intensivpfleger und Lehrsanitäter viele weitere Kompetenzen in einer Mannschaft vereint wurden.“ Die Mannschaft des „Vier für Innsbruck“-Rettungswagens ist sich jedenfalls einig, dass diese Art der Zusammenarbeit regelmäßig wiederholt werden sollte.


KLOSTERKÜCHE

VORWEIHNACHTLICHE GRÜSSE AUS DER KLOSTERKÜCHE

von Sr. Dr. Margareta An der Lan

Eigentlich ist Sr. Dr. Margareta An der Lan vom Konvent der Ursulinen in Innsbruck Historikerin. Kaum jemand kennt sich mit religionsgeschichtlichen Fragen so gut aus wie sie. Doch damit nicht genug, ist die Ursulinerin auch eine begnadete Köchin, die gerne ihre Lieblingsrezepte mit uns teilt. Hier schickt sie uns einen vorweihnachtlichen Gruß aus der Klosterküche in Form von Buchweizenkuchen, Apfelbrot und süßen Schneebällen. Einfach köstlich! Von Susanne Wick enkuchen r Buchweiz e ll e n io it d Tra Zutaten: 6 Eier er mehl) 14 dag Zuck ehl (Heiden m n e iz e w 7 dag Buch en olade gerieb 5 dag Schok g: schaumig Zubereitun und Zucker e hinzufügen. r e tt o D , n e Schokolad Eier trenn weizen und lagen und unter die ch u B , n re h rü e sch d bestem Schne fe u z r gefettete un la e ik E in e in e Min. n. Mass Grad ca. 45 de 0 Masse hebe 8 1 i e b n fülle rmela mehlte Form rte mit Preiselbeerma o T ls la ch gobers backen. A uckertem S z e g reusel t h ic le it Schokost m rf füllen, mit a d e B i e und b bestreichen . bestreuen Einfaches Apfelbrot Zutaten: 75 dag säuerliche Äpfel 500 dag Mehl (halb Vollkorn) 1 Pkg. Backpulver Je eine Prise Zimt, Nelkenpulver und Salz 15 dag Feigen 15 dag Rosinen 15 dag Nüsse Zubereitung: Äpfel reiben, Feigen grob schneiden, Nüsse hacken, alle Zutaten gut vermengen und in zwei Kastenformen füllen. Bei 180 Grad ca. 1,5 Stunden backen.

Süße Schneebälle aus Großmamas Koc hbuch Zutaten: 3 Eier 1 Becher Topfen 1 Prise Salz 1 Becher Crème fraîche 2 Pkg. Vanillezucker 5 dag Zucker 15 dag Zucker 1 Pkg. Vanillezucker 15 dag Mehl 1 Becher Schlagobers ½ TL Backpulver 1 Pkg. Sahnesteif Eierlikör 15 dag Kokosette Farbige Pralinenförmchen Zubereitung: Backblech mit Backpapier auslegen, Back rohr auf 175 Grad vorheizen, für den Biskuitt eig Eier trennen, Dotter sehr schaumig rühren, Zucker nach und nach zugeben und weiterrühren . Eiklar sehr steif schlagen, Mehl mit Back pulver vermischen und unter die Dottermasse heben. Eischnee vorsichtig unterheben, Teig auf das Backpapier streichen und goldgelb (ca. 10 Minuten) backen. Topfen, Crème fraîche und die übrigen Zutaten glatt rühren, Schlagob ers steif schlagen, Sahnesteif einr ühren und unter die Topfenmasse ziehen. Ausgekühltes Biskuit in feine Stücke zupfen, zur Topfenmasse geben und gut vermischen. Kokosette auf eine n Teller streuen. Aus der Topfenmasse mit ange feuchteten Händen Bällchen formen, in Kokoset te wälzen und in die Förmchen setzen. Die Schneebälle schmecken am besten gekühlt und lassen sich auch sehr gut einfrieren!

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TAGEBUCH

IM JAHR DER BARMHERZIGKEIT

VERDIENSTAUSZEICHUNG FÜR KR HILDE UMDASCH „Direkt über eine von Ihnen gegründete Stiftung und durch Ihre Unternehmen kommen Sie ihrer unternehmerischen Verantwortung, die für sie immer auch soziale Aktivitäten als wesentliches Element mit einschließt, nicht nur nach, sondern es sind Ihre sozialen Aktivitäten zu einer wesentlichen, ihrem unternehmerischen Interesse nahezu gleichwertigen Säule geworden. Drehund Angelpunkt ist dabei für Sie stets der Mensch – vor allem in Situationen, in denen er nicht aus eigener Kraft vorankommt und auf Andere angewiesen ist. So ermöglicht sie nicht nur durchgehend seit 2009 die Wildwassercamps der Malteser und haben uns zwei Rettungsfahrzeuge geschenkt, sondern haben auch Projekte des Malteser Care-Ringes in Niederösterreich unterstützt und uns insbesondere Ihr Vertrauen geschenkt, Ihr Hilde

Von Richard Steeb

Umdasch Haus in Amstetten führen zu dürfen. Bereits einmal durfte der Souveräne Malteser-Ritter-Orden Sie, sehr geehrte gnädige Frau, für Ihre großartigen, umfassenden sozialen Aktivitäten auszeichnen, die in einem ganz besonderen Maße auch Unterstützung für Werke unseres Ordens umfasst. „Unser Respekt gilt nicht nur der Unternehmerin KR Hilde Umdasch, unser Respekt und unsere tiefe Hochachtung und Dankbarkeit gilt dem Menschen, Ihnen Frau Umdasch, die beispielhaft dort zur Stelle ist, wo immer es wirklich notwendig ist“, so der Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes mit Krone der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“ an Frau KR Hilde Umdasch am 18. Oktober 2016.

