Lieber böser Beton - Brutalismus in der Schweiz

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Das Ornament zeigt in der hellenischen Architektur die Präsenz von Last. Die atektonische Fassade wird von Glaus benutzt um Nutzungsflexibilität zu zeigen. „Beim Jakobsgut in Zürich-Höngg war ich nicht an die Vorfabrikation gebunden; daher konnten die Wohnungen dort, obwohl in gleicher Grundrissform übereinanderliegend, mit individuell gestalteten Balkonen ausgestattet werden, welche zusammen mit der stark plastischen Gestaltung der gesamten Fassade ein lebendiges, atektonisches Fassadenbild ergaben„.38 So war der Architekt also nicht immer frei in seiner Entscheidung ob tektonisch oder atektonisch. Das Anwenden von vorfabrizierten Elementen scheint für ihn eher eine tektonische Fassadengestaltung zu ergeben. Im Gegensatz dazu steht seine Aussage, die Fassade der Kantonsschule in Wattwil sei, obschon mit Fertigelementen gebaut, atektonisch. Dies erreichte er durch den verschiedenen Abstand der Fassadenstützen womit er ein ungleichmässiges Raster erhält. Tektonik ist für Glaus also nicht unbedingt die Frage des Fügens, sondern die Anordnung der einzelnen Elemente und ein Gestaltungsmittel.

Abb. 12. Gemäss Otto Glaus ein Beispiel für eine atektonische Fassadengestaltung: Siedlung Jakobsgut in ZürichHöngg 1966-1969

mehr als Lastabtrag

Daniel Scheuber

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