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GASTRONOMIE

— „Die Hierarchie, das bin ich!“. Nicola Riese hält bei Müller-Menden die Fäden in der Hand.

Jahren hat Besitzer Fritz Müller das Haus so geprägt, dass es schließlich nach ihm benannt wurde. Dazu „Menden“ nach dem ländlichen Mülheimer Stadtteil, zur Unterscheidung von „Müller-Flora“, ein Stück flussabwärts Richtung Stadt. Ihr Vater, erzählt Nicola Riese, betreibt seit Langem das Hotel/Restaurant „Hopfensack“ in der Mülheimer Innenstadt. Vor vielen Jahren hat er dazu Müller-Menden gekauft. Der Betrieb allerdings lag in der Hand verschiedener Pächter. Nicola Riese selbst zog es früh ebenfalls in die Gastronomie; sie lernte und arbeitete in Hamburg, Wiesbaden, am Tegernsee und schließlich im elterlichen „Hopfensack“. Dann lebte sie für mehrere Jahre in Frankreich – man hört es noch, wenn sie gekonnt französische Städtenamen ausspricht. Bis sich schließlich der Vater meldete und fragte, ob sie nicht den MüllerMenden daheim übernehmen wollte.

Das hat sie getan und etablierte dort seit 2008 eine Mischung aus bodenständiger und südwestfranzösischer Landhausküche. Inzwischen ist der französische Akzent etwas abgeschwächt. Es gibt noch einige Klassiker wie Cassoulet, Cuisse de Canard und Foie Gras, doch der Schwerpunkt hat sich zu einheimischer Frischeküche verschoben. Im Sommer gibt es viel Fisch; jetzt dominieren winterliche Gerichte, darunter Wild, Gans und Fasan. Drei Köche beschäftigt der Müller-Menden, ein Chefkoch ist nicht darunter. Also keine Hierarchie? „Die Hierarchie, das bin ich“, sagt prompt Nicola Riese und lacht. Denn wo es kulinarisch langgeht, da redet sie ein ernsthaftes Wort mit. Das Team wird komplettiert durch eine Dame und zwei Herren im Service – einer aus Italien und einer aus Finnland. Die Karte bietet eine üppige Auswahl, doch Kaymer ist an diesem Novembertag wild entschlossen, seine persönliche Gänsesaison zu eröffnen. Der Braten kommt ganz klassisch, Brust und Keule, Klöße, Rotkohl, Bratapfel und Maronen. Neben der Beifuß-Sauce sind es die Sauerkirschen im Rotkohl, die Kaymer begeistern und einen gelungenen Saisonstart bescheren. Da zuvor das Kartoffelsüppchen ebenfalls fein war und die Weinauswahl ganz seinen Beifall findet, lehnt Kaymer sich schließlich höchst entspannt zurück.

— Wildschweinrücken mit Süßkarroffelpüree, Rahmwirsing und Maronen. Sieht gut aus.

Zweimal Fachwerk

Ist ja gediegen Die Lage der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: ganz im Grünen an der Mülheimer Ruhr das eine, mitten im dichtbesiedelten Altenbochum das andere. Aber beides sind Häuser mit sehr langer Geschichte. Und beide sind so fachwerkgemütlich, mit gediegen bürgerlicher Küche, wie es Kaymer und Kuhna zu dieser herbstwinterlichen Zeit einfach zu gern mögen. Ach ja: beide sind in Frauenhand.

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Ruhr Revue

— So lockt Gemütlichkeit ganz nah am Ruhrufer. Das Alter des Hauses ist über der Tür verzeichnet.

| Gans wild Den „Müller-Menden“ gibt es schon ewig. Nicht nur, dass Kuhna da schon als kleines Kind vorbeigetippelt ist, auf dem Weg zum Opa sein klein Häuschen. Nein, das Haus gibt es noch länger: seit 1772. Und mit langer gastronomischer Tradition: Es ist, sagt Chefin Nicola Riese, wohl das älteste Restaurant der Stadt, früher auch mit Poststation und Bäckerei. Es hieß mal „Zur grünen Esche“, aber in der 30er


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— „Die Hierarchie, das bin ich!“. Nicola Riese hält bei Müller-Menden die Fäden in der Hand.