AUSZEICHNUNGEN Für die jahrelange Unterstützung und Förderung der Malteser wurde MMag. Dr. Christian Lagger, Geschäftsführer des Krankenhauses der Elisabethinen in Graz, am 13. Oktober im Rahmen der feierlichen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen den Elisabethinen und dem Souveränen Malteser-RitterOrden, die Ehrenmitgliedschaft des MHDA verliehen. Am 20. Oktober konnte der Kommandant, als Dank für die gute Zusammenarbeit und hervorragende Unterstützung, die Verdienstmedaille des MHDA in Gold an Pater Wolfgang Fischer-Felgitsch O.S.B. überreichen.

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Pater Wolfgang Fischer-Felgitsch ist Mitarbeiter in der Präfektur des Päpstlichen Hauses in Rom und Ehrenkaplan in S. Maria dell’Anima und unterstützt seit vielen Jahren die Behindertenwallfahrten der Malteser nach Rom und trägt somit maßgeblich zu deren Gelingen bei.


TAGEBUCH

HOHE AUSZEICHNUNG FÜR DIE MUTTER GENERALOBERIN DER ELISABETHINEN GRAZ

Von Lukas Sassmann

Seit vier Jahren helfen die Malteser am Wochenende und an den Feiertagen im Betreuten Wohnen der Elisabethinen Graz ehrenamtlich mit. Anlässlich der feierlichen Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen beiden Orden konnte Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein die ehrwürdige Mutter Generaloberin Bonaventura Holzmann mit dem Verdienstkreuz der Verdienstauszeichnung „Pro Piis Meritis“ auszeichnen. Anwesend waren dabei Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann a. D. Waltraud Klasnic, Bischof Dr. Egon Kapellari, Bischofsvikar Hermann Glettler, Landesrat Christopher Drexler, Bürgermeister Siegfried Nagl sowie Bundesrat a. D. Prof. Herwig Hösele.

ERSTES HAUSKONZERT IM FLÜCHTLINGSHEIM

Auf Initiative der Malteserin Gini Czernin-Dirkenau und der italienischen Pianistin, Sängerin und Gründerin der Initiative „United Street Pianos“ Sofia Taliani fand am 9. August 2016 im Johanniter-Flüchtlingsheim Ziedlergasse in Wien-Liesing ein Hauskonzert statt. Rund 40 Gäste, darunter Bewohner des Hauses sowie Freunde und Unterstützer der Johanniter, ließen sich von Talianis sehr persönlicher Mischung aus Klassik, Jazz, Folk

Von Moritz Schuschnigg

und zeitgenössischer Musik begeistern. Das Klavier, auf dem Taliani spielte, wurde im Anschluss dem Flüchtlingsheim übergeben. Die finanzielle Unterstützung für die Umsetzung dieses außergewöhnlichen Projekts kam vom Souveränen Malteser-Ritter-Orden und einzelnen Mitgliedern. Nun wird daran gearbeitet, im Rahmen des RefuKids-Projekts in der Ziedlergasse eine „Piano Time“ mit regelmäßigen Klavierstunden zu organisieren. DIE MALTESER 3-4/2016

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TAGEBUCH

BURGENLAND

JAZZ FÜR EINEN GUTEN ZWECK Liebhaber von Jazz und Swing kamen am lauen Spätsommerabend des 3. September 2016 auf ihre Kosten – und das alles für einen guten Zweck. Die legendären „Swinging K.S.“, eine Band von Karin Strahner, Franz Englhofer und Thomas Gulz, rockten den Stadl der Familie Schuschnigg in Kobersdorf. Auf dem Programm standen so bekannte Lieder wie „Fly me to the Moon“,

LESUNG

LOTTE LEDL UND DER „EWIGE ALLTAG“

Von Angela Thierry

Am 1. Oktober 2016 stellte sich Burgschauspielerin Lotte Ledl in den Dienst der guten Sache und las unter dem Titel „Vom Ewigen Alltag“ Humoriges, Nachdenkliches und Romantisches zugunsten des Malteser Betreuungsdienstes (MBD). Das Publikum füllte die 95 Plätze im Haus Hofmannsthal zur Gänze und erlebte einen besinnlich-fröhlichen Abend mit Texten von Erich Kästner, Heinrich Heine, Oscar Straus, Peter Altenberg, Eugen Roth und Josef Weinheber. Durch den künstlerischen Vortrag bereits in gute Stimmung gebracht, trug der anschließende Empfang zu einem äußerst gelungenen „Benefiz“ für den MBD bei.

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Von Moritz Schuschnigg

„Sunshine of my Life“, „Killing me softly“, „Summertime“, „Sunny“, „Georgia“ und viele mehr. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 130 Gäste gezählt, die sich bestens amüsierten, mitsangen, tanzten und natürlich eifrig spendeten. Der Reinerlös der Charity-Veranstaltung kommt zur Gänze der Arbeit des Malteser Hospitaldienstes im Burgenland zugute.


TAGEBUCH

HOSPITALDIENSTSCHLUSS ... IRGENDWANN DARF EINMAL PAUSE SEIN.

GEFÃœHLE EINSCHALTEN DIE MALTESER 3-4/2016

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TAGEBUCH

GEBURTSTAG EINER

„JAHRHUNDERTFRAU“ Am 9. August 2016 hatten wir die große Ehre und das Vergnügen, Frau Elisabeth Heller, die unser Team vom Malteser Care-Ring seit mehreren Jahren betreut, zu ihrem 102. Geburtstag gratulieren zu dürfen. Wir waren alle sehr gespannt, die „Jahrhundertfrau“ – so wird sie im Dokumentarfilm ihres Sohnes André Heller genannt – persönlich kennenzulernen. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen, denn mit ihren 102 Jahren hat Frau Heller eine Ausstrahlung, um welche sie viele junge Menschen beneiden würden: Eleganz, Haltung, ein klarer fester Blick, ein weises Lächeln.

