Migros-Magazin-47-2018-d-ZH

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38  MM47, 19.11.2018 | MIGROS-WELT

Geballte Staatsmacht: Militär­truppen marschieren 1918 unter General Willes Führung in Zürich auf.

Das soziale Erdbeben

Vor 100 Jahren erschütterte der Landesstreik die Schweiz: Im Zuge des Ersten Weltkriegs hatte sich die Situation der Arbeiter drastisch verschlechtert. Ihr Aufstand gab den Anstoss zu tief greifenden Veränderungen, die bis heute das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und -nehmern prägen. Text: Andreas Dürrenberger

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as Jahr 1918 war für Europa prägend: Der Erste Welt­ krieg ging zu Ende, Königs­ häuser fielen, und auch die Schweiz wurde in ihren Grund­ festen erschüttert. Sie erlebte, was bis heute als grösste staatspolitische Krise seit der Gründung 1848 gilt – den Landesstreik. Ein Blick zurück, vor den Ersten Weltkrieg. «Das Leben der Arbeiter war hart. Die 60-Stunden-Woche mit sechs Arbeitstagen war die Regel», sagt Historiker Christian Koller. «Nicht nur Männer, auch Frauen mussten häufig arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern.» Die Generalmobilmachung zu Beginn des Kriegs verschärfte die prekäre finanzielle Situation der Arbeiter­ schaft. «Eine Erwerbsersatzversiche­ rung gab es noch nicht, der Sold war tief. In der zweiten Hälfte des Kriegs kam eine rasante Inflation hinzu»,

Bilder: Keystone, MGB-Archiv, zVg

Landesstreik


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