MENSCHEN JÄGERINNEN
Migros-Magazin 40, 28. September 2009
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äräää – Cilly Ritscher setzt ihr Jagdhorn ab. «Jeder Tierart wird mit einer eigenen Melodie die letzte Ehre erwiesen», erklärt die Jägerin aus Zürich-Riesbach. «Verblasen» nennt dies die Fachfrau. Sie hat bereits vor Morgengrauen einen sogenannten Problemfuchs mit Hilfe einer Falle gefangen. Eine Hausbesitzerin hatte sie um Hilfe gebeten, nachdem der Rotrock ihren Garten verwüstet hatte. Um dem Tier unnötigen Stress zu ersparen, hat die 44-Jährige es gleich vor Ort erlegt. «Zum Glück sind viele Leute bereit, sich mit ihrem Fuchs zu arrangieren, wenn sie erfahren, dass ich ihn nicht einfach in einem anderen Revier aussetzen kann.»
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Die Jagdhornbläserin: Cilly Ritscher aus Zürich
Aus Faszination in Männerdomäne eingebrochen
Cilly Ritscher hat schon als Kind Freunde ihrer Eltern auf die Jagd begleitet. Erneut aktuell wurde das Thema, als sich ihr Mann für das Waidhandwerk zu interessieren begann. Sie selbst habe sich lange überlegt, ob sie in diese Männerdomäne einbrechen wolle. Schliesslich war die Faszination stärker als die Bedenken. Vor einem Jahr hat die Sekretärin und Mutter zweier Teenager die Prüfung mit «sehr gut» bestanden und ist seit April die erste und einzige Frau unter den neun Pächtern im Revier Zollikon. Mit den gleichen Rechten und Pflichten wie ihre Kollegen. «Und da gehört das Beraten und Eingreifen bei Konflikten zwischen Mensch und Wildtier halt mit dazu», sagt die Jungjägerin mit Bezug auf den Problemfuchs von heute morgen. Cilly Ritscher hebt das Jagdhorn erneut an die Lippen – zum letzten Salut.
Weiterführende Links: www.jagdschweiz.org: Dachverband der Schweizer Jägerinnen und Jäger www.lernort-natur.ch: Bildungsangebote der Schweizer Jägerschaft www.jagdportal.ch: Tagesaktuelles für Jäger und Interessierte www.schlosslandshut.ch: Museum für Wild und Jagd, Schloss Landshut
Während der Gemeinschaftsjagd benutzt Cilly Ritscher ihr Jagdhorn auch für die Kommunikation mit den Mitjägern.
www.migrosmagazin.ch Weshalb es Jäger braucht und wie viele Tiere sie in der Schweiz pro Jahr erlegen.