Manuskript
radioWissen
SENDUNG: 08.01.2018 9.05 Uhr AUFNAHME: STUDIO: GESCHICHTE Ab 8. Schuljahr
TITEL:
Alexander der Große Wie ein Makedone die Welt veränderte
AUTOR/IN:
Ulrich Zwack
REDAKTION:
Thomas Morawetz
REGIE:
Dorit Kreissl
TECHNIK:
SPRECHER:
Erzählerin Erzähler Zitator
INTERVIEWPARTNER: Besondere Anmerkungen:
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
2 ZUSP. 1:
OT- Alexander Free
Alexander der Große ist bis nach Indien gezogen. Und ich denke, das Lable „groß“ geht v.a. darauf zurück. Natürlich handelt es sich um eine ambivalente Gestalt, aber schon in der Antike wurde er vor allem für seine großen Eroberungszüge gefeiert. Zum anderen geht es natürlich um die Person Alexander selbst. Die ist sehr schwer zu greifen in den Quellen.
MUSIK:
ERZÄHLERIN: Der Althistoriker Dr. Alexander Free von der Ludwig-Maximilians-Universität München, versucht das Phänomen Alexander der Große zu erklären. Dass die Person des weltenstürmenden Makedonenkönigs so schwer zu greifen ist, liegt vor allem daran, dass aus den Tagen Alexanders leider keine einzige authentische Quelle erhalten ist. Sämtliche antiken Zeugnisse von seinem Leben und Wirken stammen erst aus der römischen Kaiserzeit. Zwar benutzten Geschichtsschreiber wie Arrian, Plutarch, Diodor, Curtius Rufus oder Iustin zu ihrer Zeit noch vorhandene Originalquellen, doch häufig haben sie diese in ihrem Sinne interpretiert und mitunter auch missverstanden. Darum widersprechen sie einander auch hin und wieder.
ERZÄHLER: Für den modernen Historiker ist es also oft sehr schwer, von der Person und den Taten Alexanders des Großen ein objektives Bild zu gewinnen.
ERZÄHLERIN: Soviel steht zweifelsfrei fest: Alexander war ein ungeheures Energiebündel. Andernfalls wäre es ihm nie gelungen, innerhalb von nur elf Jahren das Perserreich zu erobern - eine für damalige Verhältnisse wahre Supermacht. Ihr Staatsgebiet reichte von der kleinasiatischen Mittelmeerküste und Ägypten bis weit ins heutige Afghanistan und Pakistan hinein. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
3 ERZÄHLER: Der Treibstoff für Alexanders Energie, da sind sich die antiken Autoren einig, war sein unstillbarer Póthos. Ursprünglich nur sexuelles Begehren meinend, stand der Begriff bei den Griechen mit der Zeit für Sehnsucht überhaupt; für Begeisterungsfähigkeit; für Fernweh; für Ehrgeiz, sich zu bewähren und Großes zu vollbringen.
MUSIK:
ERZÄHLERIN: Gleich nach der Überfahrt über die Meerenge zwischen Europa und Kleinasien, scheint sich der erst 21jährige aus heutiger Sicht recht merkwürdig zu verhalten.
ERZÄHLER: Noch ehe er von Bord geht, schleudert er seinen Speer aufs Land, um zu symbolisieren, dass er es erobern wird. Er begibt er sich zu den nahe gelegenen Ruinen von Troja, wo mehrere Gedenkstätten an den sagenhaften Trojanischen Krieg erinnern. Plutarch von Chaironeia berichtet gegen Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts:
ZITATOR: Nachdem er die Grabstele des Achill gesalbt und nackt mit seinen Freunden einen Wettlauf darum gemacht hatte, schmückte er sie mit einem Kranz.
ERZÄHLERIN: Doch damit nicht genug. Im Tempel der Athene tauscht Alexander seine Rüstung und Waffen gegen solche, die angeblich aus dem Trojanischen Krieg stammen. Darunter ein Prunkschild, der als der des Sagenhelden Achilles gilt.
