24 STUNDEN in Fürstenwalde & Umgebung
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Frank Christoph (li.) und Meister Hilmar Kussatz
Text und Fotos: Sybille Gurack
Steffen Rohr sichert innerbetriebliche Transporte
Für Licht und Wärme in den Stuben Fortsetzung von S. 27 11 Uhr: Die sorgfältig beschliffenen Zargen kommen auf Montagebügel und werden zu einer ca. 30 Meter langen Turm-Sektion zusammengesetzt und verschweißt. Nun werden Gewindebuchsen gesetzt, die später die Einbauten des Turmes halten sollen: Plattformen, Fahrstuhl, Leiter, Halterungen für armdicke Stromkabel u.v.a.m 12 Uhr: Selbst die kleinste Unebenheit an der langen Röhre, würde nach dem Lackieren sichtbar und bedeutet Nacharbeit. Deshalb wird jetzt ganz genau geguckt. Deshalb gibt es Arbeitsbrillen mit individueller Sehstärke. Wo Vertiefungen sind, wird aufgeschweißt. Wo Erhebungen sind, wird geschliffen. Wir reden hier von Millimetern! Der Bauprüfung entgeht nichts. Fachmänner testen mit Ultraschall die Schweißnähte.
Konstrukteurin Petra Kokolsky
Die Röhre - sprich: Sektion wird innen und außen mit dem Handstrahlgerät mit Stahlkies abgestrahlt. 13 Uhr: In der Lackierkabine darf nur mit Schutzmaske und -anzug gearbeitet werden. Das Absauggerät arbeitet während des Lackierens permanent. Die Sektion bekommt von allen Seiten eine Zinkgrundierung als Korrosionsschut z. Darauf kommt weiße Deckbeschichtung. Wenn diese getrocknet ist, zeigt sich, ob alle genau gearbeitet haben. 14 Uhr: Für die Drei-Schichtarbeiter ist jetzt Schichtwechsel. Bei Reuther greifen drei verschiedene Schichtsysteme ineinander: das rollende Vierschicht-System, das normale DreischichtSystem und die Normalschicht. Wenn - wie jetzt Anfang September - eine Betriebsversammlung stattfindet, dann findet die gleich sechsmal statt, damit die Mitarbeiter aller Schichten eine Chance zur Teilnahme und Mitsprache haben. 15 Uhr: Der große „Vogel“ wird rausgefahren. Draußen werden die Inneneinbauten installiert. Die Elektriker ziehen Hunderte Meter Kabel ein, montieren Lampen und Steckdosen. Nach jedem Arbeitsgang kontrollieren betriebliche und überbetrieb-
liche Sachverständige. In den Hallen nebenan entstanden zwischenzeitlich die Fundamenteinbauteile , die riesigen Polräder, Rotoren und „Zubehör“ für die gesamte Windkraftanlage. Die Vorrichtungen für ihre Herstellung haben ReutherMitarbeiter weitestgehend selbst entwickelt und gebaut. 16 Uhr: Die ca. 30 Meter lange Röhre wird verladen. Die HYSTER kommen zum Einsatz. Das sind Kräne wie Gabelstapler, die 46 Tonnen wegheben wie nichts. Sie bringen die gigantischen Rohre zum Verladeplatz und platzieren sie auf Schwertransporter. Steffen Rohr, verantwortlich für den innerbetrieblichen Transport, düst mit seinem Betriebsrad zwischen Lager- und Verladeplatz hin und her und kontrolliert den Ablauf. Als alles vorschriftsmäßig liegt, steckt er sich eine Zigarette an, raucht und schnippt den Stummel nicht etwa durch die Gegend. Er legt ihn in eine Metalldose aus der Hosentasche. Ordnung muss sein, sagt sein Blick. Bei Reuther ist momentan ein Prototyp im Bau. Ein Turm, der aus 13 Zargen besteht und sowohl von der Höhe als auch dem Querschnitt noch einmal eine ganz andere Dimension erreicht. Um ihn überhaupt transportieren zu können, werden die
Sorgfalt und Sicherheit
zusammengeschweißten Zargen nach ihrer Fertigstellung halbseitig getrennt und erst beim Kunden zusammengesetzt. 22 Uhr: Auf dem Verladeplatz herrscht Hochbetrieb. Mehrere Schwertransporter stehen beladen zur Abfahrt bereit. Die Kraftfahrer, Mitarbeiter vom Transport-Begleit-Service und Männer vom Schilderdienst Leipzig warten auf die Polizei, die die Papiere und Ladung kontrolliert. 23 Uhr: Das erste Fahrzeug ist abgefertigt und rollt vom Platz. Der Schilderdienst räumt jedem Transporter die Schilder aus dem Weg und baut sie danach gleich wieder an. Jedes Mal! Die 117 Tonnen schweren und 48,7 Meter langen Kolosse würden ansonsten in jeder Kurve alle Verkehrsschilder abmähen. Die Polizei begleitet die Fahrzeuge bis zur Autobahnauffahrt Freienbrink und kommt dann zurück und holt den nächsten Konvoi. Ab der Autobahn sorgt der Transport-Begleit-Service für den richtigen Sicherheitsabstand zu den anderen Verkehrsteilnehmern, checkt die zu überfahrenen Brücken usw. In sieben Tagen baut Reuther zwei/drei Windtürme, die irgendwo in Europa auf Feldern stehen, sich drehen und den Menschen Licht und Wärme in die Stuben bringen. Und das soll kein Wunder sein? Übrigens: Reuther sucht noch Auszubildende.