MENSCHEN DIE DURCHSTARTER
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SPÜREN SIE DIE KRISE?
Wie kaum ein zweiter Industrieunternehmer steht FDP-Nationalrat Johann Schneider-Ammann für den Wirtschaftsstandort Schweiz ein. Die von ihm präsidierte Ammann-Gruppe mit Hauptsitz in Langenthal BE schafft dieses Jahr zehn zusätzliche Stellen.
auptsitz der Ammann-Gruppe: «Jetzt müssen wir ‹s Füdle lüpfe›.»
Asphalt für den weltweiten Strassenbau hat. Der schneidige Patron der Ammann-Gruppe geht mit gutem Beispiel voran, reist vermehrt persönlich zu den Kunden – in die russische Teilrepublik Tatarstan, nach Polen, in die Türkei und nach Frankreich. Er duldet keine halben Sachen, mag keine Oberflächlichkeit und arbeitet als zweifacher Familienvater oft 14 Stunden pro Tag, manchmal sieben Tage pro Woche.
Denn Schneider-Ammann hält viel von seiner «68er-Regel»: «68 Prozent der Kunden kehren einem Lieferanten den Rücken, weil ihnen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.» Um in der Krise erfolgreich zu bestehen, müsse man zuerst die richtigen Grundlagen schaffen und sich danach mit technischen Innovationen von der Konkurrenz abheben. Bis anhin hat die Ammann-Gruppe Asphalt bei 180 Grad Celsius her-
Joha Johann Wanner Wa (70), (70) We Weihna nachtsware warenhändle händler, Basel «Ich hab habe 2009 neue Kunden gewonnen — vor allem Banker und Anwälte. Diese arbeiten sonst mit dem Kopf, jetzt gönnen sie sich etwas für die Seele. Nur weil es glänzt, ist es bei mir nicht teuer.»
Noch keine Entlassungen in Langenthal — im Gegenteil
Der bestens vernetzte FDP-Nationalrat (unter anderem Präsident der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie im Verwaltungsrat von Mikron, Swatch und Trösch) ist überzeugt, dass die Schweiz als Synonym für Verlässlichkeit und Qualität gerade in Zeiten der Krise ein wichtiges Verkaufsargument in die Waagschale werfen kann: «Unsere gute Ausbildung zusammen mit den schweizerischen Tugenden lassen sich in Effizienz umsetzen. So können wir im internationalen Wettbewerb bestehen.» Deshalb befinden sich von den weltweit 3400 Arbeitsplätzen der AmmannGruppe 1200 in Langenthal. Sohn Christoph Ammann (30) sitzt im Verwaltungsrat. Bis anhin musste der Chef keine Entlassungen aussprechen. Er schafft 2009 sogar einen zusätzlichen Geschäftszweig mit zehn Arbeitsplätzen. Allerdings ist er vorsichtig und geht davon aus, dass das Geschäft erst nach dem ersten Halbjahr 2010 wieder anzieht. Ganz FDPPolitiker ist er sicher, dass die Schweiz am besten aus der Krise kommt, wenn der Staat nach den beiden Konjunkturpaketen «möglichst wenig interveniert». Diesen Sommer gönnt sich der Berner mit seiner Frau und vier Labradorhunden Ferien im Berner Oberland. Hier fühlt er sich wohl – in der Krise erst recht. «Ich bin ein Bewegungs- und Naturmensch und mit diesen Sitzungszimmern und Flügen eigentlich am ‹lätzen› Ort gelandet», räumt der Wirtschaftskapitän ein.
www.migrosmagazin.ch Die Finanzkrise: Sind Sie eher ein Optimist oder ein Pessimist? Umfrage und Selbsttest.
Regina Ackermann (42), Hausfrau/ Lehrerin, Schaffhausen ter «Meine Mutter Ve ög hat fast ihr ganzes Vermögen verloren. Doch jetzt lacht sie darüber. Denn so gibt es keinen Krach um ihr Erbe. Die Krise hat überall ihr Gutes.» Philipp Schürch, (22) (22), Schüler Ho Hotelfachsc schule, Ba Basel «D «Die Leute werd werden trotz Krise Fe Ferien ch — d ch ich mir machen da mach keine Gedanken um meinen Job. Gespart wird jetzt eher beim Trinkgeld.»
Bilder Fabian Unternährer
Verfechter des Schweizer Wirtschaftsstandorts
gestellt. Eine neue Technologie ermöglicht eine Produktion bei 120 Grad. «So können wir die Umwelt schonen, das interessiert heute die Kunden in der ganzen Welt.»
Slada Horisberger (42), Verkäuferin, Schönbühl BE «Der Druck wird grösser, ür einer muss für h ausnutdrei arbeiten. D Doch zen lasse ich mich nicht. Da weiss ich mich zu wehren!»
Lesen Sie dazu das Interview mit Ökonom Thomas Straubhaar.