Lieber böser Beton - Brutalismus in der Schweiz

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Tektonik aus der Sicht des Architekten Otto Glaus

34 Vergl. Lindt, Ueli. Otto Glaus Architekt. S. 210ff. Ueli Lindt dipl. Architekt ETH/SIA ist Mitarbeiter des Amt für Hochbauten der Stadt Zürich. Er betreut die Ämter Schulen und Sport. Er ist zudem Gruppenleiter Projektentwicklung / Bau. Durch das Mitwirken in der Fachstelle für nachhaltiges Bauen im Stadtzürcher Amt für Hochbauten beschäftigt er sich mit der Sanierung von schützenswerten Bauten. Vergl. TEC21 45/2008 ,Ökologie und Baukultur 35 Otto Glaus, Architekt, Birkhäuser Verlag (1995). Gespräch mit Ueli Lindt. S. 211 36 Otto Glaus erwähnt dass bei der Siedlung Benziwil die Gebäudestruktur durch ein fixes Raster der Vorfabrikation gebunden war. Er erreichte aber eine Individualisierung der Fassade durch drei verschiedene kominierbare Brüstungshöhen der Balkone. 37 Otto Glaus, Architekt, Birkhäuser Verlag (1995). Gespräch mit Ueli Lindt. S. 212 38 ebd.

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Dies ist ein Versuch die Definition und Haltung des Architekten Glaus zum oben erwähnten Thema. Dabei beziehe ich mich auf das Interview des Architekten mit Ueli Lindt 34 1995. „Sicherlich lassen sich tektonisch strukturierte Fassaden architektonisch sehr überzeugend gestalten. Die Entscheidung zu tektonischer oder atektonischer Ausdrucksweise kann durch die verschiedensten Konzeptbedingungen gegeben sein. Die atektonische, rhythmisierte Fassade erlaubt zum Beispiel grössere Freiheit in der inneren Organisation des Bauprogrammes, was gerade bei einem flexibel nutzbaren Gebäude von Vorteil ist. Eine Fassade, ob an einem Wohn- oder Bürogebäude, muss und kann nicht immer im gleichen Raster durchlaufen (...)“ 35 Aus diesem und weiteren Zitaten ist zu lesen, dass für Glaus „strukturierte“ Fassaden tektonisch sind. Weiter sei die „rhythmisierte“ Fassade atektonisch. Durch weitere Zitate und genaue Beschriebe von Gebäuden kann angenommen werden dass er mit „strukturiert“ eine geordnete, auf gleichmässigen Massen oder einem regelmässigen Raster aufgebaute und geschichtete Fassade meint. Atektonisch also „rhythmisiert“ sind für den Architekten frei angeordnete Fassaden oder Fassadenteile 36, die keinem fixen Raster folgen. „Eine andere Form einer gewissen atektonischen Fassadengestaltung ergibt sich durch die Anordnung von frei rhythmisierten vertikalen Fassadenpfeilern, wie ich sie beispielsweise bei der Kantonsschule in Wattwil angewandt habe.“ 37 So ist die Tektonik und Atektonik ein Gestaltungsmittel für Glaus. Er benutzt die Atektonik um flexibel nutzbare Gebäude zu erstellen und zeigt mit einer atektonischen Fassade die Flexibilität des Gebäudes auch im Äusseren. Es kann hier ein erster Vergleich mit der Aussage Böttichers gemacht werden, dass das Ornament die Funktion des Bauteiles anzuzeigen hat.


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