42 | Migros-Magazin 31, 2. August 2010
Mit der Heimat verwurzelt
Urdinkel wurde in der Schweiz bereits im Mittelalter kultiviert und erlebt mit TerraSuisse eine Renaissance. Landwirt Fritz Schär setzt schon lange auf die robuste Getreidesorte.
E
s sei Familientradition und vor allem Überzeugung, Urdinkel anzubauen, meint Landwirt Fritz Schär (55) aus dem Oberaargau. In vierter Generation ist er nun schon Getreidebauer. «Erst wurden wir belächelt, als wir die Ersten waren, die in dieser Region mit dem Anbau von Dinkel anfingen», erzählt er. Während viele Kollegen auf den ertragrei-
cheren Weizen setzten, waren die Schärs vom umweltverträglicheren Dinkel überzeugt: «Dinkel ist robuster, muss also weniger behandelt werden, wächst quasi von allein und entzieht dem Boden weniger Nährstoffe.» Die sogenannte Spelze um den Dinkel, die nach dem Dreschen – im Gegensatz zum Weizen – erst in einem teuren Schälverfahren entfernt
werden muss, schützt das Korn vor Umweltbelastungen. Die Klosterfrau Hildegard von Bingen schwärmte bereits im 12. Jahrhundert von Dinkel, weil er warm und kräftig sei und für ein frohes Gemüt sorge. Die Renaissance in der modernen Küche machte Dinkel zum Trendgetreide. Fritz Schär verdoppelte peu à peu die Anbaufläche
auf 2,7 Hektar und freut sich über die steigende Nachfrage. Seit 1996 produziert er den markengeschützten Urdinkel: Dieser darf nur nach IP-Suisse-Richtlinien angebaut werden und nur aus alten, nicht mit Weizen gekreuzten Schweizer Dinkelsorten bestehen. Schärs Entscheid für Urdinkel und für nachhaltige Landwirtschaft scheint sich gelohnt zu haben. SB