Aufbruch ins Eigene - Tessiner Tendenza & ihre Folgen

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DIE UNTERSUCHUNG DER TYPOLOGIE UND DER MORPHOLOGIE Häuser Morisoli, 1988/89

In Monte Carasso sind die Eingriffe auf einen Richtplan abzustützen, welcher in zwei Phasen unterteilt und realisiert wurde. Die erste Phase stand für die Stärkung des Zentrums. Das ehemalige Kloster wurde umgestaltet und in Beziehung zu den umliegenden Bauten wie der Kirche, dem Friedhof, dem Rathaus oder der neuen Turnhalle gesetzt. Somit erhielt der Ort ein repräsentatives Zentrum aller öffentlichen Funktionen (ein Klosterflügel wurde nicht ausgeführt und der Kindergarten umsituiert). Unterstrichen wird dies mit einer Ringstrasse, gesäumt von einer Baumreihe, die das Gebiet umschliesst und die Wichtigkeit der Gebäude markiert, welches wiederum die Grenze des alten Klosterbezirkes widerspiegelt. In Mögliche Bebauung nach altem Plan Mögliche Bebauung Projekt nach neuem P Häuser Morisoli, 1988/89 nach altem Richtplan der zweiten Phase nahm Snozzi vor allem Einfluss auf die vorherrschenden Verkehrswegepläne und die Baubestimmungen auf dem gesamten Gemeindebezirk. Das Ziel war damals, den gültigen Richtplan zu ersetzen, welcher die Zonenaufteilung über den ganzen Kanton unterschiedslos bestimmte. Zu dieser Aufteilung formulierte Luigi Snozzi folgende Aussage: „Sie ist nur ein Instrument zur quantitativen und nicht zur konkreten räumlichen Kontrolle der Bebauung einzelner Gebiete.“11 Die Schwierigkeiten sah er nicht in der Planung der ersten Phase, die neuen Bestimmungen sollten auch die Grundlage schaffen, das Ortszentrum mit einem «ansprechenden baulichen Kontext»12 zu umgeben. Die Ausgangslage war Projekt neuemPlan Plan Mögliche Bebauung Projekt nach nach neuem Ausgeführter Plan Häuser Morisoli, 1988/89 nach altem Richtplan eine differenzierte und heterogene Struktur von unterschiedlich geformten Bebauungskernen, mit oftmals sehr schmalen und langen Parzellen, teilweise eine Mögliche Bebauung Mietwohnhaus Folge der Erbteilung. Mit der Abänderung der Baubestimmungen wurden die nach altem Richtplan der Kirchgemeinde, 1990 geltenden Regeln für Mindestabstände etc. abgeschafft und somit die mögliche Nutzungsdichte mehr als verdoppelt. Erst mit einem hochwertigen Kontext erlangen die öffentlichen Bauwerke im Zentrum ihren eigentlichen Sinn, gemäss der Auffassung von Snozzi über die zwei wesentlichen Komponenten der Stadt, die Masse der gewöhnlichen Häuser und die Monumente.13 In der angesprochenen Ringstrasse finden sich weitere Merkmale, einerseits die begleitende Mauer, welche Ausgeführter Plan Mögliche Bebauung Projekt nach neuem Plan Ausgeführter Plan als raumbildendes Element eine klare Grenze des Strassenraumes und somit des nach altem Richtplan Abb. 14. Planabfolge Häuser öffentlichen Bereiches definiert, andererseits die Verbindung der Bezugspunkte. Morisoli 1988/89 Erst mit der Ringstrasse konnten die Wege innerhalb verkehrsfrei gestaltet werden, Mögliche Bebauung Projekt nach neuem Plan Mietwohnhaus nach altem Richtplan der Kirchgemeinde, 1990 zwei Fussgängerwege entlang des Friedhofes verbinden zum Beispiel die beiden 11 Snozzi, 1995, S.94 Eingänge der Kirche mit den umgebenden Wohngebieten. Zum Einen ist es eine Doppelhaus 1991 Zulässige Bebauung nach alt 12 Snozzi,Guidotti, 1995, S.95 Rückbesinnung auf alte Werte, das Kloster gewann seine alte Bedeutung zurück, (wegen der geringen Bautiefe zum Anderen bildet das damals erstellte Regelwerk noch heute die Grundlage für 13 vgl. Snozzi, 1989, S. 106 unmöglich) spannende Architekturlösungen in Monte Carasso.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2015 Mietwohnhaus

der Kirchgemeinde, 1990

Mögliche Bebauung nach altem Richtplan

André Falabretti

Doppelhaus Guidotti, 1991

Projekt nach neuem Plan

Zulässige Bebauung nach altem Richtplan (wegen der geringen Bautiefe praktisch unmöglich)

21 25

Projekt gemäss dem neuen


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