Jahren hat Besitzer Fritz Müller das Haus so geprägt, dass es schließlich nach ihm benannt wurde. Dazu „Menden“ nach dem ländlichen Mülheimer Stadtteil, zur Unterscheidung von „Müller-Flora“, ein Stück flussabwärts Richtung Stadt. Ihr Vater, erzählt Nicola Riese, betreibt seit Langem das Hotel/Restaurant „Hopfensack“ in der Mülheimer Innenstadt. Vor vielen Jahren hat er dazu Müller-Menden gekauft. Der Betrieb allerdings lag in der Hand verschiedener Pächter. Nicola Riese selbst zog es früh ebenfalls in die Gastronomie; sie lernte und arbeitete in Hamburg, Wiesbaden, am Tegernsee und schließlich im elterlichen „Hopfensack“. Dann lebte sie für mehrere Jahre in Frankreich – man hört es noch, wenn sie gekonnt französische Städtenamen ausspricht. Bis sich schließlich der Vater meldete und fragte, ob sie nicht den MüllerMenden daheim übernehmen wollte.

Das hat sie getan und etablierte dort seit 2008 eine Mischung aus bodenständiger und südwestfranzösischer Landhausküche. Inzwischen ist der französische Akzent etwas abgeschwächt. Es gibt noch einige Klassiker wie Cassoulet, Cuisse de Canard und Foie Gras, doch der Schwerpunkt hat sich zu einheimischer Frischeküche verschoben. Im Sommer gibt es viel Fisch; jetzt dominieren winterliche Gerichte, darunter Wild, Gans und Fasan. Drei Köche beschäftigt der Müller-Menden, ein Chefkoch ist nicht darunter. Also keine Hierarchie? „Die Hierarchie, das bin ich“, sagt prompt Nicola Riese und lacht. Denn wo es kulinarisch langgeht, da redet sie ein ernsthaftes Wort mit. Das Team wird komplettiert durch eine Dame und zwei Herren im Service – einer aus Italien und einer aus Finnland. Die Karte bietet eine üppige Auswahl, doch Kaymer ist an diesem Novembertag wild entschlossen, seine persönliche Gänsesaison zu eröffnen. Der Braten kommt ganz klassisch, Brust und Keule, Klöße, Rotkohl, Bratapfel und Maronen. Neben der Beifuß-Sauce sind es die Sauerkirschen im Rotkohl, die Kaymer begeistern und einen gelungenen Saisonstart bescheren. Da zuvor das Kartoffelsüppchen ebenfalls fein war und die Weinauswahl ganz seinen Beifall findet, lehnt Kaymer sich schließlich höchst entspannt zurück.

— Wildschweinrücken mit Süßkarroffelpüree, Rahmwirsing und Maronen. Sieht gut aus.

Zweimal Fachwerk

Ist ja gediegen Die Lage der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: ganz im Grünen an der Mülheimer Ruhr das eine, mitten im dichtbesiedelten Altenbochum das andere. Aber beides sind Häuser mit sehr langer Geschichte. Und beide sind so fachwerkgemütlich, mit gediegen bürgerlicher Küche, wie es Kaymer und Kuhna zu dieser herbstwinterlichen Zeit einfach zu gern mögen. Ach ja: beide sind in Frauenhand.

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— So lockt Gemütlichkeit ganz nah am Ruhrufer. Das Alter des Hauses ist über der Tür verzeichnet.

| Gans wild Den „Müller-Menden“ gibt es schon ewig. Nicht nur, dass Kuhna da schon als kleines Kind vorbeigetippelt ist, auf dem Weg zum Opa sein klein Häuschen. Nein, das Haus gibt es noch länger: seit 1772. Und mit langer gastronomischer Tradition: Es ist, sagt Chefin Nicola Riese, wohl das älteste Restaurant der Stadt, früher auch mit Poststation und Bäckerei. Es hieß mal „Zur grünen Esche“, aber in der 30er


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— „Die Hierarchie, das bin ich!“. Nicola Riese hält bei Müller-Menden die Fäden in der Hand.