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4 ERZÄHLER: Zum Waffentausch fühlt er sich umso mehr berechtigt, als er felsenfest davon überzeugt ist, nicht nur väterlicherseits vom Halbgott Herakles abzustammen, sondern mütterlicherseits auch noch vom Halbgott Achilles. Das mag heute ziemlich befremdend klingen. Aber in der Antike haben sich fast alle prominenten Adelsfamilien auf halbgöttliche, wenn nicht gar göttliche Ahnen berufen.
ZUSP. 2:
OT-Free
In der Tat ist das normal. Also der Mythos an sich ist Geschichte für die Griechen. Und von daher ist es Alexander nicht vorzuwerfen, wenn er sich in einer Tradition sieht mit den mythischen Vorvätern. Zum anderen wird es auch innerhalb seiner Familie so tradiert, die sich wirklich auf Achilles und Herakles zurückführen. Und dadurch verschwimmt Mythos und Geschichte für ihn. Und es ist nicht, dass er jetzt verrückt wär in diesem Punkt.
MUSIK:
Dazu ATMO: Vereinzeltes Waffenklirren
ERZÄHLERIN: Als Alexander persischen Boden betritt, hat er eine Streitmacht von rund 30.000 Fußsoldaten und 5.000 Reitern dabei. Etwa die Hälfte davon sind Makedonen. Die andere Hälfte setzt sich aus Griechen des sogenannten Korinthischen Bundes zusammen: einem Bündnis der meisten griechischen Stadtstaaten. Hegemon das heißt Anführer bzw. Vorsitzender des Bundes, ist laut Verfassung der König von Makedonien. Jetzt, im Jahr 334 v. Chr. heißt der Hegemon Alexander. Er ist vor zwei Jahren an die Stelle seines ermordeten Vaters getreten.
ERZÄHLER: Wie bis heute geläufig, ist der offizielle Kriegsgrund rein propagandistischer Natur:
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5 Angeblich handelt es sich bei dem Unternehmen um einen Racheakt der im Korinthischen Bund geeinten Griechen für den rund 150 Jahre vorher erfolgten Überfall der Perser auf Griechenland. Die Makedonen wollen sie dabei nur unterstützen. Der wahre Grund ist reine Machtgier: Philipp II. hat das ehedem unbedeutende Zwergkönigreich Makedonien mit militärischem und diplomatischem Geschick zur führende Regionalmacht auf dem südlichen Balkan gemacht. Und jetzt will Alexander, einen Plan seines Vaters verfolgend, die makedonische Einflusssphäre auf Kleinasien ausdehnen.
ERZÄHLERIN: Im Dauerstreit mit der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien ums makedonische Erbe betont Griechenland heute gerne, dass Makedonien und die Makedonen schon immer griechisch gewesen seien. Aber das ist historisch falsch. In der Antike galt lediglich die makedonische Herrscherfamilie der Argeaden als griechisch, weil es ihr erfolgreich gelungen war, für sich einen griechischen Migrationshintergrund zu konstruieren.
ERZÄHLER: Die übrigen Makedonen galten den Griechen dagegen als hinterwäldlerische Barbaren. Zwar sprachen sie ein mit dem Griechischen eng verwandtes Idiom, aber es unterschied sich doch so sehr davon, dass es als eigene Sprache empfunden wurde und nicht als griechischer Dialekt.
MUSIK
ERZÄHLERIN: Als Alexander in Kleinasien eintrifft, lässt das die Perser ziemlich kalt. Großkönig Dareios III. residiert im weit entfernten Susa und denkt keine Sekunde lang daran, sich persönlich an die Front im Fernen Westen zu bemühen. Was soll ihm, dem König der Könige, ein dahergelaufener, gerade erst erwachsen gewordener Heißspund schon groß anhaben können? ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
6 ERZÄHLER: Er erteilt seinen kleinasiatischen Satrapen – so nennt man damals die Statthalter der persischen Provinzen – Befehl, die lästige Angelegenheit schnell zu bereinigen. Als Vorsichtsmaßnahme stellt er ihnen noch seinen fähigsten Feldherren zur Seite: den Griechen Memnon von Rhodos.
