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LEBEN OUTDOOR

MIGROS-MAGAZIN NR. 37, 12. SEPTEMBER 2011

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enn du unten stehst», hat der Toni einmal gesagt, «ganz unten am Fuss der Wand – und hinaufschaust, dann fragst du dich: Wie kann jemand da hoch? Warum soll das überhaupt einer wollen?» So beginnt der Spielfilm «Nordwand», der den fatalen Erstbesteigungsversuch der jungen Deutschen Toni Kurz und Andreas Hinterstoisser zusammen mit den Österreichern Willy Angerer und Edi Rainer von 1936 dokumentiert. Diese Fragen beschäftigen auch Robert (39) und mich (43),als wir mit Bergführer Johann Kaufmann (38) am Fusse der Eiger-Nordwand ankommen.Diese senkrechte,1700 Meter hohe, schattige Wand, mit den Schnee- und Eisfeldern, dem stetig drohenden Steinschlag, den Lawinen. Ehrfürchtig und mit einem Schaudern wenden wir uns von der Nordwand ab und dem rechts davon liegenden Klettersteig zum Rotstock-Gipfel zu. Gleich zu Beginn führen Leitern eine steile Felsstufe hinauf. Wir klinken unsere Karabiner im Drahtseil ein und gewinnen schnell an Höhe. Danach folgt ungefährlicheres Gehgelände, wo es keine Sicherungsmöglichkeit gibt. Und obwohl wir keineswegs in der Senkrech-

SCHAUPLATZ Viele Schweizer Orte und Regionen haben berühmten Filmen, Büchern oder Musikstücken einen Hintergrund, eine Heimat gegeben. Zwölf dieser Schauplätze stellt das Migros-Magazin im Lauf dieses Jahres vor. ■ Diesen Monat:

Film: «Nordwand» Drehort: u. a. Kleine Scheidegg und diverse Felswände rund um den Rotstock-Klettersteig am Eiger Erscheinungsjahr: 2008 Regie: Philipp Stölzl Drehbuch: Benedikt Röskau, Rupert Henning, Christoph Silber u. a. Produktion: Danny Krausz, Benjamin Herrmann u.a. Besetzung: Benno Fürmann, Florian Lukas, Johanna Wokalek, Georg Friedrich, Simon Schwarz, Ulrich Tukur, Hanspeter Müller-Drossaart u. a.

ten sind, kommt hier doch so etwas wie ein Nordwand-Gefühl auf. Links dominiert der Genferpfeiler,rechts türmt sich der Rotstock auf und dazwischen liegt eine dunkle, schattige halbrunde Felsarena, die sich gut 200 Meter bis zum Rotstocksattel hinaufzieht.

Bergführer werden zu Stuntmen und Locationscouts «Du und ich,wir könnten die Ersten sein, die da oben stehen», versucht im Film Andi Hinterstoisser seinen Freund Toni Kurz zur Tour durch die Eiger-Nordwand zu überreden. «Darum gehts aber nicht beim Klettern», antwortet dieser. «Doch … genau darum gehts!» Am Samstag, dem 18. Juli 1936, steigen Hinterstoisser und Kurz in die Wand. Mit dem Hanfseil gesichert an selber geschlagenen Haken suchen sie mit ihren schweren Lederstiefeln nach festem Tritt und tasten mit den Fingern in den Wollhandschuhen nach soliden Griffen in Fels und Schnee. Wir sind auf dem Klettersteig mittlerweile beim Stollenloch 2.8 (2,8 km von der Kleinen Scheidegg entfernt) angekommen – von hier führt ein kurzer Stollen zum Tunnel der Jungfraubahn. Und

An der Eigernordwand entlang gehts Richtung Rotstock. Vor dem Aufstieg checkt Bergführer Kaufmann (rechts) die Ausrüstungen.


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