Jahren hat Besitzer Fritz Müller das Haus so geprägt, dass es schließlich nach ihm benannt wurde. Dazu „Menden“ nach dem ländlichen Mülheimer Stadtteil, zur Unterscheidung von „Müller-Flora“, ein Stück flussabwärts Richtung Stadt. Ihr Vater, erzählt Nicola Riese, betreibt seit Langem das Hotel/Restaurant „Hopfensack“ in der Mülheimer Innenstadt. Vor vielen Jahren hat er dazu Müller-Menden gekauft. Der Betrieb allerdings lag in der Hand verschiedener Pächter. Nicola Riese selbst zog es früh ebenfalls in die Gastronomie; sie lernte und arbeitete in Hamburg, Wiesbaden, am Tegernsee und schließlich im elterlichen „Hopfensack“. Dann lebte sie für mehrere Jahre in Frankreich – man hört es noch, wenn sie gekonnt französische Städtenamen ausspricht. Bis sich schließlich der Vater meldete und fragte, ob sie nicht den MüllerMenden daheim übernehmen wollte.

Das hat sie getan und etablierte dort seit 2008 eine Mischung aus bodenständiger und südwestfranzösischer Landhausküche. Inzwischen ist der französische Akzent etwas abgeschwächt. Es gibt noch einige Klassiker wie Cassoulet, Cuisse de Canard und Foie Gras, doch der Schwerpunkt hat sich zu einheimischer Frischeküche verschoben. Im Sommer gibt es viel Fisch; jetzt dominieren winterliche Gerichte, darunter Wild, Gans und Fasan. Drei Köche beschäftigt der Müller-Menden, ein Chefkoch ist nicht darunter. Also keine Hierarchie? „Die Hierarchie, das bin ich“, sagt prompt Nicola Riese und lacht. Denn wo es kulinarisch langgeht, da redet sie ein ernsthaftes Wort mit. Das Team wird komplettiert durch eine Dame und zwei Herren im Service – einer aus Italien und einer aus Finnland. Die Karte bietet eine üppige Auswahl, doch Kaymer ist an diesem Novembertag wild entschlossen, seine persönliche Gänsesaison zu eröffnen. Der Braten kommt ganz klassisch, Brust und Keule, Klöße, Rotkohl, Bratapfel und Maronen. Neben der Beifuß-Sauce sind es die Sauerkirschen im Rotkohl, die Kaymer begeistern und einen gelungenen Saisonstart bescheren. Da zuvor das Kartoffelsüppchen ebenfalls fein war und die Weinauswahl ganz seinen Beifall findet, lehnt Kaymer sich schließlich höchst entspannt zurück.

— Wildschweinrücken mit Süßkarroffelpüree, Rahmwirsing und Maronen. Sieht gut aus.

Zweimal Fachwerk

Ist ja gediegen Die Lage der beiden Restaurants könnte unterschiedlicher kaum sein: ganz im Grünen an der Mülheimer Ruhr das eine, mitten im dichtbesiedelten Altenbochum das andere. Aber beides sind Häuser mit sehr langer Geschichte. Und beide sind so fachwerkgemütlich, mit gediegen bürgerlicher Küche, wie es Kaymer und Kuhna zu dieser herbstwinterlichen Zeit einfach zu gern mögen. Ach ja: beide sind in Frauenhand.

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— So lockt Gemütlichkeit ganz nah am Ruhrufer. Das Alter des Hauses ist über der Tür verzeichnet.

| Gans wild Den „Müller-Menden“ gibt es schon ewig. Nicht nur, dass Kuhna da schon als kleines Kind vorbeigetippelt ist, auf dem Weg zum Opa sein klein Häuschen. Nein, das Haus gibt es noch länger: seit 1772. Und mit langer gastronomischer Tradition: Es ist, sagt Chefin Nicola Riese, wohl das älteste Restaurant der Stadt, früher auch mit Poststation und Bäckerei. Es hieß mal „Zur grünen Esche“, aber in der 30er


Ruhr Revue

GASTRONOMIE

Vinothek Ganz viel Wein für kleines Geld oder wie der Spanier sagt: La Multa

— Eine Fachwerk-Oase mitten im dichtbesiedelten Altenbochum: der Strätlingshof

— Salzige Mousse au Chocolat mit pochierter Weißwein-Birne zum Dessert. Wie wär’s?

Kuhna wiederum ist entschlossen, diesmal ganz wild zu essen. Den Anfang macht ein Salat, den der finnische Kellner nur zögernd als Vorspeise serviert: Hasenrücken auf Blattsalaten mit PreiselbeerCreme und marinierten Feigen. Nun gut: Es ist etwas mehr, als Kuhna gedacht hatte. Aber sonst genau so, wie erhofft. Der Hase – derzeit in Restaurants eher selten anzutreffen – schmeckt nach Hase und ist butterzart. Ihm folgt ein kräftiger „Wildschweinpfeffer“ mit Apfelrotkohl und Pilz-Semmelknödel. Alles bestens – einschließlich des Semmelknödels, dessen Zubereitung in hiesigen Breiten bekanntlich nicht immer bayerische Qualitätsvorgaben erfüllt.