SOFORTHILFE IM KRISENFALL

Von Katharina Stögner Am Montag, dem 9. Mai 2016 kam es in Wien-Oberlaa zu einem Wohnungsbrand, bei dem das Pensionistenehepaar Erwin und Wilhelmine Seidenberger nahezu alles verlor. Frau Seidenberger erlitt zudem starke Verbrennungen und musste mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen. Dank der Unterstützung durch die Malteser Soforthilfe konnten Sachspenden und finanzielle Hilfe bereitgestellt werden. Nach einer Wohnungssanierung kann das Ehepaar nun wieder in den eigenen vier Wänden leben. Frau Seidenberger hatte bereits eine Hauttransplantation, zwei weitere Operationen stehen noch an.

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Von Susanne Wick

Sie ist umgeben von Erinnerungsstücken, die Zeugen ihres bewegten Lebens sind. Mit einem Lächeln zeigt sie voll Stolz auf ein Foto von sich und ihrer Großfamilie und meint, das wären jetzt schon vier Generationen. Frau Heller unternimmt gerne Spaziergänge und ist immer noch eine sehr interessierte Leserin. Bei besonderen Gelegenheiten, etwa zu ihrem Geburtstag, freut sie sich, von ihrer Familie zum Essen ausgeführt zu werden. – Vielen herzlichen Dank, dass wir Sie besuchen und kennenlernen durften, Frau Heller!


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Durch Ihre Spende werden Träume wahr. Lebensfreude-Spenden!

MALTESER LOURDES-WALLFAHRT

HEITERES VOM REISEN

Von Gini Czernin-Dirkenau

Am 25. November hatte das Publikum einer Benefizlesung im Wiener Grand Hotel gut lachen: Kammerschauspieler Robert Meyer gab „Heiteres vom Reisen“ mit viel Charme und Leichtigkeit zum Besten. Die Lesung zugunsten des Malteser Hospitaldienstes Burgenland war von Gini Czernin und Herbert Backhausen organisiert worden und stand unter dem Ehrenschutz von Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Robert Meyer, dem Grand Hotel, das seinen Ballroom für die Veranstaltung kostenlos zur Verfügung stellte, und natürlich bei allen Spendern, die durch ihre Großzügigkeit die Arbeit der Malteser unterstützen.

HILFE FÜR GEFLÜCHTETE

ÄRZTE AUS SYRIEN

Von Henriette Fischer Die Malteser begleiten seit geraumer Zeit eine Gruppe syrischer Ärzte, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und nun ihre akademischen Grade in Österreich nostrifizieren lassen. Neben Deutschkursen unterstützen wir durch die Vermittlung von Praktikumsplätzen und Fortbildungseinheiten zum Thema Traumapsychologie sowie durch finanzielle Hilfe. So kam zuletzt der Reinerlös aus dem Kartenverkauf für das Wiener Ärzte- und Pharmazeuten-Kammerkonzert am 25. November 2016 in der Piaristenkirche Maria Treu der Integrationshilfe zugute.

4.-8. Mai 2017 Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch kommendes Jahr eine Pilgerreise nach Lourdes. Das Miteinander von Pilgern, Betreuungsbedürftigen und Maltesern sowie die Gnaden des südfranzösischen Marienheiligtums machen diese Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis. Melden Sie sich rasch an und fahren Sie mit! Oder unterstützen Sie uns finanziell dabei, Bedürftigen und Kranken diese Fahrt zu ermöglichen.

lourdes.malteser.at Spendenkonto: IBAN: AT85 1920 0615 2372 3030 BIC: SCHOATWW

Danke!

Malteser Austria MALTESERHospitaldienst Hospitaldienst Austria, Bundeszentrale Johannesgasse 2, 1010 Wien Johannesgasse 2/2/20, 1010 Wien,Tel. +43 (0)1 512 53 95 E-Mail: Internet: Tel.mhda@malteser.at, +43 (0)1 512 53 95 lourdes.malteser.at Fax +43 (0)1 512 84 78 Kostenbeitrag für Pilger bzw. Betreute: EUR 57850 DIEmhda@malteser.at MALTESER 3-4/2016 E-Mail:


GELESENEMPFOHLEN

CHRIST SEIN – WAS IST DAS? Glauben auf den Punkt gebracht.

Von Georg Male Ist das Christentum ein Auslaufmodell? Spielt es in einem Europa, das sich Herausforderungen wie der Finanzkrise, sozialer Ungleichheit, den Folgen von internationalen Konflikten und politischem Extremismus sowie dem Ansturm zahlloser Flüchtlinge stellen muss, noch eine Rolle? Oder ist es zu einem Minderheitenprogramm geworden? Viele haben das Interesse am Glauben verloren. Und doch sind viele auf der Suche nach Spiritualität und Ethik. Immer mehr Menschen fragen sich, wie die Angehörigen verschiedener Religionen friedlich zusammenleben können und welche Werte Europa eigentlich ausmachen. Gerade das bei vielen Menschen vorhandene Gefühl der Bedrohung durch den Islam fordert heraus, sich der eigenen Wurzeln zu besinnen. Umgekehrt fragen Muslime, was das Christentum eigentlich ist.