ERZÄHLERIN: Der entwirft umgehend eine erfolgversprechende Strategie: Die persische Flotte solle die Dardanellen sperren, Alexander mithin vom Nachschub abschneiden. Dann brauche man in Kleinasien nur noch sämtliche Vorräte und Ernten vernichten, um den Feind dem Hunger auszusetzen - und schon wäre der Invasions-Spuk wieder beendet.
ATMO: SCHLACHTENLÄRM
ERZÄHLER: Aber die Satrapen fordern die Eindringlinge stattdessen am Flüsschen Granikos zur offenen Feldschlacht heraus und kassieren dafür eine herbe Niederlage. Zwar kommt Alexander bei dem Treffen fast zu Tode, doch Kleitos, einer seiner engsten Freunde, rettet ihm in letzter Sekunde das Leben:
ZITATOR: Alexander war an seinem Schild und seinem Helmbusch leicht zu erkennen. Die (persischen) Feldherrn Rhoisakes und Spithridates stürmten gleichzeitig auf ihn ein. Während des Zweikampfes hieb Spithridates mit der Streitaxt nach ihm. Er traf den Helmbusch, der Helm aber hielt dem Hieb stand. Spithridates holte zum zweiten Mal aus, da kam ihm Kleitos zuvor und jagte ihm den Speer mitten durch den Leib. Gleichzeitig fiel auch Rhoisakes, von Alexanders Schwert getroffen.
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7 ERZÄHLER: Der Sieg am Granikos bringt Alexander mit einem Schlag die Herrschaft über Kleinasien. Dareios muss langsam einsehen, dass er den Heißsporn wohl etwas unterschätzt hat. Deshalb beginnt er jetzt mit Truppenaushebungen großen Stils. Und er lässt sich dazu herab, die nächste Schlacht gegen die Eindringlinge selbst zu leiten.
ATMO: KAMPFLÄRM
ERZÄHLERIN: So kommt es im November des Jahres 333 v. Chr. nahe der Stadt Issos am Golf von İskenderun zum ersten direkten Aufeinandertreffen von Alexander und Dareios. Die Perser sind weit überlegen, aber als der Makedone mit seiner Reiterei direkt auf den Großkönig zustürmt, gibt der die Schlacht vorzeitig verloren und wendet sich zur Flucht.
MUSIK:
ERZÄHLER: Indes ist der Sieger weit mehr als nur ein Glückspilz und waghalsiger Draufgänger, der sich bei jedem Kampf mitten ins Getümmel stürzt. Denn Alexander ist auch hochintelligent, er weiß umsichtig und weit vorausschauend zu planen. Und er besitzt eine umfassende Allgemeinbildung. Kein Wunder: Schließlich hatte er als Jugendlicher keinen Geringeren als Aristoteles zum Privatlehrer, den wohl bedeutendsten Philosophen und Gelehrten jener Zeit.
ERZÄHLERIN: So interessiert sich der König für alles Mögliche. Für Literatur, Philosophie, schöne Künste, Geistes- und Naturwissenschaften. Auf seinem Eroberungszug begleiten ihn u.a. der Neffe von Aristoteles, der Historiker Kallisthenes, etliche Philosophen und Künstler; Zoologen und Botaniker; Belagerungsmaschinen-Konstrukteure und ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
8 Ärzte; Geographen und sogenannte Bematisten, wörtlich Schrittezähler, deren Aufgabe es ist, die zurückgelegten Entfernungen zu messen.
ERZÄHLER: Alexander könnte jetzt dem flüchtigen Großkönig Dareios nacheilen und ihn zu stellen versuchen; aber er macht sich lieber erst einmal daran, sich den Rücken zu sichern. Zu diesem Zweck unterwirft er Syrien, Phönizien, Judäa und Palästina. Nur die auf einer Insel vor der Küste gelegene phönizische Stadt Tyros leistet erbittert Widerstand. Alexander belagert sie über ein halbes Jahr lang. Er lässt Dämme aufschütten, setzt himmelhohe Belagerungstürme ein und eine starke Flotte, Als die Stadt endlich fällt, richtet er zur Strafe ein schreckliches Blutbad an, lässt die Häuser zerstören und die Überlebenden niedermetzeln oder in die Sklaverei verkaufen.
