1. Einleitung Eine der wichtigsten Bewegungen zeitgenössischer Schweizer Architektur ist die Tessiner Architektur Ende der 1960er und früher 70er Jahre, die seit einer Ausstellung in Zürich im Jahre 1975 „Tendenza“ genannt wurde. „Sie stellt eine einzigartige Symbiose aus Rationalismus, Moderne, Geschichtsbewusstsein und Landschaftsbezug dar.“1 Diese eigenständige Architekturrichtung setzte sich gegen Zersiedelung und Verkitschung der Landschaft zur Wehr. Neben Persönlichkeiten wie Mario Botta, Tita Carloni, Luigi Snozzi oder Aurelio Galfetti zählt Livio Vacchini zu den massgebenden Repräsentanten der Tendenza.2 Über seine Einwürfe sprechend wies Vacchini auf Mies van der Rohe, Luis Kahn und Le Corbusier, aber auch auf die klassische Architektur wie der Parthenon hin.3 Er ist einer der wenigen Architekten, deren Denken und Prinzipien aus der klassischen Tradition abgeleitet, und an die Möglichkeiten der Gegenwart angepasst sind.4 Mit Vorliebe ging er an den Anfang zurück, um sich den Wurzeln zu nähern. Um eine richtige Lösung zu finden, die nur mit der einfachsten Erscheinungsform zusammenhängen kann, geht er durch einen mühevollen Prozess durch. Die konsequent in seinen Werken entwickelte eigene und elegante Architektursprache ist von der Symmetrie, Monumentalität im Kleinen, formaler Strenge und der Konzentration auf das Wesentliche geprägt.5 Während Luigi Snozzi, mit dem Vacchini am Anfang seiner Karriere 1
Tendenza. Rationalismus in Tessin. Verfügbar unter http://www.gta.arch.ethz.ch/lehrveranstaltungen/tendenza-rationalismus-im-tessin
2
Joanelly, Vacchini, 2000, S. 210.
3
Vacchini, 2008, S. 7.
4
Disch, 1994, S. 14.
5
Blaser, 1994, auf dem hinteren Deckblatt.
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