Fazit: Müller-Menden, lange aus den Augen verloren und seit einiger Zeit wieder auf dem Radar, zählt für uns zu den Favoriten, wenn es um gutes bodenständiges Essen geht. Den Spaziergang am Ruhr-Leinpfad gibt es anschließend als kostenloses Dessert.

Restaurant Müller-Menden Mendener Straße 109 45470 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208/37 40 15 www.mueller-menden.de Di - Sa. 12 - 14.30 Uhr & 18 - 22.00 Uhr So. 12 - 14 Uhr & 18 - 21.00 Uhr

— Wenn wir den Blick jetzt auf die Wand scharfstellen könnten, sähen wir Tagesangebote des Müller-Menden.

Der Gastro-Lesertipp

KuK haben schon von mehreren treuen Lesern gehört, die ihren kulinarischen Wegen gefolgt sind und hier vorgestellte Restaurants ausprobiert haben. Umgekehrt behielt unser Publikum eigene Tipps bislang für sich. Jetzt aber hat sich Leser Uli Plasberg gemeldet und empfiehlt einen Besuch im „Spaghetti & Gamberoni“, Essen-Kupferdreh: „eine kleine, schnuckelige Pizzeria, neu eröffnet, sogar mit überdachter, geheizter Terrasse direkt am Deilbach gelegen. Echt idyllisch dort. Und die Speisen: super-frisch; die Fischsuppe zum Beispiel braucht keinen Vergleich mit einer Bouillabaisse zu scheuen.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Das Restaurant, von außen unscheinbar wie ein kleiner EckImbiss, liegt an der langen Durchgangsstraße Kupferdrehs. Der Innenraum mit Deilbach-Blick und erst recht die Terrasse sind tatsächlich schnuckelig – wiewohl man sich mit der Terrasse noch etwas gedulden muss bis zum Frühjahr. Da Kupferdreh seinen Deilbach seit einem Stadtumbau in den 70ern geradezu versteckt, ist der Bach-Blick von diesem Restaurant ein echter Clou.

| Veganes und Fleischeslust Den Strätlingshof gibt es seit 1831 – wenn man seinen abgebrannten Vorgänger nicht zählen will. Seit 1831 ist er auch – und bis heute – im Besitz der Familie Strätling. Bis zum Krieg war es tatsächlich ein Bauernhof mit Vieh und Feldern, erzählt Diana Strätling. Dann mussten die Strätlings ihr Land verkaufen, das die Stadt für Wohnbebauung haben wollte. Großvater Strätling wurde Bergmann, und das alte Hofgebäude ist jetzt umringt von Mietshäusern. Die Familie wohnte aber weiter im Haus. Ihr Vater ließ es vor knapp 20 Jahren umbauen und Platz für eine Gaststätte schaffen. Der erste Pächter führte das Haus aber nicht so, wie von den Strätlings erhofft. So kam Diana Strätling ins Spiel.

Sie hatte sich schon immer für Gastronomie begeistert. Aber nach dem Abitur rieten ihr viele Leute ab: „Studier doch lieber erst mal.“ So widmete sich die junge Frau erst mal ihrer zweiten Leidenschaft und studierte Grafik-Design. Einschließlich Abschluss, obwohl schon im vierten Semester der Hilferuf vom Strätlingshof kam und sie den Betrieb übernahm. Nebenher! Nicht zu fassen. Nun gut, sagt Diana Strätling: „Ich brauch die Zeit nicht noch mal, das war schon hart.“ Andererseits: „Wenn man etwas will, dann schafft man so etwas auch.“ Und der Satz passt perfekt zu der fröhlich-zupackenden Stimme, mit der sie ihn sagt.