MUSIKWECHSEL:
ERZÄHLERIN: Dann zieht er weiter nach Ägypten, wo er als Befreier vom persischen Joch und als neuer Pharao bejubelt wird. Er gründet im Nildelta die Stadt Alexandria, die bald zu einer der bedeutendsten Metropolen der hellenistischen und römischen Antike aufsteigen wird. Und schon wieder geht es weiter, hunderte von Kilometer durch die libysche Wüste; zur Oase Siwa, wo sich ein Orakel des ägyptischen Gottes Ammon befindet, das auch bei Griechen und Makedonen bekannt und angesehen ist.
ERZÄHLER: Dort erhält er eine Privataudienz. Niemand weiß, was ihm die Priester mitteilen. Aber nach dem Besuch des Orakels hält sich Alexander offenbar für einen leibhaftigen Sohn des Gottes Zeus – den die Makedonen und Griechen mit dem ägyptischen Ammon gleichsetzen.
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9 ATMO:
Marschierende Truppen
ERZÄHLERIN: Nach der Eroberung Ägyptens marschiert Alexander schnurstracks ostwärts, um die endgültige Entscheidung mit Dareios zu suchen. Er überquert den Euphrat, zieht quer durch Mesopotamien, überquert auch den Tigris.
ERZÄHLER: Dareios hat seit Issos eineinhalb Jahre Zeit gehabt, um ein neues Heer auszuheben. Sicherlich ist die von Plutarch angegebene Zahl von insgesamt einer Million Kavalleristen, Bogenschützen, Infanteristen, und Streitwagen maßlos übertrieben – aber wie heutige Historiker annehmen, steht Alexanders vierzigtausend Makedonen und Griechen am 1. Oktober des Jahres 331 v. Chr. wohl eine mindestens fünffache Übermacht gegenüber.
ATMO: KAMPFLÄRM
ERZÄHLERIN: Trotzdem endet die Schlacht bei Gaugamela nicht anders als die Schlacht bei Issos: Erneut macht Alexander die zahlenmäßige Unterlegenheit durch den beherzten Einsatz seiner Reiterei wett, prescht wieder direkt auf den Großkönig zu – und der verliert zum zweiten Mal die Nerven und ergreift die Flucht.
FESTLICHE MUSIK
ERZÄHLER: Der Sieger wird daraufhin von der makedonischen Heeresversammlung zum König von Asien ausgerufen; hält triumphalen Einzug in Babylon; zieht weiter, ins Herz des Perserreiches, wo ihm die Königsstädte Susa, Persepolis und Ekbatana kampflos übergeben werden und mit ihnen unermessliche Schätze.
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10 MUSIKWECHSEL: Ab hier dramatischer lesen
ERZÄHLERIN: Dareios versucht sich indes mit einem Verwandten namens Bessos in dessen Satrapie Baktrien abzusetzen. Doch der lässt Dareios unterwegs ermorden und ruft sich selbst zum Großkönig aus.
ERZÄHLER: Postwendend erklärt Alexander die Bestrafung des Königsmörders Bessos zum nächsten vordringlichen Ziel. Drama Ende
ERZÄHLERIN: Die Makedonen aber verstehen die Welt nicht mehr. Gerade eben noch galt Dareios als Erzfeind – und jetzt stellt seine Ermordung plötzlich ein strafwürdiges Verbrechen dar. Überhaupt benimmt sich ihr König in ihren Augen immer seltsamer. Er trägt oft persische Gewänder. Schart persische Höflinge um sich. Reiht zunehmend persische Regimenter in die Armee. Versucht das persische Hofzeremoniell auch gegenüber Makedonen und Griechen durchzusetzen. Und so fragen sich diese immer häufiger, ob sie eigentlich noch freie Gefolgsleute eines makedonischen Heerkönigs sind oder längst Untertanen eines orientalischen Despoten.
ERZÄHLER: Überdies läuft jeder, der sich über die neuen Sitten beschwert, Gefahr, hingerichtet zu werden. Kallisthenes, den Historiker und Neffen des Aristoteles trifft es ebenso wie die Generäle Philotas und dessen Vater Parmenion - einen besonders bewährten alten Haudegen, der schon unter Philipp II. Dienst getan hat. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
11
ERZÄHLERIN: Im Suff wird der König sogar selbst zum Mörder. So gerät er einmal während eines Gelages in Streit mit seinem alten Freund Kleitos und ersticht ihn, der ihm einst am Granikos das Leben gerettet hat, in heller Wut mit einer Lanze.
