04 Reminiszenz 04.1.0 Reminiszenz: Semper Die Einleitung und Grundlage in die intellektuelle Auseinandersetzung setzte Gottfried Semper mit der Abbildung der karibischen Urhütte. Mit der Skizze wurden Bestandteile von Struktur und Füllung erahnt und die Neugier zum Phänomen geweckt. In der vertieften Betrachtung mit dem Konstruktionssystem kann stringent der Rückschluss auf diese Inspirationsnotiz gezogen werden. Die karibische Urhütte, in Analogie zu den Urhütten der Kulturvölker, weist als Konstruktionssystem die Filigrankonstruktion auf. Die Diskrepanz zwischen einleitender Inspiration und erarbeiteter Thematik wird in der Prämissenbetrachtung ersichtlich. Die Sempersche Theorie, die von der „Mattenumhegung als Raumabschluss oder Wand“ zeugt, und die Analogie zur menschlichen Haut aufweist, stellt eine Verkleidung oder Verhüllung der Struktur und somit eine Beplankung der Struktur dar. In der innenräumlichen Betrachtung kann die Beplankung denselben Charakter wie die zurückgezogene Füllung stellen. Die konzeptionelle sowie konstruktive Natur der Beplankung separiert sich jedoch von den Wesenszügen der Füllung. Als weiterführende Thematik, die sich durch die „Sempersche“ Theorie formulieren und erweitern lässt, erhärten sich die Phänomenteile von „Struktur und Hülle“.
04.1.2 Reminiszenz: Filigranbau- Mittel der Tektonik - Archetypen Die vier untersuchten Archetypen weisen das identische Konstruktionssystem oder im Falle des Kimbell Arts einen hohen losgelösten Anteil im Gesamtsystem, den Filigranbau auf. Funktionen oder Gebäudeart der Archetypen, von einem Wohnhaus über eine Bildungsstätte, ein Museum mit integrierten Lehrräumen bis hin zu einem reinen Kunstmuseum sind vertreten. Diese breite Fächerung der Funktion lässt erkennen, dass der Filigranbau nicht nur einzelnen funktionsspezifischen Gebäudetypen zugeschrieben werden kann. Wie einleitend erwähnt, scheint die Fokussierung des Konstruktionssystems auf den Filigranbau, in der vertieften Auseinandersetzung seine Relevanz zu erhärten. Das architektonische Phänomen „Struktur und Füllung“ kann im Konstruktionssystem Filigranbau in wesensgetreuem, als reines Vorkommen in Erscheinung treten. Das dreidimensionale Raumgitter, in welchem sich Raum undefiniert, respektive unmessbar aufspannt, wird erst durch den Einsatz von Füllung zu architektonisch definierten, somit messbarem Raum. Der Einsatz der Füllung erfolgt nur in diesem Konstruktionssystem in den euklidischen Ebenen, der Horizontalen und der Vertikalen. Dieses differente Vorkommen, von horizontaler und vertikaler Ebene, lässt eine innenräumliche Artikulationskonzeption zu, welche als systemgerecht oder kohärent definiert werden kann. Die eindeutige Definition der Case Studies zu den tektonischen Mitteln zu vier Archetypen, wurde ohne Zweifel auch unter Beizug einer persönlichen
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