— Diana Strätling und Küchenchef Dennis Schwind

Die Bodega San Gregorio wurde 1965 südlich von Saragossa in der DO Calatayud gegründet. Die Weinberge liegen auf einer Höhe von 500 bis 900 Metern und sind so durch die kühlen Winde etwas vor dem heißen Klima geschützt. Die Rebstöcke der in erster Linie angebauten Rebsorten Garnacha Tinto und Tempranillo haben ein Durchschnittsalter von 40 Jahren, was geringen Ertrag und damit hohe Qualität sichert. Ein junges Expertenteam leitet die Bodega und wird dabei von einem internationalen Önologenteam unterstützt. Beim La Multa hat man das Gefühl, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes eine handvoll Wein im Mund zu haben. Sehr samt mit einem betörenden Bukett von Sauerkirsche, Pflaume sowie Schokoladen- und Kakaonoten. Ein idealer Begleiter zu Nudel- und dunklen Fleischgerichten.

La Multa 2010 Normaler Preis: 7,50 € Sonderpreis für Leser der

Ruhr Revue bei Abhname einer 6er Kiste:

5,90 € Die Preise verstehen sich brutto ab Weinhandel, Änderungen vorbehalten, nur solange der Vorrat reicht.

erhältlich bei

Spaghetti & Gamberoni Kupferdreher Str. 218, Essen Tel. 0201-87550452 www.spaghettiegamberoni.de

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Ruhr Revue

Hohenzollernstr. 40 · D-45128 Essen Telefon 0201-720036 · info@derweinhandel.de www.derweinhandel.de


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Vinothek Ganz viel Wein für kleines Geld oder wie der Spanier sagt: La Multa

— Eine Fachwerk-Oase mitten im dichtbesiedelten Altenbochum: der Strätlingshof

— Salzige Mousse au Chocolat mit pochierter Weißwein-Birne zum Dessert. Wie wär’s?

Kuhna wiederum ist entschlossen, diesmal ganz wild zu essen. Den Anfang macht ein Salat, den der finnische Kellner nur zögernd als Vorspeise serviert: Hasenrücken auf Blattsalaten mit PreiselbeerCreme und marinierten Feigen. Nun gut: Es ist etwas mehr, als Kuhna gedacht hatte. Aber sonst genau so, wie erhofft. Der Hase – derzeit in Restaurants eher selten anzutreffen – schmeckt nach Hase und ist butterzart. Ihm folgt ein kräftiger „Wildschweinpfeffer“ mit Apfelrotkohl und Pilz-Semmelknödel. Alles bestens – einschließlich des Semmelknödels, dessen Zubereitung in hiesigen Breiten bekanntlich nicht immer bayerische Qualitätsvorgaben erfüllt.

Fazit: Müller-Menden, lange aus den Augen verloren und seit einiger Zeit wieder auf dem Radar, zählt für uns zu den Favoriten, wenn es um gutes bodenständiges Essen geht. Den Spaziergang am Ruhr-Leinpfad gibt es anschließend als kostenloses Dessert.

Restaurant Müller-Menden Mendener Straße 109 45470 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208/37 40 15 www.mueller-menden.de Di - Sa. 12 - 14.30 Uhr & 18 - 22.00 Uhr So. 12 - 14 Uhr & 18 - 21.00 Uhr

— Wenn wir den Blick jetzt auf die Wand scharfstellen könnten, sähen wir Tagesangebote des Müller-Menden.

Der Gastro-Lesertipp

KuK haben schon von mehreren treuen Lesern gehört, die ihren kulinarischen Wegen gefolgt sind und hier vorgestellte Restaurants ausprobiert haben. Umgekehrt behielt unser Publikum eigene Tipps bislang für sich. Jetzt aber hat sich Leser Uli Plasberg gemeldet und empfiehlt einen Besuch im „Spaghetti & Gamberoni“, Essen-Kupferdreh: „eine kleine, schnuckelige Pizzeria, neu eröffnet, sogar mit überdachter, geheizter Terrasse direkt am Deilbach gelegen. Echt idyllisch dort. Und die Speisen: super-frisch; die Fischsuppe zum Beispiel braucht keinen Vergleich mit einer Bouillabaisse zu scheuen.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Das Restaurant, von außen unscheinbar wie ein kleiner EckImbiss, liegt an der langen Durchgangsstraße Kupferdrehs. Der Innenraum mit Deilbach-Blick und erst recht die Terrasse sind tatsächlich schnuckelig – wiewohl man sich mit der Terrasse noch etwas gedulden muss bis zum Frühjahr. Da Kupferdreh seinen Deilbach seit einem Stadtumbau in den 70ern geradezu versteckt, ist der Bach-Blick von diesem Restaurant ein echter Clou.