MUSIK:
ERZÄHLER: Bessos wird 229 v. Chr. gefangen, gefoltert und hingerichtet. Ruhe kehrt deswegen im Ostiran aber nicht ein. Die Provinz Sogdien, in etwa das heutige Pakistan, erhebt sich gegen die Eroberer - und verwickelt sie in einen mörderischen, höchst verlustreichen Guerilla-Krieg. Zum Friedensschluss kommt es erst, als Alexander die bildschöne sogdische Prinzessin Roxane zur Frau nimmt und somit in den Augen der Sogdier gleichsam zu einem der ihren wird .
MUSIKWECHSEL:
ERZÄHLERIN: Jetzt ist das gesamte Perserreich erobert. Endlich könnte man die Früchte aller Anstrengungen genießen und z.B. in Babylon oder Susa in Saus und Braus und orientalischem Luxus schwelgen. Aber der Póthos lässt Alexander an Umkehr nicht einmal denken, sondern lockt ihn sirenengleich weiter nach Indien. Dahinter, so heißt es, ende die bewohnte Welt, läge nur noch der alles Land umspülende Okeanos. Welch lohnendes Ziel für einen Urenkel von Achill und Herakles und Sohn des Zeus!
ERZÄHLER: Schon geht es in anstrengenden Märschen bis zum Indus, und als man den Strom überquert, sieht man sich in der Person des Königs Poros plötzlich mit einem ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
12 starken Gegner konfrontiert. Alexander besiegt ihn in der letzten großen Feldschlacht seines Lebens. Dann befiehlt er: „Los, weiter nach Osten!“ ERZÄHLERIN: Aber am Fluss Hyphasis, im Nordwesten Indiens, der heute Beas heißt, haben seine Soldaten endgültig die Nase voll. Viele von ihnen sind ihren König volle acht Jahre lang klaglos gefolgt. Tausende von Kilometern weit und durch dick und dünn. Aber jetzt, wo sie sich vom ewigen Monsunregen, der verdammten Malaria und den verfluchten indischen Giftschlangen quälen lassen müssen, weigern sie sich, auch nur einen Schritt weiter zu marschieren.
ERZÄHLER: Alexander bekommt daraufhin erst einmal einen seiner berüchtigten Wutanfälle. Der Historiker Arrian:
ZITTOR: “Also gut“, rief er mit heiserer Stimme, „wer heimkehren will, der soll das tun - und dann seinen Freunden erzählen, er habe seinen König mitten im Feindesland im Stich gelassen.
ERZÄHLER: Daraufhin zieht er sich schmollend ins Zelt zurück. Aber nach drei Tagen befiehlt er doch die Umkehr und den Bau einer großen Flotte. Dann fährt man auf den beiden Flüssen Hyphasis und Indus südwärts, dem Indischen Ozean entgegen. Als man ihn nach siebenmonatiger Reise und dauernden Kämpfen mit feindlichen Stämmen erreicht, gelangt Alexander also doch noch bis zum Okeanos – und damit ans Ende der Welt!
ATMO MEER/Dann Wechsel zu MARSCHIERENDER TRUPPE ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
13 ERZÄHLERIN: Von dort aus segelt ein Teil der Truppen per Schiff westwärts, um über den Persischen Golf ins Mündungsgebiet von Euphrat und Tigris zu gelangen. Alexander selbst aber nimmt mit 20.000 bis 30.000 Mann den Landweg. Und zwar mitten durch die Makran-Wüste eine der unwirtlichsten Weltgegenden überhaupt.
ERZÄHLER: Was ihn dazu bewegt, wird für immer unklar bleiben. Ist es Ruhmsucht? Forscherdrang? Rache dafür, dass ihn die Soldaten am Hyphasis zur Umkehr gezwungen haben? Jedenfalls gerät das Unternehmen zum Desaster: Als man der Hölle endlich wieder entrinnt, sind von denen, die sie betreten haben, nur noch ein Viertel am Leben.
