MENSCHEN LOTHAR
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Revierförster Hans Gfeller aus Sumiswald kann wieder lachen. «Sein Wald» hat sich gut erholt.
Holunder – im Fachjargon Pionierarten – die einst verwüsteten Stellen. «Die Natur hat wunderbare Kräfte», sagt Gfeller, die Schreckensbilder noch immer unvergessen vor sich. Kaum ein halbes Jahr war Hans Gfeller als Revierförster von Sumiswald und Trachselwald im Amt, als am 26. Dezember 1999 die Katastrophe über ihn und die Bewohner der Gemeinden hereinbrach. «Ich hatte vom herannahenden Sturmtief am 20.Dezember erfahren und beobachtete seine Entwicklung laufend auf dem Satellitenbild. Dass es aber so heftig kommen würde, hat niemand vorausgeahnt», erinnert er sich. Die Winde wurden immer stärker. Am
frühen Morgen des Katastrophentags stürmte es bereits so heftig, dass es für Gfeller zu gefährlich geworden war, im Wald nach dem Rechten zu sehen. Gegen Mittag wagte er sich doch auf eine unbewaldete Anhöhe. «Von weit her kamen Äste angeflogen.» Auf den bewaldeten Hügeln bogen sich die Tannen so stark, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte. Und sie brachen gleich reihenweise ein, wie Dominosteine. «Weltuntergang», schoss es ihm durch den Kopf.
«Lothar» fällte in Sumiswald jeden sechsten Baum
Tatenlos musste Gfeller zusehen, wie der Sturm mit Leichtigkeit Schneise um Schneise in «seinen»
Wald mähte. «Ich fühlte mich wie der Kapitän auf der ‹Titanic›.» An diesem Katastrophentag fällte der Orkan Lothar, der im Kanton Bern am heftigsten wütete, rund 12,5 Millionen Kubikmeter Holz. Vielerorts waren die Landschaften nicht wiederzuerkennen, weil der Sturm ganze Hügelkuppen leergefegt hatte. Allein im Bernbiet fielen innert Stunden so viele Bäume, wie normalerweise in fünf Jahren gefällt werden. Sumiswald gilt zusammen mit dem angrenzenden Trachselwald als die am stärksten betroffene Region. Der Orkan fällte praktisch jeden sechsten Baum. Am Morgen danach war die Welt eine andere. Überall waren
die Strassen durch umgestürzte Bäume blockiert, Häuser beschädigt, die abgelegenen Gehöfte von der Aussenwelt abgeschnitten, der Strom war ausgefallen. «Es war das totale Chaos», erinnert sich Gfeller. Glücklicherweise war am Katastrophentag vor Ort niemand ums Leben gekommen, weil sich kaum jemand in den Sturm hinauswagte. Ein Automobilist, dem ein Baum auf das Auto gekracht war, konnte sich selber befreien und blieb unverletzt. Ein Jogger rannte im Zickzack um sein Leben, wich den umstürzenden Bäumen aus und blieb unversehrt. Zivilschutz, Feuerwehr und viele Helfer arbeiteten Tag und Nacht, doch allen war