MENSCHEN INTERVIEW
MIGROS-MAGAZIN NR. 43, 24. OKTOBER 2011
25 eines Programms lege ich meinen Ehrgeiz darauf, so gut es geht etwas Neues zu machen. Ob es Erfolg hat oder nicht, kann man trotz jahrelanger Erfahrung schlicht nicht vorhersagen. Wie kommt «Big Bang» an?
«Das Fernsehen hat es abgelehnt, ‹Big Bang› aufzuzeichnen.»
Man sagte mir, das Programm sei intellektueller als alle früheren. Ich weiss nicht, ob das stimmt. Es gibt garantiert viele, die das bestreiten. Jedenfalls hat es das Schweizer Fernsehen abgelehnt, «Big Bang» aufzuzeichnen. Es sei zu anspruchsvoll für die Zuschauer. Sie sind nicht mehr ganz so giftig wie auch schon.
Ich bin allgemein nicht mehr so giftig. Mich interessiert der direkte, namentliche Frontalangriff, den ich jahrelang praktizierte, einfach nicht mehr so. Unterdessen finde ich das Zwielicht der Satire interessanter, in dem man nie genau weiss, wie eine Aussage gemeint ist. Was sagen Ihre Teenagerkinder dazu, dass sie im Programm vorkommen?
Sie kommen eben nicht vor. Ich stehe ja auch nicht als Privatmann auf der Bühne, sondern als eine Kunstfigur und interpretiere Charaktere.Würde ich Episoden meiner Kinder zum Besten geben, wäre das schlechter Geschmack. Natürlich haben sie trotzdem etwas zu leiden, weil alle denken, bei Keisers zu Hause gehe es so zu, wie ich es auf der Bühne darstelle. Gerade darum lachen die Leute auch, weil es eben bei allen zu Hause mehr oder weniger so abläuft. LetztenWinterliefIhrersterSpielfilm «Länger Leben» in den Kinos. Um finanziell zu rentieren, hätten ihn 80 000 Zuschauer schauen müssen. Haben Sie dieses Ziel erreicht?
Nein.Wir hatten etwas über 36 000.Das ist für einen Schweizer Film zwar grossartig, aber finanziell unerfreulich. Ich habenichtnurzweiJahregratisgearbeitet, sondern jetzt auch noch Schulden.
Lorenz Keiser bringt New York zum Lachen
Der einstige Primarlehrer und Radioredaktor Lorenz Keiser, der am 20. Oktober seinen 52. Geburtstag feierte, gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Kabarettisten. Mit «Länger Leben» versuchte er sich erstmals in der Filmbranche. Die Komödie feierte am Comedy Film Festival in New York am 13. Oktober eine internationale Premiere. Derzeit ist der Sohn der Kabarettlegenden César Keiser und Margrit Läubli mit «Big Bang» auf Schweizer Tournee: Sein neuestes Programm bietet fünf Milliarden Jahre Zeitgeschichte in zwei Stunden. Keiser wohnt in Zürich, ist verheiratet und Vater eines Sohns und einer Tochter.
Die Sie noch lange abzahlen müssen?
Nein, wir müssen gemäss Vertrag mit den Geldgebern nur das Geld zurückzahlen, das wir einnehmen konnten. Aber Schulden sind das natürlich trotzdem. Ist die Einladung ans Comedy Film Festival in New York eine moralische Genugtuung?