| Veganes und Fleischeslust Den Strätlingshof gibt es seit 1831 – wenn man seinen abgebrannten Vorgänger nicht zählen will. Seit 1831 ist er auch – und bis heute – im Besitz der Familie Strätling. Bis zum Krieg war es tatsächlich ein Bauernhof mit Vieh und Feldern, erzählt Diana Strätling. Dann mussten die Strätlings ihr Land verkaufen, das die Stadt für Wohnbebauung haben wollte. Großvater Strätling wurde Bergmann, und das alte Hofgebäude ist jetzt umringt von Mietshäusern. Die Familie wohnte aber weiter im Haus. Ihr Vater ließ es vor knapp 20 Jahren umbauen und Platz für eine Gaststätte schaffen. Der erste Pächter führte das Haus aber nicht so, wie von den Strätlings erhofft. So kam Diana Strätling ins Spiel.

Sie hatte sich schon immer für Gastronomie begeistert. Aber nach dem Abitur rieten ihr viele Leute ab: „Studier doch lieber erst mal.“ So widmete sich die junge Frau erst mal ihrer zweiten Leidenschaft und studierte Grafik-Design. Einschließlich Abschluss, obwohl schon im vierten Semester der Hilferuf vom Strätlingshof kam und sie den Betrieb übernahm. Nebenher! Nicht zu fassen. Nun gut, sagt Diana Strätling: „Ich brauch die Zeit nicht noch mal, das war schon hart.“ Andererseits: „Wenn man etwas will, dann schafft man so etwas auch.“ Und der Satz passt perfekt zu der fröhlich-zupackenden Stimme, mit der sie ihn sagt.

— Diana Strätling und Küchenchef Dennis Schwind

Die Bodega San Gregorio wurde 1965 südlich von Saragossa in der DO Calatayud gegründet. Die Weinberge liegen auf einer Höhe von 500 bis 900 Metern und sind so durch die kühlen Winde etwas vor dem heißen Klima geschützt. Die Rebstöcke der in erster Linie angebauten Rebsorten Garnacha Tinto und Tempranillo haben ein Durchschnittsalter von 40 Jahren, was geringen Ertrag und damit hohe Qualität sichert. Ein junges Expertenteam leitet die Bodega und wird dabei von einem internationalen Önologenteam unterstützt. Beim La Multa hat man das Gefühl, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes eine handvoll Wein im Mund zu haben. Sehr samt mit einem betörenden Bukett von Sauerkirsche, Pflaume sowie Schokoladen- und Kakaonoten. Ein idealer Begleiter zu Nudel- und dunklen Fleischgerichten.

La Multa 2010 Normaler Preis: 7,50 € Sonderpreis für Leser der

Ruhr Revue bei Abhname einer 6er Kiste:

5,90 € Die Preise verstehen sich brutto ab Weinhandel, Änderungen vorbehalten, nur solange der Vorrat reicht.

erhältlich bei

Spaghetti & Gamberoni Kupferdreher Str. 218, Essen Tel. 0201-87550452 www.spaghettiegamberoni.de

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GASTRONOMIE

Nä, wat lecker!

— Auf mehreren Ebenen kann man im Strätlingshof neben den Speisen ein besonderes Raumgefühl genießen.

— Brust von der Gressinghamente, anders als von Kuhna probiert: mit Kartoffelcurrypüree, glasierten Kaiserschoten, Serrano-Chips und Glühweinglace.

Da der Strätlingshof ein westfälisches Fachwerkhaus ist, fand Diana Strätling bodenständig westfälische Küche als wichtiges Standbein angemessen. Doch über die Jahre fügten Küchenmitarbeiter immer wieder eigene Ideen hinzu. So gibt es

inzwischen nicht nur Bio-Produkte und wellnesskompatible Salate, sondern sogar vegane Gerichte. Andererseits, und das ist nun wirklich ganz andererseits, hat die Familie eine Zeitlang in Argentinien gelebt, wo Diana Strätling auch geboren ist.

Und aus dieser Zeit rührt eine besondere „Liebe zu gutem Rindfleisch“. Seit einiger Zeit hat das Restaurant passend dazu einen amerikanischen 800 Grad-Grill, in dem das Fleisch besonders knusprig und saftig wird.

— Dezent modernisiert ist das alte Hofgebäude, und auch die Jahresenddeko passt dazu.

