20 Jahre Ruppiner Anzeiger

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2O JAHRE RUPPINER ANZEIGER

Mittwoch

15. Dezember 2010

„Wir waren voller Tatendrang“ Gabriele Lettow nutzt die Gunst der Stunde, packt mit beiden Händen an und baut am Traum Von Marcus Gansewig

NEURUPPIN Wendezeit – Aufbauzeit. Viele nutzten vor 20 Jahren die Gunst der Stunde und die Chance, Dinge zu tun, die jahrzehntelang unmöglich waren. Der Wunsch nach neuen Wegen beschränkte sich nicht aufs Zeitung machen. Viele wollten sich selbst verwirklichen – einige haben es geschaft. So auch Gabriele Lettow. „Es war die Gelegenheit, unsere Träume zu erfüllen.“ Es schwingt Begeisterung in der Stimme von Gabriele Lettow mit, blickt sie auf jene Zeit zurück. Die einen scheuten das Risiko, die anderen nutzten sie. „Das war irre spannend“, berichtet Lettow von ihrem Anfang mit der Siechenhauska■

pelle, jener Möglichkeit also, die sie 1993 mit beiden Händen ergriff. „Wir waren voller Tatendrang und wollten etwas bewegen, unsere persönlichen Möglichkeiten ausschöpfen.“ Die zum Zeitpunkt ihrer Selbständigkeit 34-jährige studierte Bau-Ingenieurin hatte nach der Wende einen Job als Bauleiterin beim Ruppiner Bauhof inne und war Mutter zweier Kinder. Familie, Beruf – alles lief rund. Kein Wunder also, dass Freunde und Verwandte nur vehement mit dem Kopf schüttelten, als Lettow ihre Idee zum besten gab, sich selbständig machen zu wollen. „Du bist doch völlig verrückt geworden“, lautete der einhellige Tenor – von dem sich Lettow aber nicht von

Das Uphus im Jahre 1990: Trotz – oder gerade wegen – des desolaten Zustands übte das historische Gemäuer auf Gabriele Lettow eine große Faszination aus.

ihrer Entscheidung abbringen ließ. Die Mission Traumerfüllung nahm Konturen an. „Wenn man aus der Baubranche kommt, dann verbinden sich die Träume mit Gebäuden.“ Ihr Traum war eng mit der Siechenhauskapelle verbunden, jenem alten Gemäuer, das sie schon in ihrer Kindheit so faszinierte (“Ich fand das irgendwie spannend, dass die Mauern so viel Geschichte geatmet haben.“) und „das völlig runtergekommen war“. Und das 1991 in ihren Besitz überging. „Dann haben wir gebaut, gebaut, gebaut“, erinnert sich die umtriebige Neuruppinerin, „bis die Fördergelder ausgingen“. Das Eigenkapital fehlte. Das war 1992 – und vielleicht schon das Ende. „War es das?“, fragte sich Lettow damals, verlor aber nicht den Mut, obwohl sich die Bank während der ganzen Zeit nicht dazu durchringen konnte, den beantragten Kredit zu bewilligen. „Dann kam aber zum Glück ein neuer Bank-Mitarbeiter aus dem Westen. Der hat für Bewegung gesorgt“ – und für den Kredit. „Das war der Hammer.“ Der wurde erst einmal bis 1993 geschwungen. In diesem Jahr eröffnete das Hotel. Doch der Hammer ruhte nicht. „Dann ging es Schlag auf Schlag.“ Neben dem Hotelbetrieb wurde auf dem Gelände weiter restauriert und Lettow rief noch ein Restaurant und den Förderverein ins Leben. Ziemlich viel für eine Person, ziemlich viel für Lettow. Wie hat sie das durchgestanden? „Man muss schon eine Persönlichkeit sein und etwas von zu Hause mitbekommen haben.“ Gabriele Lettow hatte etwas mitbekommen. „Mein Vater hat

