Migros Magazin 35 2010 d OS

Page 121

BESSER LEBEN GARTEN

Migros-Magazin 35, 30. August 2010

Kletterhortensie: Sie duftet sanft nach Jasmin.

MEIN GARTEN

Haia Müller, Gartenexpertin, verewigt die Entwicklung ihres Gartens in einer Sammlung.

Bild Prisma/©Steffen Hauser

Trockenübung Meine Grünfläche, vor drei Jahren als robuster Rasen angepflanzt, soll zur Blumenwiese werden. Ich weiss, das dauert, und bis es so weit ist, sieht es strub aus. Ich möchte aber mehr als nur zuschauen, welche Pflanzen sich langsam zwischen Gras und Löwenzahn ansiedeln. Darum habe ich mich entschlossen, die Entwicklung in einem Herbarium zu dokumentieren. Es ist ein nostalgisches Unterfangen. Fliessblätter, zwischen die wir als Kinder jeweils unsere Fundstücke pressten, habe ich schon lange nicht mehr. Zum Glück hat aber meine Tochter ihre Blumenpresse aufbewahrt. Obenauf haftet noch ein Kleber mit einem jugendlichen Heini Hemmi, was Rückschlüsse auf das Alter meiner Tochter zulässt. In der Presse fanden sich noch ein vergilbtes Wiesenschaumkraut und ein vertrocknetes Veilchen. Jetzt liegen zwischen den Fliessblättern eine Skabiose, eine Wilde Möhre, rosarot und violett blühender Storchenschnabel, eine Wegwarte und ein Bastardklee. Dass der so heisst, habe ich in meinem uralten Hallwag-Büchlein nachgeschlagen. Sie sind die Pioniere in meiner Wiese und kriegen hoffentlich bald Gesellschaft.

| 121

Die Diven der Blumenwelt

Hortensien wissen, wie man sich glanzvoll in Szene setzt. Und das vom Frühsommer bis in den Herbst hinein.

S

ie lieben den pompösen Auftritt: Hortensien sind nie diskret, sie wollen auffallen. Mit ihren übergrossen Blütenbällen setzen Sie im Garten Akzente, egal ob als Einzelpflanze oder in ganzen Gruppen. Mehr als 70 verschiedene Arten von Hortensien gibt es. Besonders beliebt sind die Bauern- oder Gartenhortensien, die bis zu zwei Meter hohen Büschen heranwachsen können. Sie blühen weiss, rosa, rot oder blau und werden oft in Töpfen als Zimmerpflanzen angeboten. Seltener trifft man die Kletterhortensie mit ihren weissen Blüten. Dank Haftwurzeln kann sie bis zu sieben Meter in die Höhe klettern. Eine andere beliebte Sorte, die Tellerhortensie, hat grosse Scheinblütenblätter, die in einem Kranz die kleinen echten Blüten umgeben. Hortensien sind pflegeleicht. «Was sie nicht lieben, ist ein exponierter Standort an der prallen Sonne» sagt Olivier Stemmle, Gartenspezialist bei der Migros.

So werden Normalos zu Blaublütlern

Hortensien blühen von Natur aus weiss, rosa oder rot. Die begehrten blau blühenden Pflanzen sind ursprünglich rosa. Damit sie ihre Farbe wechseln, brauchen sie einen sauren Boden, der in etwa der Rhododendren-Erde entspricht. Ausserdem benötigen sie Aluminium, das mit Kalialaun (aus der Drogerie) oder mit speziellem Hortensiendünger (Hortensienblau) beigegeben wird. Der richtige Zeitpunkt dafür ist im Frühling, bevor sich die Knospen bilden. Ausserdem sollte man nur mit Regenwasser giessen, da alkalisches Giesswasser den ph-Wert des Bodens mit der Zeit verändert.

«Am besten pflanzt man sie in leichtem Halbschatten.»

Zügeltermin vom Topf in den Garten

Wichtig ist auch der richtige Boden: Am besten gedeihen sie in nahrhaftem, humusreichem Boden, der leicht sauer ist. Das erreicht man, wenn man etwas Torf beigibt. «Sie fühlen sich aber auch im Moorbeet wohl, zusammen mit Rhododendren oder Azaleen», erklärt der Spezialist. Will man sie

auspflanzen, wählt man am besten die für den Garten speziell angebotenen Hortensien. Aber auch die im Topf als Zimmerpflanzen angebotenen Sorten lassen sich nach der Blüte problemlos in den Garten zügeln. «Hortensien sind in der Regel winterhart. In den ersten Jahren ist ein leichter Winterschutz aber zu empfehlen», rät Olivier Stemmle. Mit den Jahren wachsen so auch die kleinen Topfpflanzen zu prächtigen Blütenbüschen heran. Haia Müller


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.