K.u.K. Restauranttipps Andreas Kaymer (li.) und Martin Kuhna, beide dem guten Essen innig zugetan, suchen Restaurants aus, die wir Ihnen empfehlen können. Und wenn es geht, nehmen sie gemeinsam, K.u.K., Kostproben von der Karte; die Geschmäcker sind verschieden, und zwei schmecken mehr als einer. Sogar, wenn Kaymer diäthaltend dem maßlosen Kollegen Kuhna ein schlechtes Gewissen macht. Lesertipps, welche Restaurants noch vorgestellt werden sollten – nur zu. K.u.K freuen sich.

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Ruhr Revue

Kaymer und Kuhna wollten an diesem Mittag versuchen, den Ball oder den Bauch ein wenig flach zu halten, so teilten sie sich eine zudem wirklich „schlanke“ Vorspeise: Carpaccio vom australischen Wagyu-Luxusrind mit Vinaigrette, Rucola und Parmesan. Da zeigte sich die Liebe der Strätlings zum Rindfleisch: Das Aroma dieses Wagyu war wirklich etwas Besonderes – so sehr, dass die Vinaigrette hätte etwas zurückhaltender sein können. Anschließend vertilgte Kaymer ein (genauer: zwei) Schnitzel vom Schweinerücken, deren Beilage Kuhna ganz neidisch machte: Chorizo-Bratkartoffeln, ganz knusprig, mit Stückchen der scharfen Wurst und appetitlichem Lauch vermischt. Aber was heißt Neid: Kuhna selbst hatte die Entenbrust von der Gressingham Ente

auf Pflaumen-Cashew-Chutney mit Kartoffelgratin. Der Kontrast zwischen dem süß-kräftigen Chutney und dem sanften Kartoffel-Gratin hat es ihm dabei besonders angetan. Für ein Dessert war dann leider kein Platz mehr. Vielleicht beim nächsten Mal, denn die Liebe der Strätlings zum Rindfleisch, die sollte man sicher auch mal über die Steak-Karte ergründen. Strätlingshof Altenbochumer Straße 64 44803 Bochum Tel. 0234/93 50 405 www.straetlingshof.de Mo. - Fr. 12 - 14.30 Uhr und ab 18 Uhr Sa. ab 16 Uhr, So. 11.30 - 14.30 Uhr

Neulich mal wieder im Wattenscheider „Profi-Grill“ gewesen – Schnitzel, Krautsalat, Pommes, Spezialsauce (!) und ein „Fiege“ –, da drückt uns Patron Raimund Ostendorp ein neues Kochbuch in die Hand: „Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart“. Der Anlass, natürlich: Ostendorps „Profi-Grill“ ist auch drin. Restauranttipps stehen aber gar nicht im Fokus dieses Buches. Es bringt eine erstaunliche Mischung aus Landeskunde, gastronomischen Hinweisen und Rezepten. Die vor allem, verbunden mit sehr appetitlichen Fotos, machen das Buch zu einer Fundgrupe. Kohlsuppe mit Wurst, Kartoffel-Rosenkohlpüree mit Bratwürstchen, Steckrübeneintopf mit Kasseler, Kohl-Kartoffeln mit Blutwurst, Rinderrouladen, Kaninchen in Biersauce mit Rosmarin-Kartoffeln – lauter Klassisches, oft verfeinert oder variiert, und dazu auch weniger Gewöhnliches: Täubchen mit Obst-Nuss-Füllung etwa oder Fasanenbrust im Brotmantel. Typisch Ruhrgebiet? Teils und vielleicht. Sicher typisch deutsch, mit einigen Akzenten. Selten jedenfalls hat uns ein Ess-Buch so viel Appetit gemacht wie dieses. Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart Droste Verlag · 176 Seiten · 24,50 Euro


GASTRONOMIE

Nä, wat lecker!

— Auf mehreren Ebenen kann man im Strätlingshof neben den Speisen ein besonderes Raumgefühl genießen.

— Brust von der Gressinghamente, anders als von Kuhna probiert: mit Kartoffelcurrypüree, glasierten Kaiserschoten, Serrano-Chips und Glühweinglace.

Da der Strätlingshof ein westfälisches Fachwerkhaus ist, fand Diana Strätling bodenständig westfälische Küche als wichtiges Standbein angemessen. Doch über die Jahre fügten Küchenmitarbeiter immer wieder eigene Ideen hinzu. So gibt es

inzwischen nicht nur Bio-Produkte und wellnesskompatible Salate, sondern sogar vegane Gerichte. Andererseits, und das ist nun wirklich ganz andererseits, hat die Familie eine Zeitlang in Argentinien gelebt, wo Diana Strätling auch geboren ist.

