Migros Magazin 31 2009 d LU

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82 | Migros-Magazin 31, 27. Juli 2009

Kühle Schluchten, Wasserfälle und Grotten «Swiss Grand Canyon» GR

Limmat Höngg—Dietikon ZH

Die Vorderrheinschlucht, eine der imposantesten Gegenden im Alpenraum. Beliebt bei Wassersportlern. www.ruinaulta.ch

Aareschlucht bei Meiringen BE

Giessbachfälle BE

1400 Meter lang und 180 Meter tief hat sich die Aare in Jahrtausenden ins Gestein gefressen. www.aareschlucht.ch

führt von Thusis via Splügen bis hinunter nach Chiavenna in Italien.»

Rofflaschlucht: der Lohn für sieben Jahre harte Arbeit

Nur wenige Kilometer südlich lockt ebenfalls ein spektakuläres Naturwunder: die Rofflaschlucht mit dem gleichnamigen Gasthaus. Die Touristenattraktion ist aus purer Not entstanden. Als nach der Eröffnung des Gotthardtunnels 1882 der Transitverkehr zum Erliegen kam, wanderten die damaligen Wirtsleute Christian Pitschen-Melchior in die USA aus. Dort verdingte sich Christian Pitschen als Diener. In dieser Eigenschaft begleitete er seinen Herrn auch zu den Niagarafällen. Dort ging dem Bündner Gastwirt ein Licht auf: Er erkannte, dass mit Naturschönheiten Geld zu verdienen ist. «Einen Wasserfall haben wir in der Roffla auch, nur etwas kleiner», sagte er sich und kehrte mit seiner Frau an den Rhein zurück, um die Schlucht als touristische Sehenswürdigkeit zu erschliessen. Die Rofflaschlucht mit ihrem stiebenden Wasserfall bestand seit Urzeiten. Doch es führte kein Weg dorthin. Deshalb krampften die beiden Wirtsleute sieben Jahre lang, von 1907 bis 1914, und sprengten den Zugang zur Schlucht unter dem Fluss hindurch aus dem Fels. Heute führen

Das sympathische Idyll inmitten der Stadt. Ein Paradies, das an heissen Tagen Tausende von Erfrischungssuchenden anlockt.

Ein Naturschauspiel über dem Brienzersee. Mit Standseilbahn und historischem Hotel von 1874. www.giessbach.ch

Fluregn (39) und Doris MelchiorLanicca (39) das geschichtsträchtige Haus und die Schlucht. Fluregn Melchior ist der Urgrossneffe der findigen Bündner, die den Zugang zum Wasserfall erschlossen hatten. Auch Fluregn und Doris Melchior können Geschichten über die Gewalt des Wassers erzählen. «Am 4. Oktober 2006 richtete ein Hochwasser hier grosse Schäden an und riss ganze Mauern mit sich», berichten sie. 15 Tonnen Beton mussten verbaut werden, damit die Touristen sich der Schlucht in der Roffla wieder sicher nähern konnten. Für die Melchiors ist nun wenigstens nachvollziehbar, was ihre Vorfahren einst für grosse Strapazen auf sich nahmen.

Viamala und Roffla Gästeinformation Viamala Tel. 081 651 11 34 info@viamala.ch, www.viamala.ch ➔ 1972 ist die Erschliessung der Rofflaschlucht als Kinderbuch erschienen. «Die Geschichte vom Wasserfall» ist immer noch lieferbar beim Neptun Verlag AG, Kreuzlingen, Fr. 16.80. ➔ Die Eintritte in die beiden Schluchten betragen je Fr. 3.— für Erwachsene und Fr. 2.— für Kinder. www.rofflaschlucht.ch

Der Herr der Eisgrotte

Wem es im Tal zu heiss ist, kühlt sich im Bauch des Feegletschers oberhalb Saas Fee ab. Gletscherforscher Benedikt Schnyder geht mit.

E

s ist Juli auf dem Berg, 3500 Meter hoch. Der Nebel hat sich zusammengezogen wie undurchdringlicher Tüll. Nichts ist zu sehen von den Flanken, den Felsen und Eisabbrüchen. Benedikt Schnyder (67), der Beni, der seine Karriere als Bergführer aufgegeben hat, nachdem er zweimal knapp am Tod vorbeischrammte, sagt in die Wärme des Restaurants hinein, dass es am Nachmittag aufhellen würde. Dies beteuern nicht die Meteorologen, das spürt er, der Naturmensch, der mit 35 schon alle 47 Schweizer Viertausender «gemacht» hatte und inzwischen über 100 Mal auf dem Allalinhorngipfel stand. Schnyder lebt vom kalten Eis. Er ist der einzige private Gletscherfor-

scher in der Schweiz. Der Bergler aus Saas Fee VS hat weltweit schon viele Schnee- und Eiswüsten untersucht, sein eigentliches Tätigkeitsgebiet ist aber das Oberwallis, wo er 21 Gletscher überwacht.

Die Faszination von altem, gefrorenem Schnee

Am vertrautesten ist ihm der Gletscher, der sozusagen vor seiner Haustür liegt, der Feegletscher. Dort kennt er nicht nur jede Bewegung der Eismasse, sondern auch das Innenleben des Firns. Denn im Sommer 1988 hat er damit begonnen, unmittelbar neben der Bergstation am Allalin auf 3500 Metern, eine Eisgrotte zu bauen. Im Frühling 1989 wurde die Touris-


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