36 | Migros-Magazin 43, 19. Oktober 2009
Kampf den Stromfressern Moderne Haushaltsgeräte schonen das Klima. Ein Rundgang mit einem Experten durch einen Haushalt zeigt, wo sich Strom sparen lässt.
G
ewappnet mit einem kleinen Gerät zur Energiemessung geht Armin Braunwalder durch die Wohnung der Familie Probst in Flüelen UR. Esther Probst und ihre beiden Söhne Pavel (12) und Etienne (8) folgen ihm gespannt. Bei dem Rundgang durch die 5½-Zimmer-Wohnung soll festgestellt werden, wie es mit dem Energieverbrauch bei Haushaltsgeräten bestellt ist. Wo gibt es Optimierungsmöglichkeiten? Wie und wo kann die vierköpfige Familie Strom und Geld sparen? Braunwalder ist Projektleiter für Öffentlichkeitsarbeit der SchweizerischenAgentur fürEnergieeffizienz,welchedieunabhängige Online-Suchhilfe www.topten. ch ins Leben gerufen hat. Hier findet der Konsument die energieeffizientestenProdukteundDienstleistungen (siehe Box). In der Küche nimmt Braunwalder als Erstes ein kleines ausgeschaltetes Radio-und-CD-Gerät unter die Lupe. Er misst den Stromverbrauch und eröffnet der verblüfften Esther Probst: «Für den Stand-by-Modus zeigt das Messgerät 4,7 Watt. Pro Jahr ergibt das einen fast so hohen Stromverbrauch wie fürs Staubsaugen.» Kühlschrank und Tiefkühler hingegen gehören zu den besten Energieeffizienzklassen A+ respektive A++. Dementsprechend niedrig ist deren Stromverbrauch im Vergleich zu alten oder schlechter klassierten Geräten. «Hier verhalten sich die Probsts vorbildlich.» Sprichts und eilt in den ersten Stock der Wohnung. Hier findet Braunwalder einen unscheinbaren Stromfresser: Obwohl im Standby-Modus, zieht die Hi-Fi-Anlage 16,7 Watt aus dem Netz. Stand der Technik seien heute Anlagen, die praktisch null Stand-by-Verbrauch hätten. «Hier heisst die Lösung schlicht: Stecker raus!» Besser
siehts im Büro der Familie Probst mit PC, Bildschirm, Drucker, Internet-Modem und einer TischLampe aus: Alle Geräte sind an einer Steckdosenleiste angeschlossen und werden bei Nichtgebrauch ausgeschaltet. Sonst würden diese Geräte 32 Watt brauchen. Verdikt: «Vorbildlich.»
Ein Musterhaushalt — aber nur fast
Die grosse Bewährungsprobe steht abernochaus:Waschmaschineund Tumbler verbrauchen besonders viel Strom. Erstere erhält ein «o.k.», beim Tumbler verdreht Braunwalder die Augen: «Ein alter Stromverschwender,Energieklasse C. HiergibtesheuteeinestromsparendeAlternative:Wärmepumpentumbler.» «Ich hänge 90 Prozent der Wäsche im Estrich zum Lufttrocknen auf», entgegnet Esther Probst. Und wenn wir uns einen neuen Tumbler anschaffen, werden wir uns bei Topten informieren», meint sie lächelnd. Bei einem Gerät jedoch bleibt Esther Probst standhaft: «Als ich vor 23 Jahren von zu Hause ausgezogen bin, schenkten mir meine Eltern einen kleinen Mio-StarStaubsauger. Er funktioniert immer noch – den behalte ich.» Fazit: «Wir haben es hier fast mit einem Musterhaushalt zu tun», erklärt Braunwalder. Es erstaune jedoch nicht, dass im Wartezustand «Stand-by» bei energetisch schlechten Geräten Verbesserungsbedarf bestehe. Gerade Fernseher, Video- oder DVDGeräte und Set-Top-Boxen fürs digitale Fernsehen, wie sie – im Gegensatz zur Familie Probst – in den meisten Haushalten zu finden seien, verschlingen so bis zu 250 kWh pro Jahr. «Hier liesse sich enorm viel Strom sparen», resümiert der Stromsparexperte. Text Christoph Petermann Bilder Tanja Demarmels
Esther Probst mit ihren Söhnen Pavel (r.) und Etienne lässt sich von Stromexperte Armin Braunwalder beraten.
HI-FI
Wegen der veralteten Technik ist die Anlage ein Stromfresser im Haushalt.