Ein lebenslanger Begleiter Der „Ruppi“ und ein Baby LINUM (macs) Überrascht schaut er aus und auch ein wenig unsicher – und damit ist Maik Wodetzki wohl gar nicht mal so weit von jener Gefühlslage entfernt, in der er sich befunden haben dürfte, als er das erste Mal im Ruppiner Anzeiger abgelichtet wurde. Das war 1990, der „Ruppi“ war gerade auf die Welt gekommen und Wodetzki selbst auch nicht viel älter. Denn der Linumer war eines von fünf Ruppiner Babys, deren Fotos in der allerersten Ausgabe des täglichen Anzeigers abgedruckt waren. „Das wusste ich gar nicht“, sagt der heute 20-Jährige zu seiner besonderen Beziehung zum Blatt und lächelt etwas verlegen, etwas stolz. „Aber es ist schön, das zu wissen.“ Bisher hat sich diese Beziehung zumeist auf die morgendliche Lektüre der Sportseiten des Ruppis beschränkt. Ob sich das nun ändern wird – vielleicht. Sicher hingegen ist – wie der RA hat auch Wodetzki seinen Weg bisher gemacht. Nach seiner Geburt in den Ruppiner Kliniken ging’s erst einmal nach Karwesee – dort wohnten die Wodetzkis. Später zog es die Familie nach Linum – und Maik zu seiner ersten großen Leidenschaft – den Fußball. „Seit meinem sechsten Lebensjahr spiele ich.“ Erst in Linum, dann in Fehrbellin, anschließend beim MSV, Linum, MSV und nun wieder Linum. So viel er auch durch das Gekicke durch die Region getingelt ist, die Heimatverbundenheit kann und will er nicht leugnen. Auch das hat er mit dem Ruppi gemein. „Wir sind hier zu Hause. Ich könnte mir nicht vorstellen, von hier wegzuziehen.“ ■

Gabriele Lettow im Sommer 2010 vor dem kaum noch wiederzuerkennenden Uphus. ständig irgendetwas zu Hause gemacht. Mal war es die Schweinehaltung, dann wieder Landwirtschaft.“ Diese Umtriebigkeit aber allein reicht nicht. „Mut hatte und habe ich immer zum Risiko“, lautet Zutat Nummer zwei. Der lässt sie gleich Nummer drei folgen: „Das Vertrauen in sich selbst ist wichtig.“

Dazu noch eine Prise Durchhaltevermögen – schon war eine erfolgreiche Selbständigkeit nicht nur mehr ein Traum für Lettow. Sie wurde ihr Leben, auf das sie zufrieden blickt: „Wenn ich heute zurückgucke, denke ich: ‚Da haste aber was gestemmt.“ Nicht mehr und nicht weniger als ihren Traum.

Das muss er auch nicht. Denn nach dem Abschluss der Schule in Fehrbellin und dem Ende der Ausbildung als Hochbau-Facharbeiter hat er sich im Herbst dieses Jahres mit einer Bau-Service-Firma selbständig gemacht. Ein besonderes Jahr also für ihn – wie auch für den – genau: den Ruppi! „Mein Betrieb soll so lange wie möglich überleben“, hofft er auf eine erfolgreiche Zukunft“ – in Linum. Dort soll später auch mal „ein eigenes Haus“ stehen. „Und Frau und Kind will ich auch haben, wenn ich älter bin“, eröffnet er weitere Ziele. Damit aber ist es noch nicht genug. Denn seiner großen Leidenschaft will er, auch im Alter, treu bleiben. „Ich werde auf jeden Fall Trainer.“ Moment mal – eigene Firma, Haus in Linum, Familie, Trainerdasein – das gibt es doch im Hause Wodetzki schon – Papa Ernst. „Mein Vater ist in vieler Hinsicht mein Vorbild. Ich hab mir viel von ihm abgeguckt“, gesteht Maik und fügt an: „Im Grunde sind wir gleich. Aber natürlich haben wir uns auch mal gezofft, schließlich haben wir ab und zu unterschiedliche Meinungen.“ Meinungsvielfalt, harte Diskussionen, Leidenschaft, Heimatverbundenheit – alles Dinge die auch im Ruppiner Anzeiger ihren Platz finden. Die Beziehung zwischen Maik Wodetzki und dem Ruppi ist also schon lange über die Lektüre der täglichen Sportseite hinaus – soviel ist sicher.

