Migros magazin 40 2013 d aa

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LEBEN

MIGROS-MAGAZIN | Nr. 40, 30. September 2013 |

Smart und fair

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NERD’S WORDS mit Reto Vogt

Noch dieses Jahr kommt das Fairphone auf den Markt. Die Macher versprechen, es unter guten Arbeitsbedingungen mit umweltschonenden Materialien zu produzieren — eine Reaktion auf die Missstände bei der Herstellung herkömmlicher Handys. Links: Miese Anstellungsbedingungen in den Fabriken. Unten: Fairphone.

Liebe Eltern,

F

oxconn ist eine der grössten Fabriken, die Geräteteile für Firmen wie Apple, Intel oder Nokia herstellt. Über 1,2 Millionen Mitarbeitende erwirtschafteten letztes Jahr drei Milliarden Franken Gewinn — mussten aber für einen Hungerlohn 60 Stunden in der Woche schuften. Wer sich an diesen Arbeitsbedingungen stört, soll nicht mehr Apple kaufen, sondern ein Fairphone. Das zumindest findet die gleichnamige Firma aus den Niederlanden.

Kostentransparenz soll Vertrauen schaffen Der Hersteller verspricht auf seiner Website www.fairphone.com jeden involvierten Arbeiter fair zu bezahlen. Zudem sollen die eingesetzten Materialien nicht in Minen abgebaut werden, die ein Kriegsherr kontrolliert. Die Hersteller setzen zudem auf eine längere Haltbarkeit: Sie verbauen im Gegensatz zu allen

wichtigen Herstellern eine austauschbare Batterie und bieten die Möglichkeit, zwei SIM-Karten einzusetzen. Nicht zuletzt veröffentlicht Fairphone eine exakte Auflistung, wie die Gesamtkosten von umgerechnet 400 Franken (325 Euro) zustande kommen: Der Mammutanteil von 230 Franken entfällt auf Herstellung, Verpackung und Patente. Die Personalkosten betragen 55 Franken, die Ausgaben für nachhaltige Materialien, faire Löhne, Entwicklungskosten und Recycling 30 Franken. Die Differenz zum Verkaufspreis kassieren Vater Staat in Form der Mehrwertsteuer und Händler. Für diesen günstigen Preis baut Fairphone nicht das leistungsfähigste Telefon auf dem Markt, aber eines fürs gute Gewissen. Texte: Reto Vogt Die detaillierte Kostenauflistung sowie die technischen Spezifikationen des Fairphones auf: www.migrosmagazin.ch.

APP DER WOCHE

bild: Keystone

Gipfelstürmer sucht Berg Die Unterschrift im Gipfelbuch ist des Wanderers relikt aus dem 20. Jahrhundert. moderne berggänger hinterlassen ihren Fussabdruck in der kostenlosen App Peakhunter. Das programm für Android und iphone benötigt für den eintrag keine Netzverbindung und verifiziert per GpS, ob sich nicht etwa ein Fernsehsportler am virtuellen Gebirge versucht. Zudem weist die integrierte Karte mittels Kompass und Distanzraster in 64 Ländern gratis den Weg. Nutzer können sich untereinander vernetzen und um die höhere Anzahl bestiegener berge wetteifern.

Ihr Kind ist das schönste und talentierteste der Welt. Nur logisch, dass Sie es ebendieser präsentieren wollen. Schliesslich ist der kleine Hanspeter dem blonden Mannequin aus dem Klatschheftli wie aus dem Gesicht geschnitten und konnte als erster Knirps im Bekanntenkreis bereits im Alter von vier Monaten laufen. Aber obwohl Sie — natürlich völlig zu Recht — vor Stolz platzen, dürfen Sie die Persönlichkeitsrechte Ihres Kindes nicht verletzen. Genau das tun Sie jedoch, wenn Sie ein Foto der kleinen Anne-Sophie auf Facebook posten oder ein Video zeigen, das ihre ersten Schritte oder den lautesten Rülpser der ganzen Nachbarschaft dokumentiert. Die Problematik ist folgende: Selbst bei gewissenhaft eingerichteten Privatsphäre-Einstellungen sehen die Freunde Ihrer Facebook-Freunde bei einem Gefällt-mir-Klick oder jedem kommentierten «Jöööö» die nackten Planschfotos vom letzten Sommerfest. Und nicht nur das: Jeder kann die Bilder herunterladen, sie sammeln und später ganz unbemerkt wieder ins Web stellen. Sie merken: Selbst allfälliges Löschen nützt nichts — das Internet vergisst nie. Setzen Sie Ihre Kinder nicht unnötigen Gefahren aus. Oder wie fänden Sie es, wenn Bilder ihres Sohns oder ihrer Tochter plötzlich auf einem Internetportal für Pädophile auftaucht? Eben. Deshalb gilt: Kinderbildli gehören nicht ins Netz.

Diskutieren Sie mit Kinderbildli ins Netz? Ihre Meinung unter www.migrosmagazin.ch/nerdswords.


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