EINE REISE NACH JERUSALEM

Ein Imam und ein Rabbiner unterwegs

Wenn ein Imam und ein Rabbiner miteinander reisen und reden, geht es nicht nur gelehrt, sondern auch höchst unterhaltsam zu. Wenn ein Rabbiner und ein Imam miteinander reisen und reden, spüre ich als Leserin, wie das Schlagwort von der „versöhnten Verschiedenheit“ im Leben wurzeln kann: Beide, der Imam und der Rabbiner, stehen fest gegründet in ihrer Tradition, in ihrem Glauben. Beide, der Rabbiner und der Imam, finden allerhand Gemeinsamkeiten, erfreuen sich daran und respektieren das, was der andere an Eigenheiten und Eigenarten seines Glaubens und seiner Tradition mitbringt. Auch wenn beide in Sachen Religion ungemein gebildete Leute sind, bleiben sie lernbereit. Sie erzählen und erklären einander manche Feinheiten ihrer religiösen Tradition. Die Leserin, der Leser dürfen daran teilhaben,

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Von Christine Hubka ohne sich beschulmeistert zu fühlen. Nicht alle Orte in und um Jerusalem können beide gemeinsam betreten. Da gibt es Schranken, Tabus, Vorschriften, die nicht immer nur durch die Religion, sondern durchaus auch von politischer Seite errichtet wurden. So besucht der Imam allein den Felsendom in Jerusalem. Der Rabbiner wird damit bis zur Wiederkunft des Messias warten. Offen benennen sie diese Grenzen, unaufgeregt, weise. Verschiedenheit ist kein Fehler, keine Katastrophe, spüre ich bei der Lektüre dieses Buches. Verschiedenheit muss nicht „überwunden werden“. Sie muss nicht einmal „ausgehalten oder toleriert werden“. Sie bedroht nicht. Sie bereichert, fordert heraus, die Welt, das Leben, den Glauben im Weitwinkel statt mit dem Tunnelblick wahrzunehmen.


GELESENEMPFOHLEN

Das vorliegende Buch versucht diese Lücke zu schließen, das heißt eine Verbindung zwischen Ethik und christlicher Spiritualität herauszuarbeiten und zu skizzieren, was das Christentum in seinem Zentrum darstellt.

die tiefe und revolutionäre Botschaft des Christentums. Sie ist einfach und klar. Und: Sie ist für jeden Menschen da. Matthias Beck, geboren 1956 in Hannover, ist seit 2007 außerordentlicher Universitätsprofessor für Moraltheologie/Medizinethik an der Universität Wien. Mitgliedschaften: Österreichische Bioethikkommission, Beratergremium der Europäischen Bischöfe in Brüssel (COMECE), Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste, Sachverständiger im Deutschen Bundestag und Deutschen Ethikrat, Autor zahlreicher Bücher im Grenzgebiet von Naturwissenschaft, Medizin, Philosophie-Theologie.

Der Priester, (Moral-)Theologe, Mediziner, Pharmazeut und Philosoph Matthias Beck zeigt, wie aktuell der christliche Glaube gerade heute ist und was er für die Bewältigung unserer Lebens- und Alltagsfragen „bringt“. Er beschreibt die Hintergründe europäischer Werte und stellt die Grundfesten des christlichen Glaubens dar. Fragen zum Menschen- und Gottesbild sowie zum interreligiösen Dialog laden zum vertiefenden Nachdenken ein. Ein Buch für Christen, die Argumente für ihren Glauben suchen, aber ebenso für Menschen aus anderen Kulturen und Religionen, die sich über die zentralen Aussagen des Christentums informieren möchten. Matthias Beck lädt ein, sich einzulassen auf

Matthias Beck; Christ sein – was ist das? Styria Premium, Wien 2016, 160 Seiten, ISBN: 978-3-222-13542-2, EUR 19,90

Die Fotos von Florian Reiner, der die Reise begleitet hat, erlauben diesen Weitwinkel-Blick, bringen die Atmosphäre ins Bild, die den ganzen Text durchzieht. Die Form des Textes ist so ungewöhnlich wie das ganze Projekt. Das Layout bildet den Dialog der beiden Reisenden ab. Der eine spricht linksbündig, der andere antwortet eingerückt. Wie im wirklichen Leben hört der Eine oder der Andere einmal länger zu, dann wieder gibt es ganz kurz Einwürfe. Hin und her geht das Gespräch. Und beiden glaube ich ihren Glauben, der ihnen ein festes Lebensfundament ist und der ihnen ermöglicht, den anderen so sein zu lassen, wie er ist.

nach Wien, um an der Islamischen Akademie zu studieren. 2014 reiste er gemeinsam mit Schlomo Hofmeister – 1975 in München geboren, Studium der Geschichte und Anthropologie sowie seit 2008 Gemeinderabbiner in Wien – durch die Türkei, Israel und die Palästinensergebiete.

Ramazan Demir ist Imam der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. 1986 in Ludwigshafen als Sohn türkischer Einwanderer geboren, kam er 2006

Ramazan Demir/Schlomo Hofmeister; Reise nach Jerusalem: Ein Imam und ein Rabbiner unterwegs, Amalthea, 208 Seiten, ISBN: 978-3-990500-439, EUR 22,DIE MALTESER 3-4/2016

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GELESENEMPFOHLEN

HEIMAT, WARUM MUSSTE ICH DICH VERLASSEN? Ungarnaufstand 1956 – Zeitzeugen erzählen.

Von Wolfgang Bachkönig

Artikel, die für den täglichen Gebrauch benötigt wurden. Feldküchen wurden eingerichtet, Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen zu Verpflegungsstellen umgebaut. Frauen aus den Dörfern kochten für die Geflüchteten oder hörten ihnen einfach zu, wenn sie von ihren dramatischen Erlebnissen erzählten.

deren zu helfen. In meinem Buch habe ich deshalb auf Erzählungen von Zeitzeugen – Flüchtlingen, Gendarmen, Zöllnern und Angehörigen des Bundesheeres – besonderen Wert gelegt. Sie haben gemeinsam mit den Hilfsorganisationen dafür gesorgt, dass die Grenze gesichert und die Flüchtlinge versorgt werden konnten.

