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Schnarchen: Der Stress im Schlaf
Wie beeinflusst Schnarchen das Leben?
Schnarchen kann einfach nur lästig sein. Es kann aber auch die Karriere kosten, Unfälle, Bluthochdruck, Diabetes oder Herzinfarkt begünstigen, Albträume bescheren oder zu schlechten Schulnoten führen. Wer morgens müde, mit trockenem Mund oder Kopfschmerzen erwacht, tagsüber schläfrig und weniger leistungsfähig ist und mehr Fehler bei der Arbeit macht, ist möglicherweise ein nächtlicher Schnarcher.
Was bewirkt Schnarchen im Körper?
Sind die Engstellen gravierend, kommt es zu Atempausen – einer sogenannten Apnoe – während des Schlafs und womöglich zu einer Sauerstoffunterversorgung. Dies kann unter anderem den Blutdruck erhöhen, der «Arterienverkalkung» Vorschub leisten und dazu führen, dass insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse absterben. Um den Sauerstoffmangel zu beheben, erhöht der Körper den Sog beim Einatmen, was wiederum die Schnarchgeräusche verstärkt und zu häufigem nächtlichem Erwachen führen kann.
Was fördert das Schnarchen?
Schnarchursache Nummer eins bei Erwachsenen ist Übergewicht und alles, was die Atemwege erschlaffen lässt. Dazu gehört abendlicher Alkoholkonsum oder Schlafmittel. Schnarchen ist per se keine Erkrankung. Wenn es aber zu Gesundheits oder anderen Problemen führt, sollte man es behandeln.
Was tun, wenn der Partner schnarcht?
Etwa 45 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen «sägen» regelmässig – oft zum Missfallen der Partnerin oder des Partners. In einer Umfrage unter Schnarchpatienten berichtete ein Drittel deshalb von Beziehungsproblemen. Getrennte Schlafzimmer zu Hause und selbst in den Ferien sind ein gutes Mittel für einen ungestörten Schlaf.
Welche anderen Massnahmen helfen?
«Rückenschnarcher» können das Kopfende des Betts höherstellen. Auch eine Seitenlagerungsweste aus dem Fachhandel kann einen deutlichen Effekt haben.
Das Koffein im Kaffee macht die Atemwege freier. Manche Schnarcher schlafen deshalb nach einem abendlichen Kaffee besser.
Bei Engstellen in der Nase können Nasenflügelspreizer helfen.
Eine andere Möglichkeit ist eine Zahnschiene, die das Zurücksinken des Unterkiefers während des Schlafs vermeidet.
Singen oder Didgeridoospielen hilft möglicherweise, weil es die Mundbodenmuskulatur trainiert. Um die Wirksamkeit tatsächlich zu bestätigen, sind aber noch weitere Studien nötig.
Gegen Schnarchen wird eine Reihe fragwürdiger Mittel angeboten. Deshalb eine Fachperson konsultieren, bevor Geld dafür ausgegeben wird.
Wann soll man zum Arzt?
Wenn kleine Massnahmen nicht genügen, sollte ein HalsNasenOhrenArzt nach Engstellen in den Atemwegen suchen. Das kann zum Beispiel eine schief gewachsene Nasenscheidewand oder ein sehr langes Gaumensegel sein. Solange das Bindegewebe straff, elastisch ist, hilft in manchen Fällen eine Operation. Bei Schnarchen mit nächtlichen Atempausen hilft die CPAPMaske (Continuous Positive Airway Pressure). Sie hält die Atemwege mit leichtem Überdruck offen. Bei Verdacht auf Apnoe kann eine Untersuchung im Schlaflabor sinnvoll sein.
Hans-Wolfgang Mahlo ist Facharzt für Hals-NasenOhren-Heilkunde sowie Schlafmedizin bei Medbase in Kreuzlingen TG.