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Anpassungsfähige Jäger

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1000 Füchse

sollen allein in der Stadt Zürich leben. Der Rotfuchs ist das verbreitetste einheimische Raubtier der Schweiz. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch die Wildtierforscherin Sandra Gloor schätzt, dass in der Schweiz zwischen 100000 und 130000 Füchse leben. Immer mehr von ihnen in den Städten. Im Berner Hauptbahnhof spazierte Anfang Dezember einer auf dem Perron. Und in Luzern schnappte unlängst einer nach den Hosenbeinen von Passantinnen und Spaziergängern.

Bild: Keystone/Matthew Maran

2 Verändern sich Stadtfüchse? Füchse sind Opportunisten, deshalb leben so viele von ihnen in Städten. Hier kommen die Allesfresser einfacher an Nahrung als in der freien Natur. In und um Abfalleimer oder Gärten finden Füchse alles, was sie brauchen. Das bleibt nicht ohne Folgen: Ein kanadischer Evolutionsbiologe hat festgestellt, dass die Gehirne von Stadtfüchsen kleiner sind als die ihrer Verwandten auf dem Land. Möglicherweise, weil sie sich bei der Nahrungssuche weniger anstrengen müssen. Gleichzeitig sind die Schnauzen der Stadtfüchse kürzer geworden. Dadurch haben sie mehr Kraft, um Abfallsäcke aufzureissen. 3 Wie alt werden Füchse? Füchse können bis zu 15 Jahre alt und neun Kilo schwer werden – vorausgesetzt, sie werden nicht angefahren, geschossen oder erkranken an Tollwut. 2020 wurden in der Schweiz 22130 Rotfüchse erlegt. Sie leben vor allem während und kurz nach der Paarungszeit im Januar und Februar in einem unterirdischen Bau mit mehreren Fluchttunnels. Eine Fähe, so heisst das Fuchsweibchen, bringt nach der Tragzeit von rund 50 Tagen in der Regel vier bis sechs Junge zur Welt.

4 Vorsicht Tollwut? Seit 1998 ist die Schweiz dank einer grossen Impfkampagne frei vom Erreger der Fuchstollwut und somit auch kein Fuchs mehr daran erkrankt. Dafür wurden überall impfstoffhaltige Köder verteilt. Zuerst in Hühnerköpfen, die Jäger vor die Fuchsbaue legten, später mit industriell hergestellten Hundeguetzli, die von Flugzeugen abgeworfen wurden. 5

Welche Krankheiten können Füchse übertragen ? Die häufigsten Krankheiten sind: Fuchsräude, Fuchsbandwurm oder Staupe. Füchse sollte man nicht streicheln oder anfassen. Wer einen Fuchs im Garten hat, sollte Beeren und andere Früchte vor dem Verzehr gut waschen. 6 Nächtliche Ruhestörer Während der Paarungszeit von Dezember bis Februar machen die nachtaktiven Füchse viel Lärm. Wie ihre Verwandten, die Hunde, können sie bellen und lenken so die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich. Füchse können auch kreischen, wenn ihnen ein Rivale zu nahe kommt. Rangniedrigere Tiere winseln, wenn sie sich unterwerfen. Sie begrüssen sich mit leisen kurzen Lauten, vor Gefahr

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Können Füchse auch Haustiere sein ?

In Russland haben Forschende zahme Füchse gezüchtet, die sich wie Hunde verhalten: Sie winseln und wedeln mit dem Schwanz. Auf Instagram gibt es zahlreiche Accounts, die Füchse als Haustiere zeigen. In der Schweiz ist das verboten. Wer hier einen Fuchs als Haustier hält, muss mit einer einjährigen Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe von bis zu 20000 Franken rechnen.

warnen sie mit einem angezogenen Bellen. Wer öfter solche Laute hört, hat vermutlich Füchse als Nachbarn. Man kann sie bei der Wildtierbeobachtung melden. 8 Soll ich Füchse füttern? Füchse sind eigentlich eher vorsichtige Tiere, können ihre Scheu gegenüber dem Menschen jedoch teilweise verlieren, wenn sie gefüttert werden. Fachpersonen raten dringend davon ab. Denn so werde das Tier vom Menschen abhängig und zeige keine Fluchtdistanz mehr. Solche halbzahmen Tiere werden aufdringlich und müssen darum geschossen werden. 9 Fuchs angefahren – was nun? Auch bei der medizinischen Versorgung gelten für Füchse andere Regeln als bei Haustieren: Wer einen Fuchs anfährt oder einen angefahrenen findet, sollte den zuständigen Wildhüter oder die Polizei rufen und das Tier nicht selbst zur Ärztin bringen, denn nicht alle Tierärzte haben die dafür notwendige Bewilligung. Ohne eine solche ist es ihnen grundsätzlich untersagt, Wildtiere zu untersuchen und zu behandeln. 10 Beliebte Märchenfigur Füchse findet man fast überall auf der Welt. Weil sie oft in der Nähe von Siedlungen leben, gibt es in den meisten Ländern Märchen, in denen Füchse vorkommen. Ob im italienischen «Conte Piro», mongolischen «Ösküs-ool», im amerikanischen Animationsfilm «Zootopia» oder als Begleiter der japanischen Gottheit Inari – die schlauen Raubtiere sind beliebte Protagonisten. 11

Woher kommt «Das isch für d Füchs»?

Seit Goethes «Reineke Fuchs» gilt der Fuchs als clever, listig und gerissen. Davon zeugt noch heute die Redewendung «listig wie ein Fuchs». Das Sprichwort «Das isch für d Füchs» kommt aus der Jagdsprache und hiess ursprünglich «Das chasch de Füchs beize». Beizen bedeutet «eine Lockspeise legen». Da Füchse mit Aas geködert werden, kommt die Redewendung wohl daher, dass der Köder gerade noch für Füchse genügte, sonst aber als wertlos gilt. Das vermutet zumindest das Wörterbuch Schweizerisches Idiotikon.

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