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PORTRÄT

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Zahnärztin der besonderen Art

Nr. 29, 15. Juli 2013 | MIGROS-MAGAZIN |

Für viele Kunden ist sie ein Engel. Kein Wunder: Eine Reissverschlussreparatur kostet bei Luise Bisig meist nur acht Franken.

Dicke 12er, Metall, Pink, Riri oder Rea: Mit Reissverschlüssen kennt sich Luise Bisig aus wie keine Zweite. In ihrem Atelier repariert oder ersetzt sie defekte Zähne und Schlitten – und macht damit ihre Kunden glücklich.

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en Montagmorgen hat sie am liebsten. «Meine Kunden sind dann gut gelaunt, weil ich ihnen helfen konnte», sagt Luise Bisig (58). «Manche nennen mich einen Engel. Damit ist meine Woche schon gerettet.» Immer am Montagmorgen und am Donnerstagabend öffnet Luise Bisig ihr winziges Reissverschlussatelier, das sie im Entrée ihres Hauses in Siebnen SZ eingerichtet hat. Hier nimmt sie Textilien mit defekten Reissverschlüssen entgegen, die meisten repariert sie auf der

Stelle. «Das geht ganz schnell», sagt Bisig, zückt eine Zange und öffnet eine Schublade mit Dutzenden von Reissverschlussteilen in verschiedenen Farben, Materialien und Grössen. Es ist eng im Atelier. Eine monströse, wunderschöne, etwa 100-jährige Registrierkasse nimmt fast die Hälfte der Arbeitsfläche ein. Doch Bisig braucht nicht viel Platz. Im Stehen und mit wenigen Handgriffen repariert sie einen Reissverschluss. Denn ob Duvetbezug, Rucksack, Hose oder Jacke: Meist muss der sogenannte Schieber, auch Schlitten genannt, ersetzt werden — jener Teil des Reissverschlusses, der an den beiden bezahnten Teilen entlanggezogen wird. Kostenpunkt: Immer acht Franken, mit wenigen Ausnahmen. Einen neuen

Reissverschluss einnähen hingegen kann schnell 60 Franken kosten.

Nach den Ferien häufen sich die Reparaturen billiger Handtaschen Aber wer lässt in Zeiten von Billigläden und Wegwerfkultur überhaupt noch einen Reissverschluss flicken? Bisig zählt auf: «Frauen, die ihr Lieblingskleid auf keinen Fall missen möchten. Bauern, die ihren geliebten Faserpelz nicht ersetzen wollen. Oder Familien mit Kindern, welche die Kleider ihrer älteren Geschwister austragen.» Im Frühling gelangen oft Töffcombis zu ihr, im Winter Stiefel. Sie reparierte schon Trampolinteile und Zelte, und einmal gar einen Gleitschirmrucksack. Nach den Sommerferien werden ihr viele billige Handtaschen gebracht: im Ausland gekauft und, kaum


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