Und aus dieser Zeit rührt eine besondere „Liebe zu gutem Rindfleisch“. Seit einiger Zeit hat das Restaurant passend dazu einen amerikanischen 800 Grad-Grill, in dem das Fleisch besonders knusprig und saftig wird.

— Dezent modernisiert ist das alte Hofgebäude, und auch die Jahresenddeko passt dazu.

K.u.K. Restauranttipps Andreas Kaymer (li.) und Martin Kuhna, beide dem guten Essen innig zugetan, suchen Restaurants aus, die wir Ihnen empfehlen können. Und wenn es geht, nehmen sie gemeinsam, K.u.K., Kostproben von der Karte; die Geschmäcker sind verschieden, und zwei schmecken mehr als einer. Sogar, wenn Kaymer diäthaltend dem maßlosen Kollegen Kuhna ein schlechtes Gewissen macht. Lesertipps, welche Restaurants noch vorgestellt werden sollten – nur zu. K.u.K freuen sich.

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Kaymer und Kuhna wollten an diesem Mittag versuchen, den Ball oder den Bauch ein wenig flach zu halten, so teilten sie sich eine zudem wirklich „schlanke“ Vorspeise: Carpaccio vom australischen Wagyu-Luxusrind mit Vinaigrette, Rucola und Parmesan. Da zeigte sich die Liebe der Strätlings zum Rindfleisch: Das Aroma dieses Wagyu war wirklich etwas Besonderes – so sehr, dass die Vinaigrette hätte etwas zurückhaltender sein können. Anschließend vertilgte Kaymer ein (genauer: zwei) Schnitzel vom Schweinerücken, deren Beilage Kuhna ganz neidisch machte: Chorizo-Bratkartoffeln, ganz knusprig, mit Stückchen der scharfen Wurst und appetitlichem Lauch vermischt. Aber was heißt Neid: Kuhna selbst hatte die Entenbrust von der Gressingham Ente

auf Pflaumen-Cashew-Chutney mit Kartoffelgratin. Der Kontrast zwischen dem süß-kräftigen Chutney und dem sanften Kartoffel-Gratin hat es ihm dabei besonders angetan. Für ein Dessert war dann leider kein Platz mehr. Vielleicht beim nächsten Mal, denn die Liebe der Strätlings zum Rindfleisch, die sollte man sicher auch mal über die Steak-Karte ergründen. Strätlingshof Altenbochumer Straße 64 44803 Bochum Tel. 0234/93 50 405 www.straetlingshof.de Mo. - Fr. 12 - 14.30 Uhr und ab 18 Uhr Sa. ab 16 Uhr, So. 11.30 - 14.30 Uhr

Neulich mal wieder im Wattenscheider „Profi-Grill“ gewesen – Schnitzel, Krautsalat, Pommes, Spezialsauce (!) und ein „Fiege“ –, da drückt uns Patron Raimund Ostendorp ein neues Kochbuch in die Hand: „Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart“. Der Anlass, natürlich: Ostendorps „Profi-Grill“ ist auch drin. Restauranttipps stehen aber gar nicht im Fokus dieses Buches. Es bringt eine erstaunliche Mischung aus Landeskunde, gastronomischen Hinweisen und Rezepten. Die vor allem, verbunden mit sehr appetitlichen Fotos, machen das Buch zu einer Fundgrupe. Kohlsuppe mit Wurst, Kartoffel-Rosenkohlpüree mit Bratwürstchen, Steckrübeneintopf mit Kasseler, Kohl-Kartoffeln mit Blutwurst, Rinderrouladen, Kaninchen in Biersauce mit Rosmarin-Kartoffeln – lauter Klassisches, oft verfeinert oder variiert, und dazu auch weniger Gewöhnliches: Täubchen mit Obst-Nuss-Füllung etwa oder Fasanenbrust im Brotmantel. Typisch Ruhrgebiet? Teils und vielleicht. Sicher typisch deutsch, mit einigen Akzenten. Selten jedenfalls hat uns ein Ess-Buch so viel Appetit gemacht wie dieses. Ruhrgebiet – Rezepte und Lebensart Droste Verlag · 176 Seiten · 24,50 Euro


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