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Rüdersdorf wird von der Autobahn geteilt. Vielleicht liegen deshalb auch Freud und Leid im Ort so dicht beieinander. Die Freude besteht darin, eine gute infrastrukturelle Anbindung zu haben. Das Leid ist der Lärm, der von der Autobahn herüber dringt. Tag und Nacht. Als Teil der Autobahn (der heutigen A 10) wurden in Rüdersdorf von Dezember 1935 bis Juni 1937 zwei Brücken gebaut. Die Kalkgrabenbrücke ist mit 240 Metern die kleinere. Die Mühlenfließbrücke überspannt rund 750 Meter. Beide sind etwas Besonderes, denn erstmals wurden Zwillingsbrücken mit je zwei Hauptträgern („Rüdersdorfer Bauart“ genannt) errichtet. Außerdem gehörten die stählernen Überbauten der beiden Brücken zu den ersten vollständig geschweißten Brückenkonstruktionen aus Baustahl
St 52. Die Pfeiler ruhten auf beweglichen Stelzenlagern, um die Schwingungen und Dehnungen abzufangen. Bis zu 1 500 Personen arbeiteten an den Bauwerken. Um der winterlichen Kälte zu trotzen, wurden die Pfeiler und Widerlager eingehaust und nach Bedarf geheizt. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Brücken von den abziehenden deutschen Truppen gesprengt. Rund 110 Meter der Kalkgrabenbrücke stürzten damals ein. Nachdem Anfang der 1950er Jahre eine behelfsmäßige Reparatur erfolgte – die T-Träger wurden durch eine Gitterkonstruktion ersetzt – konnte die Autobahn ab etwa 1952/53 wieder befahren werden. Anfang der 1990er Jahre wurden die Brücken umfangreich saniert. Eines der historischen Stelzenlager wurde 1996 gegenüber dem Landhof aufgestellt.