Für mein Buch hatte ich die Möglichkeit, in die Behördenprotokolle von damals Einsicht zu nehmen. Beeindruckend, mit welcher Präzision in jener Zeit, in der es kaum technische Kommunikationsmittel gab, gearbeitet wurde! Obwohl die Menschen damals, so knapp nach dem zweiten Weltkrieg, noch immer viele Entbehrungen auf sich nehmen mussten, waren sie mehr als bereit, an-

Wolfgang Bachkönig, Pressesprecher der Landespolizeidirektion Burgenland, ist seit 40 Jahren Polizist. Seine Großeltern wurden gemeinsam mit seiner Mutter im Jahre 1946 aus Balf (Wolfs), einer 800-Seelen-Gemeinde nahe von Sopron, als Volksdeutsche nach Deutschland deportiert. 1948 kamen sie zurück ins Burgenland, da sie auf eine Rückkehr in ihre Heimat hofften. In der Zwischenzeit wurde jedoch der Eiserne Vorhang errichtet und geschlossen. Großeltern und Mutter wurden in Rust/See sesshaft und bauten sich dort eine neue Existenz auf.

BETEN

Beziehung zum ganz Anderen

Wolfgang Bachkönig; Heimat, warum musste ich dich verlassen? Ungarnaufstand 1956 – Zeitzeugen erzählen, erhältlich: Druckerei Aumayer, office@aumayer.co.at, 07744/20080, 296 Seiten mit 140 Bildern, EUR 20,- zuzügl. Porto

Von Richard Mischak Die Welt des Betens scheint unergründlich zu sein. Auf dem Weg mit Gott im Gebet schöpfen Menschen aus einer Quelle, die täglich Kraft gibt und hilft, zu einem erfüllten Leben zu reifen. Der Autor hat reichlich Gebetserfahrung gesammelt und führt uns in die Dimensionen des Betens als Mönch, im Leben eines Pfarrers oder in der Familie ein. Er lässt auch betende Menschen in diesem Buch erzählen. Beten ist etwas elementar Menschliches, aber sehr facettenreich. Es ist das Zusammenleben mit Jesus im „Raum“ des Vaters und des Hl. Geistes. Jesus ist in mir, und wir

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tanzen miteinander das Leben. Beten können wir mit dem Rosenkranz und mit der Bibel in der Hand; im Geist und mit Gesang. Beten ist aber auch Anbetung. Der Grundakt des Gebets bedeutet: sich der Liebe Gottes öffnen, dann ist der Mensch im Heil. Das Buch zeigt auf, wie wir Gott in unserem Leben begegnen können. Das Abendgebet in der Familie zum Beispiel hat etwas Ritualisierendes. Kerzen anzünden lieben Kinder besonders – und mit der brennenden Kerze in der Hand wird das Licht einem Anliegen oder einem Menschen gewidmet. Beten ist auch im Zusammenhang mit Schuld zu betrachten. „Wie gehen wir mit Schuld um?“, ist eine der


GELESENEMPFOHLEN

ZWEI SCHWESTERN AN DER FRONT Edina Gräfin Clam-Gallas und Therese Gräfin Buquoy als Malteser-Schwestern im Ersten Weltkrieg.

Von Richard Mischak

Nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 kämpften Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee auch an der Südgrenze der Doppelmonarchie. Um das Überleben zahlreicher Verwundeter in den Frontspitälern kümmerten sich freiwillige Krankenschwestern – wie Edina Gräfin Clam-Gallas und Therese Gräfin Buquoy. Beide entstammten bekannten böhmischen Adelsfamilien. Wobei: Standesunterschiede spielten damals weder im Feld noch im Frontspital eine Rolle. Die Schwestern aus dem Hochadel versahen die gleichen Tätigkeiten wie die Kolleginnen aus bürgerlichen Verhältnissen. Das Buch besticht durch die Authentizität des Briefwechsels von Gräfin Edina Clam-Gallas mit ihrer Familie und den erst 50 Jahre später niedergeschriebenen Erinnerungen von Therese Gräfin Buquoy. Es sind somit zwei Aufzeichnungen des Erlebten bei ein- und demselben thematischen, zeitlichen und örtlichen Kontext. Die facettenreichen Briefpassagen – auch mit humorvollen Freizeitbeschreibungen – schildern die Arbeit an der Front mit Details, die in der üblichen Kriegsberichtersten Fragen des Autors. Wir werden an uns selbst und an Anderen schuldig. „Ich bin nicht mehr ganz, und ich gehöre nicht mehr voll dazu – wie gehen wir damit um?“ Oftmals ist Verdrängung ein verbreitetes Mittel. Diese Verdrängung hinterlässt massive Spuren in unserem Körper. Unbehagen, Depressionen und manchmal auch Krankheiten sind die Folge. Doch durch die Selbstanklage wird die Schuld nicht bewältigt. Nehmen wir uns als bedürftiges Wesen wahr und bitten wir Gott um Hilfe und Beistand? Für einen Weg der Heilung legt uns der Autor drei notwendige Schritte nahe: Schuld erkennen und formulieren, Verantwortung für die Schuld übernehmen und sich selbst

erstattung kaum zu finden waren. Der Leser erhält also einen unmittelbaren, mit Fotos unterlegten Eindruck von den Geschehnissen der Zeit und der „jungmädchenhaften Unbekümmertheit“, mit der die Situationen und Menschen von Gräfin Edina ClamGallas, alias Malteserschwester Frieda, gezeichnet wurden. Selbstverständlich kommen auch die Schwierigkeiten, die der belastende Dienstbetrieb mit sich brachte, nicht zu kurz. Aus soziologischer Sicht ist wohl der aus dem Briefwechsel ersichtliche familiäre Umgang der damaligen Zeit höchst interessant: Der Vater von Edina, Ehren- und Devotionsritter Franz Graf Clam-Gallas, war Inspektor der Chirurgengruppen, in denen die beiden jungen Gräfinnen dienten.

