Sonderbeilage 20 Jahre Landkreis MOL

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Märkische Oderzeitung | 6. April 2013

20 JAHRE Landkreis Märkisch Oderland – 150 JAHRE Kreisstadt Seelow

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Der Familientradition verpflichtet Urahne von Hans-Georg von der Marwitz bewirkte 1863 die Verlegung des Kreisstadtsitzes nach Seelow Von Doris steinkraus Friedersdorf (MOZ) Die 150-jährige Geschichte Seelows als Kreisstadt wäre ohne Bernhard von der Marwitz nicht denkbar. Er sorgte als Landrat dafür, dass der Sitz des damaligen Kreises Lebus von Frankfurt (Oder) nach Seelow verlegt wurde. Die Marwitzes prägten als eine der ältesten Adelsfamilien Preußens die Entwicklung der Region. In seinen jungen Jahren habe die ihn nicht übermäßig interessiert, räumt Hans-Georg von der Marwitz ein. Doch als er 1990 mit seiner Frau Dorothee nach Friedersdorf kam und sich für ein Leben am angestammten Familiensitz entschied, habe das alles eine neue Bedeutung bekommen. Bücher, Bilder und andere Zeugnisse der Familiengeschichte hat er in seinen Wohn- und Arbeitsbereichen zusammengetragen. Das beste Archiv sei allerdings seine Mutter Dorothee, erzählt der Landwirt. Bis ins Kleinste weiß sie noch, wer wann auf dem Gut agierte, wer andere Wege ging oder durch diverse familiäre Veränderungen in Erbfolgen eintrat. 1673 taucht der Familienname erstmals im Ort auf. Durch Heirat kam der Urahne – ebenfalls ein Hans-Georg, dessen Familie damals im Raum Groß Rietz wirkte – nach Friedersdorf. Er kaufte seinem Schwiegervater das Gut ab. 1682 verlegte er den Familiensitz von Groß Rietz nach Friedersdorf. Schon er war politisch tätig, agierte u.a. als Marschall am Hofe Anhalt-Zerbst. In den folgenden Jahrhunderten wirkten viele Nachkommen der Familie im Bereich der Politik oder beim Militär, denn immer nur der Erstgeborene erbte das Gut. Rittmeister Bernhard von der Marwitz heiratete 1848 Marie von Arnim aus Criewen bei Schwedt. Vier Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Marie von der Marwitz starb mit nur 23 Jahren. 1858 heiratete der Witwer erneut und zwar die Gräfin Itzenplitz aus Kunersdorf. Mit ihr hatte er 13 Kinder. 1860 wählten die Kreisstände den Rittmeister Bernhard zum Landrat. Sitz war Frankfurt (Oder). Was 150 Jahre nach seinen vehementen Bemühungen um Verlegung des Kreisstadtsitzes nach mehr Bequemlichkeit aussah, liest sich in den Familienbiografien anders. „Wir Marwitze waren immer konservativ“, gesteht sein Urahne Hans-Georg. „Aber wenn wir eine Aufgabe übernehmen, dann mit ganzem Herzblut.“ Gut, Familie und die Aufgaben als Landrat forderten den Rittmeister. Die Verlegung des Verwaltungssitzes sah er als notwendig, um seine vielfältigen Aufgaben erledigen zu können.

Lange Familiengeschichte in Friedersdorf: Hans-Georg von der Marwitz vor den Bildnissen von Bernhard von der Marwitz und dessen Frau Marie. Foto: Johann Müller Zur Festveranstaltung am 8. April im Kreiskulturhaus wird HansGeorg von der Marwitz von seinem Urahnen erzählen. Auch von dessen schwerer Kindheit und Jugend. Als er 13 war, starb der Vater. Wie zu jener Zeit üblich, bekam er einen Vormund, in seinem Fall waren es sogar zwei. Deren raue und wenig pädagogisch geprägte Erziehung erschütterten die Mutter. Auch für die Beschäftigten auf dem Gut brachte diese Zeit harte Jahre. Als Witwe stand Marie kaum Einflussnahme zu. Der Spross wurde auf die Kadettenschule geschickt, die ihn traumatisierte. In seinen Aufzeichnungen hielt er fest, dass niemals einer seiner Söhne solch eine Schule besuchen solle. Erst die Erlösung

aus der Vormundschaft und die Heirat mit Marie von Arnim ermöglichten ihm, seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Sohn Casper Heinrich wurde 1894 ebenfalls Landrat des Kreises Lebus (1894 bis 1905). 1918 übernahm Bodo von der Marwitz die Güter Friedersdorf und Großkreuz (Berlin), da beide älteren Brüder gefallen waren und die beiden Güter an ihn fielen. Er absolvierte sogar eine Landwirtschaftsausbildung, um der Aufgabe gerecht zu werden. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges agierte er in Friedersdorf. Als Hans-Georg von der Marwitz nach der Wende Teile des Besitzes zurückkaufte und Gebäude wieder aufbaute, blieb zunächst

kaum Zeit, sich intensiv mit der Familiengeschichte zu befassen. „Ich hatte nie eine politische Laufbahn im Blick. Ich bin als Landwirt hierher gekommen“, sagt der in einem Pfarrhaus aufgewachsene Friedersdorfer. Dass er sich in seiner neuen Umgebung in das gesellschaftliche Leben einbringt, das hingegen war von Anfang an für ihn klar. Damit trat er letztlich in eine lange Familientradition. Als eines der ältesten Adelsgeschlechte Preußens bewahrten sich die Marwitze immer ihren eigenen Blick, auch wenn sie damit in Ungnade fielen. So wie Johann Friedrich Adolph, der sich 1760 weigerte, Hubertusburg zu plündern. Sich nicht zu verbiegen und eigenen Überzeu-

gungen treu zu bleiben, war immer Leitlinie der Familie. Diesbezüglich weiß sich Hans-Georg von der Marwitz mit seinen Vorfahren einig. Er wurde CDU-Kreistagsmitglied und Gemeindevertreter, übernahm Aufgaben im Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM), im Johanniterorden und vielen anderen Gremien. In seinem Heimatdorf war er einer der Motoren, die im einstigen Marwitzschen Gutsspeicher eine Chance zur Belebung des Ortes sahen. Der Kunstspeicher lockt heute über die Kreisgrenzen hinaus viele Menschen in den geschichtsträchtigen Ort. Vor vier Jahren schaffte Marwitz den Sprung in den Bundestag und kämpft auch dort – nicht selten gegen die Meinung von Parteikollegen – für seine Überzeugung. Das Jubiläum des Kreises und der Kreisstadt sieht Marwitz als wichtiges Kapitel der Regionalgeschichte. „Ich spüre ein zunehmendes Interesse der Menschen an der Geschichte“, sagt er. Die Jubiläen böten die Möglichkeit, geschichtliche Zusammenhänge zu betrachten und in einen persönlichen Kontext zu stellen. Über Jahrzehnte sei Geschichte sehr einseitig interpretiert worden. Jetzt könne jeder nachlesen, recherchieren, für sich selbst Erkenntnisse gewinnen. Auch er hat die Erkundung der eigenen Familiengeschichte noch nicht abgeschlossen. Zwar hatte Bodo von der Marwitz zum Kriegsende das Gutsarchiv noch nach Großkreuz ausgelagert, aber viele Originaldokumente gingen verloren. Um so dankbarer ist sein Nachfahre für die gute Zusammenarbeit mit dem Landeshauptarchiv, in dem noch viele Dokumente lagern.

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