Migros Magazin 49 2011 d AA

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Nr. 49, 5. Dezember 2011 | Migros-Magazin |

«Keine Frage: Man muss

Seit 50 Jahren setzt sich Amnesty International weltweit für die Menschenrechte ein. Auch in

Plakate und Aktionen von Amnesty International prägen weltweit immer wieder den öffentlichen Raum.

A

ls Amnesty International (AI) 1961 gegründet wurde, herrschte Kalter Krieg, es wurde gefoltert, hingerichtet, straflos staatlich gemordet. All das passiert auch heute noch, aber wesentlich weniger häufig und in sehr viel weniger Ländern als damals. Dieser Wandel ist auch das Verdienst von AI. Die Organisation wurde vom britischen Anwalt Peter Benenson ins Leben gerufen, als er sich mit einem Zeitungsartikel für die Amnestie von zwei Portugiesen einsetzte, die wegen einesToastsaufdieFreiheitzusiebenJahren Gefängnis verurteilt worden waren. Benenson forderte Leserinnen und Leser auf, mit persönlichen Schreiben Druck auf den portugiesischen Diktator Salazar zu machen. Die Resonanz war überwältigend, aus der Kampagne wurde eine feste Organisation. 50 Jahre später setzen sich 3,2 Millionen Menschen weltweit im Namen von AI für die Menschenrechte ein – mit Spenden, Briefaktionen und aktiver Mitarbeit. In der Schweiz hat Amnesty 49 000 Mitglieder, davon sind rund 7000 in diversen Gruppen und Netzwerken aktiv. 2010 haben 97 000 Personen AI mit 13 Millionen Franken unterstützt, dazu kamen Legate von rund 1,1 Millionen. «Verglichen mit früher ist es

allerdings viel schwieriger,neue Mitglieder und Spenderinnen zu gewinnen», sagt AI-Präsidentin Laura von Mandach. «Der Konkurrenzkampf ist gross. Die Mitgliederzahl steigt zwar kontinuierlich, doch haben wir immer weniger Aktivmitglieder,die sich in Gruppen engagieren.» AI versucht unter anderem, Jugendliche stärker anzusprechen. Amnesty hat Büros in 80 Ländern, vor allem auf der Nordhalbkugel. «Das wollen wir ändern», sagt von Mandach. «Entsprechend viele finanzielle Mittel setzen wir im Süden für die Aufbauarbeit ein.» Rund ein Drittel der Schweizer Spenden geht in diesen Aufbau. Weitere 30 Prozent fliessen ins Marketing und Fundraising, der Rest kommt konkreten Projekten und der Lobbyarbeit zugute.

schweizer sektion landet erfolg mit Hilfe von Viktor giacobbo Aktuell fokussiert Amnesty in der Schweiz auf die Verantwortung von Firmen. Kürzlich gelang ein erster Erfolg: In China werden für Transplantationen oft Organe von exekutierten Gefangenen verwendet; für den medizinischen Eingriff kommen Medikamente von Schweizer Pharmakonzernen zum Einsatz. Novartis hat auf die Kritik von AI und anderen NGOs reagiert: Das Unterneh-

men will bei neuen Branchenrichtlinien mitwirken, um die Verwendung von Organen aus Todeszellen auszuschliessen. Am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, startet AI wie üblich eine Briefschreibeaktion – dieses Jahr zugunsten von Jabbar Savalan aus Aserbaidschan. Der 20-jährige Student wurde am 5. Februar verhaftet, weil er nach den Protesten im Nahen Osten und Nordafrika auf Facebook zu Aktionen in der Hauptstadt Baku aufgerufen hatte.Amnesty sieht ihn als klassischen Gewissensgefangenen, also einen Menschen,der von seinem Gewissen getrieben seine Meinung äusserte und deswegen bestraft wurde.AI hofft auf Zehntausende von Briefen aus der Schweiz für seine Freilassung. Letzten Sommer hat die Schweizer Sektion von AI eine Kampagne für den vom Regime inhaftierten burmesischen Komiker Zarganar durchgeführt, unterstützt vom Kabarettisten Viktor Giacobbo.Mit Erfolg: Zarganar wurde im Oktober freigelassen. Texte: Ralf Kaminski Bilder: Paolo Dutto, Amnesty

www.migrosmagazin.ch Die wichtigsten Etappen von Amnesty International in Bildern.


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