Raimund Paleczek/Uwe Beck (Hrsg.); Zwei Schwestern an der Front – Edina Gräfin Clam-Gallas und Therese Gräfin Buquoy als Malteser-Schwestern im Ersten Weltkrieg (1915-1918). Sudentendeutsches Archiv, 552 Seiten, ISBN: 978-3-933161-109, EUR 80,vergeben. Das Buch schließt mit einer Aufforderung: „Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe (Joh. 15.12).“ Wenn wir beten, bewegen wir uns im Baustellengelände „Neuer Himmel – Neue Erde“. Beten gehört zum Leben. Pater Hans Schalk, 1932 in München geboren, verfügt über reiche Erfahrung als Beichtvater und geistlicher Begleiter. Als Redemptorist sieht er seine zentrale Aufgabe darin, den Menschen die Befreiung zum vollen Leben mit Gott zu erschließen.

Hans Schalk; Beten – Beziehungen zum ganz Anderen, Tyrolia, 102 Seiten, ISBN: 978-3-702233-532, EUR 9,95 DIE MALTESER 3-4/2016

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24. Juli in Tanzania Dr. Clemens Mader Langjähriges Mitglied des MHDA

2. Juli 2016 Dkfm. Vinzenz Graf Czernin von Chudenitz Ehren- und DevotionsGroßkreuzritter Nach einem langen und erfüllten Leben im Vertrauen auf Jesus Christus war es Vinzenz – oder Vinzi, wie wir ihn nennen durften – vergönnt, am Abend nach einem Treffen bei Freunden auf Schloss Rain plötzlich, aber nicht unvorbereitet, im 85. Lebensjahr von uns zu gehen. Immer initiativ und unternehmungslustig, war Vinzenz gemeinsam mit seiner Frau Vroni sehr gerne in Gesellschaft. Alle unterhielten sich freudvoll mit ihm. Er konnte wichtige Dinge mit einem Augenzwinkern so sympathisch sagen! Und immer waren in diesen Gesprächen sein tiefer Glauben präsent und sein Engagement, sich für diesen einzusetzen. Dem Malteser-Orden gehörte Vinzenz Czernin seit 1950 an. Die Treue zu seinem Orden hat – wie es im Malteser-Gebet heißt – sein Leben und Handeln durchdrungen. Er ist dem Nächsten in Liebe begegnet. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat er selbst Hilfsgüter nach Rumänien gebracht und dort verteilt. Immer wieder hat er in Kärnten das Leid von Familien gelindert, die vom Schicksal besonders hart getroffen waren. In seinen Jahren als Delegat des Ordens in Kärnten sind die schönen Hausmessen bei den Ordensmitgliedern entstanden. Über die Rangerhöhung zum Großkreuz Ehren- und Devotionsritter hat er sich besonders gefreut. Sein großer Wunsch war es, dass auch in Kärnten wieder ein humanitärer Dienst der Malteser entsteht. Diesen Wunsch werden wir nicht vergessen! Vinzi, wir alle sind sicher, dass Du im Himmel bist! Lass bitte die Türe einen Spalt offen, sodass wir eines Tages leichter hinein kommen. Ulrich Glaunach R.I.P.

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5. August 2016 Konsul Dr. h.c. Gertrude Albine Schön Magistraldame Durch das Sakrament der Krankensalbung gestärkt, ist Frau Konsul Gertie Schön am 5. August im Fürstentum Monaco friedlich entschlafen und ihrem erst im April verstorben Sohn und Ordensmitglied Alexander nachgefolgt. Seit 1959 engagierte Unterstützerin und seit 1979 als Magistraldame im Orden, hat Frau Konsul Gertie Schön laufend die Hilfswerke des Großpriorats unterstützt, Bedürftigen die Wallfahrten nach Rom, Lourdes und Mariazell ermöglicht und diskret die Botschaft und ihre Vertreter in Österreich gefördert. Sie war Trägerin des Verdienstkreuzes mit Krone der Verdienstauszeichnung „Pro Merito Melitensi“ und hat als Honorarkonsulin der Republik Costa Rica hilfreich für ihre Mitmenschen gewirkt. Frau Konsul Gertie Schön wird uns mit ihrer freundlichen Art und ihrer großherzigen Persönlichkeit stets in bester Erinnerung bleiben.


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WIR TRAUERN UM

5. September 2016 Ladislaus Graf Batthyány von Német-Ujvár Ehren- und Devotionsritter Ladislaus (Laci) Graf Batthyány von NémetUjvár wurde am 10. August 1928 in MagyarSzecsöd in Ungarn geboren und verbrachte dort auch seine Kindheit. 1945 musste die Familie zuerst nach Vorarlberg fliehen und ging dann mit Verwandten nach Uruguay. Laci Batthyány arbeitete dort zehn Jahre als Chemiker in einer Zuckerrohr Plantage. 1956 nach Österreich zurückgekehrt, siedelte er sich in Güssing im Burgenland an, da die Besitzungen in Ungarn von den Kommunisten enteignet worden waren. Er heiratete 1959 und wurde wie sein Vater Forstwirt. 1970 als Ehren- und Devotionsritter in den Souveränen MalteserRitter-Orden aufgenommen, war er seit dem in der Delegation Burgenland tätig. Unermüdlich half er mit, wo er konnte, und es gab lange Zeit keinen Dienst und keine Ordenswallfahrt, an der er zusammen mit seiner Frau Giovanna nicht teilnahm. Seine bescheidene Art und seine Herzlichkeit waren sprichwörtlich, sein Humor half vielen Betreuten auch über für sie unangenehme Situationen hinweg. Die Familie war ihm wichtig und stolz konnte man ihn von seinen drei Kindern und neun Enkelkindern erzählen hören. Im 88. Lebensjahr hat der Herrgott ihn nun zu sich gerufen. Er wird uns fehlen.

