Migros Magazin 46 2010 d LU

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DER HAUSMANN

Migros-Magazin 46, 15. November 2010

Wo der Hirschpfeffer wohnt Pardon, aber: Ich muss noch mal mit dem Schnäbi kommen. Aus Beckenried erBänz Friedli deutet reicht uns nämZweideutiges. lich wundersame Kunde. «Wollen wir noch schnell dein Schnäbi abwischen?», fragt Sandra nach dem Mittagessen ihren Berner Neffen, den sie hütet. Der Kleine legt reflexartig die Hände in den Schritt, blickt entsetzt drein und schreit: «Nei!» Erst allmählich klärt sich, dass das «Schnäbi» in Nidwalden der Kindermund ist, in Bern hingegen … Eben. Nun hoffe ich einfach insgeheim, Frau Gamber, die sich wegen des wüsten Wortes für immer und ewig von dieser Kolumne abwenden wollte, sei doch rückfällig geworden, denn heute lernen wir: Nicht alles, was strub tönt, ist auch so gemeint. Nehmen wir den «Nuttensong». Roy war über-

zeugt, am Radio einen Song über Nutten gehört zu haben. «Ich hatte keine Ahnung, was er meinte», schreibt seine Mutter. «Bis er beim Essen mal ausrief: ‹Das ist genau der Song, den ich meine!› Die braven Plüsch schmachteten ihr ‹Irgendeinisch› …» Roy verstand: «Alli Gfüehl so nöi für mi, keini Nutte ohni di …» Es hiess natürlich «ke Minute …» Doch für Familie Betschart blieb das Lied der «Nuttensong». Ähnlich bei Gautschis, wo Töchterchen Kassandra

darauf bestand, auf ihrer Kinder-CD singe einer dauernd von «Underhose». Mutter Melanie: «Nein, er singt ‹Alperose›.» Mama nimmt die CD zur Hand, legt sie ein. «Hör mal genau zu!» Darauf Klein Kassandra, leicht verlegen: «Ah, ja, er singt nicht ‹Underhose›, sondern ‹Alpehose›.» Alpenhosen! Ob damit Wander- oder Schwingerbekleidung gemeint ist? Ruedi Lauterburg konnte als Kind nicht glauben,

dass sein Bruder Gerhard ein Gott sei, denn sie wuchsen in einem Pfarrhaus auf, wurden ergo ziemlich monotheistisch erzogen. «Gott, der Gerhard, sie gezählet …», hörte Ruedi aus «Weisst du, wieviel Sternlein stehen?» heraus – während Iwan Frey aus Tägerwilen zwar das mit Gott, dem Herrn, richtig verstand, dann aber: «… hat sieben Zähne.» Ich fasse zusammen: Gott, der Gerhard, hat sieben Zähne. Und wenn wir grad beim lieben Gott sind: Fred aus Bern, inzwischen pensioniert, musste bei Tisch täglich «Gott ist die Liebe» singen; nie aber wollte ihm in den Kopf, warum er dazu eine Säge brauche. «Drum sag ichs noch einmal, Gott ist die Liebe …», sang Fred … Und musste bei «… sag ichs noch einmal …» immer ans Laubsägeln denken. Aus dem Tessin schliesslich berich-

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tet uns Frau Lautenbach, ihre Mutter habe sich einst gefragt, weshalb sie beim Tischgebet täglich «Kotze Dank für Speis und Trank …» zu deklamieren hätte, das Wort «kotzen» ansonsten aber keinesfalls verwenden durfte. Und noch rasch die Versprecherhighlights der

Woche: Ein Bub glaubt, im Lampengeschäft könne man «Lämpe chaufe»; auf Ricardo.ch wird «Kaj’s Hüttenbett» feilgeboten (richtig: ein Kajütenbett); eine Mutter putzt jeden «Wahnenhasser» mit «Mitz-

«Gott, der Herr, hat sieben Zähne.» puttel»; und als Nicole ihrem Sohn beim Spazieren die Tiere aufzählt, die im Wald wohnen – «Hase, Fuchs, Reh …» –, ruft der Zweieinhalbjährige dazwischen: «… und der Hirschpfeffer!» Der Bub übrigens, dem Tante Sandra nach dem

Essen das Schnäbi abwischen wollte, frohlockte beim nächsten Besuch: «Gäll, Tanti, bei dir zu Hause haben die Leute das Schnäbi mitten im Gesicht!» Bänz Friedli liest: 18. 11. Islikon TG, 19. 11. Eschenbach SG.


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