Migros magazin 43 2013 d vs

Page 6

generation m 6 |

|

projekt flexlast

|

Nr. 43, 21. OktOber 2013 | migros-magazin |

Migros-Kühlhäuser als Energiespeicher

Die angestrebte Energiewende führt zu einschneidenden Veränderungen in der Stromproduktion und im Stromnetz. Mit ihren Kühlhäusern kann die Migros mithelfen, das neue Stromnetz zu stabilisieren. Ein Pilotprojekt verläuft vielversprechend.

D

Generation M steht für das nachhaltige engagement der Migros. Dazu zählt, dass die Detailhändlerin erneuerbare energien fördert und ihren Stromverbrauch gegenüber 2010 bis ende 2020 um 10 Prozent reduzieren will.

er 11. März 2011 veränderte die Schweizer Energiepolitik durch die Tsunami- und Nuklearkatastrophe in Fukushima schlagartig. Nach diesem Ereignis beschlossen Bundesrat und Parlament den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie. Der Entscheid hat Konsequenzen. Mit der Kernenergie müssen rund 40 Prozent der Schweizer Stromproduktion ersetzt werden. Unter anderem durch den Ausbau von Sonnen- und Windkraft. Die Migros hilft mit, indem sie sich im Rahmen von Generation M zum Ziel setzt, den Stromverbrauch gegenüber 2010 bis Ende 2020 um 10 Prozent zu reduzieren. Damit bekräftigt die Migros ihr Engagement für die Energiewende. Seit Mitte August ist auf den Dächern der Migros-Verteilbetrieb Neuendorf AG (MVN) die leistungsstärkste Solaranlage der Schweiz in Betrieb. Es ist eine von 27 Solaranlagen auf MigrosDächern in der ganzen Schweiz. Die Energiewende verlangt nicht nur den Umbau der Stromproduktion. Auch das Stromnetz muss umgerüstet werden. Aus zwei Gründen: Solar- und Windanlagen speisen Energie von vielen unterschiedlichen Standorten aus ins Netz ein. Und: Sie liefern nicht einfach Energie, wenn Energie gebraucht wird. Sondern nur, wenn die Wetterbedingungen stimmen. Um zwischen Stromproduktion und Strombedarf den Ausgleich zu schaffen, braucht es ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid). Darin tauschen Verbraucher und Produzenten permanent Daten aus. Und es braucht Energiespeicher, die ihren Strombedarf je nach

Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie anpassen und so das Netz entlasten können. Hier setzt das Pilotprojekt «Flexlast» an, in dem sich die Migros seit Herbst 2012 gemeinsam mit der BKW Energie AG, IBM und Swissgrid engagiert. Das Projekt wird auch vom Bundesamt für Energie unterstützt. In diesem Feldversuch wurde ein Teil eines Smart Grid aufgebaut, in dem die Migros-Tiefkühlhäuser als Energiespeicher zur Stabilisierung des Netzes beitragen. «Ziel ist es festzustellen, ob die technischen Voraussetzungen in Tiefkühlhäusern dafür gegeben sind», erklärt Walter Arnold, Leiter Finanzen und Infrastruktur der MVN. Es sei faszinierend und motivierend, an einem zukunftsorientierten Energieprojekt zu arbeiten, sagt er.

Äusserst komplexer Datenfluss In den drei MVN-Kühllagern mit einer Fläche von rund 30 Fussballfeldern lagern leicht verderbliche Waren bei −28 Grad Celsius. Das braucht viel Energie, zumal bei An- oder Auslieferungen immer wieder kalte Luft entweicht. Das Problem des hohen Verbrauchs wird durch Vernetzung verschiedenster Informationen und eine intelligente Steuerung der Tiefkühllager gelöst. Eine von IBM-Wissenschaftlern entwickelte Software berechnet jederzeit die aktuelle Stromverbrauchs-Flexibilität des MVN, so dass auf die Stromverfügbarkeit reagiert werden kann. Die Kühlaggregate werden hochgefahren, wenn viel Strom im Netz ist, zum Beispiel bei

Walter Arnold, Leiter Finanzen und Infrastruktur MVN, in einem der drei Kühlhäuser. Diese haben eine Fläche von rund 30 Fussballfeldern.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.