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17. Oktober 2016 Dr. Josef Mayer Bereichsleiter-Stv. Bereich Salzburg Unser von allen sehr geschätzter Bereichsleiter-Stellvertreter Dr. Josef Mayer ist am 17. Oktober 2016 völlig unerwartet aus unserer Mitte gerissen worden. Wir trauern gemeinsam mit seiner Familie und seinen Freunden um eines unserer besten, engagiertesten Mitglieder. Josef Mayer wurde 1960 in eine traditionsreiche Salzburger Familie geboren. Nach der Schule studierte er Germanistik und Publizistik an der Paris-Lodron-Universität Salzburg und schloss mit dem Doktorat ab. In seinem Zivilberuf war Josef seit vielen Jahren bei der „Wüstenrot-Versicherung“ tätig, u. a. als Leiter der Presse-Abteilung. Als Malteser war er ein sogenannter „Spätberufener“. Erst durch einen guten Malteser-Freund heftig begeistert, umworben und schließlich entschlossen, ließ er sich vor fünf Jahren auf die Ausbildung im Malteser Hospitaldienst ein. Im Juni 2015 wurde er gemeinsam mit Elisabeth Hintner in die neu zu besetzende Bereichsleitung berufen. Die Zusammenarbeit mit Dir, lieber Josef, war von Anfang an geprägt durch gegenseitiges stets harmonisches Verstehen, Respekt, Kreieren von Perspektiven für unseren Bereich und die partnerschaftliche Aufteilung aller in der Führung des Salzburger Bereichs nötigen Agenden. Die intensive Kommunikation miteinander lag uns dabei besonders am Herzen. Es gab keinen Dienst, den Du nicht aus Überzeugung, voller Herzblut angetreten hast. Die Zusammenarbeit mit Dir war ein Glücksfall – für mich und zum Wohl unserer gemeinsamen Aufgaben. R.I.P., Du großer Malteser! Der Herrgott vergelte Dir all Dein Dienen (wie Du es gerne genannt hast)! Du lebst unter uns als Vorbild weiter. Elisabeth Hintner

R.I.P. DIE MALTESER 3-4/2016

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WIR TRAUERN UM

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31. Oktober 2016 Leonhard Graf von Wolkenstein-Rodenegg Ehren- und Devotions-Großkreuzritter vormals Delegat für Tirol und Vorarlberg Der Verstorbene war der Initiator des Bereichs Tirol des MHDA. Beeindruckt vom Wirken des damaligen Malteser Hilfsdienstes in Wien, Salzburg und Graz veranlasste er als Delegat 1969 die Bildung der ersten Ausbildungsgruppe in Tirol mit mehr als 30 Teilnehmern. Er selbst war der Älteste in dieser Gruppe, die im Juni 1970 in das zum Malteser Hospitaldienst

Austria umgebaute Hilfswerk des Großpriorats aufgenommen wurde. Lieber Leonhard, Du warst somit das Fundament zahlreicher Berufungen in Hospitaldienst und Orden – inklusive meiner eigenen. Dafür danken Dir die Malteser und die Mitmenschen, denen wir zur Seite stehen dürfen. Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn

28. Novmeber 2016 Gioacchino Baron Malfatti di Montetretto Ehren- und Devotions-Großkreuzritter in Obödienz Botschafter i.R. Am 28. November verstarb im 93. Lebensjahr S. Exz. der ehemalige langjährige ao. und bev. Botschafter des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens in Österreich, Gioacchino Baron Malfatti di Montetretto. Von 1982 bis 2005, ganze 23 Jahre lang, wachte er über die Botschaftsagenden in Österreich und war mit dem Großpriorat und seinen Werken auf das Herzlichste verbunden. In dieser Zeit gelang es ihm zum Beispiel die schwierigen rechtlichen Fragen über den juridischen Status des Malteser Hospitaldienstes Austria (MHDA) und des Großpriorates als Teil-Nachfolgeorganisation des ehemaligen Großpriorates von Böhmen und Österreich einer endgültigen Klärung bzw. Anerkennung durch die österreichischen BeR.I.P.

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hörden zuzuführen. Höchst angesehen und wertgeschätzt, sowohl im Außenministerium als auch beim Diplomatischen Corps, half er unseren Orden mit seiner Hilfe nach dem Fall des Eisernen Vorhanges mit Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen, Slowenien, Kroatien, Albanien, dem Fürstentum Liechtenstein, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina diplomatische Beziehungen zu gründen. Er verhandelte vier Postabkommen und war auch Botschafter im Fürstentum Liechtenstein. Seine reiche Erfahrung und sein diplomatisches Geschick machten ihn, den langjährigen Vizedoyen des Diplomatischen Corps in Österreich, zu einem angenehmen und immer gerne gehörten Gesprächspartner, dem der Orden und seine Hilfswerke zutiefst am Herzen lagen. Wir trauern mit seiner Familie um einen noblen Menschen. Richard Steeb


