Migros Magazin 40 2009 d LU

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DER HAUSMANN

Migros-Magazin 40, 28. September 2009

Mit Kinderaugen Wieder mal auf ein Bier mit Mark, man sieht sich ja viel zu selten, seit wir Kinder haben, Bänz Friedli mag was bei ihm, dem Trickfilme Dauersingle, eher ausgeschlossen ist. Von einem OneNight-Stand berichtet er zwar, einem desaströsen: Es haperte bei ihm konditionell. Sollte halt weniger rauchen. Dann reden wir natürlich über Fussball, ich nehme Busacca in Schutz, den Schiri, dem es den Nuggi rausgejagt hat. Mark findets unverzeihlich, dass der Unparteiische sich hinreissen liess, pöbelnden YB-Fans den Stinkefinger zu zeigen. Ich aber weiss, wie primitiv pöbelnde YBFans sein können. Bin selber einer. Mark zündet sich eine Gauloise Bleue an und schwärmt vom neuen Tarantino. «Die Dialoge! So witzig!» Er sagt etwas von «genial postmodern», schwadroniert von «filmhistorischen Zitaten», ich höre zu, schweige, nuschle schliesslich: «… Ja, und der Dings, dieser … äähm … Waltz spielt hervorragend – scheints.» – «Was ‹scheints›?», entfährts meinem alten Kumpel, «du willst doch nicht sagen, du hättest ‹Inglorious Basterds› nicht gesehen!?» Natürlich nicht. Genausowenig, wie ich «Pepperminta», «Los Abrazos Rotos», «District 9» und all die anderen Filme gesehen habe, die «man» derzeit «gesehen haben muss». Dafür könnte ich Mark einen Vortrag über ein grandioses Drehbuch halten, wun-

derbare Figuren, über Hochspannung und Szenen, die zum Heulen schön sind. Wir haben uns letzten Sonntag mit den Kindern «Oben» angeschaut, den Zeichentrickfilm, in dem ein einsamer Greis sich mit einem schusseligen kleinen Jungen anfreundet. Hans sass neben mir, wir waren beide sehr ergriffen. Klar möchten wir Eltern gern auch «The Yellow Handkerchief» sehen, der in unserem geliebten Louisiana spielt. Aber Kinobesuche mit meiner Liebsten sind etwas vom Schwierigsten. Meist kann unsere Babysitterin gerade nicht – und die Grosseltern wollen wir ja nicht eigens aus dem Bernbiet anreisen lassen, nur um ihre Enkel zu Bett zu bringen. Lässt jemand, was in unserem Bekanntenkreis oft geschieht, ein «Weisst, wie im neuen Almodóvar …» fallen, nicke ich wissend und habe keine Ahnung; könnte höchstens von «Ice Age 3» erzählen. Wenn unsereiner es mal ins Kino schafft, dann in Kinderfilme … Halt! Beginne ich schon zu jammern wie die furchtbar urbanen Mamis, die in Blogs dauernd beklagen, was einem wegen der Kinder alles versagt bleibt? Himmel, nein! Ich liiiiiiiiiiiebe Kinderfilme. Wenn ich Mark zum nächsten Mal treffe – falls der sich überhaupt noch mit mir Langweiler treffen mag –, werde ich ihm von «Alvin and the Chipmunks 2» und «Toy

Story 3» vorschwärmen und den Plot von «G-Force» erzählen (Hamster als Geheimagenten! Wir haben schon die Vorankündigung gesehen, und Anna Luna meinte nur lässig: «Das isch dänk e Trailer.»). Und dann läuft auch bald «Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen» an, in dem es Doughnuts und Hamburger hagelt … Yeah! Zuerst aber schaffen meine Frau und ich es ja vielleicht nächste Woche in einen Erwachsenenfilm, denn beide Kinder fahren ins Lager. Sollte ich den neuen Almodóvar dennoch verpassen, macht es nichts. Wirklich betrübt bin ich einzig, dass mir «Lauras Stern und der

«Mark sagt was von ‹genial postmodern›» geheimnisvolle Drache Nian» versagt bleibt. Der erste Laura-Film war vor einer Ewigkeit von fünf Jahren Anna Lunas allererster Kinobesuch, auch Hansli haben wir reingeschmuggelt, obschon er noch zu jung war. Schön wars! Den Nachfolgefilm wollen die Kinder leider nicht mehr sehen: «Babyzeugs!». Bänz Friedli lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Zürich. Am 2. Oktober um 13 Uhr bäckt er an er Züspa Zopf bei den Zürcher Landfrauen.

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