Wenn der Ruppi die Heimat ist Täglich geht der RA auf seinen 500 Kilometer langen Weg hin zu einem Neuruppiner Bayern NEURUPPIN/VEITSHÖCHHEIM (macs) Ohne ihn wäre eine Zeitung nichts wert. Er macht den Unterschied aus, durch ihn lebt die Zeitung: der Leser. Eine Zeitung ohne ihn gibt es nicht – zumindest ■

nicht für lange. Der Ruppiner Anzeiger aber existiert mittlerweile schon seit 20 Jahren. Und fast genauso lange hält Roland Ruefer dem Blatt die Treue. Seit 1991 ist er Abonnent. Das an sich ist schon

bemerkenswert in einer immer schnelllebiger werdenden Zeit zwischen Twitter und i-pad. Doch Ruefer, Jahrgang 1939, lebt nicht mal in Neuruppin, nicht im Ruppiner Land, ja nicht mal in

Der Ruppi schlägt ohne große Probleme den Bogen von der Neuruppiner Klosterkirche zur Alten Mainbrücke in Würzburg.

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Brandenburg. Für ihn macht sich der Ruppi auf seinen wohl weitesten täglichen Weg – 500 Kilometer in Richtung Süden, nach Veitshöchheim nahe Würzburg. Warum? „Weil ich es gut finde, wie sich der Ruppi besonders auf die Lokalnachrichten konzentriert“, erklärt Ruefer, auch wenn es „manchmal etwas provinziell wirkt“. Aber das sei in Würzburg auch oft nicht anders – nur dass die Zeitung dort „schlechter“ sei. Doch wie kommt ein Bayer zum Ruppi? Nun, die Frage wird wohl nicht beantwortet werden können, denn „ich bin ein alter Ruppiner“. 1939 in der Fontanestadt geboren, wendete Ruefer seiner Heimatstadt 1953 als Teenager den Rücken zu – und damit auch der DDR. Die Entscheidung war für ihn unumkehrbar – und damit eine Rückkehr in seine Heimat bis zur Wende 1989 unmöglich. Dann aber zog es ihn jedes Jahr mindestens einmal ins geliebte Ruppiner Land. „Ich bin sehr Heimat verbunden“, gesteht er das Offensichtliche. Auf eben jenen Stippvisiten in Neuruppin und Umgebung fiel ihm der Ruppiner Anzeiger auf.

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Viel mehr Farbe drin in denen er aufwuchs. „Jetzt ist viel mehr Farbe drin als früher.“ Vielleicht ist es auch dieses Bunte, das dafür sorgte, dass sich Roland Ruefer im fortgeschrittenen Alter noch einmal neu verliebte – in seine alte Heimat. „Ich war überrascht, wie schön Neuruppin ist. Die ganze Architektur und natürlich die Umgebung mit dem See. Das ist mir als Kind gar nicht so aufgefallen.“ Und so blickt er gern in den Ruppi, nicht nur auf die Neuruppiner Seiten. „Ich blättere die ganze Zeitung durch.“ Getrübt wird die Lesestunde nur von einem Aspekt: „Ich ärgere mich nur, dass wir die Zeitung zwei Tage später bekommen.“ Schneller schafft die Post den Weg nach Bayern nicht. Doch für Roland Ruefer ist das kein Grund, auf seine Heimatzeitung zu verzichten.

Maiks erster öffentlicher Auftritt – damals fälschlicherweise noch mit einem „s“ im Nachnamen.

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Er habe ihn gleich abonniert, als er ihn entdeckt hatte. „So bin ich immer informiert, was hier passiert.“ Und in den vergangenen Jahren sei viel passiert in jenen Straßen,

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