Musik: C+B 2016

ORDENSGEBET

WER SINGT, BETET DOPPELT Ordensgebet der Malteser nun auch für Gesang verfügbar. Vor Kurzem wurde in Wien eine vertonte Version des Ordensgebets der Malteser vorgestellt. Geschaffen wurde sie von Bärbl Bauer, einem langjährigen Mitglied von SMRO und MHDA, und ihrer Tochter Clara, die ebenfalls dem MHDA angehört. Damit haben sich zwei ausgewiesene „Fachfrauen“ dieser Aufgabe angenommen – Bärbl wirkt seit vielen Jahren als Musiklehrerin und Chorleiterin, Clara studiert an der Musikuni Wien Dirigieren. Und was hat sie auf die Idee gebracht? „Alle Neu-Malteser müssen im Rahmen ihrer Ausbildung

Von Georg Male das Ordensgebet auswendig lernen, das wir als identitätsstiftendes Gebet regelmäßig gemeinsam beten und uns in seine Aussagen vertiefen“, erklärt Bärbl Bauer. „Nach dem Motto ‚Wer singt, betet doppelt‘ haben wir uns das rhythmisch vertonte „Vater unser“ als Vorbild genommen. Hier werden die Worte durch die emotionale Verbindung mit Musik für viele Menschen leichter spürbar. Die Vertonung des Ordensgebets kann – vor allem für jüngere Malteser – vielleicht eine Hilfe sein, schneller einen ‚Draht‘ zu diesem Gebet zu bekommen.“ DIE MALTESER 3-4/2016

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TERMINE

Termine 2016/2017 DEZEMBER 2016

MAI 2017

02–03 Karitativer Weihnachtsbazar Börseplatz 03–04/10–11/17–18 Adventmarkt Halbturn 02–03/09–10/16–17 Straßensammlung Graz 07–11 Straßensammmlung Wien 24–25 Weihnachtssammlung Salzburg

MHDA MHDA MHDA MHDA MHDA

Straßensammlung Salzburg

Wallfahrt Lourdes Straßensammlung Tirol

MHDA MHDA

JUNI 2017 24 24

Aufnahme 50-Jahr-Feier Bereich Salzburg

SMRO/MHDA SMRO/MHDA

JULI 2017

APRIL 2017 06-09

04–08 25–28

MHDA

22–29

IMS 2017 – Internationales Malteser Camp in Salzburg www.maltacamp2017.at/de/ SMRO/MHDA

Wiederkehrende Termine Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien „Montag bei den Maltesern“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr

KONTAKT Souveräner Malteser-Ritter-Orden Großpriorat von Österreich Dipl.-Ing. Richard Steeb T: +43 1 512 72 44 E: smom@malteser.at I: www.malteser.or.at AIDS-Dienst Malteser Teresa Grill T: +43 650 41 61 958 E: adm@malteser.at I: www.aids-dienst-malteser.at Haus Malta Dir. Bogdan Norbert Bercal T: +43 1 597 59 91 E: hausmalta@malteser.at I: www.hausmalta.at Johannesgemeinschaft Mag. Jan Ledóchowski T: +43 1 512 72 44 E: info@jg-online.at I: www.jg-online.at

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Malteser Alten- und Krankendienst Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf T: +43 676 311 00 32 E: ordination@schlanitz.at I: www.malteser.or.at/werke/makd Malteser Betreuungsdienst Angela Thierry T: +43 1 405 13 49 F: +43 1 402 95 66 E: mbd@malteser.at I: www.malteser.or.at/werke/mbd Malteser Care-Ring Helmut Lutz T: +43 1 361 97 88 Fax 50 Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800 (Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr) E: office@malteser-care-ring.at I: www.malteser-care-ring.at

Malteser Hospitaldienst Austria Bundeszentrale Mag. Manuel Weinberger T: +43 1 512 53 95 E: mhda@malteser.at I: www.malteser.at Malteser Kinderhilfe Olivier Loudon DGKS Veronika Karner T: +43 7472 98201 E: office@malteser-kinderhilfe.at I: www.malteser-kinderhilfe.at Malteser Palliativ-Dienst Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch T: +43 1 512 72 44 E: mpd@malteser.at I: www.malteser.or.at/werke/mpd Malteser International Dipl.-Ing. Richard Steeb T: +43 1 512 72 44 E: smom@malteser.at I: www.malteser-international.org


generali.at

ÜBERBLICK

Ich werd’ nie allein sein! Maria A., St. Pölten

Verstanden: Generali BestCare: Pflege

Um zu verstehen, muss man zuhören. Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen - die finanzielle Lücke zwischen den tatsächlich anfallenden Kosten und dem staatlichen Pflegegeld trifft viele Familien oft unvorbereitet. Für ein Maximum an Lebensqualität bieten wir Kostenersatz bei vorübergehender Pflege und monatliches Pflegegeld bei dauerhafter Pflege - wahlweise ab Pflegestufe 3 oder 4. Individuell wählbare Zusatzbausteine sowie eine Prämienbefreiung bei dauerhafter Pflege sorgen für persönliche Unabhänigkeit. Die Pflege-Assistance bietet Information und Unterstützung zum Thema Pflege. Informieren Sie sich beim Generali-Betreuer des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke in Österreich. Dir. i. AD Alfred Wohlesser, MAS, M +43 676 8254 4718, alfred.wohlesser@generali.com

Unter den Flügeln des Löwen. DIE MALTESER 3-4/2016

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Gesegnete Weihnachten wünscht allen unseren Lesern das Redaktionsteam „Die Malteser“

Souveräner Malteser-Ritter-Orden Großpriorat von Österreich Johannesgasse 2, 1010 Wien Katharina Stögner T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90 katharina.stoegner@malteser.at www.malteser.or.at

MALTESER Hospitaldienst Austria Bundeszentrale Johannesgasse 2, 1010 Wien Mag. Manuel Weinberger T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78 office@malteser.at www.malteser.at

53. Jahrgang Ausgabe3-4/2016 P.b.b. 11Z038858M 1010 Wien

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