Migros Magazin 32 2009 d BL

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AUF EIN WORT

FRAU DER WOCHE

Weltmeisterin! Sie hat es geschafft: Das Migros-Magazin porträtierte in der Nummer 14/2009 Tina Aeberli (20) mit ihrem Footbag. Nun jonglierte sich die Zürcherin bei der WM in Berlin erneut auf den ersten Platz. Damit holte sie sich den WM-Titel zum vierten Mal. Bei der Sportart wird ein Stoffsäckchen mit den Beinen und Füssen jongliert.

MANN DER WOCHE

Klatschblogger

Perez Hilton (31), der berühmteste Klatschblogger der Welt, äusserte sich wohlwollend über Stefanie Heinzmanns neuste Single «No One», die bei uns Ende August auf den Markt kommt. Weshalb PerezHilton. com immer wieder positiv über die Walliser Sängerin schreibt, kann sich Bruder und Manager Claudio Heinzmann nicht erklären. Aber er freut sich darüber.

Migros-Magazin 32, 3. August 2009

STAU VERHINDERN WIE DIE AMEISEN.

Ameisen haben eine der weltweit längsten Strassen gebaut. Sie umfasst gegen 6000 Kilometer und verbindet Norditalien mit Spanien. Das verästelte Wegnetz kennt keinen Verkehrsstau. Was können staugeplagte Menschen von den sechsbeinigen Insekten lernen? Der in Teheran arbeitende Schweizer Biologe Donat Agosti (50) weiss es.

«Ameisen haben keinen Gotthard» Donat Agosti, zur Ferienzeit stauen sich die Blechlawinen auf mehreren Kilometern Länge. Was können wir Menschen von den Ameisen lernen?

Wir wissen, dass Ameisen keine Autobahnen haben und auf ihren Strassen viel besser ausweichen können. In der Welt der Insekten existieren keine Nadelöhre wie etwa der Gotthardtunnel. Forscher vermuten, dass Tempolimiten und Verkehrsleitsysteme nach dem Vorbild der Insekten helfen, Staus zu vermeiden. Sehen Sie das auch so?

Ameisen sind flexibler und nicht starren Verkehrsregeln wie wir – etwa mit Tempo 120 – unterworfen. Sie gehen einmal schneller oder langsamer, entsprechend wie sie die Situation einschätzen. Daraus könnte man nun tatsächlich ableiten, dass wir die Verkehrsregeln flexibler gestalten sollten. Wie?

Die Lenker könnten selbständig beurteilen, wie schnell sie fahren, welche Route sie einschlagen und wann sie sich bewegen. Nur fehlt vielen Autofahrern dazu Wissen und Übersicht. Bei Stau benützen Ameisen Ausweichrouten.

Ja, die Insekten weichen relativ weit aus. Das lässt sich aber nicht mit unseren Autobahnen vergleichen, denn die Ameisen können einen Weg ohne Infra-

strukturen umgehen. Autos benötigen nun mal vorher gebaute Strassen. Im Gegensatz zu Menschen gelten Ameisen als stets berechenbar. Sie handeln nicht egoistisch und zu Gunsten der Allgemeinheit.

Von dieser Theorie kommt die Forschung ab. Sie hat herausgefunden, dass auch unter Ameisen eine grosse Individualität herrscht. So gibt es Ameisen, die viel, und solche, die wenig arbeiten. Generell bestehen zu viele Missverständnisse über Ameisen, die Unkenntnis ist gross.

Zusammen mit Ihrem Team haben Sie Ende Juli 2009 weltweit 12 544 Ameisenarten im Internet katalogisiert. Was fasziniert Sie an den staatenbildenden Insekten?

Die Vielfalt. Mich interessiert die Frage, wie die Ameisen verbreitet sind und weshalb so dominant. Studien zeigen auf, dass beispielsweise ein Viertel der tierischen Biomasse im Amazonasgebiet Ameisen sind. Wir rechnen damit, dass es 22 000 Ameisenarten gibt; rund 10 000 müssen also noch entdeckt werden. Tier- und Pflanzenarten dürfte es insgesamt mehr als zehn Millionen geben. Was umfasst Ihr Projekt?

Normalerweise wird die Artenvielfalt mit Vögeln oder Pflanzen gemessen, obwohl Insekten den viel grösseren Anteil an der Flora und Fauna haben. Dies, weil es schwierig ist, Insekten zu bestimmen und Zugang zum Wissen zu haben, das in über 100 Millionen Seiten bereits veröffentlicht ist. Plazi, unser in der Schweiz ansässiger internationaler Verein, entwickelt technische und rechtliche Lösungen, um das Wissen zugänglich zu machen. Das ist gerade in der Dritten Welt wichtig, wo die Artenvielfalt riesig ist. Was Zugang zu Wissen heisst, sehe ich bei meinen Kollegen im Iran oder in Brasilien. Weshalb arbeiten Sie als Schweizer Biologe eigentlich in Teheran?

Meine Frau Livia Leu Agosti ist seit Januar 2009 die Schweizer Botschafterin im Iran. Unabhängig davon beschäftige ich mich mit meinen eigenen Projekten. Derzeit arbeite ich mit zehn Leuten in vier Kontinenten zusammen. Wie gut zirkuliert der Verkehr in Teheran?

Wir haben oft zähflüssigen Stau. Was drei Minuten dauert, kann manchmal eine Stunde in Anspruch nehmen. Interview Reto E. Wild

Informationen zur Ameisenforschung im Internet unter www.antbase.org

«Ameisen sind im Verkehr viel flexibler als Menschen.»

Bilder Daniel Winkler, Getty Images

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