FESTLICHE MUSIK
ERZÄHLERIN: Im Frühjahr 324 v. Chr. erreichen sie Susa. Dort veranstaltet Alexander eine große Massenhochzeit. Er selbst heiratet je eine Tochter von Dareios III. und dessen Vorgänger Artaxerxes III. So untermauert er seinen Anspruch, rechtmäßiger Nachfolger auf dem persischen Thron zu sein. Roxane eingerechnet, hat er nun drei rechtmäßige Ehefrauen. Weder Perser noch Makedonen nehmen daran Anstoß. Denn die Großkönige unterhielten von jeher einen ganzen Harem und auch bei den makedonischen Herrschern sind Mehrfachehen durchaus üblich.
ERZÄHLER: Auch rund 100 von Alexanders Freunden und Gefolgsleuten nehmen sich Frauen aus dem persischen Adel. Denn dem Herrscher ist sehr am Entstehen einer makedonisch-persischen Elite gelegen. Zwar schwebt ihm nicht die völlige Verschmelzung der Völker in seinem Reich vor, aber doch, dass alle gleichberechtigt und friedlich zusammenleben. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2018 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; kostenlose Service-Nr.: 0800-5900 222 / Fax: 089/5900-3862 service@bayern2.de; www.bayern2.de
14 ERZÄHLERIN: Außerdem heiraten auch noch an die 10.000 einfache Soldaten ihre bisherigen persischen Konkubinen und tragen somit ihren Teil zur Völkerverständigung bei.
UNHEILVOLLER MUSIK
ERZÄHLER: Und dann verlässt den langjährigen Götterliebling das Glück:
ERZÄHLERIN: Im Herbst des Jahres 324 v.Chr. stirbt sein bester Freund Hephaistion an einer unbekannten Krankheit. Alexander ist außer sich vor Schmerz. Und nur ein Dreivierteljahr später ereilt ihn selbst in Babylon dasselbe Schicksal: Nach einem exzessiven Weingelage beginnt der noch nicht ganz 33-Jährige zu fiebern. Zwölf Tage später, am 6.Juni 323, stirbt auch er. Seitdem rätselt die Welt, woran. An Malaria? An den Spätfolgen einer seiner vielen Kriegsverletzungen? An Leberzirrhose? Wurde er vergiftet? Wenn ja - womit, warum, von wem?
ERZÄHLER: Nach Alexanders Tod fällt das von ihm eroberte Riesenreich innerhalb weniger Jahre in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Seine engsten Paladine raufen sich darum wie wilde Tiere, jeder schnappt sich ein möglichst großes Stück und lässt sich zum König darüber krönen.
MUSIK:
ERZÄHLERIN: Kein Zweifel: Alexander der Große war vor allem ein egomanischer Machtmensch und Massenschlächter. Trotzdem ist er auch der Schöpfer einer neue Ära: Er säte den Keim für die Kultur und das Zeitalter des Hellenismus. Dr. Alexander Free:
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15 ZUSP. 3:
OT-Free
Alexander steht an der Schwelle einer neuen Epoche innerhalb der griechischen Geschichte. Durch seinen Zug bis nach Indien bringt er natürlich auch griechische Kulturelemente bis in die weitesten Teile der bekannten Welt, der Oikumene. Und das hat natürlich Bedeutung für die kommende Zeit. So dass wir wirklich eine hellenistische Kultur haben, die sich entwickelt. Orientiert auch an orientalischen, iranischen Elementen wie etwa dem Königtum. Und da muss man Alexander wirklich als Türöffner sehen, in dieser Hinsicht.
ERZÄHLER: Später hält der Hellenismus auch in Rom Einzug und wird das römische Weltreich entscheidend mitprägen. Der rege Austausch von westlichem und östlichem Gedankengut führt zur Amalgamierung unterschiedlichster Weltanschauungen und Ideen. Nicht nur in kultureller, sondern beispielsweise auch in religiöser Hinsicht. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar: Denn auch das Christentum entstand auf hellenistischem Boden. Ohne Alexander den Großen hätte es wohl nie ein christliches Abendland gegeben.
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