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Fünf Jugendliche sind Anfang Mai in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Hennigsdorf übernommen worden.
Foto & Text: Antje Jusepeitis
Freiwillig für Sicherheit im Einsatz 22:00 Uhr
Feuerwehrmann werden, das stand für Lee-Roy Knop schon als Steppke fest. Inzwischen ist er 15 Jahre alt und wurde Anfang Mai aus der Jugendwehr in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Hennigsdorf übernommen. Zusammen mit Celine Ligmann (15), Paul Ebelt (16), Florian Lederer (16) und Bennet Schiefelbein (15) gehört er jetzt zur Einsatzabteilung der Erwachsenen mit mehr als 60 Männern und elf Frauen. Jeden Donnerstag treten sie zum Übungsdienst auf dem Hof des 1994 errichteten Depots an der Hennigsdorfer Parkstraße an. „Unsere Ausbildung geht weiter. Bis wir unsere ersten Einsätze haben, dauert es noch. Und auch dann werden wir eher aus der zweiten Reihe heraus agieren, vielleicht Unfallorte absperren oder Ähnliches. Oder wir helfen mit bei Einsätzen, wie dem, als ein Vogel aus der Dachrinne gerettet wurde oder ein Hund aus dem Fuchsbau be-
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freit“, überlegt Celine, die hauptberuflich Krankenschwester werden möchte. Sie spielte Fußball, suchte Abwechslung und folgte dem Ruf ihrer zwei älteren Schwestern. Beide sind ebenfalls aktive Hennigsdorfer Feuerwehrfrauen. „Wir sind alle eine tolle Truppe, egal, ob bei der Jugendfeuerwehr oder bei den Erwachsenen.“ Ein Grund für Bennet, dabei zu bleiben. „Bessere Chancen, helfen zu können, falls im Alltag mal was ist, ständig etwas anderes kennen lernen“, nennen alle fünf als weitere Argumente, freiwillig in der Feuerwehr zu dienen. Sie finden es keineswegs uncool, regelmäßig Übungsdienst zu haben. An diesem Donnerstag Anfang Juni steht für Hennigsdorfs Kameraden das Löschen mit Boot, Katamaran, Drehkran und Pumpe auf dem Programm. Der zweite Gruppenteil trainiert den Innenangriff mit einem Strahlrohr bei einem Wohnungsbrand. „Den Schlauch darf man nicht einfach ins Treppenhaus legen - Stolpergefahr“ erklärt Lee-Roy. Während die Jugendlichen ihr theoretisches Wissen wiederholen, lassen ihre Kolleginnen und Kollegen am alten Hafen hinter dem Schienenfahrzeughersteller die Pumpe des Löschwagens laufen. Er zieht gerade 600 Liter Wasser pro Minute aus dem Hafenbecken, drückt es mit etwa acht Bar in den Schlauch, der die Drehleiter hinaufgezogen ist, und spritzt es in hohem
Bogen in den Kanal zurück. „Über diese Technik löschen wir zum Beispiel Hallen-, Ufer- oder Böschungsbrände“, erklärt Feuerwehrmann Karsten Janz. Davon gab es in der 109-jährigen Geschichte der Freiwilligen Wehr Hennigsdorfs einige. Vier Böschungsbrände und fünf Industriebrände entnimmt Frank Dobratz der Statistik für 2017. Insgesamt rückte seine Truppe im vergangenen Jahr 386 mal aus, meist zu technischen Hilfeleistungen. „Wegen des Sturms im vergangenen Herbst waren wir, genau wie alle Oberhavel-Wehren, überdurchschnittlich im Einsatz“, so Frank Dobratz, seit 1998 Stadtbrandmeister. Er ist, genau wie fünf weitere Frauen und Männer, als hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Stadtverwaltung Hennigsdorf angestellt, war früher Rettungsassistent. Die sechs Hauptamtlichen gewährleisten die Tageseinsatzbereitschaft, erledigen Verwaltungsaufgaben, prüfen und warten die Technik, beispielsweise der Atemschutzausrüstung und die zwölf Fahrzeuge. Eines davon ist bestückt mit Spezialmesstechnik für Einsätze im Zusammenhang mit chemischen Substanzen. „Zu solchen werden wir überregional gerufen.“ Ein anderer Lkw ist mit Schere und Spreizer mit einer Kraft von 50 beziehungsweise 30 Kilonewton versehen. Diese Werkzeuge und die funkenfreie Rettungssäge müssen die Feuerwehrleute häufig ein-
Starkes Zusammenspiel
setzen, um Menschen aus Autos nach Verkehrsunfällen zu befreien. Seilwinde und Kettensäge waren nach dem Sturm 2017 zwei Tage im Dauerbetrieb. „Wir setzen unser Leben für Dich aufs Spiel“, lautet einer der Sprüche auf Einsatzfahrzeugen aus Hennigsdorf. „Unseren zweiten Job machen wir freiwillig“ ein weiterer, oder „Meine Freizeit ist Deine Sicherheit.“ Slogan wie diese gehören zu einer umfangreichen und mit Fotos aktiver Kameraden gestarteten Werbekampagne. Seit sie auf Tassen in Bistros, auf Bussen oder zum Stadtfest sowie auf den Fahrzeugen für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt präsent ist, verzeichnete die Feuerwehr viel positive Resonanz und Zuwachs. „Es kamen einige Quereinsteiger und die meisten sind dabei geblieben.“ Genau wie rund 70 Prozent der Mädchen und Jungen, die in der Nachwuchsabteilung ausgebildet werden. „20 Kinder und Jugendliche können wir betreuen.“ Von dramatischen Fällen blieben Frank Dobratz und die anderen Retter 2018 bislang verschont. Zwei der schlimmsten Fälle, an die sich der Stadtbrandmeister erinnert, ist ein Verkehrsunfall mit zwei Verletzten und vier Toten sowie ein Wohnungsbrand, bei dem an einem Weihnachtstag eine Frau starb. Bevor sie zu solch schwierigen Einsätzen mitfahren werden, müssen Celine Ligmann und die vier Jungs, die gerade aus der Jugendwehr aufrückten, zahlreiche Ausbildungsstunden absolvieren: „Aber das wollen wir, es macht uns Spaß!“